Den Tag heute verbrachte ich schlecht gelaunt. Die ganze Wäsche vom Urlaub war getrocknet und musste verräumt werden, außerdem habe ich angesammelte Urlaubszettelwirtschaft auf dem Schreibtisch und da ich ab Montag wieder arbeite, muss das alles langsam mal weg. Dass die Putzfrau ebenfalls frei hat, macht sich langsam bemerkbar, die Katzen sind von der Katzensitterin verwöhnt und schreien mich den ganzen Tag an, weil sie Leckerchen wollen und nach knapp zwei Wochen in Gesellschaft bin ich absolut bereit, auch mal wieder ohne andere um mich herum zu sein. Zusätzlich hatte ich auch nicht besonders gut geschlafen: Alpträume und zu warm und zuknallende Fenster wegen Wind. Die Nachricht, dass nächste Woche Sonne und hohe Temperaturen zurückkehren sollten, tat nichts zu meiner Besänftigung.
Ich lag also einige Zeit im Sessel und las, nämlich: Spare von Prince William. Oder Prince Henry, was weiß ich. Frau Herzbruch sagte, man könne es gut hören, ich kann ja nichts gut hören und wollte als zeitgeschichtliches Dokument zur Kenntnis nehmen, daher las ich es. Es ist nicht besonders fesselnd bisher und ich bin zu 1/3 durch, immerhin habe ich es nicht gekauft sondern in der Bibliothek ausgeliehen. Gefreut habe ich mich, dass der Titel gleich auf den ersten Seiten erklärt wird. Das war bisher aber das einzige Interessante.
Dann hatte ich Gesangsstunde, was auch nicht so viel Spaß gemacht hat, weil ich momentan nicht richtig reinkomme. Entweder bin ich verreist oder der Gesangslehrer hat Auftritte, wir finden keinen regelmäßigen Termin, er oder ich sagen kurzfristig ab, Zeit zum Üben finde ich auch nicht, dadurch zieht sich alles sehr. Ich fühle, dass ich demnächst eine Entscheidung dazu treffen muss.
Weiter litt ich unter meinem momentan enorm verstärkten Geruchssinn. Ich weiß nicht, woher das kommt. Ich kann immer schon ziemlich gut riechen, es war aber nie ein Problem. Seit ein paar Tagen ist es eins. Ich rieche in der Bahn die Leute, die mir im Vierersitz gegenüber sitzen, ich rieche warme Steckdosen, als ich heute im Bad geputzt habe, mit einem Essigreiniger, den ich seit Monaten verwende, habe ich fast gekotzt. Ich rieche das Katzenklo durch die halbe Wohnung und wenn ich im Bett liege noch die Zahnpasta in meinem eigenen Mund, es ist völlig absurd und unfassbar nervig. Und ich habe keine Ahnung, woher das kommt. Ich hatte in den letzten Woche keinen Schnupfen, so dass ich das Riechen jetzt gerade neu entdecken würde, ich habe auch nicht mit dem Rauchen aufgehört oder sowas. Wenn das so bleibt, werde ich lernen müssen, es so wie Geräusche auszublenden, sonst ist mir ab jetzt zu 2/3 des Tages unglaublich übel und zu 1/3 habe ich Gelüste auf irgendwas.
Am Abend waren wir – auf Wunsch von M – vietnamesisch Essen. Gerade, als wir los wollten, gab es einen heftigen Wolkenbruch. Der Weg dauert mit dem Rad aber nur 4 Minuten, wir fuhren also trotzdem und ich erfuhr, dass junge Menschen (also zumindest der Freundeskreis von M) bei Regen auf dem Rad Skibrillen trägt, damit das Augenmakeup nicht zerstört wird. Ich selbst trug eine lustige Schirmmütze, weil ich keine Regentropfen auf der Brille mag. Das Essen war sehr lecker, am besten war der Kaffee am Ende.
An erhöhte Geruchssensitivität erinnere ich mich von den Schwangerschaften.
Vielleicht ist mit den Hormonen was in Ungleichgewicht?
Ich warte ja sehnsüchtig auf die Wechseljahre…
Wer sagt denn, dass dann irgendetwas besser wird als vorher?
Wer sagt denn dass nicht?
Vermutlich all die Frauen, die in den Wechseljahren auf einmal unter Schlafstörungen leiden, und wenn sie dann mal schlafen, plötzlich davon aufwachen, dass sie jemand unbemerkt in einen Pelzmantel gewickelt und in einen Backofen geschoben hat. Und wahrscheinlich auch die Frauen, die tagsüber Hitzewallungen erleben oder sich einfach saft- und kraftlos fühlen. Wenn sie nicht gerade unvermittelt mit Aggressionen und Wut zu kämpfen haben – oder Heißhungerattacken, weil die Hormone am Rad drehen.
Für den Fall, dass es Sie interessiert, ein Buchtipp: „Woman on Fire“ von Sheila de Liz, sie ist Gynäkologin.
Es ist ja nun wirklich nicht so, dass der Hormonzyklus vor den Wechseljahren keine Probleme machen würde. Sehr viele Frauen haben auch vor den Wechseljahren Schlafstörungen, monatlich Migräne oder Krämpfe oder starkes Krankheitsgefühl oder Heißhungerattacken. Und zu Aggressionen und Wut haben Frauen meiner Ansicht nach meist viele gute Gründe.
Natürlich geschehen im Körper „Dinge“, wenn es hormonelle Veränderungen gibt. Einige davon sind medizinisch relevant, zum Glück gibt es heute ja auch Mittel, dem entgegenzuwirken.
Danke für den Tipp, das Buch habe ich schon gelesen und kann es auch empfehlen.
Das mit dem Riechen kann ich durchaus nachvollziehen, auch ohne Hormonsteuerung.
Ich erinnere mich auch unter großen Schmerzen an diese Über-Riechigkeit in der Schwangerschaft, ich wusste auch sofort, was du mit „warme Steckdose“ meintest.
Wechseljahre, I bet. Und dann bin ich echt beleidigt, weil alle Wechseljahre haben nur ich werde alt und grau und alles hängt und ich menstruiere wie so ein Teenager. Oh. Jetzt musste ich kurz verzweifelt weinen. Naja. Menstruation.
Vielleicht finden Sie und der Gesangslehrer keinen regelmäßigen Termin, weil Sie keine Zeit zum Üben finden.
Nein, das ist voneinander unabhängig.