Allgemein

24. Oktober 2023

Was für eine unfassbar chaotisch gebaute Stadt und alles ist mehr oder weniger dezent kaputt. Ich fühle mich hier sehr wohl. Im Sommer mit Touristikströmen muss es grauenhaft sein. Derzeit sind die Gassen eher leer. Wir verbrachten den Tag mit Herumlaufen, ohne spezielles Ziel. An verschiedensten Orten blieben wir stehen und schauten uns um, an anderen tranken wir Café oder aßen irgendwas und nach diesem Tag fühle ich mich so einigermaßen orientiert. Wobei der Morgen sehr verwirrend begann, ich wachte nämlich mehrfach auf und dachte „oh es ist noch ganz dunkel, ich muss noch weiterschlafen, so früh aufstehen ist unangemessen“. Irgendwann schaute ich dann doch auf die Uhr und es war schon 11. Herr N und M schliefen ebenfalls noch. Es war dunkel, weil die Wohnung auf der straßenabgewandten Seite eines Palazzos liegt und damit die Fenster vom Schlafzimmer (und eigentlich auch allen anderen Zimmern) in zwei Carrugi, also sehr schmale Gassen, gehen. Wenn man den Arm ausstreckt, kann man das Gebäude gegenüber fast berühren. So blieb es den ganzen Tag mehr oder weniger dunkel, zumal der Himmel angenehm wolkig war.

Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste fragt heute nach meinem „Verhältnis zu Luxusmarken, z. B. Handtaschen“. Ich würde dieses Verhältnis mit „freundlicher Ignoranz“ beschreiben. Luxusmarken stören mich nicht, ich habe aber keinerlei Interesse an ihnen und informiere mich nicht absichtlich über sie. In Bezug auf Taschen mag ich es durchaus, wenn die Tasche nicht nach einem Jahr schon Materialermüdung zeigt, ich gewöhne mich organisatorisch nicht so gerne um. Dazu muss ich aber nicht auf das Luxussegment zurückgreifen, gute Qualität reicht aus. Im Luxussegment bezahlt man ja noch den Namen mit und da ich mit den entsprechenden Namen keine Emotionen verbinde, ist es für mich nicht sinnvoll, für ein Namensschildchen Geld auszugeben. Dasselbe gilt nicht nur für Taschen oder Mode allgemein, auch für Designobjekte, Möbel, Kochutensilien, Autos. Es ist mir völlig egal, wie sie heißen, wer sie erfunden hat, wann sie entwickelt wurden. Sie sollen gute Qualität haben für ihren Zweck tauglich sein und mir gefallen. Ob sie irgendwem anders dann auch noch gefallen ist für mich irrelevant.

23. Oktober 2023

Heute grüße ich aus Genua, sehr krasse Stadt, man fährt rein und denkt erst einmal „ACH DU MEINE GÜTE!“ und innen ist dann alles ganz putzig. Wir wohnen in einem Palazzo, vor der Tür steht die Kathedrale, mir ist schon aufgefallen, dass Pesto GENOVESE ja aus Genua kommt, ich würde sagen, es läuft. Internet ist in der ganzen Stadt schlecht, mobil wie auch Wlan, es liegt wohl an Mauern und Bergen aber die Einzelheiten habe ich nicht verstanden, es wurde auf Italienisch erklärt. Auch typisch für hier: Foccaccia, Panissa ligure (sieht aus wie Pommes, ist aber frittierte Kichererbsenpolenta oder so ähnlich) und Fainà (Pfannkuchen aus Kichererbsenmehl). Warum machen die hier so viel mit Kichererbsen? Das finde ich noch heraus. Pistazien scheinen auch ein Ding zu sein, finde ich auch noch heraus, ich hatte die eher in Sizilien verortet.

Wir waren bis zum letzten Moment nicht sicher, ob wir wirklich reisen. M kam gerade vor zwei Tagen erst aus Barcelona zurück, Herr N von einer Woche an der Ostsee und ich habe mich in der letzten Zeit mit Amüsement ein bisschen übernommen, so waren wir zögerlich bis zum finalen „ach scheiß drauf“. Der Weg war erstaunlich einfach, drei Personen mit Fahrerlaubnis im Auto erlauben immer einer Person totale Entspannung (Person am Steuer muss sich konzentrieren, Person auf dem Beifahrersitz muss bedienen, Person auf dem Rücksitz macht, was sie will). Wir teilten die Länder auf: Herr N fuhr Deutschland (fährt gern schnell), M fuhr Schweiz (da hat sie eh keine mobilen Daten), ich fuhr Italien (entspricht am besten meinem Fahrstil). Auf dem Rückweg wollen wir es genauso halten.

Heute war außer der Ankunft, Einleben in die Unterkunft, kurzer Spaziergang und Restaurantsuche nicht viel. Ich hatte wirklich schon wieder vergessen, Restaurants vorzureservieren, dabei hatte ich mich doch neulich mit Fragmente in Metz schon daran erinnert, wie wichtig es für uns ist, zu wissen „um 8 Uhr gibt es einen Tisch daundda“ – bis dahin kann man den Appetit dann je nach Situation und Disposition zügeln oder mit Snacks befriedigen und falls sich die Tagespläne anders entwickeln, ist eine Reservierung schnell storniert. Wenig ist hingegen der Laune abträglicher, als unterzuckert durch fremde Städte zu irren und überall abgewiesen zu werden und letztendlich in Paris in Munich’s Best Döner zu landen.

