27. März 2024

Wie verrückt das manchmal läuft. Ich hatte heute einen komplett vollen Tag, drei längere Besprechungen zu komplexen Themen mit vielen Personen waren angesetzt. Noch bevor ich im Büro eintraf, wurden die aber alle wegen Krankheit der Gäste abgesagt. Der Tag schien komplett leer, ich ließ den Morgen sehr langsam angehen, ging später als üblich los und war sehr gechillt. Letztendlich hatte ich dann noch nicht einmal eine Mittagspause und stolperte erst gegen 20:30 Uhr aus dem Turm, weil alle möglichen Dinge eskalierten.

Dafür bin ich heute zum ersten Mal Uber gefahren. Das gab es längere Zeit in Frankfurt nicht, dann fahre ich sowieso höchst selten Taxi oder dergleichen und wenn doch winke ich meistens ein Fahrzeug heran und steige da ein, also ein Taxi, Ubers erkenne ich ja nicht. Heute also Uber. Sehr unspekatkulär, nur erkannte das Navi des Fahrers nicht, dass hier in der Straße schon seit längerem ein Kreisverkehr gesperrt wurde, da ist jetzt ein Sitzbereich mit Slackline, Gartenkräutern und dergleichen. Neulich hatte das schonmal ein Taxi nicht so im Navi, ich habe echt keine Ahnung warum, in GoogleMaps ist das längst reflektiert.

Etwas sehr lustiges war heute noch, ein Mitarbeiter hatte eigentlich mit mir einen Termin, ich stand schon neben ihm, da fiel ihm ein, dass der noch einen Dienstleister anrufen muss. Einen bestimmten, den ich nicht sonderlich mag, weshalb wir uns so aufgeteilt haben, dass ich immer die Nörglerin bin und der Mitarbeiter quasi der Nette. Ich war etwas genervt, dass ich jetzt warten musste wegen des Telefonats, sagte also „dann mach wenigstens auf Lautsprecher sonst ist mir langweilig“ und so geschah es. Das Gespräch ging fast 10 Minuten und der Dienstleister beklagte sich die meiste Zeit über mich, wie schwierig und anspruchsvoll ich sei und der Mitarbeiter stimmte – er behauptete später ausschließlich zum Zwecke der Verbrüderung – in das Lamento ein, ich gestikulierte wild und empört aber konnte natürlich nichts sagen. Gelangweilt habe ich mich nicht.

Heute wird in der täglichen Contentvorschlagliste gefragt: „Haben Sie schon mal einen Preis gewonnen (also Preis als Auszeichnung, nicht etwa ein Preisausschreiben mit Verlosung)?“

Puh, das muss ich sehr nachdenken. Ich glaube übrigens, ein Preisausschreiben habe ich überhaupt nie gemacht, gibt es sowas heute noch? Egal, das ist ja hier nicht die Frage, es geht um Preise wohl so wie Pokale für ein Pferdchen, das gut hüpft, so verstehe ich das. An zwei kann ich mich erinnern, das ist aber sehr lang her, eins war bei einer Spracholympiade, die Sprache war Russisch, man fuhr irgendwo hin, der Rest verschwimmt im Dunkeln, jedenfalls habe ich gewonnen in irgendeiner Kategorie (Altersklasse? Lernjahr?), ich weiß nicht mehr, was der Preis war. Bücher vielleicht oder Geld/Gutschein für Bücher oder sowas? Es ist viele Jahrzehnte her. Und fast genauso lange her, bei meiner Abschlussprüfung der Ausbildung, war ich unter den besten im entsprechenden Kammerbezirk und dazu gab es dann eine Bildungsreise nach Brüssel. Und Urkunden vermutlich, vielleicht habe ich die noch irgendwo. Von einem „richtigen“ Preis habe ich dann noch ca. ein 560tel, nämlich mit dem Techniktagebuch zusammen, das Autor*innenkollektiv wurde 2016 bei den Golden Bloggern als bestes Techblog ausgezeichnet und bekam 2019 den Grimme Online Award in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“.

26. März 2024

Im Büro war für mich heute so eine Art „Housekeeping“-Tag. Erst einmal habe ich das gesamte Papierzeugs, das sich so angesammelt hat, abgeheftet oder gescannt oder was auch immer, jedenfalls dafür gesorgt, dass es aus meinem unmittelbaren Umfeld verschwindet.

