Autorenname: Novemberregen

12. Mai 2025 – Zurück auf Alltag

Der Plan, mega-ausgeschlafen-erholt im Büro aufzuschlagen, ging nicht auf. Denn beim Einschlafen war mir zu warm, die Decke lag komisch, das Kissen war knubbelig, ich lag zu tief und die Wunde im Mund pochte, dann lag ich zu hoch und fand es unbequem, dies und das, was halt so passiert, wenn man seinen Schlafrhythmus völlig verschoben hat. Ich bin also ganz normal ins Büro, nicht als neuer Mensch.

Bzw. ich fuhr – die letzte Fahrt mit dem E-Bike, denn in der Mittagspause war ein Termin, es gehen ein normales Bike einzutauschen. Das lief gut, sehr beschwingt radelte ich zurück zum Büroturm, ich bin erleichtert, dass diese Episode erst einmal vorüber ist.

Am Arbeitsplatz gab es keine speziellen Vorfälle. Die interessanten Dinge passieren morgen – heute hatte ich mir von planbaren Dingen freigehalten, um mich mit eventuell während meiner Abwesenheit aufgetretenen Dringlichkeiten befassen zu können. Davon gab es zum Glück nur wenige, dafür hatte ich viel Gelegenheit, mich weiter in „Kompetenz zurückgeben“ zu üben.

Schwierig war die Situation rund um das Essen. Ich hatte nicht vorgesorgt, weil ich davon ausging, halt einfach morgens und abends etwas zu essen. Bei einem Tag abseits der Couch scheint mein Körper aber mehr Nahrung zu verlangen, schon um 12 Uhr knurrte mein Magen laut vernehmbar. Passendes Essen war nicht allzu schwer zu finden aber die ganzen Mundreinigungsutensilien hatte ich natürlich nicht dabei – also einen Teil schon, aber nicht alle, sonst müsste ich mich so einem kleinen Trailer anreisen, wie ihn wichtige Schauspieler*innen an Filmsets bekommen und mein Trailer wäre dann voll mit verschiedenen Zahnzwischenraumbürstchen, Tupfern, Wattestäbchen und Betaisodona.

Umso mehr freute ich mich über einen Anruf der Zahnärztin, in dem sie fragte, ob ich morgen wohl ein paar Minuten zur Entfernung der Fäden hätte. Das wird die Lage weiter normalisieren, nehme ich an.

In der täglichen Contentvorschlagliste ist eine Frage, die sich auch auf meinen Arbeitsplatz bezieht: „Was bekommen Sie aktuell aus den USA mit? Wie ist dort die allgemeine Grundstimmung, bemerken Sie Unterschiede zu früher?“

Ich arbeite in einer amerikanischen Organisation und verbringe die (deutschen) Nachmittage eher in einem US-Umfeld als ich einem deutschen Umfeld. Momentan steht da immer ein Elefant im Raum. Was wir nicht vergessen dürfen: rund die Hälfte der Personen, die in den USA gewählt haben, haben Trump gewählt und zwar nicht irgendwie aus Versehen sondern ganz absichtlich. Ich kann also davon ausgehen, dass unter denjenigen Personen in unseren US-Büros, zu denen ich Kontakt habe, ebenso Trump-Anhänger*innen sind, wie bei uns am deutschen Standort AfD-Wähler*innen sind. Bei denen, die ich näher kenne, kenne ich natürlich die politische Ausrichtung aber bei weiten nicht bei allen, mit denen ich immer mal so zu tun habe.

Ich nehme die Stimmung insgesamt als angespannt wahr, auf mehreren Ebenen. Einmal auf der zwischenmenschlichen Ebene – zwischen Personen aus unterscheidlichen politischen Lagern verläuft eine Kluft und manchmal flackert das auf, an Stellen, die ich – als Person aus einer anderen Sozialisierung und Kultur – gar nicht immer nachvollzeihen kann. Ich glaube, zwischen den Kolleginnen und Kollegen dort gibt es teilweise recht verhärtete Linien.

Dann auf der persönlichen Ebene: ich weiß von vielen die sich Sorgen machen, was die politische Entwicklung für sie selbst, für ihre Familien und ihre Zukunft bedeutet. Oder auch für den eigenen Arbeitsplatz.

Und letztendlich auch auf der Arbeitsebene, denn die ständigen Änderungen innerhalb der US-Politik, der Zollpolitik, der Steuerpolitik, Einwanderungsthemen etc. machen die Arbeit für uns alle nicht leichter. Mir ist es zum Beispiel in diesem Jahr zum allerersten Mal jemals passiert, dass eine Person nicht rechtzeitig ihr Visum für die USA bekommen wird, weil die bisherigen Zeiträume und Fristen, die bislang als verlässlich galten, einfach nicht mehr greifen.

Im Kern ist es vielleicht eine unterschwellige, aber konstante Verunsicherung. Ich werde mir das im Juni vor Ort anschauen (wenn nicht irgendwas besonders Dramatisches bis dahin passiert). Vielleicht ist es einfacher, diese Spannung einzuordnen, wenn man mitten in ihr steht und nicht nur über Zeitzonen hinweg ihre Ränder spürt.

11. Mai 2025 – Abschluss einer Woche ohne Ereignisse

Die Rekonvaleszenzwoche ist beendet und ich finde, ich habe das ziemlich gut hinbekommen! Der Körper ist jedenfalls zufrieden, der Geist, nunja, irgendwie anregend war die Woche nicht. Jetzt ist sie ja um.

Heute habe ich nochmal ausgeschlafen (10 Stunden), den Schreibtisch nochmal in Ordnung gebraucht und alle Mailpostfächer geleert sowie sämtliche Wäsche weggewaschen. So sollte der Wiedereinstieg in einen normalen Alltag sanft verlaufen, weil das generelle Housekeeping zunächst einmal erledigt ist. Ein paar berufliche Mails sind auch vorgeschrieben und werden sich morgen irgendwann zur Arbeitszeit automatisch versenden – sie erfoderten Nachdenken und dazu wird in den nächsten Tagen keine Zeit sein. Gleichzeitig sollen sie beiläufig wirken, so dass es völlig undenkbar ist, sie an einem Sonntag zu verschicken.

