Allgemein

31. Oktober 2025 – erneuter Reisetag

Ich wachte auf ohne Erkältungssymptome. Nase gut, Hals gut, keinerlei Husten. Sehr gut! Beim morgendlichen Alles-Mögliche-Tun bemerkte ich jedoch, dass der Körper irgendwie arbeitete, mir war etwas wärmer als sonst, ich war etwas fahriger als sonst und nicht energieloser, doch die Energie schien auf anderes gerichtet zu sein als auf meine Alltagstätigkeiten.

Der Rollkofferspaziergang zur S-Bahn durch buntes Herbstlaub war sehr schön und der Tag im Büro voll, aber ruhig. Ich konnte wieder viele Dinge abarbeiten, die in den letzten Wochen liegen geblieben waren und zwischendrin gab es unheimlich gutes Gebäck zu Halloween oder zum Reformationstag, whatever you may celebrate.

So ging der Tag schnell herum und ich brach schon wieder zu spät zu einer Reise auf. Das scheint ein neues Feature bei mir zu sein – sonst war ich immer zu früh unterwegs, jetzt eher sehr knapp. So knapp, dass ich nicht darauf vertrauen wollte, eine S-Bahn zum Hauptbahnhof zu bekommen sondern lieber zu Fuß ging. Der Weg ist 20 Minuten, das ist gut kalkulierbar. Mit der S-Bahn sind es inklusive der Fußwege nur 10 Minuten, nur wer weiß schon genau, wann sie kommt. Und zusätzlich war mir danach, nochmal durch die Herbstluft zu spazieren.

So rollkofferte ich also einmal quer durch das Frankfurter Bahnhofsviertel. Selbst ich als absolutes Stadtkind staune dort immer wieder. Es ist ein Ort, an dem viele Extreme aufeinander treffen und es ist morgens – morgens gehe ich öfters dort entlang, weil ich dann mehr Zeit für den Arbeitsweg habe als abends – komplett anders als am Abend.

Der Zug war nur wenige Minuten verspätet, auf meinem Platz saß eine Frau, die dann erst auf den Platz neben mir wechselte, dann setzte sich uns aber ein Mann gegenüber und sie wechselte dann auf den Platz neben den Mann, damit er sie nicht mit offenem Mund schlafen sieht. Wobei sie sich dann später eine FFP-2-Maske aufsetzte, so dass überhaupt niemand ihren offenen Mund beim Schlafen sah.

Ich selbst schlief nicht und las nicht sondern arbeitete bis gerade eben.

Nun nehme ich Kurs auf Hamburg (noch 20 Minuten fahrt) und bin sehr freudig aufgeregt über sehr viele Dinge, zunächst einmal die Übernachtung, ich wollte nämlich immer schonmal in einem Intercity-Hotel übernachten, nur hat es sich bisher noch nie ergeben. Bis heute!

30. Oktober 2025 – immer noch Alltag!

Es ist ganz merkwürdig, morgens aufzustehen und einen normalen Tag vor sich zu haben. Also einfach ins Büro zu gehen, ohne Termine back-to-back, ohne Reisen durch die Gegend und Abendtermine, die überhaupt nicht mehr zum Tag passen.

Heute hatte ich mir keinen Wecker gestellt. Gegen halb acht saß ich unschlüssig im Sessel, legte dann zwei Körbe Wäsche zusammen. Kein Koffer, keine Handwerker, nur Routine. Immerhin kam die Putzhilfe. Um 8 brach ich auf ins Büro, um 20 nach 8 kehrte ich schon wieder zurück nach Hause, denn Handy und Zugangskarte lagen dort noch. Um 9 war ich dann am Arbeitsplatz und arbeitete einfach so Dinge ab, ohne ständig unterbrochen zu werden. Ich kündigte einigen Teams an, dass ich jetzt wieder mehr Zeit habe und mich mehr involvieren werde. In den Gesichtern sah ich gemischte Gefühle.

Ich hatte sogar Zeit für eine Mittagspause. Es gab Gemüsepakora, geröstete Pastinakenwürfel und gekochte Möhren. Sehr lecker!

Am Morgen hatte ich ein leichtes Kribbeln in der Nase verspürt, am Nachmittag wechselte diese zu leichtem Halskratzen. Ich nehme derzeit keine Erkältungskrankheiten an, ich gehe ja übermorgen zum Kraulschwimmworkshop. Mittlerweile ist auch das Halskratzen verschwunden. Vielleicht habe ich morgen früh dann kurz etwas Husten, das ist der übliche Ablauf bei Erkältungen bei mir: Nase, Hals, Lunge. Normal jeweils zwei Tage, wenn sich das dieses Mal in zwei Stunden pro Station äußert, ist das in Ordnung.

Am Abend war ich kurz im Supermarkt. An den Einkaufswagen stand ein Mann, der kein passendes Geldstück hatte. Ich löste ihm einen Einkaufswagen mit meinem Einkaufswagenbefreier. Da kam die Security und sagte, ich dürfe das nicht, es sei verboten. „Ich glaube, Sie reden Quatsch“, sagte ich, und dass ich jetzt einkaufen gehe und wenn ich fertig bin nochmal vorbeikomme, bis dahin könne er gerne nach einem Gesetzestext oder einer Hausordnung suchen, die verbietet, anderen Kunden oder Kundinnen einen Einkaufswagen zugänglich zu machen. Als ich später an der Kasse stand, drehte ich mich nach der Security um und nickte kurz um anzudeuten, dass ich gleich da bin. Als ich fertig eingepackt hatte, war die Security verschwunden. Tja.

