November 2023

30. November 2023

Ich bin überrascht und enttäuscht. Da plane ich einmal alles minutiös und dann machen die Dienstleistenden nicht mit. Nächstes Jahr plane ich einfach wieder gar nicht, das kommt eh alles aufs selbe hinaus. Heute kam nämlich einfach die Flaschenpost nicht. Seit 17 Uhr steht der Lieferstatus auf „wir packen deine Bestellung“ aber irgendwie scheint man sich beim Packen wohl verhoben zu haben. Was weiß ich. Ich habe jetzt alles für Samstagmorgen nochmal neu bestellt, wenn es dann nicht kommt, fahre ich mit dem Auto los und alle Gäste müssen jeweils ein Gebinde Getränke die Treppe hochschleppen, das wünsche ich mir dann zum Geburstag.

Auch im Büro war ich überrascht und enttäuscht. Ein Teil der sieben Zwerge, nein, Herren von der Hausverwaltung waren wieder bei mir, wegen dieses einen Problems, das seit März besteht und wegen dessen ausstehender Lösung ich im Oktober sehr ungeduldig geworden war. Im Oktober hatte wir dann auch eine Übersicht geschickt, wo exakt dieses Problem auftritt (an übrigens damals 50 von 252 möglichen Stellen, Stand heute an 67). Beim heutigen Besuch sagten die 7 Zwerge auf meine Frage, was denn ihr Plan sei, dass sie nun mal nachhalten wollen würden, wo dieses Problem auftritt und ob man daraus etwas ableiten könne. Natürlich fragte ich, warum sie das nicht schon längst tun und die Antwort war, sie hätten ja dummerweise keine Datenlage, oder eben nur eine sehr dünne, weil sie die Daten erst seit Montag, also seit Montag vor 3 Tagen (ich habe extra zweimal nachgefragt) erfassen. Sie denken jetzt sicher, ich hätte da was falsch verstanden, aber es ist wirklich so, dessen habe ich mich sogar dreimal vergewissert: die haben nicht nur selbst nichts festgehalten sondern auch noch meine Übersichten nicht beachtet und deshalb auch seit Oktober, als ich sie geschickt hatte, nicht weitergeführt. An dem Punkt war dann das Gespräch auch schon wieder zu Ende, ich hatte nämlich keine Geduld, dabeizusitzen, während sie versuchen, Unterlagen von vor vier Wochen geistig zu durchdringen und teilte das genau so mit und warf sie raus. Meine Güte, zu was sich Menschen alles entblöden.

Ansonsten habe ich heute den ganzen Tag auf eine harte Deadline um 23 Uhr hingearbeitet, mir ist bewusst, dass die jetzt gleich ist, mein Teil ist aber fertig, ich beobachte nur noch am 2nd Screen die Finalisierung. Diese Sache – die eigentlich gar nicht in meinen Aufgabenbereich gehört, mir aber wegen Gedöns, naja, genau gesagt Endverantwortung, morgens um 9 in den Schoß fiel, hat mich alle Pläne des Tages gekostet, das einzige andere, was ich getan habe, war Italienischunterricht und dabei habe ich eine Pizza gegessen, weil sonst keine Zeit für Pause war.

Frage in der Contentvorschlagliste heute: Novemberfazit.

Der November war natürlich hervorragend, wie immer. Super Wetter für mich, endlich mal kalt, keine nervige Sonne, ich bin ausnehmend guter Stimmung. Könnte mir vorstellen, dass ich die nächsten Wochen ein kleines bisschen ruhiger angehen lassen möchte, aber das denke ich öfters mal und mache es dann doch nicht. Ich war recht viel unterwegs im November, sagt die GoogleMaps-Statistik, allein 2.411 km mit der Bahn. Und 12 km mit dem Taxi, das war ein harter Abend, aber auch im Nachhinein noch sehr lustig.

29. November 2023

Von 15 Uhr bis 21:15 Uhr war ich heute mit der Bahn unterwegs, um von Düsseldorf nach Offenbach zu fahren. Bzw. war ich so richtig erst ab 17:30 Uhr unterwegs, der erste Teil der Reise gestaltet sich nämlich äußerst störrisch. Diese Woche sind auf der schnellen ICE-Strecke irgendwelche Arbeiten, man fährt daher generell schon einmal komisch, meine Verbindung sollte mit dem Nahverkehr nach Solingen und von da mit einem IC stattfinden. Der IC wurde aber schon vor einer Woche abgesagt, Ersatz sollte ein etwas später fahrender ICE sein, mir auch recht. Dann wurde der Nahverkehr nach Solingen aber noch auf SEV umgestellt und der SEV kam gar nicht, so dass ich mit dem ICE nicht fahren konnte und sowieso auch gar nicht nach Solingen fahren konnte – was, wie sich später herausstellte – gar nicht schlimm war, der ICE und alles andere ab Solingen fuhren nämlich sowieso nicht, als wäre es blöder gewesen, in Solingen herumzustehen als in Düsseldorf HBF. Da fuhr ich nämlich hin, es sollte kurz darauf ein ICE gehen, das war aber geschummelt, der fuhr überhaupt nicht, dann zwei Stunden lang nur Verbindungen mit mindestens 3x umsteigen, teilweise auch in Verkehrsmittel, für die irgendein separater Preis entrichtet werden muss (habe ich nicht verstanden). Mir war etwas frisch und der Bahnhof sehr laut, deshalb quasselte ich mich in die Lounge, trank dort Kakao und saß herum, bis es 17:20 war und mein Zug kommen sollte, nunja, 17:30 kam er dann, okay, er war als ausgebucht gekennzeichnet aber ich bekam noch einen Platz, weil ich ohne zu zögern sofort den allerersten freien Platz nahm, den ich sah, auch wenn 5 Personen (er war in einem Abteil) dafür ihre Sachen herumräumen mussten. Goldrichtige Entscheidung, man denkt immer, man könnte ja durch den Zug gehen und weiter nach Plätzen schauen, das geht aber überhaupt nicht, weil ja ALLE durch den Zug gehen und nach Plätzen schauen es staut sich und sortiert sich dann vielleicht erst in Köln, wenn noch mehr Leute einsteigen und alles immer schwieriger wird. Einfach immer den ersten möglichen Platz nehmen.

