30. Mai 2025 – viel Kaffee

Für einen Mann, der heute früh um 7 Uhr mit dem Hund eine Runde drehte, war die Welt vermutlich sehr in Ordnung. Er sah nämlich eine junge Frau, die auf der Straße stehen blieb, sich an einem Baum abstützte, den Magen hielt und sich schließlich übergab. Dann sah er einen Wagen langsamer werden und mit Warnblinklicht anhalten, eine völlig fremde mittelalte Frau aussteigen, sich freundlich nach dem Befinden der jungen Frau erkundigen, ihr beruhigend über den Arm streichen und Feuchttücher aus dem Wagen holen, schließlich bot die mittelalte Frau der jungen Frau an, einzusteigen und fuhr sie vermutlich dahin, wo sie eigentlich hin wollte oder vielleicht zu einem Arzt.

In Wirklichkeit war es etwas anders, die mittelalte Frau war ich, die junge Frau war M und sie war schwer verkatert, wollte aber gleichzeitig unbedingt Herrn N zum Geburtstag wecken, so dass sie mich gefragt hatte, ob ich sie dort, wo sie übernachtet hatte, abholen könnte. Dann dachte sie, um fit zu werden sei es eine gute Idee, mir ein Stück entgegen zu gehen und so ergab sich diese Situation.

Im Büro heute vor allem Terminabstimmungen für die Reise nächste Woche. Ich lande um 14:30 Uhr, danach Immigration und Gedöns. Um 18:30 Uhr bin ich schon mit dem ersten Team zum Abendessen verabredet. Am nächsten Tag: Konferenz von 9:30 bis 17 Uhr, anschließend Cocktailempfang um 18 Uhr. Tags darauf dasselbe: ganztägige Konferenz, abends dann Dinner & Dance um 19 Uhr. Am Freitag Rückflug: Abfahrt zum Flughafen wieder gegen 14:30 Uhr. Dazwischen möchte ich idealerweise noch mit mindestens acht Personen sprechen, um offene Themen zu klären. Die Chance, dabei zu wenig Kaffee zu trinken, ist gering.

Über Mittag war ich bei der Friseurin, während sie mir die Haare schnitt, einigte ich mich mit Frau Herzbruch, den geplanten gemeinsamen Sommerurlaub zu stornieren (und bereits um 19 Uhr hatten wir etwas Neues, anderes gebucht). Nebenher berichtete der Friseur von seiner Nebenkostenproblematik. Da bin ich ja total im Thema. Ich bin schon versucht, meinen Nebenkostenberater zu fragen, ob er vielleicht für einen mittelgut laufenden Frisiersalon pro bono tätig werden würde. Aber so gut kennen wir uns noch nicht, wir sind momentan noch auf dem Stand, dass er verstehen muss, dass ich keine bunten Dinge in Präsentationen haben möchte, die keine Bedeutung haben, dass Diagramme immer beschriftet sein müssen und dass mir insgesamt eine unformatierte Excel-Tabelle mit Zahlen jeden Tag lieber ist als eine grafische Aufbereitung oder gar Präsentation.

Dennoch gelang es dem Nebenkostenmann – ohne von dem Sachverhalt der Verbockung überhaupt Kenntnis zu haben – mich weitestgehend zu entbocken. Zum einen durch seine Begeisterung für die Situation („zerrüttete Beziehungen sind mir am Liebsten, da weiß man, woran man ist!“) und zum anderen durch seine Sachkenntnis, die den fürchterlichen Wust zu einzelnen, klar definierten Themen macht, die man mit Zahlen versehen kann. Zahlen entbocken mich immer sofort, sie sind angenehm und beruhigend. Wenn er sie jetzt nur noch in Excel…

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Wenn Sie nicht in Aktien investieren, wie legen Sie dann angespartes Geld so an, dass die Inflation es nicht so sehr trifft?“

Ich denke nicht, dass die Anlage von Geld in Aktien das alternativlose Nonplusultra ist. Es kommt ja auf Zeithorizont, Risikobereitschaft, Liquiditätsplanung und makroökonomischen Lage an.

Ich habe zum einen gar nicht unfassbar viel Geld, das ich irgendwo anlegen müsste – bis vor ein paar Jahren ging übriges Geld in die Abzahlung eines Immobilienkredits. Dann habe ich in ETFs investiert (das darf ich ohne Absprachen, weil im Indexhandel keine gezielte Einflussnahme möglich ist und Insiderwissen keine Informationsasymmetrie bewirkt) sowie Tagesgeld und Festgeld.

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