September 2024

15. September 2024

Ich habe lästige Armschmerzen, rechts, genau solche, wie ich sie von einem Mausarm immer hatte, nur ist die Maus seit zwei Monaten auf der linken Seite (ich wechsle jedes Quartal, eben wegen Mausarm). Vielleicht Entzug? Die Schmerzen treten bei folgenden Bewegungen besonders stark auf: Katzenkloschaufeln, Rütteln von Pfannkuchen in der Bratpfanne, Wasser aus Wasserkocher in Teekanne gießen, Zähneputzen. Mir ist nicht bewusst, dass ich eine dieser Tätigkeiten übermäßig ausgeübt hätte. Ich werde versuchen, das alles auf links umzustellen, damit der rechte Arm sich ausruhen kann.

M kam heute zurück, hurra! Es wurde aber sehr hektisch, mein Tag war ja immer noch sehr durchgeplant (über Nacht ausgekühlten Kuchen verzieren, Geburtstagstisch richten, ihr Bett frisch beziehen), zusätzlich hatte ich noch Sporttermin mit Frau Herzbruch. Ich behielt Flight Radar im Auge, alles sah nach planmäßiger Landung gegen 13 Uhr aus, es kommt üblicherweise gut aus, wenn ich von zu Hause losfahre, wenn Personen landen, denn die brauchen ungefähr genauso lang durch den Flughafen wie ich über die Autobahn, also jedenfalls, wenn sie Gepäck haben. Also alles im Rahmen, Sport bis 11:30, dann duschen, dann Frühstück, dann losfahren, allerdings machte das Telefon um 10 vor 12, als ich aus der Dusche kam, „plopp“ und M sagte, sie sei gerade gelandet. Da haben die ab irgendwo hinter Moskau nochmal ordentlich Gas gegeben scheint mir.

Klappte aber alles, ein sehr müdes, aber entspanntes und enorm hungriges Kind kam zurück. 2 Stück Geburtstagskuchen, 2 Käsebrote, ein Teller Spaghetti mit Tomatensoße verschwanden in den nächsten zwei Stunden in ihr. Und dann war sie schon wieder unterwegs. Während ich ermattet zurück in den Sessel sank.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Ostsee oder Atlantik, was ist schöner?“ Die Ostsee gehört doch zum Atlantik, die Frage ergibt keinen Sinn. Ich kann mir schon grob vorstellen, was gemeint ist, wohl der Vergleich mit einer der Atlantikküsten, die nicht Binnen- oder Nebenmeerküsten sind sondern auf das „ganze große Ding“ hinausgehen. Davon gibt es dann aber auch wieder so viele, von denen ich so gut wie keine, nämlich nur die portugiesische, spanische und nordostamerikanische, dass es ein bisschen Quatsch ist, die zu vergleichen. Von der reinen Vorstellung her finde ich in diesem Sinne den Atlantik schöner. Ist größer, ist wilder, vielfältiger, mehr Salz, mehr Wellen und so weiter. Generell bin ich aber ja nicht so vorbehaltlose Meer-Aficionada, ihc hatte das früher schon einmal ausgeführt, kurz: klingt auf Dauer wie Autobahn und begrenzt in eine Richtung und noch ein bisschen anderer Kleinkram, der dann aber nur wichtig wird, wenn man auch hingeht, ans Meer. Ich habe es nicht so mit Natur. Ich finde Städte gut. Wenn die am Meer sind, von mir aus.

14. September 2024

Drei verdammte Läden bin ich abgefahren auf der Suche nach Möhren. M kommt morgen aus Japan zurück, während sie weg war, hatte sie Geburtstag, also soll morgen Geburtstagskuchen da stehen und M wünscht sich traditionell Karottenkuchen. Dazu braucht man Karotten. Bzw. Möhren. -Bzw. steht eigentlich im Rezept irgendwas von „feinsten Ruebli“, damit kann ich jetzt aber nicht dienen, es gibt halt nur Möhren aus dem 2-kg-Sack vom Lidl. Ich meine: drei Läden abgefahren! Ebbe langt’s.

Zuerst war ich im HIT, da kaufe ich gerne ein, weil es ein Vollsortimenter ist mit breiten Gängen, immer aufgeräumt und ich weiß bei allem wo es ist. Der HIT war um 20 Uhr fast ganz leer in Bezug auf alles: außer mir nur noch ein Kunde und in den Regalen fast nichts mehr, was ja klug ist, um 21 Uhr wird geschlossen und dann ist Sonntag, da wird ja alles nicht besser. Genau ein Brot gab es noch beim zugehörigen Bäcker, Roggen-Dinkel, sehr fein, die Schneidemaschine war noch nicht gereinigt, auch sehr fein. Die Käseschneidemaschine auch noch nicht, also nahm ich noch von jedem Käse aus dem Wochenangebot etwas mit. Dann weiter zum Aldi, der ist gegenüber, wegen der Möhren. Keine Möhren. Ich kaufte aber 3 Pakete Erzherzog Johann, den gibt es oft nicht, jetzt ja, hurra. Aldi war mittelvoll in Bezug auf alles, Regale wie Menschen. Für die Möhren also dann weiter zum Lidl, eine Straßenecke weiter. Lidl: rappelvoll. Ich musste auf einen Parkplatz warten! Drinnen Menschengeschiebe, kleine Kinder, die herumkreiselten, lauter schwarzgekleidete Frauen und lauter Männer in unterschiedlichster Kleidung von Geschäftsanzug über Jeans mit bedrucktem T-Shirt hin zu Blümchenleggins und rosa Sonnenbrille. Warum versammelt sich halb Offenbach kurz vor 21 Uhr beim Lidl? Naja, vermutlich, weil er noch volle Regale hat um die Zeit.

