18. Januar 2024

Nun habe ich also beschlossen, nächste Woche Urlaub zu nehmen. Also, darüber nachgedacht habe ich ja schon seit Weihnachten, kurz nach Weihnachten fühlte mich mich definitiv erschöpft und urlaubsreif aber plötzlich dann nicht mehr, die zweite Luft möglicherweise, dann dachte ich aber noch, ich müsste Urlaub nehmen, um den Haushalt wieder in den Griff zu bekommen aber nun ist die Putzfrau aus dem Urlaub zurück und auch das ist nicht nötig, also fand ich dann, eigentlich muss Urlaub jetzt nicht sein. Kann man auch wann anders machen. So richtig opportun ist Urlaub beruflich gerade auch nicht, inhaltlich gesehen, nur andererseits: meine Lunte ist echt kurz zur Zeit und wenn ich das beiläufig erwähne, widerspricht niemand. Das ist – neben der zweiten Luft – ein Zeichen, finde ich. Also habe ich meinen Urlaub ab morgen Mittag heute groß angekündigt und damit wird er geschehen, jetzt einfach Montag hingehen und so tun, als wäre nichts, ist verhaltensauffällig, sogar für unsere Maßstäbe. Ich habe nächste Woche Urlaub, hurra!

Nach diesem Entschluss ging es natürlich als erstes darum, ganz hart zu priorisieren, was vor dem Urlaub, also konkret in den noch verbleibenden ca. 7 Stunden (es war 16 Uhr und morgen lasse ich um 13:30 Uhr den Stift fallen, sehr harte Deadline weil: Karaoketermin!), noch dringend passieren sollte, aber natürlich ohne allzu viel Nachdenken, denn jede Sekunde Nachdenken über Priorisierung geht ja ab von der Umsetzungszeit. Danach wurde alles sehr schnell. Ob das Plan am Ende aufgeht, weiß ich noch nicht, wenn nicht, ist es nicht so schlimm, ich habe ja gar keine Pläne nächste Woche und schubse den Rest dann einfach am Montagabend von zu Hause noch über die Ziellinie. Dementsprechend habe ich auch so sortiert, dass ich alles, das auf Papier passiert, als erstes mache, um keinesfalls Papier mitnehmen zu müssen.

Morgen Wecker auf früh, dann sehr hohe Schlagzahl bis 13:30 Uhr, dann Karaoke, leider hat die Karaokebar den Mindestverzehr ja aus Kulanz erlassen, ich habe daher keinen leicht zugänglichen Anlass, mich komplett abzuschießen aber vielleicht wird mir ja noch einer geliefert. Wie gesagt, die Lunte ist kurz.

17. Januar 2024

Gut-gut-gut. Alles ist gut. Das erste Mal war ich mit dem Tag durch um kurz nach 7 Uhr, ein weiteres Mal um kurz nach 10 Uhr, um 19 Uhr schlief ich im Sessel ein, jetzt bin ich wieder fit und habe Kaiserschmarrn und Rohkost.

Was geschah? Um 7 Uhr irgendwas ein Cell Broadcast Alarm wegen Eisglätte. Damit stand fest, dass ich von zu Hause arbeite, was ich ja hasse, damit stand auch so einiges weiteres (beruflich) fest, das es nun in die Wege zu leiten gab und damit stand vor allem fest, dass ich einen Riesenschreck bekomme, wenn alle Mobilgeräte im Haushalt gleichzeitig losdröhnen, während ich mir gerade das Duschwasser zwischen den Zehen wegwische. Ich schreie dann immer mit, also wenn ich mich vor etwas lautem erschrecke dann auch mit Lautstärke, so, also würde meine Lautstärke die andere löschen. Was nicht der Fall ist. Ich rannte also schreiend durch die Wohnung auf der Suche nach den ganzen Geräten, um sie zum Schweigen zu bringen. In diesem Moment traf die Putzfrau ein, wir umarmten uns zum neuen Jahr, ich nur in ein Handtuch gewickelt, alles war sehr konfus und würde jetzt ja – wegen Organisation von allem – nur noch konfuser werden. Ich hätte mich umgehend wieder hinlegen und in Tiefschlaf verfallen können.

Bis 10 Uhr organisierte ich herum und stritt mich erbittert mit dem nOC, um 10 hatte ich dann ja den Anruf zu erledigen, der gestern gescheitert war. Niemand hob ab um 1 Minute nach 10. Um 2 Minuten nach 10 war besetzt, um 2:30 nach 10 und 3 nach 10 und 3:30 nach 10 auch, um 10:04 war Cucinacasalinga online und sah mir Unzufriedenheit an. Wir berieten kurz. Ich stellte fest, dass ich nur alle 30 Sekunden oder gar nicht anrufen kann, ein Mittelding war nicht möglich, zu viel Entscheidungslast (wann und wann nicht). „Willst du, dass ich da anrufe?“, fragte CC und ich sagte „Natürlich will, dass du da anrufst und natürlich will ist nicht, dass du anrufst!“ – „Ich übernehme die nächste Stunde“, sagte sie. „Ich rufe schnell nochmal an!“, sagte ich. Besetzt. CC rief an. Besetzt. Wir plauderten ein wenig, ich glaube, ich beschwerte mich über die Unbill von 7 Uhr und die Arbeit von zu Hause, CC wählte immer mal nebenher, dann: frei! Antwort! Und alles wurde gut. Ich hätte mich da zum zweiten Mal umgehend wieder hinlegen und in Tiefschlaf verfallen können.

