7. Juni 2025 – Zwischenzeiten

Wann der heutige Tag für mich begann, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Irgendwann so 6 Uhr morgens Ortszeit New York am 6. Juni, er zog sich über einen halben Tag dort im Büro, eine sehr lange Fahrt zum Flughafen, einen daher gar nicht mal so langen Aufenthalt dort, aber dafür nochmal ca. 1 Stunde angeschnallt auf dem Rollfeld, warten auf die Startfreigabe. Ein Traum für Personen mit Flugangst. Irgendwann machte mein Kopf „Tilt“ und ich schlief einfach ein. Halt für 45 Minuten, dann ging es ja los, da wachte ich wieder auf. Das war die erste Hälfte meines „Nachtschlafes“.

Im Flugzeug gab es dann erst wieder unendlich viel Essen, das meiste probierte ich nur, ich war kein bisschen hungrig. Die Käsehäppchen waren gut. Unfassbaren Durst hatte ich aber, den Flug über trank ich fast 3 Liter Wasser, die Flugbegleiterin fragte schon gar nicht mehr sondern hielt mir immer wieder eine neue Flasche hin.

Was leider nicht klappte – trotz Bettfunktion des Sitzes – war Einschlafen. Der Kopf drehte zu sehr in alle Richtungen. Ich versuchte, einen Film zu schauen, das klappte genauso wenig und aus demselben Grund. Ich gab es auf, lehnte mich zurück und ließ den Kopf halt drehen. Ist ja auch spannend, alles mögliche kommt da hoch, man kann es betrachten und weiterziehen lassen, die Bilder haben die Geschwindigkeit wie flackerndes Licht bei einem Techno-Rave, das ist natürlich auch unterhaltsam, ich begab mich der Rolle der am Geschehen in meinem Kopf unbeteiligten Zuschauerin, ließ mich hindurchtreiben. Dabei bin ich dann noch einmal für 45 Minuten eingeschlafen, berichtet das Armband.

Ankunft in Frankfurt 8:30 (Ortszeit), 10 Uhr zu Hause, sofort Duschen und Bett, hier gelang es mir jetzt, den Kopf einzuhegen indem ich ein Bild, das er mir wiederkehrend bot (die Katze) schnappte und in allen Details betrachtete, dabei schlief ich ein, für immerhin knapp vier Stunden.

Seitdem komme ich an. Ich war draußen, um in den richtigen Tagesrhytmus zu kommen. Die Schlüssel, Papier etc sind wieder auf Alltag umsortiert. Die Koffer sind ausgepackt, verräumen und Wäsche waschen muss ich aber noch. Gut, dass ich noch einen Tag mehr habe, um alles wieder einzutakten.

5. Juni 2025 – WmdedgT

Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.

Es ist Juni, wie kann das sein. Wie können seit Silvester 5 Monate vergangen sein, nunja, ich weiß aktuell nie genau, welcher Wochentage es ist und auch nicht, welche Uhrzeit ist, alle Parameter sind völlig off, ich bin kein gutes Maß der Dinge und keine gute Auskunft zu Kalenderfragen.

Ich versuche, mich zu erinnern, wie dieser Tag begann. Fest steht: er begann in New York Ich wachte irgendwann auf, fühlte mich unter der riesigen Hotelbettdecke etwas gefangen, es war draußen noch dunkel, es hatte noch kein Wecker geklingelt, Sie kennen bestimmt das Gefühl, wenn man den Arm heben möchte, um auf eine Uhr zu schauen aber die Kraft reicht nicht aus. Ich schlief wieder ein.

Später wachte ich erneut auf, es war immer noch dunkel, ich hatte das Gefühl, möglicherweise schlimm verkatert zu sein, was mich sehr gewundert hätte – am Vorabend war ich bis auf eine Ausnahme bei Mocktails geblieben. Die Ausnahme war allerdings ein undefinierbares Getränk namens „Teal Hurricane“, der Name sprach mich an, daher hatte ich es getrunken. Was drin war, weiß ich nicht, als glückliche Person ohne Allergien oder Unverträglichkeiten muss ich sowas nicht berücksichtigen. „Teal Hurricane“ schmeckte süß, ansonsten unauffällig, jedenfalls nicht nach so viel Alkohol, dass ein Glas Verkaterung verursachen würde. War es auch nicht, ich war nur wegen der Gefangenheit unter der Decke völlig überhitzt und ausgetrocknet. Diesmal gelang mir, mich zu befreien, ich trank ein paar Gläser Wasser, cremte mir Hände und Gesicht ein, tropfte Schmierlösung in die Augen und schlief wieder ein.

Um 7:20 Uhr klingelte der Wecker. In so einem Hotelzimmer gibt es ja nicht viel zu tun außer duschen, ankleiden, herrichten, ich war also 20 Minuten später fertig. Während des Anziehens hatte ich dem Fernseher entnommen, dass es neue Einreisebeschränkungen in die USA gibt, die wieder einmal meine Arbeit verkomplizieren würden – praktischerweise war ich aber auch gleich zum Frühstück mit meiner US-Ansprechpartnerin zu diesen Themen verabredet.

Zu diesem Frühstück kam ich zu früh, wie gesagt, ich hatte ja nichts mehr zu tun und nach einem kurzen Zettelchen mit Trinkgeld für das Housekeeping und eher aus Experimentierfreude einem Espresso aus der Hotelzimmermaschine spazierte ich zum Büro und dort in die Cafeteria, in der es einen Starbucks und kostenloses Frühstück gibt. Die Kollegin aus Melbourne und der Kollege aus Brüssel waren auch schon da, alle irgendwie zeitverschoben, wir setzten uns ein bisschen zusammen, dann kam meine Verabredung und fragte mich augenrollend „have you heard the news?“

Wir zogen uns in eine Ecke zurück, ich hatte Entscheidungsparalyse beim Frühstück, besann mich dann aber auf Melone, Ananas und Erdbeeren, einen Joghurt, ein Omelett und einen Zimtkeks. Mir schmeckt das Essen hier merkwürdig gleichförmig. Es gibt nichts wirklich daran auszusetzen, es ist aber auch irgendwie nicht geschmacksintensiv. Vielleicht bekomme ich Schnupfen oder so.

Nach dem Frühstück ging ich mit meinem Laptop auf die Suche nach der IT. Mein Akku macht nämlich Ärger, in Frankfurt hatten wir keinen guten Ersatz, hier ist die Abteilung viel größer und konnte mir weiterhelfen. Dabei wurde mir auch angeboten, mich gleich auf eine neue Software upzugraden, die bei uns eigentlich erst in ein paar Wochen kommt und okay, warum nicht? (Diese Frage beantwortete mir die Frankfurter IT wenig später sehr detailreich). Ich ließ das Gerät also dort und ging in mein Meeting.

Erste Pause gegen 10:30 Uhr, da bekam ich den Laptop zurück, alles etwas besser, die Batterie überzeugt mich immer noch nicht so richtig, vielleicht ist was in den Settings falsch. Müsste die nicht länger als 3,5 Stunden halten? Oder bin ich Chromebook-verwöhnt, das muss ich nur einmal pro Woche laden?

