Allgemein

3. Oktober 2023

Ich bin ein wenig scharfgestellt. Vermutlich liegt das nicht an irgendeiner Charaktereigenschaft sondern an der zweiten Nacht mit etwa 3 Stunden Schlaf. Die vorletzte, bei Frau Herzbruch, war wegen Amüsements kurz und dann, weil ich wach lag, da eine Mücke um mich herumflog und ich mich sorgte, sie würde mich stechen und alles jucken und dann müsste ich möglichst lautlos in der Wohnung von Frau Herzbruch Fenistil suchen, normale Leute haben das im Badezimmerschränkchen aber Frau Herzbruch hat kein Badezimmerschränkchen, sie hat eine Badezimmerschublade mit unfassbar viel Zeug in ihrem Schlafzimmer und diesen Riesensetzkasten, sie berichtete, der eine gesamte Wand im Wohnzimmer einnimmt. In diesem Riesenschrank mit einer Milliarde kleiner Türen vermutete ich das Fenistil. Letztendlich schlief ich darüber ein, mir auszumalen, wie viele dieser Türen ich öffnen muss, bis ich die Tube finde. Türchen zählen zum Einschlafen sozusagen.

Am nächsten Morgen erfuhr ich, dass Frau Herzbruch aus dem fast gleichen Grund wach lag, sie war nämlich bereits gestochen worden und ihre Füße juckten und sie wusste, dass das Fenistil genau in diesem Setzkastenschrank ist, vor dem ich aber ja (vermeintlich) schlief, so dass sie nicht wagte, es herauszusuchen.

Was lernen wir daraus? Die Dinge, die man unterlässt wiegen oft schwerer als die, die man tut. Und außerdem lernen wir, dass bei mir Mückenstiche erst in Nacht 2 jucken und das war diese Nacht. Ich behandelte sie mit diesem Elektrodings, mit dem man sich Verbrennungen zufügt UND mit Fenistil aber genützt hat es nichts.

Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste fragt heute nach „Strategien für die Berufswahl“. Da kann ich nicht weiterhelfen, ich hatte nie welche, außer dass Berufstätigkeit eben notwendig ist zur Finanzierung des Lebensunterhaltes – meine Eltern hätten mich zwar jederzeit wieder zu Hause aufgenommen und verpflegt aber nie die Möglichkeit gehabt, mir eine eigene Wohnung etc. zu finanzieren, auch nicht vorübergehend. Mein Ansatz war daher primär, keine Finanzierungslücke entstehen zu lassen.

Ich habe schon alles Mögliche gearbeitet. Im Nachhinein kann ich all diese Jobs zu einer überzeugenden Geschichte zusammenfügen in der alles Sinn ergibt und die gar keinen anderen Schluss zulässt, als dass ich meine jetzige Stelle habe. In Wirklichkeit ist das aber Quatsch, es war eine Aneinanderreihung von Zufällen und genutzten Gelegenheiten ohne jede Strategie. Ich wusste gar nicht, dass es Arbeitsplätze wie meinen jetzigen gibt; meine Eltern, Tanten, Onkel, Großeltern haben nie in einem Büro gearbeitet.

2. Oktober 2023

Manchmal bin ich erstaunt, was ich alles noch nicht begriffen habe. Auch aus Schaden nicht klug geworden bin. Und so fuhr ich heute zum zweiten Mal sehr auf Kante morgens mit dem Zug aus Düsseldorf nach Frankfurt zu einer wichtigen Veranstaltung im Büro und hatte ca. 3 Stunden geschlafen und bis dahin Sekt getrunken. In etwa dasselbe habe ich ja im April schonmal gemacht, viel selbstgewähltes Leid am nächsten Tag verspürt und heute gleich nochmal. Es ging aber gerade so noch auf, zeitlich. Mal sehen, wie oft ich noch denke, das könnte eine gute Idee sein.

Von Frau Herzbruch habe ich heute online noch nirgendwo etwas gelesen, ob sie noch lebt? Sie hat ja – im Gegensatz zu mir – beim Krimidinner auch noch Wein getrunken. Ich mag ja keinen Wein, bat daher um Bier, das gab es in 0,2er Gläsern, ich fragte, ob es wohl auch größere Gläser gebe, aber größere Gläser als 0,2 hatte das Steigenberger Parkhotel in Düsseldorf nicht. „Dann sehen wir uns heute Abend öfter“, sagte ich zur freundlichen Bedienung. Frau Herzbruch verkündete indes fröhlich der fremden Tischrunde, sie tränke sehr viel Alkohol, also eigentlich täglich, außer an ein paar Tagen im Jahr, an denen sie ausprobiere, ob es noch ohne ginge. Wir waren aus den Gespräche dann ein bisschen raus, was aber auch daran lag, dass es sich um zwei frische Pärchen im 2. Frühling handelte, mit viel Körperlichkeit unter dem Tisch und hinter dem großen Kandelaber. Ich hätte gern das große Bierglas gehabt.

