Allgemein

25. August 2025 – Montag

Der Tag heute war ein Affront. Das merkte ich gleich morgens, als ich ins Auto einstieg um zur Zahnärztin zu fahren und das sagte, es habe Druckverlust auf den Reifen. Weder Zeit noch Lust, mich darum zu kümmern, also stieg ich in das andere Auto um und hinterließ das Problem M, die den Wagen sowieso 90% der Zeit fährt (und sie löste es hervorragend innerhalb von 2 Stunden!).

Bei der Zahnärztin merkte ich dann gleich, dass ich heute superempfindlich bin. Bei der Spritze nämlich. Es sollten nur zwei Füllungen (noch Amalgam) getauscht werden, beide recht flach, keinerlei Nerv-Involvement, dennoch ging ich schon bei der Spritze fast an die Decke. Und die macht mir sonst wirklich gar nichts aus, auch nicht, wenn sie in den Gaumen geht und die Zahnärztin „das wird jetzt kurz fies aber halt auch nur kurz“ sagt. Die heute ging nicht in den Gaumen, Unterkiefer, alles unspektakulär eigentlich, trotzdem heute doof. Sie betäubte übrigens auch nichts bis auf einen kleinen Teil der Unterlippe. Nachgespritzt, hmja, vielleicht ein Stück Zunge mitbetäut, „wir gucken mal, wie es so ist“, sagte die Zahnärztin und ich sage „AUA!!“. Nachgespritzt, keine große Veränderung der Situation.

„Dann nehmen wir jetzt die blaue Spritze!“, sagte die Zahnärztin und auf meine Frage, was das bedeute, erwiderte sie „Das bedeutet, kein Mittagessen für Sie, denn da haben sie locker drei Stunden was von“. Spoiler: hatte ich nicht. Die Zahnärztin bot eine Terminverschiebung an, darauf hatte ich noch weniger Lust als auf alles andere, zwei flache Füllungen, wie schlimm kann das schon sein, es sollte auch maximal zehn Minuten dauern, also entschied ich mich, sie halt einfach so mit irgendwie Betäubung aber irgendwie auch nicht herausmachen zu lassen. Das waren ein paar unangenehme Minuten. Also ich die Praxis eine halbe Stunde später verließ, waren alle Betäubungen komplett abgeklungen.

Beim Zwischenstop zwischen Zahnärztin und Büro war kein Fach mehr in der Packstation frei und es gab weder meinen Trost-Kühlregalkaffee noch den Käse, den ich gerne mag.

Der erste Arbeitstag nach dem Urlaub war im Wesentlich auch so, wie erwartet: ich verwaltete das Chaos und kam noch nicht wirklich zum Abarbeiten. Zum Glück habe ich nichts Superdringendes vorgefunden nur Mitteldringendes, also besteht die Hauptaufgabe darin, bei allen Vorgängen wieder up to date zu kommen. Ich hoffe, das ist morgen Mittag abgeschlossen, so ein Blindflug in diversen Themen fühlt sich nicht gut an.

Zum Abend hin wurde es gut! Im vorhin angefahrenen Supermarkt war noch Platz in der Packstation, es gab die von Papa N. bevorzugte Fußcreme und außerdem einen Bund schöne Sonnenblumen. Zu Hause hatte M Nudeln mit Tofu in spicy Tomatensoße gekocht.

24. August 2025 – Letzter Urlaubstag

Der letzte Urlaubstag begann mit einem Frühstück im Café, M hatte eingeladen. Ich aß etwas völlig anderes als sonst, nämlich: ein Croissant belegt mit Avocadocreme, Feta, Ruccola und Rührei. Ja. Mir war danach. Nächstes Mal wieder das Käsefrühstück.