Vor der Pandemie hatte ich das schon einmal gelernt und verinnerlicht und für den gesamten Cornwall-Urlaub damals durchreserviert, dann kam Corona und alle Reisesmartness war vergessen. Vorhin fiel es mir wieder ein. Ich habe jetzt die restlichen Abende der Woche eingebucht und Frau Herzbruch meine Vorschläge für Wien übernächste Woche geschickt. Wir werden uns da nicht gegenseitig den Kopf abbeißen, jedenfalls nicht mangels Essen, höchstens, weil die jeweils andere zu viel Redezeit beansprucht.

Thema aus der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Was gibt es zu Mobbing zu sagen?“. Trauriges Thema, Mobbing ist Versagen auf ganzer Linie – der mobbenden Personen und des Umfeldes, das nicht adäquat reagiert. Wenn wir es nicht schaffen, gut oder zumindest fair zueinander zu sein. Wenn wir das bei anderen beobachten und es nicht schaffen uns auf die Seite der betroffenen Person zu stellen. Aus Gründen, die meist im unklaren bleiben, ganz sicher aber eher in uns selbst liegen als in der Person, die unserem Versagen zum Opfer fällt. Ist mir auch schon passiert, zweimal, im beruflichen Kontext. Beim ersten Mal habe ich gar nicht verstanden, was passiert – ich bin mir auch nach wie vor unsicher, ob diejenigen, von denen die Tat ausging, wussten, in welche Spirale sich da bewegen, die beiden Hauptverantwortlichen mochten sich eigentlich gegenseitig noch nicht einmal, im Nachhinein betrachtet war vielleicht genau das der Aufhänger, dass die einzige herstellbare Gemeinsamkeit die Ablehnung einer dritten Person war. Ich weiß es nicht, es hat sich nie geklärt, ich habe alles viel zu spät bemerkt und die Person, die gemobbt wurde, hatte sich schon selbst geholfen, sich ein Umfeld gesucht, in dem auf so etwas besser geachtet wird und gekündigt.

Beim zweiten Mal hatte bei mir ein Lerneffekt stattgefunden, immerhin das. Es ging um andere Beteiligte, ich wurde aufmerksam, bevor es zur Eskalation kam, daher gab es noch die Möglichkeit, eine klare Position dazu einzunehmen, andere richten sich dann bekanntlich daran aus und mit ein bisschen schieben und schubsen ist die Situation jetzt schon lange stabil. Für die betroffene Person ist die Sache bereinigt, sie fühlt sich wohl und die Person, die die Hauptakteurin des Mobbens war, ist mehr oder weniger isoliert. Meine dauerhafte Aufgabe ist jetzt, das über die Veränderungen, die es ja in Teamzusammensetzung, Systemfunktionalitäten etc. immer wieder gibt, auch so stabil zu erhalten, dass die Person nicht komplett isoliert ist, sich aber auch kein Mobbingefolge mehr aufbauen kann. Das muss ich im Auge behalten und immer wieder ausbalancieren.

22. Oktober 2023

Ich verreise in weniger als 12 Stunden und es ist nichts vorbereitet. Das ist langweilig, tut mir leid, wir hatten das genauso schon vor einigen Monaten, mich selbst langweilt es auch. In der täglichen Contentvorschlageliste ist ebenfalls eine Frage, die fast deckungsgleich ist mit einer vor einiger Zeit (Herangehensweise an Studien-/Berufswahl), ich mache jetzt nicht noch den Fehler und wiederhole meine Antwort darauf auch. Logisch.

Heute hatte ich einen unerwarteten Tag. Ich wachte nämlich ein wenig verkatert auf, das war so nicht geplant. Nach gemütlichem Kaffee ging ich mit Joriste zum Bahnhof, sie fuhr zurück nach Hause und ich fuhr zu der Verabredung mit einer älteren Frau aus dem Chor, die da bislang die Buchhaltung gemacht hat und es nicht mehr machen möchte. Ich hatte mich als Nachfolge angeboten und nach einem halben Jahr hatten wir nun endlich einen Termin gefunden, damit sie mir erklärt, was da eigentlich zu tun ist, es war die Rede von einer Software und einem Ordner, soweit alles innerhalb meiner Komfortzone. Am Freitagabend plötzlich sagte sie aber „ich koch uns was“ und mein Kopf meldete „soziales Event Unterform Einladung mit Essen zu Hause!“, ich habe gelernt, dass es dabei üblich ist, mit etwas in der Hand zu kommen. Sehr anstrengend bei fremden Personen. Bei bekannten Personen kann man schöne Dinge, die man selbst gerade hat und teilen möchte (das wären aktuell ein paar Mangos gewesen) mitbringen, bei Fremden ist alles schwierig. Ich erkundigte mich auf Tröt, alle Antworten waren höchst unerfreulich: Süßigkeiten bei älteren Menschen kritisch wegen Diabetes, bei Alkohol könnte sofortiges Mittrinken erwartet werden, der Konsens lief auf eine Pflanze hinaus. Ich erwog, eine meiner Orchideen zu verschenken aber keine davon blüht gerade, am Ende kam ich mit Joriste Samstag an einem Blumenladen vorbei und sie sagte sehr unvermittelt „ich habe die Antworten auf deine Frage gelesen und ICH FÄNDE ES AM BESTEN WENN DU JETZT DIESE TOPFPFLANZE KAUFST“. Ich verstand und kaufte.

Diese Entscheidung war sehr richtig. Auch wenn es „natürlich überhaupt nicht nötig gewesen wäre“.