Was ich auch gerade vorhin zu meiner Überraschung feststellte ist, dass, wenn ich morgen 3 Verabredungen haben möchte (ein Abendessen, eine mit Schanuf und eine mit den Schreibtischangelegenheiten), es womöglich unabdingbar ist, dass ich nicht bis Mittag schlafe. Das geht sich sonst nicht aus. Als ich das einmal klar im Kopf hatte, konnte ich viel sinnvoller entscheiden, was wann stattfinden soll aber bis zur dieser Klarheit und Akzeptanz des Sachverhalts vergingen etwa 15 Minuten scharfen Nachdenkens, ob es nicht doch einen Ausweg gibt. Ich suche immer gerne Auswege. Auch für andere. Und das ist eine weitere Sache, an der ich heute gescheitert bin. Auch da etwas gelernt, aber ob diese Lehre nachhaltig ist, ist auch da noch offen.

Vielleicht ist es eine Charakterfrage. Ich bin kein Prinzipienmensch.

Die tägliche Contentvorschlagliste fragt heute, wie viele Covid-Spritzen ich hatte. Ich hatte bisher 5 Impfungen. Bei der ersten war ich – durch die Pflege von Mama N. – sehr früh dran, die ersten beiden im Impfzentrum waren deshalb im 1. Halbjahr 2021. Den Booster hatte ich im November 2021 mitten in der letzten Budgetrunde, was erforderlich machte, dass ich 4 Tage durchgehend Ibuprofen nahm (weil ich fieberte aber halt eine harte Deadline hatte) und dadurch merkte ich nicht, dass ich eine Entzündung an einem Zahn hatte, das war ein ziemliches Debakel, das mit einem aufgeschnittenen Gaumen endete. Egal. Die waren alle drei Cominarty, im Februar 22 kam der zweite Booster mit Moderna, dann hatte ich im August 22 eine Covid-Infektion (sehr mild) und im Februar 23 nochmal einen Moderna-Booster. Jetzt schaue ich, dass ich demnächst noch den XBB-Impfstoff in mein Sammelalbum kleben kann.

1. Oktober 2023

Wenn der Vorsatz ist, täglich etwas zu schreiben kommt es zu der Situation, dass ich Frau Herzbruch mitten im Satz unterbreche mit „hast du heute eigentlich schon gebloggt? Wir haben noch 18 Minuten!“. Sie antwortet dann „Unter Druck sind wir doch am Besten“.

Ich bin froh, dass das so entspannt ist. Vor längerem Zusammensein mit Personen, mit denen das nicht so vertraut ist, spreche ich immer ganz formal die Social Media Policy für den Zeitraum des Zusammenseins ab.

Heute waren wir, also Frau Herzbruch und ich, gemeinsam beim Krimi-Dinner. Frau Herzbruch verbloggt es gerade glaube ich. Wir waren ja vor 10 Jahren schon einmal, davon dann schwer mitgenommen, weil es eins der schlechtesten Events für uns jemals war. 10 Jahre später kann man das natürlich noch einmal ausprobieren. Es war dieses Mal besser, allein schon das Essen und das, obwohl es lauter Dinge gab, die ich normal nicht esse.

Darauf kamen wir dann auch zu sprechen: ich esse „normal“ eigentlich nur Erbsen aus der Dose, Nudeln mit Tomatensoße, Käsebrot und Pfannkuchen. Ich bin auf dem kulinarischen Niveau eines Kleinkindes, andere Speisen brauche ich für mein Glück überhaupt nicht. Allerdings esse ich dann wieder, wenn man es mir gibt, einfach alles. Manches mit einem Gefühl und der mentalen Anstrengung, als sei ich im Dschungelcamp, aber das hält mich nicht davon ab. Allein schon aus Neugier und der Sorge, etwas zu verpassen, das mir doch noch besser schmecken könnte als Erbsen aus der Dose.

Deshalb, wenn man mir die Frage stellt, ob ich Buffet oder Service am Platz bevorzuge, wie es die tägliche Contentliste heute tut, sage ich ganz definitiv „Service am Platz“. Da esse ich dann nämlich, was man mir bringt und suche nicht aus dem Buffet das immer gleich aus. Sagen Sie nicht, ich könnte ja auch etwas anderes nehmen, das funktioniert nur in der Theorie. In der Praxis ist das dann doppelt mental anstrengend, mir erst Austern oder was weiß ich auf den Teller zu packen und dann auch noch zu essen. So leidensfähig bin ich nicht.

Heute beim Krimidinner gab es:

Rindercarpaccio (esse ich eigentlich nicht), Blumenkohlsuppe mit Paprikaöl (Paprika mag ich nicht so), Maispoularde (esse ich eigentlich nicht nicht), Rahmspitzkohl (lecker!), Polentaecken mit Trüffeln (Trüffel mag ich nicht) und zum Dessert etwas, das wie Gü schmeckte. Ich habe alles aufgegessen und mich darüber gefreut. Und nichts davon hätte ich mir an einem Buffet ausgesucht, sondern wäre vermutlich bei Butter, Brot, Käse geblieben.

Daher immer gern Service am Platz mit Speisen, die jemand anders für mich ausgesucht hat.

30. September 2023

Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste war gar nicht oben verlinkt. Jedenfalls nicht in der Mobilansicht. Man machte mich darauf aufmerksam. Jetzt ist sie auch dort, über das Menü rechts verlinkt (glaube ich, das Handy liegt gerade in einem anderen Raum). So kann man sich irren. Und ich dachte schon, niemand interessiert sich dafür.