Danach hatte ich ein paar Erledigungen geplant, also konkret für 13:30 Uhr. Als ich um 15 Uhr endlich so weit war, war ich aber schon total erledigt, in den 1,5 Stunden Verzögerung hatten nämlich völlig ungeplant DINGE stattgefunden: M benötigte sehr plötzlich und schnell eine Aktualisierung von Unterlagen für mir für einen möglichen Mietvertrag, ich sortierte den Kleiderschrank komplett aus, ich putzte und imprägnierte alle Schuhe, räumte den Schreibtisch und das danebenstehende Regal auf und auch um, organisierte die Ablage neu und goss und beschnitt alle Pflanzen in Wohnung und Treppenhaus und überreichte der Nachbarin endlich das Dankeschön für die Katzenbetreuung – bisher hatte ich sie nicht erwischt.

Das war überhaupt nicht geplant, eins ergab das andere, als ich z.B. den Sack mit aussortierten Klamotten in den Flur stellte, stieß ich gegen einen Schuh und der war staubig, als ich den Schuh auf dem Balkon imprägnierte, sah ich, dass Pflanzen geschnitten werden müssen, als ich die Gartenschere suchte, fiel mir auf, dass die Schublade nicht gut geordnet war, als ich bei den Pflanzen im Treppenhaus war, kam die Nachbarin und so weiter und so weiter. Ein Teufelskreis.

Jetzt sind viele Stellen der Wohnung viel schöner als vorher und ich freue mich. Und ich habe die Sache, die ich wirklich für morgen brauche, nicht gemacht und bin nun zu müde – es muss ein Kostenvoranschlag durchgesehen und mit anderen Unterlagen abgegleichen werden, das erfordert Konzentration. Ich gehe mal davon aus, dass ich die morgen früh zwischen 7 und 8 Uhr besser aufbringen kann als jetzt gerade.

Ich muss davon ausgehen, eine andere Möglichkeit gibt es ja nicht.

23. August 2025 – vorletzter Urlaubstag

Wie geplant habe ich heute das Anwesen nicht verlassen. Hurra!

Es geschah folglich den ganzen Tag nichts und doch ganz viel. So ein Tag ist auch einfach verdammt schnell um. Schon vor dem Frühstück hatte ich die Post durchgesehen und Rechnungen bezahlt, dann kam – mit den Brötchen – die Lebensmittellierferung, bis das verräumt und dann gefrühstückt war, war schon Mittag. Nebenher lief kontinuierlich die Waschmaschine, immer mal wieder aufhängen, Gesangsstunde, ein längeres Telefonat und länger darüber nachdenken, ein Videomeet mit Cucinacasalinga, die ich seit ungefähr drei Wochen nicht live gesprochen hatte, um uns auf den aktuellen Stand zu bringen, nebenher etwas Kalenderpflege, M sortierte ihr Zimmer komplett durch und daraus gingen einige Dinge hervor, um die ich mich dann wiederum kümmern musste, so ging die Zeit dahin, wir färbten auch noch ein paar Kleidungsstücke (absichtlich, mit Textilfarbe) und fanden zwei unerklärliche Dinge in der Wohnung: Einmal einen schwarzen Fahrradponcho, der niemandem hier gehört und den wir nicht zuordnen können. Er lag auf der Kiste mit den Schals, ich würde sagen, er ist während meines Urlaubs dort aufgetaucht, daher ging ich davon aus, dass er M oder irgendwem aus ihrem Bekanntenkreis gehört. Es findet sich jedoch niemand.

Bei der zweiten Sache ist nicht nur Besitzer bzw. Besitzerin unbekannt sondern auch Name und Verwendungszweck des Gegenstandes. Es ist ein Gurt, mit Polster, also so ähnlich wie ein Schultergurt einer Tasche. An beiden Enden befindet sich ein Karabinerhaken und an einem dieser Haken hing ein Ding, eingepackt in Plastikfolie, das aussah, wie eine kleine Frisbee-Scheibe. Nach Entfernen des Plastiks wurde klar, dass man die Scheibe ausstülpen kann, so dass sie ungefähr die Form einer kleinen Müslischale bekommt. Mit Karabinerhaken im Rand. Sehr merkwürdig. Auch hier hat niemand Ahnung, wie der Gegenstand in die Wohnung gelangt ist. Ich entdeckte ihn im Korb mit dem Fahrradzubehör, als ich den schwarzen Regenponcho hineinlegte.

