Ich greife heute das Thema von gestern noch einmal auf denn durch einen Kommentar wurde mir klar, dass es nicht ausreichend behandelt ist.
Der Kommentar lautet: „Rückfrage: Wie gehen Sie mit schnellen Entscheidungen um, die sich im Rückblick als wenig optimal oder falsch herausstellen? (…)“.
Auch Rückfrage: Wie gehen Sie mit langsamen Entscheidungen um, die sich im Rückblick als wenig optimal oder falsch herausstellen?
Mit Entscheidungen ist es ja so: man kann eigentlich nur das entscheiden, was nicht entscheidbar ist. Man entscheidet sich also in einer Situation komplexer Unklarheit für eine mögliche Alternative, wie es weitergeht und alles andere zeigt die Zeit, ob vielleicht eine andere Alternative besser gewesen wäre, werden wir nie erfahren. Sichere Entscheidungen sind nur die, die man überhaupt nicht treffen muss, weil sie eh völlig auf der Hand liegen.
Ich habe meinen Frieden damit gemacht. Bin sehr gut darin, Reißleinen zu ziehen, Kühe vom Eis zu holen, mich zu entschuldigen.
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Eine weitere Schilderung zum Thema „viel Energie“ möchte ich ebenfalls noch nachreichen, denn was Sie vielleicht übersehen, wenn Sie Tipps für mehr Energie möchten ist, dass wir hier nicht von einem Schalter sprechen, den man nach Belieben an und ausschalten kann. Den hätte ich auch gern. In den meisten Fällen, die ich kenne, ist die eine oder andere Grunddisposition aber immer da und wenn Sie als Grunddisposition viel Energie haben, dann müssen Sie die auch irgendwie loswerden, auch wenn es gerade gar nichts, worauf Sie sie sinnvoll ausrichten könnten. Standgas sozusagen. Bei dieser Schilderung handelt sich um eine grobe Nacherzählung einer tatsächlichen Begebenheit:
Zwei Personen sitzen in einer kleinen Holzhütte auf dem Sofa, sie beschließen, sich eine Tasse Kaffee einzugießen und sich damit auf die Terrasse an den Tisch zu setzen. Person 1, das bin ich, springt sofort auf, wirft dabei das Handy auf den Fußboden, hebt es wieder auf, bleibt mit der Fußzehe am Sofa hängen, hüpft ächzend auf dem anderen Bein weiter, stößt sich am Stuhl, nimmt am Küchentresen die Kaffeekanne, gießt schwungvoll ein und spritzt, wischt auf, gießt Milch ein und spritzt, wischt auf, wirft Zucker hinein und krümelt, wischt auf, hastet zur gläsernen Terrassentür, verschüttet dabei etwas Kaffee, wischt mit dem besockten Fuß auf, öffnet die Tür mit der ganzen Handfläche, wischt schnell den Handabdruck weg, setzt die Kaffeetasse auf dem Terrassentisch ab und sich selbst auf die Bank, stößt dabei gegen den Tisch, der Kaffee schwappt über, sie wischt mit einem Taschentuch aus der Hosentasche auf, dass sie aus Abstand in den Papierkorb wirft, wirft daneben, steht wieder auf und hebt das Papier auf und wirft es ordentlich weg, setzt sich auf die Bank und trinkt den Kaffee in einem Zug aus.
In derselben Zeit hat Person B, die ich nicht bin, sich kontrolliert vom Sofa erhoben, entspannt Kaffee eingegossen und sich ohne weitere Umstände auf die Bank gesetzt und genießt nun ihren Kaffee.
Person A wie auch Person B sind mit Ablauf und Ergebnis der Angelegenheit hoch zufrieden, haben einen guten Tag und halten sich für völlig normal.
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Heutige Frage in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste: „Ist ADHS eine Modediagnose?“
Was ist mit Modediagnose gemeint? Ich sehe hier zwei Möglichkeiten:
A – Es ist ganz wertfrei eine Diagnose gemeint, die derzeit häufig vorkommt. Also wie Corona, Modediagnose Corona. Oder in den 80ern Aids, Modediagnose Aids. Das erscheint mir als Frage recht unstrittig und auch etwas langweilig.
B – Möglicherweise schwingt in der Fragestellung daher eine Abwertung mit, in der Art von „irgendwie erfunden und nicht ernst zu nehmen“. Insofern, ja, natürlich wurden verschiedene Störungen, die sich in Ausprägung und Leidensdruck auf einem Spektrum befinden, zusammengefasst und mit dem erfundenen Wort ADHS bezeichnet. Ich bin keine Fachfrau, aber nach meinem Verständnis ist ADHS schwer objektivierbar. Wie zum Beispiel ja auch Schmerz, der wird ebenfalls subjektiv bestimmt, meines Wissens wird die Existenz von Schmerz generell aber selten in Frage gestellt (individualisiert durchaus schon).
Mir ist deshalb nicht schlüssig, warum ich eine Symptomatik, die als leidvoll empfunden wird und die wir einordnen können in ein Störungsbild, das wir als ADHS bezeichnen, für erfunden halten sollte. Ich denke ganz generell, wenn Personen sich unwohl fühlen, lohnt es sich, hinzuschauen, warum und ob es Linderung gibt. Dafür erfasst man, sortiert, vergibt Namen, sucht Wege.
Vielleicht missverstehe ich die Frage. Bitte formulieren Sie in diesem Fall für mich verständlicher.