Allgemein

14. Dezember 2023

Den Tag heute verbuche ich als Zwischentag. Zwischen mental völlig durch die Mangel gedreht von Termin zu Termin schlingernd und einem ganz normalen Alltag. Am Zwischentag war ich recht früh im Büro, um die Inbox einmal grob durchzusortieren und das Allernötigste zu tun, das die letzten 1,5 Wochen liegen geblieben war, dann ging ich zum Friseur, das dauerte mit allen Wegen 2,5 Stunden, anschließend kaufte ich Salat zum Mittagessen. Dann wollte ich noch ein wenig den Schreibtisch sortieren aber es gab Zwischenfälle, Möbel passten nämlich nicht durch die Tür und andere Möbel waren schlecht gestellt, so dass der Fluchtweg zu eng war. Ich verschreckte noch ein paar Menschen, nicht absichtlich, nur durch Fragen wie „Die Kollegin hat Sie diese Woche 4 Mal, nämlich am Montag, am Dienstag, am Mittwoch und am Donnerstag, gebeten, ihr eine Studienbescheinigung zu geben und Sie haben das nicht gemacht. Wie kommt es dazu?“ Irritierenderweise möchten sich Personen meist lieber entschuldigen als erklären, wie es zu der Situation kam, mich interessiert die Erklärung aber viel mehr als die Entschuldigung, mit einer Entschuldigung kann ich so gut wie nichts anfangen. Wenn ich den Ablauf verstehe, hingegen, kann ich ihn korrigieren.

Dann war Italienischunterricht, ich war ein kleines bisschen zu spät aber dafür sehr inspiriert, es gibt solche Tage, an denen fügen sich die Worte wie von selbst zusammen ,Heute war so einer, also: auf Italienisch.

Abends Weihnachtsmarkt. Ich glaube, ich bin jetzt durch mit Weihnachtsmarkt, es gibt nichts mehr, was ich dort noch Essen oder Trinken möchte. Ich hätte gerne Grünkohl mit Sauerkraut gegessen, im Sauerkraut waren aber Schupfnudeln versteckt, ich verabscheue Schupfnudeln (genauso wie Gnocchi, das ist für mich irgendwie dasselbe), Der Grünkohl sah dann auch noch quasi totgekocht aus, ich nahm dann doch eine Wurst, die Wurst war gut aber dreimal Wurst in zwei Woche reicht mir vermutlich für das nächste halbe Jahr.

Die tägliche Contenvorschlagliste fragt nach dem Lieblingsbuch des Jahres. Ich nehme an, es ist mein Lieblingsbuch unter den Büchern, die ich dieses Jahr gelesen habe, gefragt, nicht nach Veröffentlichungsdaten oder dergleichen. Ich muss das nachschauen, im Goodreads-Account. Anfang des Jahres habe ich sehr viel gelesen, dann so etwa im September den Anschluss ans Lesen verloren, Ich weiß nicht warum. Es begann damit, dass ich Bücher einfach nicht mehr zu Ende gelesen habe. Später habe ich Bücher dann auch nicht mehr begonnen. So ist es seit einigen Monate. Und an die Bücher, die ich in der ersten Jahreshälfte gelesen habe, kann ich mich kaum noch erinnern. Am besten gefallen hat mir, glaube ich, „Notes from the Burning Age“ von Claire North.

13. Dezember 2023

Mein Körper und Geist behaupten momentan, knapp 5 Stunden Schlaf sei genug. Mein Verstand widerspricht, ist aber überstimmt, um 5 Uhr bin ich wach und fit und voller Tatendrang und komme vor Mitternacht nicht ins Bett, weil ich noch so munter bin. Durchaus neu für mich. Ich will mich nicht beklagen, ich klage ja schon immer ausreichend über zu kurze Tage, zu wenig Wachzeit. Ich habe nur den Verdacht, das geht auf Dauer nicht gut. Wir werden sehen.

Am Vormittag fühlte ich mich am Schreibtisch kurz verloren, ich hatte keine Termine im Kalender. Gerade wollte ich ich zur mentalen Stabilisierung mit Cucinacasalinga einen Online-Kaffee trinken, als mich ein Anruf ereilte, es gäbe eine Baubesprechung. Ich hatte kürzlich beim externen Dienstleister wissen lassen, dass ich zu allen Baubesprechungen rechtzeitig eingeladen werden möchte, hatte jedoch keine Einladung erhalten, so beschloss ich, mit einem Kollegen uneingeladen zur Baubesprechung zu gehen. Die Überraschung gelang und weil ich ein netter Mensch bin wartete ich, bis ich den Projektleiter allein im Gang hatte, bevor ich ihm sagte, was ich alles gerade sehr schlecht finde.

Später standen wir noch ein wenig mit dem Whistleblower (ein Maler) zusammen, der – für mich zunächst völlig zusammenhanglos – über Handwerkerfrühstück sprach, was das sei und dass man das bei verschiedenen Anlässen, also zum Beispiel Geburtstag aber durchaus auch bei anderen Anlässen (hier fiel bei mir der Groschen) dem Team serviert. Es wird also im Januar ein Handwerkerfrühstück geben. Die Worte Mett und LKW fielen. Mein Job nimmt seit einigen Wochen eine Körperlichkeit an, mit der ich nie gerechnet hatte. Ich habe noch nie in meinem Leben Mett gegessen und hatte auch nicht erwartet, das je zu tun. Schon gar nicht zum Frühstück. Vielleicht muss ich vorher üben. Meine Güte.