Ich las in diesem Zusammenhang (ganz groben Zusammenhang) auch mal was zu Toiletten. Wenn es mehrere Kabinen gibt, immer die erste nehmen. Die wenigsten machen das, es gibt eine Tendenz, nicht die erste und nicht die letzte Kabine auszuwählen, Zentralitätspräferenz, bei der ersten will man lieber erstmal schauen, benchmarken sozusagen und dann die zweite gucken, ist man dann nicht total überzeugt schaut man die dritte an und so weiter und spätestens bei der vorletzten wird man unruhig, nur noch eine Chance, wie belastend, und gibt sich einen Entscheidungsruck. Statistisch haben die Randkabinen, also die erste und die letzte, viel häufiger Toilettenpapier und weniger Keimbelastung (Toilettenpapier in Mittelkabinen um 60 % höher). Keine Ahnung, ob das stimmt.

Der Zug hatte dann jedenfalls noch alles Mögliche unterwegs, Weichenstörung, Signalstörung, Personen im Gleis, zu hohe Auslastung, entfallender Halt, Ersatzhalt, auch heute wurden die Bildschirme irgendwann einfach abgeschaltet und Zugbegleitung gab es nicht oder sie kam nicht durch, was weiß man, er fuhr grob 4 Stunden herum, um nach Frankfurt zu gelangen. Beim letzten Umstieg hatte ich dann Glück und erwischte binnen einer Minute einen Zug nach Offenbach, der eigentlich schon seit 20 Minuten hätte weg sein sollen. Gut 6 Stunden von Tür zu Tür, das hatte ich glaube ich noch nie.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Was sich in meiner Stadt dringend ändern müsste.“ Ich nehme an, meine Stadt ist gemeint, wo die fragende Person lebt, weiß ich ja nicht. Es muss sich hier das Übliche ändern, wie in jeder Stadt: Autos raus, Blechlawinen vom Straßenrand entfernen, dadurch breitere Gehwege und Platz zum Radfahren, weniger Hundescheiße und weniger Müll auf der Straße, mehr Begrünung, mehr Schatten. Nichts davon ist akut dringend aber es wäre schön, wenn die Reise in diese Richtung ginge.

28. November 2023

Die Bahn hat mir heute Freude bereitet.

Mein Plan war, abends nach Düsseldorf zu fahren – die „richtige“ Strecke zwischen Frankfurt und Düsseldorf ist momentan irgendwie kaputt, man fährt statt dessen sämtliche Rheinwindungen ab und benötigt für den Weg 3,5 Stunden. Ich hatte das billigste mögliche Ticket gebucht in der Erwartung, dass die Zugbindung ja sowieso fallen wird, sie tat das schon eine Woche vor Reisebeginn.

Gestern Abend erfuhr ich dann, dass Herr Herzbruch ebenfalls heute von Frankfurt nach Düsseldorf reisen würde, allerdings war seine Fahrt schon am Nachmittag, da arbeite ich ja noch. Schade! Ich machte mit ihm ab, dass ich auch seinen Zug gegen 16 Uhr nehmen würde, falls ich aus irgendeinem Grund im Büro nichts mehr zu tun hätte, so kam es aber nicht. Dafür schrieb mir Herr H dann, dass sein Zug erst um 18 Uhr irgendwas führe.

Ich schaute sofort nach, der Zug war aber restlos überfüllt und ausgebucht, wählen Sie eine andere Verbindung, sagte die App. So gut wie alle Züge Richtung Düsseldorf waren ausgefallen oder verspätet, auf der einzigen verbleibenden sinnvollen Möglichkeit buchte ich mir einen Sitzplatz und stellte am Bahnhof fest, dass mein Zug auf Gleis 7, eigentlich 18:09 Uhr, nun 18:25 Uhr mit dem von Herrn Herzbruch auf Gleis 18, eigentlich 15:40 Uhr, leider Ausfall und nächste Möglichkeit 18:02 Uhr, nun aber 18:23 Uhr, vermutlich Kolonne fahren würde. Amüsiert rief ich Herrn H dazu an, der mir sagte, sein Zug stünde halt am Gleis und sei komplett leer, quasi ein Geisterzug, und ob ich nicht zusteigen wolle. Das tat ich und der Zug fuhr mit noch ein wenig mehr Verspätung ab. Was aus meinem eigentlichen Ersatzzug geworden ist, weiß ich nicht.

