10. Januar 2025, Happy Friday!

Manchmal kann ich den Menschen nicht helfen. Heute früh stellten wir fest, dass in einem unserer Stockwerke eine Palette mit Baumaterialen im Fluchtweg steht (und noch einiger anderer Krempel). Das meldet man dann an die zuständigen Leute (Hausverwaltung, Security) und geht davon aus, dass das schnell beseitigt wird. Es kam auch sehr bald die Nachricht zurück, eine Frau K würde sich darum kümmern.

Um 16:30 Uhr war allerdings noch immer nichts geschehen. Zuständige Personen mittlerweile nicht mehr so wirklich gut erreichbar, die Security sagte, sie dürfe nur auf Auftrag der Hausverwaltung handeln, ich ließ mir also die Mobilnummern von Frau K und von der Person, die mir gesagt hatte, Frau K würde sich kümmern, geben. Bei beiden Mailbox. Frau K rief dann aber bald zurück, sie konnte sich nicht kümmern, weil sie ja nicht vor Ort war, im „Home Office“ nämlich, ich setze das in Anführungszeichen, weil ich den Begriff ja noch immer total lächerlich finde und ihn nicht verwende, sie hat es aber halt so gesagt. Sehr deutlich sagte ich Frau K, dass wir so nicht ins Woochenende gehen könnenen und das Zeug jetzt weg muss, Fotos hatte ich ihr schon geschickt, Fachkräfte seien, so sagte ich, nicht notwendig, jede beliebige Person könne das Zeug wegtragen, ich zum Beispiel auch, aber dann würden sie es garantiert nie wiedersehen. Sie wollte sich kümmern, ob man die Palette vielleicht stehen lassen könne, da seien Baumaterialien drauf, die man schon in der nächsten Woche benötigt – nein sagte ich, sie steht im Fluchtweg, sie kann nicht da stehen bleiben. Wo sie genau stünde? Nunja, unter dem Schild, auf dem steht: „Fluchtweg, jederzeit freihalten!“ Frau K versprach, sich zu kümmern und schickte eine halbe Stunde später eine Mail, es sei nun alles beseitigt und die Palette so gedreht, dass sie weniger im Weg steht. Dabei benutzte sie einen Verteiler, der sich über zwei Dienstleistungsfirmen plus Vermieter erstreckte. Was ist los mit den Leuten? Wozu war das gut, um einmal laut in die Runde zu schreien „Seht, was ich für eine inkompetente Idiotin bin!“? Es ist sehr mysteriös. Die Geschichte ging noch weiter, das ist aber uninteressant, spannend ist, finde ich, die Frage, was Frau K dazu trieb, diese Unfug-Mail an diesen riesigen und relativ hochkarätigen Verteiler zu schicken. Ich hatte ja immer extra angerufen, nicht gemailt, damit man das unkompliziert und gütlich regeln kann. Ich würde Frau K gerne zu ihren Gedankengängen befragen. Vielleicht ergibt sich das irgendwann noch.

Was ganz anderes, hatte ich schon von meinen Handschuhen erzählte? Ich glaube nicht, das war nämlich noch vor Weihnachten. Ich habe schwarze Lederhandschuhe, die ich sehr mag, und neulich, vor Weihnachten, habe ich einen davon verloren. Völlig unbegreiflicherweise. Schon morgens war ich in Bobbys Kiosk zum Paket abgeben, weil das Paket schwer war und ich den Fahrradschlüssel nicht finden konnte, war mir hinerher warm ich zog die Handschuhe aus und packte sie sofort sorgfälig in die Tasche, damit ich keinen verliere. Daran erinnere ich mich noch. Dann ging ich zu einem Termin, dort brauchte ich die Tasche überhaupt nicht, nahm nur später das Handy aus der Tasche, um etwas im Kalender zu schauen, sah die Handschuhe und schloss die Tasche wieder. Dann Weg ins Büro, kurz vor dem Gebäude öffnete ich die Tasche, um die Zugangskarte herauszunehmen, ich stellte sie dafür auf einer kleinen Mauer im Park ab, um das ganz in Ruhe zu machen, eben damit nichts verloren geht. Im Büro angekommen legte ich meinen Krempel auf den Tisch und es war nur noch ein Handschuh da. Ich packte alles aus, stellte die Tasche auf den Kopf, nix. Ich ging den Weg bis zur kleinen Mauer zurück, nichts. Eine Woche später fragte ich – bei neuerlichem Termin am selben Ort – ob ich einen Handschuh dort hinterlassen hätte, nichts.

