Allgemein

11. Januar 2024

Echt ärgerlich, dass ich das „durchgemangelt“ gestern schon verbraucht habe. Jetzt fällt mir kein passendes Wort für meine aktuelle Zustandsbeschreibung ein.

Morgens hatte ich eine gute Idee, ich erinnerte mich nämlich dass ich an einem Supermarktparkplatz mit Packstation vorbeikommen würde – wenn ich schon im kleinen Blechkästchen herumsitzen und Steuerungsbewegungen ausüben muss, kann ich das mit etwas Nützlichem verbinden und Pakete wegbringen. Es waren zwei Mäntel zurückzusenden, einer bleibt, ich brauche nämlich einen schwarzen Mantel für eine Beerdigung. Eigentlich war ich der Ansicht, dass ich generell nie mehr einen schwarzen Mantel benötige, ich trage ja immer schon schwarze Hosen und oft schwarze Shirts/Pullover/Strickjacken, ich habe blaue, rote, schwarz-weiße Mäntel, völlig ausreichend. Aber ich hatte den Anlass „Beerdigung“ übersehen, konkret „Beerdigung im Februar“, zu der ich nicht einfach nur im Blazer auftauchen kann. Also bestellte ich drei Mäntel zur Auswahl, ich glaube, die Größen wurden wieder geändert, jedenfalls waren zwei zu groß und der dritte war zum Glück der, der mir sowieso am Besten gefiel. Und die anderen sind nun auch schon auf dem Rückweg, weniger Zeugs in der Wohnung, Hurra!

Gleich um 10 war Italienischstunde, ich konnte die Hausaufgaben nicht, weil ich die Regel, die uns beigebracht worden war, für unwahr hielt. Also erledigte ich die Aufgabe gemeinsam mit Cucinacasalinga vor dem Unterricht und äußerte dabei den Verdacht, dass unsere Regel nicht „alles“ ist sondern irgendsoeine kleine Teilregel für untere Sprachniveaus, damit man nicht allzu schräg spricht. Keine Sprache meiner Kenntnis funktioniert nach eine solchen Regel, sie ergibt in keiner mir bekannten Sprachlogik einen Sinn und es geht ja immerhin um Italienisch, eine nah verwandte Sprache zu den anderen Sprachen, die ich spreche, nicht irgendetwas völlig abgefahrenes. Im Unterricht stellte sich dann heraus, dass ich Recht hatte. Es ist eine Regel für Anfängerinnen. Damit es nicht zu komplex ist. Nunja. Unterkomplexität verwirrt mich offenbar so sehr, dass dann bei mir gar nichts mehr geht.

Der Rest des Tages wurde dann sehr intensiv, mein Kopf war irgendwann rappelvoll und ich packte einfach alles unsortiert in den Schrank und brach nach Hause auf. Wenn ich mit dem Auto im Büro bin, drehe ich wenn ich gehe immer eine kurze Runde und frage, ob irgendwer Richtung Offenbach und alles, was auf dem Weg liegt, mitfahren will. Dann ist es nicht ganz so langweilig. Heute kam eine wissenschaftliche Mitarbeiterin mit, die ich noch gar nicht näher kannte, das war besonders schön. Morgen werde ich selbst gefahren. Fragmente hat sehr früh einen Termin bei mir in der Gegend und nimmt mich anschließend mit und dann auch auf dem Rückweg wieder, sonst würde es wegen des Streiks natürlich nicht funktionieren. Wenn ich großes Glück habe, machen wir noch einen Abstecher zu Mr. Wash auf dem Rückweg. Ich freue mich sehr auf morgen!

10. Januar 2024

Durchgemangelt. Heute habe ich mir 1,5 Stunden lang von einem Team erzählen lassen, was alles schlecht ist (das war so geplant – ans Aufräumen der schlechten Sachen machen wir uns dann peu à peu), dann 1,5 Stunden lang im Keller herumgewühlt, weil da wirklich – ganz ungeplant – alles extrem schlecht ist und dann noch 1,5 Stunden auf dem Bau, um dort zusammen mit dem Mitarbeiter mit den Handwerkern, die heute da waren, ins Gespräch zu kommen, Dinge zu erfahren, Dinge zu platzieren, Strippen zu ziehen. Zwischendurch habe ich Pommes gegessen und mir vorgestellt, ich wäre im Schwimmbad und kleineren Irrsinn verwaltet wie Personen, die vergessen haben, dass sie am Arbeitsplatz erwartet werden und anderen Personen, die sich am Arbeitsplatz aufhalten möchten, obwohl sie planmäßig nicht arbeiten. Zum Abschluss noch ein grober Compliance-Verstoß. All das mit Unterleibskrämpfen und Kopfschmerzen. Meine Güte.

Wunderschön war der Blick aus dem Fenster. Wenn es sehr kalt ist, nimmt die Stadt von oben betrachtet Pastellfarben an. Der Sonnenuntergang sah aus wie rotglühend-flüssiges Metall und danach tiefschwarzer Himmel mit Sternen, ganz klar und kalt. Wunderschön. Tatsächlich finde jetzt auch ich die Temperaturen mal kalt. Das ist angenehm. Die Sache mit der Mütze habe ich wieder aufgegeben, das war zu viel, aber in Jeans bekomme ich am Bahnsteig kühle Beine, das mag ich. Wobei ich heute ja Auto gefahren bin und morgen auch, wegen bestreikter Bahn, morgen kommen dann übrigens die Bauern und Bäuerinnen nach Frankfurt, wohl gegen 9 Uhr, ich versuche, vorher durchzukommen und plane, gegen 7 Uhr aufzubrechen, das passt mir nicht gut, weil bei uns ja erst um 10 wirklich der Puls zu schlagen beginnt, man kann durchaus früher kommen aber daraus ergibt sich nicht, dass man früher wieder herauskommt, es ist also eher dumm, das zu machen. Morgen muss ich in dieser Hinsicht dumm sein, anders wäre es noch dümmer, also im Stau herumzustehen, ich gehe ja tausend Mal lieber ins Büro, als in einem Auto zu sitzen, zumal in einem, das nicht fährt. Ich bin echt ganz sicher, dass man sich zu irgendeinem späteren Zeitpunkt rückblickend über Menschen in diesen kleinen Blechkästchen, in denen man noch nicht einmal stehen kann, unglaublich belustigen wird, eigentlich unfassbar, dass jetzt noch niemand außer mir diese Absurdität sieht. Es ist zum Schreien komisch! Ich muss sehr lachen, während ich hier im Sessel sitze, Herr N guckt mich an, als sei ich verrückt, in Wirklichkeit sind alle anderen verrückt.

