29. Oktober 2025 – Hurra, Alltag
Heute ist der Tag, an dem ich zum ersten Mal aus einem Gespräch mit dem Chef ging und das Gefühl hatte, dass – wie sage ich – die Gesprächsführung bei mir lag. Konventionell würde man sagen: dass ich das Gespräch gewonnen habe. Ich glaube aber nicht, dass man Gespräche gewinnen kann oder sollte, Gespräche sind zum Austausch da. Früher ging ich mit einem Anliegen hinein und kam mit einem anderen (meist gegenteiligen) hinaus. Irgendwann begann ich, mir einen Zettel mit dem ursprünglichen Anliegen in die Hosentasche zu stecken. Der große Moment war, als ich noch im Raum bemerkte, dass es mir schon wieder entglitt. Seitdem versuche ich kontinuierlich, das, was ich will erst gar nicht mehr aus dem Blick zu verlieren und so nicht zwingend mit einer Zusage, aber genauso wenig zwingend mit einer Einigung auf etwas anderes aus dem Gespräch zu gehen sondern eben mit zwei unterschiedlichen Positionen, die ausgetauscht wurden und dadurch dennoch nicht gleich werden. Ich glaube, mein Chef mag das nicht, ist kein Fan der ausgetauschten Differenz.
Im Verlauf des heutigen Termins hat er mir – wie mir aber erst im Nachhinein klar wurde – zwei- oder dreimal eine Art „Verbündung“ über Nebenthemen angeboten, ich habe sie jedes Mal ignoriert. Was nichts mit ihm zu tun hat, ich bin eben kein Fan der Verbündung, auch wenn ich das Prinzip verstehe, eine Art von psychologisccher Sicherheit zu schaffen um dann entspannter die Differenzen beleuchten zu können. Nur denke ich, niemand von uns benötigt diese psychologische Sicherheit und die Art, wie sie mir angeboten wurde, war ein bisschen, naja, unterkomplex. Das Gespräch endete ohne Auflösung. Bzw. er brach es ab – er könne jetzt nichts weiter dazu sagen, müsse erst über das Gesagte nachdenken. Ich bin gespannt, wohin das führt. Also nicht das Nachdenken sondern die Situation, die sich da heute ergab.
Heute ist auch der Tag, an dem ich zum ersten Mal einen Spaghetti-Kürbis zubereitet habe und meine Güte, was für ein Quatsch! Also lecker war es durchaus. Ich buk den Kürbis erst halbiert im Ofen (dauerte fast eine Stunde), währenddessen briet ich Zwiebeln, Knoblauch, einen Rest Hackfleisch, Pilze und Blattspinat an, holte dann das Fruchtfleisch aus den Kürbishälften (wobei ich mich fragte, wie andere Leute das so machen, die Dinger sind ja viel zu heiß, um sie anzufassen und viel zu rutschig, um es ohne Festhalten zu machen?), mischte es mit dem anderen Zeug und noch mit Schafskäse und dann füllte ich das alles in die Kürbisschalenhälften zurück und überbuk es mit Parmesan. Wir aßen dann aus den Kürbisschalenhälften, natürlich auf einen Teller gelegt.
Ich sehe hier viele Möglichkeiten, den Prozess zu vereinfachen zum Beispiel indem ich wieder wie sonst Hokkaido kaufe und in Spalten auf dem Blech backe, dann mit dem Rest vermische und von Tellern esse.
Ansonsten: meine beiden Reisetage gingen gut rum, in Stuttgart habe ich im Manufactum Brot und Butter sehr gut gefrühstückt (tatsächlich auch Brot und Butter) und war dann zum Arbeiten in der Stadtbibliothek, sehr schön da, Bibliotheken haben sich auch sehr verändert, seit ich zum letzten mal in einer war. Allerdings war es da unfassbar warm, hat Stuttgart Geothermie oder was ist da los? Ich fühlte mich hinterher komplett ausgedörrt. Zum Glück hat es draußen geregnet, sonst wäre ich wohl vertrocknet.
Zwischenzeitlich hat die Zahnärztin auch die Fäden aus dem Mund gezogen, dieser Schritt fand mit 5 Tagen Verzögerung statt, weil ich es halt zeitlich nicht einrichten konnte vorher. Das war am Dienstag. Also gestern? Es kommt mir so vor, als sei diese Zahn-OP schon mehrere Wochen her und das Fädenziehen mehrere Tage. Jedenfalls erhielt ich auch die Freigabe, meinen Alltag ab sofort wieder ganz normal aufzunehen, auch alles wieder zu essen, nicht nur Schlabber. Sofort ging ich abends schimmen und knabberte danach beim Lesen rohe Möhren.
Jetzt noch zwei Tage ganz normal arbeiten. Normalität kehrt ein. Ich fand heute in einem Call sogar Zeit, mir die Nägel zu lackieren, die – ich könnte mir vorstellen, wegen der allmählichen Behebung des Vitamin-D-Mangels – gar nicht mehr beim bloßen Anschauen absplittern. Und dann geht es zum Kraulschwimmworkshop nach Hamburg, hurra hurra!
