Januar 2025

4. Januar 2025 – Wochenende

Einmal im Leben das absolute Entitlement einer Katze verspüren, die findet, wenn sie wach ist, sollten alle anderen auch wach sein und bitte auch aufgestanden, es ist sonst langweilig. Immerhin lief dadurch seit 8 Uhr morgens die Waschmaschine und die Wäscheberge, die M neulich aus ihrem Zimmer schob und die mich fast dazu gebracht hatten, die Wohnung, den Ort, das Land für immer zu verlassen, sind wider Erwarten fast komplett abgearbeitet.

Der Tag dümpelte dementsprechend zwischen verschiedenen Waschladungen vor sich hin, unterbrochen von Essenszubereitung: zum Frühstück alt gewordenes Weißbrot, natürlich wieder aufbereitet, als warme Speise später Gemüserisotto mit Quietschkäse. Dreimal lief ich auch draußen herum, zunächst, um bei Bobbys Kiosk zwei Pakete abzuholen (Katzenfutter und Displayschutzfolien), danach zwecks Einkauf und Augenbrauenzupfen, bei diesem Spaziergang kam ich in die Offenbacher Innenstadt und wollte mich schon belustigen, dass anscheinden für den Herbst-/Erntedank-/Weihnachts-/Neujahrsmarkt ein weiterer Name gefunden wurde, der ihm nochmal ein paar Wochen Verbleib in der Fußgängerzone ermöglicht (mich stört das generell nicht, es ist nur zum Radfahren etwas lästig), aber es war gar kein Markt sondern ein Aufbau einer Eisstockschießanlage. Naja in Weihnachtsmarktbuden halt. Ich war kurz versucht, sah mich schon eine neue Clique finden und bald eisstockschießtouristisch durch die Lande zu reisen; durch irgendwas wurde ich von dieser Idee aber abgelenkt. Vielleicht von der Apotheke in meinem Blickfeld, da wollte ich nämlich etwas kaufen und ich wurde umfassend beraten, nur, weil ich nach Sinupret gefragt hatte. Weil ich nämlich Schnupfen mit schmerzenden Nebenhöhlen habe und dazu, also dagegen, eigentlich Nasenspray verwende, gerade vor einer Woche aber ja auf Nasensprayentzug war und nicht wieder anfangen will, allerdings ist das mit den Nebenhöhlen auch gut. Die Apothekerin stellte sehr viele fragen und ließ sich alles genau erklären, berichtete mir dann – was ich noch nicht wusste – dass man von Meerwassersprays zur Befeuchtung der Nasenschleimhaut eigentlich weggekommen ist, weil die doch eher austrocknen als befeuchten und zur Regeneration geschädigter Nasenschleimhäute (wie meinen) würde man nun zur dreiwöchigen Anwendung eines cortisonhaltigen Sprays raten und danach sei alles besser. Also gut. Dazu bekam ich noch ein Pröbchen Engelwurzbalsam, was toll sein soll zur Anwendung außen an der Schnupfennase und Sinupret auch, habe ich aber bisher nicht genommen, ich teste jetzt zunächst das mit dem Cortisonspray. Zweimal täglich für drei Tage, danach für 2 Wochen 1x täglich.

Der dritte Ausflug nach draußen war, weil M entnervt anrief, es gäbe einen tollen Parkplatz in der Straße aber sie bekäme das Auto da nicht rein. So sehr ich Autofahren verabscheue, rückwärts einparken kann ich seit einiger Zeit sehr gut, also lief ich noch einmal los und bot an, entweder M in die Lücke zu coachen oder aber ich würde das selbst machen und sie würde das Gerümpel aus dem Kofferraum hochtragen. Sie entschied sich für letzteres, mir war das auch sehr recht.

Sonst geschah nichts, ach doch, es piepste wieder anlasslos ein Rauchmelder, das Thema ist seit fast einem Jahr bei der Hausverwaltung auf dem Tisch und verliere sehr die Geduld. Habe aber beschlossen, erst Montagmorgen zu schreiben – was man am Wochenende schreibt, ist zum Wochenbeginn Bodensatz in der Mailbox, das ist nicht, was ich will, ich will, dass meine Mail frisch reinkommt. Also habe ich mir das Foto selbst ins Büro weitergeschickt.

