1. September 2024

Erwartungsmanagement: Ein- oder Auslassungen zu den Wahlergebnissen finden Sie hier nicht, preaching to the converted ist immer ein bisschen fad.

Ich hatte heute ein schönes Erlebnis, passend zum Datum sah und roch ich nämlich den Herbst, als so den jahreszeitlichen, nicht irgendeinen im übertragenen Sinne. Ich war zu Papa N. auf der Autobahn unterwegs und die Bäume waren nicht mehr alle grün, dann beim Aussteigen roch ich kurz das zerfallende Laub. Die herbsttypische minimale Schärfe in der Luft ist noch nicht da, ich erwarte sie in den nächsten zwei Wochen.

Auto fuhr ich, weil ich erst nach 7 Uhr morgens losfahren wollte und gleichzeitig vor 19 Uhr abends zurück sein wollte. Um das abzubilden und noch einen Besuch dazwischen einzufügen, der sich irgendwie lohnt, ist die Bahn zu unzuverlässig, ich musste also Autofahren. Immerhin gab es daran auch etwas Gutes: ich habe den Astronauten-Podcast endlich zu Ende gehört! Werde nicht mehr zum Einschlafen immer zur Stelle 6 h 53 Minuten zurückscrollen müssen und kann vielleicht endlich mal wieder von etwas Anderem träumen als von der Raumfahrt, das wäre schön.

Was ich auch bemerkte, weil ich ja um 7 losfahren wollte: morgens um 6 ist es jetzt schon wieder so dunkel, dass ich auf dem Weg ins Bad über schwarze Katzen stolpere, denn die schwarzen Katzen sind jetzt schon älter und hüpfen nicht mehr behende rechtzeitig aus dem Weg. Ich habe nun Bewegungmelder (mit USB aufladbar) bestellt, die ich auf dem Weg ins Bad anbringen werde, sonst verletzt sich da diesen Winter noch irgendwer, Mensch oder Tier oder beide. Mal sehen, wann die ankommen. Das Päckchen mit der PowerBank, das Frau Herzbruch mir am 16.8. geschickt hatte, damit es zu Ms Abflug am 21.8. rechtzeitig da ist, kam übrigens gestern. Verstehe ich nicht. Ich verstehe auch nicht, warum die Briefpost ab nächsten Jahr länger dauern soll als bisher. Es gibt ja immer weniger Briefpost und ausgetragen wird sie nun per Elektrofahrrad, man sollte meinen, es würde eigentlich schneller gehen als bisher. Dann andererseits ist die Änderung der Zustelldauer vielleicht auch eine Reaktion auf den veränderten Bedarf, eilige Dinge werden ja vermutlich sowieso nur noch selten per Brief verschickt, also warum die Eile. Geht dann vermutlich mit einem Abbau von Stellen einher. Weiß nicht, warum das Thema mich beschäftigt, vielleicht, weil ich heute einen Brief im Briefkasten fand. War aber sowieso eine Spendenbitte, ich würde mir wirklich SEHR wünschen, dass Organisationen, denen ich Geld spende, nicht Teile davon für Briefe an mich heraushauen. Ich möchte keine Briefe von denen.

Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Warum sind Sie so absurd bibelfest? (Da Sie bei Gelegenheit von „Abendmahl“ sprechen, sind Sie vermutlich evangelisch aufgewachsen und die Protestanten scheinen ja von Haus aus eher bibelfest zu sein als die Katholiken, deshalb vielleicht nicht ganz so erstaunlich)“.

Ich bin so absurd bibelfest, weil ich meine Magisterarbeit über „Bezeichnungen für ‚Schwert‘ im Altenglischen“ geschrieben habe. Es sind ja eine recht endliche Menge an altenglischen Texten aus dem Zeitraum vor 1066 erhalten, so um die 400 Manuskripte, darunter natürlich auch Beowulf, aber im wesentlichen juristische Texte, Chroniken und natürlich Bibelübersetzungen (sowie christliche Lyrik und Prosa), denn früher konnten ja nicht alle Lesen und Schreiben und Schreibmaterial war ein Luxusgut, wo fand man das also: genau, in den Kirchen. Wenn zu untersuchender Textkorpus so verhältnismäßig klein ist, muss man den natürlich komplett durchgehen, ich habe also die Bibelübersetzungen (das ist natürlich nicht jedes Mal die ganze Bibel sondern Fragmente – die Psalmen in mehreren Versionen, das Pentateuch, zwei Versionen von Genesis, Exodus, das Buch Daniel und so weiter) gelesen und die Stellen, in denen Waffen oder Kämpfe vorkommen – und das sind sehr viele! – mehrfach gelesen und analysiert. Da bleibt natürlich einiges hängen.

Aufgewachsen bin ich katholisch, aber eher zufällig, meine Eltern sind nicht religiös. Ich war auf einer katholischen Grundschule, weil das die nächstgelegene Grundschule war, bin dementsprechend auch zur Erstkommunion gegangen, das war da so vorgesehen und habe auch noch die Firmung mitgemacht, habe daran allerdings keine Erinnerung. Gläubig war ich nie, Kirchgängern war ich nie, habe auch nie eine Anbindung an die Kirche in Form von Jugendgruppen oder Freundschaften gehabt. Ich fand längere Zeit, dass die Kirche ja auf viele karitative Aufgaben wahrnimmt und ich deshalb da Mitglied bleiben kann, im Zuge der Diskussion um die Missbrauchsfälle, die Stellung der Frau und so weiter und so weiter fand ich dann aber 2010 oder 2011, dass ich keinesfalls irgendwelche Päpste und den Unfug, den sie verbreiten, weiter mitfinanzieren möchte und bin deshalb ausgetreten.