Auf dem Heimweg wurde ich erst komplett nassgeregnet, dann war die S-Bahn im Tunnel gefangen (Grund dafür ist ein Notarzteinsatz in einem vorausfahrenden Zug), dann dachte ich komm, jetzt ist es auch egal und fuhr zu der Station ein paar km entfernt, an der ich irgendwann neulich (die letzten Wochen waren recht dicht, ich erinnere mich nicht mehr wann, das ist allerdings auch irrelevant, ich musste mich ja nur erinnern wo) mein Fahrrad geparkt hatte. Damit fuhr ich dann im strömenden Regen nach Hause und setzte mich jammernd in den Sessel, dort sitze ich seither, bis auf kurze Ausflüge zum Pralinenadventskalender und zur Keksdose.

Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste: Machst Du Geschenke zu Weihnachten? Wenn ja: wie wählst Du aus?

Wir sind eine Geschenke-Familie und zelebrieren die Bescherung, reihum muss jede Person ein Geschenk auspacken, bis keine mehr da sind, das Kind (auch wenn es 19 ist) reicht die Geschenke an, vorher wird gesungen, so gehört es. Wenn mir nichts einfällt, worüber die Personen sich freuen könnten, frage ich sie, was sie sich wünschen. Wir haben natürlich alle Wunschzettel, wie gesagt, wir sind ja eine Geschenke-Familie.

Dass man außerhalb der Familie Weihnachtsgeschenke macht, kenne ich (abseits des beruflichen Umfeldes) von zu Hause nicht. Im Kreis meiner Freund*innen mache ich nur zwei Personen ein Weihnachtsgeschenk, eine davon ist Frau Herzbruch, sie hat eines Jahres angefangen, indem sie uns Geschenke überreichte, die sie – wie sich später herausstellte – selbst von jemandem bekommen hatte und nicht zwingend benötigte. Wir hatten nichts, es gab ein paar wackelige Jahre, in denen immer die eine oder die andere Partei unvorbereitet war und in diesem Jahr schenken Frau Herzbruch und ich uns gegenseitig ein Champagner-Tasting und alle anderen können sich etwas schenken oder auch nicht, wir kümmern uns jedenfalls nicht darum. Ich denke, dabei werden wir es für immer belassen, also nicht bei diesem einen Champagner-Tasting sondern wir schenken uns ab jetzt einfach jedes Jahr eines, oder auch mal etwas anderes, das wir gemeinsam machen möchten. Ich finde das eine gute Vorgehensweise.

12. Dezember 2023

Ich wachte mit einem zuckenden Auge auf, dazu kam im Laufe des Vormittags Migräne, alles sehr misslich. Schon als ich auf dem Weg ins Büro war hatte Fragmente aber nach einem Lunchdate auf dem Weihnachtsmarkt gefragt, darauf freute ich mich sehr. Wir aßen Schnitzel (Fragmente) und Currywurst (ich), die Fragmente sehr treffend als „auf eine Art eklig die erwartbar und irgendwie lecker ist“, danach war ich zahlungsunfähig (Bargeldproblematik) und sie lud noch auf eine Crêpe ein, später auch noch auf einen schokolierten Obstspieß aber da machte ich essenstechnisch schlapp, es war immerhin meine erste Mahlzeit des Tages. Drum herum drei Gespräche der längeren Sorte, der Abendtermin im Showroom fiel daher flach, ich hatte dadurch noch Zeit, die nun anstehenden restlichen Aufgaben für diese Woche durchzugucken und eine Reihenfolge zu bringen und ab morgen ist wieder alles einigermaßen normal. Drei Gespräche noch, aber an drei verschiedenen Tagen, das ist easy.

Der Heimweg war unerwartet beschwerlich. Die Hauptstraße, die von der S-Bahn in Richtung zu Hause führt war nämlich gesperrt, auch für Personen zu Fuß. Die Nebenstraßen auch, eigentlich in Sichtweite alles, viel Blaulicht. Ich hatte geplant, mit Herrn N noch mit dem Auto zu einem abgelegenen Paketshop zu fahren, in den aus ungeklärten Gründen etwas geliefert worden war, das war aber nicht abbildbar, wir wären aus dem Viertel möglicherweise herausgekommen aber nicht wieder hinein. Es handelte sich, wie ich später erfuhr, um einen Wohnhausbrand mit Toten und Verletzten.

Da die Frühabendpläne so scheiterten und noch Essen vom Vortag vorhanden war konnte das Event mit Frau Herzbruch bereits viel früher beginnen, das war schön. Es bestand heute – fürchte ich – im Wesentlichen aus einem Debriefing meiner Erlebnisse der letzten 2 Wochen. Dafür ist mein Kopf jetzt wieder angenehm sortiert, ich fühle mich, genau betrachtet, schon wieder vollumfänglich erholt, das Auge zuckt nicht mehr und die Migräne ist auch weg. Das war einfach!

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Was denkst Du über Besitz- und Verdienstobergrenzen, so ab 1 Mrd aufwärts?“ Nicht viel, im Sinne von: ich denke nicht viel darüber nach. Das ist für mich ein sehr abstraktes Thema. Im Grunde ist es mir komplett egal, wie viel Geld andere Leute haben. Gleichzeitig sehe ich eine Gefahr, wenn Einzelpersonen mehr freie Mittel haben als Staaten, ich sehe z.B. das Risiko, dass sich jemand eine bezahlte Armee zusammenstellt und damit eigene Regeln einführt. Als Freundin der Demokratie sähe ich das nicht gerne. Darüber hinaus habe ich keine qualifizierte Meinung zu diesem Thema, ich bin zu wenig informiert.

11. Dezember 2023

14 von 20 Jahresgesprächen sind durch, es waren schon spannende Sachen dabei und gute Ideen, die Anbahnung der Umsetzung oder die Versuche der Umsetzung oder die Bewertung, ob eine Umsetzung in Frage kommt werden mich den ersten Januar und in Teilen darüber hinaus beschäftigt halten. Nach jedem Gespräch denke ich „das sollten wir öfter machen“. Denke ich ja auch nach jeder Party. Es scheitert natürlich, wie immer alles, an der Zeit.

