Nachtrag 14. (& 15.) April 2025
Am nächsten Morgen war dann schon wieder Abreisetag. Wir hatten aber noch einiges vor.
Beim Frühstück – oh, kurzer Exkurs zum Einkaufen! Wir fahren bei unseren Reisen auf dem Hinweg immer einen Vollsortimenter an und kaufen dort alles, was wir zu brauchen glauben, ein. In den letzten zwei Jahren war das jedes Mal viel, viel zu viel. Zu viel von allem: Getränke, Snacks, Brotbelag und so weiter. Dieses Jahr waren wir schlau. Wir kauften direkt nach dem Mittagessen ein und waren zu diesem Zeitpunkt wirklich pappsatt. Der Einkauf war entsprechend übersichtlich und doch war es absolut genug und sehr lecker. Also: beim Frühstück verzehrten wir die meisten Reste, nur wenig war mitzunehmen, und wunderten uns weiter über das Airbnb.
Die Unterkunft war völlig in Ordnung. Aber mehr auch nicht. Zusammengewürfeltes Mobiliar ohne erkennbares Muster – was halt übrig war, besonders lachen musste ich über eine komplett überdimensionierte Lampe etwa 1,20 hoch, Lampenschirm Durchmesser ca. 50 cm), die auf einem zarten Sekretär balancierte, auf dem man – wegen seiner Empfindlichkeit – keine Tassen abstellen durfte. Der Fernseher auf einer Obstkiste. Im nächsten Eck ein halbes 80er-Jahre-Regal in Kiefer natur. In der Küche diverse Sorten Paprika aber kein Salz. Mein Highlight: ein Bügeleisen aber kein Föhn. Wer braucht denn in der Wildnis ein Bügeleisen – zumal, es gab gar keine Spiegel, in dem man sich in frisch gebügelter Kleidung hätte bewundern können.
Zusätzlich überall Belehrungen. Zwei Absätze über Mülltrennung, der Hund darf mit aber nicht ins Schlafzimmer und nicht ins Bad (?), auf Rücksicht auf Personen mit Allergie, wurde geschrieben, bei den stark verzierten und stark verstaubten Bilderrahmen war das mit der Allergie aber nicht so wichtig. Sowieso, die Bilder! Nebeneinander ein schlechter Kunstdruck vom Schloss, eine Stickblume, ein unerklärlicher Ausschnitt von einer Weltkarte und daneben Queen Elizabeth. Mein Gehirn ist ja sehr auf Mustererkennung geeicht, es war herausfordernd für mich. In der Gewürzekiste Muskat, zweimal Paprika, Zimt, aber weder Pfeffer noch Salz. Großzügigste Versorgung mit Spülmaschinentabs. Dafür nur zwei Löffel vorhanden. Und noch mehr Belehrungen. ich habe sie alle verdrängt, ich reagiere bekanntlich nicht gut auf Belehrungen. Das ganze verbunden mit dem ständig wiederholten Wunsch nach einer 5-Sterne-Bewertung. Wir haben uns nun entschlossen, gar nicht zu bewerten. Es war ja alles ok, passte nur nicht mit dem propagierten Anspruch zusammen.
Nach dem Frühstück räumten wir die Wohnung und machten einen neuen Ausflug, diesmal zur Klosterruine Disibodenberg – in dieses Kloster kam Hildegard von Bingen mit 14 Jahre, zusammen mit zwei weiteren Mädchen die ersten drei Frauen, die in das Kloster aufgenommen wurden, zusammen mit 11 Benediktinermönchen, mehr möchten wir gar nicht wissen. Auf dem Parkplatz fand ich einen Zettel, auf dem ich nur „Gift“ und „Handschuhe“ lesen konnte. Sofort entfernte sich mein Kopf aus der tatsächlichen Situation, stob in alle Richtungen davon, erfand Geschichten und Szenarien und ich hatte schon Gänsehaut an den Armen, gerade als ich dann das Stück Papier mit einem Plastikbeutel aufheben wollte, sah ich den Rest der Einkaufsliste, halt Dünger und Erde und so weiter, nunja.
Die Klosterruine ist sehr atmosphärisch, zwei Spazierwege führen herum, einmal der Rundweg, einmal der „Weg der Stille“, an dem es verschiedene Tafeln mit Psalmen und Erkenntnissen von Hildegard von Bingen gibt. Der Weg war schön, die Tafeln las ich aufmerksam und diskutierte sie mit Schanuf, sie taten aber nichts für mich. Punkt der Diskussion war unter anderem, ob das „Fürchten“, das im Zusammenhang mit Gott erwähnt wird, vielleicht früher anders konnotiert war, eher mit „Respekt“ als mit „Angst“. Und/oder ob in den damaligen Zeiten, in denen es ja für viele Menschen noch um das nackte Überleben ging, die Gesellschaftsordnung nur durch religiöse Machtkonstrukte mit Angst als Motivator aufrecht erhalten werden konnte, weil es anders strukturell noch nicht möglich war. Wir konnten uns diese Fragen nicht beantworten.
Freude hatte ich auch, als ich in der Ruine las, dass sie irgendwann zwischendrin mal von den umliegenden Dörfern als Steinbruch verwendet worden war. Denn zuvor hatten wir noch über Denkmalschutz gesprochen, den ich eher kritisch sehe, gerade da, wo er Sanierung, Wohnungsbau etc. erschwert. Warum müssen wir denn so an dem Alten festhängen, wenn es doch nicht mehr tauglich ist? Ich sehe das ähnlich wie Sprachkonservativismus, auch der taugt nicht. Kudos an die Dorfbewohner, die sich an den Steinen der Vergangenheit halt bedient haben, wenn sie sie für ihre eigenen zukünftigen Projekte benötigten!
Anschließend besichtigten wir noch das Museum, es handelte sich um exakt einen Raum, für mich die perfekte Museumsgröße zumal es auch noch Sitzgelegenheiten für Kaffee und Kuchen gab – nur leider an diesem Tag keinen Kaffee und Kuchen. Der freundliche Museumsmensch nannte uns aber zwei Lokale in der Nähe, „Nähe“ meint hier ca. 10 km entfernt, eins davon hatte zu, das andere nur einen Tisch draußen und eine Baustelle vor der Tür, es gab nur ein weiteres Lokal in dem Ort und das hatte ebenfalls nur einen Tisch, also fuhren wir nach einem Eiskaffee weiter davon, ich weiß nicht mehr warum aber wir landeten in Bad Kreuznach, schauten bei einem weiteren Spaziergang noch Salinen an und aßen Bratwürstchen mit Sauerkraut.
Am späten Nachmittag setzte Schanuf mich ordentlich durchgeurlaubt zu Hause ab. Ich schaffte es noch, mein Gepäck auszupacken und bekam dann Magenschmerzen, über die ich jammerte bis mich ein tiefer, zweistündiger Schlaf komplett entschärfte. Danach alles wieder gut.
Auch dem Fuß geht es gut, er juckt wie blöd und muckt ein bisschen beim Treppabgehen oder am Tagesende, aber das ist bestimmt in 1 – 2 Wochen weg, so lange kann ich abwarten.
Heute war dann Büro, der Fototermin, alles unspektakulär aber: ich habe den E-Bike-Rücktausch veranlasst.