Ansonsten organisierte ich mich selbst einmal komplett um. Ich habe zu Hause ein Notizbuch mit einer Liste der Dinge, die mal erledigt werden müssen. Zusätzlich habe ich manche Dinge dann aber auch im Kalender stehen, weil sie bis zu einem bestimmten Termin erledigt werden müssen. Dann habe ich teilweise Notizen auf Zettelchen (meist Post-its) und überwiegend Notizen digital, aber an unterschiedlichen Orten. Das war alles zu kompliziert. Ich habe nun eine neue Organisationsform eingerichtet, die komplett in einer Excel-Tabelle liegt, dann auch gleich zusammen mit dem Kopfschmerztagebuch. Alles in einem, mal sehen, ob sich das bewährt oder für den guten Überblicck dann doch zu komplex ist. Mein Ziel ist, einfach nur ein einziges Dings zu benötigen, nicht verschiedene Apps, Dateien, Zettel etc.

Die Katze war den ganzen Tag hypernervös. Vielleicht dachte sie, das Herumräumen bedeutet, dass schon wieder Koffer gepackt werden. Mehrfach kam sie zu mir, schrie mich an und führte mich zum Sessel, auf dass ich darin sitzen möge, so dass sie neben mir schlafen kann. Seit ungefähr einer Stunde ist diese Situation jetzt herbeigeführt, sie schläft tief und fest und wirkt nun zufrieden.

Die lästigen Beinschmerzen von gestern sind nicht verschwunden, jetzt aber ganz klar als Muskelkater erkennbar. Vielleicht vom Koffer herumschleppen. Genau wie die Katze möchte ich jetzt erst einmal nichts mehr mit Koffern zu tun haben.

22. August 2025 – Drittletzter Urlaubstag

Ich habe heute eine Weiterbildung abgeschlossen, die insgesamt (mit einem halben Jahr Pause) über zwei Jahre ging. Und erst heute auf dem Rückweg – also relativ spät in dem gesamten zeitlichen Ablauf, könnte man mit Recht sagen – ist mir klar geworden, dass ich jedes Jahr 20 freie Tage da hineininvestiert habe, also Urlaubstage und Überstundentage. Das ist eine ganz schöne Menge! Konkret: 4 Wochen frei! Ich weiß schon jetzt überhaupt nicht mehr, wie ich das eigentlich hinbekommen habe, es erscheint mir in der rückblickenden theoretischen Betrachtung unangemessen anstrengend, während der Zeit selbst ist mir das nicht aufgefallen.

Jedenfalls habe ich ab dem nächsten Jahr dann – rein rechnerisch – 20 Tage mehr freie Zeit pro Jahr zur Verfügung als in den letzten zwei Jahren. Das klingt super!

Die nächsten Reisen gehen nun nach Bonn, nach Ḿünchen, nach Rostock und nach Erfurt. Zwischendrin immer mal wieder Düsseldorf. Und ich werde – beruflich – noch irgendwo London einbauen müssen, das klärt sich hoffentlich in der nächsten Woche (und kollidiert bitte nicht mit den übrigen Plänen!). dann reicht es mir für dieses Jahr auch wirklich. Oh, vielleicht kommt noch eine Nacht Hamburg dazu.

Die nächsten zwei Tage verbringe ich definitiv zu Hause. Von möglichen Spaziergängen abgesehen, nur rein freiwillig. Erledigen muss ich nichts, Einkäufe habe ich organisiert und sie werden morgen geliefert, wenn ich nicht will, muss ich das Haus also nicht verlassen. Ach doch, ich bin am Sonntag zum Frühstück verabredet, nunja, bis dahin war ich dann ja 36 Stunden zu Hause, das reicht ja auch aus.