Die morgige Reise habe ich gerade eben – bis 23 Uhr ging das noch – in Teilen geändert. Ich wollte ursprünglich in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofes übernachten, weil ich dort halt ankomme. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass ich am Samstag in Altona frühstücken möchte. Und dann schickte mir das Hotel eine Nachricht, die sich leider durch unglückliche Formulierungen in meinem Kopf verkantete und ich kam auf die Idee, umzubuchen. Ein kurzer Check ergab, dass die Hotels in Altona günstiger sind und die Wegstrecke S-Bahn nach Altona und dann zu einem möglichen Hotel nur sehr geringfügig länger ist als die zu dem Hotel, das für Hamburg Hbf geplant war. Mit dem angenehmen Vorteil, dann morgens schon am richtigen Ort aufzuwachen.

Stand heute denke ich, ich reise lieber morgen Abend gegen 23 Uhr noch ein paar Stationen weiter als übermorgen gegen 9 Uhr. Gute Wünsche, dass ich mich da nicht irre, werden entgegen genommen.

29. Oktober 2025 – Hurra, Alltag

Heute ist der Tag, an dem ich zum ersten Mal aus einem Gespräch mit dem Chef ging und das Gefühl hatte, dass – wie sage ich – die Gesprächsführung bei mir lag. Konventionell würde man sagen: dass ich das Gespräch gewonnen habe. Ich glaube aber nicht, dass man Gespräche gewinnen kann oder sollte, Gespräche sind zum Austausch da. Früher ging ich mit einem Anliegen hinein und kam mit einem anderen (meist gegenteiligen) hinaus. Irgendwann begann ich, mir einen Zettel mit dem ursprünglichen Anliegen in die Hosentasche zu stecken. Der große Moment war, als ich noch im Raum bemerkte, dass es mir schon wieder entglitt. Seitdem versuche ich kontinuierlich, das, was ich will erst gar nicht mehr aus dem Blick zu verlieren und so nicht zwingend mit einer Zusage, aber genauso wenig zwingend mit einer Einigung auf etwas anderes aus dem Gespräch zu gehen sondern eben mit zwei unterschiedlichen Positionen, die ausgetauscht wurden und dadurch dennoch nicht gleich werden. Ich glaube, mein Chef mag das nicht, ist kein Fan der ausgetauschten Differenz.

Im Verlauf des heutigen Termins hat er mir – wie mir aber erst im Nachhinein klar wurde – zwei- oder dreimal eine Art „Verbündung“ über Nebenthemen angeboten, ich habe sie jedes Mal ignoriert. Was nichts mit ihm zu tun hat, ich bin eben kein Fan der Verbündung, auch wenn ich das Prinzip verstehe, eine Art von psychologisccher Sicherheit zu schaffen um dann entspannter die Differenzen beleuchten zu können. Nur denke ich, niemand von uns benötigt diese psychologische Sicherheit und die Art, wie sie mir angeboten wurde, war ein bisschen, naja, unterkomplex. Das Gespräch endete ohne Auflösung. Bzw. er brach es ab – er könne jetzt nichts weiter dazu sagen, müsse erst über das Gesagte nachdenken. Ich bin gespannt, wohin das führt. Also nicht das Nachdenken sondern die Situation, die sich da heute ergab.

Heute ist auch der Tag, an dem ich zum ersten Mal einen Spaghetti-Kürbis zubereitet habe und meine Güte, was für ein Quatsch! Also lecker war es durchaus. Ich buk den Kürbis erst halbiert im Ofen (dauerte fast eine Stunde), währenddessen briet ich Zwiebeln, Knoblauch, einen Rest Hackfleisch, Pilze und Blattspinat an, holte dann das Fruchtfleisch aus den Kürbishälften (wobei ich mich fragte, wie andere Leute das so machen, die Dinger sind ja viel zu heiß, um sie anzufassen und viel zu rutschig, um es ohne Festhalten zu machen?), mischte es mit dem anderen Zeug und noch mit Schafskäse und dann füllte ich das alles in die Kürbisschalenhälften zurück und überbuk es mit Parmesan. Wir aßen dann aus den Kürbisschalenhälften, natürlich auf einen Teller gelegt.

Ich sehe hier viele Möglichkeiten, den Prozess zu vereinfachen zum Beispiel indem ich wieder wie sonst Hokkaido kaufe und in Spalten auf dem Blech backe, dann mit dem Rest vermische und von Tellern esse.

Ansonsten: meine beiden Reisetage gingen gut rum, in Stuttgart habe ich im Manufactum Brot und Butter sehr gut gefrühstückt (tatsächlich auch Brot und Butter) und war dann zum Arbeiten in der Stadtbibliothek, sehr schön da, Bibliotheken haben sich auch sehr verändert, seit ich zum letzten mal in einer war. Allerdings war es da unfassbar warm, hat Stuttgart Geothermie oder was ist da los? Ich fühlte mich hinterher komplett ausgedörrt. Zum Glück hat es draußen geregnet, sonst wäre ich wohl vertrocknet.

Zwischenzeitlich hat die Zahnärztin auch die Fäden aus dem Mund gezogen, dieser Schritt fand mit 5 Tagen Verzögerung statt, weil ich es halt zeitlich nicht einrichten konnte vorher. Das war am Dienstag. Also gestern? Es kommt mir so vor, als sei diese Zahn-OP schon mehrere Wochen her und das Fädenziehen mehrere Tage. Jedenfalls erhielt ich auch die Freigabe, meinen Alltag ab sofort wieder ganz normal aufzunehen, auch alles wieder zu essen, nicht nur Schlabber. Sofort ging ich abends schimmen und knabberte danach beim Lesen rohe Möhren.