Egal, ich hoffe jedenfalls, der Abend wird morgen nicht allzu lang, natürlich muss ich warten, bis die Bauern und Bäuerinnen wieder weg sind, denke aber, da wird auch auf den Höfen noch zu tun sein, die mit Tieren müssen sicherlich irgendwann wieder los, was man mit Feldern um diese Jahreszeit jetzt macht, weiß ich nicht, vielleicht nutzen die mit Feldern auch den langen Donnerstag in der Stadt, wobei es den ja gar nicht mehr gibt, ein Glück.

9. Januar 2024

Ich möchte zunächst eine Warnung aussprechen, es ist möglich, dass die Welt heute noch implodiert. Kurz vor Feierabend nämlich saß ich mit zwei Mitarbeiterinnen zu einer Besprechung zusammen und wir merkten, dass eine Info fehlt, die vom nOC kommen müsste, der war aber nicht da, also griff ich zum Telefon und rief ihn an. Es antwortet aber nur die Mailbox und ich sprach kurz darauf, so in etwa in der Art „Hallo, Frau N hier, uns fehlt von Ihnen noch die Info, ob wir den Bewerber*innen absagen können.“ Als ich auflegte, herrschte Stille im Raum, vier Augen starrten mich an, blanke Panik im Blick. „Was is?!“, fragte ich irritiert und die eine sagte: „DU HAST DEM CHEF AUF DEN ANRUFBEANTWORTER GEGENDERT!“

Ja, so ist das wohl. Ich arbeite ja in einem Umfeld, in dem gendergerechte Sprache als ein bisschen crazy angesehen wird. Für mich selbst habe ich 2019 beschlossen, meinen Sprachgebrauch gendergerecht umzustellen und zunächst einmal mit der schriftlichen Form angefangen, da habe ich mehr Zeit, mich zu sammeln und zu sortieren als beim Sprechen. Zunächst schrieb ich nur noch gegendert, später unterschrieb ich auch nur noch gegenderte Texte, wobei ich in aller Regel keine Sonderzeichen verwende, das würde in meinem Umfeld verstören. Gleichzeitig mag ich persönlich keine substantivierten Adjektive oder Partizipien und auch keine Umschreibungen mit dem Passiv, die finde ich nicht schön, ist ja Geschmackssache und so verwende ich mehr Sachbezeichnungen, sexusindifferente Personenbezeichnungen, Relativsätze und besonders direkte Anreden. Es hat ja sowieso jede Person beim Schreiben einen eigenen Stil, meiner hat sich nun halt in diese Richtung entwickelt.

Erst kam es mir ganz merkwürdig vor, also so um 2019/2020 herum und ich seufzte immer ein wenig, wenn ich wieder was umformulierte. Mittlerweile hat sich das komplett gedreht, ich seufze nun, wenn mir doch mal ein generisches Maskulinum irgendwo reingerutscht ist und fühle mich kurz unwohl, wie bei einem Faux-Pas.

Vor ca. 2 Jahren fand ich, ich könnte den Effort jetzt auch beim Sprechen machen, Übung war schließlich mittlerweile vorhanden. Schwierigere Sache für mich, ich denke üblicherweise nicht so viel nach vor dem Sprechen, weiß nie so genau, wo ein begonnener Satz endet (beim Schreiben ehrlich gesagt auch nicht, aber da kann ich ja nochmal nachgucken), mit der Zeit wurde es aber auch beim Sprechen einfacher, nur in sehr langen Gesprächen, zum Beispiel Vorstellungsgesprächen, bei denen es dann immer wieder um die Beschreibung des Arbeitsumfeldes, um die Belegschaft mit ihren unterschiedlichen Positionsbezeichnungen geht, kam ich weiterhin nie schnell genug auf die Formulierungen oder verhaspelte mich in Doppelformen, so dass ich mich schlussendlich für den Glottal Stop entschied – jederzeit spontan noch einfügbar und minimalinvasiv, meiner Meinung nach. Privat mache ich den sowieso. Beruflich allerdings in Gesprächen mit Personen, von denen ich weiß, dass sie sich daran stören, eben nicht – es ist ja völlig unnötig, Sachthemen über Bord zu werfen für eine einzelne Ausprägung einer sprachlichen Haltung, die auch völlig anders ausgedrückt werden kann, Möglichkeiten gibt es ja eben genug.

Jetzt ist es aber wohl so, dass ich auf den Anrufbeantworter gegendert habe. Auch okay, ich denke – im Gegensatz zu den anderen – nicht, dass da was implodiert. Im Gegenteil, der nOC kann es sich zur Gewöhnung gleich ein paar Mal anhören, es sieht ja so aus, dass ich das sowieso jetzt aus meinem normalen Sprachgebrauch nicht mehr rauskriege, es werden sich also zukünftig alle arrangieren müssen, da kann er ganz vorn mit dabei sein, das ist eine tolle Chance.

Für ein sprachliches Problem habe ich übrigens noch keine ganz zufriedenstellende Lösung gefunden. Nämlich wenn eine Person morgens später kommt, jemand fragt „wo ist denn xy“ und meine Antwort wäre „kommt später, ist beim Arzt“. Das ist für mich so ein feststehender Ausdruck, dass alles andere auf mich konstruiert wirkt. „Kommt später, holt sich noch medizinischen Rat“ ist affig, „Kommt später, lässt noch was abklären“ viel zu vage, „Kommt später, ist noch in der Praxis“ ergibt keinen Sinn. Mit Frau Herzbruch habe ich das vorhin erörtert und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ich ja jetzt 51 Jahre lang „ist beim Arzt“ gesagt habe und daher nun die nächsten 51 Jahre einfach „ist bei der Ärztin“ sagen werde. Das finde ich eine gute Lösung. Falls Sie eine noch bessere haben, aber immer gerne her damit.

