Heute habe ich viel gelernt.
Zunächst gleich am Vormittag. Ich war mit Herrn N im Hof mit diversen kleinen Eingriffen an Fahrrad und Auto beschäftigt und uns fehlte ein bestimmtes Werkzeug, dessen Namen ich nicht kannte. Im Hof war auch die Firma, die dort ansässig ist, mit irgendwelchen handwerklichen Arbeiten zugange, keine Ahnung, was sie da taten, jedenfalls erschien es mir in ausreichender Nähe zu meiner Thematik, so dass ich dort vorsprach. Ich berichtete, mir würde ein Werkzeug fehlen, um eine Schraube mit eckigem Kopf zu lösen und das Werkzeug sähe so aus wie ein plattgedrückter Hundeknochen. Sofort wussten alle ganz genau, was ich meine, nämich einen Maulschlüssel. Dieses Wort lernte ich also neu. Dann wurden mir mehrere Maulschlüssel angeboten, alle viel zu groß dann wurden mir auch noch Knochenschlüssel gezeigt, zuletzt noch ein Schlagschlüssel, nur so aus Spaß, das richtige Ding war nicht dabei doch bekam ich das Angebot, man würde mein Problem gerne „irgendwie anders, vielleicht kreativ“ lösen. In diesem Moment hatte Herr N aber dann doch noch das passende Werkzeug in unserer Sammlung gefunden und wir lösten konservativ, nicht kreativ. Ein bisschen schade. Aber jetzt weiß ich viele neue Werkzeugnamen.
Anschließend fuhr ich 5,5 Stunden Bahn, für immerhin rund 200 km Strecke. Das hätte ich zu Fuß oder mit dem Rad nicht so schnell geschafft. Allerdings fuhr ich die meiste Zeit natürlich gar nicht, saß auch gar nicht den Großteil der Zeit in einer stehenden Bahn sondern hielt mich im Bahnhofsumfeld mir bis dahin unbekannter oder nur von der Landkarte (also: aus GoogleMaps) bekannter Orte auf. Zunächst lernte ich ein bisschen Friedrichsdorf kennen, fand dort ein schönes Café: wirklich sehr guter Cappuccino und eine fast schon hervorragende Waffel, 8 von 10 Waffelpunkten, ich hätte persönlich keine Zitronenschale in den Teig getan, ich mag meine Waffeln lieber kuschlig als frisch. Dafür waren die heißen Kirschen exakt richtig stark angedickt, das war schön. Vor lauter Abenteuer in Friedrichsdorf verpasste ich dann fast meinen Zug, als er endlich kam, gerade ging es noch gut.
So konnte ich einen weiteren längeren Zeitraum in Wabern genießen. Ursprünglich war mir ein Ort angeboten worden, dessen Namen ich mir partout nicht merken kann, wir können ihn Dingens II nennen. Offen gesagt: ich traute mich nicht, dort hinzufahren. In Dingens fuhr der Bus 2x täglich, warum sollte er in Dingens II öfter kommen? Fluchtartig verließ ich den Zug am letzten etwas größeren Ort, von dem ich auch zuvor noch nie gehört hatte, nämlich: Wabern.
Immerhin eine mittlere vierstellige Zahl von Menschen dort, ein Jagdschloss, eine Moschee, zwei Kirchen, das hatte ich vor dem Aussteigen noch schnell recherchiert. Was ich erst beim Aussteigen lernte, dafür gleich am Bahnsteig: In Wabern ist die Südzucker-Fabrik, seit 1880 in Betrieb und die letzte verbleibende Zuckerfabrik in Hessen. Es ist alles sehr spannend, sowohl die Geschichte als auch das Werk heute, ich wusste nicht, dass Kampagnen über mehrere Monate gefahren werden, dass es eine Rübenabteilung (Augaben u.a. Feldbegehungen, Saatgutberatung) gibt. Wie aus Zuckerrüben Zucker gemacht wird (in Wabern für die weiterverarbeitende Industrie, nicht für Haushalte) und welche Nebenprodukte anfallen (Viehfutter, Dünger, Aufbereitung der abgewaschenen Erde) war auch spannend. Die Actien-Zuckerfabrik Wabern wurde 1880 als bauerneigener Betrieb gegründet, über verschiedene Stationen gehören sie nun zur Südzucker AG, an der die deutschen Rübenanbauern über die Süddeutsche Zuckerrübenverwertungs-Genossenschaft eG (SZVG) mit rund 63 % Anteilen die Hauptaktionäre sind. Ich habe mich in der Wartezeit intensiv eingelesen. Die Zeit verging viel zu schnell!
Es werden auch Auszubildende gesucht, ich war kurz interessiert, bis mir einfiel, dass ich ja schon 50 bin und nach Wabern auch einen halben Tag mit der Bahn anreisen müsste. M ist leider auch nicht interessiert, sie will weiter Physik studieren.
Ja. Das war mein Tag. Falls Sie heute auch etwas Spanendes gelernt haben, erzählen Sie mal!
Konnten Sie die Kaffeemaschine in der Sweet-Wohnung anwerfen?
Das probiere ich erst morgen früh. Sie sieht aber weiterhin furchteinflößend aus. und hat eine separate Mühle, die daneben steht. Vielleicht gehe ich einfach irgendwo Kaffee trinken
Ich liebe es, fremde Kaffeemaschinen zu erkunden. Schade, dass Sie so weit weg sind!
Ich habe „heute“, als gestern gelernt, dass nach dem Parkrempler, den eine Fahranfängerin an meinem Auto verursacht hat, die Polizei meinen Führerschein gar nicht sehen wollte. Dabei bin ich so stolz, dass ich endlich auch den EU-Führerschein beantragt und erhalten habe.