Statt dessen entschloss ich mich, zu arbeiten. Ich war schlau. Ich ließ keine Waschmaschine oder Spülmaschine nebenher laufen, buk keinen Kuchen nebenher und stellte die Türklingel ab, damit all diese Nervfaktoren der „ICH BIN FERTIG!!!“-piepsenden Geräte oder Timer und natürlich Unterbrechungen durch Lieferungen schon einmal ausgeschaltet sind. So war ich vom zu Hause Arbeiten nur 100 % genervt und nicht 150 %. Hatte allerdings auch keinen Kuchen. Der Rest des Tages war dementsprechend unspektakulär, meine „Dringend“-Liste ist soweit geräumt, dass Urlaub nächste Woche noch möglich scheint und am Ende waren der nOC und ich auch noch best friends forever.

Feierabend um 18 Uhr, Katzen, Waschmaschine, die Gemüsekiste musste von unten vor dem Haus hochgeholt werden (Klingel war ja aus), bei der Gelegenheit brachte ich zwei Kisten Weihnachtszeug in den Keller, bei der Gelegenheit warf ich zwei Tüten und eine Kiste mit Sachen aus dem Keller in den Müll. Inhalt: 2019 abgelaufene Raviolidosen, sehr alte Plastikbehälter für Getränke, uralte und brüchige Regenklamotten. Nach meinem kurzen Schlaf im Sessel bestellte Herr N. essen, ich hatte keinen Appetit auf „richtiges“ Essen aber auf Dessert, bestellte also Kaiserschmarrn und es kam eine Portion, mit der ich 4 Dessertschalen kommplett füllen konnte. Dazu habe ich einen Teller Rohkost mit Dip, was könnte besser sein? Ich sage es sofort: ich habe keine Ahnung, wie andere Leute Rote Bete als Gemüsestick knabbern, ohne dass hinterher die Finger total verfärbt sind. Noch besser wäre also, wenn Rote Bete nicht färben würde.

16. Januar 2024

Vor Frust hätte ich heute morgen losbrüllen können, wirklich jetzt. Ich wollte einen Termin vereinbaren, der eine sehr harte Deadline für den 30.4. hat. Der Termin ist schwer zu bekommen. Deshalb hatte ich im Oktober oder November bereits bei der vergebenden Stelle angerufen, mir wurde gesagt, es sei viel zu früh, ich solle mich im Februar melden, das sei alles kein Problem. Nun ist Mitte Januar, ich rief heute also an und die Dame am Telefon sagte mir, sie würden diese Termine leider nicht mehr anbieten. Nunja, da ich schonmal da gewesen wäre, könnte sie fragen, ob für mich doch, für Personen, die schonmal da waren, gäbe es Einzelfallentscheidungen. Ich solle in 10 Minuten wieder anrufen. Das war um 10:05 Uhr. Von 10:15 Uhr bis 10:58 Uhr rief ich ca. 50 Mal an. Immer besetzt. Dann musste ich in einen beruflichen Termin. Cucinacasalinga übernahm und rief bis 12 Uhr ca. 55 Mal an. Immer besetzt. Dann Ende der Sprechzeiten. Ich drehe durch, ich schwöre. Alles wird gut, sagt Cucinacasalinga. ALLES WIRD GUT!

Nach dem beruflichen Termin, bei dem ich viel Technisches lernte, war ich unglaublich müde und dachte ich falle eventuell jeden Moment um. Um meinen Puls wieder hochzubringen führte ich schwierige Gespräche, drei Stück. Ich bin in sowas oft besser, wenn ich müde bin und so ein bisschen gedämpft, dann kann ich besser andere aussprechen lassen, abwarten und zuhören ohne allzu viel in irgendwelche Richtungen zu denken. Die Gespräche endeten alle einvernehmlich, das eine mit einer Entschuldigung, das zweite mit der Erkenntnis, etwas gemeinsam so richtig verbockt zu haben und das dritte mit einer Veränderungszusage. Anschließend war ich noch müder und außerdem hungrig, es war fast 15 Uhr und ich hatte nichts gegessen, also ging ich kurz raus und kaufte mir in der Frankfurter Innenstadt einen Becher Porridge für EUR 9,50. Völliger Irrsinn. Porridge sind Haferflocken mit ein bisschen Wasser und ja, es waren noch Nussstückchen und Obststückchen drin aber, nunja, hallo. Egal. Während ich das Porridge dann aß, kam der nOC zur Besichtigung meiner neuen Möbel, das ist nun also auch erledigt.

Um 16 Uhr rappelte ich mich auf, um nochmal zwei Stunden richtig Turbo zu arbeiten, denn durch die Stimmungssenke heute und den Umzug gestern und überhaupt hatten sich zig Dinge angesammelt, ich war genervt, das sollte jetzt mal alles fertig sein. So wurde es gemacht. Feierabend um 18:30 Uhr, ich konnte schon absehen, dass ich keine Lust haben würde, abends noch etwas zu kochen, bot Herrn N daher an, ihm Döner mitzubringen. 9 Euro für ein Döner bezahlt. Meine Güte.

