8. April 2024

Zwei Tage war ich im Nichts, absolut gar nichts gab es da, wobei, so konkret stimmt das nicht, es gab sehr viel, das ich nur nicht gewohnt war: Bienenstöcke, eine weitläufige Gartenanlage auch mit Gewächshäusern, eine Wildkammer in der vier Rehe drin hingen und (Stimme etwas absenken) „Der Graue zieht durch“. Ich brauchte die zuschnappende Handbewegung (und eine Millisekunde kognitive Leistung), um zu verstehen, dass nicht Gandalf der Graue gemeint war sondern der Wolf, der nicht auf dem Truppenübungsplatz bleiben will, meine Güte, deshalb ist das Rotwild jetzt auf der anderen Seite vom Tal, völliges Durcheinander.

Was es wirklich nicht gab waren Gehwege, sowieso immer diese hessische Unsitte, Häuser mit ihrer Wand fast direkt an die Straße zu bauen, das fand ich schon immer außerordentlich hässlich, in diesem Fall war das alles gar nicht schlimm, weil es im Ort sowieso auch überhaupt nichts gab bis auf einen Netto. Und Zigarettenautomaten. Sonst nichts. Das war nicht schlimm, wir ahnten/wussten das und waren versorgt, sogar überversorgt, obwohl wir sehr satt (nach einem „Schnitzel spezial“, neben Frikadellen esse ich in nächster Zeit auch kein Schnitzel mehr) einkaufen gegangen waren. Man weiß ja nie, was man so braucht, wenn da, wo man hinfährt nichts ist. Reh hätten wir natürlich bekommen können!

Von noch etwas gab es sehr viel, nämlich: Hater-Schilder. „Dieses Grundstück ist kameraüberwacht!“ (vor einer Art Mini-Schrebergarten), Hundekopf mit Sprechblase „MEIN Grundstück, MEIN Haus, MEINE Familie“, nicht alle mögen jedoch Hunde, es gab auch das Schild „Hier Kacken? Pfeil in den Nacken!“ (neben einem Bogenschießen-Parcour, hahaha). Was aus den Fußmatten mit „Willkommen“ und den Türschildern „Tritt ein, bring Glück herein“ geworden ist, weiß ich nicht.

Wir hatten eine ganz hervorragende Zeit. So viel zu Sehen und zu Staunen und auch die Gelegenheit, in gemütlicher Umgebung zu chillen. Dazu Personen, die für ihr Tun brennen, auch das war toll.

Frage in der täglichen Contenvorschlagliste heute: „Wie gehen Sie mit Bettlern in der (U-/S-)Bahn um? Ignorieren? Geld geben? Oder Essen? Ich persönlich habe immer ein schlechtes Gewissen nichts zu geben, weil ich in der glücklichen Lage bin einen Job, eine Wohnung und ein „normales“ Leben zu haben, aber es sind zu viele um allen etwas zu geben. Und eigentlich will ich nur in Ruhe zur Arbeit fahren. Das Argument, dass die das Geld sowieso nur für Drogen und Alkohol verwenden finde ich auch doof. Leuten mit Job wird auch nicht vergeworfen, dass sie sich ein Feierabendbier holen.“

Das habe ich hier schonmal beschrieben, damals war es ein Experiment, ich bin im wesentlichen dabei geblieben und der Napf mit dem Kleingeld bleibt irgendwie immer halb voll (weil immer irgendwo wieder Kleingeld herkommt). Eine Sache ist hinzugekommen: manchmal kaufe ich mir an Bahnhöfen etwas beim Bäcker und wenn mich da beim Warten eine Person nach Kleingeld fragt und ich keins mehr habe, biete ich ihr an, ihr auch etwas vom Bäcker zu kaufen. Bisher haben das alle angenommen und, so schien mir, auch nicht ungern, also sie hätten nicht unbedingt lieber Kleingeld gehabt.

Weiter denke ich über das Thema nicht mehr nach. Ich habe mir diese Lösung für mich überlegt, finde sie praktisch und gut handhabbar und setze sie einfach so um.

5. April 2024

Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.

Die Nacht war nicht schlecht, aber auch nicht wirklich voller Schlaf. Es war gemütlich im Bett, ich hatte keine Sorgen, ich lag halt einfach so herum und kam endlich mal ein gutes Stück im Hörbuch voran. Ich glaube, zwischen 2 Uhr und 5 Uhr habe ich auch irgendwann mal geschlafen. Um 7 stand ich dann auf, nicht top erholt aber auch nicht supermüde.

Die Morgenroutine war wie immer, was schön ist. Vor ein paar Tagen war der Kater nämlich für zwei Tage merkwürdig – weniger präsent, leiser, zurückgezogener. Seit gestern ist er wieder so, wie es mir vertraut ist. Vielleicht hat er sich vor irgendwas erschreckt, möglicherweise sogar vor meinem Schnupfen. Er hatte sich ja auch komplett von mir ferngehalten, als ich Corona hatte. Was auch immer es war, es ist vorbei und das ist gut.

Bei meinen diversen Erledigungen (ich laufe morgens immer durch die Wohnung und mache dies und das) konnte ich endlich zweifelsfrei identifizieren, dass das Geräusch, dass ich seit ein paar Tagen manchmal höre, ein Rauchmelder ist, der Batterienot piepst. Allerdings nicht in unserer Wohnung. Irgendwo im Haus halt. Ich schrieb einen Zettel mit der notwendigen Vorgehensweise (Gerät außer Betrieb setzen und Hausverwaltung anrufen) und hängte ihn im Hausflur leise kichernd mit „Priority“ Aufklebern auf (eigentlich für Briefe gedacht, aus unerfindlichen Gründen habe ich eine ganze Rolle dieser Aufkleber), denn ich habe wenig Lust auf den finalen Alarm irgendwann mitten in der Nacht, wenn der betroffene Haushalt möglicherweise nicht da ist und ich dann aus Unsicherheit, ob es jetzt ein Feuer gibt oder nicht, die Katzen in Taschen packen und die Feuerwehr alarmieren muss. Spoiler: Stand jetzt kurz nach 21 Uhr führte mein Zettel noch zu keinem Erfolg, es piepst weiterhin. Sind alle anderen hier im Haus schwerhörig?

