22. April 2025 – noch 9x Schwimmen

Der Tag war lang und angenehm unterhaltsam, er enthielt Verrücktheiten, Freizeitaktivitäten und zwei Entscheidungen, die sich gut anfühlten. Außerdem freue ich mich zum ersten Mal, seit ich mich überhaupt erinnern kann, über den Frühling. Ich weiß nicht, woher das kommt. Neulich bei der Reise mit Schanuf war es schon so, dass mir die erblühende Landschaft auffiel, sonnenbeschienen und – zu meiner Überraschung – anziehend. Ich äußerte das Gefühl verwundert, wir versuchten, es zu verstehen, es gelang aber noch nicht. Heute wiederholte sich das Gefühl, ich war mit Fragmente draußen unterwegs und sie erwähnte – fast schon entschuldigend, Personen, die mich schon während des Sommers kannten, in dem ich versuchte, ihm mit ausgeprägtem Hass zu begegnen, neigen dazu – irgendwas mit Frühling oder nahendem Sommer und ich entdeckte wieder eine gewisse freudige Erwartung in mir. Wir werden das beobachten und genießen, so lange es anhält.

Die zwei Verrücktheiten spielten sich beide im beruflichen Kontext ab. Die eine – wir haben ja einen Dienstleister, der nicht so richtig den Erwartungen entsprechend Dienste leistet, so dass es ein Gespräch gab nach dem ich verwundert war, wer eigentlich genau für uns zuständig ist. Denn der bisherige Ansprechpartner war es nicht mehr, er arbeitet da gar nicht mehr, trat aber weiterhin so auf, als ob. Also schaute ich im Handelsregister nach, wer denn dort Zeichnungsrechte hat und telefonierte dann ein wenig mit dem Ergebnis, dass eine neu zuständige Person mir eine Liste von Ansprechpersonen schickte und einen Vorstellungsbesuch ankündigte. Der alte Ansprechpartner mailte dann heute – irritierenderweise immer noch mit Firmenadresse, ich hoffe, die haben ihr eigentliches Geschäftsfeld besser im Griff als ihre IT – und bat, die mail vom neuen Ansprechpartner weitergeleitet zu bekommen. Völlig crazy. Ich verknüpfte die beiden Herren per Mail mit der Bitte, die Angelegenheit zu regeln ohne mich zu behelligen.

Die zweite Verrücktheit war ein weiterer Dienstleister, heute zu Gast weil es Probleme gibt, die ich besprechen und vorzugsweise natürlich lösen wollte. Das sei aber nicht möglich, erklärte mir die Besucherin, weil alles bei ihnen intern so schwierig ist und ihr der Job auch gar keinen Spaß mehr macht, es sei für sie auch alles total doof und wird ihren Ansprüchen nicht gerecht, wir seien in derselben Situation. An der Stelle musste ich klar widersprechen, die Situation ist nicht ansatzweise vergleichbar, denn die Besucherin wird für ihr Leiden bezahlt, ich hingegen bezahle dafür auch noch einen Haufen Geld. Keinesfalls gleich also. Der Besuch endete kurz darauf, wir konnten die Situation nicht auflösen, es geht in die nächste Instanz.

Die Freizeitaktivitäten: ich traf Fragmente zum Kaffee und wir tranken Tee, das war sehr schön! Und abends ging ich Schwimmen und das Schwimmbad war fast vollkommen leer, superangenehm.

Und beim Schwimmen traf ich auch eine der Entscheidungen, die sich gut anfühlten. Ich kaufte nämlich eine 10er-Karte. Erst war ich zögerlich, es ist nämlich, glaube ich, das Schwimmbad, das für Fragmente am wenigsten attraktiv ist und sowieso ist bald Sommer und ich werde eher draußen schwimmen. Andererseits haben Fragmente und ich aber sowieso nicht jede Woche einen gemeinsamen freien abend, und wenn ich ohne sie schwimmen gehe, gehe ich immer in dieses Bad, weil es für mich verkehrstechnisch sehr gut liegt und weil es eine 50-Meter-Bahn hat. Wichtiger ist aber: ich muss jetzt in diesem Schwimmbad, in das ich meistens allein gehen werde, also keine Fallback-Option dabei habe, nicht mehr an Bargeld denken müssen. Das ist dort nämlich die Zahlungsweise. „Wie lange gilt die 10er-Karte denn?“, fragte ich den Herrn hinter dem Plexiglas, das ich bei drei Besuchen schon fast beim Gestikulieren eingeschlagen hätte, weil es so gut geputzt ist. Der Herr besteht aus lauter Kreisen, sein Kopf ist wie ein Kreis, seine Frisur, sein Bauch, sogar seine Hände – mehr kann ich von ihm hinter dem Tresen nicht sehen. Er wirkt sehr sympathisch. „Für immer!“, sagte er. Ich schaute wohl etwas skeptisch. „Sie können die Karte auch übertragen“, fügte er hinzu, und dann, nach einer kurzen Pause „aber Sie sind ja noch jung!“ Ich war überzeugt. 10x Schwimmen, also nach heute 9x schaffe ich in diesem Leben wohl noch, zumindest hoffe ich das sehr. Ich bin jetzt eine Person mit Schwimmzehnerkarte. Wer hätte das gedacht.

