Allgemein

12. November 2023

Ich wachte gegen 8 Uhr eigentlich ausgeschlafen aus, stellte fest, dass meine Stimme wieder weitaus weniger vorhanden war und befand, dass ich das nicht akzeptiere. Also legt ich mich sofort wieder ins Bett und schief weiter, bis 11 Uhr. Und sprach dann einfach gar nicht und sagte mir, dass sicherlich alles in Ordnung ist und dass das Singen gut klappen wird. Nebenher lutschte ich die Schleimbonbons, die der Gesangslehrer empfohlen hatte (GeloRevoice), trank viel Tee, kaute Kaugummi (was die Hausärztin empfohlen hat, weil ständiger Speichefluss gegen Halsschmerzen gut ist) und schoss die Nase frei.

Um 15:30 verließ ich das Haus, holte ein drittes Paket mit einer Pailettenhose ab und konnte ganz unauffällig ohne, dass es irgendwie komisch klang „Ich möchte ein Paket abholen“ sagen. So war ich bester Dinge. Ich habe jetzt drei Pailettenhosen, mit jeder ist etwas nicht zu 100 % perfekt, in den nächsten zwei Tagen werde ich eine Entscheidung treffen.

Das Einsingen war mäßig, die Vorstellung lief dafür hervorragend. Da gab es ja nichts mehr zu schonen für später oder den nächsten Tag, ich war zufrieden, ich glaube, die Aufführung war insgesamt sehr schön. Vielleicht kann ich es in ein paar Tagen in der Zeitung lesen.

Jetzt ist die Stimme wieder komplett weg, aber das ist natürlich sehr egal. Dafür hab ich ein Blumensträußchen bekommen.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Was bringt Sie zum Weinen.“

Interessanterweise gar nicht mal unbedingt Traurigkeit. Traurigkeit macht mich still. Ich weine hauptsächlich in zwei Situationen, die eine ist hormonzyklusbedingt und tritt alle paar Monate (nicht jeden) mal als PMS-Symptom auf. Ich empfinde dann eine tiefe, ehrliche Rührung in Bezug auf die ganze Welt. Mit allem darin. Die hässliche Stadttaube auf dem Dach, stellen Sie sich dieses kleine Leben mal vor. Einen Rückzugsort hat die ja so gut wie nicht, allen geht sie auf die Nerven aber gucken Sie ihr mal in die Augen, die Sie so komisch seitlich fixieren, weil mit beiden gleichzeitig geht ja offensichtlich nicht, die ruckartigen Kopfbewegungen, damit sie besser sehen kann, der gesamte Bewegungsablauf ist an die Suche nach Futter angepasst und ob das wirklich genug oder geeignet ist, was sie in der Stadt so findet, weiß ich nicht. Und um die Augen herum sind ganz winzige Federn, bestimmt sind die sehr weich. So niedlich! Und natürlich Menschen erst. Was sie für Kleidung anhaben und die haben sie sich ausgesucht, dabei haben sie sich irgendwas gedacht, wie verrückt das eigentlich ist und wie rührend zugleich, da ist jemand morgens aufgestanden und hat planvoll Stoff um sich gehüllt, vielleicht dabei Freude, Hoffnung empfunden, einen Plan für den Tag, wie viele Gedanken wohl in dem Kopf und was für welche. Das alles fasst mich an in diesem gelegentlichen hormonbedingten Zustand und treibt mir die Tränen in den Augen.

Die zweite Situation ist länger andauernde absolute Überforderung ohne die Möglichkeit, mich auch nur einen Moment zurückziehen zu können. Situationen, die mir als ausweglos erscheinen, in denen ich ständig über meine Grenzen gehen muss, obwohl ich weder will noch weiter aushalten kann. Erst kommt dann maßlose Wut und wenn die Situation sich auch durch diese Wut nicht auflöst, weine ich. Als Kind/Jugendliche kam das häufig vor und es kam auch häufig vor, als ich selbst ein kleines Kind hatte, das abends nicht und nachts nicht und eigentlich ums Verrecken überhaupt nie schlafen wollte oder das in den Kindergarten ging und die Schließzeiten hatten alle Urlaubstage aufgebraucht und dann war es krank und danach war Streik und dann war Konzepttag und dann war Betriebsausflug und dann war irgendwas anderes und es hat einfach nie geendet. Erst die unfassbare Wut, ich hab Türen eingetreten und Sachen an die Wand geworden, aber das Kind hat (natürlich) trotzdem nicht geschlafen, die Betreuungssituation hat sich (natürlich) trotzdem nicht verbessert. Dann habe ich geweint.

Das kam jetzt schon lange nicht mehr vor. In vielen Situationen, die mir früher ausweglos erschienen, habe ich jetzt mehr Handlungsmöglichkeiten. Und ich habe derzeit den großen Luxus, das niemand absolut auf mich angewiesen ist und ich auf niemanden absolut angewiesen bin, so kann ich mir die allermeisten Dinge selbst zeitlich einteilen und wenn ich nicht mehr kann, dann höre ich auf. Das gilt auch für den Job, ich arbeite häufig sehr intensiv und auch oft zu Zeiten, die andere für verrückt halten und gehe in Situationen in denen andere nicht sein möchten. Gleichzeitig höre ich immer exakt vor der großen Wut auf, das habe ich gelernt. Und damit auch vor dem Weinen.