Jetzt noch zwei Tage ganz normal arbeiten. Normalität kehrt ein. Ich fand heute in einem Call sogar Zeit, mir die Nägel zu lackieren, die – ich könnte mir vorstellen, wegen der allmählichen Behebung des Vitamin-D-Mangels – gar nicht mehr beim bloßen Anschauen absplittern. Und dann geht es zum Kraulschwimmworkshop nach Hamburg, hurra hurra!

25. Oktober 2025 – Ruhetag

Ich habe die Schutzfolie auf dem Handy erneuert. Die alte war an zwei Stellen gesprungen, schon seit Monaten, so lange, dass ich schon zweimal neue Folien bestellt habe, weil ich mich beim zweiten Mal nicht mehr erinnern konnte, dass ich es bereits getan hatte. Das Aufkleben stresst mich sehr, weil ich immer Staub oder Luftblasen darunter habe, ich habe den Gedanken, dass ich mir ein spezielles Labor für diese Tätigkeit irgendwo einrichten müsste und einen Tag erwischen, an dem ich ganz besonders gut drauf bin – ruhige Hände, ruhiger Geist. Gestern ertappte ich mich bei diesen Gedanken. Ich wurde ein wenig traurig, dass ich wohl nie wieder eine neue Folie auf das Handy machen kann, denn weder sehe ich die Laborsituation vor mir noch die Sache mit der Ruhe. Ich könnte natürlich M fragen, sie ist ja nun ausgezogen und es gehört, denke ich, zum guten Ton, dass Kinder dann gelegentlich am Wochenende zum Essen kommen und Technikprobleme der Eltern lösen, und sei das das Aufbringen einer Schutzfolie. Ich horchte in mich hinein, so hat es mir die Therapeutin aufgetragen, und kam zu dem Ergebnis: I don’t feel it. Also wusch ich mir die Hände, machte die alte Folie ab, wischte beherzt mit den Minitüchlein „wet“ und „dry“ einmal drüber, brachte die Folie in einem Rutsch auf und alles war perfekt. Unklar, was mir jemals daran Schwierigkeiten bereitet hat. Egal.

Gestern war Ruhetag, beruflich nichts mehr zu erledigen, privat auch nichts Superdringliches, also nichts, das ausgerechnet an diesem Wochenende stattfinden müsste. Ich schlief aus bis kurz vor 10, saß dann im Sessel bis kurz vor 12, um 13 Uhr war ich mit M bei der Augenbrauenzupferin verabredet, sie kam direkt von einem „Nails“ Termin dorthin. Ich hingegen hatte nur Anschlussangelegenheiten, nämlich eine kleine Einkaufsrunde: Blumen, Brot, eine bestimmte Bodylotion, Tomatenmark. Es ist wahr: das Tomatenmark ist im Haushalt fast aufgebraucht. Wir haben einen unfassbaren Bedarf an Tomatenmark, ich kann das gar nicht richtig erklären, Ms Freund*innen finden es auch sehr befremdlich, in ihren Familien ist das anders. So bestelle ich bei jeder Lebensmittelbestellung per se schon einmal 5 Tuben Tomatenmark mit. Wir haben eine große braune Papiertüte, darin ist ausschließlich Tomatenmark. Also normalerweise. Jetzt nicht mehr, denn weil M nur ausgezogen ist, habe ich beschlossen, Vorräte zu reduzieren, ich brauche erst einmal alles auf und kaufe dann bedarfsgerechter nach. Das erste, was aufgebraucht war: Tomatenmark.

Blumen sind für mich jetzt wirklich schwer zu finden, also die Kombination „gefällt mir“ und „katzensicher“. Noch einen Monat muss ich herumbringen, dann endlich Adventskranz. Ich behalf mir dieses Mal mit bunten Rosen.

Als ich am späteren Nachmittag zurückkam, wollte ich endlich die Fallobstwiesenäpfel, die ich als Dankschön für die sehr kurzfristige Genehmigung eines Urlaubstages für die Ernte eben dieser bekommen hatte, zu Kuchen verarbeiten. Streuselkuchen. Weil ich noch ein halbes Päckchen Vanillpuddingpulver von irgend etwas anderem übrig hatte, schütte ich das in die Apfelmasse, so dass sie ein wenig gebunden wurde und der Boden dadurch etwas knuspriger. Sehr lecker!

Danach wollte M einmal mit mir gemeinsam die Bulgur-Frikadellen von Herrn Grün machen, damit sie genau weiß, wie das geht. Dieses Rezept ist also nun auch in der nächsten Generation verankert. Wir machten eine doppelte Portion, diese zusammen mit der Hälfte des Apfelkuchens sowie ein Schraubglas mit Waschmittel schleppte M wie kleines Eichhörnchen in ihren Bau.

Was ich sonst noch tat, weiß ich gar nicht, es war pötzlich 21 Uhr und ich war unglaublich müde, also ging ich einfach schlafen.

Eigentlich wollte ich nur sagen: das Handy fühlt sich jetzt sehr fremd an. Die Haptik stimmt nicht mehr. Mehrfach habe ich schon ohne gucken in der Tasche danach gesucht und befüchtet, es sei verloren, weil ich es zwar ertastet hatte, aber nicht erkannte.

24. Oktober 2025 – Letzter Tag der Chaostage!

Als ich morgens aufwachte, war ich sehr müde. Es war auch noch dunkel – das habe ich lange nicht mehr erlebt. Und als ich mir meinen Kalender für den Tag anschaute, war schnell klar, dass ich keine Zeit für den Weg ins Büro haben würde.

Ich loggte mich also am heimischen Schreibtisch ein und ließ während des Duschens etc. schon einmal alle Updates durchlaufen. So wurde ich nach 7:30 Uhr dann nur noch zweimal für einen Neustart unterbrochen.