Als nächstes versank ich ein einem Arbeitszeugnis-Tunnel. Seit mehreren Jahren sind unsere Arbeitszeugnisse so, wie sie nun einmal sind, nur die Tätigkeitsbeschreibungen wurden immer mal angepasst, nur auch das nicht so ganz konsistent. Sprache, Ausdrücke, Konventionen entwickeln sich aber weiter und da habe ich heute Ordnung reingebracht und neue Templates erstellt. Die dann bei Bedarf natürlich angepasst und ergänzt werden; es ist jetzt aber nicht mehr nötig, quasi jedes Mal das Rad neu zu erfinden und sich gleichzeitig über Dinge zu grämen, die total ausgelutscht klingen.

Als das fertig war, war schon Mittag und ich machte weiter mit dem Aufräumen im System, in dem Auslagen, Reisekosten etc. abgerechnet werden. Da bleiben immer mal Dinge hängen, entweder zwischen der Person, die das eingereicht hat und der Buchhaltung oder zwischen der Buchhaltung und mir bei der Freigabe, weil irgendwas fehlt, irgendwas offen ist, irgendwer nicht richtig klickt und immer, wenn ich mal Zeit habe, schaue ich mir das, was älter als einen Monat ist genauer an und schicke es dann in die richtige Richtung weiter. Heute hatte ich Zeit dafür und nun ist dort auch wieder Ordnung.

Dann war plötzlich Nachmittag. Den verbrachte ich dann damit, mit Projektteams zu verschiedenen Themen zu besprechen, dass es sehr misslich ist, dass ihre Projekte nicht umgesetzt werden können, weil sie sich nicht zu einem Zeitpunkt, als es sinnvoll gewesen wäre, über die Gegebenheiten und Notwendigkeiten in anderen Ländern informiert haben. Ich verstehe nach wie vor nicht, warum das nicht gemacht wird, also warum man nicht entweder eine Person ins Team holt, die Erfahrung mit internationalen Projekten hat oder aus den eigenen Standorten dann jeweils wen mit dazu nimmt. So, wie es jetzt ist, endet es meist in viel Frustration (verständlicherweise, weil viel Arbeit für die Katz) und viel rausgeworfenem Geld. Ich habe auch nachgefragt, warum das denn nicht gemacht wurde und die Antwort – sehr verblüffend – war: dann wird es immer so kompliziert. Nunja. Wenn in der Abwägung „es wird kompliziert“ und „wir scheitern“ letzteres präferiert wird, dann passt es ja auch wieder.

In der täglichen Contentvorschlagliste steht heute (und ich könnte schwören, gestern stand da noch was anderes?): „Wie konkret stellen Sie sich eine Senkung der Nebenkosten (nicht der Vorauszahlungen – wohlgemerkt) vor? Weniger Wachpersonal, weniger Reinigung? Weniger Stromverbrauch? Weniger Versicherung? Weniger Grundsteuer? Ich bin sehr interessiert. Frdl. Grüße“

Sie beziehen sich auf meine Thematik mit dem Vermieter, daher muss ich konkretisieren: ich schrieb nicht, dass ich mir eine Senkung der Nebenkosten vorstelle. Ich stelle mir eine Minderung der Nebenkosten vor. Ich habe die Miete und die Nebenkosten gemindert, zahle also monatlich weniger Miete und weniger Nebenkostenvorauszahlung. Nun gibt es aber ja irgendwann (üblicherweise hundert Jahre später) dann auch die Nebenkostenabrechnung. Und – das ist mein Anliegen – bei dieser Nebenkostenabrechnung muss meine Minderung berücksichtigt werden. Wenn da die geminderte Vorauszahlung angesetzt wird gegen die tatsächlichen Kosten, dann bringt es mir ja genau gar nichts, ich zahle die Minderung bei der Vorauszahlung dann schlicht hinterher nach. Ich möchte, dass die Minderung der Nebenkosten in der Nebenkostenabrechnung reflektiert wird, indem die Fläche, für die ich Miete und Nebenkosten mindere, bei der Nebenkostenabrechnung (die nach Fläche geschlüsselt ist) entsprechend nicht berücksichtigt, also abgezogen wird. Dann passt alles. Logisch, oder?