11. November 2023

Meine Güte, ein aufregender Tag reiht sich an den nächsten. Heute war ich bei Die Hanf Profis und mein eines Ohr ploppte wieder auf! Und noch ein Debakel, aber von vorn.

Zuerst einmal wachte ich auf und begann unmittelbar, in der Küche ein wenig umzuräumen und auf den Badezimmerschränken durchzusortieren sowie feste Kartonagen zu zerkleinen. Manchmal passiert mir sowas, also dass ich vom Bett aus falsch abbiege und mich erst ein paar Stunden später erinnere, das sich noch barfuß bin und üblicherweise zuerst Kaffee und Dusche auf dem Programm steht. Als ich mich besann, etwa zwei Stunden später, stellte ich fest, dass – wohl besonders durch die Sache mit den Kartonagen – nicht nur mein Nagellack teilweise abgesplittert war sondern auch ein Nagel abgebrochen und einer eingerissen, ich entfernte also den Restlack und naja, alles war ein wenig schlecht. Ich hatte im Sommer schon einmal festgestellt, dass meine Fingernägel das ständige Lackieren nicht so sehr goutieren. Ich lackiere ja seit zwei Jahren immer, zum einen, weil ich das schön finde, das sind aber nur 40 % des Grundes, die übrigen 60 % sind, dass ich schon mein ganzes Leben lang an den Fingernägeln kaue und bislang nichts half außer eben: Lackieren. Ich kaue ja nicht absichtlich sondern versehentlich und bemerke es nicht. Wenn ich Lack im Mund habe, bemerke ich es aber und höre sofort auf.

Nun ist es aktuell wohl so, dass ich mir aussuchen kann, ob ich kaputte Nägel durch Dauerlackieren habe oder kaputte Nägel durch Kauen, aber vielleicht kann ich mir auch jetzt, nach zwei Jahren Abgewöhnung, aussuchen, dass ich einfach auch unlackierte Nägel nicht mehr abknabbere? Sozusagen Levelaufstieg, erhöhter Schwierigkeitsgrad. Ich werde in regelmäßigen Fingercount-Accountability-Posts berichten. Stand heute: Linke Hand 2 gesplittert, . Rechte Hand 1 gesplittert, 1 abgerissen und gesplittert, 1 ganz kurz angenagt.

Frage aus der täglichen Contentvorschlagliste heute: Kinnhare.

Kinnhaare, wirklich das absolute Grauen, eine Zumutung! Überlegen Sie mal. Sie sitzen da, in Denkerinnenpose, hochwichtige weltrelevante Gedanken wie immer, fast haben Sie eine brillante Erkenntnis, ganz nah dran, Sie fahren mit dem Rücken das Zeigefingers über Ihr Kinn – und dann. Ein Haar. Wie eine kleine Borste. Es stört die Haptik, es unterbricht den Gedankenfluss, mit den Fingernägeln kriegen Sie es nicht zu packen, Sie können mit diesem Haar aber auch nicht weiterdenken, noch nicht einmal weiterexistieren, Sie müssen sofort ins Bad, eine Pinzette, ein gut ausgeleuchteter Badezimmerspiegel. Deshalb ist das alles mit der Welt so, würde ich sagen. Wegen Kinnhaaren.

10. November 2023

Meine Stimme ist zurück, noch nicht ganz in der gewohnten Pracht aber in einem Umfang der für Konversation ausreicht. „Oh, es spricht!“, sagte die Finanzperson, als ich sie morgens im Gang grüßte, und als ich dem nOC freudig „Ich kann heute wieder richtig mit Ihnen sprechen!“ durch die offene Tür rief antwortete er „Ich weine fast vor Freude.“

Weniger erfolgreich war die geplante Abholung eines Pakets, das eine Paillettenhose enthielt. Als ich mit Frau Herzbruch in der Bristol Bar den besten Cocktail der Welt trank, kam eine Frau mit Pailettenhose herein, ich war völlig verzückt und sagte, dass ich mich auch sehr in einer Pailettenhose sehe. Frau Herzbruch war zögerlich, sagte dezent etwas in der Art „Diese Person ist ja nur halb so groß wie wir, also nicht in der Höhe, ihr steht die Hose sehr gut, möglicherweise liegt das an ihrer Statur“ aber meine Begeisterung war entfacht, ähnlich wie die für Jan Marsalek und diese Begeisterung reißt alle mit. Schon einen Tag später bekam ich von Frau Herzbruch geeignete Links zum Kauf einer Pailettenhose und ich soll sie sogar Silvester schon tragen.

Nunja, die Hose ist bestellt und geliefert aber per UPS (ich wusste gar nicht, dass es die noch gibt) und die fanden es eine gute Idee, sie bei „Die Hanf Profis“ abzugeben. Die Hanf Profis haben immer nur von 14 bis 18 Uhr geöffnet, ich war heute um 18:30 Uhr pro forma mal da (es liegt auf dem Arbeitsweg, der findet aber eben nie nach 14 Uhr oder vor 18 Uhr statt bei mir), da waren sie aber schon weg. Ich bin noch nicht sicher, wie ich an diese Hose komme. Morgen haben sie zwar auch ab 14 Uhr geöffnet, aber ich habe um 14:30 Chor-Generalprobe und möglicherweise sind Die Hanf Profis eher gechillt und sperren den Laden nicht a punto auf. Wir werden es sehen.