Die zweite gute Entscheidung betraf die Autowerkstatt, zu der ich heute fahren wollte. M hatte dort letzte Woche einen Termin wahrgenommen und der Automensch war doof zu ihr gewesen. Er hatte ihr – trotz Termin – das Gefühl gegeben, dass sie stört (er hatte Besuch und war mit Kaffeetrinken beschäftigt), ihre Fragen nicht beantwortet und das, was sie sagte, nicht berücksichtigt. Dann hatte er sie weggeschickt und sie sollte heute wiederkommen, dann könnte er sich das nochmal genauer anschauen. Als sie mir das berichtete, hatte ich beschlossen, die Angelegenheit selbst zu übernehmen und den Dienstagtermin wahrzunehmen. Heute, kurz bevor ich losfahren wollte, kam mir aber plötzlich ein ganz anderer Gedanke: warum um alles in der Welt sollte ich eine Autowerkstatt aufsuchen, die blöd zu meiner Tochter ist? Es gibt ja reichlich andere Autowerkstätten und ich möchte mit doofen Leuten keine Geschäftsbeziehung (und auch sonst keine). Ich rief also einfach woanders an und vereinbarte einen Termin für Donnerstagmorgen und bei dem Doofmensch sagte ich nicht ab.

21. April 2025 – Vielleicht eine Vase

Der Ostermontag war Erledigungen gewidmet. Ich weiß nicht, was das mit Wohnungen ist, dass sie immer so viel Arbeit mit sich bringen und immer so viel Krempel anziehen. In dem meiner vielen möglichen alternativen Leben, das mich am meisten anzieht, lebe ich völlig allein in einem 1-Zimmer-Appartement. Gern in einem Hochhaus so zwischen 7. und 13. Stockwerk, gern mit kleinem Balkon. Ich hätte ein Bett in einer Nische, eine große Fensterfront, einen Tisch mit 3 Stühlen (die vierte Seite steht an der Wand), zwei Sessel und ein Tischchen dazwischen, einen Kleiderschrank und ein Sideboard. Von einem winzigen Flur, der eigentlich nur zum „Sich-zu-einer-Tür-drehen“ dient, geht noch eine Tür zu einem kleinen Bad (Dusche) und einer kleinen Küchenzeile ab. In dieser Wohnung wären nur sehr wenige Dinge. Eine Pflanze vielleicht. Eine Schale, in der ich aktuelle Post ablegen würde und Schlüssel, wenn ich reinkomme. Vielleicht eine Blumenvase. Ein paar Sachen mehr vielleicht noch, die aber alle immer genau einen Ort hätten, an dem ich sie verwenden möchte und da sind sie auch.

Das mit dem genau einen Ort ist etwas, das ich auch in der Wohnung in meinem tatsächlichen Leben praktizieren möchte, und es kommt mir so vor, als arbeite ich seit Jahrzehnten daran. Einfach ist das nicht, denn Herr N ist Sammler und M ist 20, hat also in den letzten zwei Jahrzehnten diverse, sehr unterschiedliche Phasen, die unterschiedliche Gegenstände erfordern, durchlaufen und nicht immer sind wir uns genau bewusst, ob eine Phase endgültig oder nur vorübergehend beendet ist und bewahren lieber nochmal auf. Zapp, sind fünf Jahre um und sie ist drei Phasen weiter. Ich habe Listen geführt mit Orten in der Wohnung, die einer genauen Inspektion unterzogen werdeń müssen, das ist ein sehr frustrierendes Unterfangen, denn noch bevor man einmal durch ist, kann man von vorn wieder anfangen, das macht keinen Spaß

Deshalb gehe ich jetzt dazu über, statt einer „To Do“ eine „Done“-Liste zu führen, das heißt, ich schreibe mir auf, was ich aussortiert oder entsorgt oder repariert habe. Vielleicht schreibe ich es analog auf, und in einer Zukunft, in der wir alle selbstgenügsam in irgendwelchen Pods leben, die immer hinter uns her schweben, so ähnlich wie Schnecken, dann findet das jemand und denkt sich MEINE GÜTE, WAS WAR MIT DIESEN LEUTEN UND IHREM GANZEN KREMPEL??! Man würde die Aufzeichnung nach dem Finden digitalisieren und das Original sofort vernichten, denn in den Pods ist für sowas natürlich kein Platz. Hachja.

Heute habe ich zwei Schubladen von der Schlafzimmerkommode repariert, die Verbinder hatten sich gelockert, so dass der Boden durchhing. Weggeworfen habe ich einen Duschvorleger, der beim Bleachen von irgendwas (Haaren vermutlich) in Mitleidenschaft gezogen wurde und ein paar Kleidersäcke, die ich im Bettkasten gefunden habe. Dafür sind im Bettkasten jetzt die Wintermäntel, frisch gewaschen und vakuumiert, bis auf zwei, die waren noch nicht trocken.

20. April 2025

Heute also Ostern – frohe Ostern!

Wir mussten sehr, sehr früh aufstehen, also in meiner Wahrnehmung jedenfalls, ich bin ja die Zeitumstellung nicht mitgegangen und gehe deshalb jetzt einfach immer eine Stunde (wobei ich mich mittlerweile um schon um eine Viertelstunde wieder herangerobbt habe) später zur Arbeit. Heute mussten wir um 7 Uhr im Auto sitzen, für mich eine absolut gottlose Zeit, da bin ich sonst noch gar nicht aufgewacht.

Die Zeit im Auto verbrachte ich damit, mein Mailpostfach zu sortieren und noch ein wenig nachzuschlafen. Dann gab es Osterfrühstück bei Papa N., dann österliches Sitzen auf dem Sofa, anschließend Osteressen im Restaurant, dann ein Osterspaziergang, dann fuhren wir wieder zurück. Der Fuß hatte sich den gesamten Tag über komplett unauffällig verhalten, muckte auf der Rückfahrt aber auf, wobei er da ja nur reglos im Auto herumsitzen musste. Ich denke, er findet Autofahren genauso langweilig wie ich. Das Mailpostfach war auch schon fertig sortiert, alle Timelines gelesen, die Strecke bin ich mindestens schon 200x gefahren, da gibt es für mich auch nichts Neues mehr zu sehen. Okay, auf der Hinfahrt kreuzte ein Storch die Autobahn. Auf der Rückfahrt regnete es ein paar Tropfen und einem Auto vor uns kamen Flammen aus dem Auspuff. Das Angebot an Anregungen von außen blieb denkbar schmal.