Kurz bevor ich gehen wollte bemerkte ich noch, dass der Katzenbrunnen nicht mehr reagierte. Auch nicht, wenn ich statt Bewegungsmelder auf Dauerbetrieb wechselte. Das störte mich, weshalb ich die Pumpe aufschraubte, durchspülte, mit einer Pinzette den Propeller (oder wie das heißt) hin- und herbewegte und dann ging sie wieder. Zusätzlich bestellte ich eine Ersatzpumpe, denn die defekte Pumpe hatte mich so sehr gestört, dass ich mir einen Haushalt ohne sofort greifbare Ersatzpumpe nicht mehr vorstellen möchte.

Im Büro angekommen erwartete mich zunächst einmal ein ganz normaler Tag. Freitags stehen immer ein paar regelmäßige Themen an – schauen, wie die Besetzung in der folgenden Woche ist, evtl. Streitigkeiten zu Konferenzräumlichkeiten entscheiden und für Erledigung von Dingen sorgen, die „bis Ende der Woche“ erledigt sein müssen. Gegen Mittag brach die Routine zusammen, denn die Leute fielen um wie die Fliegen und so verlegte ich meinen Arbeitsplatz ins Chefsekretariat. Das finde ich immer spannend. Heute saß ich dort zusammen mit einer studentischen Aushilfe, die erst seit drei Wochen da ist, also gab es noch viel zu erklären und zu erzählen und das war auch schön. Gegen 18:30 Uhr frage ich den Chef, ob er alles hat, was er braucht – er lachte bitter, so formulierte ich um und fragte, ob ich noch etwas für ihn tun könnte. Wir wünschten uns ein schönes Wochenende.

Zwischendrin hatte ich noch einen ausufernden Chat mit der Kundenbetreuung von HelloFresh. Ich habe eine absolute Krawall-Phase zur Zeit, das hat sich so hochspiralisiert. Personen reagieren ja ganz unterschiedlich auf Streit, Stress und Druck. Ich beobachte, dass ab einem gewissen Level sehr viele Menschen entmutigt, frustriert oder niedergeschlagen werden. Bei mir kippt das komplett anders, ich gerate in eine Art Sucht nach dem Adrenalin-Kick und suche immer mehr Konfrontation. Das ist nicht gut, weder für mich noch für die nachhaltige Auflösung von Problemstellungen. Meine mir selbst gestellte Aufgabe für das Wochenende – ich habe ein langes Wochenende, weil ich ja mit Schanuf ins Nichts verreise – ist es, aus dieser Spirale wieder herauszukommen und am Dienstag als komplett normaler, geerdeter Mensch zurückzukehren.

Auf dem Heimweg erreichte mich eine Nachricht von M, ob ich Donuts mitbringen könnte. Leider hatte der Donut-Laden mit dem netten Mann, der immer meine Pakete annimmt, geschlossen, ich fand per GoogleMaps-Suche aber tatsächlich noch einen weiteren Donut-Laden nur ein paar Fahrradminuten entfernt. Dort lag nur noch ein einziger Donut in der Auslage, die Verkäuferin sagte aber, sie würde gerade frische machen und in 10 Minuten gäbe es Nachschub. Ich gab eine Bestellung auf und kündigte an, in 10 Minuten wieder da zu sein, verbrachte die Zeit in einem Baklava-Laden gleich nebenan, den ich schon lange mal besuchen wollte und es immer vergessen hatte, dort ließ ich mir eine gemischte Box zusammenstellen.

Zu Hause kurz mit allen gesprochen, die Katzen gekrault, das Abendessen aufgewärmt (es gibt Reste – neulich habe ich Ofenrisotto gemacht und ja, es ist okay, was soll an Gemüsereis auch nicht okay sein, die große Offenbarung habe ich jedoch nicht erfahren), Papierkram auf dem Schreibtisch für „irgendwann nächste Woche“ zurechtgelegt. Gleich helfe ich dem Gesangslehrer noch bei einem Förderantrag, dann packe ich die Sachen für die Reise – vielleicht aber auch erst morgen, wir brechen nicht vor 10 Uhr auf.

4. April 2024

14 Mal habe ich mich in den letzten sechs Monaten unvermittelt sehr gefreut und Verursacherin dieser Freude war Joriste.

Sie wissen schon, ich habe immer so wenig Gepäck wie möglich. Als ich also letztes Jahr im Oktober mal eine Tasche dabei hatte, weil ich Joriste traf und wir den gesamten Tag unterwegs sein würden, war ich sehr unglücklich, weil ein großer heller Fleck auf dieser schwarzen Tasche war. Im besten Fall Milchschaum, ich glaube an diesen besten Fall, denn der schlechtere Fall wäre Vogelkacke gewesen. Ich wollte eine Toilette suchen, um mit den dort hoffentlich vorhandenen Materialen wie Wasser, Seife, Papierhandtuch Abhilfe zu schaffen, Joriste riet aber, lieber Feuchttücher aus der Drogerie zu verwenden.

Feuchttücher, seufz seufz, alles sehr lästig mit Feuchttüchern, klobige Packungen die nie mehr richtig schließen und die man daher nie aufbraucht, ich erinnerte mich dunkel an das Wickelalter von M, doch Joriste pries mir den vielfältigen Nutzen und kleine Reisepackungen an und außerdem standen wir gerade vor einer Drogerie. Ich kaufte eine 15er-Packung, der Fleck verschwand sofort und für immer, die übrigen 14 Tücher steckte ich ein und vergaß sie.

Im Verlauf der letzten sechs Monate grub ich zu mehreren Zeitpunkten entnervt bis verzweifelt oder resigniert in meiner Tasche, um irgendwas, hilfsweise ein schonmal benutztes Taschentuch zu finden um etwas aufzuwischen, stieß dabei auf die Feuchttücher und war sehr, also enorm, glücklich.