Letzte Ausweichmöglichkeit wären ansonsten noch die drei Rewe, die bis Mitternacht geöffnet haben, gewesen aber der eine hat Nagetiere, der zweite hat extrem viele Betrunkene und der dritte hat einen riesigen Parkplatz vor der Tür und ist selbst auch so groß, dass ich mich darin immer verirre, das ist der, in dem ich auch mit Frau Herzbruch jedes Jahr an meinem Geburtstag wieder schlechte Erlebnisse habe, weil wir eigentlich natürlich im HIT einkaufen wollen, aber da gibt es die Käsecreme nicht, die Frau Herzbruch jedes Jahr essen will aber dann, wenn sie gekauft ist, sowieso doch nicht isst. Und die allerletzte Ausweichmöglichkeit wäre Bobby von Bobbys Kiosk gewesen, der gar nicht Bobby heißt, aber ich meine, „Bobbys Kiosk“! Wieso sollte man ihn anders als Bobby nennen. Bobby sagt immer „Ich verkaufe dir alles aber mach nicht Amazon unverpackt bei mir“. Daraus sollte man einen Song machen, analog zu dem Song zu „Thank You Mario But Our Princess Is in Another Castle“ von den Mountain Goats, das wäre bestimmt gut.

Jetzt backe ich gleich Kuchen. Das ging ja alles gerade noch auf, ich habe um 7 Uhr morgens das Haus verlassen und Papa N besucht und musste zwingend um 21 Uhr zurück sein, deshalb war ich Auto gefahren, mit dem Zug ist das nicht sicher abbildbar und nun hätten mich die Möhren fast geschmissen, gut, und der kleine Aussetzer auf der Rückfahrt, ich habe nämlich im Auto geschlafen, natürlich nicht beim Fahren sondern an einer Raststätte. Eine Dreiviertelstunde. Bin ich also wieder an diesem Punkt, das war mir gar nicht bewusst, aber okay. Als ich weiterfuhr rief Violinista an und ich sagte ihr, dass ich ich neulich dachte, ich könnte nochmal in eine Sauna gehen. Sie erinnern sich vielleicht an unseren Thermentag. Eine ganze Therme möchte ich – Stand heute – ganz sicher nie wieder besuchen, grauenhaftes Warmwasserzeug und der Part mit dem Herumliegen und nichts machen war so ziemlich das Schlimmste, was ich je aus freien Stücken gemacht habe. Aber Sauna, dachte ich neulich, das ginge nochmal. Jedenfalls, trotz Autobahnschlaf wäre ich ohne die Feinste-Ruebli-Saga schon um 20:02 fertig gewesen, so eben erst eine knappe Stunde später, hoffentlich habe ich wenigstens nichts vergessen. Und ich werde schon wieder müde, meine Güte, wie lästig das ist, ein Bier wollte ich auch noch auftrinken, weil von vorgestern noch etwas in der Flasche ist, es ist eine sehr große Flasche, 1 Liter oder 1,5 Liter oder so, ein Geschenk war das von dem Mitarbeiter, dessen Projekt ich während seines Urlaubs betreut habe, ein (externer) Handwerker hat mir auch noch eine Flasche selbstgebrannten Schnaps geschenkt, auch ein Liter oder 1,5 Liter, ich sehe das nicht, dass ich davon jemals etwas trinke, vermutlich macht der blind, vielleicht ist genau das gewollt, damit ich die Mängel nicht mehr sehe.

Gleich stehe ich wirklich aus dem Sessel auf und mache den Kuchen, nur noch 1 Minute oder 1 Satz oder 1 Absatz, mal sehen, ich habe ja einen neuen Herd, da macht das Backen sicher Spaß und ich kann ihn gleich ausgeräumt lassen (ich habe immer viele Backbleche und einen Bräter darin) und morgen Croissants aufbacken, nach dem Sport mit Frau Herzbruch, wir sind nämlich früh, naja, mittelfrüh zum Sport für Sitzweltmeisterinnen verabredet und danach könnte ich dann den Croissants aufbacken und danach den Kuchen verzieren und dann schon M vom Flughafen abholen, ich freue mich sehr, das habe ich schlau gemacht, das war jetzt eine Minute und 1 Satz und 1 Absatz zugleich.

11. September 2024

Mein Schlaftier ist der Hai. „Haie neigen dazu, spät einzuschlafen und schlafen nur wenig. Wenn Haie schlafen, ruhen ihre linke und rechte Gehirnhälfte getrennt und sie schwimmen im Schlaf weiter. Obwohl sie sich ausruhen, scheinen sie nie ganz zu schlafen“, sagt das Lob-Bändchen nach einer Woche Auswertung. Ich schlafe im Durchschnitt 6h 36 Minuten pro Nacht mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 70 (von 100 glaube ich). Im Schnitt laufe ich 17 Stunden am Tag herum und lege dabei im Durchschnitt 9.145 Schritte zurück. Ich hatte in den letzten 7 Tagen keinen messbaren Stress.

Damit habe ich das Bändchen glaube ich durchgespielt und kann es wieder zurückgeben.