Die unaufschiebbaren Aufgaben heute waren die Nachricht an den Vermieter zur Nebenkostenabrechnung und die Fertigstellung der Budgetplanung. Mit dem Vermieterschreiben war ich mittags fertig, zahlreiche Nebentätigkeiten, die nicht auf meinem Mist gewachsen waren, hatten für Verzögerung gesorgt. Dann war erst einmal Mittagspausenitalienischstunde und im Anschluss kam der Gesangsslehrer zu Besuch.

Erst um 16 Uhr war ich wieder am Schreibtisch – vorher wäre es aber auch nicht sinnvoll gewesen, denn das einzige, was noch fehlte, war Rückmeldung von verschiedenen Personen in den USA. Die hatten bis dahin ja noch geschlafen. Ein paar Stunden und unendlich viele Telefonate später machte ich eine weitere längere Pause und fuhr mit dem Rad zur Chorprobe. Auch wenn die Fäden noch nicht gezogen sind, fühlt sich der Mund ausreichend gesund zum Singen an. Dass sie noch drin sind, ist eher organisatorischen als medizinischen Umständen geschuldet: Sie hätten gestern entfernt werden können, da war ich aber in London. Heute war die Zahnärztin nicht da, Montag bin ich wieder nicht verfügbar – also bleiben sie bis Dienstag drin. Dann aber wirklich.

Die Chorprobe tat gut, ich dachte beim Singen nicht an Zahlen. Allerdings stellte ich fest, dass meine Stimme ein wenig belegt ist. Es wäre ein recht günstiger Zeitpunkt, eine Erkältung zu bekommen – noch günstiger natürlich, keine zu bekommen, aber wenn es eben sein muss, ist es jetzt nicht katastrophal, ich habe bis nächsten Samstag keine mir wichtigen Pläne, die körperliche Fitness erfordern.

Zurück zu Hause dann wieder an den Schreibtisch und um kurz vor Mitternacht war dann alles fertig und ich schickte es ab. Jetzt fehlt noch der Compensations-Teil, zu dem hatte ich von vornherein mitgeteilt, dass ich die Deadline nicht halten kann, da der Chef bis dahin nicht verfügbar ist. Eine Antwort habe ich darauf nicht bekommen. Allerdings hatte ich ja auch gar nichts gefragt, insofern OK.

Und – das fällt mir gerade erst auf: die Chaostage sind jetzt vorbei. Der Compensation-Teil ist eher ein halber Tag, natürlich ist jetzt sehr viel zu erledigen, das die letzten 2 Wochen liegengeblieben ist aber der ganz große Brocken ist weg. Jetzt kann alles ausplätschern und ab November – meinem Lieblingmonat – erwarte ich Tiefenentspannung!

23. Oktober 2025 – Tag 11 der Chaostage

Die Nacht war durchwachsen, man konnte im Hotel die Fenster nicht öffnen und obwohl ich die Klimaanlage laut Anzeige auf angenehme 18 Grad gebeten hatte, war es viel zu warm. Und die Bettdecke wieder so groß, dass es schwierig war, Körperteile hinauszustrecken, ohne Gefahr zu laufen, unter dem Gewicht eines Deckenberges elendig zu ersticken. Gegen 5 Uhr wachte ich zum ersten Mal auf, weil ich geträumt hatte, meine Wange sei da, wo die Zahn-OP war, angeschwollen. Ich untersuchte das im Spiegel und ja, irgendwie ist man ja morgens um 5 immer verquollen und das Gesicht nicht so ganz grade. Ich konnte beim Bestasten aber nichts spüren und sowieso tat auch nichts weh, also beschloss ich, weiterzuschlafen und wachte erst um 8 zum zweiten Mal auf.

20 Minuten nach dem Aufwachen war ich dann auch schon mit allem fertig, denn was soll man machen in so einem Hotelzimmer? Am längsten von allem hatte es gedauert, den Föhn zu finden (in einem der Nachttische). Dann machte ich mich auf den Weg ins Büro, nun kam ich aber wirklich zu meinem Spaziergang, der am Vortag ja leider ausgefallen war. Ich bemerkte: England riecht für mich nach Röstaromen – nach Kamin und nach Toast. In London weniger als in anderen Gegenden, aber durchaus auch.

Unterwegs bekam ich einen Anruf vom Fahrradladen, sie wollten das Rad von Herrn N zurückbringen und fragten mich, ob es „jetzt“ passen würde. Völlig auf dem falschen Fuß erwischt fragte ich zurück, welcher Wochentag denn sei und welche Uhrzeit. „Geht es Ihnen gut?“, fragte der Fahrradmensch und ich erklärte, dass ich einfach nur gerade ganz wo anders sei, geografisch wie mental. Also nannte er mir Wochentag und Uhrzeit und wir fanden ein gutes Arrangement.

Im Büro waren meine Mitreisenden alle schon da – der eine sogar seit 7 Uhr, ich war völlig irritiert und dann beruhigt, denn sie mussten alle noch Arbeiten am Budget vornehmen, die ich ja am Sonntag schon gemacht hatte. Den Vormittag über ließen wir uns dann Neuigkeiten zeigen: neu ausgebaute Flächen, neue Möbel, neue Technik, neuen SWAG, was es eben so alles in einem Büro zu zeigen gibt. Und besuchten die Bereiche, mit denen wir viel zusammenarbeiten. Dann war gemeinsames Mittagsessen, ich beschloss, dass Fish&Chips ein zahnfreundliches Essen ist. Der Backteig war allerdings ziemlich knusprig – aber meine Güte, die OP ist jetzt eine Woche her, da wird das ja wohl eher mehr als weniger zugeheilt sein. Beim Mittagessen bekam ich eine Nachricht, dass mein Flug storniert wurde, zum Glück konnte das Reisebüro mich umbuchen auf einen zwei Stunden früheren – was bedeutete, dass ich eigentlich sofort losmusste. Traurig war ich nicht, denn ich hatte den Vormittag über bemerkt, dass es mir nur noch mit unverhältnismäßig großer Mühe gelang, meine Rattenfängerpersönlichkeit aktiv zu halten.