Dann gab es als erstes Essen. Einen Salat mit gebratenen Pilzen, dann ein Nudelgericht und einen Beilagensalat mit roter Bete und Orangen und plötzlich stand ein Glas Weißwein vor mir. Ich trinke ja keinen Wein, weil ich den nicht mag und Weißwein trinke ich schon einmal erst recht nicht, weil ich mich von vielen Weißweinsorten unmittelbar übergeben muss, schon vom ersten Schluck, ich scheine da eine Unverträglichkeit zu haben, es war sehr anstrengend, den Weißwein abzulehnen. Statt dessen bekam ich dann Saft. Saft mag ich ja auch nicht, muss mich davon aber nicht übergeben, trank ihn also um nicht noch angestrengter zu werden. Dann gab es noch Kaffee und Kuchen, zwei Sorten Kuchen, einen mit Birne und Maracuja-Sahnecreme und einen mit Nüssen und Schokolade.

Irgendwann zwischendrin sprachen wir auch kurz über Buchhaltung.

21. Oktober 2023

Ich werde heute den gesamten Tag zum Zwecke des Amüsements unterwegs sein, möchte aber keinesfalls die spannende Frage aus der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste auslassen, die nämlich lautet: „Was ist aus den Museumsbesuchen geworden?“

Die Frage bezieht sich (nehme ich an) auf das Jahr 2021, für das ich vom Arbeitgeber eine MuseumsuferCard zu Weihnachten bekommen hatte. Eine sehr schöne Idee, wie ich fand, ich hatte das selbst für alle so organisiert. Mit dieser Karte kann man 1 Jahr lang kostenlos fast alle Frankfurter Museen und noch ein paar drumherum besuchen.

Ich fand die Idee so schön, dass ich mir vornahm, ALLE Museen anzuschauen. Es waren knapp über 50 glaube ich, also jede Woche im Jahr eines. Das hatte ich hier geschrieben, ich wollte über jeden Museumsbesuch berichten, hatte mir auch schon eine Liste und eińen Lageplan abgespeichert.

Ich war insgesamt in zwei Museen. Glaube ich – eventuell auch dreien, aber dann kann ich mich an das dritte nicht erinnern.. Das erste war im Wesentlichen voller Bilder, es gab ein paar Statuen, ich bemerkte, dass mich Statuen mehr ansprechen als Bilder. Das zweite Museum war mit gemischten Dingen, es war eher modern, ich erinnere mich, dass ich mit Katzentratschen auf einem schwarzen Tuch in einem dunklen Raum saß und wir einen großen Wasserball, der die Erde darstellte und von der Decke hing zwischen uns hin- und herbaumeln ließen, während der Stein des Sisiphos zu uns sprach.

Mit dem Plan, mit der MuesumsuferCard ALLE Museen anzuschauen ist, bin ich also grandios gescheitert.

Warum war das so? Teilweise äußere Umstände, ein Grund ganz klar die Öffnungszeiten. Ich hatte mir vorgestellt, nach der Arbeit jeweils noch für ein Stündchen in einem Museum vorbeischauen zu können, mein Feierabend ist aber selten vor 18:30 Uhr, die Museen haben so lange gar nicht auf, dass das noch klappen könnte. Bleiben die Wochenenden, 52 im Jahr, grob an jedem dritten verreise ich, an jedem weiteren dritten habe ich Zeugs zu erledigen und habe dann noch ein Drittel Wochenenden, an denen es sich nicht ergab. Außer halt zweimal. Von 17 möglichen Wochenenden war ich an 2 im Museum.

Innere Umstände, die hinzukamen: Ich finde Museen toll aber unfassbar anstrengend. Wenn ich in einem war, geht mir das ein paar Wochen im Kopf herum und ich habe gar keine Aufnahmekapazität für weitere Museen.

Hat sich das Ganze gelohnt? Ja definitiv, wenn auch nicht finanziell. Ich habe herausgefunden, dass ich Statuen mag, ich habe noch einen Geburtstagsgutschein für einen Museumsbesuch bei ganz vielen Statuen mit einer auf mich zugeschnittenen Führung, darauf freue ich mich ganz enorm und warte nur darauf, dass ich ausreichend kopffrei dafür habe, um das genießen zu können. Ich habe auch noch einen Geburtstagsgutschein für eine Führung in einem anderen Museum, auch auf mich zugeschnitten, selbe Situation. Das habe ich nämlich auch noch herausgefunden: allein im Museum bin ich verloren. Ich habe (noch?) keine Technik erlernt, wie ich mit den vielen Eindrücken umgehen kann – es ist ja aufgrund der Größe selten möglich, alles ganz genau anzuschauen und ich habe nicht gelernt, für mich zu filtern. Vielleicht kommt das noch, wenn ich ein bisschen öfter hingehe.

20. Oktober 2023

Seit ungefähr einer Woche wache ich jeden Morgen um 5 Uhr ganz von alleine auf und bin fit. Und kann nicht mehr einschlafen. Das ist ganz neulich kann eigentlich immer einschlafen. Gestern Morgen habe ich dann sogar einen Podcast gehört, zuverlässiges Einschlafmittel bei mir, aber an dem Tag blieb ich wach. Wie so ein ganz anderer Mensch. Vielleicht sind es Impfnachwirkungen oder etwas Hormonelles? Ich bin aber weiterhin den ganzen Tag topfit, auch jetzt um 23 Uhr noch, was immer es ist, es kommt mir also sehr gelegen. So ist der Tag länger, hurra!