Wie immer in diesen Tagen habe ich wenig Gelegenheit, mich zu besinnen oder Notizen zu machen, folglich habe ich einen sehr vollen Kopf mit lauter Stimmen und deren Worten und ausformulierten Gedanken, ich habe etwas Angst, dass was rausfällt aus meinem Kopf, ich hoffe nicht. Und ich hoffe, das strudelige Chaos sortiert sich bald. Zwei sehr volle Tage habe ich noch, danach nur noch Termine, die wegen irgendwas verschoben werden müssen, bis dahin bewege ich den Kopf nicht allzu sehr.

Vor einem der Gespräche heute hatte ich – ich suche das richtige Wort, Angst, Nervosität, Sorge trifft es nicht richtig, eher eine fatalistische Nervosität, falls diese beiden Dinge überhaupt irgendwie zusammengehen. Die Zusammenarbeit mit der Person ist mir sehr wichtig, wir kommen aber in einigen Kernpunkten schlicht nicht zusammen, sie sind zu Ende diskutiert, am Ende entscheide ich, das goutiert diese Person nicht. Wir haben neulich sehr darüber gestritten, ich griff zu einer etwas ungewöhnlichen Führungsmaßnahme die darin resultierte, dass wir – weil wir uns so anbrüllten – aus mindestens einer Kneipe flogen und beide nicht wissen, ob eventuell noch aus weiteren, es gab weiter keine Einigung, doch immerhin lagen wirklich alle Karten einmal auf dem Tisch, manchmal schafft das Verständnis, manchmal nützt aber auch Verständnis nichts.

Manchmal aber auch schon. Ich ging ohne jede Erwartung in das Gespräch und es schien, als würden wir es kurz halten – es war ja auch bereits alles gesagt. Und dann gab es in einem Nebensatz eine Anmerkung, bei der ich aufmerksam wurde, weil es eine Sache war, deren Entstehen ich mir vorstellen kann und an dem ich mitarbeiten würde. Werde. Es wird ein ziemlicher Akt, diese Tür aufzutreten, andererseits habe ich dieses Jahr schon so viele Türen aufgetreten, dass ich einigermaßen in Übung bin und diese spezielle Tür würde sich nicht nur im Interesse unserer aktueller Anliegen ganz direkt lohnen sondern auch längerfristig Raum schaffen, in dem ich Dinge umgestalten kann, die mir schon länger nicht zu 100 % gefallen.

Entschuldigung, ich bin beim Schreiben kurz eingeschlafen, weil mich diese Kryptik langweilt.

Wenden wir uns der Contentvorschlagliste zu. Der Themenvorschlag lautet: „beabsichtigte und unbeabsichtigte Gesichtsausdrücke. Pokerface, Deadpan, RBF als Werkzeug und als unbeabsichtitge Anekdoten.“ Hui. Ich habe keine Ahnung. Ich denke nicht nennenswert über meine Gesichtsausdrücke nach. Mir wird gesagt, dass ich viel lache und heute wurde mir gesagt, wenn ich einen Stift zwischen die Zähne geklemmt habe, bin ich üblicherweise superbusy. (Ich hatte in diesem Moment einen Stift zwischen den Zähnen). Darüber hinaus weiß ich es nicht. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal versucht hätte, eine Gefühlsregung zu vertuschen, ich spiele ja nicht Poker. Wenn ich gelangweilt, genervt, verärgert bin kann man das ruhig sehen, ich bin es ja nicht ohne Grund, man möge meine Missstimmung wahrnehmen und den Grund abschalten. Lebensregel #2: Immer sagen, was ist. Dann kann man natürlich auch immer gucken, wie es ist.

10. Dezember 2023

Es gibt gute Nachrichten: Das Fotobuch, das ich immer zu Weihnachten verschenke, ist fertig. Allerdings das für 2022, das ist der kleine Nachteil. 2022 habe ich das nicht geschafft, es wird nun also nachgereicht, im Idealfall zusammen mit dem für 2023, das ich dann noch machen müsste. Ich plane das für morgen.

Weitere gute Nachricht: Im Badezimmer kommen KEINE kleinen Metallkügelchen aus irgendwelchen mysteriösen Ecken. Warum das gut ist, ist klar: niemand möchte Metallkügelchen unsicheren Ursprungs im Bad haben. Warum ich das extra für mein Bad erwähne, ist eventuell erklärungsbedürftig und außerdem lehrreich:

Herr N. hat eine Wasserkaraffe aus dünnwandigem Glas. Man kommt da mit nix gut rein – also mit einigem schon, aber nicht mit einer Hand mit Putzschwämmchen und in die Spülmaschine passt das Ding auch nicht. Eine gute Frage ist, warum wir das überhaupt angeschafft haben, das ist ja bar jeder Logik. Es war natürlich ein Geschenk. Wenn man nun so einen komplett unpraktischen Gegenstand geschenkt bekommt, zieht das Folgen nach sich, nämlich kaufte ich, um diesen Gegenstand reinigen zu können, einen weiteren Gegenstand, also: Folgefehler. Merke: der erste Fehler ist meist lässlich aber alles, was man unternimmt, um ihn zu vertuschen ist das Probem! Um zu vertuschen, dass die Karaffe in unserem Haushalt ohne Dienerschaft, die sich Themen wie dem geduldigen täglichen Ausspülen und Bürsten einer dünnwandigen Glaskaraffe widmen würde, einen Fehler darstellt, kaufte ich ein Döschen mit kleinen Metallperlen. Angeblich kann man mit diesen die Karaffe total gut reinigen. Wie genau weiß ich nicht, wir haben diese Perlen seit mehreren Jahren, aber haben sie noch nie verwendet, definitiv muss man sie aber nach dem Reinigungsvorgang durch ein Sieb gießen, das ich zu diesem Zwecke (2. Folgefehler) auch angeschafft habe. Auch ungenutzt.