8. Januar 2024

Heute war ich müde. Ein bisschen Spaß musste aber trotzdem sein. Gleich morgens, beim Kaffee holen – nein, Tee, ich mag derzeit keinen Kaffee – stand ich dort mit der Chefsekretärin und jemand anders kam herein, er fragte, wann der nOC denn mal wieder vor Ort sei. Die Chefsekretärin seufzte ein wenig, vermutlich Donnerstag, oder eher Freitag, möglicherweise aber auch doch nicht, nächste Woche eher nicht, vielleicht die darauf. Man könne ihn aber natürlich jederzeit erreichen, also nicht alle, aber sie selbst schon, sie könne Nachrichten gerne aufnehmen.

Ich warf in den Raum, ich würde mich gerade zufällig an diese Geschichten erinnern, in denen ein Herrscher schon lang tot war oder gefesselt in einem Keller lag aber das Personal so tat, als sei er noch da, in Wirklichkeit aber ganz nach eigenem Gutdünken entschied. „Wann haben Sie den nOC denn zum letzten Mal gesehen, also: nicht im Video, so in Fleisch und Blut?“, fragte ich den Dritten. „Beim Jahresendgespräch im Dezember!“, sagte er sofort. „Na aber war das nicht per Video?“, fragte ich. „Ach ja, aber das war, weil wir verschnupft waren, also jemand war verschnupft, ich weiß nicht mehr, wer…“. Die Stille ließ ich wirken. Dann rollte ich ein wenig die Schultern, zupfte den Teebeutel aus der Tasse und sagte „Dann machen wir mal weiter, nicht wahr?“ und ließ die beiden stehen.

Was mich ansonsten den ganzen Tag beschäftigte: Ich hatte eine Mützenfrisur und zu warme Schuhe. Vielleicht tragen junge Menschen ihre Mütze immer den ganzen Tag wegen des Problems Mützenfrisur. Ich hatte eine Frisur wie Caesar in Das Leben des Brian. Zusätzlich waren meine Schuhe zu warm. Es war sehr inkommod.

Achja, ich war so müde, weil mich morgens um 6 ein piepsender Rauchwarnmelder weckte. Also kein Alarmton sondern der nervige Störton, wenn die Batterie leer wird. Ich schlug erst ein paar Mal mit dem Besen gegen das Ding, ohne Erfolg, es blieb mir nichts anders übrig, also morgens um 6 mit der Leiter die 3,60 m Deckenhöhe zu erklimmen und ihn abzumontieren. Dabei begann er zu fiepen wie besessen, öffnen oder ausschalten ließ er sich nicht also versenkte ich ihn in einem Eimer mit Wasser. Nach kurzer Zeit war er still. Als ich ihn heute am Abend aus dem Eimer hinausnahm, sah ich ein Schild darauf „Austausch empfohlen Juni 2022“. Nun ist es so: wir hatten hier zu Anfang private Rauchwarnmelder in der Wohnung, in denen ich halt alle 2 Jahre die Batterien gewechselt habe, mit Kalendererinnerung, an Samstagnachmittagen, nicht montagmorgens um 6.

Dann wurden Rauchwarnmelder Pflicht und die Hausverwaltung befand, man müsse das Thema zentralisieren, generalisieren, also alle sollten jetzt von den Stadtwerken Rauchwarnmelder bekommen, die auch – gleichzeitig mit dem Ablesen von irgendwas, was aber mittlerweile digital erfolgt und daher sowieso als Vor-Ort-Termin entfällt – von den Stadtwerken gewartet werden, die Batterie soll 10 Jahre halten, Batterietausch ist, wie ich auf dem Melder heute las, nicht möglich. Jedes Jahr kommt jetzt also jemand, drückt von unten mit einer Art Besenstiel gegen den RWM, ein Ton dröhnt, ein Haken wird auf einem Klemmbrett gemacht. Aber auf das Haltbarkeitsdatum schaut offenbar nie jemand. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass die Dinger schon länger als 10 Jahre an der Decke kleben und nun eben nach und nach die Batterien schlapp machen, neulich, also im Sommer glaube ich, vielleicht war es auch letzten Sommer, hatte ich das Problem ja schon mit dem Gerät im Gästezimmer.

Ich bin sehr unzufrieden. Wenn ich für eine Dienstleistung bezahle, soll sie auch erbracht werden und ich zahle, habe ich vorhin nachgeschaut, Gerätemiete und Gerätewartung. Und die Geräte sind da. Das ist wichtig. Als ich nämlich kürzlich in unserem neuen Stockwerk das Innenleben der Decke anschaute und mir erklären ließ, sah ich Brandschutzklappen und zwei davon sahen viel neuer aus als die anderen, also fragte ich, ob die kaputt waren und ersetzt wurden. So war es aber nicht, erklärte mir der Deckenfachmann. Da waren keine, die seien wohl damals, beim Bau des Turmes, ähm, vergessen worden. Jetzt war ich doch sehr erstaunt, die Brandschutzklappen im Turm werden ja halbjährlich vom TÜV überprüft.

Auch das konnte mir der Deckenfachmann aber erklären: der TÜV überprüft natürlich die vorhandenen Brandschutzklappen. Ob irgendwo eine Brandschutzklappe sein sollte oder nicht, entscheidet nicht der TÜV sondern die Branddirektion, die kommt aber ja normalerweise nicht, nur bei Umbauten. Also wenn irgendwo eine Brandschutzklappe fehlt, ist das für die TÜV-Prüfung egal, weil sie ja auch beim TÜV auf dem Klemmbrett fehlt, alles abgehakt, Prüfung bestanden. „Bei so einem Gebäude vergisst man immer irgendwas und diese zwei Klappen bei Ihnen sind ja jetzt da, kein Grund zur Aufregung“, sagte der Deckenfachmann und mein Mitarbeiter hielt mir den Mund zu und sagte „Wir gehen gleich in den Keller und lassen es da raus, hier sind zu viele Leute, die wir noch brauchen“.