Der Tag war eher von der wilden Sorte. Die komplette Systemumstellung ging in einigen Bereichen gründlich schief – wie das immer so ist in Bereichen, die besonders sensibel sind. Zwischendrin Personalirrsinn, aber auch ein schönes Mittagessen mit zwei Personen, mit denen ich sonst nie zusammen Pause mache, weil sie – wegen der Arbeitszeiten – gar keine Pause haben. Wir haben aber alle drei am exakt selben Tag den Job angefangen, an einem 1. September nämlich, und um uns zu feiern hatte ich sie zum Essen eingeladen und sie haben sich die Zeit genommen. Das war besonders spannend, weil sich unsere Tätigkeiten aber auch das Privatleben ganz unterschiedlich entwickelt haben und alle damit zufrieden sind, wie es ist.

Außerdem war für mich super Wetter – morgens schon Nieselregen und abends immerhin bewölkt, angenehme 14 Grad. Im Büro kamen schon die ersten Miristkalt-Meldungen, ich ließ Thermometer zwecks Objektivierung bei denen, die bislang über Miristwarm geklagt hatten einsammeln und an das Miristkalt-Team verteilen. Beide Seiten sind ungefähr gleich stark vertreten was bedeutet, dass eigentlich kein Handlungsbedarf besteht, so lange ca. 50 % der Anwesenden mit der Temperatur happy sind. Erst wenn Miristkalt-Personen es plötzlich warm finden oder MIristwarm-Personen frieren, muss man hinschauen. Dennoch: das Gebäude heizt jetzt natürlich noch lange nicht, ich möchte deshalb wissen von welcher Temperatur wir sprechen, um rechtzeitig an der Hausverwaltung herumzudrängeln, wenn wir die vereinbarte Temperaturspanne nicht mehr erreichen.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Heute ist Jahrestag der Ermordung von Salvador Allende in Chile und da war doch noch was am 11. September… Mieses Datum, dieser 11. September, haben Sie einen Tag, ein Datum im Jahr, der im Gegensatz dazu super Gefühle in Ihnen auslöst?“

Ich habe es überhaupt nicht so mit Daten. Es gibt sowieso auch maximal 366 Tage im Jahr und deutlich mehr als 366 schlimme Ereignisse in der Weltgeschichte, die müssen ja alle irgendwann stattfinden, man könnte als jeden Tag als ein „mieses Datum“ betrachten. Ob es ein Datum gibt, an dem noch nie irgendwas Widriges geschehen ist, konnte ich auf die schnelle nicht ergoogeln, ich wäre aber sehr überrascht.

Tatsächlich löst der 11. September bei mir auch schöne Gefühle aus, das war nämlich Ms errechneter Geburtstermin, auf den ich mich daher ca. 9 Monate lang gefreut hatte und das habe ich immer noch im Kopf, auch wenn sie dann zwei Tage früher schlüpfte.

Ansonsten, wie gesagt, ich habe es nicht mit Daten. Ich habe keine tollen im Kopf aber auch keine schlechten. Ich lege keinen Wert auf Jahrestage (an die beruflichen erinnert mich mein Kalender, weil ich weiß, dass andere Wert darauf legen, dass der Tag gewürdigt wird) und zwar feiere ich meinen Geburtstag sehr gerne, würde ihn aber auch an einem anderen Tag als dem eigentlichen feiern, wenn es sich so ergäbe. Ich freue mich mehr auf jeden neuen Tag, als gedanklich an den schon vergangenen zu hängen.

10. September 2024

Richtig, richtig gut geschlafen, vielleicht, weil es nicht mehr so elendig warm ist. Das erste Mal wachte ich um 1:22 Uhr auf und fühlte mich schon komplett ausgeschlafen, stellte aber erfreut fest, dass der Großteil der Nacht noch vor mir lag und konnte so noch ausführlich Kür-Schlafen. Wunderbar. Um 20 nach 6 wachte ich zum zweiten Mal auf, war fit und stand auf, heute war nämlich von früh bis spät ziemlich viel los im Büro und spannend war es noch dazu, es ging nämlich um den Verkauf der Anteile des Bundes an der Commerzbank. Zwischendrin geschah – am ungeeignetsten Tag dieses Jahres möglich sagen – das Update des Betriebssystems und legte reihum alle Rechner lahm, zusätzlich konnten alle Handys nicht mehr auf die Mails zugreifen und alle Telefon-Weiterleitungen flogen raus, es war ein großer Spaß! Das alles war eigentlich erst für nächste Woche geplant aber es wurde irgendwo ein falscher Knopf gedrückt, nunja, jetzt ist es halt so und funktioniert im Wesentlichen auch, mit den Kleinigkeiten, die geradezuziehen sind, werden wir uns die nächsten Tage und Wochen beschäftigen.

Nebenher plante ich den Austausch von fünf Rangierverteilern im laufenden Bürobetrieb für die nächste Woche – acht sind insgesamt defekt aber für die übrigen drei fehlt noch Material und die Deckenöffnung ist an diesen Stellen wegen der Möblierung nicht so einfach, also zunächst mal die fünf Stück. Wir hatten uns im letzten Jahr gegen die komplette Umstellung der Deckentechnik entschieden, weil wir uns mit dem Vermieter über die Kostenregelung nicht einigen konnten, hatten dann in einer Risikoanlyse überlegt, dass in den nächsten fünf ahren vermutlich nicht gar keiner, aber doch wohl maximal zwei oder drei von den Dingern ausfallen. Nunja. Schlecht gepokert muss ich sagen, wir sind in Jahr eins und es sind bereits acht defekt (von, weiß ich gar nicht, schätzungsweise 40. Wie dann alles zusammenhängt ist immer spannend, die Umzugsplanung für den Zeitraum der Arbeiten kann ich nämlich erst kommunizieren, wenn Personalentscheidungen kommuniziert wurden und die sind zwar getroffen aber noch unausgesprochen, weil ja niemand Zeit hatte, wegen Bund und Commerzbank.