Mittagspause von 12 -13:30, es gab (neben allem möglichen Fleischzeugs) einen wunderbaren Fenchel-Blutorange-Avocado-Salat. Um 13 Uhr hatte ich noch eine Verabredung mit dem Finanzbereich wegen der Steuerprüfung, sie können ja nur mit der englischen Übersetzung arbeiten, ein paar Dinge waren unklar, ich schaute in die deutschsprachige Prüfungsanordnung und konnte das meiste aufklären, für den Rest machen wir morgen früh nochmal einen Termin mit der deutschen Steuerberaterin. Ansonsten liegen aber alle Unterlagen schon vor und es war kein bisschen schwierig, niemand hat auch nur gezuckt, sie hat sich ganz umsonst gesorgt.

Am Nachmittag unter anderem eine Rede des Senior Chairman. In dieser Position sollte man natürlich besser gut Reden halten können, auch vor einem Publikum mit sehr diversen Hintergründen und Interessenlagen, doch auch unter dieser Voraussetzung fand ich sie außerordentlich gut gelungen. Er begann mit „These are uncharted times. We will make mistakes.“ Der Raum war die ganze Zeit sehr still.

Weitere Meetings bis 17 Uhr, dann zurück ins Hotel zum Umziehen, denn: 18 Uhr Dinner & Dance. Ich verspürte eine kleine Müdigkeit, die letzten Tage waren schon wirklich sehr dicht und ich hatte es mir zum Ziel gemacht, mit mindestens 10 Personen, die ich noch nicht näher kannte, in ein angeregtes Gespräch zu kommen. Diese Quote habe ich übererfüllt, vielleicht damit aber auch mein Glitzerpulver schon ein bisschen verfrüht aufgebraucht. Nicht als einzige, Brüssel hatte schon gestern schlapp gemacht, Hong Kong, Peking und Tokio sagten für Dinner & Dance ab, dafür kam ich an der Bar, während wir auf Paris und Palo Alto warteten, mit Sydney ins Gespräch, dort ist eine neue Kollegin, die erst vor einem halben Jahr angefangen hat. Also noch wen Neues kennengelernt und durch das Reden wurden wir beide wieder wacher.

Dinner & Dance war dann wie die letzten Jahre auch: unfassbar laut, unfassbar voll, sehr viel zu schauen – natürlich Kleider, Schuhe, Frisuren und so weiter, ich liebe das. Offizielles Ende war 22 Uhr, mir dröhnten aber schon eine halbe Stunde vor Ende so die Ohren und mein Augäpfel kamen mir klebrig vor, so dass ich Feierabend machte. Der Vorteil: noch keine Schlange bei den Wagen. Der Nachteil: ein super grumpy Fahrer, dem es nicht gefiel, dass das Hotel so nah ist und dessen Fahrzeug es nicht gefiel, dass ich mich nicht anschnallte, weil das Dings halt nicht schloss. Der Wagen drehte quasi piepsend durch und wollte nicht weiterfahren, ich stieg um auf den Beifahrersitz und sagte irgendwas wie „I thought stuff like that was a Tesla thing.“ und dann war der Fahrer noch mehr grumpy. Insofern für ihn doch irgendwie schön, dass die Fahrt kurz war, so musste er sich auch nur kurz über mich ärgern; ich hingegen wäre gern länger gefahren, ich war nämlich zu müde, auszusteigen.

Zurück im Hotel klärte sich auf, warum es am ersten Abend zu so einer merkwürdigen Zeit kurz nach Ankunft an der Tür geklopft hatte, jemand mir Wasser, Schokolade und eine Karte mit dem Wetterbericht in die Hand gedrückt und gefragt hatte, ob alles sauber sei. Es handelt sich dabei um die Abendroutine, gestern war es so, als ich zurück kam und heute auch. Das Wasser war unglaublich willkommen, weil mir trinken nicht ausreichte, stellte ich mich auch nochmal unter die Dusche, Wasser von überall, hurra.

Jetzt habe ich den Koffer schon wieder gepackt, morgen noch ein halber Bürotag und dann freue ich mich glaube ich darauf, im Flugzeug einfach 8 Stunden die Füße hochzulegen und mit niemandem zu sprechen.

1. Juni 2025 – Shopping Queen ohne Shopping

So. Dann ist jetzt Juni. Die drei nervigen Sommermonate beginnen.

Zentrale Aufgabe heute: Packplanung für die Reise, damit ich sehe, ob ich noch etwas waschen oder kaufen muss. Ich kann verraten: nein, alles gut!

Ich habe mich entschieden, meine Capsule Wardrobe für vor Ort zentral um Kombinationen mit Hellblau zu bauen. Das darf gerne als subtile politische Botschaft gelesen werden, also in den USA, nicht hier natürlich. Die abweichende Kleidung auf dem Hinflug (wegen anderer Temperaturen und viel weniger formeller Tagesplanung) lässt später noch einen Ausflug in den Raum schwarz-weiß zu – falls im Verlaufe der Woche erforderlich.

Tag 0 (8,5 Stunden Hinflug ohne Schlafen (25 Grad auf 23 Grad, direkt vom Flughafen zu Drinks&Snacks):

Jeans, bootcut. Jeans sind wegen der Taschen ideal für Reisen, zum Schlafen aber ungeeignet. Da auf dem Hinflug ohnehin nicht geschlafen wird, perfekt. Dazu schwarzes Shirt, schwarz-weißes Strickjäckchen, schwarz-weiße Sneaker aus Glattleder (abwischbar). Ein weiteres schwarzes Shirt im Handgepäck, um es nach der Landung in einer Flughafentoilette oder vergleichbaren Umgebung zu wechseln. Somit Frische für Drinks & Snacks!

Tag 1 (9h Konferenz inkl. Cooking-Class, klimatisiert, dann Cocktail-Empfang draußen, 28 Grad):
Schwarze Hose (bootcut), schwarzes Wasserfall-Top, hellblauer Blazer, Oxfords in verschiedenen Blautönen. Das funktioniert auch für den abendlichen Cocktail-Empfang auf der Büroterrasse, bzw. muss funktionieren, da kein Zwischenstopp im Hotel vorgesehen ist.

Tag 2 (8 h Konferenz klimatisiert, anderweitiger beruflicher Lunch, Dinner & Dance – festive, 30 Grad):
Tagsüber: derselbe Blazer, wahlweise mit anderer Hose (schwarz, weit, Bügelfalte) und/oder anderem schwarzen Top (Spitze oder Schleife, je nach Stimmung). Je nach Wetterlage auch dieselben Schuhe. Das zusätzliche schwarze Top dient generell als Notfall-Option – die Schönheit der Capsule Wardrobe! Sollte sich zeigen, dass die Konferenzkleidung deutlich legerer ist als erwartet, könnte ich alternativ auf das Strickjäckchen vom Hinflug und die Sneaker umsteigen und damit von hellblau auf schwarz-weiß.