Auch auf der Rückfahrt mailte ich dem Pfarramt der Kirche, neben der er wohnt, denn er hat eine Frage zum Glockenläuten. Die Mailadresse entnahm ich der Website der Kirche. Die Mail kam aber zurück, die Adresse existiert nicht, ich googelte mich also weiter zur Pfarreiengemeinschaft, dort gibt es immerhin ein Kontaktformular mit nervigem Captcha. Starkes Augenzucken, was ist so schwer daran, gut digital erreichbar zu sein?

Zu Hause wartete ein Schreiben der Hausverwaltung. Wir sanieren also dieses Jahr. Die Zähne, die Küche, das Bad und offenbar auch den Hauseingang. Nunja, von mir aus.

Nun läuft bei Herrn im Fernsehen ordnungsgemäß Life of Brian und M ist zu einer Rocky Horror-Party aufgebrochen.

19. April 2025

Ostern ist diese Jahr hier sehr relaxed, ich habe außer der Zubereitung einer Frankfurter Grünen Soße gerade eben keine Vorbereitungen getroffen. Denn – auch wenn alles gut ist – bin ich immer noch sehr auf Kante. Ich schaffe gut die Sachen, die ich muss und so gut wie alle Sachen, die ich will. Für Sachen, die mir überhaupt nicht wichtig sind, sind noch nicht wieder Kapazitäten frei.

So gibt es in diesem Jahr keine gefärbten Eier. M hatte keine Lust auf Färben und mag sowieso keine hartgekochten Eier, mir war das Färben egal und ich esse lieber warme, weichgekochte Eier, Herr N isst alle Eier aber war mit dem Färben, also Streichen, von Türrahmen befasst und interessierte sich nicht für Eierfarben. Unter diesen Voraussetzungen ist es Quatsch unter zeitlichem Aufwand größere Mengen an Lebensmitteln verzehrfertig herzustellen, die dann am Ende nur mit erneutem Aufwand („müssen jetzt echt mal weg!“) verzehrt werden.

Ähnlich mit Deko. Ich mag sowieso überhaupt keine Deko, Herr N mag Deko aber dekoriert nicht, M ist leidenschaftslos. Ich hatte gedacht, dass ich die Kiste mit der Weihnachtsdeko vor Ostern in den Keller bringe und dann die Kiste mit der Osterdeko nach oben hole, das hätte den Vorteil, dass dann für die Weihnachtsdekokiste überhaupt auch Platz vorhanden ist, der Keller muss nämlich auch mal entrümpelt werden. Hatte Fragmente mir nicht mal zum Geburstag geschenkt, dass sie mit mir den Keller entrümpelt, oder hatte ich das abgelehnt wie die Wasserhahnreparatur durch Frau Herzbruch dieses Jahr? Da durfte ich wählen zwischen der Wasserhahnrepartur, irgendwas absurden mit einem Handballspiel und der Biographie von Angela Merkel und ich wählte Frau Merkel, alles andere fand ich anstrengend. Hinterher ist man immer schlauer, jetzt muss ich mich nächsten Freitag um den Wasserhahn kümmern und das Buch von Frau Merkel habe ich noch nicht gelesen, es ist ja viel zu schwer, um es irgendwo hin mitzunehmen, dafür liegt es sehr plan auf dem Tisch neben meinem Sessel und durch seine Schwere verrutscht es auch nicht so schnell, weshalb ich meine morgendliche Teetasse darauf abstelle. Insofern habe ich doch richtig gewählt, ich freue mich ja jeden Morgen über dieses Geschenk.

Jedenfalls kann ich die Weihnachtsdekokiste nicht in den Keller bringen, weil die Katze momentan darauf schläft, also habe ich die Osterdeko nicht hochgeholt, ich glaube, ich habe sowieso nur einen Hasen aus Holz und eine Tischdecke mit Hühnern drauf, wenn ich dann irgendwann den Keller aufräume, könnte ich die Tischedecke zu den anderen Tischdecken in der Wohnung legen (und den Hasen wegwerfen) und dann wäre die Osterangelegenheit hervorragend reregelt.

Das mit dem Keller wird aber noch dauern. Jetzt ist ja erstmal Wasserhahn, dann ist Zahn-OP und eine Woche Auszeit, das kommt mir SEHR ungelegen, dann sind drei Reisen in drei Länder mit knapper Folge, das kommt mir auch ungelegen und für eine davon ist noch nicht einmal ein halbwegs günstiger Termin gefunden worden und dann ist Sommer und sowieso für mich alles schlecht. So vergeht das Jahr.

Bei Deko muss ich momentan sowieso immer an Guido Maria Kretschmer denken, weil ich neulich einen Podcast mit ihm hörte (beim Schwimmen!) in dem er berichtet, dass er gerne dekoriert, auch zum Beispiel seinen Partner, wenn der da so hübsch sitzt im richtigen Licht und ein Buch liest, dann legt er ihm noch einen Plaid um die Schultern, damit das alles noch hübscher aussieht. Das konnte ich mir gut vorstellen. Auch berichtete er, dass er sich so gern eincremt und das berichtet er mit den Worte (aus dem Gedächtnis zitiert) „Alles, was meins ist fasse ich einmal am Tag an“. Ich creme mich ja überhaupt nicht gern ein, muss das nach dem Schwimmen aber, sonst juckt meine Haut und jetzt denke ich dann immer an dieses Zitat, muss dann lachen und finde das Eincremen nicht mehr so blöd, weil ich ja lache.