Ich freue mich auf dieses Wochenende enorm. Heute gab es keine fixen Pläne für den Tag, nur einen Termin um 17 Uhr (Kind zur Party fahren), alles andere war beliebig, so dass ich ausschlafen konnte und dann dies und das machen, sehr entspannt. Und morgen bin ich den gesamten Tag unterwegs, erst Papa N besuchen und am Abend – vor Vorfreude und Spannung kann ich kaum still im Sessel sitzen bleiben – erlebe ich mit Frau Herzbruch unser Krimidinner-Revival. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann unser erstes Krimidinner war. Vielleicht haben wir 10-jähriges? Ich kann es weder Twitter noch GoogleMaps entnehmen. Jedenfalls bin ich sicher, dass es diese Mal ein total gutes Erlebnis wird.

Das Packen für dieses Event war eine Herausforderung, ich werde nämlich in 36 Stunden die Stationen Zug, Friedhof, gutbürgerliches Lokal, Sofa bei Papa N., Krimidinner, Bett, Zugfahrt, Riesenevent im Büro absolvieren und möchte keinesfalls mehr Gepäck mitnehmen, als in einen kleinen Handgepäckskoffer passt. Eine Herausforderung an die Capsule Wardrobe! Ich bin von der Hose ausgegangen (schwarz). Dazu einmal bequeme quetschfähige Schuhe (Chucks), einmal Schuhe, die sowohl im Büro als auch am Abend gehen (goldene Oxfords), 3 schwarze Oberteile, ein quetschfähiger grüner (passend zum Gold) Blazer fürs Büro, ein goldes Glitzerjäckchen für den Abend und bei Papa N und im gutbürgerlichen Lokal brauche ich nix drüber, da ist es eh immer zu warm.

Jedenfalls, die Contentvorschlagliste stellt heute die Frage: „Gibt es Entscheidungen in Ihrem Leben, die Ihnen irrational schwer fallen?“

Ähm, nein. Mir fallen Entscheidungen eher irrational leicht, ich entscheide die meisten kleinen Dinge (was es zu essen geben soll, welche Waschmaschine ich kaufe) und mittleren Dinge (wohin ich in Urlaub fahre, wen ich zu einer Feier einlade) sofort.

Bei großen Dingen – Entscheidungen, die mein Leben oder das anderer längerfristig beeinflussen – dauert es etwas länger, aber ich weiß generell, wann für mich der richtige Zeitpunkt gekommen ist, zu entscheiden. Der ist dann, wenn ich mich mit der Entscheidung wohl fühle und sie gut vertreten kann, auch wenn sich herausstellt, dass sie falsch war, wenn Sachen im Verlauf wegen meiner Entscheidung schief gehen. Bei komplexeren Entscheidungen muss ich dafür meist ein paar Schichten abschälen, um zum Kern der Sache zu kommen. Was finde ich allgemein betrachtet richtig. In welchem Verhältnis steht das zu dem, das ich mir subjektiv wünsche. Wie ist das zu gewichten. Was sind Schmerzpunkte. Was muss in jedem Fall vermieden werden. Was kann schlimmstenfalls passieren.

Wenn ich für mich zu einem Ergebnis gekommen bin, hole ich mir gerne eine Rückmeldung von einer (nicht mitbetroffenen) Person ein, die ich schätze. Manchmal bis häufig kommen diese Personen zu anderen Ergebnissen als ich. Das hilft mir, mir meiner Position noch einmal bewusster zu werden und zu spüren ob sie wackelt oder nicht. Meistens nicht, manchmal ja, dann überlege ich, warum und bessere innerlich nochmal nach. Dass ich genau das Gegenteil meiner bisherigen Position nach einem Gespräch mit anderen entschieden habe, kam auch schon vor. Ich erinnere mich an eine Gelegenheit, vor ein paar Jahren, und es war gut, dass ich mich da nochmal gedreht habe.

29. September 2023

Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste (die übrigens oben verlinkt ist, Sie können sie gern weiter befüllen, von mir aus auch vorhandene Themen überschreiben, Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft) legt mir heute nah, über „grüner Daumen“ zu schreiben.

Ich erzähle Ihnen von meinen Orchideen.

Ich habe acht Orchideen. Aus Versehen, ich mochte Orchideen nie besonders. Es begann ungefähr 2010, da schrieb mich eine Bekannte an, ob ich hier in der Gegend jemanden mit Rollator kennen würde, denn eine dritte Person (die ich nicht kannte) sei gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden und noch kein bisschen fit, die Genehmigung der Krankenkasse für Hilfsmittel ließe aber auf sich warten, was auch immer, es war eine verworrene Geschichte, die ich auch nicht durchschaute aber zufällig stand in meinem Keller ein Rollator für die Besuche von Papa N.

Ich sagte also, ich könne der fremden Person mit einem Rollator aushelfen, Telefonnummern wurden ausgetauscht und ich brachte den Rollator natürlich bei ihr vorbei, wenn man kaum laufen kann, kann man ja keine Rollator irgendwo abholen. Die Frau bat mich noch hinein zu einem Getränk, dabei erzählte sie mir von ihrer Krankheit, dass sie die Wohnung aufgeben müssen, was alles zu erledigen sei und, sie fände es selbst absurd, es wäre fast das schlimmste für sie, dass ihre Orchideen wohl im Müll landen.