Dafür habe ich eine Menge zu Erledigen im Themenfeld „Zahnarzt und Zahnärztin“. Von einem Notfallbesuch bei Alldent habe ich nämlich eine Rechnung für eine Zahnreinigung bekommen. Die Frage, die hier gleich im Raum steht: wer lässt denn notfallmäßig eine Zahnreinigung durchführen? Ich selbst ganz sicher nicht, ich war dort, weil sich der Gingivitisformer meines einheilenden Implantats gelockert hatte, das wurde behoben und ich abe vor Ort gezahlt. Die Rechnung für die Zahnreinigung ist ein Irrtum. Das hatte ich Alldent auch per Mail mitgeteilt, offenbar liest man da aber keine Mails oder sie bekommen, wie ein Amt, bei dem ich mal anrief, „mehr als 20 Mails pro Woche!“, da muss man dann Verständnis haben, wenn nach einem Montag noch Sachen ungelesen sind. Jedenfalls kam heute die Mahnung ich ich werde dann wohl morgen ein Einschreiben mit einem Widerspruch verschicken.

Ansonsten habe ich mir in Sweet Wohnung zentral Balkon HBF nachts beim Schlafen irgendwie das Bein gezerrt und kann es seitdem im Sitzen nicht mehr schmerzfrei anheben. Das ist jetzt wohl so, dass man sich seine Verletzungen nicht mehr beim Wegrennen vor irgendwas (Nachbarn, Lehrern, Skinheads, Polizei) zuzieht sondern beim Schlafen. Ich hoffe, die nächsten Nacht bringt Spontanheilung.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Ich lese gerade Kapitalismuskritik von Nancy Fraser und Wendy Brown – dürften Sie das auch lesen oder würden Sie entlassen, wenn Sie darüber redeten?“

Bleiben Sie bitte mal auf dem Teppich. Ich arbeite in einer ganz normalen Organisation, nicht in irgendwelchen mafiösen oder diktatorischen Strukturen. Ich kann lesen was und sprechen worüber ich will.

21. August 2025 – Komfortproblem

Sweet Wohnung zentral Balkon HBF hat mich nicht enttäuscht, sie ist unverändert zum letzten Mal und noch immer absolut sauber. Nur ein kleines Malheur: die Seife war aufgebraucht, als ich mir nach Ankunft die Hände gewaschen habe.

Zugegeben: es handelt sich nicht um ein Hygieneproblem, denn Duschgel ist sowohl in Sweet Wohnung als auch in meiner Reisetasche vorhanden. Es ist lediglich ein Komfortproblem. Bei dem in Sweet Wohnung behagt mir jedoch der Geruch nicht und das in meiner Reisetasche ist mir zu schade fürs Händewaschen, es ist nämlich von derselben Marke/Duftrichtung wie mein Parfum und gleichzeitig kommt bei Gebraucht immer eine Duschmenge heraus, weniger geht irgendwie nicht. Ich wasche mir gern und häufig die Hände, das ist keine gute Sache mit einem teuren Duschgel.

So begab ich mich auf die Suche nach Seife, schon gestern Abend. Zunächst einmal: der Innenstadt-Tegut hatte bereits um 20 Uhr geschlossen. Da hatte ich meine Abenteuerreise mit der Bahn zwar schon abgeschlossen, war aber gleich zu meiner Essensverabredung beim Spanier weitergezogen mit dem Gedanken, die Seife halt anschließend zu kaufen. Im Tegut also schon einmal nicht.

Der nächste geöffnete Supermarkt war 4,5 km entfernt, ich besuchte also einen Späti. Da habe uns nur Vapes, Getränke und Süßigkeiten. Also ging ich weiter zur Tankstelle. Auch da keine Seife. Die Kassiererin empfahl mir statt dessen Duschgel, naja, ja, es hätte die Situation geringfügig verbessert, ich hatte mich nun aber auf Seife eingerichtet. Ich überlegte, ob ich irgendwo, also in einem Lokal, Seife klauen könnte, dann hätte ich ein irgendwie geartetes Gefäß beschaffen müssen, vielleicht eine Überraschungsei und es erst aufessen oder kleine Schnapsflasche und sie erst leer trinken, dazu hätte ich zurücklaufen müssen zum Späti, ich verwarf den Gedanken, alles zu kompliziert und verwendete das ebenfalls vorhandene Shampoo.