Seufzend erklickte ich mir die Handschuhe erneut, sie sind nämlich wirklich sehr schön, ich mag sie enorm, sehr weich, sehr formbar, sanft gefüttert, ohne Naht auf dem Handrücken, Preis halt leider auch knapp dreistellig. Die Lieferzeit war lang. Deshalb gewöhnte ich mir an, auf dem Fahrrad zumindest den verbleibenden Handschuh zu tragen und die kalte Hand dann eben in die Jackentasche zu stecken.

So verfuhr ich längere Zeit, endlich kam die Versandbenachrichtigung der Handschuhe und dann fuhr ich morgens wieder los und dachte „hm, komisch gestern war doch die Hand mit dem Handschuh an der Klingel und heute ist sie an der Bremse? Ich hielt an und versuchte, den Handschuh von rechts an die linke Hand zu machen, das ging natürlich nicht. Ich schaute in die Tasche und da war ein zweiter Handschuh. Sehr, sehr merkwürdig.

Seitdem passe ich noch mehr auf die Handschuhe auf, verliere aber ständig einen, um ihn dann kurz darauf wiederzurfinden. Beim Aussteigen aus dem Auto, im Treppenhaus, im Supermarkteingang, überall dort habe ich in den letzten zwei Wochen einen Handschuh verloren und kurz darauf wiedergefunden. Ich bin froh, wenn es etwas wärmer wird, die Handschuhsache stresst mich.

Dann war noch etwas Lustiges mit Mützen heute. Als ich am Büroturm ankam, stand gerade eine kleine Lastenfahrradgang draußen vor der Tür, vier Jungs mit Gefährt. Das lustige war, dass sie alle exakt gleich geschnittene Wollmützen trugen, die relativ kapp saßen und oben einen kleinen Bommel hatten und jede Mütze hatte eine andere Farbe: orange, hellblau, lila, grün, braun, rot. Sie erinnerten mich an die Mainzelmännchen. Vielleicht war es eine Reparaturcrew, es gibt ja mobile Fahrrad-Reparaturservices, die sind oft um den Büroturm herum unterwegs, ich habe das auch schon genutzt. Vielleicht sind die Mützen deren Corporate Identity. Die Lasteljungs oder so. Hihi.

14 Kommentare zu „10. Januar 2025, Happy Friday!“

          1. Ich denke mir ja bei unerklärlichem Verhalten immer irgendeine Geschichte aus, in der das Verhalten aus Sicht der Beteiligten irgendeine Logik bekommt. Hier z.B. sowas: Frau K. kämpft seit Monaten darum, weiter im Home Office arbeiten zu dürfen. Besonders freitags und montags sieht ihr Arbeitgeber das nicht gerne. Im Unternehmen herrscht die Annahme, dass gerade freitagnachmittags eh nie jemand anruft und der Bereitschaftsdienst von zu Hause aus praktisch ein vorgezogener Start ins Wochenende ist. Selten gelingt es Frau K. zu demonstrieren, dass sie freitags von zu Hause sehr wohl arbeitet.
            Heute fand sich unerwartet eine gute Gelegenheit: auf der Mailbox war ein Anruf von Frau N. In ihrer pragmatischen Art versuchte Frau K. zunächst, das Problem durch Zeitablauf sich selbst erledigen zu lassen. Fluchtwege am Arbeitsplatz sind in Frau Ks Welt nicht ganz so wichtig, sondern ein Argument mehr für Home Office – da braucht es dann gar keinen Fluchtweg, denn man ist ja schon zuhause. Frau N. erweist sicht aber als hartnäckig, so dass Frau K. heldenhaft eine Securityperson aufstört und mit etwas überreden (die Securityperson hät Fluchtwege ebenfalls für überschätzt) zum Palettenverschieben bewegt. Dieses Heldentum muss nun kommuniziert werden (tue gutes und rede darüber). Außerdem ergibt sich dadurch die willkommene Gelegenheit in viele Richtungen gleichzeitig zu kommunizieren, dass diese Hasuverwaltung auch freitagnachmittags aus dem Home Office heraus auf zack und handlungsfähig ist. Frau K. formuliert eine Mail und wählt einen möglichst großen Verteiler.