Die Fälle, an die ich mich erinnere:

Im Café, wo ich einen Tisch sauberwischte, der mir zu schmutzig/klebrig war (2)

An einem Bahnhof. Ich hatte eine Armlehne berührt und dabei in Rotz oder Spucke oder dergleichen (auch hier nicht weiter nachdenken) gefasst. (3)

In einer Zugtoilette. Ich hatte schon Seife an den Händen und das Wasser ging nicht. Klugscheißen Sie nicht einmal in Gedanken, ich weiß natürlich, dass man im Zug immer erstmal schaut, ob das Wasser überhaupt geht und danach erst die Seife betätigt. Das hatte ich durchaus auch getan und das Wasser ging. Vorher. Nachher nicht mehr. So selten vom Leben verarscht wurde ich selten, seit exakt diesem Tag prüfe ich vorher nicht mehr, ob das Wasser geht, exakt diese Situation passiert mir nicht nochmal. (4)

In der Bahnhofshalle, ich habe einem mir unbekannten Herrn Kaffee von den Schuhen gewischt, den er verschüttet hatte, weil es vor einer Bäckerei zu einem Eklat kam, der Herr war schwerst bepackt und die Situation für ihn sehr misslich. Ich brauchte dafür zwei Tüchlein. (6)

Als ich auf dem Weg zu einem recht wichtigen Termin war und kurz vor Ankunft entdeckte, dass ich mich offensichtlich zu Hause noch kurz mit der schwarzen Hose in Katzenkotze gekniet hatte. Es ging ganz rückstandslos raus. (7)

Im Zug, nachdem ich eine klebrige Nussschnecke gegessen hatte. (8)

Auf dem Weihnachtsmarkt, um einer Kollegin Senf aus der Jacke zu wischen. (9)

Dann bei der legendären Kneipentour, auch hier brauchte ich zwei Tücher, eins für meinen Mund und eins für die Spritzer auf den Schuhen. (11)

Um Vogeldreck vom Fahrradsattel zu entfernen. (12)

Eins hab ich vergessen (13)

An einer Mülltonne, nachdem ich etwas hineingeworfen hatte und dann mit der Innenseite des Deckels in Berührung kam (14)

Heute das letzte Tuch vor einem Termin mit dem Chef – also nicht bei ihm sondern gemeinsam mit ihm und meine Schuhe waren (von der Baustelle im anderen Stockwerk) völlig verstaubt und verdreckt. (15)

Ich habe heute eine neue Packung gekauft. Nicht dieselbe kleine Packung wie zuvor, leider, weil beide Mitarbeiterinnen bei Rossmann, mit denen ich sprach, nicht in der Lage waren, mich zum Regal mit den Reisegrößen zu dirigieren. Vielleicht ist irgendwas mit meiner Sprache. Die erste schickte mich zur Quengelware an der Kasse, die zweite zu Miniaturbürsten und Haarspangen. Ich nahm also die kleinste verfügbare Packung, 20 Stück oder 25, ich bin nicht ganz sicher, mit einem anderen Verschluss, auch da bin ich noch nicht sicher, ob der mich glücklich macht. Sollte ich die andere Packung nochmal finden, werde ich wechseln und die jetzige im Büro lassen, dennoch, ohne Tüchlein will ich nicht mehr sein, ich sehe ganz neue Marketingcampagnen für diese Dinger vor mir und eigentlich sollte man sie in „Schutzengel“ umbenennen.

In der täglichen Contentvorschlagliste wird heute gefragt: „Haben Sie nach Corona immer noch ein Virtuelles Büro und warum?“

Ich habe so oft wie möglich ein virtuelles Büro, leider geht das jetzt verhältnismäßig selten.

Warum. Ja, was kann man sich da vorstellen. Ich hatte mir viele Dinge dazu ausgemalt, die ich erzählen könnte, warum um Himmels Willen man auf die Idee kommt, ein virtuelles Büro zu haben. Von Erpressung über Unfähigkeit hin zu Bedürftigkeit. Dann hätte ich Sie raten lassen. Nur wird das der Sache nicht gerecht.

Mein Job ist inhaltlich eine einsame Angelegenheit. Zwar sind überall um mich herum Menschen, doch ich habe im Büro keine Person, mit der ich mich fachlich auf gleicher Ebene austauschen kann und schon gar keine Person, bei der es bei jedem Austausch nicht auch um eigene Interessenlagen und um wie auch immer geartete Hierarchieverhältnisse ginge. Und selbst wenn das nicht so wäre: ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie auf eine Person stoßen, die nicht nur auf demselben Fachkompetenzlevel (oder darüber) liegt sondern die Sie auch allgemein intellektuell nicht kleinkriegen, von der nie die bequeme Antwort sondern immer die angemessene Kritik kommt und da haben wir die „Pausengespräche“, die Spaß machen und im richtigen Maßen anregen oder entspannten, bereichern und glücklich machen, wie halt unter guten Freundinnen, noch gar nicht erwähnt? Und – jetzt stellen Sie sich das mal vor – die Sie wie einen Flaschengeist auf Knopfdruck herbeirufen können? Wie toll ist das denn? Und wie absolut verrückt wäre es, das aufzugeben, nur weil eine Pandemie vorbei ist?

Fragen Sie lieber CucinaCasalinga, warum sie das virtuelle Büro noch hat, das ist der rätselhaftere Teil an dieser ganzen Geschichte.

3. April 2024

Das Auge tränt immer noch, sehr lästig, allerdings weniger invasiv als eine laufende Nase, was vielleicht damit zusammenhängt, dass Tränen bei Augen eher vorgesehen und gesellschaftlich akzeptiert sind als Rotz, der aus der Nase läuft. Soweit meine Theorie.