Die Frau hatte überall Orchideen, also wirklich überall, sie waren alle perfekt gepflegt. Und zum Abschied bot sie mir zwei davon an, für jede Hand eine, ich lehnte erst einmal ab (wie gesagt, ich mochte gar keine Orchideen), sie insistierte, damit wenigstens zwei nicht im Müll landen, die schönsten, naja, also nahm ich sie mit.

Ab da hatte ich zwei prachtvolle Orchideen auf der Fensterbank, es war Herbst, ich bekam schon zu Weihnachten eine dritte von der Putzfrau geschenkt (weil ich ja Orchideen so mag und sie so toll pflege), die nächste brachte kurz darauf eine Freundin als Aufmerksamkeit mit, als Papa N bei mir wohnte, kaufte er mir bei drei Supermarktbesuchen jeweils eine Orchidee, woher die anderen kommen, habe ich vergessen.

All diese Orchideen stehen auf der Fensterbank im Wohnzimmer, sie waren erst in zig unterschiedlichen Gefäßen und ich konnte sie leidlich ignorieren (gießen macht die Putzfrau) aber als dann Corona kam und wir unmäßig viel Zeit zu Hause verbrachten, war mein Blick davon gestresst und ich kaufte für alle die gleichen Übertöpfe. Dann kam wegen Corona ja auch keine Putzfrau und ich goß sie selbst, meine Schwester brachte irgendwann Orchideendünger und Blattreiniger mit, weil ich ja eben offensichtlich Orchideen mag und ja, mittlerweile ist es so, dass ich sie vor dem Schlafengehen mit dem Rest aus meiner Wasserflasche gieße und ab und an Dünge und mich sogar schon vor dem Fenster wiedergefunden habe, als ich Orchideenblätter mit Blattreiniger und einem weichen Tuch behandelte.

Ich habe beschlossen, jetzt einfach Orchideen zu mögen. Warum auch nicht, es sind schöne Pflanzen. Ich enttäusche oft genug ganz absichtlich Erwartungen, es kostet mich wenig, auch mal ganz absichtlich welche zu erfüllen, vielleicht wird man über mich sagen „Sie ist nicht ganz einfach aber sie mag Orchideen“ und ich werde ausnahmsweise einmal nicht widersprechen. Schenken Sie mir Orchideen, es ist völlig okay. Man kann sich mit dem richtigen Rezept zu allem möglichen machen machen, this is ten percent luck, twenty percent skill, fifteen percent concentrated power of will, five percent pleasure, fifty percent pain and a hundred percent reason to remember the name, ich habe mich zu einer Orchideenfreundin gemacht.

28. September 2023

Schon wieder war heute Sonne, ich kann das langsam nicht mehr ernst nehmen. Das Jahr ist fast rum, ich habe schon einen Adventskalender! Ich habe eine Milliarde Verabredungen und Pläne, weil ich dachte, jetzt bin ich langsam mal auf der sicheren Seite mit dem Wetter. Und dann das!

Frage in der unverbindlichen täglichen Contentvorschagliste heute: „Ich nehme an, die wichtigen Leute in deiner Firma verdienen sehr gut/sind reich. Merkt man das an deren Verhalten, halten die anderen Dinge für normal als Du?“

Erst einmal eine Gegenfrage: warum wird hier angenommen, dass ich nicht zu den wichtigen Leuten gehöre?

Dann zum Thema. Viele Menschen an meinem Arbeitsplatz verdienen sehr gut. Alle gehen aber für ihr Geld einer Berufstätigkeit nach, sind also nicht in dem Maße reich, dass sie als Privatier/Privatière durchs Leben gehen. Sie verkaufen also ihre Zeit gegen Geld und unterwerfen sich dabei Regeln, die sie sich nicht selbst ausgedacht haben. Gleichzeitig verdienen alle so gut, dass sie nicht ab Monatsmitte rechnen müssen, was sie noch essen können und dass es egal ist, ob das Deutschlandticket jetzt 49 oder 59 Euro kostet. Damit sitzen wir schon einmal alle im selben Boot.

Spezielle Verhaltensweisen, die ich auf das aktuelle Einkommen zurückführen würde, stelle ich nicht fest. Man erkennt natürlich oft an Äußerlichkeiten, wenn Personen keine finanziellen Sogen haben: an Kleidung, Haarschnitt, Zähnen, Accessoires. Aber dass sie sich en gros irgendwie anders verhalten, kann ich so nicht sagen. Generell bestimmt das Umfeld ja sehr stark die Verhaltensweisen, Sozialkontrolle sozusagen und natürlich gibt es immer Personen mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Regelverletzungskompetenz.

Normalität ist ein sehr subjektiver Begriff und ich glaube, ganz ohne zu wissen, wer diese Frage gestellt hat, dass meine Normalität mehr Schnittmenge mit der der Personen an meinem Arbeitsplatz hat als mit der der Person, von der die Frage kommt. Ich schätze Normalität allerdings gar nicht so sehr, ich schätze eher Exzellenz, aber das nur nebenbei.