Jedenfalls sahen Herr Herzbruch und ich einer Reise in sehr gemächlichem Tempo entlang der Panoramaroute am Rhein, aber halt bei völliger Dunkelheit, entgegen. Wir verbrachten die Zeit mit Gespräch und zwei Flaschen Wasser, Personal gab es nicht, Durchsagen gab es nicht, Geschwindigkeitsanzeigen gab es nicht, näherten uns Bonn, dann war Köln angeschlagen, eine Mitreisende fragte uns, ob dies Düsseldorf sei und ich erwiderte „nee, das ist Köln“, der Zug hielt, der Zug fuhr weiter und die MItreisende sagte „da stand aber Düsseldorf!“. Wir schauten aus dem Fenster, das Schild „Düsseldorf HBF“ zog vorbei, bzw. wir an ihm. Upsi.

Endhalt des Zuges Dortmund, wir spekulierten auf einen Halt vorher in Essen (genaueres unbekannt weil: keine Anzeige, kein Personal), hatten aber Glück und konnten schon in Duisburg aussteigen. Die Mitfahrerin sprach enerviert in ihr Handy, Personen hätten sie falsch informiert, Unverschämtheit, was es alles gibt! „Wir gehen zur anderen Tür raus!“, sagte ich und Herr H: „Wollen wir die Frau nicht ansprechen, ob wir gemeinsam zurückfahren sollen, um das irgendwie wieder gut zu machen?“ – „Wir können nichts wieder gut machen“, sagte ich, also stiegen wir an der anderen Tür aus und rannten mit unseren Rollkoffern davon. „Rennen wir weg?“, fragte Herr Herzbruch. „Ja!“, sagte ich.

Es sollte ein Zug nach Düsseldorf auf Gleis 7 kommen, der fiel aber aus, dann auf Gleis 3, der war aber viel zu spät, dann auf Gleis 2, der kam tatsächlich, als wir zum dritten Mal die Treppe hochsprinteten. Ganz kurz darauf waren wir schon in Düsseldorf, ich fuhr mit der Straßenbahn weiter und Herr Herzbruch steuerte einen Stand mit Backwaren an.

Das war insgesamt ein sehr schönes Erlebnis!

Thema der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: Eifersucht oder Neid?

Warum nicht beides? Bei Eifersucht geht es meist um Zwischenmenschliches, um Zuneigung, um Verlustangst Neid empfinden wir eher in Bezug auf Besitz, Erfolg, Status, allgemein Erstrebenswertest, es geht um Vergleich. Das eine schließt das andere natürlich nicht aus, geizen Sie nicht so mit Gefühlen und empfinden Sie Eifersucht und Neid parallel.

27. November 2023

Zum Geburtstag gab es Schnee! Das habe ich mir als Kind schon immer gewünscht, ein paar Mal ging es in Erfüllung aber so gründlich wie heute in meiner Erinnerung bisher nur einmal.

Ich habe die Knuspr-Bestellung ohne weitere Zwischenfälle abgesetzt, morgen folgt die Flaschenpost, dann ist eigentlich schon alles geregelt.

Den Tag verbrachte ich im Büro. Viele waren darüber ganz erstaunt und fragten, warum ich denn nicht Urlaub hätte am Geburtstag. Ich wüsste gar nicht wozu. Die Familie hat ja auch nicht frei an meinem Geburtstag und Freund*innen auch nicht, das wäre auch etwas viel verlangt, denke ich, dass sich alle möglichen Leute an meinem Geburtstag frei nehmen, um mit mir nachmittags ein Stück Kuchen zu essen oder dergleichen. Im Büro war es lustig. Ich hatte Gebäck dabei (vorbestellt und morgens beim Bäcker abgeholt), ein paar Personen sangen, viele kamen zum Plaudern vorbei und ja, natürlich ist es auch schön, frei zu haben und im Sessel zu sitzen und zu lesen – gerade andere Tage, die nicht an sich schon dieses Potenzial der Unterhaltsamkeit mit sich bringen scheinen mir dafür aber besser geeignet.

Von jedem Familienmitglied Herzbruch bekam ich einen einzelnen Geburtstagsanruf, der von Frau Herzbruch selbst war der kürzeste (ca. 90 Sekunden). Mit Herrn Herzbruch telefonierte ich lange und mehrfach, wir wollen nämlich beide morgen mit dem Zug von Frankfurt nach Düsseldorf reisen und die schnelle Strecke ist gesperrt, man führt über Mainz und gondelt dann irgendwie 3,5 Stunden herum, es bietet sich an, das zumindest in guter Gesellschaft zu tun. Mein eigentlicher Zug ist längst nicht mehr existent, also habe ich keine Zugbindung mehr, Herr Herzbruch fährt aber deutlich früher, als ich üblicherweise Feierabend mache. Wir werden sehen. Dann fiel mir das Handy die Treppe hinunter, ich rief genau das („Sorry das Handy fällt die Treppe runter“) noch hinterher, dann hatte Herr H aber aufgelegt und war nicht mehr erreichbar. Wie ich später erfuhr, war sein Akku genau in dem Moment leer und er musste warten, bis er den wieder aufladen konnte, hatte meine letzten Worte nicht genau verstanden und sich gefragt, ob ich die Treppe hinuntergefallen war, nunja, aber eine Stunde später klärte sich alles auf.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Karaoke oder Pub Quiz im Irish Pub“. Meine Güte. Da schreibt man 100 Jahre ins Internet und nix bleibt hängen. Karaoke natürlich. Was soll die Frage?