Abends war Lesezirkel, das war schön. Keine von uns hatte das Buch beendet. Alle hatten wir das Buch mögen wollen, aber es war nicht gelungen. Es handelte sich um Victory City von Salman Rushdie. Möglicherweise ergibt alles, was uns störte – die Stimme des Erzählers, die Langeweile, das Unspezifische, die merkwürdigen Frauenrollen – später im Buch noch einen Sinn, bis dahin kamen wir aber nicht, zwei von uns hatten nach 25 % abgebrochen und eine sich bis etwa zur Hälfte durchgequält. Sie wird das Buch noch beenden uns berichten, ob wir vielleicht doch etwas verpasst haben.

Nun sitze ich im Sessel und verleugne das Blitzeis, ich denke, es wird nicht kommen, denn ich will nicht, dass es kommt.

15. Januar 2024

Hurra, morgen ist Dienstag. Heute war viel. Umzug, 26 Kisten ausgepackt, in einer war ein Honigglas ausgelaufen, Schränke neu eingerichtet, dazwischen ein krisenhaftes Meeting, dann dem nOC auf Aufforderung beim Denken Gesellschaft geleistet (evtl. bin ich da nun auch emotional support animal?), überraschender Besuch des alten OC, längeres Meeting, bei dem mir ein Anliegen war, dass es genau nach (meinem) Plan verläuft, dann ganz viel Besuch, dann war es schon 18 Uhr, ohne dass ich auch nur einen Handschlag „wirkliche“ Arbeit erledigt hatte. Tja. Insofern gut, dass morgen nicht schon Mittwoch ist oder gar Freitag, da will ich nämlich um 14 Uhr mit Violinista zum Karaoke.

Erstmalig heute in einer Zeitung folgenden Absatz am Ende eines Artikels gelesen: „Die Redakteurin hat diesen Artikel verfasst und anschließend zur Optimierung nach eigenem Ermessen ein KI-Sprachmodell eingesetzt. Alle Informationen wurden sorgfältig überprüft.“ Ich habe keine Meinung dazu.

Ansonsten warte ich dringend auf den Besuch von Violinista. Ich würde sagen, mein halber Hausstand wartet darauf, von ihr in Augenschein genommen zu werden, ob sie ihn mitnehmen möchte. Tatsächlich handelt es sich nur um 2 große Kisten mit Kleidung und eine Massagematte, bei letzterer bin ich noch nicht einmal sicher, ob Violinista diejenige war, die diese Matte ausprobieren wollte oder jemand anders. Aber das finde ich dann heraus. Ich habe mir die vor ein paar Jahren gekauft, nachdem ich sie wiederum bei Schanuf ausprobiert hatte und super fand. Allerdings kommt es in meinem Leben nicht vor, dass ich mich zu Hause einfach mal so auf dem Boden auf eine Massagematte lege, ich habe zu keinem Zeitpunkt Lust dazu. Ich lege mich nur bei anderen Leuten zu Hause auf den Boden auf Massagematten, da ist das lustig, zu Hause ist das langweilig. Das beste, das mir passieren kann, ist also, diese Matte an eine Person zu verschenken, die ich gerne besuche, so dass ich sie dort verwenden kann. Ob Fragmente eigentlich noch mein Fußmassagegerät nutzt, fällt mir bei dieser Überlegung ein? Ich werde mal fragen. Nicht, dass ich es zurück haben möchte, auch dazu habe ich derzeit keine Geduld. Es interessiert mich einfach so.

So, also, morgen ist Dienstag und ich werde „wirkliche“ Arbeit machen, allerdings habe ich morgen schon ein Meeting außer Haus, sehr lästig und habe außerdem auf dem Plan, mit einer Person unangenehm zu streiten und zwischendrin soll ich noch das Mindset eines Golden Retrievers channeln, ich bin gespannt, wie das alles zusammen geht. Ach ja, und den Installateur muss ich anrufen, ich wurde heute schon wieder zweimal erinnert. Kennen Sie das, wenn Sie nach einer Erinnerung erstmal eine gewisse Zeit vergehen lassen müssen, bis Sie die Sache erledigen, so aus einer inhärenten Bockigkeit heraus? Davon bin ich betroffen. Ich wurde heute schon wieder zweimal erinnert, am besten rufe ich gleich morgen früh an, dann liegt die letzte Erinnerung ca. 15 Stunden zurück, das bedient die Bockigkeit in ausreichendem Maße.

14. Januar 2024

Ich habe heute alles gemacht und nichts und Unerwartetes, unter anderem habe ich einen Mittagsschlaf auf dem Fußboden gemacht, weil ich beim Katze bürsten eingeschlafen bin, wobei das nicht ganz korrekt ist, das Bürsten ist an sich nicht so einschläfernd aber ich wollte ein Interview dabei hören, hatte also Kopfhörer auf und es geschah, was immer passiert, wenn ich etwas höre, ohne mich dabei (maßgeblich) zu bewegen: ich schlafe ein.