Ich war heute dementsprechend früh im Büro und da wir ja gestern schon festgestellt hatten, dass ich da überhaupt keine relevanten Aufgaben habe, war ich auch ganz pünktlich um 15:30 Uhr fertig, um M von Flughafen abzuholen. Im Verlauf der Abholangelegenheit stellte sich heraus, dass eine spätere Abfahrt durchaus auch noch gereicht hätte, man wartet am Fraport derzeit ca. 2 Stunden auf Gepäck. M kam mit einem der Gepäckmenschen ins Gespräch und ihr wurde erzählt, dass momentan genau 4 Personen für das ganze Gepäck aus Terminal 1 zur Verfügung stehen. Ich denke, das war geschwindelt, sollte es so sein wäre wohl kaum noch Zeit für ein Gespräch gewesen.

Von 16 Uhr bis 18 Uhr hatte ich also im Flughafengebäude Handyzeit. Wusste aber nicht viel damit anzufangen, NYT Connections war schnell gelöst, ich beobachtete lieber Menschen. Ich lehnte an einer Säule mit Blick auf den Sitzbereich, mitten in dem Sitzbereich war ein Mann, der so tat, als würde er telefonieren und jemandem etwas über Corona erklären, in Wirklichkeit telefonierte er aber gar nicht sondern sprach zu den anderen Wartenden, ich erkannte es daran, dass er sich alle paar Sätze erwartungsvoll umschaute, ob es auch genug Publikum gäbe. Gab es, der Coronaprayer hatte also einen guten Tag. Ein anderer Mann hingegen hatte es schwer, weil ja alles so lange dauerte, also im Grunde genauso schwer wie die übrigen Anwesenden, aber ihn traf es härter, er stieß immer mal wieder heftig Atem aus, manchmal nonverbal, manchmal mit „Mannmannmann“. Er führte auch das eine oder andere echte Telefonat, um sich zu entlasten und den Menschen am anderen Ende des Gesprächs zu erklären, welchen Zumutungen er beim Warten am Flughafen ausgesetzt ist. Auch er schaute immer mal wieder nach Publikum, ich nickte ihm aufmunternd zu, er war verärgert, er zeigte es, das nennt man authentisch sein.

Endlich hatte ich M eingesammelt, wir nahmen noch 3 Freund*innen mit, die Gruppe erzählte, dass sie jetzt in einer Bar in Barcelona Hausverbot haben, ich habe im Chicago Meatpackers in Frankfurt Hausverbot, wir konnten uns gut austauschen, große Kinder sind was Tolles.

Achja, jetzt habe ich eine gute Woche Urlaub. Vergesse ich dauernd, es fühlt sich noch nicht so an.

Frage in der Liste heute: „Was macht die perfekten Socken aus.“ Die perfekten Socken – wie jedes perfekte Kleidungsstück – spürt man nicht. Sie bilden im Schuh keine Falten oder Röllchen, gleichzeitig sind sie nicht zu eng, dazu müssen sie exakt die richtige Länge und Breite haben, das ist schwer zu finden und natürlich höchst individuell. Mir passen oft die Socken von Kunert sehr gut. Weiter brauche ich Socken, die ganz überwiegend aus Baumwolle bestehen. Ich laufe sehr viel herum und Socken mit spürbarem Polyesteranteil machen mir Brandblasen am Fuß. Das ist kein Witz. In Ms Freundeskreis ist es übrigens nicht mehr üblich, zwei gleiche Socken zu tragen. Als es mir das erste Mal bei einer Freundin von M auffiel, fragte ich nach, warum sie zwei unterschiedliche Socken trug. „Warum nicht?“ war die Antwort. Mir fiel darauf nichts ein. M sortiert ihre Socken auch nicht mehr in Paaren zusammen. Ich finde das ganz schlau, habe aber selbst ein haptisches Problem, wenn ich Socken unterschiedlicher Form am Fuß habe, deshalb funktioniert das für mich nicht so gut.

19. Oktober 2023

Heute einen Zahn gezogen bekommen, nicht bei der Zahnärztin sondern im übertragenen Sinne von Cucinacasalinga. Atemlos aufgeregt berichtete ich ihr (wieder einmal), was ich alles vor dem Urlaub unbedingt noch erledigt haben will, wie eilig und dringlich und überaus knapp alles ist und so weiter, man kennt die Litanei. Cucinacasalinga fragte dann: „Was von deiner Liste führt denn zu einem größeren wirtschaftlichen Schaden, wenn es vor dem Urlaub nicht mehr klappt?“ Ich schaute meine Liste kritisch durch, öffnete und schloss mehrfach den Mund, sagte dann „nix“, wollte dann den Mund zum „aber“ öffnen und erinnerte mich, dass ich „aber“ nicht mehr sagen wollte, schaute die Liste nochmal durch: nichts. Ja, Dinge bei denen ich jemandem „sorry klappt doch erst 2 Wochen später“ schreiben muss. Dinge, bei denen es für andere komfortabler wäre, wenn wir sie im November abwickeln können statt im Dezember. Nichts, das später unmöglich ist oder deutlich teurer.

Sofort war mir fürchterlich langweilig.

Thema in der Liste heute: Halloween. Das ist heute noch nicht. Es ist Ende Oktober, am 30. oder 31. oder so, ich nehme sehr an, am 31, weil ja am 1. Allerheiligen ist und und Hallow e(v)en(ing) ja der Vorabend, das habe ich mir jetzt gerade so hergeleitet und fühle mich unendlich schlau. Sehr schöne Frage, vielen Dank!

