22. April 2025 – noch 9x Schwimmen

Der Tag war lang und angenehm unterhaltsam, er enthielt Verrücktheiten, Freizeitaktivitäten und zwei Entscheidungen, die sich gut anfühlten. Außerdem freue ich mich zum ersten Mal, seit ich mich überhaupt erinnern kann, über den Frühling. Ich weiß nicht, woher das kommt. Neulich bei der Reise mit Schanuf war es schon so, dass mir die erblühende Landschaft auffiel, sonnenbeschienen und – zu meiner Überraschung – anziehend. Ich äußerte das Gefühl verwundert, wir versuchten, es zu verstehen, es gelang aber noch nicht. Heute wiederholte sich das Gefühl, ich war mit Fragmente draußen unterwegs und sie erwähnte – fast schon entschuldigend, Personen, die mich schon während des Sommers kannten, in dem ich versuchte, ihm mit ausgeprägtem Hass zu begegnen, neigen dazu – irgendwas mit Frühling oder nahendem Sommer und ich entdeckte wieder eine gewisse freudige Erwartung in mir. Wir werden das beobachten und genießen, so lange es anhält.

Die zwei Verrücktheiten spielten sich beide im beruflichen Kontext ab. Die eine – wir haben ja einen Dienstleister, der nicht so richtig den Erwartungen entsprechend Dienste leistet, so dass es ein Gespräch gab nach dem ich verwundert war, wer eigentlich genau für uns zuständig ist. Denn der bisherige Ansprechpartner war es nicht mehr, er arbeitet da gar nicht mehr, trat aber weiterhin so auf, als ob. Also schaute ich im Handelsregister nach, wer denn dort Zeichnungsrechte hat und telefonierte dann ein wenig mit dem Ergebnis, dass eine neu zuständige Person mir eine Liste von Ansprechpersonen schickte und einen Vorstellungsbesuch ankündigte. Der alte Ansprechpartner mailte dann heute – irritierenderweise immer noch mit Firmenadresse, ich hoffe, die haben ihr eigentliches Geschäftsfeld besser im Griff als ihre IT – und bat, die mail vom neuen Ansprechpartner weitergeleitet zu bekommen. Völlig crazy. Ich verknüpfte die beiden Herren per Mail mit der Bitte, die Angelegenheit zu regeln ohne mich zu behelligen.

Die zweite Verrücktheit war ein weiterer Dienstleister, heute zu Gast weil es Probleme gibt, die ich besprechen und vorzugsweise natürlich lösen wollte. Das sei aber nicht möglich, erklärte mir die Besucherin, weil alles bei ihnen intern so schwierig ist und ihr der Job auch gar keinen Spaß mehr macht, es sei für sie auch alles total doof und wird ihren Ansprüchen nicht gerecht, wir seien in derselben Situation. An der Stelle musste ich klar widersprechen, die Situation ist nicht ansatzweise vergleichbar, denn die Besucherin wird für ihr Leiden bezahlt, ich hingegen bezahle dafür auch noch einen Haufen Geld. Keinesfalls gleich also. Der Besuch endete kurz darauf, wir konnten die Situation nicht auflösen, es geht in die nächste Instanz.

Die Freizeitaktivitäten: ich traf Fragmente zum Kaffee und wir tranken Tee, das war sehr schön! Und abends ging ich Schwimmen und das Schwimmbad war fast vollkommen leer, superangenehm.

Und beim Schwimmen traf ich auch eine der Entscheidungen, die sich gut anfühlten. Ich kaufte nämlich eine 10er-Karte. Erst war ich zögerlich, es ist nämlich, glaube ich, das Schwimmbad, das für Fragmente am wenigsten attraktiv ist und sowieso ist bald Sommer und ich werde eher draußen schwimmen. Andererseits haben Fragmente und ich aber sowieso nicht jede Woche einen gemeinsamen freien abend, und wenn ich ohne sie schwimmen gehe, gehe ich immer in dieses Bad, weil es für mich verkehrstechnisch sehr gut liegt und weil es eine 50-Meter-Bahn hat. Wichtiger ist aber: ich muss jetzt in diesem Schwimmbad, in das ich meistens allein gehen werde, also keine Fallback-Option dabei habe, nicht mehr an Bargeld denken müssen. Das ist dort nämlich die Zahlungsweise. „Wie lange gilt die 10er-Karte denn?“, fragte ich den Herrn hinter dem Plexiglas, das ich bei drei Besuchen schon fast beim Gestikulieren eingeschlagen hätte, weil es so gut geputzt ist. Der Herr besteht aus lauter Kreisen, sein Kopf ist wie ein Kreis, seine Frisur, sein Bauch, sogar seine Hände – mehr kann ich von ihm hinter dem Tresen nicht sehen. Er wirkt sehr sympathisch. „Für immer!“, sagte er. Ich schaute wohl etwas skeptisch. „Sie können die Karte auch übertragen“, fügte er hinzu, und dann, nach einer kurzen Pause „aber Sie sind ja noch jung!“ Ich war überzeugt. 10x Schwimmen, also nach heute 9x schaffe ich in diesem Leben wohl noch, zumindest hoffe ich das sehr. Ich bin jetzt eine Person mit Schwimmzehnerkarte. Wer hätte das gedacht.

Die zweite gute Entscheidung betraf die Autowerkstatt, zu der ich heute fahren wollte. M hatte dort letzte Woche einen Termin wahrgenommen und der Automensch war doof zu ihr gewesen. Er hatte ihr – trotz Termin – das Gefühl gegeben, dass sie stört (er hatte Besuch und war mit Kaffeetrinken beschäftigt), ihre Fragen nicht beantwortet und das, was sie sagte, nicht berücksichtigt. Dann hatte er sie weggeschickt und sie sollte heute wiederkommen, dann könnte er sich das nochmal genauer anschauen. Als sie mir das berichtete, hatte ich beschlossen, die Angelegenheit selbst zu übernehmen und den Dienstagtermin wahrzunehmen. Heute, kurz bevor ich losfahren wollte, kam mir aber plötzlich ein ganz anderer Gedanke: warum um alles in der Welt sollte ich eine Autowerkstatt aufsuchen, die blöd zu meiner Tochter ist? Es gibt ja reichlich andere Autowerkstätten und ich möchte mit doofen Leuten keine Geschäftsbeziehung (und auch sonst keine). Ich rief also einfach woanders an und vereinbarte einen Termin für Donnerstagmorgen und bei dem Doofmensch sagte ich nicht ab.

2 Kommentare zu „22. April 2025 – noch 9x Schwimmen“

  1. Oh ja – junge Frau als Kundin in einer Autowerkstatt …!
    Ich erinnere mich, wie ich mal mit Ende 20 dort ziemlich aktiv ignoriert wurde. Beim nächsten Besuch habe ich mich so businessmäßig angezogen wie möglich.
    Ist mindestens 30 Jahre her – wie doof, dass es sich offenbar nicht besonders verändert hat!

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