25. März 2024

Gleich heute Morgen um 8 traf ich die erste komplett verrückte Person. Kurz eine Gedankenschleife – seit ich in München war, bin ich etwas nachdenklich in Bezug auf meine Behauptung, dass mich immer alle möglichen Leute ansprechen. Mir wurde dort – nach einigen Stunden des Beisammenseins in der Öffentlichkeit – gespiegelt, dass ich es bin, die die Personen anspricht. Also so eine Form von „selbst schuld“ oder, wie wir heute sagen, vielleicht auch „victim blaming“, ich spreche die Leute ja nicht ohne Grund an und zwinge sie auch schon gar nicht dazu, sich verrückt zu benehmen.

Die Frau heute stand in der Fußgängerzone, morgens um 8, keine äußeren Auffälligkeiten erkennbar und rief „Hilfe! Kann mir jemand helfen?“ Ich hielt mit dem Rad an und sagte „Guten Morgen, wie kann ich Ihnen denn weiterhelfen?“ Es stellte sich heraus, dass sie eine Post, also ein Postamt, heißt das heute noch so, sagen wir eine Postfiliale suchte, weil sie einen Nachforschungsantrag stellen wollte oder vielmehr musste. Und die Postfiliale, vor der sie stand, hatte noch geschlossen, das war ein Problem.

Es gibt eine weitere Postfiliale im Innenstadtbereich, das sagte ich der Frau, sie kannte sich aber nicht aus und der Weg war für mich nicht ganz einfach zu erklären, also sagte ich „ich zeige Ihnen den Weg mal im Handy auf der Karte und dann können wir auch gleich schauen, ob die schon auf hat, sonst laufen Sie ja umsonst hin“. Während ich also auf dem Handy tippte, begann die Frau herumzunörgeln, „also wenn die jetzt auch nicht auf hat, das ist ja ein Armutszeugnis für eine Stadt, die Infrastruktur ist sowieso blablablabla“ – weiter wollte ich nichts hören, hob die Hand und sagte „Stopstopstop ich habe keinen Bock, mir Ihre miese Laune anzuhören, ich suche Ihnen den Weg und die Öffnungszeiten raus und Sie halten einfach so lange den Mund, wenn Sie nichts normales sagen können.“ „Ich verzichte auf Ihre Hilfe!“, sagte die Frau empört, also steckte ich das Handy wieder ein und fuhr weiter. Irgendwas rief sie mir noch nach, habe ich aber nicht mehr verstanden, das Fahrrad ist ja nach der Reparatur jetzt so schnell.

Der Arbeitstag war voll mit Gesprächen. Zunächst mit dem Chef, ungeplant, daraus ging so viel Zeugs hervor, dass ich mein Meeting danach vergaß – das ist auch eigentlich Mittwochs, war nur auf den Montag vorgeschoben, Freitag wusste ich das noch und hatte mich vorbereitet, nunja, Haben wir dann mit einer halben Stunde Verspätung nachgeholt. Dann einen Mitarbeiter, der im Urlaub war in Bezug auf die Bauthematiken auf den aktuellen Stand gebracht, Mittagspause mit ein paar anderen, ein Grundsatzgespräch über Vorgehensweisen, dass der Versuch, bei etwas, das man sich wünsche Probleme wegzureden nicht zuträglich ist sondern – meiner Meinung nach – die Variante, die Probleme zu benennen, klarzustellen, dass der Wunsch dennoch besteht und folglich Lösungen anzubieten zielführender ist. Dann ein Makler-Meeting, spannende Dinge erfahren und im Tausch ein paar für den Makler (vermutlich) spannende Dinge erzählt und danach noch ein Personalgespräch. Ich glaube, ich habe heute überhaupt gar nichts geschrieben, kann das sein? Vielleicht so ein paar Sachen nebenher.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Ist es so, dass in ihrer Familie viele Menschen gerne Dinge ordnen oder ist Ihnen das ohne genetische oder sozialisationsbedingte „Vorbelastung“ einfach zugefallen?“