Das Komfortproblem hat sich verringert, meine Zufriedenheit mit der Händewaschsituation lag nun bei 80 %, das ist tolerabel. Zumindest, bis die Läden wieder öffnen.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Hat sich die Kühlweste bewährt?“

Noch nicht. Sie funktioniert, keine Frage, es ist für mich gleichzeitig ein mentales Problem, bei Hitze noch ein weiteres „Kleidungsstück“ überzuziehen. Wir müssen einen wärmeren Sommer zur entgültigen Beurteilung abwarten. In diesem Sommer waren nur zwei Tage überhaupt ein größeres Problem für mich und an einem davon war die Weste noch nicht eingetroffen.

20. August 2025 – Viel gelernt

Heute habe ich viel gelernt.

Zunächst gleich am Vormittag. Ich war mit Herrn N im Hof mit diversen kleinen Eingriffen an Fahrrad und Auto beschäftigt und uns fehlte ein bestimmtes Werkzeug, dessen Namen ich nicht kannte. Im Hof war auch die Firma, die dort ansässig ist, mit irgendwelchen handwerklichen Arbeiten zugange, keine Ahnung, was sie da taten, jedenfalls erschien es mir in ausreichender Nähe zu meiner Thematik, so dass ich dort vorsprach. Ich berichtete, mir würde ein Werkzeug fehlen, um eine Schraube mit eckigem Kopf zu lösen und das Werkzeug sähe so aus wie ein plattgedrückter Hundeknochen. Sofort wussten alle ganz genau, was ich meine, nämich einen Maulschlüssel. Dieses Wort lernte ich also neu. Dann wurden mir mehrere Maulschlüssel angeboten, alle viel zu groß dann wurden mir auch noch Knochenschlüssel gezeigt, zuletzt noch ein Schlagschlüssel, nur so aus Spaß, das richtige Ding war nicht dabei doch bekam ich das Angebot, man würde mein Problem gerne „irgendwie anders, vielleicht kreativ“ lösen. In diesem Moment hatte Herr N aber dann doch noch das passende Werkzeug in unserer Sammlung gefunden und wir lösten konservativ, nicht kreativ. Ein bisschen schade. Aber jetzt weiß ich viele neue Werkzeugnamen.

Anschließend fuhr ich 5,5 Stunden Bahn, für immerhin rund 200 km Strecke. Das hätte ich zu Fuß oder mit dem Rad nicht so schnell geschafft. Allerdings fuhr ich die meiste Zeit natürlich gar nicht, saß auch gar nicht den Großteil der Zeit in einer stehenden Bahn sondern hielt mich im Bahnhofsumfeld mir bis dahin unbekannter oder nur von der Landkarte (also: aus GoogleMaps) bekannter Orte auf. Zunächst lernte ich ein bisschen Friedrichsdorf kennen, fand dort ein schönes Café: wirklich sehr guter Cappuccino und eine fast schon hervorragende Waffel, 8 von 10 Waffelpunkten, ich hätte persönlich keine Zitronenschale in den Teig getan, ich mag meine Waffeln lieber kuschlig als frisch. Dafür waren die heißen Kirschen exakt richtig stark angedickt, das war schön. Vor lauter Abenteuer in Friedrichsdorf verpasste ich dann fast meinen Zug, als er endlich kam, gerade ging es noch gut.

So konnte ich einen weiteren längeren Zeitraum in Wabern genießen. Ursprünglich war mir ein Ort angeboten worden, dessen Namen ich mir partout nicht merken kann, wir können ihn Dingens II nennen. Offen gesagt: ich traute mich nicht, dort hinzufahren. In Dingens fuhr der Bus 2x täglich, warum sollte er in Dingens II öfter kommen? Fluchtartig verließ ich den Zug am letzten etwas größeren Ort, von dem ich auch zuvor noch nie gehört hatte, nämlich: Wabern.

