16. August 2025 – Herzregen in Dingens, Tag 6
Seit unserer Anreise hier schauen wir jeden Tag beim (500 Meter entfernt gelegenen) Nachbarhaus vorbei. Es handelt sich um ein besonderes Haus, eine historische Stätte, normalerweise nicht bewohnt. Zu verschiedenen Zeiten im Jahr kommen unterschiedliche Gruppen für eine oder mehrere Wochen vorbei für „Belebungen“. Ich dachte erst, es handelt sich um etwas Esoterisches, das ist aber nicht der Fall. Belebungen sind wohl dasselbe wie Re-Enactments, nur breiter gefasst.
Für den Tag unserer Ankunft war der Beginn einer „Belebung“ angekündigt, wir waren sehr neugierig, fuhren mit dem Auto vorbei und sahen: nichts. Dasselbe wiederholte sich allabendlich bis vor zwei Tagen. Wir hatten verschiedene Vermutungen: gab es Anreiseschwierigkeiten? War die Belebungsgruppe unseriös? Wird nur tagsüber belebt und abends gehen alle in ein schickes Hotel (nicht, dass es im Umkreis eines gäbe)? Was wir nicht in Betracht zogen war, dass wir uns möglicherweise im Datum geirrt haben könnten – genau das war jedoch der Fall. Die Belebung sollte erst gestern beginnen.
Gestern um 15 Uhr war auch noch nichts zu sehen, wir schauten auf Facebook nach, es gab dort schon Beschwerden von einem Julian („Bin über 4 Stunden angereist!). Das beruhigte mich. Es hätte ja auch sein können, dass wir uns nicht nur im Datum, sondern auch im Ort geirrt haben und einfach ein leerstehendes Haus über Tage anfahren, beobachten, uns darüber austauschen. In dem Fall hätten wir, statt uns darüber zu sorgen, dass bald irgendwelche Beleber in Gewandung in unserem Garten stehen, eher um ein Polizeiaufgebot Gedanken machen müssen.
Heute morgen waren dann endlich Fahrzeuge und Personen zu sehen. Da hatten wir keine Zeit, genauer zu schauen, schließlich haben wir hier zu tun! Es galt, einen Ausflug zu einem Schloss und einer Kirche zu absolvieren und um 18 Uhr pünktlich zum Anpfiff des DFB-Pokalspiels wieder zurück zu sein, außerdem am Abend so viel wie möglich von den Vorräten zu verzehren, die sich noch im Haus befinden. Weitere Einkäufe, egal ob Essen oder Getränke, wurden unterbunden. Eine wunderbare Sache in unserer Vorstellung, so viele Köstlichkeiten und das abendliche To-Do besteht darin, einfach immer wieder davon zu snacken. Nunja, die Ernüchterung folgte, in Wirklichkeit war ich nach einem Teller Nudeln mit Pesto und geföhnten Champignons und Zwiebeln, dazu einem Biermixtetränk dann schon komplett satt. Irgendwie schade. Zum Glück haben wir einen Teenager dabei, der heute Nacht das Problem mit dem übrigen Essen hoffentlich beseitigen wird.
Und morgen schauen wir uns – als Highlight, auf das wir seit letztem Montag hinfiebern – die Belebung an!