Ansonsten, was soll ich dazu sagen? Ich habe mit M zwei oder drei Halloween Parties gemacht, eher zwei, bei der zweiten durfte eine Freundin nicht kommen, weil es kein christliches Fest ist, ich finde Religion wirklich unfassbar anstrengend, wenn sie als Entscheidungsgrundlage herhält. In einem anderen Jahr wollte M um die Häuser ziehen, „Trick or Treat“ machen, war aber noch zu jung, um das unbeaufsichtigt zu tun, also lief ich hinterher. Wir waren mit zwei anderen Müttern verabredet, jede brachte diverse Kinder mit, die beiden anderen waren Profis und ich erfuhr, dass man in Reihenhaussiedlungen geht und wenn da ein Kürbis oder Ähnliches vor der Tür steht, ist Trick or Treat willkommen. Es war ein sehr kalter und klarer Abend, viel Laub auf der Straße, die eine Profi-Mutter zog eine Flasche Prosecco und Pappbecher aus der Handtasche, in manchen Häusern wurden wir auf einen Glühwein mit hineingebeten und später endeten wir auf einem Hinterhoffest mit Lagerfeuer und Grillgut. Ich weiß nicht, wie wir nach Hause gekommen sind, die Autos, mit denen wir von der Innenstadt rausgefahren waren, mussten wir jedenfalls stehen lassen. Die Kinder kamen vollzählig mit zurück, glaube ich, sonst wüsste ich das ja heute. Ich kenne seitdem viele Personen aus der hiesigen Lokalpolitik.

18. Oktober 2023

Wieder so ein völlig wilder Tag, der keine Minute langweilig war. Könnte doch immer Oktober/November sein! Ich glaube, ich habe keine Viertelstunde am Stück heute am Schreibtisch gesessen. Gleich morgens erwischte ich den nOC, suchte danach ein paar Personen einzeln auf (oder heim, wie man es sehen möchte), dann war ein Vorstellungsgespräch, anschließend Bauanahme in verschiedenen Bereichen, danach schwammen wir eine halbe Stunde lang VOR der Welle, das war sehr schön und musste folglich später nachbesprochen werden, bei Kuchen, weil alle Pausen bis dahin vergessen wurden. Die restlichen zwei Stunden verbrachte ich mit der Verteilung von Arbeit an andere, ich hielt es ja aus Gründen, die ich heute nicht mehr nachvollziehen kann, zu Beginn des Jahres für klug, mitten in meiner allerstressigsten Zeit des Jahres für eine gute Woche Urlaub zu machen, dann zwei Tage da zu sein und dann wieder für 4 Tage in den Urlaub zu fahren. Ich weiß wirklich nicht, was mich da geritten hat. Vermutlich Terminnot, zu einem anderen Zeitpunkt wäre es gar nicht möglich gewesen, jetzt ist es nur schwerlich möglich, schwerlich ist besser als gar nicht! Folglich müssen jetzt aber andere Leute Sachen machen oder über Sachen informiert sein, dazu gehören Unterlagen, die verteilte ich, mit vielen Erklärungen. Ich habe noch eindreiviertel Arbeitstage. Es könnte noch alles aufgehen.

Wir sind, wenn wir diesen Plan ein Stück weiterdenken, schon beim Thema des Tages aus der unverbindlichen Contentvorschlagliste: „Mut zum Scheitern“. Ich kann Ihnen – es mag Sie beruhigen oder auch nicht – in voller Ernsthaftigkeit versichern: Sie brauchen keinen Mut zum Scheitern. Sie scheitern eh, ob Sie wollen oder nicht, ob Sie etwas machen oder ob Sie es lassen (vermutlich scheitern Sie im „lassen“ noch viel mehr als im „machen“), sie scheitern mutig oder saufeige, es ist wirklich vollkommen irrelevant, stressen Sie sich nicht damit, sich in irgendeiner falschen Annahme selbst zu Mut zu motivieren um ein irgendwie geartetes Scheitern mehr zu riskieren, als es Ihrer Natur entspricht, das ist stümperhaftes Coaching, Kalendersprüchescheiße. Und wie gesagt, Sie scheitern auch ohne Mut in völlig ausreichendem Maße.

Da es nun sowieso ständig passiert und man sich nicht aufwändig zu Mut verhelfen muss, um richtig schön scheitern zu können, folgt logischerweise, dass Scheitern kein Grund zum Verzagen ist. Wann klappt denn schon irgendwas beim allerersten Versuch? Es geht viel mehr schief als gelingt. Merken wir nur nicht, weil wir uns über das Gelingen so freuen. Sie werfen 10x ein zerknülltes Papier durch den Raum in den Papierkorb, einmal treffen sie und denken „Boah ich bin die Queen das ist mein Glückstag“, die übrigen 9x haben Sie sofort vergessen, ist ja normal nicht zu treffen, niemand hört nach dem ersten misslungenen Papierkorbwurf des Lebens auf mit dem Gedanken „Ok ich kann nicht quer durch den Raum in Papierkörbe werfen es ist sinnlos das können nur andere!“. Probieren Sie es halt nochmal, mehrmals und wenn Sie keine Lust mehr haben, probieren Sie was anderes. Wenn es um eine Sache geht, die Ihnen wichtig ist, kann man es auch strukturiert angehen. Was war der Moment, zu dem klar war, dass Sie in der jeweiligen Sache gescheitert sind und wie sah der Weg dorthin aus. Hätte es andere Abzweigungen gegeben, haben Sie die absichtlich nicht genommen und wenn ja, was waren die Gründe dafür und wie ist deren Relevanz rückwirkend zu betrachten, oder haben Sie die nicht gesehen und wenn ja, warum, waren Sie zu schnell, zu voreingenommen, zu arrogant? Vielleicht können Sie nochmal zurückgehen auf „LOS“ und es nochmal probieren, vielleicht auch nicht, vielleicht gibt es irgendwann nochmal eine ähnliche Situation, in der die Ergebnisse dieser Überlegungen hilfreich sind, vielleicht bilden Ihre Überlegungen auch über die Zeit und verschiedene Erlebnisse des Scheiterns hinweg Cluster, vielleicht bemerken Sie ein Muster, eine Sache, die Ihnen immer wieder konträr läuft und die sich sich dann, wenn Sie Zeit und Lust haben, mal anschauen können, um sie dauerhaft besser handhaben zu können. Im Idealfall hat es was mit Ihnen selbst zu tun und nicht mit anderen oder mit Pech oder dummen Zufällen, an diesen letzten drei Sachen kann man wenig machen, da hilft nur abhaken.

