19. März 2024
Der Tag täuschte übel an. Ich wachte auf, war noch sehr müde aber musste aufs Klo, im vorbeigehen meinte ich, auf dem Wecker von Herrn N. die Zahl 2:23 erblickt zu haben. Nachdem ich im Bad war, stolperte ich in der Küche halb über eine Katze, die mir enthusiastisch gefolgt war, „es ist doch noch viel zu früh!“ flüsterte ich, während mein Blick an der Uhr in der Küche hängenblieb, die 7:10 Uhr anzeigte. Ich stand kurz fassungslos, denn es war völlig undenkbar, es gab keine einzige mögliche Realität, in der ich mich nun anziehen und ins Büro fahren könnte. Ich war einfach unglaublich müde, so müde, dass ich gleich auf dem Küchenfußboden hätte weiterschlafen können.
Es ist bei mir so: ich bin glaube ich weder eine Eule noch eine Lärche. Ich kann immer schlafen und so gut wie immer wach sein, nur gibt es ein Zeitfenster so ca. zwischen 2:30 Uhr und 4:30 Uhr, in dem geht bei mir nichts. Absolut gar nichts. Wenn es mal so ist, dass ich in diesem Zeitraum wach sein muss, ist meine einzige Chance bis dahin aufzubleiben. Dann bin ich allerdings nicht verkehrstüchtig. In diesem Zeitfenster aufzustehen, wegen Urlaubsreisen zum Beispiel, ist für mich nicht möglich. Wirklich, über alle anderen Uhrzeiten können wir sprechen, ich hole Kinder um 1:30 Uhr von einer Party ab oder um 5 Uhr, ich kann in beiden Fällen – wenn ich schon geschlafen habe – problemlos aufstehen und hinterher problemlos weiterschlafen. Nicht jedoch zwischen 2:30 Uhr und 4:30 Uhr. Da bin ich in Wirklichkeit tot.
Nun war es meiner Annahme nach zwar 7:10 Uhr, ich war aber trotzdem tot. Deshalb ging ich wieder schlafen. Vermutlich war ich ja krank und auch wenn nicht, hätte es keinerlei Sinn ergeben, in diesem Zustand arbeiten zu gehen. Als ich wieder im Bett lag, sah ich auf Herrn Ns Wecker 2:26 stehen. Ich schaute auf meinen Wecker, der zeigte 2:27. Die Uhr in der Küche war offenbar am Vorabend stehengeblieben.
Der Tag war dann okay. Ich fuhr Rad, ich tat Dinge, insbesondere war heute einer der Tage, den ich mir freigehalten hatte, um Unzufriedenheiten, die andere mir vor einiger Zeit mitgeteilt hatten, nochmal aufzugreifen um zu schauen, wie es damit weitergegangen ist, ob wir die Situation verbessern konnten oder wie der Stand ist. Ich habe elf solcher Gespräche auf meiner Liste, zwei schaffte ich heute, das eine mit recht positivem Fazit, im anderen habe ich heute nochmal ein bisschen angeschubst.
Achja, die Batterie in der Uhr habe ich auch getauscht. Seitdem aber nicht mehr drauf geschaut, vor dem Schlafengehen mache ich das noch, nicht, dass die Uhr an sich kaputt ist und mich morgen wieder verwirrt. Ein bisschen beleidigt bin ich auch, dass die Uhr nicht noch die paar Tage bis zur Uhrenumstellung abwarten konnte, ich muss für den Batteriewechsel (wie für die Umstellung) nämlich auf eine Leiter klettern.
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Gibt es Bösewichter in Realität oder Fiktion, die Sie faszinieren?“
Ja klar. Allerdings nicht, weil sie Bösewichter sind. Mich interessieren Personen, die Dinge machen, die Ideen haben, die sich ungewöhnlich verhalten. Nun ist es so, dass ungewöhnliches Verhalten ganz naturgemäß eine Abweichung von der Norm ist und da geht es eben in mehrere Richtungen. Ich glaube zusätzlich, dass – wenn man sich einmal von der Norm entfernt hat – nicht mehr unbedingt immer komplett klar ist, welche Richtung welche ist.
Insofern: Bösewichter faszinieren mich nicht, weil sie böse sind. Das Böse an sich birgt für mich keinen Reiz. Gleichzeitig interessieren mich komplexe Sachverhalte, auch in Menschen.