16. Februar 2025

Meine Kalender haben am Wochenende immer nur ein Kalenderblatt für beide Tage. Vielleicht ist das hier im Blog jetzt auch so, ein Eintrag für beide Tage. Ist schließlich Wochenende. Gott hat am Sonntag, so sagt man, überhaupt gar nix gemacht. Ich habe viel Wäsche gemacht heute und die Chorbuchhaltung und mich dann für die nächste Woche in Position gebrachte – ich habe keinen unverplanten Abend, da muss ich mich vorher ein wenig durchsortieren.

Gestern kam ich mir morgens gleich nach dem Aufwachen vor wie die allerschlaueste Person der Welt. Ich hatte nämlich eine Lebensmittelllieferung bestellt und konnte mich bei der Bestellung mit mir selbst nicht so richtig einigen, welche Uhrzeit gut wäre. Wann bin ich wohl wach, wann will ich wohl gerade Brötchen holen, wann frühstücken, wie geht der Tag weiter und will ich das alles vorher festlegen – nein, das will ich natürlich nicht! Also legte ich die Lieferung auf eine Uhrzeit, zu der ich definitiv aufstehen will und bestellte die frischen Frühstücksbrötchen gleich mit! Für zwischen 10 und 11 war bestellt, der Wecker war auf halb 10, da war auch bereits die SMS eingetroffen, dass die Lieferung für 10:08 Uhr zu erwarten sei, reichlich Zeit zum Duschen und Tee kochen und zapp: Lieferung mit frischen Brötchen und Croissant!

Anschließend machte ich Erledigungen außerhalb: Pakete wegbringen, Pakete abholen, zum Schuster wegen neuer Absätze und dann stand da eine Person vor mir, die ein Problem mit dem Funk-Autoschlüssel hatte, natürlich macht der Schuster auch so etwas und mir fiel ein, dass ich einen Autoschlüssel im Rucksack habe, bei dem die Tasten für den Funk irgendwie abgefallen sind, was etwas lästig ist, wenn man an den Kofferraum muss. 15 Minuten später hatte ich ein neues Gehäuse um den Schlüssel, die Schuhe sind am Dienstag fertig und ich bin gespannt, ob ich sie jemals wieder abholen kann, der Schuster hat unter der Woche nämlich ausschließlich zu meinen Arbeitzeiten geöffnet und die nächsten absehbaren Samstage bin ich nicht hier. Wir werden sehen. Es sind zeitlose Schuhe, ich kann sie auch in ein paar Jahren noch tragen.

Mit den üblichen Haushaltsdingen wurde es dann auch schon knapp, pünktlich um 17:45 in der S-Bahn nach Mainz zur Abendverabredung zu sitzen, zumal ich M vorher noch erklären mussste, wie man einen Film in einen analogen Fotapparat einlegt und wie man ihn, wenn alle Bilder gemacht sind, wieder herausnimmt. Ich habe gar keine Worte dafür, aber ein Muskelgedächtnis in den Händen.

In Mainz traf ich Violinista, sie hatte mich dorthin eingeladen für mein Geburtstagsgeschenk, von dem ich bis zu Beginn nicht wusste, worin es bestand. Zunächst einmal trafen wir uns in einem vietnamesischen Lokal, in das sie mich dann auch noch einladen musste, weil man nur mit Bargeld zahlen konnte und ich habe ja nie Bargeld. Ansonsten war es sehr lustig da. Wir bestellten beide vorher eine Suppe, ich bat darum, den Koriander wegzulassen. Ich mag nämlich keinen Koriander, nicht, weil er für mich nach Seife schmeckt, sondern weil ich keinen Koriandergeschmack mag, so, wie ich auch keinen Kümmelgeschmack mag und Minzgeschmack nur in bestimmten Zusammenhängen (und keinesfalls in Drinks). Es kam eine Suppe mit reichlich Koriander, also wohl die von Violinista, sie begann zu essen, dann kam lange Zeit nichts, dann eine weitere Suppe ohne Koriander aber mit Glasnudeln. Das war die von Violinista, Glasnudeln mag ich nämlich auch nicht.

Dann hatten wir zwei Hauptgänge bestellt, ich meinen wieder ohne Koriander. Der Hauptgang kam und der Herr, der ihn servierte, sagte „Das ist jetzt auch wieder mit Koriander“, und so war es, ein Berg Koriander über den Tofu gestreut. Er sagte das in so einer Art, die ein ganzes Universalwissen transportierte – ja, offensichtlich war da jetzt auch Koriander drauf, es war ein unstrittiger Fakt, wie oft hat man das heutzutage noch, was könnte irrelevanter in dieser Situation sein, als das Gespräch, dass wir kurz vorher noch an diesem Tisch geführt hatten, dass ich keinen Koriander auf oder in meinem Essen möchte. Als ob ich mit einem Fingerzeig auf die Speisekarte das Universum aus den Angeln heben könnte. „Das ist jetzt auch wieder mit Koriander“, ja, exakt, das ist es. „Ich nehme ihn runter“, sagte ich, tat das und warf ihn auf das Essen von Violinista.

Anschließend gingen wir zur Veranstaltungslocation. „Sind wir hier richtig, ist hier heute William Wahl?“, fragte ein Pärchen uns und ich sagte „Wer ist hier heute? Ich weiß nicht, wo wir hingehen, ich werde überrascht!“. Es stimmt aber alles. Der Abend gefiel mir gut, die Unterhaltung war vielseitig und schlau.

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