26. November 2023

Seit ca. 15 Uhr heute lebte ich in Angst, nämlich vor plötzlichem Tab-Verlust. Den Vormittag hatte ich damit verbracht, mich zu erinnern, wen ich alles zur Geburtstagsfeier eingeladen hatte und was es zu Essen geben könnte, die Speisen müssen nämlich einer gewissen Schnittmenge liegen: einerseits habe ich bis zur Party nur noch sehr wenig Zeit, ich bin Dienstag und Mittwoch überhaupt gar nicht da und Freitag erst ab ca. 23 Uhr. Andererseits ist die Anzahl der Gäste noch etwas ambig, das Leben ist nicht immer vorbehaltlos gut zu allen, auch an meinem Geburtstag nicht und so können manche nur vielleicht spontan kommen – das Essen muss also irgendwie dehnbar sein zwischen „reicht noch für ein paar mehr“ aber nicht bis zu „im Fall esse ich dann drei Wochen lang dasselbe“.

Fest stand, dass alles, was ich brauche, bestellt werden muss. Bei dem Plan für die kommende Woche sehe ich keine Möglichkeit, Großeinkauf zu machen und habe noch weniger als keine Lust, Sachen die Treppe hochzutragen. Also töckelte ich alles, was gebraucht wird, bei zwei Lieferdiensten ein, die aber beide noch keine Fenster für Donnerstag (es muss Donnerstag sein – Montag ist zu früh, Dienstag/Mittwoch/Freitag bin ich so gut wie nicht da) freigeschaltet haben. Ist ja nicht schlimm, ich lasse die Tabs einfach bis Montag (Knuspr) und Dienstag (Flaschenpost) geöffnet und klicke dann auf „Bestellen“.

Nur habe ich nicht immer zig Tabs offen, das finde ich unordentlich, ich habe immer nur die auf, die ich wirklich auch gerade oder sehr bald wieder benutze und ich hatte Angst, dass ich die Tabs in meinem Ordnungswahn einfach zuklicke.

So geschah es zwar nicht, aber ich machte einfach vorhin, weil so viele Updates da waren, einen Neustart…

Naja, ich habe alles nochmal eingegeben und wenn ich nochmal irgendwas Blödes mache, ist es relativ egal, ich weiß jetzt alles auswendig.

Thema in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Glass Ceiling“. Ich glaube nicht, das es hier einer weiteren Betrachtung von struktureller Benachteiligung bedarf. Wir wissen alle, worum es geht, die Faken liegen auf dem Tisch, strukturelle Benachteiligung von Frauen ist eine Tatsache. Wer sich über die Bereiche der Ungleichbehandlung informieren möchte, kann das z.B. im Themenbereich Gleichstellung von Frauen und Mädchen in Deutschland bei Statista tun oder mittels der Ifo- Studie „Wo steht Deutschland bei der Gleichstellung der Geschlechter 2022“. Falls Sie dann noch nicht ausreichend Puls haben, schauen Sie sich die Doku „Die Geschichte der Hausfrauen“ an. Das ist keine 100 Jahre her. Ich bin über @odenwaelderin.bsky.social darauf gestoßen.

Es ist alles bekannt und gesagt. Statt noch mehr Worte zu verlieren verwende ich meine Energie lieber darauf, überall da reinzugrätschen, wo mir die Ungleichbehandlung auffällt. Blutgrätsche natürlich. Spaß ist vorbei.

25. November 2023

Ich bin völlig ermattet. Aus Gründen, die ich jetzt, ein paar Stunden später, schon nicht mehr nachvollziehen kann, dachte ich heute Mittag, es könnte mir Spaß machen, einen Kauf in einem Offline-Geschäft durchzuführen. Also den Kauf eines noch nicht genau identifizierten Gegenstandes, nicht etwa „Thermoskanne Emsa 750 ml silber“, das bekomme ich einigermaßen gut hin.

Die Mutter von Herrn N. möchte mir nämlich etwas zum Geburtstag schenken, aber „nicht wieder einen blöden Gutschein“ und „es wäre schon schön, wenn ich das dann auch sehen kann“ und nunja, die Zeit rennt und ich dachte wirklich, es könne nicht so schwer sein, in die Innenstadt zu gehen und dort einen dünnen weinroten-alternativ-teracottafarbenen Schal und dazu passende Leder- (oder Lederimitat-)Handschuhe zu kaufen. In der Innenstadt war ich sowieso, weil ich auf dem Wochenmarkt einen Adventskranz kaufen wollte, die taugten mir aber alle nicht, sie sahen nämlich exakt so aus wie die im Pennymarkt nur waren sie dreimal so teuer. Ich hatte die letzten Jahre Adentskränze aus dem Pennymarkt, ich weiß Bescheid. Sie sind übrigens auch ganz hübsch, nur möchte ich dieses Jahr den Advent regelrecht zelebrieren und war daher bereit, mehr Geld für einen Kranz, an dem ich mich nicht schon beim Kauf fast sattgesehen habe, auszugeben. Aber eben auch nur für einen solchen.

