Lebenszeichen
Es ist sehr nett, dass Sie hier und in der täglichen Contentvorschlagliste nach einem Lebenszeichen fragen. Das sei hiermit gegeben. Und dass Sie sich fragen, wo ich stecke. Dazu kann ich sagen, dass mein Alltag im Wesentlichen ganz normal weiterverläuft. Ich gehe zur Arbeit, ich sitze abends im Sessel, zwischendrin treffe ich Verabredungen zum Kaffee oder zum Mittagessen oder abends im Video oder in echt, nur etwas weniger als sonst. Der Italienischunterricht ruht derzeit, das liegt nicht an mir sondern an der Ankunft eines kleinen Italieners und wir müssen aufpassen, unseren Vorsprung zu halten, nicht dass der in drei Jahren schon konversationssicherer ist als CucinaCasalinga und ich. Zwischendrin sind Lesetreffen, heute war beispielsweise eins. Ich lese ziemlich viel momentan. Der Chor hat Sommerferien. Dem Gesangslehrer habe ich für bis auf Weiteres abgesagt, weil ich eine große Videocallübersättigung in mir verspüre. Ich besuche auch Papa N. alle paar Wochen, bald fahren wir mit Familie Herzbruch in den Urlaub und diese Woche und vermutlich nächste mache ich ansonsten nicht sehr viel, weil das Wetter eine unerträgliche Zumutung darstellt.
Soweit alles ganz normal.
Soweit ist ist die Funkstille hier natürlich nicht erklärt.
Mir ist das Schreiben momentan zu anstrengend. Nicht die Fingerbewegung an sich, die mache ich den ganzen Tag, auch nicht die Themenfindung, die Themen fallen vom Himmel, es ist mehr der eigene Anspruch an mein Schreiben – und ich meine hier bei weitem nicht einen literarischen Anspruch sondern einen menschlichen Anspruch. Ich habe – durch dies und das und eine Mischung aus allem – nicht mein übliches Energielevel. Das ist im Leben manchmal so. Ich verbrauche ganz generell, täglich, immer, 24/366, einen Großteil meiner Energie dafür, mich gesellschaftsfähig zu halten und nicht allen Menschen bei der kleinsten Sache, die mir nicht passt, ins Gesicht zu springen. Sie kennen das möglicherweise andersherum, es gibt ganz viele Menschen, die von Grund auf friedlich sind und sich ein wenig aufraffen müssen, wenn sie in einen Konflikt gehen wollen oder sollten. Bei mir halt: ich bin von Natur aus nicht friedlich sondern eher stressig, habe mir aber (ganz absichtlich und sehr erfolgreich) antrainiert, das im Griff zu haben, denn ich halte es für gesellschaftlich unabdingbar, anderen gegenüber zugewandt und großzügig zu sein. Ich finde das besser.
Wie gesagt, dafür brauche ich Energie, davon habe ich im Moment nicht genug, sie reicht (meistens) noch dafür aus, nichts zu sagen/schreiben/machen, sie reicht nicht so sehr dafür aus, die Dinge so zu sagen/schreiben/machen, wie ich möchte, wie ich es für richtig halte. Und für wichtig. Es ist nicht die richtige Zeit, die eigentlich Guten, Wohlmeinenden wegen irgendeiner Nichtigkeit anzuschießen, niemand braucht das. Es ist nicht die richtige Zeit, Wut in die Welt einzubringen. Wenn ich nichts, das Positives bewirkt, beitragen kann, halte ich lieber den Mund. Alle anderen, auf die dasselbe zutrifft, sehr gerne auch.
Zweifelsfrei wird das auch wieder besser mit der Energie, mich selbst zu regulieren, es ist schon auf einem guten Weg. Dieser Eintrag ist mir ohne auffällige Ausfälle gelungen, finde ich. Bin sehr zufrieden mit mir.