Immerhin eine mittlere vierstellige Zahl von Menschen dort, ein Jagdschloss, eine Moschee, zwei Kirchen, das hatte ich vor dem Aussteigen noch schnell recherchiert. Was ich erst beim Aussteigen lernte, dafür gleich am Bahnsteig: In Wabern ist die Südzucker-Fabrik, seit 1880 in Betrieb und die letzte verbleibende Zuckerfabrik in Hessen. Es ist alles sehr spannend, sowohl die Geschichte als auch das Werk heute, ich wusste nicht, dass Kampagnen über mehrere Monate gefahren werden, dass es eine Rübenabteilung (Augaben u.a. Feldbegehungen, Saatgutberatung) gibt. Wie aus Zuckerrüben Zucker gemacht wird (in Wabern für die weiterverarbeitende Industrie, nicht für Haushalte) und welche Nebenprodukte anfallen (Viehfutter, Dünger, Aufbereitung der abgewaschenen Erde) war auch spannend. Die Actien-Zuckerfabrik Wabern wurde 1880 als bauerneigener Betrieb gegründet, über verschiedene Stationen gehören sie nun zur Südzucker AG, an der die deutschen Rübenanbauern über die Süddeutsche Zuckerrübenverwertungs-Genossenschaft eG (SZVG) mit rund 63 % Anteilen die Hauptaktionäre sind. Ich habe mich in der Wartezeit intensiv eingelesen. Die Zeit verging viel zu schnell!

Es werden auch Auszubildende gesucht, ich war kurz interessiert, bis mir einfiel, dass ich ja schon 50 bin und nach Wabern auch einen halben Tag mit der Bahn anreisen müsste. M ist leider auch nicht interessiert, sie will weiter Physik studieren.

Ja. Das war mein Tag. Falls Sie heute auch etwas Spanendes gelernt haben, erzählen Sie mal!

19. August 2025 – Urlaubstag zu Hause

Besonders luxoriös ist es, wenn während der Urlaubsabwesenheit die Putzhilfe kommt, so dass man nach Rückkehr eine quasi perfekte Wohnung vorfindet. So war der Urlaubstag heute von Haushaltstätigkeiten (außer Wäsche waschen) komplett unbelastet. Ich schlief aus, hatte dann einen Termin, kaufte ein paar Basiccs ein (Brot, Radieschen, Müllbeutel) und setzte mich dann in den Sessel.

Von dort unternahm ich nur noch kurze Ausflüge an verschiedene Stellen der Wohnung, denn schon ab mittags war es ja wieder viel zu warm für alles. Nicht mehr lang. Ich gehe sehr davon aus, pünktlich Ende August ist das mit der Hitze für dieses Jahr vorbei und ich habe schon eine Menge Pläne!

Vorerst setze ich auf den morgigen Vormittag, um noch die Post durchzusehen und dann für die nächste Reise zu packen – dieses Mal geht es in „Sweet-Wohnung zentral Balkon HBF“. Spoiler: ich kenne die Wohnung schon und sie ist gar nicht sweet. Zum Glück ist mir das auch nicht wichtig. Sie ist eher nüchtern eingerichtet, das Wohnzimmer hat eine Fensterfront zum Balkon, der in ein Wohngebiet geht, man kann also sehr gut lüften. In der Küche steht eine Kaffeemaschine, deren Bedienung mir beim letzten Mal trotz googeln nicht gelungen ist. Der Hauptbahnhof ist nicht so nah, wie ich ihn gerne hätte, etwa 15 Minuten zu Fuß, 5 Minuten wäre mir lieber.

Allerdings, und das ist ausschlaggebend: Die Sweet-Wohnung ist der Ersatz für das Hotel, das ich aus allen Gründen storniert habe. Ich laufe jetzt 20 Minuten zum Seminarort aber auf dem Weg liegt eine Bäckerei mit Frühstücksangebot (ohne irgenwelche Komplikationen), Kaffee habe ich – falls mir die Inbetriebnahme der Maschine dieses Mal gelingt – jederzeit und Wasser auch. Und sowieso bin ich Mittwochabend und Donnerstagabend verabredet und Freitag fahre ich schon wieder zurück Die Sweet-Wohnung wird perfekt für mich sein.

18. August 2025 – Abreise

Es ist schon komfortabel, den Urlaubsort um 11 Uhr zu verlassen und schon zum späteren Mittagessen wieder zu Hause zu sein. Gut, dafür mussten wir während des Urlaubs aufpassen, nicht allzu weit in bestimmte Richtungen zu fahren bei unseren Ausflügen, um nicht versehentlich etwas ganz nah Zuhause zu besichtigen.