27. September 2023

Weiter geht es. Täglich bloggen. Heute etwas früher, ich möchte heute nämlich noch die zweite Hälfte eines Buches lesen, über das ich morgen mir Freundinnen sprechen will, ich bin knapp dran, das Thema ist „Zeit“, oh the irony, ich denke mir das nicht aus.

Heute wird in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste gefragt: „Was, meinen Sie, nimmt man Ihnen übel und was nehmen Sie selbst übel, und wenn es nicht dieselbe Sache ist: wofür bitten Sie eher um Verzeihung?“

Eine dreiteilige Frage. Teil 1, was meine ich nimmt man mir übel – ich denke darüber nicht sonderlich viel nach, ich verlasse mich darauf, dass man mir sagt, was man mir übel nimmt. Mache ich bei anderen ja auch. Mir zu überlegen, was mir jemand übel nehmen könnte, vielleicht aber auch nicht, wer weiß das schon, wie käme ich überhaupt darauf, möglicherweise würde ich Verstimmung wahrnehmen und wenn ich Dinge dann häufig auf mich beziehe könnte ich annehmen, ich hätte etwas getan, dass diese Stimmung in der anderen Person auslöst. Ganz schön vermessen eigentlich, zu meinen, man selbst wäre irgendwie maßgeblich für die Stimmung anderer, oder? Ich befasse mich mit solchen hypothetischen Fragen nicht. Wenn ich natürlich bemerke, dass ich etwas falsch gemacht, einer anderen Person Unrecht getan habe, spreche ich das aus oder an oder was auch immer gerade möglich ist. Wenn ich es nicht selbst bemerke, sagen Sie es mir einfach.

Teil 2, was nehme ich mir selbst übel? Nichts. Ich habe großes Vertrauen zu mir.

Ich vertraue nicht darauf, dass ich alles genau richtig mache aber ich vertraue darauf, dass ich es im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten so gut mache, wie ich es gerade vermag. Ich kann es nicht besser. Ich bin kein gemeiner, gleichgültiger oder grundfauler Mensch der andere ausnutzt und wenn es geht, mache ich Sachen gerne richtig. Dafür habe ich eine gewisse mentale und kognitive Kapazität, manchmal ist sie ausgereizt, ich habe Leben im Gepäck und manchmal bin ich müde. Wenn ich Zeit, in der ich eigentlich tausend Dinge tun wollte, vertrödele, vertraue ich darauf, dass es einen guten Grund hat, der irgendwo in mir liegt – ich brauche das Trödeln offensichtlich gerade. Sonst würde ich es ja nicht machen. Mir das selbst übel zu nehmen ist Unfug, bindet noch mehr mentale und kognitive Kapazität und bringt daher noch weniger Gutes hervor.

Es gibt viele Dinge, die ich sehr gern tun würde aber über Jahre nicht schaffe. Ein Thema kommt jetzt bald wieder hoch: Weihnachtskarten schreiben. In meinem Kopf bin ich ein Mensch, der Weihnachtskarten schreibt, besonders schöne, mit Gebäck und Heißgetränk am Küchentisch, draußen knackige Kälte, die Katzen liegen im Flur, das Kind liest auf seinem Bett, Herr N schaut Fernsehen. Ich habe viele Weihnachtskarten gekauft in den letzten Jahren, geschrieben habe ich seit ungefähr 20 Jahren keine einzige. Kriege ich einfach nicht hin, ich mache immer andere Sachen in der Adventszeit und mit der Hand schreiben kann ich sowieso kaum noch (knackig kalt ist es auch nie, aber das nur nebenbei) und Texte für unabdingbare Karten (im beruflichen Kontext) google ich (bzw. nutze jetzt ChatGPT), weil mir schlicht nichts einfällt, wenn ich vor so einer Karte sitze. Das alles nehme ich mir nicht übel. Andere Leute schreiben Weihnachtskarten, manchmal schicken sie mir welche, ich freue mich dann.

Mich selbst muss ich also nie um Verzeihung bitten. Ich bin generell sehr versöhnlich, weil ich ja davon ausgehe, dass andere – genau wie ich – im Rahmen ihrer Möglichkeiten und ihrer Wirklichkeit ihr bestes tun. Ich nehme Entschuldigungen gern entgegen als Gesprächseröffnung darüber, wie es zu einer Situation gekommen ist, in der mir Unrecht getan wurde. Die Leben anderer interessieren mich, die Gründe für das Scheitern im Zwischenmenschlichen auch, eine Entschuldigung löscht nichts Vorgefallenes, (außer in der katholischen Kirche natürlich, aber da bin ich kein Mitglied mehr). Die Gründe sind für mich interessant und wichtig, um die notwendigen Folgen einschätzen zu können, um abwägen zu können, ob das mentale Gepäck einer Person, die mir Unrecht getan hat, vielleicht gerade mehr wiegt als meines und ich ein Stück der Last mittragen kann, indem ich nicht auf Korrektheit bestehe.