Ich ging zunächst ins Einkaufszentrum, da sind verschiedene Bekleidungsläden, sie hatten aber alle sowieso nur Wollsachen und Wolle trage ich nicht, ist mir viel zu warm. Die Hälfte der Ladenflächen dort stand auch leer, ich war überrascht, als M in die Grundschule ging, war dort noch sehr viel los und das ist ja gerade mal 8 Jahre her. Also lief ich durch die Fußgängerzone, es hatte dort mal einen Hut- und Handschuhladen gegeben, der war aber auch weg. Es gab viele andere Bekleidungsgeschäfte, alle führten eher grelle Farben, so dass ich kurz mit der S-Bahn nach Frankfurt fuhr um dort in großen Kaufhäusern zu schauen. Ich stellte zu meiner Überraschung (und Enttäuschung) fest, dass man da die Produkte nicht nach Art (also: Hose, Mantel, Pullover) sortiert sondern nach Marke. Mittlerweile habe ich erfahren, dass das schon seit ca. 25 Jahren so ist, ich kann sowas nicht wissen, ich habe während meines Studiums Bekleidung in Second Hand Shops gekauft und von da bin ich zu Online-Käufen übergegangen. In Kaufhäusern bin ich immer nur mit Frau Herzbruch und dann schleift sie mich herum, meistens ist auch Sekt oder Glühwein im Spiel, ich habe mir da nie irgendwas gemerkt. Ich irrte durch drei große Kaufhäuser und zwei Einkaufszentren, dann setze ich mich draußen im Regen auf eine Bank und erklickte mir innerhalb von 90 Sekunden Schal und Handschuhe, dann fuhr ich wieder nach Hause. Nächstes Mal weiß ich besser Bescheid und probiere nicht wieder so einen Quatsch aus.

Frage in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste: Gibt es ein bestes Lebensalter?

Ich kann mich hier nur wiederholen, es gibt überhaupt nie irgendwas „bestes“, es kommt immer total drauf an. (Ich weiß wirklich nicht, was die Fragenden hier immer mit ihren Superlativwertungen haben, das erscheint mir mittlerweile schon ein bisschen auffällig. Vielleicht möchten Sie sich mal fragen, warum Sie diesen Drang haben, immer alles in eine Reihenfolge zu bringen, wenn unser Erleben ganz klar nicht linear und nicht objektiv ist. Können Sie Ambiguität nicht gut aushalten?) Ausnehmen möchte ich dabei Nudeln, da sind Spaghettoni die besten. Ich bin mit meinem aktuellen Lebensalter sehr zufrieden, ich kann machen, was ich will, aber es tut noch nichts weh. Das erscheint mir sehr gut. Vorher war ich aber auch zufrieden und ich hoffe, es auch später noch zu sein.

24. November 2023

Es gab heute eine komplett bizarre Situation an meinem Arbeitsplatz. Es laufen gerade diverse Sanierungs-, Renovierungs- und Möbelprojekte, deshalb sind unerwartet viele (normalerweise exakt 0, wir haben eine spezielle Etage für Besuch, in die anderen Flächen kommt niemand) fremde Menschen in den Büroflächen. Heute wurden in ein paar Räumen neben meinem neue Möbel aufgebaut, als alles fertig zur Abnahme war, fehlte der Lieferschein. Die drei Möbelmenschen standen etwas hilflos herum, wir kamen auf die Idee, dass sie in ihrem Büro anrufen und den Lieferschein an mich mailen lassen könnten, dann drucke ich ihn aus, wir machen die Abnahme und unterschreiben. Das dauerte dann alles etwas länger, weil die Frau, die sowas kann, nicht im Büro sondern im „Homeoffice“ war und keinen Zugriff auf die Unterlagen hatte und die Person, die bei den Unterlagen war, war nicht gut im Mailen. Ich fand es doof, wenn drei Möbelmenschen so lange im Gang herumstehen und auch besonders doof, wenn sie in meinem Büro herumstehen, also bat ich sie, an meinem Besuchstisch Platz zu nehmen und holte Getränke, so saßen wir dann da und sprachen über das Nordrhein-Westfalen und über das Nato phonetic alphabet.

In diesem Moment kam mein eigener Chef vorbei, schon mit Mantel und Tasche vermutlich auf dem Weg zum Flughafen, jedenfalls sehr in Eile und er wollte mir noch etwas sagen – kam in den Raum und bremste scharf, schaute sie sehr irritiert die Runde an und sagte, er müsse mich nur sehr kurz aber auch enorm schnell vertraulich sprechen. Die drei Leute rausbitten schien unpraktisch (weil: wohin?), wir gingen in den Gang aber da war zu viel Laufverkehr und offene Türen, also zu wenig vertraulich, so er sagte kurz entschlossen „wir gehen jetzt einen Moment da hinein!“ und zeigte auf die Toilettentür schräg gegenüber. So wurde es gemacht, dauerte auch nur ca. 15 Sekunden, dann gingen wir wieder heraus, er schaute die Tür an und sagte „ist das eigentlich die Herren- oder die Damentoilette?“ und damit ist nun der ersten Person aufgefallen, das ich einen Teil der Toiletten entgendert habe. „Es ist eine Toilette für uns alle, ich ging davon aus, dass sowieso immer nur eine Person zeitgleich darin ist“, erwiderte ich und so ließ sich dieses Thema jetzt viel besser platzieren, als ich es je hätte planen können. Manchmal muss man nur auf den richtigen Moment warten. Ich bin so ein Glückskind!