Zu Hause ist alles gut, die Blumen auf dem Balkon ein wenig vertrocknet (ich hatte niemanden um Gießen gebeten, dachte eine Woche geht schon), die Katze entspannt, es ist schon fast alles, was mitgenommen war, wieder verräumt, die Waschmaschine hat bereits vier Runden gedreht. Alles stinkt ganz erbärmlich. Nach altem Gemäuer, nach Holzfeuer von der Belebung, nach Hund, nach nicht ganz fertig getrockneter Wäsche und das mischt sich mit Ms Reisewäsche, sie war auf einer Bergtour und ihre Sachen riechen nach schwitzig eingepackt und Kuhangriff (die Kuh wollte wohl Dinge stehlen und hat jedenfalls ganz viele Sachen angesabbert). Nunja, bald ist das alles wieder schön. Immerhin trocknet es ja heute und auch morgen gut, hier zu Hause sind rund 10 Grad mehr als in Dingens.

Ansonsten musste ich zu Hause erst einmal schlafen. So ein Urlaub ist doch sehr anstrengend. Und dann musste ich Sachen bestellen, die alle schon bei Abreise in den letzten Zügen waren, doch eine Lieferung in Abwesenheit wäre blöd gewesen: das letzte Paket Kaffee ist angebrochen, die Kulturtasche ist unterwegs unreparierbar kaputt gegangen, die Eisentabletten sind aufgebraucht, mir ist ein Geburtstagsgeschenk für M eingefallen, die Gemüsekiste muss konfiguriert werden, ein paar Schuhe ersetzt werden. Außerdem warf ich viele Dinge weg – wenn ich einige Zeit nicht zu Hause bin, fällt mir mit diesem Abstand dann viel schneller ins Auge, welche Sachen ich überhaupt nicht mehr verwende.

Morgen bin ich einen ganzen Tag zu Hause, also nicht-verreist. Darauf freue ich mich.

17. August 2025 – Herzregen in Dingens, Tag 7

Ich weiß wirklich, wie wir mehr Aktivitäten in diesem Urlaub hätten unterbringen sollen. Die heutige zum Beispiel musste vor 17 Uhr abgeschlossen sein, um 15:50 Uhr jedoch waren 40 % der Reisegruppe noch nicht geduscht.

Dennoch: wir schafften es rechtzeitig, uns voll in die Belebung des Nachbarhauses zu werfen und zeitlich ging sich alles aus, es dauerte nur ein Viertelstündchen, dann hatten wir alles erlebt, was wir in diesem Zusammenhang erleben wollten und konnten. Wir trugen eine beißende Holzrauchwolke mit uns ins Auto – da wir mit Kleidung knapp sind, können wir uns für die restlichen 18 Stunden überlegen, ob wir lieber stinken oder frieren wollen.

Diesen Plan hatten wir also auch absolviert. Es blieb noch das Abendessen, Tisch für 18 Uhr gebucht und dann der allerwichtigste Punkt einer jeden Reise: die Folgereise buchen. Hierzu mussten wir nach dem Essen, dann sind bekanntlich alle im besten zu erreichenden Maße glücklich und zufrieden, noch einmal ins Gespräch gehen. Bisher scheiterten wir daran, dass die Häuser, die uns gefallen (freistehend, ausreichend viele Zimmer, ausreichend große Betten, nicht vollgekrempelt) im Süden in mittlere vierstellige Beträge für eine Woche gingen und uns dann immer noch nicht wirklich gut gefielen. Im Norden ist das Preis-Leistungsverhältnis viel besser. Und erstaunlicherweise ergab sich nun ganz schnell ein ungefährer Konsens, nämlich: der südliche Süden von England, also Kent. Lediglich der Teenager ist etwas unzufrieden damit, hat aber in denselben Ferien noch mindestens eine Reise ganz nach eigenen Vorstellungen, so dass das okay sein sollte.

Kontakt mit der Vermieterin ist schon hergestellt und die Pläne überschlagen sich in der Urlaubschatgruppe bereits.

Jetzt haben wir bis zum Schlafengehen noch richtig frei. Morgen dann Koffer packen!