Also beschloss ich, nachdem ich am Tisch eingecheckt hatte, noch aufzuessen und dann ein Taxi zu nehmen. Dann war noch Stau und ich kam ein weiteres Mal sehr knapp am Flughafen an – und hatte wieder Glück, die Sicherheitskontrolle war quasi leer und dann hatte der Flug sowieso Verspätung und ich saß noch über eine Stunde einfach nur herum. Und beim Herumsitzen fiel mir auf, dass ich mich gar nicht vor dem bevorstehenden Flug fürchtete. Das hatte ich schon auf dem Hinweg nicht, es da aber einfach auf Zeitmangel zurückgeführt. Jetzt hatte ich durchaus Zeit für Angst, spürte sie aber nicht in mir. Ich spürte nur leichte Freude, bald frei von jeglichen Aufgaben oder Gesprächsanliegen ein einstündiges Nickerchen machen zu können.

Im Flugzeug saß allerdings ein älterer Herr neben mir, der zum einen eine sehr schöne Jacke trug und zum anderen Kreuzworträtsel machte. In Rostock habe ich durch Violinista meine Liebe zu Kreuzworträtseln entdeckt, also zu der etwas verschlungeneren Variante. Der Herr löste solche Rätsel auf Englisch, wir kamen ins Gespräch und er schilderte mir einige Problemfälle. Viel konnte ich allerdings nicht beitragen. Nur „narwhal“ und „Pompeii“. Dann schlief ich doch ein, während ich über eine weitere Frage nachdachte.

Meinen Handgepäckskoffer hatte ich aufgeben müssen – die Maschine war komplett ausgebucht und so wurden diejenigen, die in Frankfurt keinen Anschluss mehr erwischen mussten, am Gate gebeten, das Gepäck aufzugeben. Nach der Wanderung durch den Flughafen setzte sich das Gepäckband aber gerade in Bewegung, und mein Koffer war gleich der zweite, der ausgespuckt wurde. Nachdem der Taxifahrer dann erst in die falsche Richtung davonfuhr und dann auch noch nicht richtig zuhören wollte, stritten wir, bis er mir sein Handy nach hinten gab, damit ich die Adresse ins Navi eingebe. „Haben Sie echt ein Bild von sich selbst auf dem Sperrbildschirm?!“ kam aus meinem Mund, bevor ich es verhindern konnte. Es hätte ja auch ein geliebter Zwillingsbruder sein können. War es aber nicht. „Naja ich finde das Bild ganz gut, das war direkt nach Friseur!“, wand sich der Fahrer ein wenig. Warum auch nicht, ich mache ja auch fast jeden Tag ein BeReal. Nach dem etwas unglücklichen Start war die – nun ja recht lange Fahrt – dann doch angenehm.

Und dann war es Zeit für den Sessel!

22. Oktober 2025 – Tag 10 der Chaostage

Selten bin ich so unvorbereitet gereist. Morgens um 8 den Koffer gepackt, um 8:30 kam die Leckortung, um 9 Uhr saß (stand) ich im Zug ins Büro. Dort war wieder „Tag der Anliegen“ – Personen meckern darüber, dass andere Personen ständig meckern und es sind halt alle möglichen Leute krank und alle möglichen Leute finden das doof. Meine These ist, dass die Auslastung einfach zu niedrig ist, wäre sie höher, wäre keine Zeit zum meckern und doof finden. So geht es mir ja. Ich habe dem Alltag gegenüber derzeit eine freundlich-gelassene Neutralität, weil ich wirklich nicht noch Energie aufwenden kann, mich über Unabänderliches aufzuregen. So hatte ich vor diesem Flug auch keine Flugangst. Einfach mangels Zeit dafür.

Um 12:45 Uhr wollte ich eigentlich los Richtung Flughafen, kam aber erst um 13:15 aus dem Turm und hatte um 13:45 einen Security-Slot gebucht. Der Taxifahrer fuhr Schleichwege und wir plauderten über seine kürzliche Reise nach Russland – er fand es nicht schön dort, natürlich tolle Häuser in den großen Städten doch die Wohngebiete sehr trostlos und schmutzig und zusätzlich waren die Menschen dort zu ihm überwiegend unfreundlich, er vermutet, weil er kein Russisch sprach. Drei Wochen lang sei er in den Frühstücksraum gegangen und habe „Good Morning!“ geschmettert und nie kam eine Antwort. Ich fragte natürlich, wie er auf die Idee gekommen war, ausgerechnet in Russland Urlaub zu machen. Er verstand meine Frage nicht. Ich wurde konkreter: was ist mit der gesellschaftlich-ethischen Perspektive und was mit der Sicherheitslage? Er verstand weiterhin nicht. „Überall ist doch immer irgendwas“, sagte er. Ich nahm das als Erinnerung mit, wie selbstverständlich man die eigene Sicht für die naheliegende hält, und dass andere natürlich ebenso denken – nur eben aus einer ganz anderen Richtung heraus.

