Ich sitze auf dem Balkon, es sind 30 Grad hier draußen und es ist okay. Das ist neu. Vielleicht nähere ich mich Papa N an. Ihn habe ich heute besucht, in seiner Dachgeschosswohnung waren es 28 Grad, er trug eine Fleecejacke und dicke Socken. auf meine Anregung hin probierte er es mal nur im Polohemd, ohne Fleece. Er war sehr skeptisch. Und deckte sich zum Mittagsschlaf dann lieber mit einer Wolldecke zu.
Die Bahn war klimatisiert, ich war sehr, sehr froh, denn die Fahrt dauerte zwei Stunden länger als geplant. Ich habe mir angewöhnt, im Sommer statt am Hauptbahnhof am Flughafen umzusteigen. Die Temperaturen sind dort für mich besser. Im Winter hingegen ist es am Flughafen extrem zugig, kein guter Umsteigeplatz, dann lieber Bahnhof.
Sehnsüchtig warte ich nun auf die Kühlweste, die ich mir bestellt habe. Sie könnte gut am Mittwoch bei einer weiteren Zugfahrt zum Einsatz kommen, denn für Mittwoch sind 38 Grad vorhergesagt. Ich habe eine Kühlweste bestellt, einen Kragen, Armbänder, auch für die Fußgelenke – alles will ich testen. Eine Kühldecke für die Katze habe ich auch bestellt. Wenn sie die ablehnt, werde ich selbst darauf schlafen.
Eigentlich sollten diese ganzen Dinge längst hier sein. Sie sind es nicht, weil ich die Bestellung nicht abgeschlossen habe, dunkel erinnere ich mich, dass irgendwas mit 2-Faktor-Gedöns war und der zweite Schritt war mir möglicherweise zu mühsam. Ich bestelle sehr oft irgendwas nicht, weil ich noch etwas auf einem Gerät bestätigen müsste, das ich gerade nicht greifbar habe. Nicht aus Trägheit sondern aus Trotz. Ich möchte alles nur einmal tun und bestätigen, nicht mehrfach. Ich will gar nicht wissen, was ich alles deshalb schon nicht bestellt habe.
Was ich auch alles gar nicht wissen will: was mein Hirn sich im Hintergrund so zusammenreimt. Wie gesagt, ich sitze gerade auf dem Balkon und schaue auf etwas, das ich in meinem Hirn als „Kreuz einer kleinen Kapelle – lateinisches Steinkreuz auf Rundsockel“ eingeordnet habe. Nur: warum sollte im Nachbarhaus im Garten eine kleine Kapelle stehen? Mir fällt kein Grund ein, es gibt auch keinen, es ist auch gar kein Steinkreuz. Es ist ein Schornstein und viel weiter weg, an der nächsten Querstraße, ist dann der Dachfirst eines anderen Hauses. Im Sonnenuntergang, wenn alles ein wenig verschwimmt – und wenn man sowieso nicht das beste räumliche Vorstellungsvermögen hat – ist es möglich, das anders wahrzunehmen. Seit Jahren denkt mein Unterbewusstsein, im Nachbargarten stünde eine kleine Kapelle. Wer weiß, was es noch alles denkt, wenn ich nicht aufpasse und wie das meine Handlungen und Entscheidungen beeinflusst, ohne dass ich es merke.
Nun ist aus anderem Grund mein Herz schwer: Der Trinkwassersprudler.
Ich habe bemerkt, dass er immer deutlicher muckt, habe Reparaturmöglichkeiten recherchiert und dann, wie alt das Gerät eigentlich ist. 15 Jahre sind es. Ich denke, eine Neuanschaffung steht an. Das ist an sich nicht so schlimm, ich möchte allerdings ein Modell, in dem ich die Glasflaschen weiterverwenden kann, davon hab ich nämlich sehr viele und auch ein Aufbewahrungsutensil dafür. Es kommt also nur das Nachfolgemodell des aktuellen Modells in Frage (also: ich bin bei 1.0 und würde auf 3.0 wechseln). Nur: die Kohlensäurekartusche ist bei dem irgendwie anders, nämlich mit einem Quick Fix für so Leute, die anscheinend keine Kartusche in ein Gerät drehen können und zu diesen Leuten gehöre ich nicht.
Ich wäre nicht so leidenschaftlich, wenn es diese Art Kartusche bei meinem Lieblingsversandhandel aller Zeiten, dem Sodabären, gäbe. Gibt es aber nicht. Ich bin sehr traurig. Ich kann also entweder ein anderes Modell kaufen und alle Flaschen neu anschaffen (nein) oder das passende Modell zu den Flaschen kaufen und mit einem Adapter auf alte Zylinder umrüsten (nein) oder halt nicht mehr beim Sodabären bestellen, bis er sein Sortiment passend erweitert hat – falls überhaupt möglich und nicht wegen Patentrechten eingeschränkt, wovon ich eigentlich ausgehe.
Das ganze Thema ist mir zu emotional, ich werde mich erst am nächsten Wochenende wieder damit befassen. So etwas kann ich nicht an einem Sonntagabend lösen.
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Sie machen insgesamt einen ordentlichen, strukturierten Eindruck in den Blogbeiträgen auf mich. Wie kommt es, dass sich der Wohnung immer wieder Berge an Dingen finden, die keiner mehr braucht oder die vergessen wurden (wie die Marmelade vom 15. Juni zum Beispiel)? Liegt das an den Mitbewohner:innen oder an Ihnen?“
Natürlich liegt es an den anderen. Es kann sich hier nur um eine rhetorische Frage handeln.
Gratulation zum neuen Okay, gepriesen seien die Radieschen!
Wenn die Kühlutensilien (authentifiziert und) da sind, würde ich mich sehr über einen Bericht freuen, wäre das möglich?