Eigentlich wollte ich etwas komplett anderes schreiben. Habe aber vergessen was. Wenden wir uns der täglichen Contentvorschlagliste zu, mein Plan ist ja weiterhin, sie komplett leer zu beantworten, schneller als Sie was reinschreiben können. Frage heute: „Warum Offenbach und nicht Frankfurt? Oder eine noch schönere Stadt im Umkreis?“

Das ist sehr einfach. Ich bin für meinen ersten Job nach dem Studium hierher gezogen, zusammen mit Herrn N (der in einer anderen Stadt lebte, wir trafen uns hier auf neutralem Boden). In Frankfurt hätten wir uns keine zwei separaten Zimmer plus Wohnzimmer leisten können, die nicht völlig absurd entfernt von jedem ÖPNV liegen, in Offenbach ging das. Als wir dann vier oder fünf Jahre später die jetzige Wohnung gekauft haben, hatten wir uns an Offenbach gewöhnt. Ich lebe gerne hier, ich finde es super, mitten in der Innenstadt zu sein und alles fußläufig zu haben. Ich mag auch die vielen Nationalitäten, das schätze ich sowohl kulinarisch als auch kulturell und es macht das Straßenbild weniger eintönig – wenn ich richtig informiert bin, haben rund 45 % der Offenbacher*innen keine deutsche Staatsangehörigkeit, einen Migrationshintergrund haben rund 65 %. Ob eine Stadt optisch schön ist, spielt für mich bei der Wohnentscheidung keine Rolle. Mir ist es wichtiger, dass die Stadt für mich praktisch ist, dass ich dort alles einfach erreichen kann, was ich erreichen möchte und dass ich nach außerhalb gut angebunden bin und dass das Straßenbild vielfältig ist. Ich war ja neulich in Flonheim und in Dänemark, da war alles irgendwie beschaulich und gleich, da fühle ich mich nicht so wohl.

9. November 2023

Gerade erst im Sessel angekommen und gleich gehe ich aus Vernunft (nicht aus Neigung!) auch schon wieder schlafen, es ist ein Jammer. Ich habe mich allerdings von 20 Uhr bis gerade mit Amüsement befasst, also will ich nicht zu sehr jammern. Ich war mit Excellensa und TexasJim verabredet, um über einen Zeitungsartikel zu sprechen, das taten wir in aller Ausführlichkeit mit vielen Randthemen, nicht allen natürlich, wir fanden bis zum Schluss immer noch neue Themen, die zu durchdringen sich lohnen würde, aber dann, wie gesagt: Vernunft. Nicht Neigung.

Davor hatte ich Spaghetti Carbonara, schon aus der S-Bahn heraus wegen enormem Hunger bestellt, denn die Abfahrt aus dem Büro hatte sich verzögert, weil sich unerwartet plötzlich am Abend ein Slot beim nOC frei wurde, das wollte ich natürlich nutzen. Davor – wir gehen den ganzen Tag jetzt rückwärts – Gespräch mit der Dame von der Hausverwaltung, diejenige, bei der es letzte Woche 7 Zwerge, nein, Herren brauchte, um sie zu vertreten und dennoch das Gespräch ohne Ergebnis enden zu lassen. Das Ergebnis heute war nur marginal besser, es wurde um Verständnis geworben, Personalmangel, .Fachkräftemangel, unvorhergesehene Ereignisse, ja, kenne und verstehe ich alles aber warum ich für eine Dienstleistung zahlen soll, die nicht erbracht wird, erschließt sich mir dennoch nicht. Schauen wir mal.

Davor Italienischstunde, oh, ich muss noch den Termin für die nächste Stunde verschicken, fällt mir ein, das mache ich morgen. Und ob es Hausaufgaben gibt habe ich auch vergessen, weil wir etwas überzogen hatte und ich überstürzt aufbrechen musste.

Davor Bauabnahme, leider viele Mängel, einer sehr misslich, es wurden die falschen WC-Spülkästen verbaut. Unter Putz. Ächz.

