Ich habe die Schutzfolie auf dem Handy erneuert. Die alte war an zwei Stellen gesprungen, schon seit Monaten, so lange, dass ich schon zweimal neue Folien bestellt habe, weil ich mich beim zweiten Mal nicht mehr erinnern konnte, dass ich es bereits getan hatte. Das Aufkleben stresst mich sehr, weil ich immer Staub oder Luftblasen darunter habe, ich habe den Gedanken, dass ich mir ein spezielles Labor für diese Tätigkeit irgendwo einrichten müsste und einen Tag erwischen, an dem ich ganz besonders gut drauf bin – ruhige Hände, ruhiger Geist. Gestern ertappte ich mich bei diesen Gedanken. Ich wurde ein wenig traurig, dass ich wohl nie wieder eine neue Folie auf das Handy machen kann, denn weder sehe ich die Laborsituation vor mir noch die Sache mit der Ruhe. Ich könnte natürlich M fragen, sie ist ja nun ausgezogen und es gehört, denke ich, zum guten Ton, dass Kinder dann gelegentlich am Wochenende zum Essen kommen und Technikprobleme der Eltern lösen, und sei das das Aufbringen einer Schutzfolie. Ich horchte in mich hinein, so hat es mir die Therapeutin aufgetragen, und kam zu dem Ergebnis: I don’t feel it. Also wusch ich mir die Hände, machte die alte Folie ab, wischte beherzt mit den Minitüchlein „wet“ und „dry“ einmal drüber, brachte die Folie in einem Rutsch auf und alles war perfekt. Unklar, was mir jemals daran Schwierigkeiten bereitet hat. Egal.
Gestern war Ruhetag, beruflich nichts mehr zu erledigen, privat auch nichts Superdringliches, also nichts, das ausgerechnet an diesem Wochenende stattfinden müsste. Ich schlief aus bis kurz vor 10, saß dann im Sessel bis kurz vor 12, um 13 Uhr war ich mit M bei der Augenbrauenzupferin verabredet, sie kam direkt von einem „Nails“ Termin dorthin. Ich hingegen hatte nur Anschlussangelegenheiten, nämlich eine kleine Einkaufsrunde: Blumen, Brot, eine bestimmte Bodylotion, Tomatenmark. Es ist wahr: das Tomatenmark ist im Haushalt fast aufgebraucht. Wir haben einen unfassbaren Bedarf an Tomatenmark, ich kann das gar nicht richtig erklären, Ms Freund*innen finden es auch sehr befremdlich, in ihren Familien ist das anders. So bestelle ich bei jeder Lebensmittelbestellung per se schon einmal 5 Tuben Tomatenmark mit. Wir haben eine große braune Papiertüte, darin ist ausschließlich Tomatenmark. Also normalerweise. Jetzt nicht mehr, denn weil M nur ausgezogen ist, habe ich beschlossen, Vorräte zu reduzieren, ich brauche erst einmal alles auf und kaufe dann bedarfsgerechter nach. Das erste, was aufgebraucht war: Tomatenmark.
Blumen sind für mich jetzt wirklich schwer zu finden, also die Kombination „gefällt mir“ und „katzensicher“. Noch einen Monat muss ich herumbringen, dann endlich Adventskranz. Ich behalf mir dieses Mal mit bunten Rosen.
Als ich am späteren Nachmittag zurückkam, wollte ich endlich die Fallobstwiesenäpfel, die ich als Dankschön für die sehr kurzfristige Genehmigung eines Urlaubstages für die Ernte eben dieser bekommen hatte, zu Kuchen verarbeiten. Streuselkuchen. Weil ich noch ein halbes Päckchen Vanillpuddingpulver von irgend etwas anderem übrig hatte, schütte ich das in die Apfelmasse, so dass sie ein wenig gebunden wurde und der Boden dadurch etwas knuspriger. Sehr lecker!
Danach wollte M einmal mit mir gemeinsam die Bulgur-Frikadellen von Herrn Grün machen, damit sie genau weiß, wie das geht. Dieses Rezept ist also nun auch in der nächsten Generation verankert. Wir machten eine doppelte Portion, diese zusammen mit der Hälfte des Apfelkuchens sowie ein Schraubglas mit Waschmittel schleppte M wie kleines Eichhörnchen in ihren Bau.
Was ich sonst noch tat, weiß ich gar nicht, es war pötzlich 21 Uhr und ich war unglaublich müde, also ging ich einfach schlafen.
Eigentlich wollte ich nur sagen: das Handy fühlt sich jetzt sehr fremd an. Die Haptik stimmt nicht mehr. Mehrfach habe ich schon ohne gucken in der Tasche danach gesucht und befüchtet, es sei verloren, weil ich es zwar ertastet hatte, aber nicht erkannte.

Tomatenmark habe ich kürzlich anfangen statt in Tuben im türkisch/arabischen Lebensmittelhandel im Schraubglas zu kaufen, das scheint mir insgesamt billiger zu sein. Bin aber noch in der Testphase, Schraubglas hat eben auch Nachteile gegenüber Tube – die Tube kann angebrochen im Kühlschrank ewig aufbewahrt werden, das Glas muss eher zügig verbraucht werden, sonst Schimmel.
Ich friere den Rest aus dem Glas ein. Bisher in Eiswürfelformen, aber nächstes Mal setze ich einfach Kleckse auf ein Backpapier und fülle sie dann in einen Gefrierbeutel um.
Da ich nie weniger als eine eiswürfelgroße Menge Tomatenmarkt brauche, klappt das wunderbar.