Abends: eine Stunde Zeit zum Garderobenwechsel im Hotel! Eine der schwarzen Hosen (beide geeignet), kombiniert mit hellblauem Dings (Chiffon, Pailletten – festive halt), dazu hochwertige spitze schwarze Ballerinas und eine Clutch.

Tag 3 (halber Bürotag klimatisiert, Rückflug mit Schlafen, 8,5 Stunden, 29 Grad auf 19 Grad):
Jetzt wird es mega-spannend denn: Konzeptwechsel! Von hellblau-schwarz auf schwarz-hellblau! Schwarze schmale 7/8-Hose, hellblaues Top (wahlweise mit Schleifchen oder aus Feinstrick), darüber ein sehr klar geschnittener schwarzer Cardigan. Dazu hellblaue Ballerinas, weil sie sich im Flugzeug leicht abstreifen lassen. Das zusätzliche hellblaue Top ist Ersatz für Tag 2 für den Fall, dass der Blazer beim Kochen eingesaut wird oder ich feststelle, dass zwei Tage im selben Blazer in diesem Rahmen doch zu optimistisch kalkuliert waren. Dann: hellblaues Top plus Cardigan, dazu Oxfords oder Ballerinas.

Ich überlege noch, ob ich auf die 7/8-Hose verzichte. Notwendig ist sie nicht, ich kann auch eine von den Vortagen zu dem Rest tragen. Ihr Stoff ist aber angenehmer zum drin schlafen als der der anderen Hosen, wird voraussichtlich auch mehr Grip auf dem Sitz haben, was ich bevorzuge.

Als Joker werfe ich noch ein hellblaues Chiffon-Jäckchen in den Koffer, das keine 100 Gramm wiegt, knitterfrei ist und mit so gut wie allen Sachen zusammengeht, also bei unerwartet warmer Bürotemperatur oder unerwarteten Problematiken den hellblauen Blazer nochmal zwar nicht gleichwertig formell aber immerhin gleichwertig schick ersetzen kann.

30. Mai 2025 – viel Kaffee

Für einen Mann, der heute früh um 7 Uhr mit dem Hund eine Runde drehte, war die Welt vermutlich sehr in Ordnung. Er sah nämlich eine junge Frau, die auf der Straße stehen blieb, sich an einem Baum abstützte, den Magen hielt und sich schließlich übergab. Dann sah er einen Wagen langsamer werden und mit Warnblinklicht anhalten, eine völlig fremde mittelalte Frau aussteigen, sich freundlich nach dem Befinden der jungen Frau erkundigen, ihr beruhigend über den Arm streichen und Feuchttücher aus dem Wagen holen, schließlich bot die mittelalte Frau der jungen Frau an, einzusteigen und fuhr sie vermutlich dahin, wo sie eigentlich hin wollte oder vielleicht zu einem Arzt.

In Wirklichkeit war es etwas anders, die mittelalte Frau war ich, die junge Frau war M und sie war schwer verkatert, wollte aber gleichzeitig unbedingt Herrn N zum Geburtstag wecken, so dass sie mich gefragt hatte, ob ich sie dort, wo sie übernachtet hatte, abholen könnte. Dann dachte sie, um fit zu werden sei es eine gute Idee, mir ein Stück entgegen zu gehen und so ergab sich diese Situation.

Im Büro heute vor allem Terminabstimmungen für die Reise nächste Woche. Ich lande um 14:30 Uhr, danach Immigration und Gedöns. Um 18:30 Uhr bin ich schon mit dem ersten Team zum Abendessen verabredet. Am nächsten Tag: Konferenz von 9:30 bis 17 Uhr, anschließend Cocktailempfang um 18 Uhr. Tags darauf dasselbe: ganztägige Konferenz, abends dann Dinner & Dance um 19 Uhr. Am Freitag Rückflug: Abfahrt zum Flughafen wieder gegen 14:30 Uhr. Dazwischen möchte ich idealerweise noch mit mindestens acht Personen sprechen, um offene Themen zu klären. Die Chance, dabei zu wenig Kaffee zu trinken, ist gering.

Über Mittag war ich bei der Friseurin, während sie mir die Haare schnitt, einigte ich mich mit Frau Herzbruch, den geplanten gemeinsamen Sommerurlaub zu stornieren (und bereits um 19 Uhr hatten wir etwas Neues, anderes gebucht). Nebenher berichtete der Friseur von seiner Nebenkostenproblematik. Da bin ich ja total im Thema. Ich bin schon versucht, meinen Nebenkostenberater zu fragen, ob er vielleicht für einen mittelgut laufenden Frisiersalon pro bono tätig werden würde. Aber so gut kennen wir uns noch nicht, wir sind momentan noch auf dem Stand, dass er verstehen muss, dass ich keine bunten Dinge in Präsentationen haben möchte, die keine Bedeutung haben, dass Diagramme immer beschriftet sein müssen und dass mir insgesamt eine unformatierte Excel-Tabelle mit Zahlen jeden Tag lieber ist als eine grafische Aufbereitung oder gar Präsentation.

Dennoch gelang es dem Nebenkostenmann – ohne von dem Sachverhalt der Verbockung überhaupt Kenntnis zu haben – mich weitestgehend zu entbocken. Zum einen durch seine Begeisterung für die Situation („zerrüttete Beziehungen sind mir am Liebsten, da weiß man, woran man ist!“) und zum anderen durch seine Sachkenntnis, die den fürchterlichen Wust zu einzelnen, klar definierten Themen macht, die man mit Zahlen versehen kann. Zahlen entbocken mich immer sofort, sie sind angenehm und beruhigend. Wenn er sie jetzt nur noch in Excel…

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Wenn Sie nicht in Aktien investieren, wie legen Sie dann angespartes Geld so an, dass die Inflation es nicht so sehr trifft?“

Ich denke nicht, dass die Anlage von Geld in Aktien das alternativlose Nonplusultra ist. Es kommt ja auf Zeithorizont, Risikobereitschaft, Liquiditätsplanung und makroökonomischen Lage an.

Ich habe zum einen gar nicht unfassbar viel Geld, das ich irgendwo anlegen müsste – bis vor ein paar Jahren ging übriges Geld in die Abzahlung eines Immobilienkredits. Dann habe ich in ETFs investiert (das darf ich ohne Absprachen, weil im Indexhandel keine gezielte Einflussnahme möglich ist und Insiderwissen keine Informationsasymmetrie bewirkt) sowie Tagesgeld und Festgeld.

28. Mai 2025 – Statusbericht

Meine Güte was für ein Tag. Am Vormittag befasste ich mich mit Trump. Immerhin nicht mit ihm persönlich, nur mit den Auswirkungen seiner Politik, das reicht mir aber auch schon. Konkret mit dem Schaffen von diversen Plänen B für Personen, die eigentlich in den nächsten Monaten mit einem OPT-Visum eine Arbeit in den USA aufnehmen wollen und sollen und es ist gerade unklar, ob das dann möglich sein wird. Ich schaffe also eine Art „Auffangbecken“, damit wir Personen mit passender Nationalität hier bei uns beschäftigen können, bis sich das alles klärt oder eben möglicherweise auch darüber hinaus. Das klingt jetzt erst einmal wenig aufwändig, wir sprechen aber von ungefähr 1/3 der aktuellen Belegschaft, die nochmal ganz kurzfristig hinzukommen würde, das muss man erstmal räumlich und organisatorisch aufstellen und dann aber eben auch mit möglichst geringem finanziellen Aufwand vorher, denn es kann ja auch gut sein, dass das alles überhaupt nicht stattfindet.