Mir hilft auch immer die Frage, was ich HEUTE will. Generell will ich ja die Weltherrschaft, scheitere an diesem großen Plan insgesamt bisher. HEUTE will ich die Weltherrschaft aber nicht mehr, ich sitze ja schon im Pyjama im Sessel und habe einen ganzen Marzipan-Nougat-Baumstamm gegessen, mir ist dezent übel und ich würde heute ungern heute noch vom Balkon zu irgendwem sprechen. Heute will ich nur, dass Sie hier lesen. Morgen sehen wir dann weiter. Vielen Dank.

17. Oktober 2023

Ich habe mich gerade in den Sessel gesetzt, Closure sozusagen, heute Morgen saß ich auch irgendwann im Sessel, tiefenentspannt mit einem Tee und ich bestellte einen dünnen, schwarzen Baumwollschal. Das kommt mir vor, wie mehrere Jahre her, der Tag riss mich davon, es geschah dies und das völlig unvorhergesehen und nun wurde ich wieder ausgespuckt vom Tag hierher in den Sessel, total lustig, ich mag sowas ja. Gerade sah ich das offene Tab mit dem Schal und dachte „ui, so ein schöner Schal, den könnte ich mir ja kaufen!“ – ich habe es aber noch rechtzeitig bemerkt. Von mindestens 3 Personen, die hier mitlesen, habe ich mir einen solchen Schal übrigens gewünscht über die letzten zwei Jahre, aber ich habe ihn nicht bekommen. Vielleicht, weil es sie so unerwartet traf, das sich mir mal etwas Gegenständliches wünsche, ich schließe das ja eigentlich komplett aus. Vielleicht auch, weil es sie es zu anstrengend finden, einen Schal zu besorgen oder vielleicht, weil sie mich sowieso doof finden, was weiß man, ist aber auch unwichtig, das Schalschenkfenster hat sich heute morgen geschlossen, die Gelegenheit ist vorbei, vertan möchte ich fast sagen.

Bis vorhin war noch „Event“ mit Frau Herzbruch, so nennen wir unsere 2wöchigen Online-Treffen, bei denen wir Sekt trinken und uns unterhalten. Wir sprachen auch über meinen Geburtstag, seit ich auf der Geburtstagsfeier von Violinista war, kann ich weitere Feierlichkeiten kaum abwarten und während unseres „Events“ streute ich daher Einladungen in verschiedene Richtungen, ich freue mich schon sehr.

Thema in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Umgang mit Teenagerleichtsinn“. Ich bin unsicher, ob „Leichtsinn“ hier das passende Wort ist, vielleicht würde ich eher sagen, das Teenager in ihren Risikoeinschätzungen oft noch etwas unterkomplex denken. Es ist nicht so, dass sie das Risiko sehen und sich aktiv dafür entscheiden, es einzugehen. Sie sehen es schlicht nicht oder nicht in derselben Ausprägung wie Menschen mit mehr Lebenserfahrung. Vielleicht erkennen sie an dieser Formulierung schon meinen recht milden Blick. Absolut wichtig finde ich den Schutz von Leib und Leben, der Rest ist mehr oder weniger verhandelbar. Deshalb ist es wichtig, es den Teenagern ganz leicht zu machen, weniger Risiken einzugehen. Das können ganz einfache Dinge sein wie ein Badezimmerschrank mit Kondomvorräten, an denen sich auch Gastteenies gerne bedienen dürfen oder eine Taxiapp auf dem Handy, die automatisch über das Konto der Eltern bucht und so in Notfällen immer für einen sicheren Heimweg zur Verfügung steht, das kann die Abmachung sein, auf ein bestimmtes Signal hin das Kind anzurufen und streng nach Hause zu beordern, damit es in unangenehmen Situation gehen kann ohne Gesicht zu verlieren, das kann die Abmachung sein, immer alle Softdrinkrechnungen zu übernehmen. Im Idealfall schafft man es noch, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen so dass sie wissen, dass sie jederzeit anrufen können und es wird geholfen ohne Fragen zu stellen, oft funkt dann aber dazwischen, dass das Kind die eigenen Eltern vor Sorgen schützen möchte und dann doch nicht anruft, es kann also sinnvoll sein, dafür eine emotional etwas weiter entfernte Person zu finden. Ich bin diese Person für einige Freund*innen von M, für M wiederum ist es jemand anders.

