Ich bräuchte ein neues Wochenende und zwar eins, das bei höchstens 23 Grad stattfindet. Die Nacht war schon mäßig wegen zu warm und der Kater hatte Durchfall und ich muss endlich aufhören, diesen Astronauten-Podcast beim Einschlafen zu hören, es bringt sowieso nichts, ich bin noch nicht eine Minute weitergekommen aber jede Nacht träume ich von der Raumfahrt, das ist sehr lästig. Ich habe den Podcast jetzt bestimmt schon 20 Mal durchgehört, allerdings immer im Schlaf, sicher ist er irgendwo in meinem Gehirn und manifestiert sich langsam zu einer angenommenen neuen Realität in meinem Kopf und unter Folter könnte ich die ganzen 9 Stunden bestimmt schon wortwörtlich aufsagen. Nur foltert mich niemand und daher weiß ich weiterhin nicht, was der Inhalt des Gesprächs ist. Tja.
Als ich wach war, schrieb ich per SMS einer Mitarbeiterin, dass ich wach bin. Sie war gestern nicht im Büro und hatte gegen 16 Uhr per SMS um ein Gespräch gebeten, das hatte ich wiederum nicht gesehen, ich schaue halt während der Arbeit nicht aufs Handy, sah die Nachricht also erst um 18:30 in der Bahn und konnte ihr da nur noch eine Lücke zwischen zu Hause Katzen versorgen, Weg zum Chor und Start Chorprobe, nämlich zwischen 19:35 und 19:45 anbieten oder alternativ halt der Samstag. Sie entschied sich für den Samstag, wir machten ab, uns gegenseitig zu schreiben, wenn wir ausgeschlafen sind, das war dann der Fall und wir telefonierten sehr intensiv für 45 Minuten.
Dann buk ich im neuen Ofen meinen Standard-Käsekuchen um zu schauen, wie das Gerät sich beim Backen verhält: 200 Grad sind beim neuen Ofen heißer als beim alten und die Umluft macht trockener als beim alten, das Backergebnis ist sehr schön gleichmäßig. Weiß ich das also auch und kann mich entsprechend einrichten.
Danach begann ich mit der Aufgabe, mit der ich offenbar unbewusst beschlossen hatte, den halben Tag zu verbringen, nämlich: mich um den Kater zu sorgen. Mit dem einen Teil des Gehirns sorgte ich mich also höchst beflissen, der Kater ist ja auch relativ frisch diagnostizierter Diabetiker und bekommt Insulin, so konnte ich mich hervorragend sorgen, ob durch den Durchfall der Blutzucker zu schnell sinkt oder ob, weil das störrische Tier sein (magenschonendes) Fleisch nicht fressen wollte und nur Trockenfutter, der Blutzucker andererseits vielleicht zu sehr steigt, ob er – er ist noch recht schlapp – es rechtzeitig zum Klo schafft, wenn er doch vorher aufs Sofa gekrabbelt ist und da jetzt schläft, ob er denn ausreichend trinkt und wie das alles ist, wenn ich morgen den ganzen Tag nicht da bin. Zeitgleich wusste der andere Teil meines Gehirns, dass es dem Kater gerade sehr gut geht, er gefressen und getrunken hat und der Blutzucker im Rahmen ist und gerade neben mir auf dem Sofa kuschelt und seit 8 Uhr morgens keinen Klogang mehr gemacht hatte. Beides lief absolut zeitgleich ab, resultierte darin, dass ich reglos im Sessel saß und immer erst die eine Variante dachte und dann die andere und dann die eine wieder und dann die andere, und so weiter, während mir die Verrücktheit dieser Vorgehensweise jederzeit komplett bewusst war. Immerhin konnte ich mir selbst mit Gelassenheit begegnen, offensichtlich hatte irgendwas in mir beschlossen, dass ich heute im Sessel sitze und vor mich hinstarre, es wird schon seinen Grund haben. Ist ja auch nicht so, dass ich bei 32 Grad Außentemperatur irgendwelche anderen Pläne hätte umsetzen können, selbst wenn ich welche gehabt hätte.
Am Mittag wurde mir das dann aber doch langweilig und ich setzte mich an den Schreibtisch, um die Steuererklärungen abzuschicken, dabei fiel mir dann das Elster-Passwort nicht mehr ein, of all things und ich fragte mich wirklich, warum ich das Zertifikat an allen möglichen Stellen gespeichert hatte aber das Passwort nirgendwo notiert? Es ging so weit, dass ich den alten, ausrangierten PC nochmal hochfuhr, in dem ist das Passwort nämlich gespeichert, in der halben Stunde, die das Gerät um Hochfahren brauchte, fiel mir aber auch ein, in meinem Passwortmanager zu schauen und dort war es, hurra, allerdings weiß ich jetzt auch, warum ich es nirgendwo aufgeschrieben habe: es ist völlig einleuchtend. Einige wichtige Passwörter haben bei mir eine Logik, das Elster-Passwort gehört dazu. Nur leider hatte ich das vergessen.
Als der alte PC endlich hochgefahren war habe ich ihn sofort komplett gelöscht. Also was heißt sofort. Ich habe es sofort dem System in Auftrag gegeben, wir sind jetzt, um 22:31 Uhr, bei 84 %.
Ich schaute Ms neue Snapchats, redete ein bisschen auf Cucinacasalinga ein und fasste den Beschluss, Herrn Habeck zu schreiben aber jetzt ist es mir dafür zu warm, das mache ich, ein andermal. Ich räumte statt dessen ein wenig herum und bereitet abends im Backofen Gemüse zu, auf dem Blech, dabei konnte ich die Einstellunge Ober-/Unterhitze kennenlernen und abschließend noch den Grill. Jetzt fühle ich mich gut über das neue Gerät informiert.
Zwischendrin immer wieder hitzebedingte Kreislaufbeschwerden, die ich mit kalten Arm- und Fußduschen, Wasser über den Kopf und Salzstangen bekämpfte. Aber hey, 31. August, damit ist der letzte Scheiß-Sommermonat jetzt rum, und good riddance!
Frage der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Sind Sie inzwischen bei Mastodon „angekommen“? Was fehlt Ihnen von Twitter?“
Ja, ich denke schon, dass ich dort angekommen bin, gleichzeitig fehlt mir von Twitter alles. Ich finde Mastodon immer noch umständlich und teilweise wenig intuitiv, mir fehlt auch die Vernetzung mit Unternehmen und Institutionen. Stand jetzt würde ich – wenn es Twitter noch gäbe – beide Plattformen nutzen oder vielleicht auch nicht und wenn es nur eine wäre, wäre es dann Twitter.
Es ist aber ja müßig, darüber zu reflektieren, denn Twitter ist weg und ob ich dort – auch wenn es jetzt nicht X hieße und Elon Musk gehörte – noch die Leichtigkeit und den Spaß finden würde, der mir auf Mastodon fehlt, ist sowieso zweifelhaft. Ich umgebe mich ja im Wesentlichen mit denselben Leuten wie vorher, vielleicht ist denen Leichtigkeit und Spaß auch irgendwie abhanden gekommen in den letzten Jahren.