So machten wir es. Der nOC liegt übrigens nicht gefesselt im Keller. Ich rufe morgen die Hausverwaltung an. Also meine, wegen des Rauchwarnmelders, nicht die vom Turm, da haben alle Corona oder Burnout oder sonstwas, jedenfalls ist da niemand mehr oder sie verstecken sich vor uns. Aber auch nicht im Keller.

7. Januar 2024

Fast hätte ich Februar geschrieben, ich war heute so sehr in Kalenderplanung involviert, kann es nun gar nicht mehr abwarten, wie die Zeit vergeht, ich würde herumspringen und war schon kurz versucht, mit dem gesamten Internet meinen Kalender zu teilen vor Freude. Statt dessen las ich ihn dem virtuellen Büro vor. Es herrschte sehr verhaltene Begeisterung, ich dachte erst, weil es sich beim Vorlesen doch irgendwie etwas lame anhörte, selten mehr als 1 Sache pro Woche (wobei ich regelmäßige Dinge wie Chor, Event, Gesangsstunde natürlich nicht vorgelesen habe), aber nein, „Ich bin schon vom Zuhören gestresst!“, sagte jemand. So unterschiedlich sind wir alle.

Aber von vorn, die Nacht war nämlich noch spannend. Ich hatte M und zwei Mitreisende nachts um 2 am Frankfurter Hauptbahnhof abgesetzt, spannend fand ich zum einen, ob die Reise gelingt, ich meine, mit der Bahn nach Österreich, zweimal mit 10 Minuten Zeit umsteigen, wie wahrscheinlich ist das schon? Zum anderen ging auf dem Rückweg die Tankleuchte an, noch nicht an sich spannend, man kommt dann normalerweise ja nochmal quer durch Hessen aber schon an der nächsten Ampel begann sie zu blinken und piepsen, das Auto hatte großen Hunger. Ich ehrlich gesagt auch, Abendessen war ja gegen 19 Uhr gewesen und nun war es halb 3. Zusätzlich lag die nächste Tankstelle auf der anderen Seite von zu Hause, ob sie noch geöffnet hatte, wusste ich nicht sicher, ich entschied mich also, nicht zu tanken sondern im Hof zu parken und mich dem Thema am nächsten Tag zu widmen. In der Annahme, dass ein geparkter Wagen ja kein Benzin verbraucht und dass sowieso, falls es jetzt doch nicht reicht, das alles am nächsten Tag ausgeschlafen, nicht hungrig und im Hellen zu erledigen ansprechender sei als eben hungrig, müde, nachts um halb 3. Ich löse das sofort auf, es ging heute tagsüber alles gut und ich füllte 48 Liter in den 50 Liter-Tank. Völlig unklar, was das panische Geblinke und Gepiepse sollte.

Morgens um 10 weckte mich die kleine Katze, indem sie eine Kralle in meine Unterlippe hakte. Ich knurrte die Katze an und sie entfernte die Pfote vorsichtig. Aus Prinzip stellte ich mich noch 15 Minuten schlafend, die Katze soll ja nicht denken, sie könne über meine Aufstehzeit bestimmen, dann plingte das Handy und M verkündete, sie seien angekommen, wie schön.

Ansonsten verging der Tag mit Tätigkeiten, der schon erwähnten Kalenderpflege, ein bisschen Sachen verräumen und über eine andere Sache freute ich mich sehr: ich habe wieder viel Zeugs abzugeben (das ergibt sich beim Aufräumen so) und neuerdings, also seit ca. 1 Jahr, stellen wir das immer ins Haus. Eigentlich unten ins Erdgeschoss und wenn es da nicht weggeht außen vor die Haustür, wenn es da auch nicht weggeht, in den Müll. Neulich einmal hatte ich Dinge nur vor der eigenen Wohnungstür im 2. Stock zwischengelagert – es ist mit den Katzen ja manchmal etwas tricky, sperrigere Gegenstände hinauszutragen, die huschen dann mit raus und man muss alles abstellen, sehr lästig, also stelle ich sie vorab vor die Tür, ziehe dann Schuhe und Jacke an etc – und da klingelte es schon, zwei Leute aus der WG über uns waren es und fragten, ob die Sachen zufällig zu verschenken seien. Das waren sie ja, die beiden freuten sich sehr. Seitdem stelle ich alles immer erst einmal vor die Wohnungstür (mit Zettel dran, damit es nicht zu Missverständnissen kommt) und im nächsten Schritt erst nach unten – ist für mich ja auch einfacher. Und ich muss sagen, junge Leute scheinen irgendwie alles zu brauchen, wir haben zwei WGs in den Stockwerken über uns und so gut wie alles geht schon vor meiner Tür weg. So einfach war es noch nie, Ordnung zu halten, deshalb will ich jetzt auch unbedingt wieder Schwung in mein Aussortieren bringen, bevor die jungen Leute alle ihr Studium fertig haben, Geld verdienen und meinen aussortieren Kram nicht mehr haben wollen. Was heute wegging: ein Rollkoffer (Handgepäckgröße), ein Fahrradrucksack und ein Küchentablett.

Abendausklang wieder bei einem Buch, ich hab da momentan nicht so Glück. Das, das ich nun angefangen habe, ist sehr unkonkret, die Protagonistin denkt immer sehr viel und sieht immer irgendwas und man weiß nicht, ob es echt ist, Ratten in Jogginganzügen oder so ähnlicher Quatsch. Ich weiß, Magischer Realismus. Seufz. Das Buch ist jetzt immerhin kurz, 2 Stunden to go, das reiße ich noch ab, bevor ich mich wieder irgendwelchen schnellen, konkreten Abenteuern mit guten Dialogen zuwende.