Mir fällt nur eine einzige Person ein, gegen die ich seit längerem einen Groll hege und deren Namen habe ich vergessen, irgendsoein SPD-Politiker, der gesagt hat, es gibt keine große Koalition und dann gab es doch eine. Name mit „u“. Schulte, Schuster, Schulze, irgendwie sowas, egal. Daran denke ich aber immer nur, wenn ich wähle (so wie gerade eben Briefwahl) und dann steht das SPD und ich denke „ah, nein, sicherlich nicht“. Würde ich ohne diesen Zwischenfall vermutlich auch denken.

Zurück zur eigentlichen Frage, Teil 3: wofür bitte ich eher um Verzeihung? Da sind wir dann natürlich bei den Dingen, die mir andere übel nehmen. Wie gesagt, die anderweitige Vorgehensweise halt ich für etwas größenwahnsinnig, nur weil ich denke, ich hätte jemanden gekränkt muss sich diese Person ja noch lange nicht gekränkt fühlen, geschweige denn die zeitliche Investition einer Aufarbeitung des Themas über sich ergehen lassen, nur weil ich einen übersteigertes Selbstwirksamkeitsgefühl habe, meine Güte, was für ein Mindfuck das wäre, das muss man schon in seinem eigenen Kopf mit sich ausmachen, ohne andere zu belästigen.

Ich bitte um Verzeihung bei Dingen, die andere mir übel nehmen (wenn ich davon erfahre) und stelle mich zur Verfügung für was auch immer dann notwendig ist, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen.

26. September 2023

Täglich schreiben, das war der Plan. Danke für die Vorschläge in der unverbindlichen täglichen Contentvorschlagliste (oben verlinkt), ohne die wäre ich jetzt aufgeschmissen. Thema heute: „Inwiefern ist die Berufs-Frau N. anders als die Privat-Frau N.?“

Meine erste spontane Reaktion war: beides ist genau gleich. Denn ich habe nie das Gefühl, dass ich an meinem Arbeitsplatz andere Gefühle oder Haltungen vertrete (oder vertreten muss) als privat. Gleichzeitig setzt mir meine Rolle am Arbeitsplatz einerseits manchmal Grenzen und spannt andererseits manchmal die Komplexität viel weiter auf.

Ich versuche, ins Detail zu gehen, um das verständlicher zu machen: Im Job laufen die Fäden zwischen sehr viele Bereichen und Prozessen bei mir zusammen, ich würde grob sagen, 95% aller Themen, die meinen Standort betreffen, gehen in irgendeiner Weise über meinen Tisch, so dass ich von allen Personen dort vermutlich den umfassendsten Blick über den Gesamtzusammenhang habe.

Mein Job hat sich in den letzten Jahren dahin entwickelt, dass es in weiten Teilen meine Aufgabe ist, eine gemeinsame Wirklichkeit für alle herzustellen. Durch Abläufe und Vorgehensweisen und auch durch Formung von unausgesprochenen Werten und Haltungen. Unterschiedliche Menschen haben natürlich unterschiedliche Herangehensweise, Vorstellungen und Wünsche und es gehört zu meinem Job, all das zu einem funktionierenden Gebilde zusammenzufügen und zusammenzuhalten.

Dieses Gebilde ist komplex und in unablässiger Bewegung und meine Aufgabe ist es, mit meinem Wissen über die Organisation ständig Entscheidungen zu treffen und damit die Komplexität für andere zu reduzieren. Diese anderen sind mit den Entscheidungen nicht immer zufrieden. Oft sind meine Entscheidungen vom Standpunkt einer einzelnen Person oder Einheit aus betrachtet dumm, ergeben im Gesamtzusammenhang erst Sinn. Oft sind meine Entscheidungen im bekannten Gesamtzusammenhang dumm und ergibt nur Sinn, wenn man über zusätzliche Informationen verfügt, die ich aber nicht teilen kann, weil sie einer Vertraulichkeit unterliegen. Oft sind meine Entscheidungen für Personen, die die Haltung und Werte, die ich vorausgesetzt hatte, nicht teilen dumm, dann habe ich vorher nicht die richtige Basis dafür geschaffen. Oft liege ich auch einfach ganz generell falsch. Das alles ist nicht messbar, denn wenn wir den einen Weg einschlagen, erfahren wir nicht, wie der andere Weg verlaufen wäre, dazu sind die Dinge zu komplex.

Meine Währung ist dabei meine Glaubwürdigkeit. Ich kann Fehler machen, ich kann mich irren. Aber ich kann nichts unter den Tisch kehren und ich kann mich nie verstecken, ich muss mich immer positionieren und ich muss immer klar kommunizieren.

Privat habe ich den Luxus, dass ich mich auch mal zurücknehmen kann, weggucken, mich nicht befassen muss. Ich kann privat andere gut sein lassen: wenn andere Dinge anders handhaben als ich, ist mir das sehr egal, im Zweifel treffe ich mich einfach nicht mehr mit denen. Ich kann mir auch mal die Decke über den Kopf ziehen, mich wegducken und wen anders machen lassen, ich kann auch mal ausrasten und es wird mir verziehen. Gleichzeitig ist mein Blick privat einerseits viel enger, ich muss mir vertrauensvolle Informationen viel härter erarbeiten, sie werden nicht wegen meiner Rolle mit mir geteilt. Andererseits habe ich privat die Chance, völlig transparent zu sein, Hintergründe ohne Rückbehalte auszutauschen und das ist ein riesiger Gewinn.