Völlig unzusammenhängend damit in der unverbindichen Contentvorschlagliste heute das Thema „Begrüßungsküsschen“. Kommt drauf an von wem, oder? Im engen Familienkreis ist das bei mir die normale Begrüßung, außerhalb erlebe ich das nur ganz vereinzelt. Umarmungen schon eher. Ich habe mich mit all dem abgefunden. Noch vor ein paar Jahren mochte ich Umarmungen nicht, mittlerweile würden sie mir bei manchen Personen fehlen. Ich bin auch eine Händeschüttlerin, das Gefühl von einem kurzen Initialkontakt hilft mir in Gespräche und ich kann mir Namen besser merken, wenn ich sie mit dem entsprechenden Händedruck verbinde. Was mich selbst wundert, weil ich in allen Situationen, in denen ich einen Wohlfühlabstand zu anderen Personen herstellen kann/soll, wirklich absolut immer einen größeren Abstand wähle als alle anderen. Und gleichzeitig finde in den letzten freien Platz innen in einem Vierersitz völlig unproblematisch, enge Kneipenbänke gemütlich, alles völlig ok, wenn jemand den Arm um mich legt und ich schlafe öfters mit Freundinnen auf Reisen in einem Bett. Im Zusammenspiel erscheint mir das unlogisch und ich sehe kein Muster. Es ist halt einfach so.

23. November 2023

Ich bin ein wenig ermattet, entgegen meiner eigentlichen Pläne für diese Woche muss ich mich sehr ungeplant offenbar den gesamten Arbeitstag damit befassen, dass alle durchdrehen. In den einen Bereich habe ich mich zur Stabilisierung einfach hineingesetzt, ich mache da inhaltlich rein gar nichts doch als ich fragte „wie kann ich euch helfen“ war die Antwort „es würde helfen, wenn du dich einfach zu uns setzt“. Also mache ich das. Wie so eine Katze, die im Sessel liegt und dadurch stimmungsstabilisierend wirkt. Den Tag über schauten auch mehrere Personen zur Tür hinein und sagten Sachen wie „Ach! Sie hier, wie schön!“. Einer blieb in der Tür stehen, setzte dann einen extra gernervten Blick auf und sagte „Sie hier, muss das jetzt auch noch sein?!“ Den mag ich am liebsten.

Mittags war ich mit dem Bereich in der Kantine. Es gibt immer mehrere Gerichte, eins hieß heute „German Bowl“ und bestand aus zwei Sorten Kohl, zwei Sorten Wurst und natürlich Kartoffeln. Humor haben sie ja. Ich ging mit dem festen Vorsatz in die Kantine, garantiert irgendetwas anderes als „German Bowl“ zu essen, es gab auch noch Fettuccine mit Walnusspesto, unter anderem. Der Koch, der mich immer kompetent berät und dem ich daher zu 100 % vertraue, war aber sehr bestimmt, dass ich „German Bowl“ essen sollte. Er würde es exakt so zusammenstellen, wie es für mich perfekt ist. Ich ließ mich darauf ein und: schmeckte hervorragend, wer hätte das gedacht.

Abends Gesangsstunde, dabei habe ich bemerkt, dass meine Stimme in Wirklichkeit noch nicht wieder so richtig funktioniert. Zum Sprechen reicht es, darüber hinaus scheint einiges noch nicht ganz fit zu sein.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Warum regen sich alle über „Klimakleber“ auf und nicht über Falschparker“

Sorry, falsche Adresse hier. Ich rege mich eher über Falschparker als über Klimakleber auf, ich finde Autos ja scheiße, Klimakleben hingegen ganz spannend, auch die Sachen mit der Suppe auf Bildern etc. finde ich okay. Ich fühle die Haltung dahinter – in Worten beschreiben kann ich sie nicht gut, aber ich spüre sie in mir. Keine Aufregung von mir daher. Falschparker bitte abschleppen.

22. November 2023

Heute schleppte ich dann also den ganzen Krempel, den ich zum Arbeiten zu Hause benötigt hatte, zurück ins Büro. Also eine Tasche und noch einen Stoffbeutel voll mit schwerem Zeugs und ich hielt es für eine hervorragend effiziente Idee, gleichzeitig damit drei leere Gemüsekisten, zwei Rewe-Papiertüten voll mit Altpapier, einen großen leeren Pappkarton und einen prall gefüllten Restmüllbeutel zwei Stockwerke hinunterzubalancieren. Zwanzig Minuten überspringen wir, Ergebnis dann: ein top geputztes Treppenhaus und noch viel schlechtere Laune als eh schon (wegen des Geschleppes).

Unterwegs kaufte ich mir zum Trost Blumen, „garantiert 5 Tage nach Kauf haltbar“, ich bin mir da nicht so sicher, ich bin mir aber auch nicht sicher, ob ich am Freitagabend Lust habe, schlappe Blumenleichen zurück in den Laden zu tragen und auf Wiedergutmachung zu pochen. Für 1,99 EUR. Ich halte mir das noch offen, vielleicht bin ich am Freitagabend ja auch in exakt dem richtigen Gemütszustand dafür. Im Büro dann ein Meeting nach dem anderen, das hatte ich eigentlich besser geplant, ich hatte nur drei Personen für heute eingeladen und die anderen drei letzte Woche aber dann wurden die krank und später raus im Jahr wird es bei mir eng, also kamen sie alle heute. Und 5 von den 6 brachten Kuchen mit. Ist das jetzt modern, dass man zu geschäftlichen Terminen Kuchen mitbringt? Ich hatte einiges zu Verteilen hinterher.