Achja und ein Buch habe ich heute auch noch gelesen, also komplett, es ging erstaunlich schnell: Martina Hefter, Hey, guten Morgen, wie geht es dir. Deutscher Buchpreis 2024, Sie erinnern sich vielleicht, irgendein Typ fand es unfair, dass er nicht gewonnen hat. Hat er aber halt nicht, deshalb las ich nicht sein Buch sondern das von Martina Hefter, heute vormittags. Es lässt mich bisher noch etwas ratlos zurück, ich weiß noch nicht, was die Message ist, vielleicht habe ich zu schnell gelesen und es muss sich alles erst noch setzen, ich fand bislang alles eher ganz normal.

Kein Kalenderblatt heute abgerissen, alle Kalender sind im Büro, das hatte ich nicht bedacht, die Sache mit dem Wochenende.

3. Januar 2025 – Freitag?

Der Aufzug fuhr heute ganz normal. Ich habe es mehrfach getestet. Auch, wenn eigentlich ein anderer Aufzug zuerst kam, habe ich auf den gestern defekten gewartet, meine Begleitungen waren nicht so sehr auf das Testen eines möglicherweise defekten Aufzugs versessen und warteten nicht mit mir. Auch okay.

Der Chef hat möglicherweise Neujahrsvorsätze. Ich lese einen anderen, völlig neuen (und – meiner Ansicht nach – deutlich überfälligen) Tonfall aus den Mails heraus. Dass das Zufall ist, ist unwahrscheinlich, niemand ändert nach Jahren einfach seinen Stil. Ich bin sehr gespannt, wohin das führt.

Dann las ich heute in den Pressemitteilungen der Stadt, dass die Anzahl der Nutztiere bis zum 15. Januar gemeldet werden muss und dachte „na super, ein weiteres neues To Do“. Erst etwas später fiel mir ein, dass meine Nutztiere sich auf einem virtuellen Bauernhof befinden und – davon gehe ich aus – nicht der Stadt Offenbach gemeldet werden müssen. Vielleicht sollte ich mit diesem Spiel doch wieder aufhören. Ich kann das wirklich gedanklich nicht gut dosieren. Als ich neulich mit Fragmente nach Brüssel fuhr, hatte ich immer das Bedürfnis, aus dem Auto heraus im Vorbeifahren irgendwas mit der Sense zu mähen oder zu ernten. Jedenfalls, so Sie denn echte Nutztiere haben, denken Sie bitte an die Meldung. Immer gern zu Diensten. Und ich werfe auch schonmal in den Raum, dass man ab dem 2. April als EU-Bürger*in eine elektronische Einreisegenehmigung (ETA) für Reisen nach Großbritannien und Nordirland benötigt, also nur falls Sie das auch noch nicht wissen.

Das war auch schon das Spannendste, was ich heute erlebt habe. Am Jahresanfang sind immer viele Listen upzudaten, viele Dinge zu vernichten, viele Pläne zu aktualisieren, alles sehr verwaltend und ein bisschen langweilig. Und auch mit viel Blick zurück. Ich mache lieber neue Sachen. Aber wenn der alte Krempel durch ist, das abgelaufene Jahr fertig verwaltet ist, also sozusagen abgewickelt wurde, plane ich eine Büroauszeit von knapp drei Wochen. So richtig Ferien. Was ich dann mache, weiß ich noch nicht, aber das ist ja genau das Schöne daran! In der zweiten Monatshälfte soll es so weit sein, wenn alles gut geht, sonst schiebe ich noch ein wenig. Was mache ich dann nur mit den Abreißkalendern, schießt mir gerade durch den Kopf! Wenn ich die drei Wochen nicht bediene, ist danach ja schon alles verloren. Vielleicht werde ich sie für den Urlaub aus dem Büro mit nach Hause nehmen.

Heute habe ich jedenfalls noch alle Blättchen ordnungsgemäß abgerissen und gelesen.