Nunja. Irgendwie hatte ich auch auf Apfelkuchen gehofft, weil ich jemandem sehr, sehr kurzfristig Urlaub zur Ernte gewährt hatte, aber da kam bisher kein Kuchen. Die Leute wissen nicht, was sich gehört.

Das Uhren-Armbändchen mit Zusatzfunktionen hat seinen Reiz irgendwie schon verloren, mindestens einen Tag und eine Nacht werde ich es aber noch tragen, weil es mir dann verrät, was für ein Schlaftier ich bin und das möchte ich nun doch gerne wissen! Ich werde berichten.

Achso, und heute gab es dann die Linsensuppe. Ist sehr gut geworden, fast aber angebrannt, sowas ist mir ja noch nie passiert, ich muss herausfinden, ob das an meiner mangelnden Expertise mit Induktion lag oder an den neuen Töpfen, die ganz sicher sehr gute Qualität sind aber vielleicht doch nicht so Megatopqualität wie die alten Töpfe, die halt leider nicht magnetisch waren. Ich werde mehr aufpassen müssen in Zukunft. Dafür kürzer aufpassen. Eigentlich entspricht mir das.

Die unverbindliche tägliche Contentvorschlagliste fragt: „Ist Ihr Leben langweiliger als vor 10 Jahren?“

Keine Ahnung. Können Sie doch nachlesen und selbst zu einer Einschätzung kommen.

9. September 2024

M ist heute 20 geworden und nicht da, um sie in den Arm zu nehmen. Das hat mir schon ein wenig Schlagseite für den Tag mitgegeben. Dann hab ich mich aber wieder über die neuen Videos gefreut, einfach zu sehen, wie viel Spaß sie hat.

Ansonsten war der Tag etwas zäh. Um halb 6 wurde ich von den Katzen geweckt, da lohnt es sich nicht, nochmal weiterzuschlafen. Dann war die ausgewählte Kleidung trotz Temperaturabfall auf 19 Grad zu warm, die Stadt muss erst noch abkühlen, 19 Grad Lufttemperatur mag sein, fühlte sich aber noch an wie mindestens 23. Am Arbeitsplatz ausschließlich Feuerlöscharbeiten, ich musste die Turnschuhabteilung für einen anderen Bereich verlassen und da Leute anschubsen und es war so ein Tag, an dem alle möglichen Personen mir wieder von Dingen erzählen wollten, die sie doof finden – deren Änderung sie aber ganz höchstpersönlich anstoßen könnten. Ich war heute nicht im Menschenfreundinmodus und ließ wissen, dass ich für Genörgel nicht zur Verfügung stehe, man möge entweder handeln oder Mund halten und ja, schöner wär’s wenn’s schöner wär.

Den ganzen Tag hatte ich wettergemäßen Appetit auf Linsensuppe, kaufte auf dem Heimweg alles dafür ein, nur um festzustellen, dass Herr N. bereits japanisches Curry für mich gekocht hatte. Tja. War auch sehr lecker. Linsensuppe gibt es dann morgen.

Erfreulich war: ich hatte ja eine ganze Kiste mit aussortierten Glühbirnen vor die Tür gestellt und heute morgen waren alle bis auf 3 Stück mitgenommen. Warum die drei Stück übrig blieben, erschließt sich mir nicht, es sind eher die hochwertigeren, aber davon waren auch noch mehr da, es ist also nicht so, dass niemand hochwertige haben wollte aber schon so, dass alle Billigdinger mitgenommen wurden und diese drei hochwertigen Glühbirnen nicht. Komisch. Jedenfalls kann ich morgen wieder was rausstellen, das ist schön!

Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste: „Ich war eine Weile nicht hier – was wurde aus dem nOC?“ – Nix Spezielles, der nOC ist nur nicht mehr neu (n) und dennoch nicht der OC, daher wird der jetzt schlicht als „Chef“ bezeichnet.

8. September 2024

Heute bin ich wieder zum Menschen geworden. Es waren 24 Grad und Nieselregen, als ich aufwachte, über den Tag entwickelte sich das zu 17/18 Grad mit stärkerem Regen und Wind. Mit jedem Grad, das fiel, wurde ich einen Tick schneller und am Ende kam es mir so vor, als liefe ich im Zeitraffer durch die Wohnung.

Morgens war noch alles etwas verwirrend. Ich telefonierte – wie schon letztes Wochenende – mit einer erkrankten Mitarbeiterin und mailte danach kurz dem Chef, der daraufhin antwortete „Sind Sie gerade am Schreibtisch?“ Komische Frage. Wir haben nicht so ein Alltagsplaudereienverhältnis, bei dem sich der/die eine dafür interessiert, ob der/die andere gerade am Tisch sitzt oder im Sessel oder mit dem Handy im Bett liegt, möchten das, da spreche ich mit Sicherheit für beide Seiten, auch keinesfalls haben. Die Frage musste also etwas anderes bedeuten, ich hatte keine Ahnung was, daher schrieb ich zurück „warum fragen Sie?“. Sofort kam zurück „Ich musste meine Reise am Montag absagen“. Immer noch ein merkwürdiges Plaudereilevel, er sagt ständig reisen ab, plant um etc., ohne dass es daraus irgendein Gesprächsbedarf resultiert. Dann ging mir aber noch ein Licht auf: ich hatte mich am Freitag noch über die Hotelpreise am Montag echauffiert und da wäre ein no-show jetzt natürlich ärgerlich. Zusätzlich gab es natürlich einen Flug und diverse gebuchte Transfers, so dass ich knapp „ich lasse das alles stornieren“ schrieb und damit wohl richtig lag, denn es kam „DANKE“ zurück. Dann tat ich aber nur noch exakt eine Sache, nämlich an einem anderen Standort anrufen, wo sonntags gearbeitet wird hinterlegte dort, was alles zu stornieren sei und das wurde dann halt gemacht. Ich konnte die ganze Zeit über im Sessel sitzen bleiben.