Ansonsten bin ich etwas wehmütig. Mein Cuttermesser ist aufgebraucht. Ich hatte es irgendwann zu Kindergartenzeiten von M angeschafft, weil mir ständig ein scharfes Ding zum Aufschneiden von Sachen fehlte – alle anderen ähnlichen Gegenstände wechselten kontinuierlich ohne mein Wissen den Aufenthaltsort in unserem Haushalt. So kaufte ich ein Cuttermesser in Signalfarbe und niemand außer mir durfte es berühren. Das letzte Klingenstückchen ist jetzt abgebrochen. Man kann natürlich Ersatzklingen kaufen, jedoch nur generell, nicht in diesem speziellen Fall, in dem es in den letzten über 10 Jahren diverse Unfälle mit dem Messer gab, so dass die Klinge nicht mehr austauschbar ist. Ich überlegte, ob ich weiterhin ein eigenes Messer benötige. Dann beschloss ich, dass ich heute, 2025, DREI eigene Messer benötige, an verschiedenen Orten. Also kaufte ich drei gleich in Signalfarbe nach.

Weiter im Sinne des Housekeepings vor Rückkehr in den Alltag werde ich die gestrige und heutige Themenstellung in der unverbindlichen Contentvorschlagliste abarbeiten.

Gestern: „Wie geht es dem Mini Panda Reiskocher? Bewährt er sich auf längere Sicht oder sind Sie auf eine herkömmliche Zubereitungsmethode zurück gewechselt? Ich liebe Milchreis (oder Reisbrei wie man bei uns sagt), aber meine Küche hatte bisher nie Platz für ein weiteres Gerät, was sich aber mit dem anstehenden Umzug ändern wird. Seit Ihrem Bericht war ich verliebt, aber leider habe ich auch schon vieles angeschafft, was mir total sinnvoll erschien, aber dann auf Dauer doch kaum genutzt wurde bis es dann schlussendlich eine neue Heimat gefunden hat.“

Dem Reiskocher geht es gut. Er ist ja so klein, dass er in einen schmalen Küchenschrank passt, dort wohnt er und kommt zwei oder dreimal pro Woche zum Einsatz. Auf anderem Wege kochen wir keinen Reis mehr. Der Reinigungsaufwand ist im Vergleich zum Kochtopf ähnlich, gleichzeitig schmeckt mir der Reis aus dem Reiskocher besser und erfordert weniger Monitoring und weniger Planung, denn man kann den Reis einfach gleich zu Beginn des Kochens starten und er ist dann halt irgendwann fertig, hält sich aber selbst warm, bis alles andere fertig ist.

Milchreis kann man darin übrigens nicht auf herkömmliche Art machen, dann kocht es über. Es gibt spezielle Rezepte dafür, die mich aber nicht überzeugen. Aktuell haben wir manchmal Reste von Reis und wenn mir nach einer Süßspeise ist rühre ich einen Esslöffel Sahne oder Kokosmilch drunter und machte Früchte oder Ahornsirup oder Sticky Toffee Sauce oder sowas drauf.

Anfangs habe ich noch andere Sachen im Reiskocher ausprobiert, Bananenbrot, Käsekuchen etc. Hat auch alles geklappt, doch sind die Mengen dann so klein, dass sich für einen 3-Personen-Haushalt der Aufwand nicht lohnt.

Fazit also: ich bin mit der Anschaffung sehr zufrieden, wobei zentral ist, dass das Ding in den Schrank passt, ich würde es nicht draußen herumstehen haben wollen.

Heute: „Erzählen Sie doch mal, wie die Katzen in Ihr Leben traten.“

Da gibt es nicht so viel zu erzählen. Ich hatte als Kind einen Kater, später andere Tiere, im eigenen Haushalt hier hatten wir erst Mäuse, dann Ratten und dann wollte M sehr gerne Katzen haben. Ich liebe Katzen, hätte mir nur für mich allerdings kein Haustier angeschafft, ich habe schon ausreichend Verantwortung für alles mögliche, es ist gar nicht notwendig, da noch etwas hinzuzufügen. M war damals in der Grundschule, also absehbar, dass die Katzen, wenn alles gut läuft, möglicherweise länger im Haushalt bleiben, als sie selbst.

Weil ich Katzen aber wie gesagt liebe – für mich sind es die sympathischsten unter den Haustieren, gleichauf mit Ratten, die aber nur vergleichsweise kurz leben und in der Haltung viel aufwändiger sind – dachte ich „jo okay“ und wir gingen auf die Suche, wobei völlig klar war, dass die Katzen aus dem Tierschutz kommen sollten. Es war komplizierter, als ich dachte, zwei Katzen aufzunehmen aber dann hat ja doch noch (nach diversen absurden bis skurrilen Terminen) alles geklappt und wir haben Katze und Kater aus einem Tierheim holen dürfen.

9. Mai 2025 – Nichtstun ist harte Arbeit

Ein weiterer Tag mit Nichts, meine Güte, es ist unfassbar anstrengend, sich ständig wieder daran zu erinnern, nichts zu machen. Ich war schon seit halb 6 wach, konnte nicht mehr einschlafen, obwohl ich eigentlich immer einschlafen kann. Ob das Cortison daran schuld war oder das viele Nichtstun weiß ich nicht. Ich blieb aber stur zum Zwecke der Erholung im Bett liegen und hörte einen Podcast, schaffte es allerdings nicht, zuzuhören, weil ich immer daran dachte, was ich alles viel lieber tun würde.

Um 8 Uhr stand ich auf, um 9 Uhr rief ich, damit zumindest irgendwas heute passierte, die Praxis der Zahnärztin an, um mich zu erkundigen, ob man bei dem störenden Stück an dem Dings im Mund – es heißt Verbandsplatte, erfuhr ich – etwas machen könnte. Kann man natürlich, ich durfte jederzeit vorbeischauen, gerne so bald wie möglich. Also fuhr ich hin, die Verbandplattte wurde angepasst, die Wunde kurz inspiziert, alles gut und ich holte mir noch die Freigabe für eine Party morgen abend, ok ohne Alkohol, ok ohne Tanzen, ist mir beides sowieso nicht wichtig.

Und auf dem Rückweg fuhr ich einkaufen, gleich in drei unterschiedliche Läden, wie so eine Person, die regelmäßig offline mit dem Auto zum Einkauf fährt.

