24. März 2024
Ich bin nicht sicher, ob ich dieses Wochenende mehr geschlafen habe oder mehr wach war. Das Gute: ich habe den größten Teil des Nasensprayentzugs gleich miterledigt, immer, wenn die Nase im Bett verstopfte war ich nämlich schlicht zu müde, den Arm zu heben und das Sprayfläschchen zur Nase zu führen. Jetzt ist die Sache so gut wie durch.
Heute morgen noch döste ich im Sessel beim Lesen immer weg, während die kleine Katze auf meinen Beinen schlummerte. Das ist ganz neu – also dass sie dort schläft. Es war insgesamt erst das zweite Mal und weil ich es mir ja schon immer wünsche, wollte ich keinesfalls aufstehen und die Katze runterschmeißen, also schlummerte ich mit und merkte dann – ausgerechnet dann! – dass ich plötzlich wieder fit war und aufstehen und Sachen machen wollte.
Die Katze war gegen 12 Uhr ausgeschlafen. Seitdem machte ich Sachen und bin auch jetzt immer noch wach und munter, immerhin schon 9 Stunden am Stück! Ich habe noch Kuchen gebacken, 4 Maschinen Wäsche verarbeitet, gekocht, den privaten Schreibtisch unter Kontrolle gebracht, die Buchhaltung vom Chor für Februar erledigt und zum ersten Mal Hafermilch pur (und gekühlt) getrunken, dabei festgestellt, dass sie mir sehr, sehr gut schmeckt. Ich war unsicher, Kaffee mit Hafermilch schmeckt mir oft bitter. Bei Lebensmitteln ist es bei mir ganz oft so, dass ich ein paar mal bewusst in den Geschmack reingehen muss, bis ich ihn „verstanden“ habe und dann zumindest eine Mahlzeit lang problemlos essen kann (also wenn ich irgendwo eingeladen bin zum Beispiel) und manchmal dann sogar auch mag. Bei Fenchel war es bei mir genauso und bei Thymiantee.
Jetzt ist jedenfalls Abend und ich bin topfit, könnte jetzt gut ausgehen und die Nacht durchfeiern, hm, auch nicht ganz ideal, nunja, es wird sich schon wieder einpendeln.
Die tägliche Contenvorschlagliste fragt heute:
„Wenn Sie Lösungen parat haben, die in Ihrem Unternehmen ganz und gar ungewohnt sind und deshalb erst einmal auf Ablehnung stoßen, wie gehen Sie vor, um das durchzubekommen?“
Zunächst einmal: ich habe grundsätzlich überhaupt kein Interesse daran, irgendwas „durchzubekommen“, so als Selbstzweck. Das ist doch überhaupt nicht meine Aufgabe. Und auch: eine Lösung, die nicht zu den Gegebenheiten passt, ist überhaupt keine Lösung.
Zweitens: jede Maßnahme stößt bei irgendwem inhaltlich auf Ablehnung. Ein Unternehmen besteht aus mehreren Bereichen, aus mehreren Ebenen, aus mehreren Einzelpersonen. Jegliches Handeln hat Auswirkungen auf das Gesamtkonstrukt. Fangen wir bei einer ganz simplen Sache an: es soll Kaffee geben. Wenn ich sage, Person A soll den kochen, findet das Person B super, Person A jedoch blöd. Umgekehrt wäre es umgekehrt und möchte ich Person A und Person B gleichzeitig glücklich machen und stelle eine/n Barista ein, findet das der Chef blöd. Wenn Ablehnung etwas ist, das Sie beunruhigt, versuchen Sie bloß nicht, irgendwas zu leiten.