Ansonsten rede ich, wenn ich mich sorge, also sage „ich sorge mich“ und erkläre genau, warum. Das sind selten harmonische Gespräche, sie enden oft mit Ärger und „jetzt hast du es mir verdorben“ und ja, das ist richtig, das habe ich, weil das Gespräch zu ein höheres Risikobewusstsein erzeugt hat und die Folge ist, dass das Vorhaben an Schwere gewonnen hat und nicht mehr uneingeschränkt reizvoll erscheint. Das muss man aushalten und sich klar machen, dass genau das das Ziel des Gesprächs war. Das Vorhaben sollte weniger attraktiv werden, weil es gefährlich ist und ja, das nimmt Spaß und ist richtig blöd und die Person, die das aufgebracht hat nervt gewaltig. Auseinandersetzung ist notwendig, da geht kein Weg dran vorbei. Es hilft der Glaubwürdigkeit, sich nur da einzumischen, wo auch wirklich echte Sorge besteht und nicht überall da, wo die eigenen Vorstellungen von was schön, gut, bequem, angemessen ist unterlaufen werden, genau das wollen Teenager ja gerade für sich selbst herausfinden. Und müssen sie auch, sonst wären sie immer nur Kopien von uns und wie schade das wäre!

16. Oktober 2023

Es gibt diese Situationen, wir nennen sie gerne „unglücklich“, die sind einfach schlecht und lassen sich in keiner Weise gut auflösen, ich erwähnte es bereits einmal. Und heute hatte ich davon gleich zwei.

Die eine war lapidar, hauptsächlich, weil ich auf eine bereits geschaffene und solide Basis sozusagen eincashen konnte und so konnte ich in das Büro des nOC gehen und ihm „Wir haben folgende Situation, die Erklärung interessiert sie nicht, Sie müssen nur mein Wort nehmen, dass ich nicht verrückt oder nachlässig geworden bin und dann einfach hier unterschreiben, damit lösen wir das Ganze auf“ und das tat er dann und alles war gut.

Die zweite Situation war zugegebenerweise deutlich komplexer, hätte dennoch bei einer guten Basis zwischen allen Beteiligten vielleicht zufriedenstellend gelöst werden können, diese Basis haben wir aber nicht, jede der vier beteiligten Personen findet jeweils alle anderen eher entbehrlich. In Bezug auf die Situation: der eine kann sie nicht lösen, die zweite darf nicht, der dritte und ich können und dürfen und haben daher die Wahl: stehen wir lieber vor uns selbst oder vor allen anderen als Depp da, im ersten Fall ist nichts zu tun, im zweiten müssen wir lösen. Der andere entschied sich für Variante a, muss also nicht, ich mich für Variante b, kann und darf und muss also und heute setzte ich um. Kurz vor Feierabend und das war sehr klug, weil mir der Vorgang sämtliche Energie abzog.

Im Anschluss verabredete ich mich mit Herrn N. in einer fußläufigen Kneipe und löschte den schalen Geschmack im Mund mit Flammkuchen und Bier. Ich weiß gar nicht, warum wir das nicht ständig machen, also nicht das mit den schlechten Situationen sondern das mit der fußläufigen Kneipe. Fast hätte ich sogar noch Schanuf zum Vorbeikommen auf ein Getränk bewegt, aber sie hatte Verpflichtungen, die mit einer Couch zu tun hatten. Dennoch, um 21 Uhr schon im Sessel, es gab leckeres Essen und die Küche ist sauber, ich glaube, ich habe diese kluge Vorgehensweise in 3,5 Jahren Pandemie schlicht vergessen. Wer weiß was noch alles.

Ansonsten habe ich noch einen Nachgedanken vom Wochenende bei Violinista. Wir sprachen kurz anlassbezogen von einem Kleidungssstück, das ihr Unbehagen bereitete und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr stellte ich fest, dass ich meine Kleidung eigentlich nie spüre. Ich spüre zwar dezent ihr Vorhandensein aber sie ist mir nie unangenehm. Ich bin auch schon versehentlich völlig bekleidet schlafen gegangen, einfach weil ich vergessen hatte, das ich nicht in Schlafkleidung gewechselt hatte. Das alles gilt natürlich nur zu Jahreszeiten, die ich nicht hasse, im Sommer ist alles unbequem, Kleidung genauso wie keine Kleidung aber das hat mit dem Thema an sich nichts zu tun sondern mit Sommer und darüber wollen wir nicht reden jetzt, wo er endlich vorbei ist. Also kurz: meine Kleidung verhält sich unauffällig. Wenn mir auffällt, dass ich sie trage, stimmt in der Regel etwas nicht: Socken haben ein Loch, Hosen sind zu weit oder zu eng, Oberteile sind aus unangenehmem Stoff, BHs sitzen nicht richtig, all das entsorge ich dann sofort, ich lasse mich nicht von Dingen belästigen. Sehr dunkel erinnere ich mich, dass das „früher“ mal anders war, dass ich da öfters meine eigene Kleidung ungemütlich fand. Vielleicht fällt mir noch ein, wann sich das verändert hat, bisher leider nicht.

Nachgereicht auch noch zwei Antworten aus Fragen der unverbindlichen Contentvorschlagliste, ich habe plötzlich den Ehrgeiz in mir entdeckt, sie komplett abzuarbeiten und schneller Fragen zu beantworten, als Sie welche reinschreiben, hehe. Die von heute ist mir aber gerade zu anstrengend, also die von gestern und vorgestern, die sind sehr einfach.

Die eine: „Brüllen Sie tatsächlich Menschen an (siehe vorletzter Absatz vom Text vom 22.08.23)? Ja, ich brülle tatsächlich Menschen an. Meistens brülle ich, wenn ich mich erschrecke oder wenn die Situation kein ausführlicheres Gespräch erlaubt, also z.B. im Straßenverkehr, ich hupe auch außerordentlich gern, wir können alle froh sein, dass ich so selten Auto fahre. Manchmal auch so, wenn ich sehr verärgert bin. Am Arbeitsplatz eher nicht.

