12. Mai 2025 – Zurück auf Alltag

Der Plan, mega-ausgeschlafen-erholt im Büro aufzuschlagen, ging nicht auf. Denn beim Einschlafen war mir zu warm, die Decke lag komisch, das Kissen war knubbelig, ich lag zu tief und die Wunde im Mund pochte, dann lag ich zu hoch und fand es unbequem, dies und das, was halt so passiert, wenn man seinen Schlafrhythmus völlig verschoben hat. Ich bin also ganz normal ins Büro, nicht als neuer Mensch.

Bzw. ich fuhr – die letzte Fahrt mit dem E-Bike, denn in der Mittagspause war ein Termin, es gehen ein normales Bike einzutauschen. Das lief gut, sehr beschwingt radelte ich zurück zum Büroturm, ich bin erleichtert, dass diese Episode erst einmal vorüber ist.

Am Arbeitsplatz gab es keine speziellen Vorfälle. Die interessanten Dinge passieren morgen – heute hatte ich mir von planbaren Dingen freigehalten, um mich mit eventuell während meiner Abwesenheit aufgetretenen Dringlichkeiten befassen zu können. Davon gab es zum Glück nur wenige, dafür hatte ich viel Gelegenheit, mich weiter in „Kompetenz zurückgeben“ zu üben.

Schwierig war die Situation rund um das Essen. Ich hatte nicht vorgesorgt, weil ich davon ausging, halt einfach morgens und abends etwas zu essen. Bei einem Tag abseits der Couch scheint mein Körper aber mehr Nahrung zu verlangen, schon um 12 Uhr knurrte mein Magen laut vernehmbar. Passendes Essen war nicht allzu schwer zu finden aber die ganzen Mundreinigungsutensilien hatte ich natürlich nicht dabei – also einen Teil schon, aber nicht alle, sonst müsste ich mich so einem kleinen Trailer anreisen, wie ihn wichtige Schauspieler*innen an Filmsets bekommen und mein Trailer wäre dann voll mit verschiedenen Zahnzwischenraumbürstchen, Tupfern, Wattestäbchen und Betaisodona.

Umso mehr freute ich mich über einen Anruf der Zahnärztin, in dem sie fragte, ob ich morgen wohl ein paar Minuten zur Entfernung der Fäden hätte. Das wird die Lage weiter normalisieren, nehme ich an.

In der täglichen Contentvorschlagliste ist eine Frage, die sich auch auf meinen Arbeitsplatz bezieht: „Was bekommen Sie aktuell aus den USA mit? Wie ist dort die allgemeine Grundstimmung, bemerken Sie Unterschiede zu früher?“

Ich arbeite in einer amerikanischen Organisation und verbringe die (deutschen) Nachmittage eher in einem US-Umfeld als ich einem deutschen Umfeld. Momentan steht da immer ein Elefant im Raum. Was wir nicht vergessen dürfen: rund die Hälfte der Personen, die in den USA gewählt haben, haben Trump gewählt und zwar nicht irgendwie aus Versehen sondern ganz absichtlich. Ich kann also davon ausgehen, dass unter denjenigen Personen in unseren US-Büros, zu denen ich Kontakt habe, ebenso Trump-Anhänger*innen sind, wie bei uns am deutschen Standort AfD-Wähler*innen sind. Bei denen, die ich näher kenne, kenne ich natürlich die politische Ausrichtung aber bei weiten nicht bei allen, mit denen ich immer mal so zu tun habe.

Ich nehme die Stimmung insgesamt als angespannt wahr, auf mehreren Ebenen. Einmal auf der zwischenmenschlichen Ebene – zwischen Personen aus unterscheidlichen politischen Lagern verläuft eine Kluft und manchmal flackert das auf, an Stellen, die ich – als Person aus einer anderen Sozialisierung und Kultur – gar nicht immer nachvollzeihen kann. Ich glaube, zwischen den Kolleginnen und Kollegen dort gibt es teilweise recht verhärtete Linien.

Dann auf der persönlichen Ebene: ich weiß von vielen die sich Sorgen machen, was die politische Entwicklung für sie selbst, für ihre Familien und ihre Zukunft bedeutet. Oder auch für den eigenen Arbeitsplatz.

Und letztendlich auch auf der Arbeitsebene, denn die ständigen Änderungen innerhalb der US-Politik, der Zollpolitik, der Steuerpolitik, Einwanderungsthemen etc. machen die Arbeit für uns alle nicht leichter. Mir ist es zum Beispiel in diesem Jahr zum allerersten Mal jemals passiert, dass eine Person nicht rechtzeitig ihr Visum für die USA bekommen wird, weil die bisherigen Zeiträume und Fristen, die bislang als verlässlich galten, einfach nicht mehr greifen.

Im Kern ist es vielleicht eine unterschwellige, aber konstante Verunsicherung. Ich werde mir das im Juni vor Ort anschauen (wenn nicht irgendwas besonders Dramatisches bis dahin passiert). Vielleicht ist es einfacher, diese Spannung einzuordnen, wenn man mitten in ihr steht und nicht nur über Zeitzonen hinweg ihre Ränder spürt.