Der Rest kam daher durcheinander aber ist ja nicht schlimm, letztendlich ist alles gut. Der Baum ist weg, hurra, so viel Platz, den Katzen gefiel es auch, sie mochten den Baum nicht. Aller möglicher Kleinkram ist erledigt, sehr uninteressant aber muss halt und morgen muss ich mich weiter mit Kleinkram befassen, nämlich den Installateur anrufen, die IT sitzt mir damit im Nacken. Das ist erklärungsbedürftig. Unsere Telefonanlage wählt manche Nummern nicht an, eine Mitarbeiterin beschwerte sich zu Jahresbeginn, dass sie die Nummer ihrer Schwester nicht anwählen könne, gut, das ist auch nicht notwendig vom Büro aus, es wurde aber in meinem Beisein von der IT erwähnt als Absurdität, dass das nicht ginge, angeblich, das könne ja gar nicht sein und ich sagte „naja ich kann dauernd irgendwelche Nummern nicht anrufen und mache das dann halt vom Handy“. Unerwarteterweise handelt es sich aber um ein Problem, das – aus wiederum ganz anderen Gründen, die hier zu weit führen – bei der IT mit einer sehr hohen Lösungsmotivation versehen ist und ich wurde nach Nummern gefragt und sagte „was weiß ich, Krankenkasse, Rentenversicherung, ach ja und mein Installateur, den wollte ich vor Weihnachten anrufen aber da ging das nicht“, wurde sofort gefragt, ob ich den Installateur denn dann jetzt nochmal anrufen wollte, ja, das will ich, das Gäste-WC und diverses andere ist ja immer noch defekt und seit dem werde ich gechased, ob ich endlich den Installateur angerufen habe. Schlimmer noch als von Frau Herzbruch und das will was heißen. Ich konnte mich erst herausreden, dass wenn ich den anrufe der ja im Idealfall auch kommt und dann muss ich zu Hause sein und das bin ich ja nicht, weil ich es hasse, von zu Hause zu arbeiten und Urlaub habe ich nicht. Nun habe ich aber übernächste Woche vermutlich Urlaub und werde mittlerweile zwei bis dreimal täglich gefragt, ob ich jetzt mal da anrufen will, weil „übernächste Woche!!“. Meine Güte. Ich mache das morgen, damit diese bizarre Situation endet.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: Notlügen. Ah. Ich bin generell nicht der Typ für Lügen, nicht wegen Moral sondern wegen Durcheinander. Ich hab Sachen gerne klar und in sich stimmig, Ich könnte auch nicht das Gefühl haben, gut verstanden zu werden, wenn ich lüge, es würde dann ja eine andere Version von mir verstanden, die ich aber nicht bin, das würde mir nicht gefallen.

Jetzt sprechen wir ja von Notlügen, ich kann mich nicht so richtig an eine Notlage erinnern, in der mir eine Lüge weitergeholfen hätte. Ich denke, da würde ich abwägen. Wenn es um Leben und Tod ginge, würde ich natürlich lügen, in so einem Notfall war ich aber noch nicht. Mir fallen keine passenden Notsituationen ein. Was mir einfällt ist, dass ich manchmal wirklich nicht die Wahrheit sagen möchte und dann sage ich das, also „das will ich nicht sagen“, daraus entwickeln sich manchmal zwar unangenehme Situationen, manchmal aber auch recht charmante. Kurz vor Weihnachten hatte ich ein Geschäftsessen und vergessen, den Tisch zu reservieren, am Eingang sagte ich also „einen Tisch für 2 Personen bitte“ und die Person dort „haben Sie denn reserviert?“ und ich sagte „das möchte ich nicht beantworten“ und die Person sagte, sehr irritiert „warum?!“ und ich dann „weil ich dabei nicht gut wegkomme und ich weiß doch schon exakt, was ich essen will und freue mich seit zwei Tagen drauf, ich habe online geschaut und kann jetzt sofort hier an der Tür bestellen, ich nehme…“ und ja, natürlich bekamen wir einen Tisch. Das war lustig und fühlte sich sehr viel besser an, als eine Reservierung zu behaupten, die es nicht gibt, damit eine anderen Person in Stress zu bringen, weil vermeintlich was schief gelaufen ist etc.

Ansonsten Notlagen, ich weiß nicht. In echten Notlagen ja klar, aber wann begegnen wir schon echten Notlagen, in denen eine Lüge weiterhilft, wir sind ja alle nicht Mafia oder so. Vermutlich. Wenn es nur um Unannehmlichkeiten geht, würde ich auch bedenken, dass eine unbequeme Wahrheit ja manchmal auch Vertrauen schafft. Das kann sehr hilfreich sein, genauso wie z.B. sich mal mit irgendwas ans Messer liefern oder einfach klein machen lassen von Personen, die sehr misstrauisch sind, das kann Wunder bewirken und sie total öffnen und zutraulich machen. Egal, das ist ein anderes Thema.