Eine Anmerkung zum Urlaub in Dingens noch: Herr Herzbruch und ich kamen heute morgen, als wir zu zweit im Auto unterwegs waren, um einen Briefkasten zu suchen, überein, dass wir auch noch eine weitere Woche hier herumsitzen und Bücher lesen könnten. Die einzige Person, die findet, wir hätten mehr unternehmen sollen, ist Frau Herzbruch und die hätte ja gar nicht mehr unternehmen können. Und durchaus hatte der Urlaub hier viel Unerwartetes, viel Skurriles und auch viel Schönes. Und, wie Frau Herzbruch im Restaurant zum Abschied sagte: „Wenn wir nochmal hierher kommen würden, würden wir wieder hier essen“.

Und einen Pulli mitnehmen. Das hat außer mir nämlich niemand getan und jetzt frieren sie alle.

16. August 2025 – Herzregen in Dingens, Tag 6

Seit unserer Anreise hier schauen wir jeden Tag beim (500 Meter entfernt gelegenen) Nachbarhaus vorbei. Es handelt sich um ein besonderes Haus, eine historische Stätte, normalerweise nicht bewohnt. Zu verschiedenen Zeiten im Jahr kommen unterschiedliche Gruppen für eine oder mehrere Wochen vorbei für „Belebungen“. Ich dachte erst, es handelt sich um etwas Esoterisches, das ist aber nicht der Fall. Belebungen sind wohl dasselbe wie Re-Enactments, nur breiter gefasst.

Für den Tag unserer Ankunft war der Beginn einer „Belebung“ angekündigt, wir waren sehr neugierig, fuhren mit dem Auto vorbei und sahen: nichts. Dasselbe wiederholte sich allabendlich bis vor zwei Tagen. Wir hatten verschiedene Vermutungen: gab es Anreiseschwierigkeiten? War die Belebungsgruppe unseriös? Wird nur tagsüber belebt und abends gehen alle in ein schickes Hotel (nicht, dass es im Umkreis eines gäbe)? Was wir nicht in Betracht zogen war, dass wir uns möglicherweise im Datum geirrt haben könnten – genau das war jedoch der Fall. Die Belebung sollte erst gestern beginnen.

Gestern um 15 Uhr war auch noch nichts zu sehen, wir schauten auf Facebook nach, es gab dort schon Beschwerden von einem Julian („Bin über 4 Stunden angereist!). Das beruhigte mich. Es hätte ja auch sein können, dass wir uns nicht nur im Datum, sondern auch im Ort geirrt haben und einfach ein leerstehendes Haus über Tage anfahren, beobachten, uns darüber austauschen. In dem Fall hätten wir, statt uns darüber zu sorgen, dass bald irgendwelche Beleber in Gewandung in unserem Garten stehen, eher um ein Polizeiaufgebot Gedanken machen müssen.

Heute morgen waren dann endlich Fahrzeuge und Personen zu sehen. Da hatten wir keine Zeit, genauer zu schauen, schließlich haben wir hier zu tun! Es galt, einen Ausflug zu einem Schloss und einer Kirche zu absolvieren und um 18 Uhr pünktlich zum Anpfiff des DFB-Pokalspiels wieder zurück zu sein, außerdem am Abend so viel wie möglich von den Vorräten zu verzehren, die sich noch im Haus befinden. Weitere Einkäufe, egal ob Essen oder Getränke, wurden unterbunden. Eine wunderbare Sache in unserer Vorstellung, so viele Köstlichkeiten und das abendliche To-Do besteht darin, einfach immer wieder davon zu snacken. Nunja, die Ernüchterung folgte, in Wirklichkeit war ich nach einem Teller Nudeln mit Pesto und geföhnten Champignons und Zwiebeln, dazu einem Biermixtetränk dann schon komplett satt. Irgendwie schade. Zum Glück haben wir einen Teenager dabei, der heute Nacht das Problem mit dem übrigen Essen hoffentlich beseitigen wird.

Und morgen schauen wir uns – als Highlight, auf das wir seit letztem Montag hinfiebern – die Belebung an!