2. Januar 2025, angeblich Donnerstag, gefühlt Montag

Wenig überraschend ist im Büro rein gar nichts neu, na gut, auch da der Kalender und einen neuen Ordner „2025“ habe ich auch angelegt, sowohl digital als auch physisch. Ein nicht allzu kleiner Teil meiner Ablage findet nämlich einfach chronologisch statt. Jetzt im Ordner 2025. Der Irrsinn war aber noch derselbe, es begann damit, dass ich unten in den Aufzug einstieg, die Türen gingen zu und das Licht ging aus. Also komplett, keine Notbeleuchtung, keine Tastenbeleuchtung, gar nichts. Damals beim Dunkeldinner mit Frau Herzbruch hatte ich ja – sehr zu meinem eigenen Erstaunen – beim Einsetzen der plötzlichen Dunkelheit einen Panikanfall. Möglicherweise hat das anschließende Dinner dann aber auch gleich therapeutisch gewirkt, jedenfalls war ich heute im dunklen Aufzug nicht panisch sondern dezent genervt, ich hatte nämlich das Handy gerade weggepackt und die Hände voll mit anderen Dingen. Ich wartete erst einmal ab, normalerweise sollte sich der Aufzug ja in Bewegung setzen und mich im 24. Stock wieder ausspucken, da wäre dann Licht, das kann man abwarten. Ich war aber nicht ganz sicher, ob ich überhaupt einen Knopf gedrückt hatte, bevor das Licht ausging und, falls ja, ob ein Aufzug ohne Licht vielleicht gar nicht fährt, weil er ohne Strom ist? Ich spürte also um mich herum, um herauszufinden, ob wir fahren oder nicht. Das ist gar nicht mal so einfach, fast unmöglich in einem dunklen Aufzug, verblüffend eigentlich, man schaut ja auch sonst nicht raus wie in der Bahn. Ich wusste nicht, ob wir fahren oder nicht und mir ging die Geduld aus, also nahm ich doch wieder das Handy, fand den Knopf mit der 24, drückte drauf, erst geschah nichts, dann ruckelten wir los, irgendwann ging das Licht an. Nun gut.

Weiterer Irrsinn hier nicht darstellbar, ich meine, stellen Sie sich vor, eine Person kommt in ihren Raum und sagt ganz unvermittelt, dass sie Trump irgendwie einen tollen Mann fände und auf Nachfrage „was für einen Trump?“ (weil, man weiß ja nie) „na den Präsidenten der USA, also bald“ sagt, da kann man noch schnell antworten „raus hier, ich will dieses Gespräch nicht führen“ und mehr nicht. Komische Neujahrsvorsätze haben manche Menschen.

Ich habe heute, am 2. Januar, noch alle Kalenderblätter abgerissen und ordentlich beiseite gelegt, um sie zukünftig als Einkaufszettel zu verwenden. Ich werde bald sehr viele Einkaufszettel haben. Vielleicht muss ich mir noch einen anderen Verwendungszweck überlegen. Ich könnte auf jeden irgendeinen völlig sinnbefreiten Satz schreiben und sie aus dem Fenster werfen. Ich schreibe aber ja so furchtbar ungern mit der Hand.

Zu Hause eine Verkettung unglücklicher Umstände, weil nämlich vor einiger Zeit junge Erwachsene Knoblauchbutterbaguett in ihrer seligen Unkenntnis aller möglicher Bewandnisse auf dem Grillrost im Backofen aufbucken statt auf einem Blech mit Backpapier. So kam es heute beim Backen von Paprika zu Rauchentwicklung und ich musste das Fenster öffnen und schließen und am Fensterhängt eine Lichterkette, ein Lämpchen geriet zwischen Fenster und Rahmen und zerbarst. Die Lichterkette funktioniert weiterhin resilient vor sich hin aber ich fühle mich schlecht, so ungefähr als hätte ich den Struwwelpeter geschrieben oder vielleicht gibt es Horrorfilme für Lichterketten und da werden einzelne Birnchen in Fenstern verklemmt und zerquetscht und ich spiele da mit als das Gruselmonster. Dabei hatte ich mir neulich noch überlegt, die Lichterketten auch nach Wegräumen des Weihnachtszeugs am Fenster zu belassen, weil ich das schön finde. Noch schöner fände ich eine Lichterkette um die Flügeltür im Wohnzimmer herum und ich möchte, dass M sie mir da anbringt, das Ganze scheitert aber schon am Kauf der passenden Lichterkette, die nämlich LED sein soll mit Stromanschluss und hervorragender Energieeffizienz und ich habe keine Ahnung, was eine gute Länge ist, sehe mich aber durch Lichterkettensaisonausverkauf überall unter zeitlichem Druck. Vielleicht 10 Meter? Achja, jetzt war ich kurz in einem Lichterkettenwurmloch verschwunden, dafür habe ich jetzt eine gekauft, 12 Meter, mein Part ist erledigt, ich kann zufrieden schlafen gehen.

1. Januar 2025 (Wochentag unklar)

Also jetzt ein neues Jahr, ich freue mich. An einen großen Teil von 2024 kann ich mich nicht richtig erinnern, ab April ging alles unter in einer dunklen Welle aus Chaos, Stress und Sorge mit kleinen Pausen zwischendrin zum Luft schnappen – nicht empfehlenswert. Jetzt ist ein neues Jahr natürlich nur eine ganz willkürliche Grenze, aber ein paar wirklich neue Dinge gibt es da ja schon immer, zum Beispiel neue Urlaubstage, neue Steuererklärung – najagut – neue Kalender finde ich auch immer schön, keine durchgestrichenen gescheiterten Pläne mehr, alles frisch. Ich habe wirklich noch einen Papierkalender in der Küche hängen, für die Familie, damit alle über größere/längere Termine Bescheid wissen. Das Frischegefühl könnte ich mir natürlich auch unterjährig ganz ohne Jahreswechsel verschaffen, in dem ich einfach jetzt schon mehrere Küchenkalender für 2025 kaufe, warum nicht, auch 2025 können wir besoffen an Selbstwirksamkeit weitermachen. Ich schaue mal im Ausverkauf, vielleicht.