Neulich nahm ich die undurchsichtige Plastikdose mit den Metallperlen aus einer Schublade, dachte „was war das denn nochmal?“, öffnete die Dose unachtsam und eine Milliarde Perlen sprangen hinaus. Ich sammelte sie fluchend ein, schloss die Dose und legte sie zurück in die Schublade (vermutlich 3. Folgefehler, werden wir in ein paar Jahren sehen). Als ich abends ins Bad ging, piekste mich etwas in die Fußsohle und es war eine der kleinen Perlen. Ich klaubte sie vom Fuß, sie fiel auf den Boden und machte ein bestimmtes Geräusch auf den rauen Fliesen, ich fand sie aber wieder und warf sie in den Müll.

Seit ein paar Tagen höre ich immer mal wieder dieses Perlengeräusch, wenn ich das Duschhandtuch vom Haken nehme und mich damit nach dem Duschen abtrockne. Ich trage dabei keine Brille, kann also nicht sofort schauen, wo die Perle liegt. Um die Brille aufzusetzen, muss ich ein paar Schritte machen, zu dem Zeitpunkt ist dann keine Perle mehr sichtbar. Es passiert immer wieder, es macht mich schier wahnsinnig.

Heute allerdings war ich ja ausgeschlafen. 11,5 Stunden Schlaf, mit sowas im Rücken habe ich Nerven für alles auf der Welt. Als das Perlen-auf-rauen-Fliesen-Geräusch erklang, blieb ich also einfach – nackt, nass, bei gekipptem Fenster, draußen 5 Grad – mit meinen atombunkerwanddicken Nerven reglos stehen und konzentrierte mich. Dann wiederholte ich die soeben ausgeführte Bewegung. Perle-auf-rauen-Fliesen-Geräusch. Ich verharrte. Nichts. Selbe Bewegung: Perle-auf-rauen-Fliesen-Geräusch. Ich konzentriere mich komplett auf das, was da geschah und bemerkte: neben dem Duschhandtuch hängt, an einem weiteren Haken, der Föhn. Vom Föhn hängt das Kabel hinunter, weiter, als es eigentlich sollte, nämlich so weit, dass die Metallnupsis vom Föhn ganz, ganz leicht über die Fliesen schaben. Wie eine winzige Perle.

Ich machte eine Schlinge in das Kabel vom Föhn, so dass es nicht mehr über den Boden schleift. Kein Perlen-auf-rauen-Fliesen-Geräusch mehr. Es sind keine Perlen im Bad auf dem Boden.

Die erste Lehre daraus ist: erledigen Sie Fehler gleich an der Wurzel, dann müssen Sie keine imaginären Metallkügelchen im Bad suchen. Die zweite ist: Korrelation ist nicht Kausalität, es können Metallperlen in der Wohnung herumfliegen und gleichzeitig ist das Perle-auf-rauen-Fliesen-Geräusch dennoch vom Föhn versuchsacht.

Thema in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Wie informierst du dich zum Weltgeschehen“

Ich genieße den Luxus, beruflich täglich eine „Presseschau“ (heißt das heute noch so?) per E-Mail zu erhalten. Der Fokus sind internationale Wirtschaftsthemen, die natürlich mit Politik und allgemeinem Weltgeschehen eng verbunden sind. Das ist meine Informationsbasis. Wenn ich es mir nach Interesse aussuchen könnte, würde ich mir einen etwas stärkeren Fokus auf nationale Themen wünschen, ich kann es mir aber nicht aussuchen und um mein privates Interesse geht es dabei natürlich auch gar nicht. Wenn ich die Zeit finde, blättere ich in einer Pause die Papierzeitungen im Büro (das sind die üblichen großen überregionalen) durch, das letzte Mal habe ich aber ungefähr Anfang Oktober dazu Zeit gehabt. Die Presseschau hingegen überfliege ich mindestens, manchmal sind ein, zwei Themen darin, über die ich mehr wissen möchte und dann google ich weitere Informationen zu dem Thema, manchmal interessiert mich ein Themengebiet nachhaltig, dann melde mich das bei denen, die die Presseschau machen, an und wenn es relevant genug ist, mehrere Personen das tun etc. bekomme ich zu dem jeweiligen Themengebiet dann noch zusätzlich immer mal Infopakete.

Privat habe ich kein Zeitungsabo, möchte auch keines, ich weiß nicht, wann ich das lesen sollte. Fernsehen schaue ich ja nicht, also auch nicht die Tagesschau, Tagesthemen oder so außer mal aus Zufall. Ich höre jeden Morgen im Radio die Nachrichten, während ich die Katzen füttere oder Schulbrot mache, kommt drauf an (wenn die Nachrichten dann gerade nicht laufen, sage ich Alexa, sie soll sie mir nochmal berichten). Wenn mich privat ein Thema sehr interessiert, berichte ich allen, die ich kenne, davon und wenn diejenigen dann auf Informationen zu meinem aktuellen Lieblingsthema stoßen, schicken sie sie mir weiter. Ich folge zusätzlich der Tagesschau auf Twitter, Tröt, BlueSky, was auch immer, dem Account „Heute im Bundestag“, dem Auswärtigen Amt, der Bundesregierung, BMWK, BMI, BSI, dem Hessischen Landtag und der Stadt Offenbach.