Drittens: Lösungen für Problemstellungen – nicht nur ungewohnte Lösungen – sind immer gleichzusetzen mit Veränderung. Der aktuelle Zustand ist ja, dass es eine wie immer geartete Situation gibt, mit der – bei allen, bei vielen, bei manchen – Unzufriedenheit herrscht. Gleichzeitig hat man sich oft mit der Unzufriedenheit auch irgendwie arrangiert, sie ist vertraut, also man weiß jedenfalls, was man hat und schlimmer geht ja immer, nicht? Vereinzelt werden Menschen regelrecht wild, wenn man ihnen den Grund zum Jammern unter den Füßen wegzieht, diese Erfahrung habe ich schon gemacht. Jedenfalls: eine Lösung ist immer eine Veränderung mit allem, was Veränderungen so mit sich bringen. Wer zukünftig etwas anders macht, muss sich damit eingestehen, dass es vorher nicht so gut war. Das tut weh, dahin muss man erst einmal bereit sein, zu gehen. Und dann soll was anderes kommen, wer weiß, was das genau ist und wie das genau klappt, da ist viel Unsicherheit, viele Ängste. Was bedeutet die Veränderung für mich, ich hab das doch immer so gemacht, hab mich gesehen als eine Person, die xy macht, möglicherweise sogar als eine Person, die xy ist, wer bin ich denn jetzt? Veränderungen sind im Grunde eine Zumutung gegenüber der Identität.
Wenn ich Maßnahmen (hoffentlich Lösungen aber wer weiß das schon) umsetze, ist es für mich wichtig, das im Hinterkopf zu haben. Unbedingt auch dann, wenn es gar keine offensichtlichen Widerstände gibt, denn häufig merkt man gar nicht, dass das in einem so abläuft, oft ist es auch nicht die einzelne Situation sondern erst ein Sammelsurium an Dingen, die in einem Zeitraum passieren und plötzlich stehen wir da und denken „Ja sag mal, wo bin ich hier überhaupt, ich erkenne das alles kaum noch wieder und mich selbst auch nicht!“ Kennen Sie sicher alle aus irgendeinem Kontext, dieses Gefühl. Das resultiert aus Veränderungen, die noch nicht ordentlich verarbeitet wurden.
Wir hatten hier neulich schon den gemeinsamen Weg, das ist im Grund dasselbe. Ich muss die Leute irgendwie mitnehmen auf diesem Weg. Und jetzt nehmen Sie mal nicht an, dass die, die bei einer Maßnahme gewinnen, automatisch mitlaufen oder gar vorwegstürmen, so ist das nicht, denn es ist ja trotzdem Veränderung, also wer weiß, was da dann noch alles kommt, was „die“ sich als nächstes ausdenken!
Ob Personen Veränderungen an sich eher ablehnen oder eher gern mal was Neues ausprobieren hat häufig keine inhaltliche Komponente sondern ist eher Typsache oder vielleicht auch mit Vorerfahrungen mit Veränderungen verbunden, jedenfalls sehr individuell. Wichtig ist meiner Erfahrung nach, einen Kontext zu schaffen. Warum haben wir das vorher so gemacht und jetzt anders, wo ist da eine Logik, ein roter Faden. Wie war der Ablauf dahin, wurden alle Stimmen ausreichend gehört, nach welchen Grundannahmen/Regeln wurde das entschieden, das ist besonders für die wichtig, die nicht dabei gewinnen – wenn man verliert, muss ja zuallermindest fair zugegangen sein. Kurz gesagt: die Maßnahme muss verständlich werden. Und dann muss noch ein Bild der Zukunft geschaffen werden, also wie das aussehen soll, was jetzt entsteht. Wenige möchten einfach in den Nebel rennen.
Und ob dieses Bild der Zukunft und der aufgezeigte Weg überzeugen ist natürlich eine Frage der Glaubwürdigkeit, des Vertrauens, kurz: der Macht, egal ob durch Expertise, durch Identifikation, durch Stellung oder was auch immer.
Das ist die Theorie. In der Praxis ist es Ausnahmefälle, bei denen ich das so geplant angehe, aus ganz diversen Gründen: Ablehnung nicht gesehen, ihr nicht genug Bedeutung beigemessen oder sie absichtlich ignoriert, keine Zeit gehabt und/oder zu viele offene Fronten, oder ich habe es versucht und es ist nicht gelungen. Und es ist auch wirklich nicht notwendig und schon gar nicht praktikabel, jede Veränderung minutiös durchzumoderieren. Ich tue aber gut daran, die Thematik um Veränderung-Ablehnung-Widerstände irgendwie auf dem Schirm zu haben, zum einen, damit ich in jeder auch zufälligen Gesprächssituation klar und konsistent sein kann und zum anderen zum Abschätzen, wie weit ich noch gehen kann, bevor mir etwas um die Ohren fliegt. Auch das natürlich alles mit sehr wechselnder Gelingsicherheit.