Alle Personen in meiner Herkunftsfamilie sind ordentlich. Ob sie gern Dinge ordnen, weiß ich nicht. Ob das genetisch ist, weiß ich auch nicht. Ich bin mit Eltern und zwei Geschwistern auf 65 qm aufgewachsen und einen Teil meiner Kindheit hatten wir – wegen einer Notsituation – noch drei Cousinen und zweitweise eine Tante im Haushalt, also acht bis neun Personen. Auf 65qm, ein Kinderzimmer, ein Wohnzimmer, eine Wohnküche, ein Schlafzimmer, ein Bad. Das geht nicht, wenn Leute ihren Krempel herumliegen lassen und wenn nicht alles seinen Platz hat. Insofern ist es vermutlich weniger genetisch als vielmehr sozialisationsbedingt, es ist für mich völlig normal, Ordnung zu halten und ich finde Unordnung unattraktiv und habe dafür auch keine sonderliche Toleranz in meinem eigenen Haushalt. Herr N ist mit mehr Platz und weniger Menschen um sich aufgewachsen, wir sind da anfangs manchmal aneinander gerasselt, wenn zum Beispiel Dinge, die ja alle einen festen Platz haben, dort nicht aufzufinden sind. Das hat sich schnell eingependelt und nur bei einigen wenigen Gegenständen hartnäckig gehalten – die habe ich dann noch einmal für mich separat angeschafft und irgenwie markiert und die darf halt niemand außer mir überhaupt anfassen, sonst eskaliere ich. Ein Cuttermesser beispielsweise. Wir haben eines für den Haushalt, keine Ahnung, wo das ist und wir haben ein orangefarbenes, das ist meins und das liegt in der obersten Schublade vom Küchenblock relativ weit rechts in einem der vorderen Fächer. Außer, ich habe es gerade in der Hand, dann liegt es in meiner Hand. Dazwischen gibt es nichts. Dasselbe gilt für einen bestimmten Zollstock und einen bestimmten Inbus-Schüssel und für eine bestimmte Taschenlampe. Das ist hier allgemein bekannt, auch bei sämtlichen jungen Erwachsenen, die hier ein und ausgehen. Man kann hier alles Mögliche machen, den Kühlschrank leer essen, alle Kosmetik verwenden, immer ein Bett finden oder ein Transportmittel oder Kondome oder vorübergehende Finanzhilfe, aber wenn das Cuttermesser, der Zollstock, der Inbus-Schlüssel oder die Taschenlampe fehlen brennt der Himmel über Offenbach.

24. März 2024

Ich bin nicht sicher, ob ich dieses Wochenende mehr geschlafen habe oder mehr wach war. Das Gute: ich habe den größten Teil des Nasensprayentzugs gleich miterledigt, immer, wenn die Nase im Bett verstopfte war ich nämlich schlicht zu müde, den Arm zu heben und das Sprayfläschchen zur Nase zu führen. Jetzt ist die Sache so gut wie durch.

Heute morgen noch döste ich im Sessel beim Lesen immer weg, während die kleine Katze auf meinen Beinen schlummerte. Das ist ganz neu – also dass sie dort schläft. Es war insgesamt erst das zweite Mal und weil ich es mir ja schon immer wünsche, wollte ich keinesfalls aufstehen und die Katze runterschmeißen, also schlummerte ich mit und merkte dann – ausgerechnet dann! – dass ich plötzlich wieder fit war und aufstehen und Sachen machen wollte.

Die Katze war gegen 12 Uhr ausgeschlafen. Seitdem machte ich Sachen und bin auch jetzt immer noch wach und munter, immerhin schon 9 Stunden am Stück! Ich habe noch Kuchen gebacken, 4 Maschinen Wäsche verarbeitet, gekocht, den privaten Schreibtisch unter Kontrolle gebracht, die Buchhaltung vom Chor für Februar erledigt und zum ersten Mal Hafermilch pur (und gekühlt) getrunken, dabei festgestellt, dass sie mir sehr, sehr gut schmeckt. Ich war unsicher, Kaffee mit Hafermilch schmeckt mir oft bitter. Bei Lebensmitteln ist es bei mir ganz oft so, dass ich ein paar mal bewusst in den Geschmack reingehen muss, bis ich ihn „verstanden“ habe und dann zumindest eine Mahlzeit lang problemlos essen kann (also wenn ich irgendwo eingeladen bin zum Beispiel) und manchmal dann sogar auch mag. Bei Fenchel war es bei mir genauso und bei Thymiantee.