Davor Nägel lackieren. Da die Nase wieder Normalfarbe hat, war ich im Nagellackfarbton nicht mehr eingeschränkt. Insgesamt ging es mir den gesamten Tag sowieso exezellent, nur die Stimme verhielt sich erratisch. Am Nachmittag schätzte ich meine Konzertchancen auf 10 %, nach den Besprechungen am Abend nur noch auf 5 %, jetzt gerade nach dem Videocall mit TexasJim und Excellensa ist merkwürdigerweise alles besser und ich liege gedanklich bei 25 %. Ich habe keinen Alkohol getrunken, daran liegt es nicht. Wobei CucinaCasalinga und ich schon morgens von der Italienischlehrerin gefragt wurden, ob wir auf Drogen seien (waren wir ebenfalls nicht). Sie kam in den Call als wir gerade über Toiletten sprachen, ich hatte die ja kurz zuvor abgenommen bzw auch nicht und dabei auch die Beschilderung ändern lassen, zwei Toiletten bestehen nämlich jeweils aus einer Toilettenkabine und einem Vorraum, also jede Kabine hat einen einzelnen Vorraum, es ist deshalb sinnvoll, finde ich, das Schloss an die Tür des Vorraums zu versetzen. So kann man sich auch mal in Ruhe frisch machen. Und weil dann zwei völlig separate Einheiten entstanden sind, gibt es auch gar keinen Grund, die Toiletten nach Geschlechtern zu beschriften, es kann einfach an jeder Tür WC stehen, keine Zuordnung notwendig. Das habe ich veranlasst und dann CucinaCasalinga erzählt, die mir wiederum erzählte, eine ehemalige Kollegin habe Sorge vor einer Schwangerschaft gehabt, wenn Männer und Frauen dieselbe Toilette verwenden. Als die Italienischlehrerin dazu kam, hatte ich glaube ich gerade gefragt, ob die Kollegin zufällig Maria hieß.

Vor dem Nägel lackieren Arbeitsweg, ich war spät dran wegen der Bahn, zwei kamen nicht, die dritte war so überfüllt, dass niemand mehr einsteigen konnte, die vierte nahm ich dann aber das war halt 40 Minuten später.

Davor aufgewacht und erfreut festgestellt, dass es mir gut geht.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Wie erkennt man den/die richtige*n Bewerber*in?“

Zum einen natürlich an den Qualifikationen, die gehen aus Lebenslauf und Zeugnissen hervor. Wenn da alles notwendige gegeben ist, lädt man die Person ein, ab da endet natürlich jegliche Objektivität, denn da schaut man natürlich, ob es „passt“, also ob es „zu uns passt“ und was sollte daran objektiv sein. Ich überlege meist, ob ich mir vorstellen kann, wie die entsprechende Person zukünftig am Arbeitsplatz sitzt, wie es ist, wenn ich ihr mehrfach täglich begegne, wie es ist, wenn ihr erster Arbeitstag naht, ob ich mich auf sie freuen würde. Im Idealfall kann ich mir das alles detailliert vorstellen un freue mich. Wenn ich mir hingegen denke „achnaja schön dann kommt xy halt und wir haben wieder jemanden mehr, das ist gut, passt schon, okay, begrüßen und so kann dann gerne wer anders“ ist das nicht perfekt. Also das ist meine Vorgehensweise. Bestimmt gibt es bessere.

8. November 2023

Vermutlich verleben Sie schon den ganzen Tag in besorgter Spannung auf ein Update, wie es mir geht. Ich hätte Sie frühzeitiger erlöst, aber diese Seite funktionierte nicht richtig, bzw. die Seite funktionierte doch richtig, es lag natürlich alles an mir, an meinen Cookies, wie der Webmaster sagt, und er hatte Recht, er hat ja immer Recht. Ich habe jetzt also den Browserverlauf mit allen Daten von IMMER auf allen Geräten gelöscht, was ich jetzt immer alles neu eintippen und mich erinnern muss, kann ich noch nicht absehen, weiß aber schon jetzt, dass es eine absolute Zumutung sein wird.

Es geht mir hervorragend. Der Schnupfen ist so gut wie weg, die Nase sieht normal aus. Die Erkältung hat den Hals übersprungen, ich bilde mir ein, weil ich mit einem Spray immer sehr weit in den Rachen gesprüht habe, so weit, dass ich Kotzgeräusche wie die Katzen gemacht habe, die guten Tiere waren sehr interessiert. Jetzt sitzt alles in den Bronchien. Meine Stimme ist ca. 2 Oktaven tiefer und sehr rauchig, menschlich klingt sie nicht, von Alexa wird sie nicht erkannt. Ich erwarte nach wie vor Heilung über Nacht, morgen sollten maximal noch 30 % Erkältung vorhanden sein, die dann in der Nacht auf Freitag komplett verschwinden, denn Freitag ist Chor, Samstag Generalprobe, Sonntag Konzert. Ich schätze meine Teilnahmechancen liegen momentan bei ca. 15 %. Das ist gar nicht so übel.

Ich verbrachte den Tag heute – aus Vernunft, nicht aus Neigung – zu Hause. Die Mittagspause vergaß ich, so ist das immer zu Hause, weil einen da niemand zur Mittagspause abholt. Dafür hat mich aber die Waschmaschine mehrmals zum Wäscheaufhängen aufgefordert, es hat diverse Male an der Tür geklingelt, einmal von einer Dame in Begleitung einer anderen Dame, die mit mir über die Bibel sprechen wollten, ich überlegte kurz, ob ich sie hereinbitte, Cucinacasalinga war im Stream und Herr N saß im Wohnzimmer, wir hätten zu fünft sprechen können, es wäre unterhaltsam gewesen. Zugunsten meiner 15-%-Chorstimme verzichtete. Was ich sagen will: ich denke, diese ganzen Nebenaktivitäten beliefen sich zeitlich sowieso auf eine übliche Mittagspause.