18. April 2025

Den heutigen Tag habe ich vollständig der therapeutischen Regeneration des Fußes gewidmet (in medizinisch weniger affinen Kreisen würde man sagen: dem Nichtstun). Eine in ihrer Bedeutung oft unterschätzte, dabei jedoch absolut zentrale Aufgabe. Ich begann sie mit einem beherzten Liegenbleiben bis fast zehn Uhr. Der Fuß – mein Fuß – ruhte dabei unter der Decke und unterzog sich vermutlich einem rasanten Heilungsprozess, während ich ausschlief.

Irgendwann gegen später überredete ich ihn, sich gemeinsam mit mir in den Sessel zu begeben, den ich zuvor sorgfältig mit einem passenden Höckerchen ergänzt hatte, damit er, der Fuß, auch weiterhin erhöht und angemessen gelagert verweilen konnte.

Begleitend zu diesem passiven Tageseinsatz las ich ein Buch. Komplett. Kein Herumblättern, kein Kapitel-Überspringen, kein „Ich lese erst mal rein“ – ein ehrliches, aufrechtes Ganzlesen. Das ist erwähnenswert, denn es geschieht nicht oft. Dennoch war das Buch irgendwann aus. Sehr schade, ich hätte gern noch weitergelesen. Ein neues Buch kam für mich nicht direkt in Frage. Wenn ich zu früh mit etwas Neuem anfange, überlagern sich die Stimmen, die Bilder, die Gedanken. Das gefällt mir nicht. Ich möchte das eine erst in Ruhe nachklingen lassen, bevor ich dem nächsten etwas entgegenbringen kann. Deshalb: kein neues Buch. Noch nicht.

Seitdem das Buch also zugeklappt ist – das ist nur bildlich zu verstehen, ich lese ja digital – bin ich in einem Zustand milder innerer Leere. Beschäftigungslosigkeit, ja – aber auf gehobenem Niveau. Ich habe kurz überlegt, ob ich mich einer anderen Tätigkeit widmen sollte, aber der Tag steht unter dem Zeichen der Fußschonung, und alles, was über Lesen, Dösen und gelegentliches Wassertrinken hinausgeht, erscheint mir momentan unangemessen. Ich befinde mich in einem Zustand, den man freundlich als kontemplativ, weniger freundlich als latent gelangweilt bezeichnen könnte.

Ich erwäge, diesem Zustand durch erneutes Einschlafen zu begegnen. Es wäre die logische Fortsetzung eines Tages, dessen primäres Ziel von Anfang an feststand: den Fuß in den Mittelpunkt zu rücken, ihm die Bühne zu überlassen, die ihm – nach allem, was er durchgemacht hat – auch einfach mal zusteht.

Er dankt es mir übrigens mit einem Jucken irgendwo tief unter der Haut, das sich durch Kratzen nicht beseitigen lässt. Morgen mache ich etwas anderes.

17. April 2025

Ein weiterer skurriler Bürotag. Eine Person (Führungsebene) hatte herumgebrüllt. Bei uns wird nicht herumgebrüllt, also suchte ich das Gespräch, ich wollte verstehen, was passiert war. Die Brüllperson hatte den Eindruck, dass sie nicht gehört wird, es war jedoch kein Lautstärkeproblem (ich habe extra gefragt!). Ich war sehr erstaunt. Wenn ich möchte, dass mir jemand gut und genau zuhört, halte ich es gar nicht für zuträglich, ihn/sie zu erschrecken, Angst ist für Verstehen und für Performance selten förderlich. Das Gespräch endete einvernehmlicher, als ich erwartet hatte.

Dann ein weiterer Sicherheitsvorfall, dann verstopfte Toiletten, dann ließ ich eine Stolperfalle sichern und zwar mit diesen riesigen goldenen Pfeilern mit roten Kordeln, die man sonst für Absperrungen bei Empfängen verwendet, verziert mit rot-weißem Absperrband. Das Thema nervt mich schon länger, es soll jetzt auch andere nerven. Später kam ein Anruf des Vermieters, ob ich eventuell die Hunde zurückpfeifen könnte, sie wären ausreichend zermürbt. Keine Ahnung, wovon die sprechen. Die sind mehr als 20 (wechselnd, es verschwinden ja immer mal welche), wir sind zwei, wie können sie zermürbt sein und außerdem hatten sie ja das Spiel eröffnet. Wir setzen uns am Dienstag mal unter vier Augen zusammen.

Ich bin, wie gesagt, nicht zermürbt aber zerfahren. Ich habe zu viele halb ausgepackte Taschen herumstehen, zu viele angefangene Bücher, zu viele Notizzettel an verschiedenen Stellen der Wohnung, es ist ein Wunder, dass ich immer noch die wesentlichen Dinge wie Schlüssel, Fahrkarte, Zugangskarte zum richtigen Moment bei mir habe, denn ansonsten habe ich den Überblick verloren. Viele Termine, viel Amüsement, seit Wochen (Monaten) kein komplett freier Tag und so gut wie kein Abend zu Hause. Der Karfreitag kommt mir gelegen, das ist ja ein Tag mit wirklich NICHTS. Noch nichtmals einkaufen kann man. Dieser Tag wird mich wieder in Ordnung bringen. Vielleicht putze ich sogar noch Fenster!