Dann Frühstück, diesdas, und dann geschah ALLES, ich überzog die Betten frisch, ließ 5x die Waschmaschine laufen, machte mit meiner Schwester online ihre Steuererklärung, buchte drei Reisen, plante meine Geburtstagsfeier, verkabelte das Arbeits-/Gästezimmer neu, stellte vier große Kartons mit frisch aussortierten Dingen zum Verschenken vor die Wohnungstür, machte die Chorbuchhaltung, sprach Stimmbildungstermine ab, machte die private Ablage der letzten 1,5 Jahre einfach komplett, reparierte den Balkontisch, zog an diversen Stellen in der Wohnung Schrauben fest und richtete die Lattenroste in allen Betten, sortierte das Leergut durch und wischte oben auf den Küchenschränken, erstellte den Kochplan der nächsten Woche und kochte das heutige Abendessen. Das Bändchen überschlug sich vor Lob,spricht von knapp 15.000 Schritten, die ich zurückgelegt habe, zwei Stunden niedriger Trainingsintensität, einem Puls, der im Schnitt 10 Punkte unter dem der letzten Woche liegt, 19 Stunden, in denen ich pro Stunde mindestens 20 Schritte zurückgelegt habe (was jetzt nicht sooo sehr für den Nachtschlaf spricht) und das alles, ohne die Wohnung zu verlassen. Stresslevel 17. Wie gesagt, wieder ein Mensch.

In der täglichen Contentvorschlagliste wird gefragt: „Warum gibt es kein Archiv oder eine Suchfunktion in Ihrem Blog?“

Ich bin verwirrt. Bei mir ist in der Webversion rechts unten ein Archiv und darunter eine Suchmaske und in der mobilen Version beides unten am Seitenende. Oder sind sie noch auf der alten Plattform, blogger.de, unterwegs? Das ist nur noch ein Spiegel, kommen Sie rüber zu novemberregen.de, da haben Sie auch ein Archiv und eine Suchmaske. Wobei ich beides für sehr entbehrlich halte, wozu denn was suchen? Das ist ja ein Blog, kein Nachschlagewerk. Was heute hier steht, kann morgen schon anders sein, klammern Sie sich nicht zu sehr an die Dinge. Be water!

7. September 2024

Heute habe ich den Sommer verabschiedet. Ich bin zur Mittagszeit in der Sonne einkaufen gegangen und habe es nochmal so richtig schön gehasst, dann habe ich zu Hause – zur Sicherheit nochmal kurz den Wetterbericht geprüft und dann – die Verdunklung und Verrammelung der Fenster und Türen aufgehoben und Wärme reingelassen. Morgen hier 24 Grad und regnerisch, übermorgen 21 Grad, Mittwoch runter auf 14. Hehe. Alles wird gut!

Dann schlief ich hitzeerschöpft (von draußen, nicht von der Wohnung, die heizt so schnell nicht auf) im Sessel ein, wachte ein paar Mal auf aber konnte meinen Kreislauf nicht ausreichend aktivieren, um den Oberkörper aufrecht zu lagern und rutschte wieder in Schlaf, nach einigen Anläufen gelang es mir, mit dem Arm eine Wasserflasche zu angeln und ein bisschen über das Gesicht zu kippen, dann ging es. Meine Güte.

Dementsprechend fand sonst nichts statt, außer einer Verwertung von vier kleinen braunen Bananen in einem Curry mit Vollkornreis. Das war sehr lecker, das Gemüse noch etwas knusprig, ich habe das mit dem „mit Resthitze garen“ bzw. eben nicht bzw. einen guten Default für „sanftes Köcheln“ mit der Induktion noch nicht so ganz verinnerlicht. Vollkornreis dauert übrigens auch im Reiskocher unfassbar lang, ich war sehr froh, den nicht auf einer Herdplatte zu haben, ständig nachschauen zu müssen, wie weiter er denn wohl ist und dabei angedampft zu werden. Das Curry war sehr lecker. Sah genauso aus wie früher das „Vollwert-Stammgericht“ in der Mensa aber schmeckte deutlich feiner.

Dann Event mit Frau Herzbruch, wir lästerten über das gesamte Internet und wurden dann zu Snapchat-Freundinnen.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Haben Sie die im November gekaufte Paillettenkleidungsstücke je getragen und wenn ja, zu welcher Gelegenheit/in welchem Umfeld?“ Der Link, der dazu angereicht wird, führt glaube ich zu einem anderen Post, habe ihn aber nur überflogen (war nicht ganz so interessant), evtl. steht doch was über Pailletten drin.