Es ist klar, dass ich diesen Job nicht machen könnte, wenn sich nicht eine gewisse Disposition aus meiner Persönlichkeit in den Beruf transportieren würde. Gleichzeitig übertragen sich aber natürlich auch Teile der Haltung, der Attitüde, die mein Job von mir erfordert, ins Privatleben.

Insofern würde ich sagen, bei Berufs-Frau N und Privat-Frau N ist der Kern gleich. Die Verpflichtungen und Freiheiten sind aber unterschiedlich und stellen deshalb unterschiedliche Persönlichkeitsanteile in den Vordergrund.

25. September 2023

Fragmente sagte am Wochenende auch, dass ich dem Wahnsinn etwas näher bin als sie und meine Güte, hat sie Recht.

Allein wenn ich über die drei nächsten Tage nachdenke, bin ich nicht sicher, ob sich darüber hinaus ein gesunder Geisteszustand für mich erhalten lässt. Ich habe heute das Auto zur Werkstatt gebracht wegen TÜV, das geht aus Gründen, die ich mir nicht erklären lassen wollte, nur montags und mittwochs zwischen 8 und 10 Uhr und Montage und Mittwoche sind die einzigen Tage, an denen M morgens noch Schule hat, woraus folgt, dass ich das Auto dort hinbringe.

Heute Mittag kam der Anruf, dass das Auto wieder abgeholt werden solle. Wie von so einer Kita. Ich konnte aushandeln, dass es da noch bis morgen früh bleiben darf, dann muss es aber geholt werden und zahlen kann man nur mit EC-Karte (oder wie auch immer diese Karte mittlerweile heißt). Nicht per Kreditkarte, PayPal, GooglePay, auf Rechnung, per Sofortüberweisung. Nur mit diesem einen Zahlungsmittel, das M nicht hat. Also werde ich das Auto morgen früh wieder abholen und dann damit ins Büro fahren, weil sonst alles zu lang dauert. Immerhin muss ich es da nicht noch irgendwie betreuen sondern stelle es im Parkhaus ab, abends fahre ich es zurück nach Hause und werde keinen Parkplatz finden, so dass ich es nach drei Runden durch das Viertel im Hof abstellen werde, wo es bis zum nächsten Morgen um 8 stehenbleiben kann. Dann fahre ich (denn es ist Mittwoch und M hat Schule) wieder los und parke es auf der Straße, morgens ist dort immer etwas frei. Ich werde mich also dreimal morgens mit einer Angelegenheit befassen, die mich null interessiert, sogar abstößt und das alles wegen irgendwelcher organisatorischer Befindlichkeiten, ich hasse alles daran.

Ich könnte WAHNSINNIG werden, werde es aber vermutlich nicht, denn neulich war es noch schlimmer, ich bin einigermaßen trainiert im Nicht-Wahnsinnig-Werden, obwohl es die naheliegendste Option wäre. Neulich nämlich – ich habe momentan wieder jegliches Zeitgefühl verloren, erinnere mich immerhin kalenderbildlich, dass es in den 10ern dieses Monats war – da hatte Herr N einen Tattoo-Termin vereinbart, der begann am späten Vormittag und sollte gegen 17 Uhr fertig sein. Vormittags war Her N also ins Parkhaus gefahren. Das Parkhaus schließt um 21 Uhr, das steht beim Reinfahren dran, wir hatten es zur Kenntnis genommen und dachten 17 bis 21 Uhr, das ist Puffer genug. Das war falsch gedacht.

Um 20:15 Uhr rief Herr N mich an, dass es länger dauern würde als bis 21 Uhr und ob ich eine Idee hätte. Ich habe ja immer Ideen, das möchte ich ganz wertfrei gelesen wissen. Der Tattoo-Termin war in Bad Vilbel, ich war in Offenbach. Das zweite Fahrzeug war irgendwo im Stadtgebiet Offenbach. Ich nahm also zwei Autoschlüssel, rief M an, um zu erfragen, wo das zweite Fahrzeug sei, ließ mich joggend dorthin lotsen, stieg ein (Schaltwagen), fuhr nach Bad Vilbel, parkte das Auto semilegal auf der Straße (nun 20:50), rannte zum Tattoo-Laden, zog das Parkticket aus Herrn Ns Hosentasche, rannte zum Parkhaus, löste den Wagen (Automatik, heftiges Umdenken erforderlich) aus, fuhr den Wagen um 20:59 aus dem Parkhaus, an der Schranke prangte ein Schild „JETZT NEU 24 h GEÖFFNET“, sortierte das Schild mit Gewalt kognitiv unbearbeitet umgehend in meinem Kopf „auf Wiedervorlage“ ein, parkte den Automatikwagen außerhalb des Parkhauses an einer anderen Straße, rannte zurück zum Schaltwagen, wieder heftiges Umdenken erforderlich, fuhr zurück nach Offenbach, fand keinen Parkplatz und parkte im Hof, nahm einen Termin um 22 Uhr wahr, holte das Schild an der Schranke aus meiner mentalen Ablage und REGTE MICH UNGLALUBLICH AUF und fuhr am nächsten morgen das Auto wieder um den Häuserblock, bis sich ein Parkplatz fand und schwor mir, nie wieder Auto zu fahren, ich hasse alles daran.