Um 16:30 Uhr fühlte ich große Schwäche und setzte mich in den Sessel, um 19 Uhr war ich wieder top erholt und beschloss, die schon für gestern geplante Mangold-Quiche anzugehen. Ich hatte immer noch Angst vor dem Riesenmangoldbusch, hatte hier aber neulich ja bereits erklärt, dass man gar keinen Mut braucht, weil man Dinge ja auch feige tun kann. Oder, wie wir im Geschäftsumfeld sagen, „mit Respekt“. Vor dem Verhandlungspartner Mangold hatte ich Respekt. Allerdings wirkte er, als ich ihn aus dem Kühlschrank nahm, schon gar nicht mehr so unfassbar performant wie bei Lieferung. Teil des Mangoldquicherezepts beinhaltet, die Blätter zusammenfallen zu lassen und dem Zusammenfallen hatte der Mangold sich bereits angenähert. Ich hatte leichtes Spiel. Die Mangoldquiche ist schon im Ofen bzw. in diesem Moment ist sie fertig, ich habe sie exakt zwischen dem letzten Satz und diesem herausgeholt und nun muss sie sich noch ein wenig setzen, bevor es Essen gibt.

Mehr gibt es heute auch nicht zu berichten.

Frage aus der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Stricken, Häkeln, Handarbeiten“. Finde ich total schön. Wenn andere es machen. M strickt und häkelt, Frau Herzbruch strickt, Cucinacasalinga auch, es entspannt mich sehr, wenn ich daneben sitze und etwas anderes mache. Ich selbst handarbeite nicht. Schuld ist Frau Kleinlosen, meine ehemalige Grundschullehrerin. In der 3. Klasse strickten wir einen Teddybären und füllten ihn mit abgelegten Damenfeinstrümpfen, mein Teddy war blau und quadratisch, ich bekam für die Ausführung eine „3“. Ich hatte überhaupt noch nie eine 3 gehabt und außerdem war der Teddy für mich perfekt, ich war ob der Beleidigung meines Quadratteddys tief gekränkt und habe seitdem nie mehr gehandarbeitet. Wo der Teddy jetzt ist, weiß ich nicht, ich erinnere mich an sein letztes Auftreten in den 90ern, damals, aus Gründen, an die ich mich aber leider nicht mehr erinnere, in der Wohnung meines damaligen Freundes. Möglicherweise hat er den Teddy bei unserer Trennung zurückbehalten. Es handelt sich bei dieser Person übrigens um den Webmaster, der immer Recht hat.

Vielleicht ist aber auch gar nicht Frau Kleinlosen schuld sondern es ist „Disposition“. So gut wie alle, die ich kenne und die handarbeiten, tun das beim Fernsehen oder Hörbuch, Radio, Podcasts, Musik hören. Ich schaue ja kein Fernsehen und höre keine Hörbücher, Radio, Podcasts, Musik. Was soll ich denn machen, soll ich mich einfach auf einen Stuhl mitten in einen Raum setzen und Handarbeiten? Ich könnte natürlich dazu Fernsehen oder Musik anmachen, aber dann übe ich gleich zwei Tätigkeiten auf einmal aus, an denen mir nichts liegt. Das hat zwar den Charme einer gewissen Effizienz, ist aber gleichzeitig auch sehr unnötig.

7. November 2023

In der Nacht gab es ein Problem: meine Nase lief aus. Es ist total faszinierend, wo so viel Rotz kurzfristig herkommen kann. Wie wird das so schnell produziert? Gut, ich war sehr durstig gewesen gestern Abend und hatte noch 2 Liter Wasser im Sessel getrunken. Ich halte es aber für denkbar, dass mehr als 2 Liter nachts aus meiner Nase liefen. Irgendwann stopfte ich mir zerknüllte Taschentücher in die Nasenlöcher, damit mir nicht immer irgendwas über das Gesicht rann.

Anschließend träumte ich, ich sei in der Bahn unterwegs und hätte einen riesigen Popel vor dem Nasenloch hängen, den ich einfach nicht wegschnäuzen konnte. Tja. Tellerlinsen und Popel, welcome to my brain.

Der Coronatest war negativ, ich fuhr mit Maske ins Büro und zog mich dort in mein Zimmer zurück, erledigte Dinge, die vor Ort viel einfacher gehen als zu Hause und packte um 17 Uhr das Gegenteil davon zusammen, nämlich Dinge, die ich zu Hause gut tun kann. Damit werde ich mich morgen beschäftigen. Zu Hause. Remote. FML. Zwischenzeitlich habe ich nämlich eine rote Clownsnase entwickelt, sehr unelegant, passt auch nicht zum Nagellack, ich werde sie morgen zu Hause den ganzen Tag salben und erwarte umgehende Totalgenesung.

Mit Papa N. telefonierte ich am Nachmittag noch kurz, um ihm von meinem Leid zu berichten. Papa N sagte: Sowat kenn ich nicht. Er kann sich nicht erinnern, je Schnupfen gehabt zu haben. Das ist bei einem 86jährigen nicht ungewöhnlich, denken Sie jetzt vielleicht, ich kann mich aber auch nicht erinnern, dass Papa N. seit meine Erinnerung einsetzt je Schnupfen gehabt hätte. Er hatte meiner Erinnerung nach einmal Husten und ein paar Mal (ca. alle 3 Jahre) einen Tag Kopfschmerzen. Darüber hinaus hatte er auch eine bestätigte aber komplett symptomfreie Coronainfektion. Neulich bekam er am selben Tag die Gürtelrose- und Grippeimpfung, hat er nichts von gemerkt. Verblüffend.