9. Dezember 2023

Vorgestern habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Autoscheibe freigekratzt. Nichts, das mir bisher gefehlt hätte, möchte ich sagen. Schuld ist natürlich die Bahn, weil sie schon wieder nicht fuhr, weil sie mal wieder bestreikt wird. Am nächsten Tag musste ich die Scheibe gleich wieder freikratzen, hatte dieses Mal Erfahrungswerte gesammelt (nämlich: a) Handschuhe, b) es gibt im Auto eine Lenkradheizung).

Heute musste ich zum zweiten Mal Signal in einer Linux-Emulation auf dem Chromebook updaten. Sowas interessiert mich ganz genauso wenig wie das Handlung von Autos. Ich habe früher Linux genutzt, jetzt bin ich in einem Alter, in dem ich möchte, dass Dinge intuitiv funktionieren und mit möglichst wenig Beitrag von meiner Seite. Wegen des starken Desinteresses (und der nicht allzu hohen Updatefrequenz) hatte ich zwischenzeitlich schon wieder vergessen, mit welchen Befehlen man das Update macht und woran es beim letzten Mal (und auch bei diesem Mal) erst hakte, musste mir also alles neu erarbeiten.

Ich wickele solche Situationen mit stoischer Gelassenheit ab. Meine Emotionen bringe ich an einem anderen Ort in Sicherheit und die Finger tippen oder kratzen halt.

Ansonsten bin ich unfassbar müde. Die letzte Woche sitzt mir in den Knochen, darauf habe ich nun in der letzten Nacht ganze 3,5 Stunden geschlafen, bin dann 2,5 Stunden Auto gefahren, um bei ca. 30 Grad Raumtemperatur von 9 Uhr bis 17 Uhr Bäckermeister Papa N. als Gehilfin zur Hand zu gehen, dann setzte ich mich wieder ins Auto und fuhr diesmal 3 Stunden wegen Regen wie aus Eimern zurück und jetzt bin ich müde. Ein bisschen auch antizipativ müde, Montag wird der heftigste Tag von allen momentan sein. Aber davor kommt ja noch Sonntag, das ist morgen, da schlafe ich aus, wasche Wäsche, räume ein wenig auf und gehe bei Freunden Kaffeetrinken, abends vielleicht Gesangsstunde. Für Montagabend erwarte ich also völlige Wiederherstellung der Resilienz.

Thema in der täglichen Contentvorschlagliste heute: Männerfreundschaften. Darüber weiß ich nichts. Ich dachte spontan an Super Mario und Luigi, die ja viele Abenteuer gemeinsam erleben, aber die sind glaube ich Cousins oder Brüder oder so. Weiter fällt mir dazu nichts ein, vielleicht weil ich so müde bin, vielleicht auch, weil ich die bei dem Thema keine Relevanz für mich wahrnehme, warum sollten mich Freundschaften unter Männern (so interpretiere ich das Wort) interessieren, warum sollte ich darüber nachdenken? Mir fällt kein Grund ein. Geben Sie mir einen, dann überlege ich (vielleicht) nochmal.

8. Dezember 2023

Ich fange mal hinten an, was dazu passt, dass ich mich von innen nach außen gedreht fühle. Die tägliche Contentvorschlagliste fragt, was es heute zu Essen gab.

Es gab um 10 Uhr einen stützenden vierfachen Espresso aufgefüllt mit aufgeschäumter Milch bis zum Rand der 350 ml-Tasse. Dann gab es zum Mittag „Mrs. Rumpsteak“, also ein 180 g Rumpsteak (medium) mit Salat (ohne Zwiebeln und ohne Paprika, Joghurtdressing), gebackene Kartoffel mit Sour Cream, ein Stück Knoblauchbrot. Davor und dazu gab es eigentlich Avocadotartar und gebratene Pilze, beides schmeckte aber nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte und deshalb aß ich es nicht. Zum Dessert ein doppelter Espresso. Es handelte sich um ein Geschäftsessen, Advent ist die Zeit der Geschäftsessen. Und der Besuche von Personen, die was abgeben wollen, heute kamen Beavis und Butthead. Also Doubles, unabsichtlich, glaube ich, was weiß man schon. Ein geschäftlich recht erfolgreiches Duo, auch wieder nur vermutet aber ich habe in den letzten Monaten ein vielfaches meines Jahresgehaltes in die beiden versenkt, so dass die Vermutung naheliegt. Sie sehen auf der Website schon etwas suspekt aus und als sie dann so vor mir standen dachte ich okay, Beavis und Butthead. Sie sprachen auch so. Fast noch Kinder. Sie brachten Roederer Rosé Brut 2016 mit, eine gute Wahl und seit der OC nicht mehr mit mir wettet, werden meine Vorräte an Champagner ja knapp. Wobei ich neulich auch noch eine Flasche Veuve gewonnen habe, bei einer Wette mit einem Kollegen. Ich schweife ab, zurück zum Essen. Um 16 Uhr gab es Kaffee mit Sprühsahne, Glitzer und Sprinkles, dazu Panettone, der vorher eine Spezialbehandlung erfahren hatte, die mit einer großen Plastiktüte und Puderzucker zu tun hatte, das hatte ich so noch nie gesehen, allerdings habe ich eh noch nie gesehen, wie jemand Panettone anbietet, also ist es möglicherweise auch ganz normal so. Auch, dabei viel gut gelaunt auf Italienisch zu Fluchen. Um 18:30 Uhr teilte ich mit einer Kollegin noch eine Laugenbrezel, es war die letzte im Automaten und wir wollten uns nicht darum duellieren, also teilten wir.