Mittags gab es ein sehr kurzes Intermezzo mit Hausverwaltung/Vermieter, ich kann dazu nur sagen, dass ich noch nicht entbockt bin. Es wird mir auch nicht leicht gemacht. Wir hatten uns, um eine transparente Gesprächsgrundlage zu haben, darauf geeinigt, die aktuellen Missstände in einer Tabelle zu erfassen und die Hausverwaltung möchte die von mir gewünschte Spalte „Letzte Bearbeitung am“ nicht aufnehmen. Das halten sie für entbehrlich, sagen sie, was sowieso schon gelogen ist, denn wenn man etwas für entbehrlich hält und die anderen halten es für wichtig, dann nimmt man es eben einfach auf, es ist ja nichts dabei. Korrekt wäre es also gewesen, zu sagen, „wir wollen diese Spalte nicht“, für mich ist sie allerdings tatsächlich ein Dealbreaker, was ich natürlich nicht sagte, man kann es den anderen nicht allzu einfach machen, den Deal zu breaken. Statt dessen sagte ich, nachdem ich „wir halten diese Spalte für entbehrlich und verzichten im Sinne einer ökonomischen und übersichtlichen Darstellung darauf“ gehört hatte nur „Sie nehmen die Spalte auf und können statt dessen die anderen zwei rausnehmen, die sie aus mir nicht schlüssigen Gründen eh doppelt drin haben, dann ist für die Ökonomie viel getan“. Nein, das war noch keine entspannte, offen-zugewandte Reaktion. Bestimmt klappt das Montag besser.

Am Nachmittag geschah etwas ganz Tolles, nämlich kam eine Anordnung für eine Steuerprüfung und zwar mit einem Fokus auf Themen, zu denen ich trotz aller Mühe in den letzten Jahren noch keinen Zugriff erhalten habe, also wirklich vertrauliches Zeug. Die deutsche Steuerberaterin war nervlich etwas angefasst, als wir telefonierten, weil sie in diese Abläufe nicht involviert ist, das wird in den USA gemacht. Nun wird aber halt in Deutschland geprüft und auf Deutsch und ganz sicher wird da, bei aller internen Koordination, nichts nach extern gegeben, was nicht über meinen Schreibtisch und den der Steuerberaterin gegangen ist und hurra, wir kriegen jetzt diese ganzen spannenden Infos! „Aber die werden sie uns nicht geben, das wird ein riesiger Kampf!“, sorgte sich die Steuerberaterin und ich sagte „aber wir werden ihn gewinnen, denn wir können sagen ‚we have German formellen Verwaltungsakt‘ und dann wissen wir alles und werden dafür auch noch bezahlt!“ Ich freue mich wirklich. Die Steuerberaterin sagte, sie wolle nochmal darüber nachdenken und vielleicht nach dem Wochenende, nach dem ersten Schrecken, versuchen sich zu freuen.

In der täglichen Contentvorschlagliste eine letzte Frage: „wie geht man am besten vor wenn man das erste Mal in Aktien investieren möchte?“

Kann ich nicht sagen, ich kann aus beruflichen Gründen nicht in Aktien investieren – bzw. ich kann schon, aber es ist mit einem Umweg verbunden, ich muss Käufe/Verkäufe vorab prüfen und freigeben lassen, das ist mir zu mühsam. Ich glaube, ich würde halt erstmal ein Depot eröffnen, damit ich überhaupt handlungsfähig bin und mich dann informieren, von welchen Aktien ich mir das verspreche, was ich suche.

27. Mai 2025 – be water

Ich hatte heute ein völlig bizarres Schwimmerlebnis. Ich wollte in das Schwimmbad gehen, für das ich die Zehnerkarte gekauft hatte, die ich bisher einmal genutzt habe, ich bin damit dort ja sozusagen Stammschwimmerin. Als ich den Kofferraum öffnete, sagte eine freundliche Passantin: „Wollen Sie Schwimmen gehen?“ – „Ja“, antwortete ich. Das hatte sie sich gedacht, weil sie nämlich meine Tasche gesehen hatte. Aber ich sollte mal schauen, das Schwimmbad sei ganz dunkel, es sei nämlich seit zwei Wochen geschlossen, für den Sommer. Die Frau schien mir kontaktfreudig, also erwiderte ich „Danke für die Info, da laufe ich jetzt nicht umsonst hin, aber jetzt mal eine Frage, der offensichtlich geschäftstüchtige Bademeister hat mir beim letzten Besuch eine 10er-Karte aufgeschwatzt, was halten Sie moralisch davon und wann macht dieser Schuppen wieder auf?“ Die Frau lachte und sagte, die Zehnerkarte gelte auch für das Freibad am anderen Ende des Ortes. Und das Hallenbad würde wieder öffnen, wenn das Freibad wieder schließt. Wie Sonne und Mond.

Ich googelte das Freibad in diesem Ort und sah, dass es sich um ein „Spaßbad für die ganze Familie“ handelt – so etwas macht mir generell keinen Spaß, daher disponierte ich um und fuhr in das Schwimmbad ein paar wenige Kilometer vor der eigenen Haustür, in dem M schwimmen gelernt hatte. Da gibt es nicht viel, nämlich nur ein 50-Meter Becken ohne flachen Bereich und ein Kinderbecken, es gibt Umkleiden und Duschen aber keine Schränke, also jedenfalls nicht, wenn man kein eigenes Schloss mitbringt und der Eintritt kostet nach 18 Uhr drei Euro. Das Wetter war für mich perfekt: vielfältig-grau bewölkter Himme, Temperatur um 20 Grad, leichter Wind. Ich zog mich um, stellte meine Sachen auf eine Bank am Beckenrand, so wie alle anderen auch (es war nicht allzu voll) und schwamm hin und her.

Dann kam es zu dem bizarren Ereignis, nämlich entlud sich von jetzt auf gleich eine Regenzelle (oder so etwas) direkt über dem Schwimmbad und alles, wirklich alles war patschnass. Die Sachen von allen anwesenden Menschen, alle Schwimmtrainer und -trainerinnen am Beckenrand, einfach alles. Wir alle im Becken starrten fassungslos auf die Umgebung des Beckens, die jetzt so nass war wie das Becken selbst. Manche Personen gingen sofort aus dem Wasser um noch etwas zu retten – vergeblich – andere, so wie ich, verschoben die Problemlösung auf einen späteren Zeitpunkt und schwammen erst einmal weiter. Mir fiel sowieso spontan nichts zuträgliches ein, warum also nicht, wie ich sowieso vorhatte, noch weiterschwimmen, so dass das schöne Erlebnis zunächst einmal ungetrübt stattfinden kann, alles andere sieht man später. Hätte ja auch sein können, dass eine Viertelstunde später eine Art Sonneneruption kommt und alles vorzugsweise trocknet, im größeren Probemfall verbrennt. Das könnte ja auch passieren. Da kann man schon froh sein, wenn die Sachen nicht verbrannt sondern nur patschnass sind!