Davor, danach, dazwischen Irrsinn. Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich mir das erklären soll. Ja, es ist Jahresende. Ja, das Jahr war mies. Ja, es gibt noch einige Termine einzuhalten. Ja, viele sind krank. Muss man da auch noch durchdrehen, das nervt doch nur noch mehr. Kurz vor Feierabend auch noch ein Anruf vom nOC, ich hatte ihm ein Informationsnugget zugeworfen, dazu rief er mich an um mir sehr intensiv, eindringlich und angespannt zu schildern, wie er das alles sieht und wie das alles zu interpretieren ist, gut und schön, nur wusste ich das alles bereits, inklusive seiner Meinung dazu, die ich übrigens auch teile. Ein völlig unnützes Gespräch, das ich nicht einordnen kann außer so, dass es ihm wichtig ist, dass wir in diesem Punkt übereinstimmen und er schlicht nicht weiß, dass mir das alles längst klar ist. Das ist etwas beleidigend.

Frage in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Haben Sie eine Coachingausbildung oder nehmen regelmäßig an Trainings/Coachings teil?“

So ziemlich mit das allerletze, was ich machen möchte, ist Leute coachen. Nicht nur, dass ich dazu überhaupt keine Geduld hätte, ich stelle es mir auch komplett grauenhaft vor. Man muss ihnen endlos zuhören und sich irgendwas zu sagen überlegen, das ihnen dann hilft, sich selbst irgendwie zu sortieren und auf die für sie wesentlichen Punkte zu kommen, was man wieder abwarten bis aussitzen muss und passiert es dann früher (oder vermutlich eher später) und der Fall ist abgeschlossen, wendet man sich der nächsten Person zu und fängt von vorne an. Ich bin schon bei der Vorstellung unendlich genervt. Ich habe dementsprechend keine Coachingausbildung und wüsste auch nicht, wozu ich eine machen sollte.

Ich nehme auch nicht an regelmäßigen Coachings teil und plane das auch nicht, wobei ich mich damit auf Coachings im vermutlich gemeinten Sinne, also bei einer für Coaching ausgebildeten Person mit entsprechender Vorgehensweise und gegen Bezahlung, beziehe.

Hier möchte ich etwas mehr differenzieren: den Nutzen, meine eigenen Meinungen, Haltung, Vorgehensweisen – auch gerade beruflich – mal von jemand anders ansehen und mit mir besprechen zu lassen, halte ich für absolut sinnvoll. Also eine Art Executive Coaching, vielleicht eher ein Sparring, also eine Person, mit der ich über meine Strategien offen sprechen kann und die von meiner Reaktion nichts zu befürchten hat und mir deshalb gut sagen, was sie von mir und meinen Ideen hält. Mir dafür eine einzelne Person zu suchen, über die ich erst einmal nichts weiß, sehe ich einfach nicht. Vielleicht ist sie gar nicht richtig schlau oder denkt mir zu langsam oder zu festgefahren oder ist mir nicht robust genug. Wenn so ein Austausch nicht auf Augenhöhe stattfinden kann, funktioniert das ja nicht.

Aus diesem Grund habe ich solchen Austausch mit Freundinnen, also nicht nur nebenher sondern klar angekündigt als „Fallbesprechung“ oder Feebackwunsch, AITA, oder was auch immer. Das hat den großen Vorteil, dass ich die Gesamtumstände gar nicht erst erklären muss, die kennen sie ja schon. Alle meine Freundinnen sind schlau, denken schnell und offen und sind robust, keine von ihnen zögert, mir zu sagen, wenn ich Bullshit rede. Das zusätzlich Wunderbare ist, dass sie alle völlig unterschiedlich sind und deshalb in ganz unterschiedlichen Momenten finden, dass komplett falsch liege. Irgendeine kritisiert immer, natürlich immer mit guten Argumenten, das macht meine Entscheidungen stabiler, weil ich diese Argumente dagegen schon einmal mitdenken kann.

21. November 2023

Im beruflichen Kontext bin ich heute so vielen völlig bizarren Situationen begegnet, dass ich mir am Ende des Tages (nicht als Redewendung sondern rein als Zeitbegriff gemeint) die Frage stellte, ob ich möglicherweise gerade ein Testverfahren in Bezug auf meine Urteilsfähigkeit durchlaufe. Es wäre dann allerdings ein sehr einfacher Test.

Ansonsten war der Tag eher ruhig. Der Patientin geht es etwas besser, die Kontrolle verlief positiv, sie hat momentan ein Gesicht, das breiter als lang ist aber das geht wohl wieder weg. Es sieht absolut faszinierend aus. Wie ein fremder Mensch. Ich saß die meiste Zeit am Schreibtisch, dazwischen Kühlpack, Suppe, dreimal kam ein Paketdienst. Ich habe die hässlichste Bluse, die ich jemals gesehen habe, bestellt. Auch eine Leistung. Es geschah nicht absichtlich, ich dachte, sie könnte so gerade eben funktionieren mit einem ganz bestimmten Spin, aber leider ging der Spin geradewegs in die andere Richtung und sie ist ein Ausbund an Hässlichkeit. Ich musste sehr lachen.

Ich habe momentan eine Kiste mit Dingen „zu verschenken“ vor der Wohnungstür. Im 2. Stock noch, weil ich noch keine Gelegenheit hatte, sie nach unten zu bringen, ich war immer anderweitig beladen. Erstaunlicherweise gehen die Dinge im 2. Stock vor der Tür aber auch schon gut weg, vielleicht liegt es daran, dass wir über uns jetzt zwei WGs haben. Mit sehr coolen jungen Leuten allerdings, ich hätte nicht gedacht, dass sie sich für meine abgelegten Handtaschen und Rucksäcke interessieren, aber so ist es wohl. Auch ein Paketbote griff zu, bei den Kindertaschen.

Es ist auch Zeit für ein Fingernagel-Accountability-Update: rechts drei gesplittert, links zwei. Keiner abgekaut. Dezentes Hurra.