Zwischendrin hörte ich von dem Fahrradverleiher, sehr empathische Mail: „Sorge dich nicht, Du hast alles richtig gemacht, es bleibt beim Termin am Montag um 12 Uhr!“

Ich probierte Mittagsschlaf, es gelang nicht, also schaute ich kurz in die Arbeitsmails. Dort fand ich unter anderem eine Klage über Benachteiligung, mangelnde Flexibilität, keine Wertschätzung – Anlass war, dass auf die Einhaltung eines Vertragsbestandteils gepocht wurde. Augenrollend schloss ich das Fenster wieder, sah aber kurz aus dem Augenwinkeln noch eine sehr lustige Sache, in der für die Klärung einer Frage, die telefonisch auf direktem Wege möglich gewesen wäre, 10 Personen per Mail involviert wurden. Personen 1-3 schoben weiter, ab Person 4 gab es Missverständnisse, weil hier nicht mehr klar war, dass die Schlüsselperson überhaupt vielleicht verfügbar wäre, man ging nun davon aus, dass sie aus irgendeinem Grunde unerreichbar ist und die Angelegenheit ohne diese Rückfrage geklärt werden muss. Es ging recht motiviert weiter mit der Involvierung von 5-7, die es vielleicht wissen könnten, wer es wissen könnte, die fragten weiter an 8-10 und bei Person 10 hatte sich das Ganze so verwässert, dass der Name der Schlüsselperson nicht mehr vorlag, also behalf sich dieser Mensch, an einen großen Verteiler zu schreiben, der unter anderem zufällig jemanden enthielt, der mit der Schlüsselperson gerade zusammensaß und die Frage eben rasch stellte, dann die Antwort lieferte. Nunja. Gut, dass ich nicht da war.

Gerade habe ich noch den Kühlschrank durchsortiert. Wie viele leckere scharfe Dinge mit vielen Mini-Bestandteilen oder viel Knusprigkeit wir haben! Und ich kann sie alle nicht essen. Aber bald wieder.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Wie finden Sie das Buch Die Heldin reist? Welches Land gefällt Ihnen am besten im Buch?“

Ich habe das Buch gern gelesen, gleichzeitig wusste ich am Ende nicht, was ich überhaupt gelesen habe. Es ist kein Reisebericht sondern die unterschliedlichen Besuchten Orte dienen als Leinwand für die Gedanken der Autorin. Nicht ganz unschlüssig, schließlich nimmt man sich selbst überall hin mit. Ich kann jetzt auswendig allerdings gar nicht sagen, um welche drei Orte es ging – Japan, USA, Marokko? Ja, das ist richtig, ich habe nachgeschaut. Die Geschichte um Japan ist mir am besten in Erinnerung, hat mir aber nicht am besten gefallen. Die Bilder aus Marokko sind mir am nachdrücklichsten geblieben, haben am stärksten gewirkt. An den Teil zu den USA habe ich keine deutliche Erinnerung

8. Mai 2025 – Action!

Die Genesung schreitet voran. Mein Mund fühlt sich schon wieder wie ein menschlicher Mund an, nicht länger wie irgendeine undefinierte Hackfleischmasse. Und nachdem ich gestern über den Tag verteilt 18 Stunden geschlafen hatte – eigentlich hatte ich den Schlaf nur für drei Mahlzeiten unterbrochen, die, wegen der Pflege von Mund und aktuellem Mundzubehör recht aufwändig und zeitintensiv sind – war ich heute um 7 Uhr morgens wie angeknipst. Und beschwerte mich bei Cucinacasalinga, dass ich mich langweile.

Sofort wurde mein Wunsch nach etwas mehr Action erhört. Erst, das war schön, von Cucinacasalinga selbst, die mich von einer Autofahrt aus anrief. Danach, das war mittel, von Herrn N, der meine Begleitung im Baumarkt brauchte. Ich war danach generell schon wieder bereit für den Sessel, hatte aber um 14 Uhr einen Fußpflegetermin, ganz kurzfristig vereinbart, weil es einen eingerissenen Nagel gab und ich ja momentan den Kopf nicht herunterbeugen soll. Ich hatte der Fußpflegerin gestern kurz geschrieben, dass sie mich gerne anrufen soll, wenn jemand absagt und dann wäre ich 20 Minuten später da. Etwas mehr Zeit ließ sie mir schon, sie rief morgens bereits an für 14 Uhr. Trotzdem wurde es knapp, als ich aufs Rad steigen wollte, bemerkte ich nämlich, dass wohl ein Diebstahlversuch stattgefunden hatte. Ein paar Tage vor Rückgabe, das empfinde ich tatsächlich als Affront. Das Kettenschloss war durchgeflext und lag neben dem Rad, für das Rahmenschloss war aber wohl keine Zeit (oder was auch immer) mehr, das war angeschmurgelt aber hatte gehalten. Sehr, sehr lästig alles! Zum Glück kenne ich die Zahlenkombis von Ms Fahrrädern, ich schloss also zwei davon zusammen und nutzte das freigewordene Schloss für die Fahrt zur Fußpflege. Auf dem Rückweg schloss ich das Rad in der Garage ein.

Der Besuch bei der Fußpflege war dafür unspektakulär. Ich habe zu der Frau ja bisher keine gute Ebene gefunden und daher heute beschlossen, dass ich sie einfach zutexte. Das klappte gut. Im Nachhinein bemerkte ich aber, dass durch das viele Reden die Zahnschiene, die ich ja momentan trage, die Innenseite der Wange etwas aufgescheuert hatte. Das Problem war neulich schon einmal aufgetreten, dann aber verschwunden, ich muss morgen eine Entscheidung dazu treffen, ob das übers Wochenende so bleiben kann oder eher etwas an der Schiene gemacht werden muss. Vielleicht passiert es nur, wenn ich eine halbe Stunde nonstop rede? Jetzt ist jedenfalls alles wieder gut, nichts drückt oder scheuert und ich habe wenig Lust, da morgen irgendwas zu veranlassen. Sicher kann man zur Not auch sebst etwas feilen oder basteln.

In der täglichen Contentvorschlagliste sind Fragen aufgetaucht: „Wie sieht ihr Balkon aus? Er klingt groß und schön:)“

Mein Balkon ist klein, ich schätze, etwa 3 qm. Darauf ist eine Kiste mit Balkonzeugs, auf der Kiste liegt ein gemütliches Kissen für die Katze und daneben steht ein kleiner Apfelbaum, der der Katze angenehmen Schatten wirft. Die Katze liegt nie dort. Warum sollte sie. Sie liegt natürlich auf einem richtigen Balkonstuhl, auf dem auch Menschen sitzen. Oder sie liegt platt auf dem gefliesten Boden in der prallen Sonne und atmet sehr flach

Ansonsten sind auf dem Bakon die besagten zwei Stühle für Menschen und ein an der Brüstung angebrachter Klapptisch. Am anderen kurzen Ende steht ein Grill auf einem Holzgestell, unter dem Grill ist eine Dose mit Vogelfutter. Das war es auch schon. Achso, es ist noch eine Solar-Lichterkette angebracht.