Irgendwann hatte ich keine Lust mehr zu schwimmen und machte mir ein konkreteres Bild der Lage: desaströs. Meine Jeans tropfte, meine Strickjacke tropfte. Mein Shirt war einigermaßen okay. Unterwäsche tropfte, Socken tropften. Das große Handtuch war noch fast ganz trocken. Ganz unten in der Tasche schwamm meine zweite Schwimmbrille. Ich zog mir mühsam die klatschnassen Jeans und das trockene Shirt an sowie die nass quietschenden Sneakers, auf den Rest verzichtete ich.

Ein anderer Herr war sehr blass und wirkte fast den Tränen nah, er fragte, ober ich eventuell ein Handy habe, mit dem er einen Anruf machen könnte. Das hatte ich natürlich, allerdings im Auto gelassen. Einmal sei er ohne Handy unterwegs, berichtete er, und jetzt sowas, er müsse mit der Bahn nach Hause mit zweimal Umsteigen und seine Sachen waren mindestens genauso nass wie meine, er wollte versuchen, seine Frau zu erreichen, damit sie ihn vielleicht abholt. Warum er von Zweimal-Umsteigen-Weit-Weg ausgerechnet in dieses Schwimmbad fährt, interessierte mich doch sehr und ich fragte es ihn später, denn als wir vor meinem Kofferraum standen und ich ihm gerade das Handy geben wollte sagte ich „naja, ich kann sie halt eigentilch auch heimfahren, das ist ja sonst irgendwie Quatsch und ich habe Sitzheizung“. Ob die Sitzheizung jetzt ein besseres oder schlechteres Gefühl machte, diskutierten wir im Verlauf der Fahrt kontrovers, ich hatte allerdings auch eher das Problem, dass meine Knie sich in den nassen Jeans nicht gut für die Bedienung von Gas, Bremse, Kupplung biegen ließen und jetzt auch noch alles juckend lauwarm wurde, er trug nur Badehose und ein großes Handtuch, so dass er eher den wärmenden Faktor schätzte. In das Schwimmbad ging er, weil er schon immer in diese Schwimmbad ging, schon als Kind, als Jugendlicher, als junger Erwachsener und eben auch jetzt, er geht eben in dieses Schwimmbad, Punkt, aus. Und wie er sich wohl revanchieren könnte? Ich sagte, dass ich jetzt öfter käme, vielleicht ergäbe sich was und er könne mich mal vor dem Ertrinken retten oder so, man weiß nie, es findet sich, be water!

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „wie stellen sie sich wieder auf komplett unverbockt?“

Ja, das wüsste ich auch sehr gerne jetzt schon, ich habe nämlich noch keine Ahnung. Deshalb habe ich das Gespräch ja erst einmal abgesagt. Es gibt im Wesentlichen zwei Strategien, die sich bewährt haben. Die eine, die zuverlässig funktioniert, ist ein harter Reset per Kontrollverlust durch zu viel Alkohol (oder so), am nächsten Morgen fühlt man sich nicht mehr allmächtig und bei allem völlig im Recht und als Herrscherin der Welt sondern ist demütiger und offener für den Gedanken, dass man selbst auch nicht immer klug handelt, dementprechend auch großzügiger anderen gegenüber. Ich scheue allerdings den Schmerz, ich habe das das letzte Mal vor knapp zwei Jahren gemacht und erinnere mich immer noch mit Grauen nicht nur an den nächsten Tag sondern auch noch an die zwei bis drei danach. Ich habe aktuell keine Zeit für sowas. Die zweite Möglichkeit ist, genau zu durchdenken, was mich an der Situation so anfasst und warum, als den Grund für die Bockigkeit herauszufinden und auf eine Weise zu integrieren, dass ich auch noch andere Handlungsmöglichkeiten habe. Auch zeitaufwändig, auch nicht schmerzfrei, im Grunde tun sich die beiden Möglichkeiten nicht viel, stelle ich gerade fest. Zu beidem ist es günstig, eine Person zu haben, die mitmacht. Ich denke ich schaue, für was ich zu erst eine geeignete Begleitung finde.

26. Mai 2025 – Psychotag

Ein Tag voller Psychothemen! Am morgen kümmerte ich mich um meine eigene Psyche um dann bei Ankunft im Büro gleich zwei Personen aus leichten Ausnahmezuständen heraus wieder in den Büroalltag einzuregulieren. Das war ein bisschen anstrengend. Im Postfach die 400 Mails seit Mittwoch und aus unerfindlichen Gründen – das gibt es eigentlich gar nicht mehr – diverse Papierpost, mit all dem konnte ich um 16 Uhr anfangen, mich zu beschäftigen und kam natürlich nicht mehr durch. Es macht mich ein wenig nervös, wenn ich bei Feierabend noch nicht weiß, was ich alles noch nicht weiß.

Dann noch einen Termin mit der Hausverwaltung aus rein strategischen Gründen abgesagt, nämlich weil ich mich nicht bis Mittwoch in eine Haltung bringen kann, die nicht „ihr seid doch alle Vollidioten“ ausstrahlt und so eine Haltung ist für Verhandlungen komplett ungeeignet. So ist es ja nicht, niemand wird morgens wach und denkt sich Okay, heute bin ich ein absoluter Vollidiot! Es ist eher so, dass das Verhalten in dem jeweiligen Referenzsystem irgendeinen Sinn ergibt und wenn ich den Sinn nicht verstehe, habe ich dass System noch nicht verstanden, dann fehlen mir noch Informationen. Und wenn ich so verbockt in Gespräche gehe, bekomme ich diese Informationen ganz sicher nicht. Bis Mittwoch habe ich allerdings keine Zeit, mich innerlich wieder komplett unverbockt aufzustellen, dazu brauche ich ein bisschen und es ist zu viel anderes, daher: strategische Absage.

Dafür nimmt die Reise ab nächsten Dienstag Formen an, es wird ein inoffizielles pre-Dinner am Dienstag geben, dann nach den offiziellen Drinks am Mittwoch noch inoffizielle post-Drinks am Mittwoch, am Donnerstag ist dann ein offizieller Dinner-Dance aber nur bis 22 Uhr und es ist ja die Stadt, die niemals schläft und am Ende kann ich sowieso alles auf den Jetlag schieben. Das wird lustig!

Sonst geschah nicht viel, an das ich mich konkret erinnere. Wie ich morgens schon sagte: manchmal sitzt man am Steuer, manchmal eher auf dem Beifahrersitz, ich bin glaube ich gerade auf der Rückbank und immerhin nicht auf dem Schleuersitz! Ende August, wenn die ganzen zerstückelten Wochen und Reisen und mehrtägigen Termine vorbei sind, wird alles besser. Und der Sommer ist dann ja auch schon fast wieder vorbei, hurra!

