Den heutigen Tag habe ich vollständig der therapeutischen Regeneration des Fußes gewidmet (in medizinisch weniger affinen Kreisen würde man sagen: dem Nichtstun). Eine in ihrer Bedeutung oft unterschätzte, dabei jedoch absolut zentrale Aufgabe. Ich begann sie mit einem beherzten Liegenbleiben bis fast zehn Uhr. Der Fuß – mein Fuß – ruhte dabei unter der Decke und unterzog sich vermutlich einem rasanten Heilungsprozess, während ich ausschlief.
Irgendwann gegen später überredete ich ihn, sich gemeinsam mit mir in den Sessel zu begeben, den ich zuvor sorgfältig mit einem passenden Höckerchen ergänzt hatte, damit er, der Fuß, auch weiterhin erhöht und angemessen gelagert verweilen konnte.
Begleitend zu diesem passiven Tageseinsatz las ich ein Buch. Komplett. Kein Herumblättern, kein Kapitel-Überspringen, kein „Ich lese erst mal rein“ – ein ehrliches, aufrechtes Ganzlesen. Das ist erwähnenswert, denn es geschieht nicht oft. Dennoch war das Buch irgendwann aus. Sehr schade, ich hätte gern noch weitergelesen. Ein neues Buch kam für mich nicht direkt in Frage. Wenn ich zu früh mit etwas Neuem anfange, überlagern sich die Stimmen, die Bilder, die Gedanken. Das gefällt mir nicht. Ich möchte das eine erst in Ruhe nachklingen lassen, bevor ich dem nächsten etwas entgegenbringen kann. Deshalb: kein neues Buch. Noch nicht.
Seitdem das Buch also zugeklappt ist – das ist nur bildlich zu verstehen, ich lese ja digital – bin ich in einem Zustand milder innerer Leere. Beschäftigungslosigkeit, ja – aber auf gehobenem Niveau. Ich habe kurz überlegt, ob ich mich einer anderen Tätigkeit widmen sollte, aber der Tag steht unter dem Zeichen der Fußschonung, und alles, was über Lesen, Dösen und gelegentliches Wassertrinken hinausgeht, erscheint mir momentan unangemessen. Ich befinde mich in einem Zustand, den man freundlich als kontemplativ, weniger freundlich als latent gelangweilt bezeichnen könnte.
Ich erwäge, diesem Zustand durch erneutes Einschlafen zu begegnen. Es wäre die logische Fortsetzung eines Tages, dessen primäres Ziel von Anfang an feststand: den Fuß in den Mittelpunkt zu rücken, ihm die Bühne zu überlassen, die ihm – nach allem, was er durchgemacht hat – auch einfach mal zusteht.
Er dankt es mir übrigens mit einem Jucken irgendwo tief unter der Haut, das sich durch Kratzen nicht beseitigen lässt. Morgen mache ich etwas anderes.
Das Jucken ist sicher durch den Heilvorgang bedingt.