Ich freue mich täglich über den Balkon und gehe täglich raus, stehe da und betrachte das Wetter. Ich sitze so gut wie nie auf dem Balkon, allenfalls mal morgens mit meiner Teetasse, meistens trinke ich ihn aber im Stehen. Ab mittags liegt der Balkon in der prallen Sonne, heute um 14 Uhr waren dort (in der Sonne natürlich) 37 Grad, im Sommer geht es hoch in die oberen 40er, das ist kein Habitat für mich. Und wenn ich nach Einbruch der Dunkelheit dort sitze, stechen mich Insekten. Wenn ich morgens dort sitze, wird mein Hintern vom Tau auf den Sitzauflasgen nass. Der Sessel im Wohnzimmer ist auch gemütlicher als die Balkonstühle und der Tisch drinnen weniger wacklig als draußen, auch gibt es draußen keine Steckdose. Meine Güte, wir haben uns Häuser gebaut, um von der Natur unbehelligt essen, trinken und lesen zu können, warum sollten wir sie nicht nutzen?

Ich sitze aber sehr gern drinnen und habe die Balkontür komplett offenstehen. Bei Temperaturen ab 16/17 Grad ist sie normalerweise den ganzen Tag geöffnet, das findet auch die Katze gut.

6. Mai 2025 – Baustellen

Bei mir ist weiterhin Rekonvaleszens angezeigt, in diesem Rahmen ging es durchaus stressig zu. Schon um 13 Uhr war Kontrolltermin bei der Zahnärztin, das bedeutet, 11:30 an den Aufbruch denken. Ich schlief bis halb 10, das Einschlafen war mir gestern etwas schwergefallen. Ich soll den Kopf bei Schlafen hochlagern, normalerweise schlafe ich aber seitlich auf dem Bauch. Es war ungewohnt, aber nicht fürchterlich, nur mit mehr Wachzeiten versehen. Insgesamt kamen aber 8,5 Stunden Erholungsschlaf zusammen.

Die Zahnärztin war mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. „Das habe ich super gemacht“, konstatierte sie. Auch die Wundheilung ist bisher tiptop, „machen Sie EXAKT so weiter wie gestern!“ Aha. Dann gab es noch einen Zwischenfall, nämlich knurrte mein Magen. Ich bekam verordnet, auf dem Heimweg Backofenfisch zu kaufen: kein Aufwand in der Zubereitung, kann mit der Zunge zerdrückt werden, enthält Proteine für den Knochenaufbau.

Auf dem Heimweg führte ich mir selbst auch eindrücklich vor, warum ein weiterer Tag auf der Couch nicht schaden wird: ich stand beim Umsteigen noch unten im S-Bahnhof und hörte oben die Bahn einfahren, kein Problem, dann rennt man halt kurz die Treppen hoch. Nach dem zweiten Treppenabsatz begann es aber, aus meinem Mund zu tropfen, Nachblutung! Ein junger Mann hielt an und fragte: „Was soll ich tun? Krankenwagen rufen oder S-Bahn aufhalten?!“ Ich erwiderte, es sei gar nichts zu tun, einfach weitergehen. Als ich oben ankam, hatte er aber doch die Tür blockiert und beschaffte mir in der völlig überfüllten Bahn sogar noch einen Sitzplatz mit den Worten „hier voll krass die Frau blutet aus dem Mund!“ Ich biss derweil wie in der Praxis für solche Fälle angeordnet für 15 Minuten auf eine Tupfer, von denen sie mir mehrere mitgegeben hatten.

Also langsam machen. Dementsprechend folgte am Nachmittag nichts weiter.

Abends auf zu weiteren Baustellen: Versammlung der Eigentümer und Eigentümerinnen des Hauses, in dem wir wohnen. Wie bei meinem Gebiss besteht auch hier besteht Sanierungsbedarf, und zwar an Heizungsanlage, Schornstein, Klingelanlagen, Vordach, Haustür, Briefkastenanlage. Wir trafen zahlreiche Entschlüsse, alle einstimmig. Ich bin sehr gespannt und freue mich.

5. Mai 2025 – WmdedgT (Zahnärztincontent)

Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.

Ich schwöre, ich habe die Zahn-OP nicht absichtlich auf einen 5. gelegt. Eigentlich war sie erst ein paar Wochen später, wäre dann aber mit einer unabsagbaren Geschäftsreise kollidiert, heute kollidierte sie nur mit einer absagbaren Geschäftsreise.

Und dann war auch noch alles sehr unspektakulär. Ich beschwere mich nicht, man hat es gern, wenn zahnmedizinische Besuche unspektakulär ablaufen.

Ich wachte gegen 7 Uhr auf und tat entgegen der Anweisungen auf den Vorbereitungsblättern exakt nicht, was ich sonst morgens tue. Ich frühstückte nämlich. Es stand da „essen Sie bis zum Eingriff wie gewohnt“. Der Eingriff sollte um 11 Uhr sein, bis dahin esse ich für gewöhnlich nicht, diese Vorgehensweise erschien mir aber nicht schlau. Also frühstückte ich und machte mich dann mit der Bahn auf den Weg, der ist nämlich etwas weiter, die Zahnärztin liegt näher am Arbeitsort als am Wohnort. Weil der S-Bahn-Tunnel momentan wieder irgendwas hat, fuhr ich mit ordentlich Luft los und war eine halbe Stunde zu früh, die verbrachte ich lesend an der Haltestelle.

Dann musste ich in der Praxis von 11 – 12 nochmal warten, weil es einen Notfall gab. Auch ok, ich warte gern wegen des Notfalls, ich möchte keinesfalls tauschen und der Notfall sein. Und dann ging es auch schon los, anders als beim letzten Mal wurde mir nicht das gesamte Gesicht desinfiziert, aber eine Haube bekam ich auf. Dann stellte die Zahnärztin fest, dass im OP etwas fehlte. Es machte sie gut gelaunt. Es gibt wohl eine Vereinbarung, dass jemand in der Praxis etwas kocht, wenn der OP nicht richtig vorbereitet ist, also: die verursachende Person. Die Zahnärztin berichtete, sie hätte jetzt für später in der Woche schon Mittagessen und Dessert zusammen und der Nachmittag stünde ja noch bevor, neulich habe es eine hervorragende Auberginenvorspeise gegeben, auf die würde sie noch spekulieren.