Ich glaube, Fragmente hat gestern noch meine Sneaker gedisst. Es sind ganz normale weiße flache Turnschuhe. Fragmente fragte, ob ich sie wegen der Fußverletzung trage, was, nunja, der Fall ist, aber nicht offensichtlich sein sollte. Es sind ganz reguläre Schuhe, nichts Krankhaftes. Ich murmelte etwas von „flachen Schuhen“, worauf Fragmente gleich ihr Bein ausstreckte und – in meinem Nachklang im Ohr triumphierend „Ich trage auch flache Schuhe!“ rief und mir irgendwelche glänzenden Lederbüroschuhe, ich glaube Oxfords, präsentierte. Meine Güte. Dass ich ausgerechnet für meine Schuhe gedisst werde, ist mir wirklich bisher noch nie passiert. Es ist neu. Und unerhört.

16. April 2025

Irrsinn am Arbeitsplatz, ich verließ die Räumlichkeiten nach einem Bier um 16.30 Uhr, um mit Fragmente Schwimmen zu gehen. Tatsächlich heute Baden, mehr dazu später. Ich war nicht zum Essen gekommen, hatte daher ein Onigiri (vegetarisch) und einen Müsliriegel dabei und Fragmente wurde unruhig, weil das Onigiri zum einen abgelaufen war und ich es zum zweiten nicht in der vorgesehenen Form aß. Ich beeilte mich, so war das Problem bald gelöst.

Dann fuhren wir in die Therme zum Baden, Fragmente geht dort gerne hin und mir war schon klar, dass der Fuß Anemonenfüße beim Kraulschwimmen sowieso nicht sonderlich goutieren würde. Es war unfassbar voll, Menschensuppe, Osterferien, blöde Sache! Draußen im Becken aber aushaltbar, später schwammen wir auch noch ein paar richtige Runden aber nach ein paar Bahnen hatte der Fuß tatsächlich genug.

Fragmente war vom Heilungsprozess, den ich selbst ja als brillant einschätze, unterwältigt. Sie inspizierte den Fuß und fand sogar ein Hämatom, das mir noch gar nicht aufgefallen war. Wird aber bestimmt auch bald weggehen, Thermalwasser ist für sowas alles, für sowieso alles, ja sehr förderlich!

Ansonsten eine Neuigkeit, die Frau Herzbruch erfreuen wird: heute früh ist der Wasserhahn in der Küche final explodiert. Schon länger hängt er ja an seinem Schlauch aus der Öffnung heraus wie ein schlaffer Penis, als ich heute morgen Teewasser in den Wasserkessel einfüllen wollte, war eine merkwürdige weiße Verzierung am Schlauch. Dachte ich. Während ich noch überlegte, ob irgendein anderes Haushaltsmitglied wohl einen Reparaturversuche unternommen habe, wurde die Verzierung größer und platzte dann auch schon auf, ich war kalt geduscht und der Schlauchkopf flog quer durch die Küche. Ich musste sehr lachen!

Also rief ich gleich um 8 den Installateur an und sprach ihm auf den Anrufbeantworter, dass wir uns nach seinem Angebot im letzten Frühjahr irgendwie aus dem Auge verloren haben und ich das angesichts der Situation, die ich auch gleich schilderte, sehr bedaure. Etwas später rief er zurück und kann mir einen Termin am Freitag nach Ostern anbieten, an dem er definitiv den Küchenwasserhahn macht und eventuell auch Teile vom Rest der Sanitärprobleme behebt, nur die Heizung bestimmt nicht, da muss er Dinge bestellen. In diese Angelegenheit kommt also nun Bewegung. Und in uns auch, bis Freitag nach Ostern müssen wir jetzt nämlich für Wasser immer ins Bad gehen. This too shall pass.

Nach dem Schwimmen war ich mit Fragmente noch bei McDonald’s, sie aß irgendwas komisches (mit Käse gefüllte Panade oder so?), ich aß ein Eis und wir beobachteten eine Ratte, die in einem kleinen Baum im Gebüsch auf einem Ast balancierte. Sie sah gesund und wohlgenährt aus, gut für sie!

Nachtrag 14. (& 15.) April 2025

Am nächsten Morgen war dann schon wieder Abreisetag. Wir hatten aber noch einiges vor.

Beim Frühstück – oh, kurzer Exkurs zum Einkaufen! Wir fahren bei unseren Reisen auf dem Hinweg immer einen Vollsortimenter an und kaufen dort alles, was wir zu brauchen glauben, ein. In den letzten zwei Jahren war das jedes Mal viel, viel zu viel. Zu viel von allem: Getränke, Snacks, Brotbelag und so weiter. Dieses Jahr waren wir schlau. Wir kauften direkt nach dem Mittagessen ein und waren zu diesem Zeitpunkt wirklich pappsatt. Der Einkauf war entsprechend übersichtlich und doch war es absolut genug und sehr lecker. Also: beim Frühstück verzehrten wir die meisten Reste, nur wenig war mitzunehmen, und wunderten uns weiter über das Airbnb.

Die Unterkunft war völlig in Ordnung. Aber mehr auch nicht. Zusammengewürfeltes Mobiliar ohne erkennbares Muster – was halt übrig war, besonders lachen musste ich über eine komplett überdimensionierte Lampe etwa 1,20 hoch, Lampenschirm Durchmesser ca. 50 cm), die auf einem zarten Sekretär balancierte, auf dem man – wegen seiner Empfindlichkeit – keine Tassen abstellen durfte. Der Fernseher auf einer Obstkiste. Im nächsten Eck ein halbes 80er-Jahre-Regal in Kiefer natur. In der Küche diverse Sorten Paprika aber kein Salz. Mein Highlight: ein Bügeleisen aber kein Föhn. Wer braucht denn in der Wildnis ein Bügeleisen – zumal, es gab gar keine Spiegel, in dem man sich in frisch gebügelter Kleidung hätte bewundern können.