Notlügen im Sinne von diesen kleinen Sprüchen, um gesellschaftliche Konventionen aufrecht zu erhalten, finde ich doof und Leuten, die sagen „oooh der Kuchen ist aber lecker“, wenn er scheußlich schmeckt, haben nichts anderes verdient, als genau diesen Kuchen immer wieder vorgesetzt zu bekommen. Man kann ja auch anders formulieren, so ein Mittelding zwischen „boah nee wie ekelhaft“ und „bester Kuchen der Welt“, auch bei sowas hilft es, finde ich, immer ganz konkret zu werden wie z.B. „der riecht super und der Teig ist total lecker, nur Rosinen mag ich nicht, ist es ok, wenn ich die rauspicke?“ oder was auch immer Sache ist. In solchen Fällen zu lügen ist noch nicht einmal Quatsch sondern einfach nur Bequemlichkeit und von Bequemlichkeit halte ich generell nicht viel.

13. Januar 2024

Viel weniger Wäsche habe ich heute gewaschen, als ich wollte – ja, ich meine „wollte“ und nicht „musste“, ich wurde wach mit dem Gedanken, Wäsche zu waschen und zusammenzulegen und der Freude, viele Dinge gebrauchsfertig im Schrank zu haben. Dann versank ich aber eine Stunde mit intensivem Nachdenken im Sessel. Ich denke selten intensiv nach, meistens denke ich sehr beiläufig nach, das reicht im Allgemeinen aus, wenn ich intensiv nachdenke ist das ähnlich, wie wenn ich jemandem meine volle Aufmerksamkeit widme, kommt auch höchst selten vor und alle sind damit zufrieden, dass es selten vorkommt. So ähnlich, wie ich heute noch zu Cucinacasalinga sagte, dass ich mich nicht 48 Stunden mit derselben Person beschäftigen kann, bzw. ich könnte natürlich, wenn es um Leben und Tod ginge, aber so lange es das nicht tut, will ich es nicht und kann mir auch nicht vorstellen, dass die andere Person das will. Cucinacasalinga kann sich das auch nicht vorstellen, dass irgendwer 48 Stunden meine Aufmerksamkeit möchte. Es ist schön, wenn Selbst- und Fremdbild übereinstimmen.

Nach dem Nachdenken musste ich was Essen und dann kam auch schon Schanuf mit Dackelchen, es gab einen Zwischenfall zwischen Dackel und Kater, erstmalig. Das Dackelchen verließ, ich glaube auch zum ersten Mal überhaupt bei einem Besuch hier, für längere Zeit den Raum, in dem wir uns aufhielten, der Kater sah dann wohl nach dem Rechten und es ergab sich die Situation, dass das Dackelchen unter dem Wäscheständer zwischen zwei Getränkekisten saß (die stehen da wegen Wetter und ja, das nervt mich) und nicht mehr rauskam und der Kater stand davor und war aufgeplustert und das Dackelchen schrie wie am Spieß. Zu körperlichen Handlungen kam es aber, soweit wir sehen konnten, nicht, beide Tiere ohne jeden Kratzer. Später saßen sie auch gemeinsam am Tisch. Das Dackelchen auf Schanufs Schoß, der Kater neben mir auf der Küchenbank. Er machte freundliche lange Blinzelbewegungen und das Dackelchen erwiderte sie.

Anschließend war ich draußen, ich brauche ja bis Montag eine Haltung, mit der ich mir die neue Büroeinrichtung leiste, diese Haltung muss offensiv sein und dazu gehören in jedem Fall gute Augenbrauen. Dieser Punkt ist nun also erledigt, damit schätzungsweise der halbe Weg, weitere 40 % regele ich durch Kleidung und die übrigen 10 % durch Contenance, das sollte ich hinkriegen. Neben mir bei der Augenbrauenfrau saß eine Person, die irgendwas mit Wachs machen ließ und sie schrie lauter als der Dackel, ich wurde von der Augenbrauenfrau an den Arm geboxt, weil ich so lachte, dass sie nicht mehr arbeiten konnte.

Nun ist Abend, die Waschmaschine läuft noch, M ist zurück (auf dem Rückweg ging die Bahnreise nicht so glatt wie auf dem Hinweg), alle Betten sind frisch bezogen und obwohl ich heute Morgen so früh wach war, bin ich noch immer kein bisschen müde. Sehr befremdlich.

12. Januar 2024

Highlight des Tage: ich war mit Fragmente bei Mr. Wash. Und ich durfte die Fußmatten in den Mattentoaster halten, also in das Gerät, das diese Matten reinigt. Es war verwirrend. Auf dem Gerät stand „Teppichseite nach vorne“. Wo ist vorne, wenn man vor einem Gerät steht? Ich ging davon aus, da, wo für mich vorne ist. Das Gerät ging von seinem eigenen Vorne, wenn es mit mir spricht, also per Schrift, aus. Ich bin nicht damit einverstanden, mich der Sichtweise des Geräts unterzuordnen. Aus Trotz ließ ich das Gerät eine Matte einsaugen, um zu schauen, was passiert. Man öffnet dann eine Klappe, hinten (ebenfalls aus Sicht des sprechenden Geräts unter der Annahme, dass die Schrift den Mund darstellt) und entnimmt die Matte wieder. Sie ist dann auch sauber. Eigentlich ist das auch ein guter Ablauf, statt sich mit den Fingern in die Matte zu krallen und sie hin- und herzubewegen, einfach loslassen und entnehmen. Öfter mal einfach loslassen, aber alles zur rechten Zeit, nur wenig danach bot ich Fragmente an, die Dinge in ihrem Kofferraum hochzuhalten, während sie dort saugt. Fragmente lobte mich, ich sei sehr gut im Hochhalten. Das hat mich gefreut.