Ich erinnere mich aber noch. Ich habe eine schwarze Paillettenhose und einen Pullover mit Pailletten gekauft. Die Hose war leider vermutlich ein Fehlkauf. Ich wollte sie Silvester tragen, hatte dann aber Sorge, sie könnte durch irgendeinen Funkenflug in Flammen aufgehen (ist ja mit viel Plastik), außerdem eignet sie sich nicht zum vielen Sitzen, da die Pailletten sich dann, wenn die Beine sich berühren, ineinander verhaken, dasselbe beim Gehen. Es ist eine Stehhose. Und auch keine für warmes Wetter, weil sie ja mit Plastikzeugs ist. Es ist kompliziert. Vielleicht findet ich noch eine Gelegenheit.

Den Pullover habe ich ein paar Mal getragen, nun trage ich allerdings so gut wie nie Pullover, weil mir ja immer warm ist, also jedenfalls in Räumen, bei denen andere Leute über die Temperatur bestimmen. 23 Grad oder so. Da trage ich keinen Pullover, ächz. In der Kirche beim Singen hatte ich ihn ein paarmal an, Kirchen werden ja nicht so aufgeheizt. Irgendwo noch, habe aber vergessen wo. Wenn ich länger draußen bin im Winter, also z.B. auf dem Weihnachtsmarkt, trage ich Pullover aber dann mit Jacke drüber, da sind Pailletten dann also Quatsch. Wobei ich ihn dann vielleicht trotzdem tragen werde, es ist nämlich der einzige Pullover, den ich besitze. Die Frau, die zu einer winterlichen Wanderung durch Eis und Schnee unter dem Mantel einen Paillettenpulli trägt, bin dann also ich.

6. September 2024

Ich habe eine weitere Nutzungsmöglichkeit für das lobende Armbändchen gefunden, ich kann nämlich im Chor den Bleistift zwischen Armband und Arm stecken, das hält gut. Sonst hätte ich ihn immer gern hinter dem Ohr (eigentlich ja über dem Ohr, warum sagt man hinter dem Ohr?) gehabt, aber das hält nicht, daher hatte ich ihn immer in der hinteren Hosentasche und das piekst dann manchmal. Jetzt bitte nicht irgendwas mit Notenständern klugscheißen. Ich fahren von immer mal woanders her zum Chor und ich habe keine Lust, schon ab morgens um 7 einen Notenständer mit mir herumzutransportieren, ich bin ja keine Autofahrerin. Natürlich könnte der Chor Notenständer für alle stellen, da ich ja die Buchhaltung mache würde ich sogar sagen: ja, finanziell ist das drin. Vielleicht hat man aber auch andere Pläne mit den Mitteln.

Der Arbeitstag heute war entspannt, wir hatten einige lustige Ereignisse in meinem neuen Bereich. So erfuhr ich, dass man sich generell gegenseitig keinen Kaffee mitbringt, wenn man selbst einen holen geht. Denn dann könnten Erwartungen entstehen. Weil mir also heute niemand Kaffee mitbrachte sondern ich ihn selbst holen ging, fiel mir auf, dass der Bereich komplett andere Milch hat als der Rest des Standortes, ich fragte erst sehr nebenher, wie das wohl kommt, als es dann aber geschäftiges Schweigen gab wurde ich neugierig und bat um Antwort nach der Mittagspause. Die kam dann nicht von selbst (die Antwort), ich musste tatsächlich nochmal nachfragen und dann war die Antwort „Der Karton wurde falsch geliefert, ist uns aber erst aufgefallen, als der Lieferant schon weg war. Wir dachten, wir brauchen die halt hier unten auf und verursachen daher kein Durcheinander in den anderen Stockwerken, schließlich haben wir ja einen allgemeinen Standard.“ Eine gute Antwort, wie ich finde, ich war zufrieden!

Am Nachmittag traf ich mich mit Fragmente, eigentlich auf Eis, ich hatte aber schon hervorragenden (und reichlichen) Kuchen bekommen und sah keine weitere Süßspeise meine Lippen passieren. Fragmente war dann mehr nach Gebäck, wir gingen in ein Café und ich saß direkt unter der Klimaanlage, das war wunderbar.

Die tägliche Contentvorschlagliste fragt heute: „Wie haben Sie Ihre drei Lesekreise gefunden, wie sind Sie dazu gekommen?“

Na. Im Internet natürlich. Wie denn sonst. Eine damalige Twitter-Bekanntschaft, Rebekka, fragte, wer zu sowas Lust hätte, ich hatte Lust, einige andere auch, so hatten wir das erste Lesedings. Irgendwann gab es im Kreis der Teilnehmerinnen Differenzen – habe vergessen, was für welche – so dass es ein Spin-Off gab. Da ich mit niemandem irgendwelche Issues hatte und mir der Zeitraum bis zum nächsten Buch sowieso immer zu lang war, blieb ich in beiden Teilen und habe so die doppelte Anzahl Bücher und weniger Leerlaufe. Auf den dritten Lesezirkel machte mich ebenfalls Rebekka aufmerksam, das war während Corona und ein Angebot des Literaturhauses Hannover, mit Moderatorin und Teilnahmegebühr. Da machte ich zwei oder drei Runden mit, dann wurde das Projekt eingestellt. Uns Teilnehmerinnen hatte es aber viel Spaß gemacht und wir wollten gerne weitermachen, die Moderatorin auch, daher organisierten wir uns privat, die Moderatorin ist nun eine der Teilnehmerinnen und wir moderieren reihum.

5. September 2024

Bah ist das abartig warm. Kenne wenig, das widerlicher ist.

Wie dem auch sei, WmdedgT, wie immer alles dazu bei Frau Brüllen.