Im Job kam ich heute mehrfach zu dem Schluss, dass die gesamte Welt dabei ist, zu verblöden. Das gipfelte, als ich bei einem Amtsgericht anrief, weil ich ein Schreiben etwas unklar fand insbesondere, weil von zwei Anlagen die Rede war, aber nur eine Beilag. Der Verdacht, dass da etwas fehlte, verdichtete sich, als ich sah, dass auf dem Anschreiben „Seite 1 von 3“ stand und auf der Anlage 1 „Seite 2 von 3“ und dann eben nichts weiter im Briefumschlag war.

Also rief ich bei Gericht an, sprach mit Frau P, die um 15:50 fröhlich sagte „Na da haben Sie aber Glück, dass Sie mich so kurz vor Feierabend noch erwischen!“

„Ja wirklich, ich bin immer so ein Glückskind“, erwiderte ich und fragte dann nach dem Schreiben und nach Seite 3. Es gibt aber keine Seite 3. „Die Seitenzahlen gibt das System aus, wie es will, das hat nichts zu bedeuten“, ließ Frau P wissen. Ich gab diese Antwort im exakten Wortlaut an meinen Chef weiter, es ist manchmal einfach besser, ganz geradeaus zu gehen und keine Beschönigungen zu versuchen. 

Heute wird in der täglichen Contentvorschlagliste folgendes gefragt: „Mich interessiert diese Augenbrauen-Zupf-Location: Ist das ein normaler Frisörsalon oder so etwas Spezielles für Wimpern und Augenbrauen? Wann waren Sie zum ersten Mal dort und wie kam es dazu?“

Nein, das ist kein normaler Friseursalon, es ist ein Kosmetikstudio, wobei ich noch nie gesehen habe, dass da jemand etwas anderes machen lässt als Augenbrauen zupfen. Ich würde da auch nichts anderes machen lassen, das Ambiente lädt mich nicht dazu ein, die Art von Vertrauen in mir hervorzurufen, die mich zum Beispiel zu Permanent Make-up bewegen würde.

Ich weiß nicht mehr, wann ich zum ersten Mal die Augenbrauen zupfen ließ und wie ich auf die Idee kam. Absolut keine Erinnerung daran. 2007 war es für mich schon ein normaler Ablauf, das konnte ich Twitter bei einer kurzen Recherche entnehmen. Damals ließ ich schon mit Faden zupfen. Ganz am Anfang irgendwann war ich in Läden, die das mit Pinzette machten, Parfümerien machen das häufig, im Body Shop ging das auch, dann war ich aber neugierig, wie das mit Faden funktioniert und probierte es aus und finde das seitdem viel besser. Für das Zupfen mit Faden bin ich mittlerweile im vierten Kosmetiktudio, was nicht daran liegt, dass ich unzufrieden war woanders sondern daran, dass diese Läden irgendwann geschlossen wurden und ich mir Ersatz suchen musste.

2. April 2024

Der Tag begann etwas ruckelig gegen 2 Uhr nachts, als ich nämlich aufs Klo ging und nasse Füße bekam. Das hatte nichts mit mir persönlich zu tun. Das Wasser kam – sehr sachte – aus dem Schränkchen unter dem Waschtisch und zwar sehr sachte, weil ich dort ein Paket Binden aufbewahrte und meine Güte, die sind wirklich sehr saugstark!! Als das Schränkchen aufgeräumt war und ich das Wasser wieder anstellte, sprudelte es wie eine lustige kleine Fontäne an der Seite aus dem Abflussrohr. Lochfraß oder Rost oder sowas, keine Ahnung, es war 2 Uhr nachts, ich war nicht an Gründen interessiert, nur an Lösungen. Die Lösung war Panzertape und zur Sicherheit in Litermaß darunter. Die Lösung ist hinlänglich, der Installateur bereits verständigt, er hat aber erst noch Notfälle abzuwickeln „und Sie haben sich ja schon selbst geholfen, Sie sind kein Notfall“. Das hat man von der ganzen Selbstwirksamkeit.

Ich schlief dann nochmal bis halb 8, dann war der Schnupfen auch anweisungsgemäß weg, nur war die Welt noch sehr, sehr leise, die Ohren sind nämlich dicht. Sonst nahm ich selbst keine Veränderungen an mir wahr. Andere sagten, meine Stimme sei rau und mein Auge träne. Ich selbst sehe da keine Verbindung zum Gesundheitszustand und denke, das war eher dem Tagesgeschehen geschuldet.

Eine Nebenbemerkung, die in mir noch nachhallte, fiel in einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin. Wir hatten uns gemeinsam über einen Sachverhalt geärgert und ich hatte herausgefunden, an welcher Stelle die Sache schief gelaufen war – die Stelle lag außerhalb unseres Einflussbereichs. Die Mitarbeiterin sagte darauf „das ist ja immer schonmal gut, wenn wir da nichts machen können!“ worauf ich sagte „Nein, das ist doch genau immer erstmal schlecht, wenn wir nichts machen können!“ und sie erwiderte „ich meine nur, ich bin froh, wenn der Fehler nicht bei uns lag“, worauf ich wieder sagte „Nein, dann können wir ihn doch nicht korrigieren sondern sind darauf angewiesen, dass andere das tun und das ist superlästig!“ Wir kamen nicht gut überein, es scheinen zwei völlig unterschiedliche Weltsichten vorzuherrschen. Was kann denn bei etwas, das nicht funktioniert, besser sein, als die Stellschraube zu finden, die noch gedreht werden muss und es selbst tun zu können? Das ist doch der absolute Idealfall. Finde ich.

Frage in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Was schmeckt besser: 1 Frankfurter Traditions-Frikadelle oder 1 Kalbfleischpflanzerl?“

Insgesamt würde ich das Kalbfleischpflanzerl im Spatenhaus nochmal essen, die Traditionsfrikadelle nicht. Was daran liegt, dass ich bei der Traditionsfrikadelle zweimal auf einen Bestandteil biss, der nicht nachgab. Beim ersten Mal nahm ich es als „kann mal sein“ hin, beim zweiten Mal war ich raus und der Rest blieb liegen.