Am Gate fand ich endlich Zeit, nachzuschauen, in welche Hotel ich nun eingebucht wurde und wo die abendliche Feier stattfindet und wie ich dahin kommen könnte. Einen Fahrer hatte ich abgelehnt, die Strecke von Heathrow nach London City mit dem Auto zu fahren, ist nur etwas für geduldige Menschen. Die Bahn ist viel schneller und als ich sah, dass die Picadilly Line quasi vor dem Hotel hält, freute ich mich sehr. Zur Abendveranstaltung wollte ich dann laufen, denn sie fand eine halbe Stunde entfernt statt und das Wetter war angenehm.

Zunächst einmal wurde ich aber schon auf dem sehr kurzen Weg ins Hotel fast überfahren, weil ich nämlich vergessen hatte, dass in England Linksverkehr ist. Und noch etwas hatte ich vergessen, und war deshalb höchst irritiert, als mein Kalenderwecker losbrummte, als ich gerade nass aus der Dusche kam: Zeitverschiebung! Und die Einladung für abends war ohne Zeitzonenlogik eingestellt worden, so dass sie auf 19 Uhr beharrte, obwohl hier 18 Uhr die korrekte Zeit gewesen wäre. So fehlte mir eine volle Stunde und statt 30 Minuten gemütlich zu Fuß zu gehen sprintete ich zurück zur U-Bahn, diesmal Central Line, wie ich im An-den-Schildern-vorbeilaufen herausfand. Man kann in London sehr gut intuitiv U-Bahn fahren, es ist sehr übersichtlich und gut beschildert und um Fahrkarten muss man sich nicht kümmern, nur das Handy mit irgendeinem Zahlungsding vor eine Säule halten.

Das Essen war hervorragend, ich hatte als Vorspeise gratinierten Ziegenkäse, als Hauptgericht eine gebratene Blumenkohlscheibe mit Kapern und karamellisierter Butter und als Dessert einen Lemon-Meringue-Pie. Alles auch mehr oder weniger zahntauglich. Wein ließ ich weg, ich mag ja keinen Wein – hier ein etwas irritierendes Erlebnis, denn als ich dem Kellner gesagt hatte, er könne das Glas abräumen, schlossen sich noch drei Personen an. Ich sagte kurz, dass es mich nicht stört, wenn andere Wein trinken – darum ging es aber nicht, alle drei sagten, sie würden eigentlich sowieso keinen wollen und wollten nur nicht die einzigen sein. Nun. Ich bin oft gerne die einzige mit irgendwas. Eine andere Herangehensweise, scheint mir.

Nach dem Essen übergaben wir die Abschiedsgeschenke. Die Kuckucksuhr, die ich mitgebracht hatte, sorgte für Freude. Aus Belgien gab es wirklich eine riesige Menge Pralinen, es ist sehr gut, dass ich nicht noch weitere Süßigkeiten mitgebracht habe.

Jetzt bin ich in einem völlig überdimensionierten Hotelzimmer, das ich eigentlich gern angemessen bewohnen würde, doch habe ich wirklich nur Minimalgepäck dabei, also vermutlich gar nicht ausreichend Gegenstände, um auf jeder Ablagefläche irgendwas abzulegen. Und ich verbringe hier ja auch nur ungfähr 8 Stunden.

21. Oktober 2025 – Tag 9 der Chaostage

Ich konnte oder musste – je nach Blickwinkel – heute erst später los, weil ich noch einen Arzttermin hatte. So wachte ich gegen halb 8 ohne Wecker auf und legte erst einmal die gesamte Wäsche zusammen. Die große Waschaktion nach Wasserschaden geht nun in die zweite Runde, dann sind wir wieder auf einem normalen Level angekommen. Eine Maschine startete ich gleich, in der Hoffnung, dass die Putzhilfe, die später kommen würde, das Aufhängen übernähme.

Ich war hungrig, hatte aber keine Frühstücksidee. Ich kann kein Schlabberschlabber mehr sehen. Ich bereitete mir eine Scheibe Brot mit Käse zu und lutschte die abgebissenen Stücke sehr gründlich weich, bis ich sie mit den Zähnen leicht zerdrücken konnte. Ein sehr zeitaufwändiges Verfahren, nach einer halben Scheibe Brot wurde ich zu ungeduldig und blieb lieber hungrig.

Mir fiel nichts ein, was ich sonst noch zu Hause tun könnte. Etwas Entspannendes gelang mir angesichts eines übervoll gepackten Tages nicht, also fuhr ich mit dem Rad einfach schon einmal los, denn es war wunderschön herbstliches Wetter mit weicher Regenluft, so dass ich ein wenig an den Main fahren wollte. Bis mir unterwegs dann einfiel, dass ich ja gar nicht wirklich Radfahren soll. Es wäre dann ein guter Moment gewesen, auf einen Kaffee irgendwo einzukehren. Nur ist dann eine umständliche Mundreinigung erforderlich und dazu hatte ich natürlich auch wieder keine Lust. Meine Güte. Glücklicherweise kam ich bald an einem offenen Tor vorbei, das in eine Hinterhofgegend führte, die ich noch nicht kannte. Ich nutzte die Gelegenheit, parkte das Rad und schnüffelte herum. So verging die Zeit bis zum Termin.

Um kurz nach 11 war ich dann im Büro. Zahlen, Zahlen, Zahlen, Personen wussten nicht, dass sie zuständig sind, andere hatten vergessen, dass sie zuständig sind, andere wiederum hatten etwas nicht verstanden oder waren noch nicht so weit, einige natürlich auch im Urlaub oder krank. Mittags schon wieder das Gefühl, dass ich jeden Moment verhungere, es gab in der Kantine zahntaugliche Spätzle, unter die ich mir Erbsen und Möhren mischen ließ. Im Schrank hatte ich dann als Dessert noch ein Glas Apfelmus. Schlabberschlabber.