Dass ich mit der Terminologie der evangelischen Kirche besser vertraut bin liegt vermutlich daran, dass ich mit dem Chor (der übrigens kein Kirchenchor ist) häufiger in Gottesdiensten singe und ich höre dann immer interessiert mit, gerade, weil die Kirche, in der wir singen, zwei sehr progressive Pfarrerinnen hat. Ein Eintritt in diesen Zweig kommt für mich aber nicht in Frage, da ich ja, wie gesagt, gar nicht gläubig bin.

7 Kommentare zu „1. September 2024“

  1. Oh ja, das mit den Briefen finde ich auch immer sehr lästig. Eine christliche Organisation, der ich einmalig gespendet habe, was damit so penetrant, dass ich irgendwann eine energischen E-Mail geschrieben habe, in der ich mitgeteilt habe, dass ich mich belästigt fühle und keine Post mehr von Ihnen bekommen möchte. Das hat zum Glück funktioniert.

  2. Wer eine Magisterarbeit schreibt, zu der sie eine Unmenge Text einer Sprache lesen muss, die kein Mensch mehr spricht und von der es überhaupt nur 400 erhaltene Texte gibt, muss eine echte Sprachfreundin sein!

    1. 400 Manuskripte, da sind teilweise mehrere Texte drin (klugscheiß) 😉
      Im Rückblick interessant, ich habe die Sprache gar nicht als Hürde empfunden. Man macht halt im ersten Semester einen Grundlagen- und Grammatikkurs und dann guckt man die Wörter (die man dann ja wegen des Grammatikkurses in die Grundform überführen kann) im Wörterbuch nach und puzzelt sich das zusammen, irgendwann bleiben die Wörter hängen und man kann es halt lesen. Der Rhythmus der Sprache ist Deutschsprachigen natürlich sehr vertraut und wenn man – wie ich – nahe der niederländischen Grenze aufgewachsen ist und einen Vater hat, der als Muttersprache Platt spricht, dann versteht man die Hälfte, wenn man es sich laut vorliest, eh schon.

      Ist vermutlich ähnlich für italienischsprachige Personen, wenn sie Latein lernen.

  3. Ausgerechnet „Schwert“, find ich ja spannend, Texte danach zu analysieren 🙂 Waffen und Kämpfe gibts in den juristischen Texte bestimmt auch viele, nicht nur in der Bibel. Wieviele „Schwertworte“ haben Sie denn am Ende gefunden und gibts Bezeichnungen, die besonders merkenswert waren?

    1. Sechs Lexeme, die das Schwert als direkten Referenten besitzen (bil, brand, heoru, mece, secg, sweord) und die dazu aufgefundenen Komposita (hildebil, guðbil, wigbil, sigemece, beadomece, hildemece, hæftmece, byrnsweord, hyltsweord, malswurd, bradswurd, godswurd, maðþumsweord, guðsweord, wægsweord,).

      Dann Lexeme, deren Referent indirekt das Schwert ist, also metaphorische Bezeichungen (Pars-pro-toto-Bezeichnungen ecg, hilting, isen/isern/iren, Komposita mit -mæl, Genitiv-Metaphern mit -laf und Kenningar wie guðwine, mægenfultum, hildefrofror, hildeleoma, beadoleoma).

      Ein Lexem (seax), das in seiner Simplexform nicht eindeutig dem Wortfeld „Schwert“ zugehörig ist, das aber drei Komposita besitzt, die dazugerechnet werden können (handseax, hupseax, wælseax).

      Das Ergebnis war, dass lediglich die Komposita handseax, hupseax, wælseax als Bezeichnungen für eine unterschiedliche Art von Waffe von den übrigen Bezeichnungen für „Schwert“ abzugrezen sind. Bil und mece, vermutlich auch heoru und secg bezeichnen keine verschiedenartige Schwerter, sondern beziehen sich sämtlich auf das große Kampfschwert, das als Symbol für verschiedene Lebensbereiche der angelsächsischen Gesellschaft stand. Es war oft von großer Schönheit und hohem Wert, verkörperte Sieg oder Niederlage im Kampf, Loyalität gegenüber dem Herrscher und dem eigenen Volk sowie Hass gegenüber dem Feind, war Symbol der Friedenssicherung, der Fehde und des Kriegsleids, des Ansehens und der Verantwortung in der Gesellschaft und der Kontinuität der Blutslinie. Die unterschiedlichen Bezeichnungen wurden je nach dem Aspekt der Symbolkraft, der besonders betont werden sollte, gewählt. Da ein großer Teil dieser Symbolkraft nicht bis in die heutige Zeit erhalten geblieben ist, ist die Unterscheidung der Bezeichnungen nicht mehr in allen Einzelheiten nachvollziehbar, spiegelt Sprachwandel doch letztendlich einen kulturellen Wandel wider.

  4. „… ich würde mir wirklich SEHR wünschen, dass Organisationen, denen ich Geld spende, nicht Teile davon für Briefe an mich heraushauen. Ich möchte keine Briefe von denen.“

    Geht mir auch so. Ich verbiete das oft schon bei der Spende und wenn die sich daran nicht halten, war das definitiv die letzte Spende, die dorthin ging.

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