Die zweite: „Die Fee schenkt Ihnen eine Fertigkeit, die sie sich schon lang gewünscht haben, aber aus eigener Kraft nicht erwerben können. Welche ist das?“ Das wäre natürlich das Fliegen. Ich kann nachts in allen meinen Träumen fliegen und halte das für mich für die optimal passende Fortbewegungsmöglichkeit, es ist mir ein absolutes Rätsel, warum ich das einfach nicht kann.

15. Oktober 2023

Der Eintrag von gestern fiel aus, Sie kennen das vom Radfahren: manchmal muss man ein bestimmtes Tempo halten, um nicht seitlich umzukippen.

Das Vorhaben, keine Impfnebenwirkungen zu spüren, ist gut gelungen. So brach ich gestern nach Erledigung diverser Kleinsttätigkeiten nach Saarbrücken zur Geburtstagfeier von Violinista auf. Violinista wünscht sich sehr, dass ich über ihre Party schreibe. Das teilte sie mir nicht nur sehr direkt mit, mehrfach, sondern vorher auch schon indirekt, indem sie mich z.B. fragte, ob ich denn für den Tag gestern einen Platzhalter hier im Blog erstellt hätte, damit ich später noch einen Eintrag am richtigen Tag schreiben könne. Hatte ich natürlich nicht, fand die Frage auch merkwürdig irrevant, sie musste also in der Äußerung ihrer Wünsche massiver werden.

Ich finde es schwierig, über Partys zu schreiben, weil ich generell versuche – aus Fairnessgründen – den Fokus des Blogs auf mir zu halten. Das klingt jetzt schon schräg, so als ob ich nur unfaire Dinge über die Partygäste schreiben könnte, was natürlich nicht der Fall ist, alle waren sehr nett, sind sicher auch generell sehr nett. Das klingt genauso schräg. Ich sehe jetzt schon, wo das hinführt.

Wir fangen vorne an. Am Samstagmorgen, eher schon Samstagmittag rief Violinista mich an mit der Botschaft, sie fühle sich recht matt und eingetrübt und ob überlege, ob sie die Feierlichkeit lieber absagen solle. Ihre Stimme kam mir aber gar nicht matt vor, eher leicht panisch, ich erfragte also Details, wie viele Gäste überhaupt erwartet würden, es wurde mir eine Zahl näher an der 30 als an der 20 genannt und ich diagnostizierte folgerichtig „Partypanik“. Empathisch war ich dabei auch, hätte ich wenige Stunden später knapp 30 Gäste erwartet, hätte ich mich durchaus auch angestrengt und vom Leben überfordert gefühlt. Diese Partysache ist ja kaum noch jemand gewohnt, schließlich spielen wir schon seit 3,5 Jahren Pandemie. Ich selbst kannte von den erwarteten Gästen alle vom erzählen und 7 bereits persönlich und war mir bei 6 dieser 7 Personen sehr sicher, dass sie auch eine Partyvariante mitgehen, bei der die Gastgeberin überfordert auf dem Sofa liegt, links hält jemand Händchen, rechts fragt jemand nach den Wünschen und ruft weitere Personen mit Speisen und Trank herbei.

Dazu kam es aber gar nicht, zwar fragte Violinista um 3 Minuten vor 19 Uhr noch, wo denn die ganzen Gäste seien und zierte sich, als ich anbot, vor der Tür Ausschau zu halten, ob sich im Dorf schon eine Schlange gebildet habe. Tatsächlich hätte ich dabei schon mindestens ein Paar entdeckt, erfuhr ich später, die im Zustand der Abhandengekommenen Partyerfahrung nämlich zu früh waren und das genauso peinlich fanden, wie Violinista mein Ansinnen, nachzuschauen, ob jemand kommt (und ggf. zu rufen, das hatte ich auch angeboten), daher hatten sie ein paar Häuser weiter abgewartet, bis andere ins Haus gingen. Wie schwer man sich das Leben machen kann!

Es war eine Mitbringparty. Total gute Idee! Unglaublich leckere Speisen wurden mitgebracht, für mich besonders herausragend ein grüner Salat mit Traube, Zwetschge und Erdnüssen und ein Shepard’s Pie. Dazu gab es Livemusik und viel Gespräch, ich bemerkte den ganzen Abend keinerlei Impfnebenwirkungen außer, wenn eine Gästin mit Mörderbizeps – der im folgenden auch vorgezeigt wurde – mir im Eifer des Gesprächs immer mal wieder auf die Grippeimpfstelle boxte. Später, als der Kreis kleiner wurde, wurde Kopfstand vorgeführt und manche schliefen mitten auf der Party ein, wie es sich gehört. Ich denke, die Gastgeberin kann zufrieden sein.

Heute am Mittag reiste ich zurück, etwas angeschlagener als am Vortag und mit schmerzendem Coronaimpfarm (vielleicht hätte ich die Bizepsfrau da auch ein paar Mal draufhauen lassen sollen, der Grippeimpfarm ist völlig okay!. Auf einem Autobahnrastplatz legte ich deshalb ein kleines Zwischenschläfchen ein, das mich über die restlichen 100 km trug. Deshalb werde ich nach einem Backofengemüseabendessen auch gleich schon für etwa 10 Stunden schlafen gehen und wenn ich danach fit bin werde ich sagen können: das alles war ein hervorragender Plan.