Dann derselbe Trick wie vor 7 Jahren: „Ich schau mal, ob die Betäubung schon wirkt“ – zapp, Milchzahn draußen. Dann kam eine Schablone in den Mund, das gab es letztes Mal noch nicht, meine ich, da wurde freihändig ein Loch in den Knochen gefräst. Also dieses Mal mit Schablone, das Milchzahnloch wurde für das Implantat vorbereitet, dann kam das Implantat rein und ich zuckte komplett zusammen, weil es genau auf einen Nerv ging. Große Verwirrung allenthalben, da sollte kein Nerv sein, auf dem Bild war keiner und es gehört auch keiner dahin. Alles wurde abgebrochen und neue Aufnahmen gemacht, in einer sah man dann, dass ich eine Nervverzweigung habe, die unüblich ist und die sich wie das Markenzeichen von Nike schlängelt, irgendwohin, wo sie nicht vermutet wurde. Es folgte eine Umplanung auf ein kürzeres Implantat, dann war aber alles zur Zufriedenheit der Zahnärztin. Sie fand das Ergebnis „perfekt“.

Jetzt kam der andere Zahn an die Reihe, der durch den verrutschten Milchzahn in Mitleidenschaft gezogen und innerlich diagonal daran zerbrochen war. Der stellte sich jetzt ein wenig an, durch die Entzündung wirkte die Betäubung immer nur sehr kurz, mit Geduld, immer mal reinpieksen und gucken, ob etwas spürbar ist, dann schnell handeln, dann wieder prüfen, evtl. nachspritzen, wieder prüfen etc. konnten der Zahn und die Entzündung schmerzlos beseitigt werden und es wurde der geplante Knochenaufbau gebastelt. Prognose der Zahnärztin: die Milchzahnstelle werde ich morgen vergessen haben, die andere wird ein paar Tage Schmerzmittel erfordern. Schmerzmittel sind aber sowieso zu nehmen, wegen der entzündungshemmenden Wirkung, also egal. Morgen 13 Uhr Kontrolle.

Ich musste noch ein bisschen im Wartezimmer herumsitzen bis alle sicher waren, dass mein Kreislauf keine dummen Scherze macht, tat er nicht, ich wurde nur sehr müde und fuhr dann per Taxi nach Hause. Dort Aktualisierung des Medikamenten- und Zeitplans und Mittagsschlaf im Sessel mit der Katze.

Dann war die Betäubung weg und ich war hungrig, traute mich aber noch nicht so recht, etwas zu essen, weil ich eine Schutzschiene über dem Knochenaufbaubereich habe, die ich superangenehm finde – sie verhindert nämlich, dass man mit der Zunge immer daran herumspielt. Ich bin eine große Zungespielerin, spiele bei Zahnsachen so viel mit der Zunge, dass ich Zungenmuskelkater und Kopfschmerzen davon bekomme, es ist grauenhaft. Das kann jetzt nicht passieren! Das Problem beim Essen: mit Schiene essen geht nicht, sie herausnehmen bedeutet aber, an dem Bereich herumzufummeln, das ist mir gruselig, außerdem kann ich hinterher nicht die Zähne putzen, das ist bis morgen einfach verboten. Irgendwie ih, jetzt Suppe zu essen und später ohne Zähneputzen schlafen zu gehen. Es wird sich aber nicht ewig aufschieben lassen, bis Morgen um 13 Uhr nicht essen ist keine Option, nicht, weil ich bis dahin verhungert wäre, sondern weil die Zahnärztin es angeordnet hat. Viel trinken und definitiv auch essen, sagte sie, Knochenaufbau ist anstrengend für den Körper, er braucht Energie.

Das hat dann auch gut geklappt. M hat mir Kartoffel-Zucchinisuppe gekocht, es gab mit der Schiene und beim Essen keine Zwischenfälle und morgen früh ist das sicher alles schon einfacher (und bis dahin muss ich ja nicht nochmal essen).

Es gab noch einen kleinen Zwischenfall mit der Krankschreibung. Die Zahnärztin hatte immer gleich von einer Woche gesprochen, die Empfangskraft fragte nach, ob es eine besondere Indikation gäbe, sie würden sonst doch immer OP-Tag plus 2 Tage machen. „Die Indikation ist die Patientin, wir kennen uns seit Jahrzehnten und sie nimmt das sonst nicht ernst“, sagte die Zahnärztin. Ich guckte streng, soweit das mit einer komplett betäubten Gesichtshälfte möglich ist. Die Zahnärztin guckte streng zurück. „Bis morgen 13 Uhr machen Sie gar nichts, dann sprechen wir nochmal“, sagte sie.

Vielleicht lese ich jetzt ein Buch. Schmerzen sind – mit der vorgesehenen Medikation – bei Null. Wenn das die Nacht über so bleibt, bin ich schon einmal sehr zufrieden!

4. Mai 2025 – Vielleicht ist heute alles anders (vielleicht auch nicht)

Seit ungefähr einer Woche bereite ich mein Leben auf eine kleine Zahn-OP morgen vor und bin immer noch unsicher, ob das nicht einfach totaler Quatsch ist.

Ich hatte eine sehr ähnliche Sache nämlich vor 7 Jahren schon einmal. Damals bin ich sehr unbedarft hingegangen, dann wieder nach Hause, am übernächsten Tag steht im Blog, dass ich in einer Apotheke einer fremden Frau den Rücken eingecremt habe und danach war ich im Büro. Ansonsten war die Angelegenheit wohl nicht weiter erwähnenswert.

Dieses Mal wurde mir schon mitgeteilt, dass eine Woche Krankschreibung folgt und es gab einen detaillierten Verhaltens- und Essensplan – nur Weiches, keine Milchprodukte, nichts Saures oder Scharfes, blabla, acht oder elf Seiten umfasst das Ding. Und ich sitze hier und frage mich: gab es das alles vor 7 Jahren noch nicht oder habe ich das damals einfach nicht zur Kenntnis genommen – also noch nicht einmal aktiv ignoriert, dann wüsste ich davon jetzt vermutlich noch, sondern irgendwie nicht bemerkt? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich damals am selben Tag abends M noch zum Sport gefahren habe und außer den Folgeterminen rein gar nichts zu beachten war.

