Zu-Hause-Urlaub Tag 5
Den Tag heute verbrachte ich schlecht gelaunt. Die ganze Wäsche vom Urlaub war getrocknet und musste verräumt werden, außerdem habe ich angesammelte Urlaubszettelwirtschaft auf dem Schreibtisch und da ich ab Montag wieder arbeite, muss das alles langsam mal weg. Dass die Putzfrau ebenfalls frei hat, macht sich langsam bemerkbar, die Katzen sind von der Katzensitterin verwöhnt und schreien mich den ganzen Tag an, weil sie Leckerchen wollen und nach knapp zwei Wochen in Gesellschaft bin ich absolut bereit, auch mal wieder ohne andere um mich herum zu sein. Zusätzlich hatte ich auch nicht besonders gut geschlafen: Alpträume und zu warm und zuknallende Fenster wegen Wind. Die Nachricht, dass nächste Woche Sonne und hohe Temperaturen zurückkehren sollten, tat nichts zu meiner Besänftigung.
Ich lag also einige Zeit im Sessel und las, nämlich: Spare von Prince William. Oder Prince Henry, was weiß ich. Frau Herzbruch sagte, man könne es gut hören, ich kann ja nichts gut hören und wollte als zeitgeschichtliches Dokument zur Kenntnis nehmen, daher las ich es. Es ist nicht besonders fesselnd bisher und ich bin zu 1/3 durch, immerhin habe ich es nicht gekauft sondern in der Bibliothek ausgeliehen. Gefreut habe ich mich, dass der Titel gleich auf den ersten Seiten erklärt wird. Das war bisher aber das einzige Interessante.
Dann hatte ich Gesangsstunde, was auch nicht so viel Spaß gemacht hat, weil ich momentan nicht richtig reinkomme. Entweder bin ich verreist oder der Gesangslehrer hat Auftritte, wir finden keinen regelmäßigen Termin, er oder ich sagen kurzfristig ab, Zeit zum Üben finde ich auch nicht, dadurch zieht sich alles sehr. Ich fühle, dass ich demnächst eine Entscheidung dazu treffen muss.
Weiter litt ich unter meinem momentan enorm verstärkten Geruchssinn. Ich weiß nicht, woher das kommt. Ich kann immer schon ziemlich gut riechen, es war aber nie ein Problem. Seit ein paar Tagen ist es eins. Ich rieche in der Bahn die Leute, die mir im Vierersitz gegenüber sitzen, ich rieche warme Steckdosen, als ich heute im Bad geputzt habe, mit einem Essigreiniger, den ich seit Monaten verwende, habe ich fast gekotzt. Ich rieche das Katzenklo durch die halbe Wohnung und wenn ich im Bett liege noch die Zahnpasta in meinem eigenen Mund, es ist völlig absurd und unfassbar nervig. Und ich habe keine Ahnung, woher das kommt. Ich hatte in den letzten Woche keinen Schnupfen, so dass ich das Riechen jetzt gerade neu entdecken würde, ich habe auch nicht mit dem Rauchen aufgehört oder sowas. Wenn das so bleibt, werde ich lernen müssen, es so wie Geräusche auszublenden, sonst ist mir ab jetzt zu 2/3 des Tages unglaublich übel und zu 1/3 habe ich Gelüste auf irgendwas.
Am Abend waren wir – auf Wunsch von M – vietnamesisch Essen. Gerade, als wir los wollten, gab es einen heftigen Wolkenbruch. Der Weg dauert mit dem Rad aber nur 4 Minuten, wir fuhren also trotzdem und ich erfuhr, dass junge Menschen (also zumindest der Freundeskreis von M) bei Regen auf dem Rad Skibrillen trägt, damit das Augenmakeup nicht zerstört wird. Ich selbst trug eine lustige Schirmmütze, weil ich keine Regentropfen auf der Brille mag. Das Essen war sehr lecker, am besten war der Kaffee am Ende.