Wir waren auch beide zum ersten Mal in der rechten Waschstraße, sonst sind wir immer in der Linken. Die Waschlappen bewegen sich wie tanzende Tannenbäume, das Licht wechselt die Farbe, der Fortschritt der Autowäsche wird auf die Windschutzscheibe projiziert, so dass wir immer voll informiert sind, ob gerade z.B. Phase 1 oder Phase 2 des Vorgangs „Luminaura“ stattfindet und manchmal erscheint die Information auch rechts/links vom Wagen, wie in einem guten Schulungsvideo, in dem man auch immer mal an anderen Stellen zu schauen aufgefordert wird, damit man nicht gedanklich abschweift. Am Ende der Waschstraße wurden wir über mögliche Glätte im Hof informiert. Ich fühlte mich gut betreut. Mr. Wash ist für mich ein Ort der Achtsamkeit.

Der Waschstraßenbesuch kam mir als Entspannungsprogramm gelegen, mein Tag enthielt in weiten Teilen sehr unerwartete Elemente, ich habe manchmal den Eindruck, dass mein Berufsleben irgendeine Netflix-Serie nachspielt, die ich nicht kenne, weil ich ja kein Fernsehen schaue. Vielleicht ist das nur meine Wahrnehmung, die sich komplett auf das Bizarre eingeschossen hat, vielleicht ist es meine Interpretation, vielleicht bin ich auch der treibende Faktor oder vielleicht ist das alles ganz normal, ich weiß es nicht. Ich wünsche mir manchmal, dass irgendeine kompetente Person – vielleicht jemand von Mr. Wash – mal eine Woche immer genau neben mir herläuft und mir hinterher das qualifizierte Urteil dazu mitteilt. Heute zum Beispiel war ich einmal nur noch Sekunden davon entfernt, den Turm räumen zu lassen bis die Nachricht kam, die das unnötig machte und all das, während ein Dienstleister meine neuen Möbel aufbaute, die in echt doch etwas präsenter sind als auf der Zeichnung und ja, das hätte ich wissen können, bedenken Sie nur, ich habe mit bildlicher Vorstellungskraft meine Probleme. Sieht alles super aus, keine Frage. Und weicht doch etwas offensiver, als ich erwartet hatte und zudem komplett unabgesprochen, von unserem Standard ab. Eine positive Veränderung, sozusagen. Ich habe die Tür erstmal abgeschlossen und werde mir, bis ich Montag die Tür wieder aufschließe, die passende Haltung zulegen.

11. Januar 2024

Echt ärgerlich, dass ich das „durchgemangelt“ gestern schon verbraucht habe. Jetzt fällt mir kein passendes Wort für meine aktuelle Zustandsbeschreibung ein.

Morgens hatte ich eine gute Idee, ich erinnerte mich nämlich dass ich an einem Supermarktparkplatz mit Packstation vorbeikommen würde – wenn ich schon im kleinen Blechkästchen herumsitzen und Steuerungsbewegungen ausüben muss, kann ich das mit etwas Nützlichem verbinden und Pakete wegbringen. Es waren zwei Mäntel zurückzusenden, einer bleibt, ich brauche nämlich einen schwarzen Mantel für eine Beerdigung. Eigentlich war ich der Ansicht, dass ich generell nie mehr einen schwarzen Mantel benötige, ich trage ja immer schon schwarze Hosen und oft schwarze Shirts/Pullover/Strickjacken, ich habe blaue, rote, schwarz-weiße Mäntel, völlig ausreichend. Aber ich hatte den Anlass „Beerdigung“ übersehen, konkret „Beerdigung im Februar“, zu der ich nicht einfach nur im Blazer auftauchen kann. Also bestellte ich drei Mäntel zur Auswahl, ich glaube, die Größen wurden wieder geändert, jedenfalls waren zwei zu groß und der dritte war zum Glück der, der mir sowieso am Besten gefiel. Und die anderen sind nun auch schon auf dem Rückweg, weniger Zeugs in der Wohnung, Hurra!

Gleich um 10 war Italienischstunde, ich konnte die Hausaufgaben nicht, weil ich die Regel, die uns beigebracht worden war, für unwahr hielt. Also erledigte ich die Aufgabe gemeinsam mit Cucinacasalinga vor dem Unterricht und äußerte dabei den Verdacht, dass unsere Regel nicht „alles“ ist sondern irgendsoeine kleine Teilregel für untere Sprachniveaus, damit man nicht allzu schräg spricht. Keine Sprache meiner Kenntnis funktioniert nach eine solchen Regel, sie ergibt in keiner mir bekannten Sprachlogik einen Sinn und es geht ja immerhin um Italienisch, eine nah verwandte Sprache zu den anderen Sprachen, die ich spreche, nicht irgendetwas völlig abgefahrenes. Im Unterricht stellte sich dann heraus, dass ich Recht hatte. Es ist eine Regel für Anfängerinnen. Damit es nicht zu komplex ist. Nunja. Unterkomplexität verwirrt mich offenbar so sehr, dass dann bei mir gar nichts mehr geht.