6. Januar 2024

So ein Tag ist echt kurz, wenn man fast bis mittags schläft. Ich habe aber nach hinten raus Glück, gegen 1:30 Uhr werde ich M und zwei andere zum Bahnhof fahren, weil sie heute Nacht verreisen und die Zubringer-S-Bahnen um diese Uhrzeit zu unzuverlässig sind.

Ich sah einen Tag voll mit munterem Geräume vor mir, unterbrochen von kleinen Snacks, denn der Kühlschrank ist voll mit Dingen, die ich noch essen möchte. Keine Ahnung, wo die Zeit hin ist. Was habe ich gemacht? 4 Waschladungen sind durch, der Schreibtisch gesichtet, Nachtrag zur Steuererklärung erledigt und der RSS-Reader ist durchsortiert. Ich habe ein bisschen gelesen und beschlossen, dass mir das Buch nicht gefällt, Victory City von Salman Rushdie war es, ich wollte es gerne lesen und mögen aber es ist einfach nicht meins, ich war unfassbar gelangweilt, las dieselben Kapitel immer wieder, weil ich mir nicht merken konnte, wer wer war und was geschah und bei 25 % gab ich jetzt auf. Ich habe momentan große Lust, zu lesen, aber dieses Buch und ich, wir kommen einfach zusammen nicht weiter. Ich probiere mich jetzt an „Die Gäste“ von Katharina Hacker.

Das mit dem Essen hat auch nicht geklappt. Ich habe immer noch diese Teephase, wenn ich fünf Mal am Tag eine 400 ml Weihnachtsmanntasse mit Tee in mich hineinkippe, ist ja gar keine Zeit für die Snacks. Ich habe gefrühstückt, zwischendrin ein paar Maroni (aus der Packung, fertig gegart und geschält) gegessen und gleich gibt es Linsensuppe, die ist schon seit einiger Zeit fertig, aber ich war beschäftigt. Wenn ich nur wüsste, womit! Mit dem Kater habe ich gespielt, immer wieder eine Decke über ihn geworfen, mit der hat der dann gekämpft, hatte er sie abgeschüttelt, stand er vor mir, damit ich sie wieder werfe. Ein paar Dinge zum Verschenken habe ich in eine Tüte gepackt – Filly-Pferdchen, die noch von M von vor zig Jahren in meinem Büro lagerten, ein paar Deko-Artikel, die mir zu Weihnachten geschenkt wurden, ein paar Bücher.

Ahja, mit Violinista habe ich noch telefoniert. Aber ich glaube, das war nicht so lang. Später – nicht im Telefonat sondern im Chat – schickte sie einen Link und fragte, ob ih ein Sauna-Diplom machen wolle. Das reizt mich in seiner Absurdität. Ich könnte diplomiert Sauna doof finden. Und einen Batteriekoffer habe ich bestellt! Also, ein Aufbewahrungsdings, in dem man geordnet Batterien aufbewahrt. Ich kaufe Batterien in Folie und lagere sie in einem Schuhkarton, sobald ich die Folie aufreiße, fallen sie durcheinander, ich weiß nie, wie viele ich von welcher Sorte habe und oft ist irgendwas, eine läuft aus, alles nervt mich in Bezug auf die Batterien. Jetzt wird es bald so sein, dass ich einen Batteriekoffer besitzte, darin eingeordnet Batterien, immer der volle Überblick, nie zu viele, nie zu wenige, alle funktionieren, denn ein Prüfgerät ist integriert und, das ist das allerbeste, eines Tages wird jemand bei mir zu Besuch sein und nach einer Knopfzelle fragen, ganz nonchalant sage ich, während ich in der Bolognese rühre oder gerade Zimtschnecken forme „ja, geh mal gerade ins Gästezimmer, im Schrank rechts neben der Tür ist der Batteriekoffer, schwarz“ und die Person wird das tun, meinen Batteriekoffer öffnen und von mir und meiner Haushaltsorganisation schwer beeindruckt sein, vermutlich darüber auf Social Media posten oder es in der nächsten größeren Gesprächsrunde einbringen. Das wird grandios. Und ich dachte, heute wäre nichts los gewesen. Meine Güte.

5. Januar 2024 – WmdedgT

Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.

Ich wachte um kurz nach 7 ohne Wecker auf – zu meiner Verwunderung, am Abend hatte nämlich in der Küche eine Party mit ca. 15 jungen Erwachsenen stattgefunden, es war zwar nicht richtig laut, aber schon so, dass Herr N. im Wohnzimmer nicht gut Fernsehen schauen konnte, weil die Geräusche interferierten. Am Einschlafen hinderte mich das aber nicht. Ich erinnere mich, dass ich zum Einschlafen ein wenig den Gesprächen lauschte, kann mich aber nicht an die Inhalte erinnern.

Mit nicht allzu vielen positiven Erwartungen an den Zustand der Räumlichkeiten ging ich in die Küche, es war aber alles aufgeräumt und die Spülmaschine schon gelaufen. Nur staubsaugen müsste mal jemand, das tat ich aber natürlich nicht morgens um 7. Partygäste waren auch keine irgendwo liegen geblieben, das Altglas war auf den Balkon geräumt, ich war sehr zufrieden.

Momentan spaziere ich morgens gerne durch die Stadt. Für mich ist ja gutes Wetter. Ich gehe deshalb immer zwei oder drei S-Bahnstationen weiter und steige dann erst ein, so auch heute. Gegen 9 Uhr kam ich an, wurde gleich am Empfang in ein Gespräch über Coronatests verwickelt (sie gehen weg wie nix, ich finde das gut, der Einkauf findet das mittel und spekuliert, ob diese Tests eventuell mit nach Hause genommen werden für Familienmitglieder, ich finde aber auch das gut, wir können gerne die Familienmitglieder mitversorgen, interessant wird die Thematik für mich erst, wenn wir bei einem Verbrauchsvolumen ankommen, das Weiterverkauf nahelegt).