Zusätzlich überall Belehrungen. Zwei Absätze über Mülltrennung, der Hund darf mit aber nicht ins Schlafzimmer und nicht ins Bad (?), auf Rücksicht auf Personen mit Allergie, wurde geschrieben, bei den stark verzierten und stark verstaubten Bilderrahmen war das mit der Allergie aber nicht so wichtig. Sowieso, die Bilder! Nebeneinander ein schlechter Kunstdruck vom Schloss, eine Stickblume, ein unerklärlicher Ausschnitt von einer Weltkarte und daneben Queen Elizabeth. Mein Gehirn ist ja sehr auf Mustererkennung geeicht, es war herausfordernd für mich. In der Gewürzekiste Muskat, zweimal Paprika, Zimt, aber weder Pfeffer noch Salz. Großzügigste Versorgung mit Spülmaschinentabs. Dafür nur zwei Löffel vorhanden. Und noch mehr Belehrungen. ich habe sie alle verdrängt, ich reagiere bekanntlich nicht gut auf Belehrungen. Das ganze verbunden mit dem ständig wiederholten Wunsch nach einer 5-Sterne-Bewertung. Wir haben uns nun entschlossen, gar nicht zu bewerten. Es war ja alles ok, passte nur nicht mit dem propagierten Anspruch zusammen.

Nach dem Frühstück räumten wir die Wohnung und machten einen neuen Ausflug, diesmal zur Klosterruine Disibodenberg – in dieses Kloster kam Hildegard von Bingen mit 14 Jahre, zusammen mit zwei weiteren Mädchen die ersten drei Frauen, die in das Kloster aufgenommen wurden, zusammen mit 11 Benediktinermönchen, mehr möchten wir gar nicht wissen. Auf dem Parkplatz fand ich einen Zettel, auf dem ich nur „Gift“ und „Handschuhe“ lesen konnte. Sofort entfernte sich mein Kopf aus der tatsächlichen Situation, stob in alle Richtungen davon, erfand Geschichten und Szenarien und ich hatte schon Gänsehaut an den Armen, gerade als ich dann das Stück Papier mit einem Plastikbeutel aufheben wollte, sah ich den Rest der Einkaufsliste, halt Dünger und Erde und so weiter, nunja.

Die Klosterruine ist sehr atmosphärisch, zwei Spazierwege führen herum, einmal der Rundweg, einmal der „Weg der Stille“, an dem es verschiedene Tafeln mit Psalmen und Erkenntnissen von Hildegard von Bingen gibt. Der Weg war schön, die Tafeln las ich aufmerksam und diskutierte sie mit Schanuf, sie taten aber nichts für mich. Punkt der Diskussion war unter anderem, ob das „Fürchten“, das im Zusammenhang mit Gott erwähnt wird, vielleicht früher anders konnotiert war, eher mit „Respekt“ als mit „Angst“. Und/oder ob in den damaligen Zeiten, in denen es ja für viele Menschen noch um das nackte Überleben ging, die Gesellschaftsordnung nur durch religiöse Machtkonstrukte mit Angst als Motivator aufrecht erhalten werden konnte, weil es anders strukturell noch nicht möglich war. Wir konnten uns diese Fragen nicht beantworten.

Freude hatte ich auch, als ich in der Ruine las, dass sie irgendwann zwischendrin mal von den umliegenden Dörfern als Steinbruch verwendet worden war. Denn zuvor hatten wir noch über Denkmalschutz gesprochen, den ich eher kritisch sehe, gerade da, wo er Sanierung, Wohnungsbau etc. erschwert. Warum müssen wir denn so an dem Alten festhängen, wenn es doch nicht mehr tauglich ist? Ich sehe das ähnlich wie Sprachkonservativismus, auch der taugt nicht. Kudos an die Dorfbewohner, die sich an den Steinen der Vergangenheit halt bedient haben, wenn sie sie für ihre eigenen zukünftigen Projekte benötigten!

Anschließend besichtigten wir noch das Museum, es handelte sich um exakt einen Raum, für mich die perfekte Museumsgröße zumal es auch noch Sitzgelegenheiten für Kaffee und Kuchen gab – nur leider an diesem Tag keinen Kaffee und Kuchen. Der freundliche Museumsmensch nannte uns aber zwei Lokale in der Nähe, „Nähe“ meint hier ca. 10 km entfernt, eins davon hatte zu, das andere nur einen Tisch draußen und eine Baustelle vor der Tür, es gab nur ein weiteres Lokal in dem Ort und das hatte ebenfalls nur einen Tisch, also fuhren wir nach einem Eiskaffee weiter davon, ich weiß nicht mehr warum aber wir landeten in Bad Kreuznach, schauten bei einem weiteren Spaziergang noch Salinen an und aßen Bratwürstchen mit Sauerkraut.

Am späten Nachmittag setzte Schanuf mich ordentlich durchgeurlaubt zu Hause ab. Ich schaffte es noch, mein Gepäck auszupacken und bekam dann Magenschmerzen, über die ich jammerte bis mich ein tiefer, zweistündiger Schlaf komplett entschärfte. Danach alles wieder gut.

Auch dem Fuß geht es gut, er juckt wie blöd und muckt ein bisschen beim Treppabgehen oder am Tagesende, aber das ist bestimmt in 1 – 2 Wochen weg, so lange kann ich abwarten.

Heute war dann Büro, der Fototermin, alles unspektakulär aber: ich habe den E-Bike-Rücktausch veranlasst.

