Der Orchideenstab, den ich neulich suchte, steht in der linken Ecke der rechten Küchenfensterbank. Zu meiner Überraschung – dort hatte ich nämlich nachgeschaut, weil ich ihn dort erinnerte. Ihn aber offenbar übersehen. Auf einer Fensterbank, die ca. 1,20 Meter lang ist. Ich bin irritiert.
Gesehen habe ich ihn vorhin, ca. drei Wochen nach der eigentlichen Suche, als ich in einem Lesedingens-Videocall war. Da fiel mein Blick einfach so darauf. Es ist natürlich möglich, dass der Stab vor drei Wochen nicht dort stand und eine andere Person im Haushalt ihn zwischenzeitlich dorthin gebracht hat. Nachdem sie ihn erst dort weggenommen hätte, denn zuvor war er ja auch mal dort, ich habe ihn selbst dort hingestellt. Wie wahrscheinlich ist es, dass eine andere Person in diesem Haushalt etwas nimmt und später an denselben Ort zurückstellt? Wie wahrscheinlich ist, dass ich ihn übersehen habe bei meiner Suche?
Es ist schon einige Jahr eher, da feierten wir hier mit M in der Wohnung einen Harry-Potter-Geburtstag, im Einsatz war unter anderem im Unterrichtsfach „Zaubertränke“ unsere Soßenkelle. Nach der Party war die Soßenkelle verschwunden und blieb 1,5 Jahre verschwunden – wurde nicht ersetzt, man kann sich behelfen, Fleischsoße aßen und essen wir sowieso höchst selten und Tomatensoße wir anders verwendet, dafür braucht man keine Sauciere mit silberner Kelle. Nur 1,5 Jahre später lag die Soßenkelle auf meinem Schreibtisch direkt zwischen Tastatur und Bildschirm. Ich fand sie, als ich nach Hause kam und meine Sachen dort ablegte. Am Morgen, als ich meine Sachen von dort mitgenommen hatte, hatte ich sie nicht gesehen. Ist es möglich, dass sie da die ganze Zeit lag und wir alle sie übersehen haben? Vielleicht. Ist es möglich, dass jemand sie an diesem Vormittag genau dort hingelegt hat? Vielleicht.
Im Büro berichtet eine Mitarbeiterin mir kürzlich, sie habe mein Verhalten kopiert und dadurch eine außerberufliche Situation gut aufgelöst. Es ging um ihre Putzhilfe, die Samstagvormittag in großer Aufregung anrief, sie habe den Schlüssel zur Wohnung verloren. Meine Mitarbeiterin konnte in ihrer ersten Arbeitswoche bei uns einen Generalschlüssel nicht mehr finden und war auch sehr aufgeregt. Der Radius, in dem sich dieser Schlüssel befinden konnte, erstreckte sich auf nur wenige Räume und so ornete ich an, dass wir jetzt erst einmal gar nichts machen und uns auch nicht sorgen (zahlt sowieso die Versicherung) sondern ganz normal weiterarbeiten. Und dass außerdem vorerst nichts (außer Personen) diese Räume verlässt, also kein Müll, keine Kartons, keine Post, kein Staubsaugen darin etc. Am Nachmittag des zweiten Tages bat die Mitarbeiterin, ob wir die Schreddertonne öffnen könnten, sie habe da so ein Gefühl, dass sie den Schlüssel möglicherweise darauf abgelegt habe. Und da war er schon.
So sagte die MItarbeiterin ihrer Putzhilfe, sie solle sich nicht sorgen, heute könne sie sowieso die Tür öffnen und der Schlüssel würde sich schon finden, sie würde nur empfehlen, keinen Müll aus der Wohnung zu bringen. Und tatsächlich fand sich der Schlüssel einen Tag später im Plastikmüll, vermutlich mit einer leeren Putzmittelflasche zusammen dort hineingeworfen.
Wobei die einen zwei und die anderen zwei Erzählungen natürlich gar keinen engen Zusammenhang haben – einmal geht es um Dinge, die in plain sight nicht auffindbar waren, beim anderen Mal um Dinge, die sich tatsächlich an einem sehr falschen Ort befanden.
Gestern konnte Herr Herzbruch am Abend den Kuchen von der Feier nicht mehr auffinden. Das hatte glaube ich nochmal ganz andere Gründe.
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Wie wird in ihrem Arbeitsumfeld das Thema duzen vs siezen geregelt? Gern im Vergleich von Team, Standort, DACH.“
Das Thema wird bei uns gar nicht geregelt sondern individuell gehandhabt. In den Teams duzen sich die Personen üblicherweise, in Einzelfällen wird es auf Wunsch auch anders gemacht. Zwischen den Teams wird sich häufig gesiezt. Das Thema spielt nur für den deutschen Standort eine Rolle, da wir mit den anderen Standorten Englisch sprechen/schreiben und daher sprachlich entfällt. Weltweit sprechen wir uns auf Englisch mit Vornamen an, was aber nicht dem Duzen entspricht sondern nur dem anderen sprachlichen/kulturellen Gebrauch. Ich spreche meinen Chef z.B. auf Deutsch mit Sie und Nachnamen an, auf Englisch mit you und Vornamen und empfinde das nicht als Widerspruch.