Ich habe keine Ahnung, worauf ich hinauswollte. Das gehört vielleicht zur Symptomatik.

24. September 2023

Es ist Sonntag, das ist schlecht, da ich nun das Gefühl habe, zur Sonntagsbloggerin zu verkommen. Bekanntlich ist nicht bloggen aber auch keine Lösung. Ich weiß selbst nicht, was hier los ist. Ich glaube, wenn ich nicht täglich schreibe, muss ich zu sehr überlegen, ob ja oder nein. Das ist mir pro Tag eine Entscheidung zu viel.

Das Wochenende habe ich mit Fragmente verbracht, darüber werde ich noch separat berichten, oder vielleicht auch nicht, wer weiß das schon. Derzeit fehlt mir noch der Abstand, es war alles unglaublich schön und ist in meinem Kopf noch, möglicherweise dauerhaft, unsortiert.

Für heute habe ich mein vorläufiges Fazit zu BlueSky versprochen. Um das liefern zu können, habe ich die App erst einmal ausgiebig nutzen müssen und ungefähr drei Wochen lang eine „complete BlueSky immersion“ betrieben, sprich: weder Twitter noch Tröt genutzt. Drei Wochen lang. Ächz. Vier Ausnahmen gab es. Dreimal habe ich mich verklickt, es sieht einfach auch alles sehr gleich aus. Beim vierten Mal war es Absicht, ich habe Geburtstagsgrüße gesendet.

Wie hat sich das also angefühlt… ich beschränke mich auf die Aspekte, die mich interessieren und will hier kein Gesamtbild geben, bin ja keine Computerzeitschrift: Zunächst war es sehr leer und langweilig. Ich habe mich dann hineingeworfen, es ist, wie Fragmente am Wochenende in einem Nebensatz bemerkte, meine (gar nicht so) geheime Superkraft, Beziehung zu schaffen, so dass zwei oder drei Tage später ausreichend los war, um mir angenehme Feierabendunterhaltung zu bieten.

Was mir ganz zentral nicht gefällt, ist, dass man an BlueSky derzeit nur mit Einladung teilnehmen kann. Manche sagen, es liegt daran, dass das alle noch im Beta-Stadium ist, manche sagen, es ist, damit keine Spammer etc. hineinkommen – was der Grund ist, ist mir vollkommen egal, ich möchte nicht dauerhaft Teil einer Gated Community sein.

Die zweite Sache, die mir fehlt, ist die Möglichkeit private Nachrichten zu schicken – ob die jetzt speziell geschützt sind oder nicht, ist mir dabei egal, sie sollten nur nicht in der öffentlichen Timeline stehen. Ich hatte z.B. innerhalb der Plattform keine Möglichkeit, Cucinacasalinga den täglichen Videokonferenzlink zu schicken, ohne dass alle mitlesen. Das finde ich lästig, weil ich sowohl Twitter als auch Tröt für kurze Absprachen verwende: Kaffee heute nachmittag, wann/wo? Willst du kurz anrufen, Nummer ist xxx? Ich zeig es dir kurz am Bildschirm, wähl dich mal bei xxx ein. Solche Dinge. Das war lästig.

Sehr gut gefallen hat mir die Zeichenbegrenzung. 300 sind es, das ist für mich noch angemessen knapp, so dass es zu präzisem Schreiben auffordert. Für mich auch schön ist, dass die Funktionen (bisher) sehr reduziert und damit simpel und intuitiv sind, denn ich bin überzeugte Anwenderin und habe keine Lust, mich mit Funktionsweisen auseinanderzusetzen.

Viel diskutiert wird ja auch immer der „Charakter“ einer Plattform. Da kann ich selbst nicht mitgehen, für mich sind es technische Möglichkeiten und wer sich wie ein Idiot verhalten möchte, wird immer einen weg finden. Ich habe Twitter gern genutzt, bis dort keine für mich sinnvollen Gespräche mehr stattfanden. Ich habe in Tröt viele Leute wiedergefunden, neue nette hinzugewonnen und mich vielleicht – damit setze ich mich noch weiter auseinander – ein bisschen falsch aufgestellt, so dass ich zu vieles, das mich enorm desinteressiert, lese. Das kann (und muss) ich natürlich selbst steuern.

Gut gefallen hat mir, dass die Plattform für alle relativ neu ist. Die Karten werden (ein bisschen) neu gemischt, die Bubbles sind noch nicht so verfestigt, auch wenn sich natürlich viele wiederfinden. Es ist ein kollektives Ausprobieren ohne Deutungshoheit, das gefällt mir, genauso klar ist, dass das mit der Zeit ganz naturgemäß verfliegen wird.

Was ich mit meinen Erkenntnissen mache, weiß ich noch nicht – bewusst qua Entscheidung vermutlich gar nichts, ich werde nutzen, was gerade Spaß macht, meine Timeline bei Tröt noch etwas geradeziehen, so dass mich weniger nervt und dann sehen, was passiert.