Nachtrag 12. und 13. April

Wo soll ich anfangen? Es fühlt sich an, als sei ich mehrere Wochen verreist gewesen aber es waren nur zwei Nächte, die wir in einem Schloss – also dem Hofgebäude eines Schlosses – verbrachten. Darauf hatte ich mich sehr gefreut, vor meinem geistigen Auge tänzelte ich wie ein Burgfräulein herum, diese Vorstellung erfuhr aber schon wenige Minuten nach Ankunft einen Reality Check. Da fiel ich nämlich die Treppe von einem offenen Dachboden herunter und landete auf meinem rechten Knöchel.

Das mit dem Dachboden war so, weil die Gartenmöbel nicht im Garten waren und es war aber ja sonnig, zumindest noch, es war auch schon 17 Uhr, also vermutlich nicht mehr lange sonnig, also riefen wir die Vermieterin an, die sowieso sagte, sie möchte eine 5-Sterne-Bewertung und falls ir-gend-was geschehen sollte, das diese 5-Sterne-Bewertung gefährdet, solle man sie anrufen. Also, natürlich, riefen wir sie an. Die Gartenmöbel waren wegen Regen reingeräumt worden und leider nicht wieder raus und der Hausmeister ging nicht ans Telefon, wir könnten sie natürlich selbst nehmen, also vom Dachboden. Ds taten wir und das führte zum Treppensturzt. Die Möbel waren zum Glück bequem. Schanuf fragte mich nach dem Sturz, ob alles OK sei, ich sagte „das weiß ich noch nicht“ und setzte mich auf diese glücklicherweise bequemen Gartenmöbel, um den Fuß hochzulegen und zu kühlen und einen Überblick über seine Situation zu gewinnen. Und über meine Gesamtsituation, die zunächst einmal mäßig war. Wenn ich mich verletze – auch bei z.B. Fingerkuppe halb abschneiden oder so – bekomme ich (vermutlich durch das Adrenalin?) heftig Kreislauf und wenn sich das beruhigt hat will sich schlafen, 100 Jahre lang. Diese Prinzessin mit den 100 Jahren Schlaf gibt es natürlich auch, das war aber nicht die Sorte, die ich imaginiert hatte. Also beschränkte ich mich auf zurücklehnen, kühlen, zuckerhaltigen Schwarztee trinken und die Fotos betrachten, die Schanuf mir von der ersten Erkundungstour des Geländes schickte.

Ich kenne mich mit Krankheiten so gut wie nicht aus, habe aber mit Verletzungen einiges an Erfahrung und predige immer allen erwachsenen Menschen, dass auf Hinfallen immer Schmerzmittel folgt, und zwar gleich, weil man sonst nämlich in eine Schonhaltung geht und dann hinterher alles mögliche andere weh gut, bei Personen in meinem Alter natürlich besonders gern Rücken oder Knie und den Körper wieder in die übliche Haltung zurückzubringen zieht sich dann länger, als die akute Verletzung. Ich selbst befolgte meinen Rat allerdings nicht, weil ich nämlich ganz genau wissen wollte, was wie kaputt ist und das merke ich ja nicht, wenn ich Schmerzmittel nehme.

Nach ein paar Stunden erfolgte eine Bestandsaufnahme des Knöchels: vollständig belastbar, also nichts ganz Dramatisches. Beweglichkeit okayisch, ohne Belastung gut, mit Belastung mittel. Größtes Problem der Kopf, der auf dem unebenen Untergrund (Kopfsteinpflaster, Wiese, Schiefergestien) ständig neues Umnkicken fürchtete, wohingegen das Gehen in der Wohnung relativ problemlos war. Also verbrachten wir den restlichen Abend auf dem Sofa, ich mit Bettdecke und hochgelegten Beinen, snackten dort Baguette, Käse, Antipasti, Hefezopf zu Virgin Mojito, mehr Tee und Maracuja-Radler und ließen es uns gut gehen.

Nach hervorragendem Nachtschlaf – über 8 Stunden ohne zwischendrin aufzuwachen – war der Fuß am morgen zwar nicht ideal, aber weiterhin okay, und ich band ihn mal probeweise in einen Wanderschuh ein. Das war eine sehr gute Idee wegen der zusätzlichen Stütze. So eine gute Idee, dass wir beschlossen, den ursprünglichen Plan weiterzuverfolgen, nämlich: zur Schmidtburg zu spazieren. Die Strecke war vom Parkplatz aus mit „2,7 km, ca. 30 Minuten, vorwiegend flach“ angegeben, das sollte ja machbar sein.

Als ich auf dem Parkplatz selbst stand, wunderte mich die Beschreibung. Wir standen nämlich auf einem Berg und die Schmidtburg lag gegenüber auf einem Berg, es ist eine Spornburg, dazwischen ein Tal mit Fluss. Naja, dachten wir uns, wir gehen einfach erst einmal los, wenn es anstrengend für den Fuß wird, können wir ja umdrehen. Als wir ca. eine halbe Stunde gegangen waren, immer bergab, standen wir ganz unten vor dem Fluss und sahen keinen Überweg. Empfang war nicht viel, aber irgendwann gab Google die verbleibende Reststrecke mit 37 Minuten an. Hmhm. Also drehten wir um, gingen woanders wieder hoch, da gab es dann eine Brücke und dann kam auf der anderen Seite der Aufstieg, wobei das so schlimm gar nicht war, von Gegenüber hatte es höher ausgesehen, als es eigentlich war, ich glaube, wir mussten nur ca. 10 Minuten recht steil bergauf gehen. Sehr, sehr schön war es da oben, tolle Atmosphäre, viel zu sehen, erstaunlich wenige Menschen dort aber eine Familie mit Kindern, die da oben zeltete, super, das hätte ich auch gern gemacht als Kind!