Gegen 18 Uhr reichte die Konzentration nicht mehr für weitere Zahlen, so dass ich umschwenkte auf ein paar Alltagsdinge, die ja auch erledigt werden müssen. Arbeitsverträge durchsehen, Rechnungen freigeben, Fragen beantworten. Und um die Nebenkosten wollte ich mich ja kümmern, doch um 19 Uhr ereilte mich von Herrn N die Nachricht, das für den Rosenkohl in Hoisin-Soße der Rosenkohl fehlte. Ein Notfall sozusagen! Ich beschloss, die Nebenkosten einen weiteren Tag liegen zu lassen und weil ich es hasse, an Dinge erinnert zu werden, schrieb ich selbst dem Vermieter, dass ich den angekündigten Termin nicht halten kann, mich jedoch bis Ende der Woche melde. Dann eilte ich zur Rettung des Abendessens, fuhr erst mit der Bahn und dann nochmal mit dem Rad und erwischte eine Packung TK-Rosenkohl.

Während Herr N fertigkochte, bleckte mich ein Post-It an der Waschmaschine an, hinterlassen von der Putzhilfe, es sagte „noch Wasser – kaputt?“. Die Waschmaschine wollte nicht fertig abpumpen. Wirklich ein Affront – erst darf sie während eines Wasserschadens nicht laufen, dann darf sie wieder und verweigert. Das konnte ich nicht akzeptieren und Schritt zur Fehlersuche, die mich schnell zur Grobkörperfalle führte. Darin fanden sich zwei Haarnadeln (von M), ein Knopf (unklar von wem) und ein Dings (von einer Hose von Herrn N). Nach Entfernung der Gegenstände lief – läuft – die Maschine wieder einwandfrei.

Ursprünglich hatte ich geplant, heute noch das Köfferchen für die Reise nach London morgen zu packen. Bei den letzten Reisen ist mir aber aufgefallen, dass abends packen für mich doppelte Mühe ist, denn ein paar Dinge benötige ich ja bis zum nächsten Morgen noch. Knirschschiene, Lieblingskopfkissen, Ladegerät und so weiter. Ich muss den Vorgang also zweimal anfassen, zweimal darüber nachdenken, das versuche ich üblicherweise zu vermeiden, es ist nicht energieeffizient. Ich werde also erst morgen packen und mir nur beim Einschlafen schon einmal durch den Kopf gehen lassen, welche Art von Capsule Wardrobe mich mit Minimalgepäck durch alle geplanten Termine bringt. Die ich im übrigen auch teilweise noch vereinbaren muss. Immerhin bin ich schon eingecheckt.

20. Oktober 2025 – Tag 8 der Chaostage

Wieder gut geschlafen. Ich fühle mich momentan körperlich fitter als üblich, möchte aber keine Kausalität zur Chaossituation herstellen. Eher ist es vielleicht so, dass durch die konsequente Supplementierung die Mangelerscheinungen an Eisen und Vitamin D, die meine Blutuntersuchung ergab. langsam ausgeglichen werden. Dabei hatte ich mich ja auch nie unfit gefühlt. Jetzt fühle ich mich nur einfach noch besser. Irgendwann wird es unerträglich gut sein!

Auf dem Weg ins Büro hatte ich noch Dinge zu erledigen – Rezept abholen und einlösen, dergleichen. Das konnte ich alles auf dem Weg zur Bahn erledigen, denn der Schienenersatzverkehr ist zunächst einmal vorbei, die Bahn fährt wieder. Ich konnte mich gar nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt damit gefahren war, vor SEV war ja noch so gut wie immer Fahrradwetter und davor hatte ich Urlaub und davor war auch wieder SEV – jedenfalls, plötzlich war Herbst, ich komme morgens und abends im Dunkeln an der Haltestelle an, das war unerwartet.

Im Büro hielt ich mich 10 Stunden auf. Zwei davon konnte ich den Tätigkeiten nachgehen, die ich geplant hatte (eine Stunde Meeting, eine Stunde Zahlen), die übrige Zeit ging dafür drauf, Personen von irgendeiner merkwürdigen anderen Ebene, die dem Büroleben nicht zuträglich ist, zurück in das Leistungsgefüge zu führen. Wir haben ein Kümmer-Vakuum im Büro. Der Chef steht für so etwas per se nicht zur Verfügung, also: nur im Äußersten. Ich habe an Kümmern keinerlei Interesse, jedoch gibt es eine oder zwei Personen, die Interesse an der Kümmererinnenrolle haben, sie jedoch auf eine Weise ausüben würden, die mir sehr gegen den Strich geht. Daher muss ich in dieses Vakuum springen und mich Kümmern, bevor es jemand anders tut. This too shall pass. Warum sich überhaupt dauernd wer kümmern muss, kann ich nicht sagen, ich habe beruflich überhaupt noch nie zu irgendwelchen zwischenmenschlichen Themen intern Rat gesucht sondern wende mich mit sowas an Freund*innen, Beratungsstellen oder vertrauensvoll an das Internet.