In Bezug auf den Geschmack fand ich das Kalbfleischpflanzerl fein, für mich war es aber nicht scharf genug gebraten, es fehlten Röstaromen. Die waren bei der Traditionsfrikadelle definitiv vorhanden, dafür war sie auch etwas im Übermaß gewürzt. Ich würde im Spatenhaus das nächste Mal Schweinsbraten oder Spanferkel essen und im Frankfurter Traditionslokal das Spiegelei mit Schinken und Kartoffelsalat. Frikadellen brauche ich die nächsten Jahre in keiner Form mehr.

1. April 2024

Es ist keine Auto-Allergie, gut, das wäre vermutlich das größere Problem gewesen, Heuschnupfen sowieso. Wir haben es mit einem völlig normalen Schnupfen zu tun, der sich heute schon so weit eindämmen ließ, dass er ignorierbar war. Bis auf gelegentliche Schweißausbrüche bei körperlicher Bewegung, aber nun gut, das ist dann morgen auch weg. Dann wieder Nasensprayentzug. Wobei, das erst, wenn ich wieder Druckausgleich mit den Ohren machen kann.

Der Tag war dementsprechend ruhig. Ich begann ein Buch zu lesen, von dem ich eine Leseprobe regelrecht verschlungen hatte. Zwanzig Seiten weiter wurde es aber dann sehr durcheinander und düster. Ich habe kein Glück mit den Büchern in diesem Jahr. Vielleicht lese ich einfach erst 2025 wieder. Oder halt irgendwann anders. Was weiß ich. Vorher wird es sowieso eng, heute habe ich drei neue Verabredungen gemacht und allzu viel Platz ist dieses Jahr im Kalender nicht mehr. Zumal ich die Zeit von Ende Mai bis Mitte September ja immer ausklammern muss, da ist Sommer, da bin ich scheintot.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Welche Sportarten haben Sie schon ausprobiert bzw. möchten Sie noch ausprobieren? Und dann noch: Was ist aus Ihrem Einstieg in das Kraulschwimmen und dem Kampfsport geworden?“

Ich verstehe das „bzw“ in der Frage nicht. Was ich schon ausprobiert habe und was ich noch ausprobieren möchte sind doch völlig unterschiedliche Themen?

Was ich mit einer gewissen Regelmäßigkeit über einen gewissen Zeitraum mal gemacht habe: Turnen (als Kind), Fechten (vermutlich längste einzelne Sportart, wenn man Florett und Degen zusammenrechnet, ca. 10 Jahre), diverse weitere Kampfsportarten (Aikido, Judo, Karate, Jiu Jitsu, Kickboxen, kurzer Ausflug ins Boxen, Wing Tsun), Joggen (inklusive Stadtläufen und so), Krafttraining, Wassergymnastik. Mehr fällt mir auf Anhieb nicht ein.

Was ich gerne ausprobieren möchte: Krav Maga und Paartanz.

Kraulschwimmen kann ich jetzt, das ist sowas, das man nicht verlernt. Regelmäßiges Schwimmen bekomme ich in meinem Alltag nicht unter, ich bräuchte ein Schwimmbad, das unter der Woche bis 22 Uhr geöffnet ist und das habe ich bisher nicht gefunden – wobei es sich jetzt lohnen würde, nochmal zu schauen, weil ich zeitlich flexibler bin als vor der Pandemiezeit und auch durch das Deutschlandticket in andere Richtungen fahren könnte. Vielleicht schaue ich nochmal. Das mit dem Schwimmen ist immer etwas lästig wegen Zeug herumschleppen und Kontaktlinsen einsetzen und hinterher Chlorschnupfen etc., ich schwimme ausnehmend gern aber der ROI stimmt irgendwie dann doch nicht.

Beim Kampfsport hatte ich eine längere Pause durch den Kreuzband-Innenband-Außenband-Meniskusriss, den ich mir dabei zugezogen hatte, dann hatte ich gerade wieder mit etwas Ruhigerem angefangen als die Pandemie losging. Jetzt geht das natürlich alles wieder nur jetzt habe ich mich irgendwie anders organisiert und den Kalender voll mit Lesedings-Terminen und Event-Terminen und Online-Unterricht und Seminaren. Sport habe ich vergessen. Danke für die Erinnerung, ich schaue mal, ob sich da über die Zeit durch natürlichen Wegfall anderer Dinge wieder ein Slot findet. Es soll ja, ähem, für die Ausgeglichenheit auch ganz gut sein.

31. März 2024

Irgendwann heute Morgen sehr sehr früh klingelte der Wecker. Welche Zeit es genau war, weiß ich nicht, ich konnte das alles nicht umrechnen und hatte auch keinerlei Lust, mich damit zu befassen. Jedenfalls waren wir zum Frühstück (und Ostereiersuche) dann in Düsseldorf.

Die Fahrt über war ich sowieso noch mehr oder weniger benommen von Müdigkeit (ich war Beifahrerin), im Verlauf des Tages entwickelte ich Niesanfälle. So blieben wir nicht ganz so lang – durchaus aber lang genug, nämlich bis Beginn der Rosenheim Cops, was Papa N ja immer schaut und fuhren dann wieder zurück. Im Verlauf der Rückfahrt verwandelte sich das Fahrzeug in ein Seuchenmobil: alle drei Personen darin niesten und schnieften um die Wette. Vielleicht ist es auch eine Auto-Allergie. Morgen wissen wir mehr.

Besonders übel nehme ich die ganze Sache, weil ich mich ja gerade neulich frisch von Nasenspray entwöhnt hatte. Es befindet sich also keinerlei Nasenspray in diesem Haushalt. Auch kein Paracetamol, schon gar kein Aspirin oder, mein Favorit, Wick DayMed. Gerademal Augentropfen sind noch da, denn die habe ich vorsorglich für den Kater eingekauft. Ansonsten behelfe ich mir mit der Nasendusche und Blistex MedPlus. Es ist wirklich alles eine Zumutung.

