8. Februar 2025
M ist weiterhin krank. Armes Mäuschen. Ich war etwas unruhig, sie allein zu Hause zu lassen, denn bei Fieber neigt sie zum Umkippen, wenn sie ins Bad geht oder dergleichen. Ich war aber mit Papa N. verabredet, also beließ ich es bei eindringlichen Worten, vor dem Aufstehen auf der Bettkante immer etwas Beingymnastik zu machen.
Bei Papa N. gab es zu tun. Die Heizung im Bad ging nicht, musste wohl entlüftet werden, allerdings steht ein Schrank so dicht am Heizkörper, dass man mit dem Entlüftungsschlüssel nicht drankommt. Also baute ich den Schrank ab – er ist nicht schwer und lediglich mit einem Winkel an den Fliesen befestigt, der Abbau also keinerlei Problem und beim Wiederaufbau das größte Problem, das Loch für die Schraube wieder zu treffen (es gelang im 2. Anlauf).
Bei der Gelegenheit putzte ich aber gleich hinter dem Schrank und auch im Schrank und sortierte Dinge dort aus, gemeinsam mit Papa N:
Ich: Guck mal. Eine Flasche Franzbranntwein, die ihr Mindesthaltbarkeitsdatum am 13. August 1985 überschritten hat!
Papa N: Ich glaub, die ist noch gut!
Ich: Ich glaube auch. Und zusätzlich glaube ich noch, dass du in den letzten 40 Jahren keinen Franzbranntwein gebraucht hast!
Papa N: Willst du damit sagen, dass ich in den nächsten 40 Jahren auch keinen brauche?
Ich: Das könnte sein.
Papa N: Und 41 mach ich nicht mehr! Dazu bin ich zu alt!
Papa N. wird diesen Monat 88. Die Flasche wurde entsorgt.
Dann ging ich zur Nachbarin, um ihr die Zeitung vorbeizubringen. Die Nachbarin weinte, ich fragte, was denn los sei. „Ich habe ein Tief“, sagte die Nachbarin, „es ist alles so trübselig, draußen in der Welt und vor dem Fenster und ich habe mir den Arm gebrochen und damit ist alles anstrengend aber sag meiner Tochter nicht, dass ich geweint habe, sonst sorgt sie sich noch mehr um mich!“ Ich fragte, was ich denn tun könne, ob ich sie mal umarmen soll? Das sollte ich. wie ein kleines Vögelchen fühlte sie sich an. Sie weinte dann noch mehr. „So war das aber nicht gedacht, dass du dann noch mehr weinen musst!“, sagte ich. „Jetzt ist es vor Freude!“, sagte die Nachbarin. „Das kannst du auch meiner Tochter sagen!“
Mannmannmann. Die Nachbarin ist 89.
Der Vermieter schrieb Papa N neulich, das Treppenhaus sei so empfindlich, daher dürften darin keine elektrisch betriebenen Tragestühle verwendet werden. Derzeit baut der Vermieter eine Wohnung aus. Das Treppenhaus stand voller Baumaterialien, war von oben bis unten verdreckt mit Staub, Schutt und Schmutz, Abdeckungen verrutscht und abgerissen. Auch die Einhaltung der allgemeinen Vorschriften zu Fluchtwegen ist als sehr zweifelhaft zu beurteilen. Ich musste sehr lachen. Und Fotos machen. Einer weiteren Auseinandersetzung zum Thema Tragestuhl sehe ich gelassen entgegen, die größte Herausforderung wird, wieder einmal und wie so oft im Leben sein, „Sie haben doch einen an der Waffel, wollen Sie mich verarschen?“ geschäftsmäßiger zu formulieren. Aber dazu haben wir ja ChatGPT und Konsorten.
Achja, ich habe jetzt einen anderen Entlüftungsschlüssel bestellt, nicht diesen mickymausartigen sondern einen, der eher wie ein Kaffeebecherumrührstäbchen aussieht, als man die noch hatte. Dann muss in Zukunft auf kein Schrank mehr abgebaut werden.