Falls mal jemand in der Nähe ist: absolute Besichtigungsempfehlung. Die Schmidtburg ist eine Ruine aber die Mauern zeigen noch recht gut, wie sie im Mittelalter angelegt war (sie ist älter, wurde da aber wohl umgebaut), mit Ober- und Unterburg und überall tolle Aussicht.

Beim Rückweg gingen wir dann gleich richtig und dementsprechend kürzer, der Fuß verhielt sich weiterhin gut, dafür muckte der linke Oberschenkel jetzt ewas auf, haha, wie gesagt, Fehlhaltung, am Abend dann also Schmerzmittel, damit sich das alles wieder sortiert. Wir gingen noch Essen, in Kirn, sehr schöner Ort, Kirn fassen wir für die nächsten Kurzreise ins Auge, es gibt noch viele schöne Spazierwege drum herum, für die wir dieses Mal keine Zeit hatten und der Ort selbst hat einigermaßen Infrastruktur, also so, dass es für die Versorgung an einem langen Wochenende reicht. Eine passende Unterkunft haben wir schon gefunden. Mit Schwimmteich! Die merken wir uns.

11. April 2025

„Wie machst du das eigentlich, dass du immer gut gelaunt bist, hier haben doch alle, mich eingeschlossen, völlig einen ander Klatsche?!“, fragte mich eine Mitarbeiterin heute – wir feierten ihr 25jähriges Dienstjubiläum. „Naja, ich mag Menschen“, antwortete ich, und ich glaube, damit ist das gut zusammengefasst. Ich mag Menschen wirklich aus vollem Herzen gern. Am Arbeitsplatz sind ja wirklich alle recht speziell, mich eingeschlossen. Der Verdacht liegt nah, dass ich mir die (unbewusst) so zusammengesammelt habe, damit mir nicht langweilig wird. Außer mir selbst hat diesen Verdacht aber noch niemand geäußert.

In der Bahn wurden die Fahrkarten kontrolliert. Ein jüngerer Mann hatte keine, es sollten die Personalien aufgenommen werden, er gab vor, keine der Sprachen zu verstehen, die der Kontrolleur ausprobierte. Ich weiß nicht, ob das zur Kontrolleursausbildung gehört mittlerweile aber der Kontrolleur war wahrhaft polyglott, er probierte es in allen Sprachen, die ich selbst verstehe (und das sind bei „Wie heißen Sie, wie ist Ihre Adresse, wie ist Ihr Geburtsdatum“ ja auch schon einige) und noch einer Handvoll mehr, die ich nicht verstehe. Ohne Erfolg. Schließlich sang der Kontrolleur, um zu erklären, dass er das Geburtsdatum benötigt, laut „Happy Birthday“ und der junge Mann musste lachen und sagte „ach scheiße Alter okay“. „Manchmal hat man Glück, manchmal Pech“, sagte der Kontrolleur, sie schüttelten Hände und gingen positiv auseinander.

Es gibt Neuigkeiten zum Schwimmkopfhörer, und zwar habe ich das Ladekabel verlegt oder verloren. Verloren möglicherweise auf der letzten Reise, verlegt möglicherweise in einer Schublade im Büro, ich werde das bis Dienstag nicht herausfinden. Es ist sehr schlecht, wenn Geräte spezielle Kabel haben, finde ich. Da ich ohne exakt diesen Kopfhörer nicht mehr sein möchte, habe ich ihn gerade ein zweites Mal bestellt. Im Idealfall habe ich zukünftig zwei Kabel, eins zu Hause und eins im Büro und zwei Kopfhörer, einen in der Schwimmtasche und einen in der Arbeitstasche. Wenn es schlecht läuft, habe ich immerhin zwei Kopfhörer, würde das Kabel immer im Büro lassen und darauf vertrauen, dass ja einer der beiden Kopfhörer mindestens immer aufgeladen ist.

Im Büro bin ich übrigens jetzt immer eine Stunde später, was daran liegt, dass ich die Sommerzeit ablehne. Dieses Jahr bin ich endlich darauf gekommen, dass ich diese Umstellung ja gar nicht mitgehen muss. Ich stelle mir also weiterhin keinen Wecker und mache halt alles eine Stunde „später“ als in den guten fünf Monaten. Warum auch nicht.

Ansonsten ging alles noch gerade so auf. Ich hatte um 10 einen Termin mit einer Mitarbeiterin und kam um 9:59 Uhr an. Allerdings kam die Mitarbeiterin nicht, um fünf nach 10 rief ich sie an, ob sie unser Treffen vergessen habe. Das hatte sie nicht, wohl aber auf mein Online-Dingens geschaut und gesehen, dass das noch nicht grün war, also hatte sie angenommen, ich sei noch nicht da. Eigentlich eine ganz schlaue Idee, nur bei mir halt nicht, ich gehe ja morgens, wenn ich komme, durch alle Stockwerke und werde dann hier und da mal aufgehalten, es ist nicht ungewöhnlich, dass es eine Stunde oder länger dauert, bis ich dazu komme, mich einzuloggen. Und wenn dann mein Wecker klingelt wegen eines Termins, gehe ich uneingeloggt direkt in den Meetingraum.

Auf dem Rückweg wollte ich nochmal kurz die Augenbrauen nachjustieren lassen wegen des Fototermins am Montag, auch dort kam ich exakt um 18:45 an, das Ganze dauert ca. 10 Minuten und sie schließen um 19 Uhr. Und zu Hause war ich dann um 19:25 und hatte um 19:30 Uhr Gesangsstunde. Es ist schön, wenn alle Pläne so gut aufgehen! Jetzt warte ich noch, dass M vom Flughafen nach Hause kommt (gelandet ist sie schon) und dann gehe ich schlafen, morgen packe ich nämlich schon wieder das Köfferchen und reise mit Schanuf auf ein Schloss!