Mit meinen Zahlen geht es nun in die zähe Phase, in der ich nicht mehr selbst machen kann sondern auf Antworten angewiesen bin. Manche kamen heute, andere kamen nicht, manche Personen, die als zuständig benannt waren, erklärten sich als nicht zuständig. Das übliche. Viel mailen, viel telefonieren, viel chatten, Jägerin und Sammlerin von Auskünften. Ich bin in dem Thema jetzt entspannt, würde sagen, 98% sind erledigt, der Rest wird kommen und wenn nicht, ist es egal. Dann muss aber noch die Verteilung geregelt werden, das ist die nächste Deadline (Freitag) und ich kann sie nicht halten, weil der Chef vor Übermittlung abzeichnet und er hat erst nächsten Dienstag Zeit dazu. Nun. Das gibt mir einen halben Tag für das weitere sehr dringende Thema, nämlich eine strukturierte Aufstellung der offenen Punkten zur Nebenkostenabrechnung, die ich für heute versprochen und nicht geliefert habe. Üblicherweise wird ja der angekündigte Geschäftstag abgewartet und am nächsten Morgen hat man irgendwas zu tun und fragt dann Mittags endlich genervt nach. Ich würde das also gerne morgen Vormittag abschicken, vor der genervten Nachfragte. Nur habe ich morgen Vormittag einen Arzttermin und überhaupt noch nicht mit einer Verschriftlichung angefangen – nachgedacht habe ich natürlich bereits. Wie praktisch es wäre, wenn man einfach partiellen Zugang zum eigenen Gehirn geben könnte, wie zu einer Dropbox!

Vor Feierabend buchte ich mir noch für Mittwoch einen Security-Slot am Flughafen und brachte den Kalender in Ordnung – was hauptsächlich bedeutete, dass ich alle offenen Aufgaben außer „Budget“, „Compensation“ und „Nebenkosten“ auf die nächste Woche ab Mittwoch verschob.

Zu Hause hatte Herr N gekocht, sehr lecker, doch eine Erkenntnis: Blattsalat essen ist, wenn man nicht mit Zahnkontakt kauen darf, unmöglich. Sahnetorte hingegen funktioniert super! Lernen wir daraus!

19. Oktober 2025 – Nase wieder in den Wind

Dieses Kortison scheint komische Träume zu machen. In meinem Traum saß ich mit meinen Freunden und Freundinnen zusammen, eine Kamingesprächssituation, es ging um mich, ich war nämlich in Wirklichkeit der Teufel und nun hatten sie es herausgefunden und – so, wie ich sie kenne – sachlich und stringend in einer Argumentationskette zu dieser einen zwingenden Schlussfolgerung gebracht. Wie gesagt, sie hatten Recht, es war eine weitere missliche Situation für mich. Ich war nicht um mich besorgt, warum sollte der Teufel das sein, doch es war irgendwie ärgerlich, dass jetzt alle Pläne scheitern und irgendwie traurig, voraussichtlich diese Freundschaften zu verlieren. Ganz so weit waren wir aber noch nicht. Im Traum wurde die Vorgehensweise noch ausdiskutiert, ethisch betrachtet war man der Ansicht, mich vernichten zu müssen, pragmatisch betrachtet wusste niemand, wie dabei wohl konkret vorzugehen wäre. Ich selbst war, wie gesagt, entspannt und überlegte eher, ob ich alle doch noch irgendwie dazu bringen könnte, halt in Ermangelung einer optimalen Lösung einfach so weiterzumachen wie zuvor, es war doch eigentlich alles gut, warum die ganze Aufregung nur wegen einer überraschenden Erkenntnis, die man doch auch einfach wieder vergessen könnte.

Dann wachte ich leider auf, die Katze lag wieder neben mir.

Frühstück war schwierig. Ich esse gern Dinge, die man richtig kaut. Brot mit harter Kruste, Nüsse, Crunch, solche Sachen. Ich zerbeiße auch gerne Eiswürfel, naja, nicht unbedingt zum Frühstück. Ich darf momentan nicht richtig kauen, auch nicht auf der anderen Mundseite. Also muss ich Schlabberkram essen. Heute früh war das Rührei, ungetoastetes Toast und ein Rest Porridge von gestern. Dazu ein Milchkaffee (Kaffee darf ich wieder). Schlabberschlabber.

Die Wohnung ist derzeit tiptop aufgeräumt, nach einer Ausfallzeit von einer Woche weiß man Wasch- und Spülmaschine wieder richtig zu schätzen. Was sollte das, dass wir jemals ausdiskutiert haben, wer die Spülmaschine jetzt ausräumt? Es ist doch toll, sie ausräumen zu können, weil sie fertig gespült hat, alles sauber und glänzend, und dann darf man sie sogar wieder einräumen, dabei Getränkereste in der Spüle entsorgen statt in einer Schüsssel und dann im Klo, und dann steht nichts mehr herum, wie schön das alles ist! Fast konnten Herr N und ich uns nicht einigen, wer an dieser Schönheit nun durch Ausräumen direkt partizipieren darf. Aber dann machten wir es wie immer: er die Spülmaschine, ich die Waschmaschine. Die ja auch ganz toll ist! Jeden Tag kann man nun wieder ein neues Küchenhandtuch nehmen und kleckern ist nicht schlimm, es sind genug Putzlappen da. Ich hätte gern aus lauter Freude sofort wieder die Fenster geputzt, aber die sind ja noch sauber.

Gegen Mittag setzte ich mich daher an den Schreibtisch, um mich aus dem Auge des Sturms wieder mitten in das Geschehen zu begeben. 274 Mails waren seit Donnerstagmorgen aufgelaufen. Zwei längere Anrufe konnte ich auch erledigen – die eine Kollegin war gerade auch online und der eine Dienstleister arbeitet standardmäßig Donnerstag und Freitag nicht, da hat er die Kinder und statt dessen Samstag und Sonntag.

Ich bin jetzt mit meinen Zahlen wieder exakt so weit, wie ich ursprünglich zum jetzigen Zeitpunkt sein wollte. Nicht weiter, leider. Aber auch nicht mehr im Rückstand. Die nächste Woche wird also, wie geplant, sehr dicht und stürmisch und vermutlich chaotisch, aber nicht unmöglich.