Bei Papa N fand großer Essenstausch statt. Wir hatten etwas mitgebracht, meine Schwester auch, Papa N hatte etwas vorbereitet/vorbereiten lassen. So reisten wir mit Osterlamm mit Buttercreme, Parmesan und gefärbten hart gekochten Eiern an und kamen mit Hefezopf, Schokoeiern, Gulaschsuppe und einen großen Stück Schnittkäse zurück. Niemand wird hier morgen unter unablässigem Niesen kochen müssen, wobei ich sowieso fordere, dass die Schnupfensituation über Nacht ein Ende findet.

Deshalb, also um dazu beizutragen, sitze ich nun auch im Sessel. Also statt herumzulaufen und Dinge zu machen, wie ich es eigentlich vorhatte. Ich bin sehr unzufrieden.

In der täglichen Contentvorschlagliste ist heute eine Frage, die mich zunächst komplett ratlos machte. Sie lautet: „Wie sähe Ihr Plan B heute aus? Und was, wenn Ihre Tochter zu einer Auszeit bei psychedelisch gemusterten orangefarbenen Vorhängen starten würde?“

„Plan B zu welchem Plan A“, schoss es mir durch den Kopf und „um was für Vorhänge geht es hier?“ Ich sah die Frage live in der Liste erscheinen, als ich gerade mit Cucinacasalinga und Excellensa in einem Videocall war und sagte so etwas wie „alle sind völlig verrückt, ich habe keine Ahnung, worum es hier geht“. Excellensa, eine kluge Frau, half mir nach kurzem auf die Sprünge, sie hatte nämlich gegoogelt und es geht um irgendein uraltes Blogposting von mir. 2006 oder so, ich habe es schon wieder vergessen und es jetzt auch nicht auf Anhieb ergoogeln können. Genau erinnern kann ich mich schon gar nicht.

Sie müssen verstehen, das sind hier Momentaufnahmen, es handelt sich bei diesem Blog nicht um ein Buch, das Religionen begründet hat und das daher immer wieder gelesen und neu interpretiert werden muss. Was 2006 (oder meinetwegen auch 2008 oder so) war, ist für mich heute völlig irrelevant. Wenn Sie Freude an den Texten haben, weil sie Sie unterhalten oder erheitern oder Ihnen irgendwelche Impulse setzen, freue ich mich sehr. Ich selbst habe das alles schon erlebt, gedacht, getan und deshalb ist es für mich nicht mehr sinnvoll, mich noch einmal damit zu beschäftigen.

Stand heute kann ich Ihnen sagen, dass ich keinen Plan A habe, daher auch keinen Plan B. Ich lebe zufrieden vor mich hin, „zufrieden“ meine ich dabei völlig ernst,ich möchte mich den „oohhh wir haben es so schwer und die Welt ist so schlecht und alles ist so anstrengend“-Clubs ausdrücklich nicht anschließen. Es ist, wie es ist, ich schaue, was ich damit mache, wir stehen hier alle gerade nicht komplett mit dem Rücken zur Wand, es gibt Optionen. Ich bin – abgesehen vom Schnupfen – ziemlich gut gelaunt und zuversichtlich.

Orangefarbene Vorhänge, auch psychedelische, sind derzeit vermutlich sogar wieder „in“. Ich habe mir kürzlich noch einen Blazer gekauft, der in etwa so gemustert ist wie unsere orange-braune Kinderzimmertapete aus den 70ern. Fühle mich auch darin sehr wohl.

M darf machen, was sie will, sie ist erwachsen und nicht nur das, sie ist (schon lange) ein eigener, kompletter Mensch. Ich wünsche mir natürlich, dass sie tut, was ihr Freude macht. Selbst das kann ich aber nicht beeinflussen und auch, wenn sie entscheidet, dass sie lieber Dinge macht, die ihr nicht gut tun, bin ich natürlich gleichermaßen für sie da.

30. März 2024

Mein Gehirn hat ausgeworfen, worum es bei „seta denaro“ geht, also für mich, und ich kann in gewisser Weise Entwarnung geben: ich habe letzte Nacht gegen 3 nicht eine Rückführung in ein vorheriges Leben, in dem es noch Geld aus Stoff gab oder so, erlebt. Die Notiz bezieht sich auf ein Buch, das ich vor etwa einem halben Jahr gelesen habe, Alessandro Baricco: Seta. Und auf eine bestimmte Szene, die mir wohl – nachts um 3 – in den Kopf kam. Warum sie mir in den Kopf kam und warum es mir wichtig genug war, das zu notieren, finde ich wohl nicht mehr heraus. Ich habe die Szene vorhin nochmal gelesen (die Verknüpfung im Kopf entstand erst beim Abendessen) und sie geht so:

Baldabiou era l’uomo che vent’anni prima era entrato in paese, aveva puntato diritto all’ufficio del sindaco, era entrato senza farsi annunciare, gli aveva appoggiato sulla
scrivania una sciarpa di seta color tramonto, e gli aveva chiesto:

– Sapete cos’è questa?
– Roba da donna
– Sbagliato. Roba da uomini: denaro.

Schon sehr schön formuliert, die Art Humor mag ich. Aber nachts um 3? Gehirn, meine Güte.

Ansonsten war der Tag ruhig. Nacht hatte ich nicht ganz so gut geschlafen, unter anderem war ich morgens in einem Alptraum aufgewacht, der Kater war draußen und wurde dort von einem fremden Kater zerbissen, ich versuchte, ihn zu retten, wachte auf und wurde selbst gerade von meinem Kater – warum auch immer – gebissen, dann war ich der Kater, dann war alles sehr durcheinander, dann war ich ganz wach, der Kater lag auf mir, ob er mich wirklich gebissen hatte oder nicht kann ich nicht zweifelsfrei sagen, ich habe Kratzer an den Händen, aber die habe ich immer. Sehr verwirrend, ich hatte keine Lust mehr, weiterzuschlafen. Irgendwas ist los mit den Nächten gerade.