Das ist für mich momentan das Spannendste an der ganzen Sache. Ist meine Erinnerung so falsch – wobei sie ja teilweise durch das Blog gestützt wird? Oder haben sich die Vorsichtsmaßnahmen, die Patientinnen an die Hand gegeben werden, so sehr verdichtet? Morgen Nachmittag wissen wir mehr. Wenn es gut läuft, habe ich eine leer geräumte super gechillte Woche vor mir, wenn es schlecht läuft, habe ich immer noch ein leer gräumte super gechillte Woche vor mir nur liege dabei leidend auf dem Sofa.

Seit gestern nehme ich jedenfalls das OP-vorbereitende Antibiotikum und war gestern allein davon schon völlig ausgeknockt, heute aber hat mein Körper sich wohl daran gewöhnt und es ging mir, wie es üblich und angemessen ist, blendend. Ich nutzte die Zeit, um den letzten rest Berufliches wie Privates für die nächste Woche aus dem Weg zu räumen, damit es mich dann nicht gedanklich (oder terminlich) belastet. Wenn mit dem Zahn alles bestens ist, könnte ich also theoretisch für eine Woche in ein Schweigekloster gehen. Möchte ich aber ja gar nicht, insofern nicht schlimm, dass ich darüber nur sehr kurzfristig entscheiden könnte.

In der täglichen Contentvorschlagliste ist mir eine Frage durchgegangen, die terminbezogen war, nämlich zum 1. Mai, die möchte ich noch beantworten: im Westen Westdeutschlands war der 1. Mai für mich in meiner Jugend nicht politisch geprägt, ich habe ihn eher als Feiertag mit „Tanz in den Mai“ am Vorabend, Maibäumen, sozusagen „Beginn des Wonnemonats“ erlebt, als Frühlingsfeiertag mit Betonung auf Vergnügen und sozialem Miteinander. Was mich im Nachhinen wundert, Mama N war durchaus politisch und hat z.B. immer an Ostermärschen teilgenommen. Vielleicht lag es daran, dass der 1. Mai eher Richtung klassischer industrieller Arbeiterklasse mit Gewerkschaftsrhetorik schwingt, dazu hatten meine Eltern wenig Anbindung, sie waren ja im Handwerk tätig. Im Gegensatz dazu waren die Ostermärsche in der Tradition der Friedensbewegung vielleicht leichter zugänglich oder inklusiver.

29. April 2025 – Das Glück der kleinen Erledigungen

Als ich gestern wie üblich vor dem Schlafengehen gemütlich im Sessel bloggen wollte, geschah es, dass ich statt dessen den Gefrierschrank durchsortierte. Ich habe jetzt ein Fach mit Brot, ein Fach mit Gemüse und zwei Fächer mit Früchten. Dann war es Mitternacht und ich ging schlafen.

Heute fuhr ich noch vor der Arbeit beim Wertstoffhof vorbei, um einen aufgeblähten Akku und eine suspekte große Batterie zu entsorgen, die bis dahin in einer Blechdose unter dem Apfelbaum auf dem Balkon gelagert waren. Seit über einem Jahr. Ich fand die Gelgenheit gut – der Balkon gerade schön gemacht und ich musste wegen eines Termins bei der Zahnärztin sowieso das Auto bemühen. Der Wertstoffhof hat enorm schlechte Öffnungszeiten (8:30-17:00 Uhr, samstags bis 14:00 Uhr), dennoch liebe ich ihn. Er ist komplett durchorganisiert. Am Eingang wacht eine Person, man muss sich als Offenbacherin zu erkennen geben und sagen, was man bringen will, währenddessen kann man schon auf eine große Tafel schauen, auf der ein Lageplan mit Beschriftung ist. Die Wachperson erklärt auch nochmal, wo man was abladen muss und das Gelände ist wunderbar durchdacht angeordnet.

Heute war die Wachperson eine furchteinflößende Frau in meinem Alter, auch mit mir ähnlicher Frisur und Statur doch trug sie statt Blazer eine orangefarbene Weste der Autorität. Ich fühlte mich gleich unterlegen. „Gude, Audos nemmewer nich!“ brüllte sie gut gelaunt durch mein Fenster. Ich war mit dem Wagen mit den Lackschäden da. „Boah sinn Sie ne fiese Möpp!“ erwiderte ich. Die Frau lachte. „Mid demm Gebabbele komme se ned aus Owwebach!“ – „Migrationshintergrund“, sagte ich. Ich wurde ohne Ausweiskontrolle eingelassen und durfte meine beiden Mitbringsel auf den Elektrotisch legen.

So endete der gestrige Tag hervorragend und der heutige fing hervorragend an!

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Warum legen Sie so entschieden Wert auf physische Büropräsenz? Ist Homeoffice als Instrument zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit aus Ihrer Sicht ungeeignet?“

Zum ersten Teil der Frage möchte ich zwei unterschiedliche Aspekte unterscheiden. Zum einen meine eigene Präferenz und dann das, was ich in meiner beruflichen Rolle vertrete.

Ich selbst möchte nicht von zu Hause arbeiten. Nichts daran macht mir Freude und zusätzlich strengt es mich an. Es macht mir keine Freude, weil ich es langweilig finde, den ganzen Tag allein zu Hause zu sitzen und zu arbeiten. Ich bin gerne unterwegs, ich bin gerne unter Menschen, ich habe gerne ungeplante Begegnungen. Je mehr desto besser. Zusätzlich fällt es mir schwer, mich von meinem Privatleben abzugrenzen, wenn ich von zu Hause arbeite. Die unausgeräumte Spülmaschine, der klingelnde DHL-Bote, die maunzende Katze, der Staub auf dem Bücherregal, das unputzte Fenster – die Abgrenzung kostet mich Energie. Und nach Arbeitsende fällt es mir schwer, mich zu Hause von der Arbeit abzugrenzen. Die Bildschirme stören mich, der Drucker stört mich, die Unterlagen stören mich, alles daran stört mich – die Abgrenzung kostet mich wieder Energie. Und zu letzt ist meine Infrastruktur zu Hause deutlich schlechter als im Büro, ich muss mich selbst um Themen kümmern wie die Bestückung der Kaffeemaschine, Wechsel von Toner, Austausch von Batterien in der Maus oder Tastatur. Kostet mich Zeit und erfreut mich nicht.

In meiner beruflichen Rolle bin ich überzeugt, dass die Arbeit von zu Hause gut funktioniert, wenn eine Organisation sich entschließt dass sie das will und die entsprechenden Strukturen schafft, also die Remote-Tätigkeit bewusst gestaltet, gesteuert und situativ anpasst. Dazu muss in technologische Infrastruktur, Arbeitsdesign, Führungskompetenz, Organisationskultur, rechtliche Compliance und Datenschutz-Compliance investiert werden. Es funktioniert nicht, wenn alle einfach nach Hause gehen.