Abends gab es die Bulgurfrikadellen von Herrn Grün, das ist ein Essen, das M dazu bewegt, zu Verabredungen abzusagen und zu Hause zu speisen. Dazu ganz zartes Frühlingsweißkraut, das hatte ich noch nie, es war unfassbar lecker!

In der täglichen Contentvorschlagliste finden wir heute noch eine letzte Frage: „Vermisst die Katze ihren Gefährten? Bei meiner war das so, und sie ist wieder aufgeblüht, als ein junger Kater ins Haus kam“

Es tut mir ein bisschen weh: im Gegensatz zu mir vermisst die Katze den Kater überhaupt nicht. Sie wirkt glücklich wie nie zuvor, entdeckt neue Plätze, an die sie vorher nicht durfte, entdeckt neue Verhaltensweisen, für die vorher kein Platz war. Sie hat zum ersten Mal einen eigenen Karton, in den sie immer hinein darf und hat heute zum ersten Mal das Treppenhaus weiter als bis auf die Fußmatte erforscht, nämlich zwei Stunden nach oben und dann kam immer noch niemand, und hat sie in den Nacken gebissen, sie schnupperte dort sehr viel und dann war es genug Aufregung und sie kam wieder zurück. Der Kater war schon sehr dominant.

Das Verhältnis zwischen mir und der Katze hat sich auch nochmal verändert, sie kommuniziert jetzt sehr viel mit mir und wir haben neue Rituale. Zusätzlich ist sie sehr kuschlig geworden, auf den Schoß oder ins Bett (außer zum Wecken) kommt sie noch nicht, aber beim Durchkraulen legt sie sich auf den Rücken, lässt sich den Bauch kraulen und alle vier Pfoten massieren. Es ist sehr niedlich. Nein, sie vermisst ihren Gefährten nicht.

25. Mai 2025 – Gute Tage

Migräne ist doof. Sie lurkt irgendwie seit Freitagmorgen im Hintergrund, brach gestern Abend ganz hervor, ließ sich aber einhegen und heute morgen/mittag war alles gut, jetzt möchte sie nochmal einen Versuch starten. Ich bin dagegen.

Der Tag war trotzdem schön und vieles, das gestern gar nicht ging, ging heute sehr einfach. Schon zum Frühstück war der Rhabarberkuchen fertig! Die Waschmaschien lief nonstop! Die Wohnung ist aufgeräumt, der Schreibtisch sortiert, ich habe ein weiteres Buch gelesen und sogar kurz bevor es begann zu regnen, noch die Blumen auf dem Balkon gegossen!

Was ich nicht geschafft habe: die Reinigung der rosafarbenen Wildledersneaker, nunja, das kommt noch. Und ich habe es nicht geschafft, die schon kaltgelegte Flasche Champagner zu öffnen und auf Frau Herzbruch zu trinken. Migräne liebt Champagner und ich möchte wirklich nicht, dass sie noch länger bleibt.

Zurück zu den guten Dingen: ich habe gepflegte Hände! Neulich saß ich in einem Bewerbungsgespräch, schaute auf meine Hände und dachte „ah, die sehen aus wie die Hände einer Person, die Probleme mit ihren Katzen und mit ihrer Impulskontolle hat!“ Dabei ist ja nur eins von beidem zutreffend. Ich habe dann die Nägel lackiert und creme mehrfach am Tag, schwupps, schon zwei Wochen später habe ich gepflegte Hände, obwohl mit Katzen und Impulsen noch alles so ist, wie bisher. Koinzidenz, nicht Kausalität.

Dann war ich noch genervt. Wie gesagt, ich habe ein Buch gelesen und wollte dann ein weiteres beginnen, dazu schaute ich in meine Liste mit Büchern, die ich lesen will. Darin waren allerdings unfassbar viele Bücher, die ich 2017 und 2018 und so weiter lesen wollte, das ist echt lange her und ich bin überzeugt: würde ich die wirklich lesen wollen, hätte ich seit 2017 (oder 2018 etc) die Zeit dafür gefunden. Ich löschte alle Bücher bis auf sechs, die ich wirklich lesen will, die kaufte ich dann auch sofort. Dann löschte ich die ganze App, weil ich mit ihr nicht warm geworden bin im letzten Monat und ging zurück zu Goodreads, da löschte ich alles nochmal. Wie gesagt, an der Impulskontrolle hat sich nichts geändert. Ich schlief dann nochmal ein Stündchen, wer schläft löscht nicht.

Als Abendessen bestellten wir Indisch, nachdem ich schon Frühstücksbrötchen beschafft hatte und Kuchen gebacken sah ich es nicht im Rahmen meiner Möglichkeiten, mich mehr als klickend um Abendessen zu kümmern, auch wenn ich an der Reihe war. Es hat beim Indischen Bestellessen eine große Verbesserung stattgefunden über die Jahre, es gibt nämlich mittlerweile bei allen Anbietern auch richtig viele vegetarische und vegane Gerichte.

Anhang der Kalendersituation Kochplan für die nächste Woche gemacht, ich werde Montag an der Reihe sein und dann erst am Wochenende wieder, das kriege ich hin. Dienstag gehe ich Schwimmen, Mittwoch ist Lesedings, Donnerstag besuche ich Papa N., Freitag Friseur oder Friseurin, das weiß ich noch nicht, ich habe auf „erste freie Person“ geklickt.

Frage(n) in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Welches Rezept für Bananenbrot hat sich bei Ihnen bewährt? Und ist der neue Ofen tatsächlich so gut isoliert, dass Betrieb im Sommer nicht nervt?“

Es hat sich kein Bananenbrotrezept bewährt, wir können alle kein Bananenbrot mehr sehen. Was daran liegt, dass hier übermäßig viele Bananen braun werden. Mein optimales Fenster der Bananenreife ist extrem klein, 2 Tage oder so, Davor sind sie mir zu pelzig auf den Zähnen und danach zu braun. Wir bekommen aber immer 4 Bananen, was eigentlich ok sein sollte, denn M isst auch gern Bananen. Nur passiert es immer wieder, dass die zwei optimalen Bananentage dann irgendwann sind, wenn ich nicht da bin oder M nicht da ist oder wir vergessen es oder haben keinen Appetit auf Banane. So gab es wöchentich ein Bananenbrot, bis das dann aber auch nicht mehr gegessen wurde, vermutlich hat jeder Mensch irgendwie ein Bananenbrotkontingent und das ist dann irgendwann halt ausgeschöpft. Ich bin sowieso, immer noch, seit meiner ersten Begegung mit Bananenbrot beleidigt, dass das gar kein Brot sondern ein Kuchen ist.

Aus den Post-Tag2-Bananen machen wir jetzt entweder Muffins (mit Haferflocken, Apfel, manchmal Karotte) oder Banenenquark, den mag ich immer, oder sie kommen als Mus ins Porridge, das mag ich auch immer.

Zum Backofen: das müssen Sie in 3 Monaten nochmal fragen, es ist Mai, die Temperatur lag noch keinen Tag bei über 30 Grad, da war auch der alte Backofen kein Problem.