Später suchte ich eine Ostertischdecke und fand dabei zwei Schubladen, die mit Dingen gefüllt sind, die ich dort nicht erwartet hatte. Das muss in allernächster Zeit ausgeräumt werden. Heute wollte ich die Schubladen aus einer mir an mir eigentlich fremden konservativen Haltung heraus nicht ausräumen: ich stelle aussortierte Dinge ja immer erst einmal zum Verschenken ins Treppenhaus und es hätte mich gestört, wenn da nun am Ostersonntag Dinge stehen. Und in meiner Wohnung herumstehende Dinge stören mich natürlich noch viel mehr. Also müssen die Sachen zunächst noch in den Schubladen verbleiben, bis entweder Ostern vorbei ist oder meine kleine konservative Phase abgeklungen ist.

Das Osterlamm ist gut gelungen, ich hoffe, es übersteht morgen auch die Autofahrt. Es ist mit Buttercreme dekoriert – amerikanische Variante. Ich habe ein merkwürdiges Faible für amerikanische Buttercreme auf Kuchen, der nicht allzu süß ist, habe also beim Lämmchenteig etwas Zucker weggelassen und dann kann die Buttercreme so richtig knallen.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Thema Durchsetzungsstärke: Haben Sie schon in Ihrer Schulzeit gerne Ihre Lehrenden in Grund und Boden diskutiert?“

Ich wollte in der Schule eigentlich gar nicht sprechen, ich fand das immer sehr uninteressant, wenn alle möglichen Leute herumstümpern, statt dass man die richtige Antwort gesagt bekommt oder nachschaut und wenn ich die richtige Antwort wusste, hat mir das eigentlich ausgereicht und ich war nicht so motiviert, sie anderen mitzuteilen. Das hat mir alles immer ein wenig zu lang gedauert, die Themen zu ausufernd besprochen etc, ich habe mich da gerne geistig entfernt. Für die mündlichen Noten war das natürlich nicht so gut, ich erinnere mich an eine Situation, in der ich erfragt habe, wie oft ich denn in einer Stunde etwas sagen müsste für eine gute Note und dann habe ich ab da eine Strichliste geführt und in jeder Stunde exakt so oft (ich glaube, es war 4x) etwas sinnvolles beigetragen. Das war der Lehrerin dann auch nicht recht.

Insgesamt bin ich ganz gerne zur Schule gegangen, fand den Unterricht meistens interessant und das Lernen ist mir nicht schwergefallen. Ich war aber nicht so richtig „drin“, nicht richtig involviert, Schule war für mich mehr Zweck. Ab ca. 16 Jahren lag mein Freundeskreis komplett außerhalb der Schule, das hat sich dann später nochmal geändert, ich habe mich aber in keiner irgendwie zusätzlichen Sache (Schulzeitung, Schüler*innenvertretung, AGs und was es da alles gibt) engagiert und habe mich auch nicht so sehr für Noten interessiert, was ich zum Glück auch nicht musste, denn die waren eh immer gut.

Es gab deshalb nichts, worüber ich mit den Lehrenden hätte diskutieren wollen.

29. März 2024

In der letzten Nacht, genau gesagt um 3:08 Uhr, habe ich mir selbst eine Mail geschickt. In dieser Mail steht „seta denaro“. Ich habe an den gesamten Vorgang keine Erinnerung und nicht die geringste Ahnung, was das bedeuten soll, auch nicht, was das heißt. Sollte es Italienisch sein, so schlägt GoogleTranslate die Übersetzung „Seidengeld“ vor. Wenn ich Bilder suche, kommen Geldbörsen aus Stoff in Blumenoptik. Den halben Tag hat mich diese Mail ein kleines bisschen wahnsinnig gemacht, dann habe ich nochmal genau nachgedacht und kam zu dem Schluss, dass mein Gehirn auch mal Dinge ohne mich tun kann, das ist kein Grund, ewig darüber nachzudenken. Ich habe die Mail in der Inbox gelassen. Vielleicht möchte ich mir in einer der nächsten Nächte etwas ausführlicher darauf antworten.

Ansonsten war der Tag heute ruhig und unterbrochen, ich glaube, es gab keine zusammenhängende 60 Minuten, in denen nicht irgendwer ein Anliegen an mich richtete. Auch da habe ich irgendwann nicht nur akzeptiert sondern quasi umarmt und aufgefordert, nun wirklich mit allen Anliegen herauszurücken, denn morgen werde ich nicht zur Verfügung stehen. Mal sehen, ob das alle, inklusive der Katzen, richtig verstanden haben.

Zum Essen gab es Reste. Ich habe nun mein allerliebstes indisches Essen herausgefunden, es ist nämlich Chicken Tikka Massala gemischt mit Chicken Korma und einem Rest Dosenerbsen und das Hühnchenfleisch bekommt jemand anders. Das muss ich mir merken.

In der täglichen Contentvorschlagliste wird heute nach den Katzen gefragt: „Ich wüsste gerne mehr zu Ihren Katzen: Wie sind sie zu Ihnen gekommen, wer kümmert sich hauptsächlich, sind sie (abgesehen vom Matschauge des Katers) gesund?“