Auf dem Heimweg kaufte ich noch das Lieblingsputzmittel für die Putzhilfe ein, es war leer, sie hatte mir letzte Woche ein Foto geschickt, ich kam bislang nicht dazu, weil ich ja verreist war. Heute hatte ich gar nicht mal so Lust, noch einen Einkaufsspaziergang zu machen aber so sehr, wie ich es hasse, nicht alle für mich allerbesten Arbeitsmittel um mich herum zu haben, hasst sie es vermutlich auch. Also musste ich das Putzmittel kaufen.

Zu Hause angekommen war mir dann sehr kalt, ich hüllte mich in eine Heizdecke und saß im Sessel, mir wurde aber immer kälter, also raffte ich mich noch einmal zum Aufwärmen von Linsensuppe und Bereiten einer Wärmflasche auf. Jetzt, nach Linsensuppe, mit Heizdecke und Wärmflasche ist mir zu warm. Am besten gehe ich gleich schlafen.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Freundschaften zu Frauen sind einfacher, oder?“ Glaube ich nicht. Männer haben Freund*innen, Frauen haben Freund*innen, es ist ja gerade bei Freundschaften (im Gegensatz zu Liebesbeziehungen) nicht so relevant, dass es geschlechtlich passt.

6. November 2023

Ich wachte heute Nacht von einem Niesanfall auf, einem eigenen, höchst merkwürdig, 30, 40 Mal niesen. Meine erste Vermutung war, ich hätte im Schlaf irgendwas komisches durch die Nase eingeatmet, eine Fluse, ein Tier (hoffentlich nicht…), irgendwas anderes. Ich war zu schläfrig, alles genau zu ergründen, schlief wieder ein und träumte von Linsen. Frau Herzbruch hatte mir die gesamte Zugfahrt erzählt, Herr Herzbruch würde für ihre Rückkehr Linsensuppe kochen. Seitdem möchte ich auch Linsensuppe, ich kriege das nicht mehr aus dem Kopf. Heute sollte es also Linsensuppe geben, Sellerie, Lauch, Karotten habe ich im Kühlschrank und heute Nacht träumte ich, ich stünde vor dem Küchenoberschrank, nähme die gut verschlossene Plastikdose heraus, öffnete sie und fände eine 3/4-Packung Tellerlinsen. Ich freute mich sehr.

Andere Leute haben aufregend sexuelle Träume oder spirituelle Visionen in der Nacht, ich träume von Tellerlinsen. Man kann es sich nicht aussuchen.

Am Morgen führte mein erster Gang (zur Empörung der Katzen) zum Küchenschrank und der gut verschlossenen Plastikdose. Es sind nur zwei Packungen rote Linsen darin, damit kann man Kokoslinsensuppe oder Karottenlinsensuppe machen aber natürlich keinen guten deutschen Linseneintopf mit Sellerie. Was für eine Enttäuschung. Ich packte Linsen auf die Einkaufsliste. Und Maggi.

Im Büro sortierte ich ein bisschen durch, weniger Unterlagen als viel mehr Köpfe, dann bekam ich am Mittag wieder einen Niesanfall. Wieder 30, 40 Mal. Die Zimmernachbarn schlossen ihre Türen. Bei genauer Betrachtung kratzt auch mein Hals ein wenig. Ich habe dazu keine Lust. Ich sagte alle Präsenztermine für die Woche ab bzw. verwandelte sie in Online-Termine. Das geht mir unfassbar auf die Nerven, ich möchte mögliche Erkältungen einfach wieder ignorieren können, wie früher, gute alte Zeit, ich habe null Interesse daran, sie ernst zu nehmen und mein Verhalten zu ändern, bin nicht an einer Beschäftigung in irgendeiner Form mit möglicher Erkältung interessiert, meine Güte, alles eine Zumutung. Ich knallte meine Tür auch zu. Die Fenster im Büro gehen derzeit wegen Witterung nicht auf, völlige Fehlkonstruktion, wer will denn das Fenster bei warmer Luft öffnen, ich jedenfalls nicht, ich möchte es öffnen, wenn angenehm kühle Luft hineinkommt. Vielleicht trat ich kurz gegen die Wand. Wird sowieso bald gestrichen.