Ansonsten war der Tag dicht getaktet. Ich hatte am Vormittag eine Entschuldigung zu erledigen, wollte das eigentlich vor 10 Uhr abwickeln, das gelang aber nicht, weil ich meinen Adressaten nicht antraf, dann war Italienisch, danach hatte ich eigentlich eine halbe Stunde Lücke, aber musste kurz auf der Baustelle erscheinen, ich hatte gestern eine Mittelfingermail geschrieben und bekanntlich muss man nach sowas Präsenz zeigen, ich spazierte ein wenig herum, um allen Gelegenheit zu geben, zu phantasieren, wie und wo sich mich einbetonieren können und dann zu erkennen, dass es nicht möglich sein wird, als ich diese Erkenntnis um mich herum verspürte, ging ich zurück in meinen Raum, hatte insgesamt 4 längere Gespräche (zweimal bereichernd, einmal mit Tränen, einmal mit verbaler Haue), zwischendrin halt das Mittagessen und der Kaffee, ab 17 Uhr versucht, noch schnell alle Mails zu lesen und die Dringlichsten zu beantworten, 19 Uhr Aufbruch und direkt zum Chor, 22:30 Uhr zu Hause, morgen 5 Uhr aufstehen.

7. Dezember 2023

Ich habe heute den Plätzchenteig für das Wochenende gemacht (Lebkuchen, der muss ein paar Tage reifen), ich habe die Klaviernoten wiedergefunden und werde sie morgen einscannen und der ABC-Trieb war in der Paketpost und kann am Samstagmorgen unter den Teig gerührt werden. Ich bin für den 7.12. ganz gut aufgestellt. Nächste Terminangelegenheit: Fotobuch. Ich hoffe, dazu komme ich am Sonntag.

Der Tag war geprägt von Jahresgesprächen: 10, 11, 15, 16 Uhr, dazwischen mittags ein Geschäftsessen. Was lustig war: Fragmente saß, ebenfalls bei eine Geschäftsessen, nur einen Tisch weiter. Ich konnte ihren Stimmklang hören, aber keine Worte verstehen. So ähnlich wie auf einer Party.

Eins der Gespräche heute war von der fiesen Sorte. Ich hatte schon geahnt, dass die gemeinsame Basis gerade etwas wacklig ist, das Ausmaß ist aber doch größer, als ich dachte. Darum muss ich mich in der nächsten Zeit kümmern. Aus zwei anderen Gesprächen gingen viele gute Ideen hervor, die wir sofort umsetzen konnten. Das vierte Gespräch war belanglos. Zwischendrin versuchte ich, ein paar Dinge wegzuarbeiten aber mehr als den Maileingang im Auge zu behalten und ab und zu etwas zu unterschreiben war nicht möglich, weil immer nur ein paar Minuten Zeit war. So ging die Zeit dahin.

Die tägliche Contentvorschlagliste fragt, was heute das unterhaltsamste Erlebnis war. Das war ein Telefonat mit dem alten OC. Ich hatte zuvor eine Mail an mehrere Personen geschickt mit der Erinnerung, dass sie vor Jahresende noch etwas zu erledigen hätten, der OC rief an, um sich zu vergewissern, dass er es tatsächlich auch erledigen muss (ja, muss er) und erwähnte, er sei gerade in Wien und ob es denn Zeit hätte bis zu seiner Rückkehr. Ja, hat es, bis Jahresende halt und ich empfahl dem OC, jetzt in die Bristol Bar zu gehen, den Cocktail Styrian Oil zu trinken und den jungen Barkeeper, der den erfunden hat, von mir zu grüßen. Beflissen erkundigte sich der OC, ob ich dort wohl Schulden hinterlassen hätte, die er dann ausgleich müsse. Das ist natürlich nicht der Fall. Der OC wird vermutlich den Cocktail jetzt schon getrunken haben, er wohnt nämlich sogar im Bristol Hotel und auf meinen zum Ausdruck gebrachten Neid sagte er lapidar „naja wissen Sie, das ist ein wunderschönes, altes Hotel, aber wie das mit alten Häusern so ist, fällt dann auch mal der Wasserhahn ab“. Dann sprachen wir noch über die Volksoper (da war er gestern) und über die Staatsoper, ich berichtete von unseren Opernplänen, er war interessiert und kam auf den Gedanken, ebenfalls im Mai nochmal nach Wien zu reisen, dann könnten wir gemeinsam auf einen Cocktail in die Bristol Bar gehen. Ich bin nicht sicher, ob ich Frau Herzbruch, mich, den OC und seine Gattin vor meinem geistigen Auge gemeinsam in der Bristol Bar klar sehen kann. Ich lasse das mal auf mich zukommen.

6. Dezember 2023

Heute war Weihnachtmarkt. 12 Personen wollten mit, 2 befiel eine Einreichung, 1 ein Notfall, 2 plötzliche Schwäche, 1 bestritt, sich je angemeldet zu haben. So waren wir zu sechst und schafften es nicht, bis 21 Uhr (Zapfenstreich) das großzügig bemessene Budget zu verzehren. Wir werden nächste Woche nochmal hingehen müssen.

Ich habe ein Weihnachtsmarktproblem, und zwar stehe ich immer irgendwann da und habe unglaublichen Durst auf Wasser mit Kohlensäure. Auch, wenn ich gar keinen klebrig-süßen Glühwein getrunken, keine gebrannte Mandel oder anderen Zucker gegessen habe. Allein der Geruch scheint auszureichen, mich innerlich völlig zu verkleben. Gleichzeitig möchte ich nie eine Tasche dabei haben, heute z.B. hatte ich Handy mit Fahrkarte und Kreditkarte, Haustürschlüssel, Bürozugangskarte und die Hosentaschen vollgestopft mit Bargeld, sonst nichts dabei. Ich wüsste nicht, wo ich eine Wasserflasche unterbringen sollte und auf dem Weihnachtsmarkt gab es dort, wo ich fragte, kein Wasser. Es gab Kinderpunsch, Cola, Kakao, Apfelsaft, heißen Apfelsaft. Aber kein Wasser.