24. Mai 2025 – Royales

Was ich bei meiner Kurzreise vermisst habe: den Balkon. Ich hatte ein Zimmer mit Balkon gebucht und eins ohne Balkon, das dafür eine Suite war, bekommen, Grund dafür war eine Verspätung aus vorhergehender Fahrt, nein, falsch, das war woanders, Grund war, dass eine große Gruppe Menschen angereist war und die alle ein sehr ähnliches Zimmmer haben sollten, also fragte man mich, ob ich in die Suite wechseln würde. Auf dem Balkon kann man sowieso nicht sitzen, das Hotel ist kurz vor Schließung wegen Kernsanierung und die Balkone werden sicherlich zum Sanierungsprogramm gehören, außerdem war Regen angesagt. Das ist allerdings gar nicht, wie ich den Balkon nutze, auch zu Hause nicht. Ich sitze nie auf dem Balkon. Aber ich gehe jeden Morgen, bei jedem Wetter, raus auf den Balkon, stehe dort und schaue auf die Welt. Es hat etwas Royales. Ich könnte von dort zum Volk sprechen. Gut, der Balkon geht in den Hinterhof, aber das sind nur Details, die Möglichkeit bestünde.

Was ich bei meiner Kurzreise nicht vermisst habe, sind die Bedürfnisse, die zu Hause von allen Seiten an mich gerichtet werden und von denen ich mich mit Einsatz von Energie abgrenzen muss. Was nahtlos an die Balkonthematik anknüpft, so geht es Königinnen, insbesondere regierenden, sicherlich auch. Die Armen!

Heute musste ich erst einmal viel schlafen, denn der Schlaf auf der Reise war merkwürdig. Erste Nacht: 22 Uhr ins Bett, 8 Uhr aufgewacht, das Armand sagt ich sei die Schlafkönigin der Nation. Zweite Nacht: um 20 Uhr beim Auffüllen der Wasserflasche in der Lobby „mal kurz“ mit anderen Gästen ins Gespräch geommen, um 22 Uhr einen Abendspaziergang durch die Stadt gemacht, um kurz vor Mitternacht noch „mal schnell“ zwei der drei Fallarbeiten, die für die Abschlussprüfung (die aber erst im August ist!) erforderlich sind, überarbeitet, um halb drei knallfit, irgendwann gegen drei eingeschlafen, um kurz nach sechs vor dem Wecker wach. Nunja.

Heute Morgen stand ich wegen der Lebensmittellieferung um neun auf und schlief nach einem späten Frühstück wieder im Sessel ein bis zum frühen Nachmittag. Dann ging ich Blumen kaufen, hatte das Wetter komplett falsch eingeschätzt, im Sessel hatte ich gefroren, also war ich mit langärmligem Shirt und Jacke draußen und es war eher warm und drückend, ächz. Blumen und Brot gekauft und in einem Nachgedanken noch Eis, es waren Stände für irgendein Fest in der Fußgängerzone aufgebaut und alle boten Schrott an. Schrottige Haushaltsgegenstände, schrottige Kleidung, schrottiges Essen. Ein sehr eigenartiges Fest. Neulich, als ich mit Fragmente auf der Dippemess war, wunderte ich mich schon über vergleichbare Stände, zum Beispiel einen mit Gürteln. Wer geht auf die Dippemess und denkt sich dann, „och ja, genau, einen Gürtel wollte ich noch kaufen, das mache ich dann jetzt mal und trage ihn noch den halben Abend hier herum“? Wir vermuteten Geldwäsche. Wir vermuten allerdings so gut wie immer Geldwäsche, déformation professionelle, es kann also es auch etwas anderes sein.

Ist die Tulpenzeit denn schon wieder um? Ich sah keine in den Läden, ich sah viele Rosen (mag ich nicht so) und diese Blumen, die aussehen, wie wenn ich Blumen male aber die sehr giftig für Katzen sind. Und Nelken, auch giftig. Tulpen sind übrigens auch giftig aber von denen hält die Katze sich fern, sie mag sie nicht. Pfingstrosen gab es noch und Rosen, die aussahen wie Pfingstrosen aber Bauernrosen hießen. Ich kann damit nicht so viel anfangen, weiß bei Pfingstrosen nie, ob die so aussehen sollen, wie sie es tun. Also so wie aufgeplatzte Kugeln mit ein paar ollen Blättern außenherum oder wie fest geschlossene Kugeln mit ein paar ollen Blättern außenherum. Ich habe jetzt weiße Rosen und Zierdisteln.

Dann kaufte ich – es war nun späterer Samstagnachmittag, da muss alles weg – noch „Eeeeeerdbeeern-zwei-Schaln-zwei-Euro-jetzier!!“

Zurück im Sessel erklärten sich Müdigkeit und leichte Verpeiltheit durch ein sanftes Migräneklopfen hinter dem linken Auge. Ich hoffe, ich habe es früh genug erwischt, so dass ich morgen topfit bin!

In der täglichen Contentvorschlagliste wird gefragt: „Welches ist Ihr Lieblingskuchen, den Sie sehrwohl in einer Bäckerei bestellen aber niemals selbst backen würden?“

Mir schmeckt selbstgebackener Kuchen (also: von mir) eigentlich immer besser als Kuchen in der Bäckerei. Das liegt daran, dass ich kompakte, satte Kuchen mag – die in Bäckerein sind mir häufig zu luftig oder schwammig. Das liegt zum einen an den professionellen Rührmaschinen, die viel schaumiger Rühren und eine viel gleichmäßigere Krume machen, genau das mag ich aber nicht so gern, ich mag es, wenn der Kuchen an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich schmeckt, wenn Sandkuchen eine richteige Kruste und darunter noch einen halbkrustigen Teil und dann erst den weichen Teil hat, wenn die Sahne in Sahnetorten kompakt ist und eben nicht luftig. Ist halt Geschmackssache.

Deshalb mache ich meinen Kuchen lieber selbst und mir fällt keiner ein, den ich nicht auch zu Hause backen würde, wenn ich ihn haben will.

Bei kleineren Gebäckstücken (Teilchen, Stückchen) sieht es anders aus, den Aufwand würde ich mir zu Hause nicht machen. Und ein Gebäck gibt es tatsächlich, das ich im Privatbereich meist eher scheußlich finde, dafür aus fast jeder Bäckerei sehr gerne mag: Berliner. Was daran liegt, dass eine professionelle Fettbackanlage einfach etwas völlig anderes ist, als ein Kochtopf mit Öl drin.

20. Mai 2025 – Anbaden

Fragmente und ich waren heute Anbaden, also: im Badesee. Eine hervorragende Idee! Vorab stärkten wir uns mit Schwimmbadpommes und einer Naschtüte, es waren auch schon zwei Personen im See, man muss ja nicht gleich mit allen Leuten da rein. Die Frau sagte, als sie aus dem Wasser kam, es sei gar nicht so kalt, letzte Woche bei 17 Grad sei es kalt gewesen, heute hingegen sehr schön. Der Mann ging hinter ihr her, schüttelte den Kopf und sagte „es ist eiskalt da drin, eiskalt!“

Also gingen Fragmente und ich schwimmen, wir hatten den See für uns alleine. Es war frisch aber nicht richtig kalt, beim Reinggehen natürlich schon, dann erst einmal gar nicht, nach einer guten Viertelstunde bemerkte ich, wie ich langsam müde wurde – bei mir immer ein erstes Anzeichen von frieren. Neben mir sah Fragmente aus wie eine Meerjungfrau, mit großen blauen Flossen und einer pinkfarbenen Schwimmnudel, ihre Schultern glitzerten in der Sonne und das Seewasser war hellgrün.

