11. Februar 2025
Der Tag begann mit einer äußerst gut sitzenden Hose. Früher waren mir Hosen von der Stange immer zu kurz. Vielleicht bin ich geschrumpft oder vielleicht sind Hosen heutzutage länger, jedenfalls gelang es mir neulich, drei Business-Hosen einzukaufen, die von Haus aus die richtige Länge für mich haben. Ich bin sehr zufrieden!
Der Arbeitstag verlief eher mühsam, immer, wenn ich angestrengt war, schaute ich aber auf meine Hosenbeine, wie sie in perfekter Länge auf den Schuhen auflagen, und war wieder sehr zufrieden. Mühsam war am Morgen ein Meeting mit der Hausverwaltung, das ich seit kurz vor Weihnachten einfordere – es geht um eine strittige Nebenkostenabrechnung und eine Liste mit über 20 aufgelaufenen anderen Punkten, obendrauf noch benötigte Infos für das ESG-Reporting. Erst war die Ansprechperson im Urlaub, dann war sie krank, dann war sie mit Themen überlastet, dann widerrief ich das Lastschriftmandat für die Mietzahlungen und es kam etwas Schwung in die Sache, der Termin war dann heute. Unglücklicherweise rief mich heute aber mein Sidekick in solchen Angelegenheiten an mit einer Stimme wie aus einer sehr tief liegenden Gruft. Mit Menschen mit so einer Stimme möchte man keinen Konferenzraum teilen, ich wies ihn an, den Rest der Woche anderswo, also jedenfalls nicht im Büro, zu verbringen. Absagen wollte ich den Termin aber natürlich auch nicht, also blieben mir noch zwei Stunden, mir seinen Part anzulesen. Was zum Glück ganz gut gelang, die Ansprechpersonen (es kamen mehr als erwartet) waren nämlich in meinem Teil, also im Finanzteil, noch gar nicht sprechfähig. Was machen die den ganzen Tag? Wenn man im Dezember 24 eine Rechnung schickt, muss man die doch bis Mitte Februar 25 selbst verstanden haben? Sehr eigenartig.
Für den Nachmittag war vorgesehen, den Notfallplan zu aktualisieren. Davon halte ich ja nicht allzu viel. Ich halte sehr viel davon, wichtige Informationen aktuell und von überall abrufbar zu halten aber eine detaillierte Beschreibung, wie viele Tische und Stühle man in einem Ausweichbüro benötigt, halte ich exakt nichts. Sowieso hatten wir in den letzten Jahren einige der gängigen Notfallszenarien ja schon in echt: Pandemie, kompletter Stromausfall – gut, „mad president“ hatten wir noch nicht, das kommt jetzt erst, aber dann muss man dafür auch keinen Leitfaden mehr schreiben. Ich dampfte die bisherigen (von der Struktur her vorgegebenen) 115 Seiten auf 12 Seiten zusammen. Mal sehen, ob wir damit durchkommen. Wobei ich nicht wüsste, wer uns aufhalten sollte.
Außerdem kam am Nachmittag ein Antwortschreiben von Papa Ns Vermieter, dem ich ja in Bezug auf den Tragedienst geschrieben hatte, vielleicht erinnern Sie sich, es war mein Bemühen, „Sie haben doch einen an der Waffel, wollen Sie mich verarschen?“ geschäftsmäßiger zu formulieren. Das ist mir gut gelungen, die Antwort enthielt zunächst ein paar fehlerhafte Absätze zu Haftung, schwenkte dann aber um zu „Wir überlassen Ihnen, die Situation eigenverantwortlich zu bewerten und Ihr Handeln daraus abzuleiten.“ Das ist mir sehr recht, wir können die Situation ja am allerbesten beurteilen. Und dann hatte ich noch große Freude am letzten Satz des Briefes und übernahm in sofort in meine kleine Sammlung von Sätzen, die mir sicher noch einmal sehr gelegen kommen werden: „Aus Zeitgründen verzichten wir auf weiteren schriftlichen Austausch in dieser Angelegenheit.“ Noch später in der S-Bahn musste ich laut darüber lachen.
Insgesamt war das ein sehr gelungener Tag.