Der Rest des Tages wurde dann sehr intensiv, mein Kopf war irgendwann rappelvoll und ich packte einfach alles unsortiert in den Schrank und brach nach Hause auf. Wenn ich mit dem Auto im Büro bin, drehe ich wenn ich gehe immer eine kurze Runde und frage, ob irgendwer Richtung Offenbach und alles, was auf dem Weg liegt, mitfahren will. Dann ist es nicht ganz so langweilig. Heute kam eine wissenschaftliche Mitarbeiterin mit, die ich noch gar nicht näher kannte, das war besonders schön. Morgen werde ich selbst gefahren. Fragmente hat sehr früh einen Termin bei mir in der Gegend und nimmt mich anschließend mit und dann auch auf dem Rückweg wieder, sonst würde es wegen des Streiks natürlich nicht funktionieren. Wenn ich großes Glück habe, machen wir noch einen Abstecher zu Mr. Wash auf dem Rückweg. Ich freue mich sehr auf morgen!

10. Januar 2024

Durchgemangelt. Heute habe ich mir 1,5 Stunden lang von einem Team erzählen lassen, was alles schlecht ist (das war so geplant – ans Aufräumen der schlechten Sachen machen wir uns dann peu à peu), dann 1,5 Stunden lang im Keller herumgewühlt, weil da wirklich – ganz ungeplant – alles extrem schlecht ist und dann noch 1,5 Stunden auf dem Bau, um dort zusammen mit dem Mitarbeiter mit den Handwerkern, die heute da waren, ins Gespräch zu kommen, Dinge zu erfahren, Dinge zu platzieren, Strippen zu ziehen. Zwischendurch habe ich Pommes gegessen und mir vorgestellt, ich wäre im Schwimmbad und kleineren Irrsinn verwaltet wie Personen, die vergessen haben, dass sie am Arbeitsplatz erwartet werden und anderen Personen, die sich am Arbeitsplatz aufhalten möchten, obwohl sie planmäßig nicht arbeiten. Zum Abschluss noch ein grober Compliance-Verstoß. All das mit Unterleibskrämpfen und Kopfschmerzen. Meine Güte.

Wunderschön war der Blick aus dem Fenster. Wenn es sehr kalt ist, nimmt die Stadt von oben betrachtet Pastellfarben an. Der Sonnenuntergang sah aus wie rotglühend-flüssiges Metall und danach tiefschwarzer Himmel mit Sternen, ganz klar und kalt. Wunderschön. Tatsächlich finde jetzt auch ich die Temperaturen mal kalt. Das ist angenehm. Die Sache mit der Mütze habe ich wieder aufgegeben, das war zu viel, aber in Jeans bekomme ich am Bahnsteig kühle Beine, das mag ich. Wobei ich heute ja Auto gefahren bin und morgen auch, wegen bestreikter Bahn, morgen kommen dann übrigens die Bauern und Bäuerinnen nach Frankfurt, wohl gegen 9 Uhr, ich versuche, vorher durchzukommen und plane, gegen 7 Uhr aufzubrechen, das passt mir nicht gut, weil bei uns ja erst um 10 wirklich der Puls zu schlagen beginnt, man kann durchaus früher kommen aber daraus ergibt sich nicht, dass man früher wieder herauskommt, es ist also eher dumm, das zu machen. Morgen muss ich in dieser Hinsicht dumm sein, anders wäre es noch dümmer, also im Stau herumzustehen, ich gehe ja tausend Mal lieber ins Büro, als in einem Auto zu sitzen, zumal in einem, das nicht fährt. Ich bin echt ganz sicher, dass man sich zu irgendeinem späteren Zeitpunkt rückblickend über Menschen in diesen kleinen Blechkästchen, in denen man noch nicht einmal stehen kann, unglaublich belustigen wird, eigentlich unfassbar, dass jetzt noch niemand außer mir diese Absurdität sieht. Es ist zum Schreien komisch! Ich muss sehr lachen, während ich hier im Sessel sitze, Herr N guckt mich an, als sei ich verrückt, in Wirklichkeit sind alle anderen verrückt.

Egal, ich hoffe jedenfalls, der Abend wird morgen nicht allzu lang, natürlich muss ich warten, bis die Bauern und Bäuerinnen wieder weg sind, denke aber, da wird auch auf den Höfen noch zu tun sein, die mit Tieren müssen sicherlich irgendwann wieder los, was man mit Feldern um diese Jahreszeit jetzt macht, weiß ich nicht, vielleicht nutzen die mit Feldern auch den langen Donnerstag in der Stadt, wobei es den ja gar nicht mehr gibt, ein Glück.