Ich arbeite in einer Organisation in der die Geschäftsführung eine Präsenzkultur vertritt und damit in die oben genannten Bereiche nicht investiert wird. Damit ist das Thema erledigt.

Zum zweiten Teil der Frage, „Ist Homeoffice als Instrument zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit aus Ihrer Sicht ungeeignet?“

Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden ist kein Selbstzweck sondern ein strategisches Steuerungskriterium – eingebettet in ein Gesamtkonzept, das Leistung, Wertschöpfung, Kundenorientierung und Arbeitsplatzattraktivität gleichermaßen adressiert. Und nicht immer steht die Zufriedenheit der Mitarbeitenden im Vordergrund, es gibt durchaus auf Phasen oder Kontexte, in denen der Fokus zum Beispiel eher auf kurzfristigem Erfolg, Profitmaximierung, Wettbewerbsfähigkeit oder Kundenzufriedenheit liegt.

Arbeit von zu Hause ist per se weder gut noch schlecht und kann zufrieden oder unzufrieden machen. Die Flexibilität wird häufig als Wertschätzung erlebt, bei Arbeitsplätzen, die von Präsenz zu hybrid gehen, wird der folgende Abbau von Büroflächen und festen Arbeitsplätzen dann wieder häufig als kränkend erlebt. Manche Menschen arbeiten gern von zu Hause, andere (ich zum Beispiel) nicht, manche Organsiationen sind in der Lage dazu und entschließen sich, diese Option anzubieten andere nicht.

Wert entsteht durch Passung – zwischen Mensch, Aufgabe und Rahmen. Ob dabei physische Präsenz oder flexible Arbeitsmodelle den Ausschlag geben, ist kein Glaubenssatz, sondern eine strategische Abwägung.

27. April 2025 – Kaskaden

Wie immer ein Ding das andere nach sich zieht. Es ist unmöglich, nur eine Handlung auszuführen, losgelöst von allem anderen aus der Welt. Immer ergeben sich Kaskaden.

Meine Kaskade wurde heute durch die Bepflanzung des Balkons ausgelöst. Das lief sehr einfach und unkompliziert, ich habe es zum ersten Mal ganz allein gemacht und denke, ich hätte schon früher darauf kommen können, dass das entspannter ist, als sich zu zweit auf einem Balkon irgendwie ständig im Weg zu sein. Natürlich hatte das gemeinschaftliche Balkonbepflanzen mit M in früheren Jahren auch edukative Gründe. Nun wird sie aber ja Physikerin, nicht Botanikerin, also kann ich ohne schlechtes Gewissen den Balkon allein bepflanzen. Inklusive neuer Stabilisierung der Balkonkästen mit Pflanzendraht, das Plastik wird ein wenig mürbe, vielleicht kaufe ich nächste Jahr neue Kästen. Und inklusive Neubefestigung des Katzennetzes (nur unten – oben wurde mir von allen Familienmitgliedern verboten, da hängt es halt jetzt, wie es hängt) mit neuen Klettkabelbindern, die noch nicht so ausgeblichen sind.

Dann fegte ich den Balkon und beschloss angesichts des Ergebnisses, ihn auch Grundzureinigen, mit Fettlöser (wegen Vogelfutterspuren), Spüli und frisch gekochtem Wasser. Das ging ganz hervorragend! Nur lief das Wasser nicht gut ab, die Rinne war bzw. ist ein wenig verstopft, also dauerte alles länger, denn ich wollte nicht den Balkon der Familie untendrunter überfluten.

Die zeitliche Verzögerung verbrachte ich mit der Überlegung, den Balkon per Gartenschlauch nachzuspülen. Ich holte den Gartenschlauch aus seinem Winterlager, leider war der Adapter für den Wasserhahn nicht mehr dran. Was bedeutete, dass ich aus dem Winterlager die ganze Kiste zog, um sie zu untersuchen, mit der Kiste kamen viele Staubmäuse, es endete damit, dass ich die Kommode abzog und die ganze Ecke grundreinigte, dabei fand ich noch einen Karton mit einer Duplo-Eisenbahn und einen mit einer Ersatz-Kaffeemaschine, all das wird in den Keller umziehen. Allein, den Adapter fand ich nicht. Ich schaute noch unter dem Bett, dort sind Bettkästen, in die verpackte ich schnell noch Wintermäntel, die ich zuvor noch vakuumierte. Kurz legte ich mich danach aufs Bett, um mich an meine ursprüngliche Tätigkeit zurückzubesinnen.

Genau, der Balkon. Mittlerweile war Wasser abgelaufen, ich konnte mit klarem Wasser aus der Gießkanne nachspülen, ein Hoch auf den neuen Küchenwasserhahn!

Ich recherchierte, ob es den Adapter einzeln nachzukaufen gibt: nicht zweifelsfrei den richtigen. Ich recherchierte, wann ich den Schlauch gekauft hatte: vor mehr als fünf Jahren und im letzten Jahr hatte ich ab und an das Gefühl, dass er möglicherweise an einigen Stellen ein kleines bisschen leckt. Da ich den Schlauch – es ist ein Schrumpfschlauch, 5 auf 15 Meter – quer durch die Wohnung ziehe, habe ich Sorge vor Materialermüdung und bestellte daher einen neuen Schlauch. Die Marke vom letzten Mal gab es nichte mehr, wohl aber einen Schlauch, der meinem zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Bewertungen waren sehr gut und ein Rezensent beschrieb exakt meine Erfahrung mit dem vorherigen Schlauch: „Was die Funktion anbetrifft: Auch wenn der Schlauch durch die verwendeten Materialien sehr „günstig“ aussieht und die Farbe diesen Eindruck maximal unterstreicht, ist der Brausekopf im Wechsel der Sprüvarianten überraschend gut bedienbar. Die Verbindungskupplung musste mit ein bisschen Fingerspitzengefühl dazu überredet werden, sich anschliessen zu lassen – aber dann funktionierte auch das.“ Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können und vollzog den Kauf.

Der Balkon war nun wieder aufbaubereit. Ich stellte zunächst die Balkonstühle raus. Die Auflagen sind winterlich verschmutzt, ich trug sie in die Badewanne, um sie zu reinigen, stellte dort fest, dass sie auch massiv ausgeblichen und etwas ausgefranst sind. Weil ich sowieso gerade dabei war, schaute ich auch dazu nach und ja, die Auflagen hatte ich im selben Jahr gekauft, wie den Schlauch. Ich brach die Reinigung ab und kaufte neu.