Auf dem Rückweg vom Kontrolltermin gingen M und ich noch in einen Wollladen, Handarbeitsladen, ich weiß nicht, wie solche Geschäfte heißen, es gibt da alles Mögliche in Bezug auf Handarbeiten und auch fertige Produkte, die aber alle Unikate sind. M wollte Wolle kaufen, wurde auch freundlich beraten, an einem Holztisch saß eine Gruppe Frauen mit Heißgetränk, die man bei NYT Connections alle anhand bestimmter Kleidungsmerkmale hätte zu einer Gruppe zusammenfügen können und sie reagierten weder auf unseren Gruß beim Hereinkommen noch beim Herausgehen. „Was ist mit denen?“, fragte M als wir vor der Tür standen. „Weiß ich nicht, aber wir können wieder reingehen und sie uns vertraut machen, die stärkste Energie im Raum bestimmt die Energie im Raum“ bot ich predigend an. „Ich will wieder ins Bett“, sagte M. So wurde es gemacht. M zurück ins Bett, ich zurück an den Schreibtisch.

Die Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste ist heute nicht so einfach: „>Diesen Teil der Empathie übe und baue ich auch seit Anfang 2021 weiter aus, weil sie ja ein sehr nützliches Handwerkszeug ist.< Weshalb gerade seit Anfang 2021? Und wie darf man sich dieses Üben vorstellen?“

Die Frage bezieht sich – ich habe das gegoogelt, kein Witz! – auf einen Post von mir im April dieses Jahres.

Gehen Sie mal gedanklich zurück zu Anfang 2021. Ab März 2020 hatten wir Pandemie mit viel Häuslichkeit und wenige Kontakte zu haben war eine Tugend. Kleiner Exkurs: ich bin davon überzeugt, dass diese Phase der Zurückgezogenheit, in der wir uns nur mit Personen getroffen haben, die uns wichtig waren, die wir gern hatten, unsere „Bubble“, uns einen großen Teil der Übung darin, uns auseinanderzusetzen mit dem, was wir eben nicht mögen und einen großen Teil der Übung im Diskurs abgekauft hat. Ohne Zweifel ist es nett, sich nur mit den Menschen zu befassen, die man mag. Ich glaube aber, das ist nicht, wie eine Gesellschaft funktionieren kann. Das ist aber ein anderes Thema, können wir gerne ein andermal diskutieren.

Zurück zu Anfang 2021, wir saßen immer noch oder schon wieder zu Hause, meine berufliche Kommunikation – in der man sich z.B. nicht die Menschen um einen herum aussuchen kann – wurde für mich immer herausfordernder, ich hatte den Eindruck, alle Emotionen schlagen immer höher, gleichzeitig verlief vieles schriftlich und was steht, das steht und es gab außerdem in meiner Rolle besonders viel Anlass, größeren Gruppen Mitteilungen zu machen, idealerweise in einer Form, in der es nicht danach eine große Explosion und Vernichtung gibt. Ich beriet mich deshalb mit den Internetdamen des virtuellen Büros häufig über die Frage, wie diese Kommunikation besser gelingen kann. Und fast immer landeten wir beim Thema „Empathie“.

Wie schon im Ursprungspost gesagt ist es nicht so, dass ich die Gefühle und Situationen anderer nicht gut erkennen könnte. Ich hatte nur signifikant unterschätzt, wie sehr die meisten Personen ihre Entscheidungen durch Emotionen leiten lassen, sogar, wenn es für sie selbst nachteilig ist. Weil das bei mir häufig anders ist und ich deshalb auch nicht so sehr darauf reagiere, wenn meine Emotionen anerkannt oder adressiert werden. So habe ich kein gutes Vokabular für solche Reaktionen, keine geübten Formulierungen, weil das alles nie in mir Resonanz erzeugt hat und damit nie hängen geblieben ist. Zusammenfassend könnte man sagen, ich kenne die zugehörigen Konventionen der empathisch-zugewandten Reaktion nicht.

Bzw. ich kannte sie nicht, ich übe ja schon eine Weile. Wie sieht das Üben also aus? Zunächst mal beobachte ich, wie andere sich verhalten. Wie reagieren sie, wenn sie z.B. den Schmerz einer dritten Person erkennen, welche Worte, welche Gesten verwenden sie und wie wird das angenommen, welche Reaktion folgt darauf wieder. Ich schreibe mir Sätze, Formulierungen, Gesten auf, die in einer Situation besonders wirksam. Mag für Sie lächerlich klingen; ich lerne das wie Vokabeln (weil ich es für nützlich und auch weil ich es für richtig halte), ich schaffe mir also zunächst einmal ein künstliches, ein erlerntes Repertoire. Das allein ist natürlich noch nicht das Ende des Weges, denn ich habe erst einmal nur bei Platitüden und Worthülsen, das mag in flüchtigen Kontexten hilfreich sein aber nachhaltig überzeugend und zeitbeständig ist das nicht.

Mittlerweile bin ich an einem Punkt, an dem ich betrachten kann, welche Handlungsweisen in mir selbst Resonanz erzeugen und habe ein besseres Gefühl für Möglichkeiten der Reaktion, die angemessen sind und gleichzeitig aus mir kommen und in meinem ganz eigenen Gesamtkontext auch Sinn ergeben, für die ich mich nicht verbiegen muss. Kurz gesagt, die aufrichtig sind und damit eine Haltung ergeben.