Ansonsten verbrachte ich heute ungewöhnlich viel Arbeitszeit auf der Toilette. Zusammen mit einem Mitarbeiter. Kürzlich wurden die Bewegungsmelder getauscht und sie sind fehlerhaft, allerdings noch nicht replizierbar fehlerhaft, manchmal gehen sie nach ca. 20 Sekunden aus, manchmal nicht. Die Problematik ist, dass sich die Bewegungsmelder im Vorraum, außerhalb der Kabine befinden. Man kann also nicht von der Toilette aus mit der Hand wedeln und das Licht geht wieder an sondern man ist im Kern eines Hochhause im Stockdunkeln, muss sich ankleiden, eine Tür mit Schloss wiederfinden und erst dann geht das Licht wieder an. Da kann man schonmal in Panik geraten. Wohl denen, die mit Handy aufs Klo gehen. Wir standen also bei geschlossener Tür in diversen Toilettenkabinen und warteten, dass das Licht ausgeht und wir irgendeine Regelmäßigkeit ableiten können. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich in meinem Berufsleben mal soviel Zeit mit anderen Personen in eine Toilettenkabine gezwängt verbringe.

Frage in der Contentvorschlagliste: Was gab es zu Nikolaus?

Einen Schokonikolaus natürlich, 110g Kinderschokolade. Und im Büro noch einen kleinen Lindt-Nikolaus, ich weiß nicht, werden hingestellt hat, plötzlich war er da.

5. Dezember 2023 – WmdedgT

(Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen)

20 Minuten vor dem Wecker aufgewacht, sowas ist ja immer totale Zeitverschwendung. Ich kann mit diesen 20 Minuten zu diesem Zeitpunkt nicht viel anfangen, es wäre besser, der Körper hätte einfach noch weitergeschlafen, sich noch ein bisschen ausgeruht. Ich könnte natürlich auch nochmal einschlafen, allerdings gibt es wenig, dass ich so sehr hasse, wie den Moment des Aufwachens. Deshalb auch kein Snooze bei mir. Ich schlafe sehr tief, im Moment des Aufwachens weiß ich nichts, habe keine Erinnerung an irgendwas, ich habe dann einen kurzen Moment lang fürchterliche Angst bis mir wieder einfällt, wer ich bin und wie mein Leben so grob aussieht und die aktuelle Woche, der aktuelle Tag im Speziellen, dann ist in der Regel alles gut denn meistens bin ich mit mir, meinem Leben, der aktuellen Woche und dem aktuellen Tag ja sehr zufrieden. Aber dieser Moment des Aufwachens ist grauenhaft. Es könnte ja alles Mögliche sein. Ich möchte deshalb nie öfter als einmal pro Tag richtig aufwachen, eigentlich möchte ja auch auch nie schlafen gehen. Alles so eine Verschwendung. Wie wenn man einen Computer jeden Tag ganz runterfährt, hinterher muss man alle Programme neu öffnen, alles wieder dahin schieben, wo es hin soll, fürchterlich. So muss ich nach einer Nacht Schlaf meinen Kopf neu sortieren. Und das macht man 1x pro 24 Stunden, es ist eine Zumutung.

Im Büro befasste ich mich hauptsächlich mit Finanzthemen. Ab morgen ist für dieses Jahr Zahlungsstopp, natürlich nicht wirklich, aber wir tun alle, als ob es so wäre, also versuchen wir, so viel wie irgendwie geht heute noch abzurechnen, um dann in den nächsten zwei Wochen nur ganz selten „ach komm, die Rechnung machen wir noch“ sagen zu müssen. Außerdem Gespräch zu allgemeinen Abläufen mit einem neuen Mitarbeiter, der am 1. angefangen hatte und ich verschickte die Einladungen zu den Jahresendgesprächen. Ich mache 20 dieser Gespräche in den nächsten 2 Wochen. Erfahrungsgemäß sind davon grob 60 % sehr bereichernd und machen Spaß, 20 % sind völlig belanglos und 20 % sind fies – fies für mich üblicherweise, ich selbst kläre alles immer sofort und bewahre mir nie irgendwelche Problematiken bis zum Ende des Jahres auf, andere handhaben das anders. Was völlig okay ist und natürlich auch strukturell bedingt ist, ich bitte ständig irgendwelche Leute um Gespräche, das ist ein völlig normaler Ablauf ohne besondere Konnotation, mich um ein Gespräch zu bitten ist zwar auch nicht selten aber dennoch mit mehr Bedeutung aufgeladen. Dadurch bietet es sich eher an, Angelegenheiten zu sammeln und mir dann als Bündel um die Ohren zu hauen. Offenbar.

Kurz vor Mittag kam der Chef des Fahrdienstes vorbei – die machen jedes Jahr sehr großzügige Geschenke und zwar an das gesamte Team, das bei ihm bucht. Also an den Empfang, Sekretariate etc., nicht an die Chefetage. Das finde ich sehr aufmerksam. Er kommt immer mit einem Fahrer zusammen und mit einem Wägelchen und dann ist Bescherung.

Mittags war ich in der Kantine, fand da aber nichts, das ich essen wollte. Zur Auswahl war eine Süßkartoffelquiche, irgendein Fisch mit Kräuterkruste, vegane Lasagne mit Fleischersatz, Hühnerfrikassee, als Beilagen Reis, Salzkartoffeln, gedünsteter Grünkohl, Karotten, Spitzkohl, Kartoffelpürree, als Dessert Kefir-irgendwas-Creme oder Bananen – mir viel keine sinnvolle Zusammenstellung ein, ich wollte kein Fleisch, Fleischersatzprodukte mag ich nicht, die Beilagen ließen sich für mich nicht zufriedenstellend kombinieren. Also ging ich ohne Essen wieder weg, von einer Konferenz war noch ein Sandwich mit Käse übrig, das aß ich dann.