Am Abend zog ich durch die Supermärkte, überall nur rote Linsen, am Ende fand ich vorgegarte braune Linsen, es war zu dem Zeitpunkt sowieso schon so spät, dass es gut war, dass irgendjemand anders die Linsen schon gegart hatte. 3 Teller Linseneintopf gegessen, jetzt sehr satt, werde gleich fragen, was es im Hause Herzbruch die nächsten Tage gibt, damit ich entsprechend einkaufen kann. Wobei ich morgen Mangold-Quiche machen muss, in der Gemüsekiste war ein Busch Mangold, der nimmt den halben (sehr großen doppeltürigen) Kühlschrank ein und muss wirklich weg. Ich hoffe, wir schaffen das, diesen Busch morgen aufzuessen und der frisst nicht uns.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste ist, was ich studiert habe und wie das ins Herz des Kapitalismus geführt hat. Ich habe im wesentlichen Sprachen studiert, habe einen Magisterabschluss in Älterer Anglistik, Amerikanistik, Romanischer Linguistik und ein 1. Staatsexamen (Lehramt Sek I/II in Englisch, Spanisch, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache), ich habe VWL (Vordiplom) und BWL (Bachelor) studiert, habe eine Ausbilderinneneignung, ein Übersetzerinnendiplom, eine kaufmännische Ausbildung, eine Ausbildung als Mediatorin, als Systemische Practitioner und – above all! – ein Jodeldiplom. Nichts davon hat ins Herz des Kapitalismus geführt oder alles, keine Ahnung, Konkret ins Herz des Kapitalismus hat mich eine Headhunterin geführt. Ich hatte bis dahin keine Ahnung, dass es solche Arbeitsplätze überhaupt gibt und was man da macht.

WmdedgT 11/2023

(Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen)

Ich habe den Tag weitestgehend im Zug verbracht. Das war wenig ereignisreich und „wenig ereignisreich“ ist bei Bahnreisen bekanntlich etwas Gutes.

Als ich aufwachte, war Frau Herzbruch schon wach. Wir waren beide ausgeschlafen, nehme ich an, es war nämlich noch vor Weckerklingeln um 8:45 Uhr. Frau Herzbruch hatte schon Kaffee und bereitete mir auch einen, während sie dann duschte, packte ich meinen Koffer und umgekehrt, luden die Endgeräte noch einmal auf, versorgten Spül und Müll und was man in so einem Airbnb vor dem Auschecken eben macht. Um 9:45 Uhr waren wir mit allem fertig, eine Dreiviertelstunde früher als notwendig und wir beschlossen, schon einmal zum Bahnhof zu fahren und dort nach einem Frühstück Ausschau zu halten. Die Fahrt, die auf dem Hinweg noch einigermaßen beschwerlich erschien wegen verwirrendem Umsteigen, war angenehm kurz und entspannt, wir kennen uns ja jetzt bestens aus und sind in Wien absolut street smart.

Am Bahnhof fand ich noch ein paar Süßigkeiten, die ist bei uns nicht gibt und die gut in Ms Adventskalender passen werden, also noch ein kurzer Einkauf, dann kurzes Frühstück, dann kam auch schon der Zug. Die Fahrt war reibungslos, schon fast langweilig, wir befassten uns mit der Planung der nächsten Reise, der Planung meiner Geburtstagsfeier, der Planung der Silvesterfeier, dann waren 5 oder 6 Stunden um und wir waren in Würzburg und der Zug wurde stillgelegt, da keine einzige Toilette mehr funktionierte. Das war blöd.

Nun gibt es ab Würzburg natürlich diverse Möglichkeiten der Weiterreise, wenn man aus einem eh schon sehr vollen Fernzug kommt, ist es aber bekanntlich mit den Sitzplätzen eng, wir gingen direkt zum DB-Schalter und baten um Reservierung von zwei Sitzplätzen im neuen Zug, kostenlos natürlich, die Damen konnte aber gar nichts machen, weil es zu knapp vor der Abfahrtzeit war. Ich sagte, das sei alles sehr unbefriedigend, sie sagte, das wüsste sie aber sie könne ja nichts machen und ich sagte ihr ja, genau das ist das Problem. Dann buchte ich die Sitzplatzreservierung kostenpflichtig per App und werde demnächst noch wertvolle Lebenszeit mit einem Erstattungsantrag vergeuden, naja, vermutlich nicht, vermutlich mache ich das, während ich sowieso in der Warteschleife von irgendeinem anderen inkompetenten Dienstleister hänge, es gibt weiß Gott genug, man kann diese Tätigkeiten ja sammeln und bündeln und nebenher noch die Nägel lackieren. Ich lackiere mir die Nägel seit über einem Jahr zu 99 % nur, während ich in Warteschleifen hänge und die Tage, an denen ich keińen Lack drauf habe, sind die absolute Ausnahme.

Von Würzburg also weiter in einem anderen ICE, was ist eigentlich aus dieser „Lieblingsgast“-Schokolade geworden? Es gab keine, ich fühlte mich ungeliebt. Verstoßen.

Dann stieg ich in Frankfurt aus, Frau Herzbruch fuhr weiter nach Düsseldorf, eigentlich wollte ich in Hanau umsteigen, aber der neue Zug hielt da nicht mehr, naja, egal, eh Deutschlandticket, in Frankfurt habe ich neu einen Ableger von meinem Lieblings-Inder im Bahnhof gefunden, ich sage nicht, dass der neu ist, ich wusste nur nicht, dass er da ist und jetzt hat er ein großes Schild, dass er bald weg ist, daher wurde ich überhaupt darauf aufmerksam. Er zieht aber nur an das andere Ende des Bahnhofs, das ist also kein Problem. Ich kaufte zwei vegetarische Currys und sagte dem Mann, dass er meiner Ansicht nach das leckerste indische Essen in Frankfurt hat. Er freute sich und berichtete, seine Frau würde kochen, sie kam dann auch gerade mit Nachschub (man kann das natürlich nicht alles in einem kleinen Bahnhofsimbiss kochen), das war schön.