Zweite Begegnung war mit jemandem, der kleine Gebäckstückchen mitgebracht hatte, das war schön. Weniger schön: schon im Aufzugsvorraum roch die Luft schlecht und in einer Turmhälfte dann sehr schlecht. Es traf sich gut, dass gerade zwei neue Personen von der Hausverwaltung und dem Gebäudemanagement zu Besuch waren, um sich vorzustellen – jeweils ein neuer Hauptansprechpartner. Eventuell haben wir die alten verschlissen. Ich ging sie in den Stockwerken suchen, fand sie, stellte mich vor, sie stellten sich vor und haben unglücklicherweise beide einen völlig nichtssagenden deutschen Namen, beide auch noch mit demselben Anfangsbuchstaben, ich musste mir ein kleines Gedicht machen, um mir merken zu können, wer wer ist und nicht irgendwann bei Schmidt und Schmitt zu enden. Ich lud sie ein zum Geruchstest, wonach es denn röche, wollten sie wissen, „Fettabscheider“ sagte ich und sofort begannen sie zu erklären, warum es un-mög-lich sein kann, dass wir den Fettabscheider riechen, wegen der Lüftungswege, ich kürzte es ab und sagte „okay, es riecht nach Scheiße und Kantine, machen Sie daraus, was Sie wollen aber es muss aufhören“. Schmidt&Schmitt und ich werden gute Freund*innen, denke ich.

Dann wurde es ein wenig langweilig, ich musste Unterlagen zusammenstellen und sortieren und dann dem nOC mailen, weil der unterwegs ist und Zeugs braucht, sehr lästig, wenn Personen, die remote arbeiten, ihren Krempel nicht beisammen haben. Weil es eh schon so langweilig war, machte ich noch mehr langweiliges Zeug, nämlich Resturlaub und Überstunden abstimmen und übertragen und ein paar Updates für Handbücher lesen und freigeben oder Änderungen anmerken.

Schwupps schon war es Mittag und ich hatte eine Verabredung mit Fragmente zum Steak. Fragmente hatte Themen mitgebracht, wühlte dann in ihrer Tasche, so dass ich belustigt fragte, ob sie Notizen habe, sie bejahte, nahm dann aber das Handy heraus und ich habe dann nicht mehr beobachtet, ob die Notizen wirklich im Handy waren oder ob das ein Witz war. Konzentrationsspanne wie ein Eichhörnchen halt. Neben einer sehr großzügigen hilfreichen Idee und den beiden anderen Themen konnte Fragmente mich zu einem von mir mitgebrachten Thema beraten. Ich soll nämlich für ein weltweites Meeting in ein paar Wochen meine Ziele für 2024 auf eine (genau eine) Folie packen. Meine Ziele für 2024 sind glasklar, ich möchte zwei Themenkomplexe unter meine Gewalt bringen und einen Bereich umstrukturieren, zudem möchte ich Stimmungsmache betreiben. Die Frage ist aber natürlich, wie ich diese Ziele mit der Bitte, sie auf eine Slide für eine größere Runde zu bringen, kombiniere, damit ich den größten Nutzen daraus habe. Fragmente regte an, ich solle überlegen, was mein eigentlicher Auftrag dabei ist: geht es wirklich um meine Ziele oder geht es mehr darum, anderen Ideen zu geben oder etwas ganz anderes. Ich denke, es geht darum, dass sich wer dachte „oh ein weiteres Meeting ohne Struktur aber es ist ja Jahresanfang, da können wir die ja was mit Zielen machen lassen“ und nun ist die Tür halt offen und nunja, dann darf es auch ziehen, finde ich. Die beste Vorgehensweise für mich könnte sein, meine Ziele eher indirekt zu notieren. „Establish solid processes in the area of…“. Dass diese processes dann so aussehen sollen, wie ich es will, ist implizit und nach einer Anstands-Wartezeit könnte ich sagen „das war ja mein Ziel und ihr fandet es gut, hier ist nun der Plan und jetzt brauche ich natürlich die Mittel“. Ich muss noch ein bisschen darüber nachdenken, ist ja auch noch ewig Zeit.

Am Nachmittag hauptsächlich Banktelefonate und dann musste ich noch erstaunlich lang erklären, warum wir in Frankfurt keine Laptops mit französischem Keyboard brauche, Frankfurt, France, alles sehr ähnlich. Wie Schmidt & Schmitt. Dann hatte ich keine Lust mehr, wollte noch jemandem eine Geburtstagskarte hinlegen aber fand die Konfetti nicht, ich lebe ja derzeit in einem provisorischen Büro mit Umzugskisten, wie soll ich mich erinnern in welcher der Kisten die Konfetti sind? Natürlich in einer der letzten. Es dauerte alle ewig.

Auf dem Heimweg kaufte ich noch ein, es sollte heute Spinat mit Fischstäbchen geben und morgen Linsensuppe. Zu Hause stellte sich aber heraus, dass M nicht da ist, also kein Spinat mit Fischstäbchen, Herr N. und ich aßen Kartoffeln mit grüner Soße und zum Nachtisch Kaiserschmarrn. Zum Staubsaugen war es jetzt wieder zu spät, wie schade, man möchte ja die Nachbarn nicht verärgern.

Der Abend wird mit einem Buch im Sessel ausklingen.

4. Januar 2024

Ein Tag ohne fixe Termine UND ich musste morgens nicht das Auto irgendwohin umparken. Es gab also keinen Anlass, den Wecker zu stellen. Ich stellte ihn trotzdem, denn wenn ich nach 9 Uhr aufgewacht wäre, hätte das den Arbeitstag unnötig nach hinten verlagert. Tatsächlich wurde ich aber um 20 nach 7 ganz von alleine wach. Dementsprechend ausgeschlafen war ich den ganzen Tag über. Ich brauche noch nicht einmal Kaffee. Möglicherweise endet meine Kaffee-Phase gerade, ich trinke derzeit viel lieber Tee. Herr Herzbruch trank sogar während der Silvesterfeierlichkeiten Tee und ich war kurz neidisch. Möglicherweise endet nämlich auch meine Sekt-Phase gerade. Ich trank viel Wasser an Silvester. Aber zurück zum Tee, ich habe im Büro eine Riesentasse, knapp 600 ml fasst sie, darin bereite ich mir Tee zu. Der wird natürlich immer kalt, das ist mir aber egal. Immer, wenn ich die Tasse mit dem erkalteten Tee sehe freue ich mich „oh, noch Tee da, super!“. Wenn ich hingegen die Kaffeetasse sehe denke ich „achnaja Kaffee, wird schon rein gehen“. Ich bin gespannt, was passiert.