Wachgeworden vor dem Wecker, das ist der neue Standard, ich schlafe derzeit nur noch 6 Stunden. Finde ich super. Ich habe sonst immer 9 bis 10 Stunden geschlafen und empfand das als ziemliche Zeitverschwendung.

In den 6 Stunden schlief ich gut. Objektiviert gut sogar. Ich habe nämlich jetzt auch so ein Bändchen um, neulich überlegte ich, ob ich mir nochmal so eins kaufe, im Wesentlichen wegen der Uhrfunktion und weil ich aber ja alle Uhren hässlich finde und daher eher kein Geld dafür ausgeben möchte, nur brauche ich im Moment häufiger mal die Uhrzeit und habe keine Lust, dann immer das Handy irgendwo rauszusuchen. Wie immer erzählte ich allen möglichen Leuten davon, angefangen mit CucinaCasalinga über sämtliche andere, denen ich begegnete, alle rieten mir davon ab, die Bändchen wären nur am Anfang toll und würden dann nerven und – dem konsequent folgend – zog eine Kollegin beim Kaffee ihr Bändchen vom Arm und sagte „hier, Dauerleihgabe, tob dich aus“. Das mache ich nun und finde es schon zu warm am Arm, dafür habe ich jetzt immer die Uhrzeit und ein Handy in der Hand ist auch warm, irgendwas ist immer. Ich habe jedenfalls letzte Nacht 77% besser geschlafen als der Rest der Bevölkerung. So sagt das Bändchen vollmundig. Mein Stresslevel hat sich seit Freitag nicht über 26 (von 100) bewegt, entweder ist diese Funktion des Bändchens defekt oder ich bin eine Schlaftablette. Dann zählt es noch die Stunden, in denen man einmal aufgestanden und mindestens 20 Schritte gegangen ist und lobt mich da immer ganz dolle, weil ich jeden Tag 18 Stunden davon habe, ich halte das Lob für völlig absurd, denn ich könnte ja viel lieber mal ruhig irgendwo sitzen, immer diese übergriffigen Vorannahmen.

Nach dem Aufstehen das Übliche: Katzen versorgen, mit Tee in der Hand durch die Wohnung laufen und Pflanzen angucken, aus dem Fenster gucken, Klamotten angucken und auswählen, Dinge hin- und hertragen, schon lobt das Bändchen wieder. Gern hätte ich eine gelieferte Hose anprobiert, doch es ist zu warm. Mit dem Rad zur Bahn, mit der Bahn nach Frankfurt, zu Fuß von der Haltestelle zum Büro, meinen Platz im fremden Bereich zum zweiten Mal eingenommen, viel gelernt. Wie unterschiedlich Herangehensweise sein können, wie wenig selbstverständlich ist, wie viele Hemmnisse aus zu wenig Mut oder vielleicht eher einem Gefühl von Ohnmacht entstehen und mich wieder erinnert – ich wusste es schon aber hatte es nicht mehr ganz präsent – dass eine großkotzige Ordnung der Verhältnisse von oben herab gar nichts hilft, denn die Situation wird genau in dem Moment wieder kippen, in dem mein Auge nicht mehr auf dem Bereich ruht.

Mittags aßen wir zusammen Pizza, am Nachmittag kamen dann Neuigkeiten zu dem Projekt, wegen dem ich dort überhaupt bin und wir hatten damit gut zu tun. Als die anderen Feierabend hatten – das ist dort wegen der anderen Ausrichtung der Tätigkeit knapp 2 Stunden früher als mein üblicher Feierabend – machte ich noch ein bisschen meinen Krempel. Heimweg mit zunehmend schlechter Laune wegen Wetter, zu Hause hatte Herr N gekocht und ich lag eine halbe Stunde reglos im Sessel zum Abkühlen.

Dann wieder Katzenversorgung, Dinge verräumen, gemeinsam von M über den Tag gepostete Videos anschauen, Chordinge regeln. Eigentlich wäre Event mit Frau Herzbruch gewesen, ich hatte extra alkoholfreies Bier kaltgestellt, sie hat aber ja lieber Migräne, als sich mit mir zu treffen. Jetzt weiter im Sessel an Hitze leiden, nebenher durchs Internet scrollen, warten auf das Ende des Sommers.

Achso, und morgens war noch etwas besonders Schönes, das ich mir extra aufgeschrieben habe, um es zu teilen: beim Duschen fiel mir die Seife, die mit einem Magnet an der Wand befestigt ist inklusive Magnet, runter und dann fiel auch das Magnetgegenstück runter und landete – klack – genau auf der Seife! Ja, natürlich auch vom Magnetismus angezogen aber egal, das Gegenstück hätte auch völlig woanders außerhalb des Feldes landen können. So war es aber nicht. Klack. So wunderbar. Daran werde ich heute beim Einschlafen denken!

Und gerade geschah in diesem Moment noch etwas Doofes, ich aß nämlich ein Wassereis, das man aus so einer Hülse hochdrückt, das Eis war fast leer, ich wollte den Rest hochdrücken inklusive der kühlen Flüssigkeit und weil sich durch die Hitze Kondenswasser gebildet hatte, rutschte ich ab und mir schwappte alles ins Gesicht und über das Shirt. Scheißwetter.

3. September 2024

Die tägliche Contentvorschlagliste fragt, worüber ich mich zuletzt gefreut habe.