Zu Hause dann Abendessen und erzählen mit M, danach räumte ich den Koffer aus, startete Wäsche, tat dies und das, dann kam auch Herr N und isst jetzt die Reste des Currys und ich mache heute nichts mehr.

4. November 2023 – HerzRegen in Wien!

Ich habe noch einen Teil Reisebericht nachzuliefern.

Gestern haben wir so viel erlebt, dass ich gar nicht mehr alles zusammenbringe. Frau Herzbruch war beim Aufwachen quasi wie neu, das war unerwartet, aber auch gut. Körperlich meine ich, in Bezug auf Persönlichkeit war sie unverändert, das war mir sehr recht, man hat sich ja auf eine bestimmte Disposition der Urlaubsbegleitung eingestellt, wenn jetzt ein ganz anderer Mensch morgens im Raum wäre, müsste man sich umgewöhnen. Das wollte ich eigentlich gar nicht schreiben.

Wir gingen zunächst Frühstücken. Das Frühstück war gut und ich bekam meinen ersten guten Kaffee in Wien. Ich hatte um den größtmöglichen Kaffee gebeten, mir wurde ein Latte Macchiato empfohlen mit „schön viel Milch“, ich bat darum, noch einen weiteren Espressoshot zuzufügen und dann war es gut. Bisher waren meine Kaffees in Wien tendenziell grauenhaft. Kleine Tassen, eher unaromatisch-plörrige Angelegenheiten, wenig Wumms. Frau Herzbruch theoretisiert, dass es eventuell daran liegt, dass Wien ja eine eigenen Kaffeekultur hat, wir bei uns hingegen ja nie eine hatten und daher die (für mich geschmacklich überlegene) italienische Kaffeekultur angenommen haben. Zum sehr guten Kaffee gab es ein hervorragendes Egg Benedict.

Man saß sehr gut, daher saßen wir sehr lang und schon war es Zeit, aufzubrechen um mit dem Hop-on-Hop-off-Bus zum Schloss Schönbrunn zu fahren. Frau Herzbruch hatte uns dort eigeninitiativ eine Strudel-Show gebucht.

Es ließ sich alles sehr schlecht und tourifallenhaft an und war dann ein super Erlebnis. Bis zum Ende blieb völlig unklar, ob Strudelshowbäcker Robbie seinen Job irrsinnig liebt oder abgrundtief hasst, er war jedenfalls komplett on edge und das machte es spannend, für einen kurzen Moment hielt Frau H (und ich selbst) es nicht für ausgeschlossen, dass er gleich Strudelteig nach mir wirft. Der Strudel selbst war okayisch, auf Kaffee hatten wir angesichts der bisherigen Erkenntnisse zugunsten von Cola Zero verzichtet. Frau H besuchte noch die schlimmsten Toiletten von ganz Wien, dann machten wir eine VR-Tour über die Herrschaftsgeschichte Österreichts, anfangs war mir vom Herumfliegen angenehm übel, dann wurde es langweilig.

Weiter ging es Hop-on-Hop-Off, zunächst zum Stephansdom, unangenehme Pro-Palästina-Demo davor, wir gingen hinein, es war gerade Messe, ich regte an, dass wir uns ein bisschen dazu setzen, um in Ruhe schauen und das Ambiente wirken lassen zu können, Frau H ging darauf scheinbar emotionslos ein aber entwickelte im Verlauf ein mir unvertraute Emphase in der Situation und schleifte (oder schliff? Der Ton wurde recht scharf) mich zum Abendmahl.

Anschließend kehrten wir zurück in die Bristol Bar, dort waren wir am Vortag ja schon gewesen. Ein Zufallsfund. Frau H hatte wegen Schulterschmerzen gesagt, sie würde gern irgendwo sitzen, wo es gute Cocktails gibt und Sessel mit Armlehnen, zentrale Lage, also hatte ich diese Parameter in die Google-Bildersuche eingegeben und wir waren auf die Bristol-Bar gestoßen, die perfekte Erfüllung aller Kriterien bot. Ich trank den besten Cocktail der Welt: „Styrian Oil“, er enthält Old Plum Rum und Kürbiskernöl. Wir mussten dann leider weiter zum Essen, reservierten den Tisch in der Bar aber für 21:30 Uhr.

Das Essen hätten wir uns besser erspart, es war ein insgesamt unnötiges Erlebnis, ich glaube, Frau Herzbruch beschreibt es genauer, ich habe selbst keine Lust mehr, es in meinem Kopf zu haben. Zurück in der Bar wurde alles ganz hervorragend, der Kellner stellte sich als Erfinder des „Styrian Oil“ heraus und verriet uns das Rezept. Wir blieben, bis wir den Eindruck hatten, wir sollten gehen, um den Heimweg noch absolvieren zu können. Das Kofferpacken vertagten wir auf den nächsten Morgen.