Ansonsten viel zugehört. Zwei Personen sind in einer Sache uneins, schreiben und sprechen zueinander aber immer in überfreundlich-begeistertem vermeintlichem Verständnis, beide eskalieren einzeln dann in Gesprächen mit mir. Ich habe mich schon länger damit abgefunden, dass ein Großteil meines Jobs darin besteht, Personen zu entschärfen und Situationen einzuordnen, ich sage als „jaja“ und „hmhm“ und „das geht jetzt seit Wochen, Sie kommen so anscheinend nicht weiter, haben Sie mal überlegt, die Taktik zu wechseln und dem anderen zu erklären, wie Sie wirklich darüber denken, einfach Karten auf den Tisch, das sind meine, was sind Ihre, schauen wir mal, was wir daraus machen können, wir wollen am Ende doch dasselbe?“. Das möchten beide nicht, jeder einzeln für sich nicht, was ich verstehe, denn sie würden bei grundsätzlichen Themen landen, bei denen Sie uneins sind, sie wollen aber nicht uneins sein bei grundsätzlichen Themen, denn was dann? Ich bin da entspannt und denke, das sieht man dann schon, irgendwohin wird die Reise ja gehen. Keiner der beiden möchte dieses Risiko aber eingehen, lieber spielen sie ihr Spiel weiter und eskalieren bei mir, so funktioniert das System und es soll mir recht sein, ich werde dafür bezahlt und außerdem fasziniert es mich, ich bin gespannt, wie lange man das so spielen kann und wie es enden wird.

Highlight des Arbeitstages war, dass mir ein (bestellter) Schuhlöffel geliefert wurde. Seit immer hatte ich einen Schuhlöffel aus Metall, bevor ich ihn hatte, lebte er mit mir im Elternhaus, auch das schon immer, und gestern brach er einfach durch. Ich war schockiert! Ich habe ja noch nie ohne diesen Schuhlöffel gelebt! Kurz dachte ich darüber nach, ob ich Maßnahmen ergreife. Reparatur erschien mir angesichts der Lage und Art der Bruchstelle ausgeschlossen. Ein Stück als Memento aufbewahren sicherlich möglich, aber sehr unpraktisch, wohin damit und wozu? Ich werden diesen Schuhlöffel ja sowieso nie vergessen. Also warf ich ihn weg und bestellte einen neuen, mit der Idee, bei Benutzung des neuen Schuhlöffels halt kurz an den alten zu denken, also so lange ich daran denke und wenn nicht mehr ist es dann ja auch egal.

Dieser neue Schuhlöffel wurde heute geliefert und erregte Aufsehen, er ist nämlich 75 cm lang. Das ist Absicht. Es ist ja würdelos, sich beim Schuhe anziehen irgendwie zu verrenken, niemand möchte das. Was wir möchten: ungestört durch Realität noch viele Jahrzehnte lang den Gedanken denken können, dass wir unsere Stiefeletten auf im Auf-einem-Bein-Stehen locker und elegant überstreifen können. Diese Überzeugung möchte nicht durch Versuche angetastet werden, weder heute noch zu einem späteren Zeitpunkt. Dafür benötigt man einen 75 cm langen Schuhlöffel, jetzt bereits, sonst muss man ihn irgendwann später kaufen als upgrade nach einem kurzen, wenn der Rücken steif geworden ist und dann hält das Gedankengebilde nicht mehr so gut. Das verstehe ich unter Vorsorge.

Wie auch immer, es hagelte „was ist das?“, „wofür ist das?“ und „wieso so groß?“, bereitwillig erklärte ich alles. Dasselbe auf dem Heimweg in der S-Bahn. Wenn Sie sich mal einsam und gesprächsarm fühlen, setzen Sie sich mit einem 75-cm-Schuhlöffel in ein öffentliches Verkehrsmittel. Alles ist möglich damit.

3. Januar 2024

Zum weiteren Herumkriechen in den Eingeweiden des Gebäudes war heute keine Zeit, die oberen Stockwerke nervten schon genug. Es reicht ja schon, dass an der einen Stelle Regen durch die Fassade hineinkommt, nun pfeift an einer anderen Stelle der Wind so durch das geschlossene Fenster, dass es eine Fönfrisur ergibt. Das ist hier in meinem Altbau zu Hause von 1897 auf der Windseite hinnehmbar, in einem Gebäude von 1997 eher nicht und im 24. Stock auch nicht ganz so vertrauenserweckend. Derweil hat der Vermieter versehentlich auch die Miete für das Stockwerk, das ja gar nicht zum 1.1. fertig geworden ist, eingezogen und der Projektleiter hat an eine einzige Stelle eine silberne Tür statt einer schwarzen gesetzt, weil es eine Brandschutztür ist und sein muss, ich habe ihn nach seiner Logik befragt, es gibt ja auch schwarze Brandschutztüren, wo genau sah er die Kausalität „Anforderung Brandschutztür“->“Farbe silber“? Es gab keine schlüssige Antwort. Jetzt irgendwas mit folieren und Innendingsirgendwas tauschen und was mit der Tiefe, ist mir völlig egal, ich wünsche mir, dass die Tür im Vorbeigehen so aussieht, wie alle anderen, was sie in Wirklichkeit ist und wie sie getarnt ist, ist mir vollkommen egal. Meine Güte. Mal davon abgesehen, dass zahlreiche andere abgesprochene Punkte nicht umgesetzt wurden, der Mann muss ein Gedächtnis haben, wie ein Sieb, zum Glück ist ja alles protokolliert, also kann er jetzt allein (im Sinne von „ohne mich“, ein paar Gewerke wird er schon benötigen) anhand der Protokolle überprüfen und abhaken, was er hat und beheben, was nicht und dann sprechen wir nochmal in einer Woche. Es wird alles richtig, richtig schön. Wir müssen uns nur noch ein wenig gegenseitig die Köpfe einschlagen, das gehört dazu.