Nach dem Baden wurde ich zum Duschen genötigt. So richtig verstehe ich das nicht, nach dem Schwimmen im Chlor bevorzugt Fragmente das Duschen zu Hause, während ich gar nicht schnell genug den Schwimmbadgeruch abduschen kann. Beim Schwimmen mit Fischen und Enten hingegen duscht sie, wo ich mir denke, mit dem Geruch könnte ich auch abends schlafen gehen. Fragmente behauptete aber, der Bademeister habe unbedingt verlangt, dass alle nach dem Schwimmen heiß duschen. Sie zeigte Münzen dafür vor, vier Stück für jeweils vier Minuten duschen. Es gibt genau eine heiße Dusche dort, man wirft die Münze draußen ein und geht dann in eine Duschkabine, es dauert ca. 30 Sekunden, bis das Wasser warm wird, dann muss man eine Position unter dem fest installierten Duschkopf – nicht etwa mittig sondern über dem Hebel für das Wasser an der Wand – finden, so dass man komplett geduscht wird, aber auch nicht versehentlich mit Rücken oder Ellbogen das Wasser abschaltet oder auf kochend heiß oder eiskalt dreht.

Ansonsten habe ich viel korrespondiert in der letzten Zeit.

Mit Knuspr zum Beispiel, denen schrieb ich, dass ich das Glas Linsenaufstrich, das ich bei der Lieferung neulich als fehlend reklamiert hatte, im Bücherregal aufgefunden habe und ich ob es nachträglich noch bezahlen könnte. Das kann ich nicht aber sie wünschen mir guten Appetit, ich soll es als Geschenk betrachten.

Mit einer Whltätigkeitsorganisation, die mir eine Spendenbescheinigung geschickt hat, die ich nicht öffnen kann, obwohl das Passwort meine Postleitzahl sein soll und außeordem kann ich mich überhaupt nicht erinnern, dorthin im letzten Jahr gespendet zu haben. Sie schicken alles neu, dieses Mal klappt es, ich kann mich an die Spende dennoch nicht erinnern, in meinem Kopf ist es so, dass ich genau dorthin aus verschiedenen Gründen nicht mehr gespendet habe. Vielleicht irre ich mich irgendwie im zeitlichen Ablauf.

Dann korrespondierte ich noch mit dem Fahrradverleiher, der schrieb mir nämlich eine verwirrende Mail am Nachmittag des Rücktauschs mit dem Betreff „Weißt Du, wo Dein Fahrrad ist??“ und in der Mail der Bitte, mich umgehend zu melden. Das tat ich und sagte, ich wüsste, wo mein Fahrrad sei, nämlich unten vor dem Bürogebäude. Die Person in der Hotline war erst etwas verwirrt, überprüfte dann mein Account und fand heraus, dass bei der Übergabe vergessen wurde, ein Code am Rad zu scannen und daher bräuchte man nun die Rahmennummer, die auf einem Aufkleber hinter der linken Pedale ist. Ich könnte sie einfach als Antwort auf die Mail senden. Das tat ich am selben Abend, ich machte ein Foto der Nummer und schickte das Bild als Antwort auf die Mail. Am nächsten Tag erhielt ich eine weiter verwirrende Antwort, ob ich bitte meine Mailadresse bestätigen könnte zum Datenabgleich. Ich rief wieder an und fragte, ob man mich evtl. trollen wollte, schließlich wurde als allererstes zu mir per Mail Kontakt aufgenommen und nur darauf hatte ich geantwortet. Wir konnten am Telefon alles einvernehmlich klären und ich freue mich weiter bei jeder Fahrt, jetzt wieder ein ganz normales Fahrrad zu haben.

Ich freue mich jeden Tag über den Wasserhahn in der Küche, besonders morgens, ich freue mich, dass ich barfuß über den Holzboden gehen und Wasser aus dem Wasserhahn entnehmen kann, beides ist ein sehr angenehmes Gefühl. Dann gehe ich auf den Balkon und schaue nach, ob die Pflanzen gewachsen sind. Und ich habe kürzlich ein Buch gelesen, das mir richtig gut gefallen hat, also nicht okayisch-gut sondern richtig gut. Das letzte Mal war das im Januar 2024 der Fall, dazwischen wirklich mehr als üblich, die mich eher genervt haben und die ich meistens nicht beendet habe – so soll das ja nicht sein. Das Buch war „The other valley“ von Scott Alexander Howard, eher zufällig las ich es, weil es in einem Lesezirkel als nächstes Buch zur Auswahl steht und als ich es mir angeschaut habe, gab es das gerade für irgendeinen Supersonderpreis, so dass ich es kaufte und auf der nächsten Zugfahrt las. Mehr hat Howard noch nicht geschrieben, sehr schade.

Im Büro sind derzeit Vorstellungsgespräche. Bekanntlich ist das ein Teil meines Jobs, an dem ich wenig Spaß habe, ich habe mir daher auch hier überlegt, „die Kompetenz ins Team zu geben“ – es reicht ja eigentlich, wenn ich einen guten Eindruck von der fachlichen Qualifikation bekomme (und der steht meist auf Papier), persönlich reicht mir ein eher kurzes Treffen, danach kann das Team übernehmen und schauen, ob das von den Soft-Faktoren her gut passt, sowieso verbringen diejenigen ja später viel mehr Zeit mit der Person, wenn sie sich denn einigen, also muss es für sie passen (oder sie müssen mit ihrer Fehlentscheidung umgehen), nicht so sehr für mich. Das klappt für mich bisher gut. Das Team konnte sich noch auf niemanden einigen. Ist aber auch okay, dann warten wir eben noch, früher oder später werden sie kompromissbereiter. Dass ich darauf nicht früher gekommen bin!

Und jetzt hat gerade noch Frau Herzbruch angerufen, um mir ganz formal mitzuteilen, dass ich mich ab jetzt nicht mehr um sie sorgen muss. Wunderbar! Ich werde gut schlafen heute Nacht! Frau Herzbruch lispelte ein bisschen wegen des Champagners, ich lispelte ein bisschen wegen der Zähne. Ende des Jahres sind wir beide quasi neu, hurra!

In der täglichen Contentvorschlagliste wird heute gefragt: „Wie läuft es mit der Hausverwaltung? Sie haben schon länger immer nur so Andeutungen gemacht, was ich schade finde wegen dem großen Unterhaltungsfaktor dieser Geschichten, so meine Erinnerung.“

Mit der Hausverwaltung läuft es derart, dass es nichts gibt, das ich öffentlich dazu sagen könnte. Wir haben zu diesem Thema jetzt Beratung eingekauft.