9. Januar 2024

Ich möchte zunächst eine Warnung aussprechen, es ist möglich, dass die Welt heute noch implodiert. Kurz vor Feierabend nämlich saß ich mit zwei Mitarbeiterinnen zu einer Besprechung zusammen und wir merkten, dass eine Info fehlt, die vom nOC kommen müsste, der war aber nicht da, also griff ich zum Telefon und rief ihn an. Es antwortet aber nur die Mailbox und ich sprach kurz darauf, so in etwa in der Art „Hallo, Frau N hier, uns fehlt von Ihnen noch die Info, ob wir den Bewerber*innen absagen können.“ Als ich auflegte, herrschte Stille im Raum, vier Augen starrten mich an, blanke Panik im Blick. „Was is?!“, fragte ich irritiert und die eine sagte: „DU HAST DEM CHEF AUF DEN ANRUFBEANTWORTER GEGENDERT!“

Ja, so ist das wohl. Ich arbeite ja in einem Umfeld, in dem gendergerechte Sprache als ein bisschen crazy angesehen wird. Für mich selbst habe ich 2019 beschlossen, meinen Sprachgebrauch gendergerecht umzustellen und zunächst einmal mit der schriftlichen Form angefangen, da habe ich mehr Zeit, mich zu sammeln und zu sortieren als beim Sprechen. Zunächst schrieb ich nur noch gegendert, später unterschrieb ich auch nur noch gegenderte Texte, wobei ich in aller Regel keine Sonderzeichen verwende, das würde in meinem Umfeld verstören. Gleichzeitig mag ich persönlich keine substantivierten Adjektive oder Partizipien und auch keine Umschreibungen mit dem Passiv, die finde ich nicht schön, ist ja Geschmackssache und so verwende ich mehr Sachbezeichnungen, sexusindifferente Personenbezeichnungen, Relativsätze und besonders direkte Anreden. Es hat ja sowieso jede Person beim Schreiben einen eigenen Stil, meiner hat sich nun halt in diese Richtung entwickelt.

Erst kam es mir ganz merkwürdig vor, also so um 2019/2020 herum und ich seufzte immer ein wenig, wenn ich wieder was umformulierte. Mittlerweile hat sich das komplett gedreht, ich seufze nun, wenn mir doch mal ein generisches Maskulinum irgendwo reingerutscht ist und fühle mich kurz unwohl, wie bei einem Faux-Pas.

Vor ca. 2 Jahren fand ich, ich könnte den Effort jetzt auch beim Sprechen machen, Übung war schließlich mittlerweile vorhanden. Schwierigere Sache für mich, ich denke üblicherweise nicht so viel nach vor dem Sprechen, weiß nie so genau, wo ein begonnener Satz endet (beim Schreiben ehrlich gesagt auch nicht, aber da kann ich ja nochmal nachgucken), mit der Zeit wurde es aber auch beim Sprechen einfacher, nur in sehr langen Gesprächen, zum Beispiel Vorstellungsgesprächen, bei denen es dann immer wieder um die Beschreibung des Arbeitsumfeldes, um die Belegschaft mit ihren unterschiedlichen Positionsbezeichnungen geht, kam ich weiterhin nie schnell genug auf die Formulierungen oder verhaspelte mich in Doppelformen, so dass ich mich schlussendlich für den Glottal Stop entschied – jederzeit spontan noch einfügbar und minimalinvasiv, meiner Meinung nach. Privat mache ich den sowieso. Beruflich allerdings in Gesprächen mit Personen, von denen ich weiß, dass sie sich daran stören, eben nicht – es ist ja völlig unnötig, Sachthemen über Bord zu werfen für eine einzelne Ausprägung einer sprachlichen Haltung, die auch völlig anders ausgedrückt werden kann, Möglichkeiten gibt es ja eben genug.

Jetzt ist es aber wohl so, dass ich auf den Anrufbeantworter gegendert habe. Auch okay, ich denke – im Gegensatz zu den anderen – nicht, dass da was implodiert. Im Gegenteil, der nOC kann es sich zur Gewöhnung gleich ein paar Mal anhören, es sieht ja so aus, dass ich das sowieso jetzt aus meinem normalen Sprachgebrauch nicht mehr rauskriege, es werden sich also zukünftig alle arrangieren müssen, da kann er ganz vorn mit dabei sein, das ist eine tolle Chance.

Für ein sprachliches Problem habe ich übrigens noch keine ganz zufriedenstellende Lösung gefunden. Nämlich wenn eine Person morgens später kommt, jemand fragt „wo ist denn xy“ und meine Antwort wäre „kommt später, ist beim Arzt“. Das ist für mich so ein feststehender Ausdruck, dass alles andere auf mich konstruiert wirkt. „Kommt später, holt sich noch medizinischen Rat“ ist affig, „Kommt später, lässt noch was abklären“ viel zu vage, „Kommt später, ist noch in der Praxis“ ergibt keinen Sinn. Mit Frau Herzbruch habe ich das vorhin erörtert und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ich ja jetzt 51 Jahre lang „ist beim Arzt“ gesagt habe und daher nun die nächsten 51 Jahre einfach „ist bei der Ärztin“ sagen werde. Das finde ich eine gute Lösung. Falls Sie eine noch bessere haben, aber immer gerne her damit.