Anschließend bekam ich sehr schlechte Laune. Ein Teil des Büros bekommt derzeit ja neue Möbel, dazu müssen die alten Möbel entsorgt werden, dann wird der Raum gestrichen, der Teppich shampooniert, die neuen Möbel aufgebaut, dazu müssen alle ihr Zeug natürlich erstmal in Kisten verpacken. Wir hatten abgemacht, dass alles, was nicht mehr benötigt wird, also entsorgt werden kann, im Raum verbleiben darf. Heute wurde ich dann von denen, die das entsorgen, um eine Entscheidung gebeten, wie mit bestimmten Dingen umgegangen werden soll. Neben Absurdidäten wie einem sehr großen Küchenmesser und einer Turnstange, die man in den Türrahmen klemmen kann, war in sehr vielen Rollcontainern Kleingeld. Ich finde das unfassbar schlechten Stil, Kleingeld liegen zu lassen als „ach den Müll brauche ich nicht“. Ich ließ es einsammeln mit der Bitte, es halt irgendwem vor dem Haus in den Hut zu werfen, das passt dann schon, machte meine Laune aber nicht besser.

Was war am Nachmittag? Achja, ich las einen längeren Artikel zu zwei Gesetzesentwürfen, die unseren Standort betreffen und recherchierte noch ein wenig dazu, fasste meine Ergebnisse dann auf Englisch zusammen und schickte sie dem nOC. Ich war unangenehm überrascht, wie lange das dauerte, weil es zum einen ein gutes Stück dauerte, bis ich den Artikel überhaupt komplett verstanden hatte und dann fehlte mir noch teilweise die englische Terminologie. Mindestens eine Stunde ging dafür drauf.

Besser wurde es dann auch nicht, wir hatten nämlich den ganzen Tag auf Zahlen „aus dem Markt“ gewartet, die sehr spät erst eintrafen, verglichen werden mussten, unsere Zahlen der verschiedenen Standorte daneben gelegt werden mussten, damit wir dann eine Strategie daraus ableiten. Das dauerte, der nOC war zu diesem Zeitpunkt schon wieder auf Reisen, ihm die Zahlen mailen völlig ausgeschlossen, er suchte sich irgendwo eine stille Ecke (vermutlich ließ er den Wagen rechts ranfahren und warf den Fahrer dafür raus) um mit mir im Flüsterton und mit lauter Abkürzungen diese Zahlen zu besprechen, so dass ich gegen 18 Uhr eine mehrseitige Tabelle zum Abnicken ins Mutterhaus mailen konnte. Effizienter waren wir auch schonmal.

Auf dem Heimweg wollte ich Hirschhornsalz, also ABC-Trieb, also im wesentlichen Ammoniumhydrogencarbonat besorgen, das brauche ich für den Lebkuchenteig, der noch reift und dann vor dem Backen am Wochenende eben mit Trieb versehen werden muss. Es gab das aber nirgendwo. Im Feinkostbereich von Galeria gab es ein leers Fach, ganz unten im Regal, ich legte mich vor dem Regal auf den Boden, weil ich es für 90 % wahrscheinlich hielt, dass irgendwo hinten im Fach was runter- oder umgefallen ist und ich noch ein Tütchen bekomme. War aber alles leer. Ich trommelte kurz wütend mit den Fäusten auf den Boden, wo ich schon einmal da lag, stand dann wieder auf und bestellte bei Amazon. Kommt bis morgen 18 Uhr. Meine Güte.

Zu Hause setzte sich meine Essensproblematik fort. Die Spülmaschine war nämlich nicht angeschaltet und anschließend ausgeräumt worden und in diesem Fall kann ich oft nicht kochen (weil die benötigten Töpfe darin sind) und will auch oft nicht kochen, weil ich während des Kochens immer schon aufräume, dafür brauche ich natürlich eine leere Spülmaschine, sonst muss ich ja später alles nochmal anfassen, dazu habe ich keine Lust. Das ist dann für mich nicht schlimm, Kochen ist bei mir eher Gewohnheit als Neigung und ich esse auch gar nicht so unfassbar gern warmes Essen. Zum einen fühle mich mich von warmen Essen immer gedrängt, es schnell aufzuessen, bevor es kalt wird. Zum anderen sind warme Speisen häufig ein Teller voll „Gleichartigem“ (Nudeln in Soße, Eintopf, Auflauf) und mir ist das dann nach dem dritten Bissen schon ein bisschen langweilig. Gutes deutsches Drei-Komponenten-Essen ist da für mich besser, das abends zu kochen ist aber viel zu aufwändig. Ich esse am liebsten Frühstück oder Abendbrot am gedeckten Tisch mit ganz viele unterschiedlichen Sachen, Vorspeisenplatten, Fingerfood, Canapées, Sie sehen, in welche Richtung es geht.

Jedenfalls heute waren weder Töpfe da noch war aufgeräumt, also kein Kochen, wir alle konnten uns jedoch Crêpes vorstellen, ich setzte mich in den Sessel, um ein wenig auszuruhen mit der Vorstellung eine halte Stunde später den Teig anzurühren. Eine halbe Stunde später bemerkte ich aber, dass die Eier aus waren. Meine Geduld mit warmem Essen war damit endgültig erschöpft, ich machte mir ein paar Brothäppchen, dazu eine Birne und eine Banane.

Jetzt Sessel, Füße hoch und Lesen und dann gleich schon wieder Schlafen.