Die Getränkekisten können im Sommer natürlich nicht auf dem Balkon lagern, genausowenig wie Milch und Hafermilch. Zu den Orten in der Wohnung, die die Sommerresidenz für Getränke darstellen, hatte in den Wintermonaten ungesteuerte Migration stattgefunden. Eine neue Reisetasche von Herrn N, eine Einkaufstasche mit einer größeren Menge Kaffeebohnen, ein Karton mit Katzenkratzmöbeln aus Wellpappe und aus irgendeinem Grund war die Tasche mit den Dosen für Weihnachtsgebäck auch dort hingeraten. Die zieht nun in den Keller um, der Katzenkratzmöbelkarton wurde umfunktioniert und steht nun bis zum Einsatz der Möbel (sie waren auf Vorrat für den Kater gekauft, weil er durch seine Blasenkrankheit einen hohen Verbrauch an Pappsitzgelegenheiten hatte wie ein kleines Bänkchen and der Wand neben meinem Bett, die Katze hat das bereits inspiziert und für gut befunden. Meine Schwimmtasche kann auch darauf stehen, statt immer halb unter dem Bett zu verschwinden. Seine Reisetasche hat Herr N nun irgendwo anders verstaut, also alles zur Zufriedenheit aufgelöst. Ich frage mich nur, wie lange ich noch auf den Balkon gehen werde, um Milch zu holen, vermutlich nur noch die paar Wochen, bis es unangenehm warm wird und ich lieber nachdenke, bevor ich mich sonnverstrahlen lasse.

Alles in allem hat das nur einen ganzen Tag gedauert. Wie lange es dauert, die Kisten, die für den Keller bereit stehen und das Altpapier, das sich aus der ganzen Aktion ergeben hat, abzutransportieren, wird sich noch zeigen.

26. April 2025 – Möglichkeiten

11 Stunden habe ich geschlafen! Von kurz vor Mitternacht bis kurz vor 11, mit einer Katzenfütterpause. Dann brachte ich die Wohnung erst in Ordnung und dann in Unordnung, indem ich mehrere Sachen begann, die ich alle nicht fertigstellen konnte, weil der Gesangslehrer nämlich heute einen Auftritt in der Innenstadt hatte und durch den kurzfristigen Ausfall eines anderen Acts ging dann alles viel schneller, als geplant und wir mussten etwas hastig per Rad aufbrechen. Die Hektik hat sich gelohnt, ich habe ihn heute zum ersten Mal live gesehen – also, live bei einem Auftritt – und Himmel, ja, Unterricht und Bühnenpräsenz sind unterschiedliche Dinge.

Von dort mussten wir dann genauso schnell wieder zurück, denn auch, wenn es früher begann, ging es länger als gedacht und ich hatte M versprochen, sie zu einer Party in einer anderen Stadt zu fahren. Und weil die Zeit dann schon wieder knapp war, ging ich in dieser anderen Stadt in ein Gartencenter, um endlich die Pflanzen für den Balkon zu kaufen.

Ich hatte eine lange Liste in der Tasche, denn sowohl im Fediverse als auch auf Bluesky hatten mir Menschen Tipps zu Pflanzen gegeben, die knallige Mittagssonne und nachlässige Pflege vertragen und ihrerseits unschädlich für Katzen sind. Da ich die wenigsten davon hätte erkennen können – und da auch nur noch eine halbe Stunde bis zur Schließzeit war, also nicht ausreichen, um per mobilem Internet alles genau zu erkunden – bat ich um Hilfe. Die ersten drei Herren, die ich ansprach, wussten nichts über Pflanzen und waren nur zufällig heute in dieser Abteilung eingesetzt wegen des guten Wetters. Sie schickten mich zu einer Frau, die wiederum sagte, die Ringelblume und Löwenmäulchen seien vielleicht irgendwo bei den winterharten Stauden und der Duftsteinrich vielleicht vorne rechts. So richtig hilfreich war das alles nicht. Vielleicht bestelle ich nächste Jahr Pflanzen online.

Dieses Jahr nahm ich jetzt das mit, was sich mir zu erkennen gab: Kapkörbchen in orange und lila, Margarite, Chilipflanze, Salbei, roter Basilikum, Lavendel und Rosmarin. Eigentlich wollte ich 11 Pflanzen kaufen, dann kam aber schon die Durchsage, man solle sich jetzt zu den Kassen begeben, also nahm ich noch zwei Packungen Samen für „essbare Blüten“ mit und das wird dann schon reichen. Das Ergebnis werde ich den „Balkon des Möglichen“ nennen.

Vielleicht begegnen mir ja auch noch irgendwo weitere Pflanzen und ja, tatsächlich begegnete mir Löwenmäulchen gleich im eigenen Hinterhof. Es wuchs aber so aus dem Asphalt, dass ich nicht an die Wurzeln kam, eine Transplantation war daher nicht möglich. Ich halte weiter die Augen offen.

Morgen wird der Balkon bepflanzt, also: vielleicht. Wenn ich vor Mittag wach genug bin. Ab Mittag kommt nämlich die Sonne rum und es wird hier sehr sonnig morgen, dann kann ich es auf dem Balkon nicht aushalten. Die Katze hat schon alle Pflanzen inspiziert. Ich hatte noch ein Katzengras dazwischen versteckt, das hat sie gleich identifiziert und angenagt, die anderen Pflanzen nicht.

Vielleicht brauche ich in diesem Jahr auch gar nicht meinen Gartenschlauch, weil es jetzt in der Küche ja auch fix geht, die Kanne zu befüllen, da der Wasserdruck nun in Ordnung ist? Vielleicht gieße ich dann häufiger, weil es nicht so lange dauert? So viele Optionen! Vielleicht wird der Sommer schön für mich!

Nach dem Gartencenter war ich dann auch noch im Supermarkt, nach dem Hafermilchdebakel neulich bevorzug M jetzt nämlich Mandelmilch. Und siehe da: die schmeckt mir jetzt auch. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie superscheußlich ich sie früher fand. Mein Geschmack scheint eine Wandlung zu vollziehen, vielleicht werde ich irgendwann auch noch andere Dinge mögen, die ich heute verwerfe. Vielleicht sitze ich bald auf meinem zu heißen Balkon, mit Innereien vom Grill auf dem Teller, Aperol in der Hand und Jazz im Ohr.

Möglich ist alles.