Außerdem freute ich mich heute beim Lesen des Entwurfs einer Keynote, die der nOC demnächst halten will und die sich mit der aktuellen wirtschaftlichen/gesellschaftlichen Situation an sich befasst, all das aufgreift, was anstrengend, herausfordernd, schwierig, furcheinflößend ist und dazwischen immer die Gegenpunkte setzt, was gut ist, was hoffnungsvoll macht, was erreicht wurde. Die sollte er mal auf Tröt/Bluesky/X/Threads und den sonstigen Jammertälern der Mutlosen halten.

Zu Mittag war ich mit 7 Personen Essen, es erschien mir klug, ein paar Essen (ist oft gewünscht) im Bündel zu absolvieren statt alle einzeln. Neulich gab es dazu auch eine lustige Situation, da berichtete eine Person, es sei in ihrem früheren Job (vor mehr als 20 Jahren) so schön gewesen, da hätten alle jeden Freitag die Mittagspause zusammen verbracht und der Chef habe dann Räucherlachs mitgebracht. „Wenn ihr wirklich von jetzt an jeden Freitag eure Mittagspause mit mir verbringen wollt, bringe ich Räucherlachs mit, ich schwöre!“ sagte ich und es wurde sofort sehr still am Tisch. Ich habe keinen Räucherlachs eingekauft bisher. Es war ziemlich gepokert, ich mag gar keinen Räucherlachs, das nur nebenher, Trauma von einer Rückfahrt von der Nordsee mit einem räucherfischsüchtigen Kleinkind im Wagen, 4 Stunden Stau, praller Sonne, Übergeben, ich spreche nicht weiter, meine Hände zittern bereits.

Weihnachtsbaumabholung hier diese Jahr am 18.1., morgens um 6 müssen die Bäume am Straßenrand stehen, ich schreibe es hier auf, damit ich es nicht vergesse.

Sonst heute nicht viel. Ich möchte ein Buch lesen, komme aber nicht richtig rein, der Stil ist mir zu märchenhaft, die Stimme des Erzählers zu präsent. Ich habe trotzdem das Gefühl, es könnte mir im weiteren Verlauf gefallen, deshalb mag ich es noch nicht aufgeben. Finde aber immer etwas Spannenderes zu tun.

2. Januar 2024

Mein Tag heute war sehr nichtssagend. Ich tat Zeug, das man halt zum Jahresanfang so tut: Dinge abschließen und Dinge neu anlegen, Personen über Resultate informieren, Zusammenfassungen machen, Personen über neue Vorgaben informieren.

Zwischendrin überlegte ich hin und her, wie ich zwei Eingangsflächen gestalte, ich kam aber zu keinem Ergebnis. Die Vorschläge vom Innenarchitekten sind okay aber zünden nichts in mir. Ich hätte es gern anders, aber zu erklären, wie genau anders, fehlen mir die Worte. Vielleicht ist der Trick, dass ich mir noch genauer überlegen muss, was in den Flächen zukünftig stattfinden soll. CucinaCasalinga fragte mich danach und das Bild vor meinem inneren Auge war diffus. Ich muss weiter nachdenken.

Richtig hell wurde es den Tag über nicht, obwohl ich morgens erst nach 8 Uhr das Haus verließ, war es noch dunkeldämmrig und ich kann mich an keinen Moment erinnern, zu dem ich irgendeine Art von Aussicht aus dem Turm gehabt hätte. Der Regen pladderte unablässig gegen die Scheiben, der Wind heulte, ich fühlte mich wie ein Tier in meiner Höhle.

Später ging ich in den Eingeweiden des Turms noch verloren. Ich habe mir Zugang zum Lastenaufzug/Feuerwehraufzug und zum Keller verschafft und war auf Orientierungstour, leider versagte die Orientierung bzw. die Schaltung meiner Karte sitzt noch nicht ganz richtig, das muss ich morgen klären. Ich kam nämlich nicht mehr weiter, nicht, wie geplant, über den Keller in die Tiefgarage, meine Zutrittskarte wurde abgelehnt, was natürlich nicht so sein soll, also: finde ich. Es war alles sehr umständlich, zumal man den Aufzug auch anders bedient als normale Aufzüge, das musste ich mir erst einmal erschließen, die Beschriftung an den Knöpfen ist nämlich ziemlich abgewetzt und ich musste erst einmal alles mit dem Handy ausleuchten, um mich zurechtzufinden. Morgen oder übermorgen befasse ich mich weiter damit, ich will da alle Wege kennen.

Außerdem hing ich ca. 100 Jahre in der Warteschleife der New York Times und es wurde Jazz gespielt. Eine Zumutung. Ich war erste 3rd in line, dann 2nd in line, dann the next customer und dann wurde die Verbindung beendet. 100 Jahre Gedudel ertragen für nix. Auch das versuche ich morgen wieder.

Was ich eigentlich morgen machen möchte: den großen Wandkalender aktualisieren. Ich kann nur richtig planen, wenn ich alles auf einmal sehe und ich möchte – insbesondere private – Termine planen und zusätzlich möchte ich ein paar Tage Urlaub planen, einfach nur so für zum zu Hause sein, ich bin etwas urlaubsreif. Allerdings habe ich keinen Wandkalender, weil ich ja keine Wand habe, mein Büro wird ja renoviert. Alternativ kann – und werde – ich das zu Hause erledigen, da habe ich einen Wandkalender, ich bin aber erst am Wochenende wieder ausgeschlafen fit und planungslustig mehrere Stunden am Stück zu Hause und habe Zeit dafür. Bis dahin kann ich mich nicht gescheit verabreden geschweige denn herausfinden, wann ich es möglicherweise ertragen könnte, von zu Hause zu arbeiten, so dass ich mich mit der Planung von Handwerksarbeiten in der Wohnung befassen kann. Alles hängt ja zusammen. Mein Leben muss also vorerst im Vagen bleiben, seufz.