A propros Kalender, im Kurznachrichtendienst hatte ich vor ein paar Wochen nach Abreißkalendern gefragt, weil ich die schön finde: jeden Tag eine Freude, wie beim Adventskalender. Nur war ich in der Vergangenheit dann ab spätestens März jeden Tag genervt, habe nicht weiter abgerissen, bei Sprachkalendern war es so, dass ich irgendwann mal wegen Reisen oder Sonstigem mehrere Tage verpasst hatte und dann „aufarbeiten musste“, aufarbeiten müssen bockt mich so rein gar nicht, damit waren die Kalender tot. Ähnlich bei anderen Bildungsdingen wie Literaturkalender, Geschichtskalender und so weiter. Philosophische Kalender kamen immer irgendwann – also spätestens im März – mit einem Spruch um die Ecke, den ich so banal oder auch so falsch fand, dass ich jeden Funken Respekt vor, Interesse an und Vertrauen zu dem Kalender verlor. Und einmal hatte ich große, enorme Hoffnungen in einen Aufräumkalender gesetzt, da waren aber schon im Januar völlig groteske Tipps drin, irgendeinen Krempel sollte man da aufbewahren, um etwas daraus zu basteln, worin man dann wiederum andere Dinge aufbewahren könnte – das ist das Gegenteil von Aufräumen, ich räumte daher angewidert sofort den ganzen Kalender weg, in den Müll.

Ich habe viele Tipps bekommen, keiner passte so zu 100%, die Tipps brachten mich aber auf Ideen und so habe ich zwei Kalender selbst gekauft, einen, der täglich Tipps zum Überstehen von Extremsituationen gibt (wenn man z.B. in flüssigem Beton zu versinken droht), mit diesem Kalender fühle ich mich gut abgeholt, und einer, der überbordende Gedankengänge in Charts darstellt, mit diesem Kalender fühle ich mich gut abgebildet. Wir werden sehen, wie weit ich damit komme.

Und neben den Tipps und den zwei Käufen ist noch etwas passiert, ich habe nämlich gleich drei Kalender geschenkt bekommen, das war sehr unerwartet. Einer hat niedliche Bilder, bei einem reißt man Papier ab und es kommt etwas Schönes dabei zum Vorschein, der dritte ist der Raben-Kalender, den hatte ich vor vielen Jahren schon einmal und mir ist tatsächlich nicht mehr gegenwärtig, warum ich den nicht bis zum Ende abgerissen hatte. Vielleicht fällt es mir im Verlauf des Jahres wieder ein. Bleiben Sie dran, falls es hier etwas gibt, wo Sie dranbleiben könnten, ich will da nicht zu viel versprechen.

Worauf ich eigentlich aber noch hinauswollte: ganz neulich – welcher Wochentag es war, welcher Wochentag heute ist, das ist ja derzeit alles sehr unklar, konkreter kann ich deshalb nicht werden – war ich bei Freundin Schanuf zum Mittagessen und sie hatte einen ganz fürchterlichen Kalender mit Sinnsprüchen der übergriffigen, belehrenden und simplifizierenden Art auf ihrem Tisch liegen, der – wenn ich richtig verstanden habe, ich wollte nicht nachfragen – vor mehreren Jahre aus einem Geburtstagsgeschenkkonvolut an sie kam, an dem ich irgendwie sogar finanziell beteiligt war, sehr unangenehm. Diesen Kalender hat sie auch nicht wie vorgesehen verwendet, er liegt aber auf ihrem Tisch, weil die Rückseite der Kalenderblätter sich hervorrragend als Notiz- oder Einkaufszettel eignet. Da gehe ich sofort mit. Ich hoffe, alle Kalender, die ich diese Jahr habe (sowas ist wirklich noch nie passiert!!) haben eine freie Rückseite, so dass ich sie, wenn alle Stricke reißen – auf Schnanuf-Weise verwenden kann!

Ein gutes 2025 Ihnen allen. Ich glaube wirklich es wird gut. Und werde mein Möglichstes dazu beitragen.