  1. Da hier auch dauernd Handschuhe weg sind (schwarz, gestrickt), habe ich mir beim letzten Mal drei Paare der selben Sorte bestellt: Eins für den Dienstrucksack, eins fürs Auto und eins für die Jackentasche. Von da aus können sie dann rotieren, bis es durch mehrere Verluste wieder unpraktisch wird und ich neu bestellen muss.

    Die Rundmail ist dafür da, Ihnen ans Bein zu pinkeln. Interessant aber wäre, welchen Begriff statt Home Office Sie lieber verwenden und warum?

    1. Wie will sie mir mit der Mail ans Bein pinkeln, wenn sie sich als inkompetent darstellt? Verstehe ich nicht.

      Ich arbeite ja im englischen Sprachraum, da ist das Home Office halt das britische Innenministerium. Ich benutzte „remote work“ und wenn ich das konkretisiere „von zu Hause“. Im ganz Allgemeinen störe ich mich nicht so sehr an dem Begriff, nur eben in meinem Arbeitsumfeld, weil wir ja ein Präsenzstandort sind und deshalb sowieso niemand zu Hause ein Office hat, eher sitzt man da mal mit dem Laptop am Küchentisch. Die Frau K arbeitet aber ja nicht bei mir (Halleluja!!), insofern hat sie bestimmt einen komplett eingerichteten Raum daheim mit dem sie ihren Verantwortungsbereich (Gebäudemanagement) lückenlos betreuen kann.

  2. Ich übersetze die Rundmail in meine Sprache: „Seht her, was diese Nervensäge angeordnet hat! Als wenn da am Wochenende was passieren würde. Ich hab ja gesagt, dass ich froh bin, dass ich in deren Bereich nicht mehr arbeite.“

    1. Die Frau K gehört zur Hausverwaltung, hat nie für mich / mit mir gearbeitet (ist aber eigentlich irrelevant). Ja, vielleicht wollte sie sowas sagen, das ist es aber ja gerade, was sie als so inkompetent hinstellt. Wir sprechen ja über vorbeugenden Brandschutz im Hochhaus und da kopiert sie den Vermieter ein mit „wir haben die Palette halt umgedreht“? Das ist doch nicht schlau! Ist sie dumm?

  3. Es ist das „Darf die das?“-Spiel. Und natürlich ist es dumm, aber oft kommt man damit weit, was auch dumm ist. Ihnen noch ein schönes Wochenende. Ich fahre jetzt den Spitzenkandidaten meiner Wahl live besehen.

    1. Ich kenne das Spiel nicht! Möchte bei Gelegenheit mehr darüber erfahren, erst einmal viel Spaß mit dem Spitzenkandidaten.
      (Es wäre doch viel einfacher gewesen, wenn sie wen angerufen und „trag mal das Zeug weg“ gesagt hätte statt ausufernde Mails zu tippen.)

  4. Einst war ich zu einer Hochzeit in Dithmarschen eingeladen, auf der man im Wasserturm-Standesamt Helfer in „traditioneller Tracht“ buchen könnte. Leider bestand diese Tracht aus drolligen Kappen und einfarbigen Hemden und weißen Hochwasserhosen, so dass ich die ganze Zeit den Eindruck hatte, bei den sieben Zwergen zur Hochzeit eingeladen zu sein.

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