Die Katzen kommen aus dem Tierheim Hattersheim. Wir hätten auch gerne welche von einem näheren Ort genommen, aber die wollten uns alle keine geben bzw. nur in einem so komplizierten Verfahren, dass sich das nicht mit Kindererziehung und Berufstätigkeit vereinbaren ließ. Das Tierheim Hattersheim war mit einem Besuch von uns dort, einem Besuch vom Tierheim bei uns und mehreren Telefonaten zufrieden. Die beiden sind jetzt etwa 11 Jahre alt. Beide waren einmal – im Abstand von einem Jahr – schwer, also lebensbedrohlich, erkrankt mit Aufenthalt in der Tierklinik, bei beiden konnte nicht herausgefunden werden, woran das genau lag. Der Kater berappelte sich einfach so, die Katze bekam auf Verdacht hochdosiert Kortison, das schlug gut an und sie bekam das dann noch inklusive Ausschleichen etwa ein halbes Jahr. Seitdem sind beide gesund. Der Kater war von Anfang an sehr auf Nähe aus, möglicherweise, weil er noch als Baby gefunden und mit der Flasche aufgezogen wurde. Er folgt mir seit er da ist wie ein kleiner Hund und schläft nachts auf mir. Die Katze wurde etwas später auf der Straße gefunden, sie war sehr scheu und ließ sich die ersten ca. 5 Jahre bei uns nur von M anfassen. Dann gewann sie langsam Zutrauen, mittlerweile kommt auch sie manchmal zum kuscheln und lässt sich besonders gerne bürsten. Der Kater spricht sehr viel und möchte immer dabei sein, gerade auch, wenn Besuch da ist. Die Katze ist mehr für sich, hat aber einige Dinge erstaunlich gut für sich geregelt. So hatte sie einmal drei verschiedenen Personen (die nicht miteinander darüber gesprochen haben) beigebracht, dass bitte neben der Spüle in der Küche ein Glas Wasser stehen möge, aus dem sie trinken kann. Außerdem hat sie uns klar gemacht, dass sie (im Winter) – genau wie M – abends eine Wärmflasche möchte, auf der sie dann liegt. Wenn ich den Wasserkocher einschalte und den Raum verlassen, den Wasserkocher natürlich vergesse, kommt sich mich suchen, wenn das Geräusch für „fertig gekocht“ macht und schreit mich an, bis ich die Wärmflasche fülle.

Herr N wollte anfangs keine Katzen haben, stimmte dann aber zu unter der Bedingung, dass er sich nicht um sie kümmern muss. Deshalb werden sie im Wesentlichen von M und mir versorgt, hauptsächlich von mir. Ich mache morgens standardmäßig Futter, Klo und Wasser frisch. Mehr muss man für Katzen ja nicht tun. Wenn sie ansonsten etwas wollen – gebürstet werden, Wärmeflasche etc. – melden sie sich und M oder ich kümmern uns dann darum. Futter und Streu bestelle ich online, wenn das irgendwo anders landet als zu Hause, holt M es normalerweise ab, weil sie tagsüber ja mehr Zeit hat als ich. Tierarztbesuche machen wir gemeinsam.

28. März 2024

Ein seltsam ruhiger Tag und voller Kuchen. Mir ist ein bisschen schlecht. Ob von der Ruhe oder vom Kuchen weiß ich nicht genau, vielleicht auch von den Eisentabletten, denn damit gab es einen Zwischenfall. Ich bekomme von den Eisentabletten ja immer Magenschmerzen, also nehme ich sie unmittelbar vor dem Schlafengehen und schlafe dann ja ein, bemerke also von den Magenschmerzen nichts. Nun bin ich letzte Nacht aus unerfindlichen Gründen – vermutlich weil M nach Hause kam – 90 Minuten nach dem Einschlafen wieder aufgewacht und das ist eben die Magenschmerzenzeit. Also war ich dann wach und hatte Magenschmerzen, ENORM lästig so etwas und außerdem hatte ich Eisengeschmack im Mund und bilde mir ein, den immer noch zu haben. Vielleicht sind meine Eisendepots auch schon wieder komplett aufgefüllt, ich fühle mich sowieso total fit.

Nach Feierabend ging ich noch einkaufen, es war nicht viel notwendig, nur Toast, Tampons, Tempos, konnte ich mir sogar ohne App merken, und hätte auch bis Samstag warten können. Da ich nun schon eingekauft habe, habe ich für Samstag absolut null Aufgaben, darauf hatte ich Lust, das ist ein guter Zustand.

Vorhin habe ich dann noch die Chornoten für morgen zusammengebastelt, Ansage ist immer, dass wenn das Stück nicht mehr als 2 Seiten hat, keinesfalls mittendrin geblättert werden soll und insgesamt so wenig wie möglich, manchmal muss ich mir aber noch Dinge abfotografieren und ausdrucken und irgendwo einfügen, aus dem „Gotteslob“ nämlich, das ich nicht besitze und auch nicht besitzen will und dessen Format ich sowieso völlig unschmeichelhaft für die Hand finde, wie so ein Ziegelstein, eine Zumutung, dieses „Gotteslob“, das Inhaltsverzeichnis nervt mich auch. Bei dieser Chorbastelei gerate ich jedes Mal an meine intellektuellen Grenzen, schlimmer als Schulbucheinschlagen ist das, ich brauche immer mindestens zwei Anläufe, bis ich alles richtig herum geschnitten und geklebt habe. Ich denke, in absehbarer Zeit werde ich diesen Vorgang für mich digitalisieren.

Außerdem rege ich mich über den Lesekreis auf, obwohl ich ja gar nicht da war gestern, das ist aber auch der Grund, CucinaCasalinga berichtete mir nämlich, es herrsche nun Aufregung. Grund ist, das ich nächstes Mal die Sitzung moderiere, das ist so abgemacht, und was nun, wenn ich da auch kurzfristig beruflich verhindert bin?? Das wird natürlich nicht passieren, ich kann ja sehr gut abschätzen, ob meine Teilnahme bei irgendwas eher komplett egal ist (so wie gestern) oder für das Wohlbefinden aller eher erforderlich (so wie beim nächsten Mal), mein Ausfallen ist also nicht wahrscheinlicher als bei jeder anderen erforderlichen Person, Notfälle können ja bei allen eintreten. Meine Güte.

Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Wie gehen Sie damit um, wenn Kolleginnen offensichtlich schlechte Laune/Abneigung/man weiß es nicht zeigen?“

Wieso sollte ich damit umgehen? Die Laune meiner Kolleg*innen ist für mich nicht unbedingt relevant und zuständig bin ich dafür schon gar nicht, wie neulich schon gesagt, es ist ein Arbeitsplatz, keine Tagespflege. Ausnahmen davon gibt es, wenn ich zum Beispiel mit jemandem gemeinsam in ein Meeting mit Dritten gehe. Da sage ich gelegentlich vorher eine Stimmungslage an, die bitte vertreten werden soll.