So ganz kriege ich die zeitlichen Abläufe nie hin, ich berichte daher, worüber ich mich in der letzten Stunde gefreut habe:

Ich kam nach Hause und freute mich, dass beide Katzen mich im Flur begrüßten und dass die Wohnung ja von der Putzhilfe geputzt worden war, das hatte ich tagsüber ganz vergessen, dass das stattfindet, es war eine super Überraschung. Ich freute mich, dass ich gestern Spinat gekauft hatte und freute mich über den schnellen neuen Herd und die neuen Töpfe, dann freute ich mich, dass die Katzen sich kraulen ließen und dass im Kühlschrank noch eine halbe Honigmelone war, wobei das gar keine Honigmelone ist, ich nenne die nur immer alle so, weil ich aus meiner Kindheit nur „Wassermelone“ und „Honigmelone“ kenne, es ist eine Cantaloupe. Ich freute mich, dass die Feigen, die ich im Kühlschrank vergessen hatte, zwar verschrumpelt aber innen noch saftig waren und ich freute mich über die bunte Mischung aus Feigen, Melone und Nektarine in meiner Schale, über die ich mich auf freute, wir haben die Schalen nämlich in dunkelblau und in Porridge-Farbe, ich esse sehr viel lieber aus Porridge-Farbe doch nicht immer ist eine Schale in dieser Farbe sauber, heute war das der Fall. Ich freute mich über das helle Licht im Schlafzimmer und darüber, dass in der Tüte mit den veganen Katjes-Dingsdas noch zwei Stück drin waren und darüber, dass mir die Zahnbürste nicht aus dem Schrank entgegen fiel, obwohl ich sie da morgens einfach reingequetscht hatte (wegen der Putzhilfe) und noch dachte „ich muss mir das merken, damit sie mir abends nicht entgegen fällt“ – ich hatte natürlich tagsüber alles vergessen und dennoch ist sie mir nicht entgegen gefallen, das war toll. Dann freute ich mich noch, dass der Laptop-Akku, der nicht mehr der jüngste ist, noch aufgeladen war und ich das Gerät einfach aufklappen und nutzen konnte, statt nochmal aufzustehen und das Stromkabel zu suchen, dann stand ich aber doch nochmal auf, weil ich Durst hatte, und freute mich, dass aus dem Wasserhahn richtig schön kühles Wasser kam.

So, das war es glaube ich.

Nicht, dass Sie denken, ich hätte mich die letzte Stunde nur gefreut, es passt schon noch etwas mehr Emotion in 60 Minuten. Es hat mich unfassbar gestört, dass die Nachbarin, als ich das Fahrrad im Hof parkte, sagte – in meinen Ohren belehrend-gönnerhaft sagte – sie habe das Hoftor für mich zugemacht. Ich hatte das Hoftor nämlich gar nicht aufgestellt, ich fahre ja Rad und nicht Auto, mit dem Rad kann man durch die Tür, die dann halt von allein zugeht, nur Leute mit Auto müssen sich mit Toren befassen. Das Tor war schon offen, als ich kam also was geht es mich an, sie hat das für Person KeineAhnung zugemacht aber ganz sicher nicht für mich. Das hätte ich alles gern gesagt, doch der Mann der Nachbarin ist gerade im Krankenhaus und sie hat Sorgen, vermutlich hat sie noch nicht einmal belehrend-gönnerhaft gesprochen sondern eine Gesprächseröffnung gesucht. Ich bin der Ansicht, dass man häufig einfach die eigenen Befindlichkeiten mal schlucken muss, also sagte ich „Danke, gibt es denn was neues, wie geht es Euch beiden?“ und stand noch 5 Minuen im Hof in der Sonne und ja, ich habe es gehasst, also nicht das Gespräch aber das In-der-Sonne-stehen und das Runterschlucken. Dann war ich zu Hause war genervt, dass in der Küche ein paar Haferflocken auf dem frisch gewischten Boden lagen, die sind Herrn N wohl runtergefallen und er hat sie nicht weggemacht und ich war genervt, dass die Putzhilfe zum zweiten Mal den Übertopf, den ich für die Pflanze im Treppenhaus verwenden will, vom Küchentisch auf den Balkon getragen hat und habe mich geärgert, dass ich den Topf nicht in der letzten Woche vom Küchentisch ins Treppenhaus transferiert habe und dass er schon so lange da herumsteht. Habe ihn jetzt aber auch stehen lassen, weil es mich enorm nervt, dass es so heiß ist, 25 Grad in der Wohnung und 27 im Dunklen draußen, was soll der scheiß. Dann habe ich mich noch geärgert, dass ein halber Teelöffel Spinat auf die Herdplatte getropft ist, denn ich habe immer das Ziel, makellos zu kochen, also keinerlei Peripherie zu beschmutzen oder sie sofort wieder zu reinigen, der Spinat fiel aber im allerletzten Moment, als ich gerade essen wollte und ich hatte dann keine Lust, den Teller nochmal wegzustellen und zu wischen, also ist der Dreck jetzt immer noch da und das ärgert mich. Und dann war es noch eklig, dass ich eine Feigenhälfte gebissen habe und sie war zwar saftig, aber auch bewohnt, das war doof, doch dann habe ich mich gefreut, dass es die erste Feigenhälfte (von 8) war, denn so konnte ich alles nochmal kontrollieren und die befallene Feige entsorgen, ich habe mich gefreut, dass die anderen 6 Hälften makellos sind dass ich also nicht mit einem schlechten Erlebnis da raus gehe sondern jetzt noch mit Genuss Feigen essen kann. Wobei mir immer noch zu warm ist, das ist richtig scheiße.