Jetzt ist jedenfalls Abend und ich bin topfit, könnte jetzt gut ausgehen und die Nacht durchfeiern, hm, auch nicht ganz ideal, nunja, es wird sich schon wieder einpendeln.

Die tägliche Contenvorschlagliste fragt heute:

„Wenn Sie Lösungen parat haben, die in Ihrem Unternehmen ganz und gar ungewohnt sind und deshalb erst einmal auf Ablehnung stoßen, wie gehen Sie vor, um das durchzubekommen?“

Zunächst einmal: ich habe grundsätzlich überhaupt kein Interesse daran, irgendwas „durchzubekommen“, so als Selbstzweck. Das ist doch überhaupt nicht meine Aufgabe. Und auch: eine Lösung, die nicht zu den Gegebenheiten passt, ist überhaupt keine Lösung.

Zweitens: jede Maßnahme stößt bei irgendwem inhaltlich auf Ablehnung. Ein Unternehmen besteht aus mehreren Bereichen, aus mehreren Ebenen, aus mehreren Einzelpersonen. Jegliches Handeln hat Auswirkungen auf das Gesamtkonstrukt. Fangen wir bei einer ganz simplen Sache an: es soll Kaffee geben. Wenn ich sage, Person A soll den kochen, findet das Person B super, Person A jedoch blöd. Umgekehrt wäre es umgekehrt und möchte ich Person A und Person B gleichzeitig glücklich machen und stelle eine/n Barista ein, findet das der Chef blöd. Wenn Ablehnung etwas ist, das Sie beunruhigt, versuchen Sie bloß nicht, irgendwas zu leiten.

Drittens: Lösungen für Problemstellungen – nicht nur ungewohnte Lösungen – sind immer gleichzusetzen mit Veränderung. Der aktuelle Zustand ist ja, dass es eine wie immer geartete Situation gibt, mit der – bei allen, bei vielen, bei manchen – Unzufriedenheit herrscht. Gleichzeitig hat man sich oft mit der Unzufriedenheit auch irgendwie arrangiert, sie ist vertraut, also man weiß jedenfalls, was man hat und schlimmer geht ja immer, nicht? Vereinzelt werden Menschen regelrecht wild, wenn man ihnen den Grund zum Jammern unter den Füßen wegzieht, diese Erfahrung habe ich schon gemacht. Jedenfalls: eine Lösung ist immer eine Veränderung mit allem, was Veränderungen so mit sich bringen. Wer zukünftig etwas anders macht, muss sich damit eingestehen, dass es vorher nicht so gut war. Das tut weh, dahin muss man erst einmal bereit sein, zu gehen. Und dann soll was anderes kommen, wer weiß, was das genau ist und wie das genau klappt, da ist viel Unsicherheit, viele Ängste. Was bedeutet die Veränderung für mich, ich hab das doch immer so gemacht, hab mich gesehen als eine Person, die xy macht, möglicherweise sogar als eine Person, die xy ist, wer bin ich denn jetzt? Veränderungen sind im Grunde eine Zumutung gegenüber der Identität.

Wenn ich Maßnahmen (hoffentlich Lösungen aber wer weiß das schon) umsetze, ist es für mich wichtig, das im Hinterkopf zu haben. Unbedingt auch dann, wenn es gar keine offensichtlichen Widerstände gibt, denn häufig merkt man gar nicht, dass das in einem so abläuft, oft ist es auch nicht die einzelne Situation sondern erst ein Sammelsurium an Dingen, die in einem Zeitraum passieren und plötzlich stehen wir da und denken „Ja sag mal, wo bin ich hier überhaupt, ich erkenne das alles kaum noch wieder und mich selbst auch nicht!“ Kennen Sie sicher alle aus irgendeinem Kontext, dieses Gefühl. Das resultiert aus Veränderungen, die noch nicht ordentlich verarbeitet wurden.

Wir hatten hier neulich schon den gemeinsamen Weg, das ist im Grund dasselbe. Ich muss die Leute irgendwie mitnehmen auf diesem Weg. Und jetzt nehmen Sie mal nicht an, dass die, die bei einer Maßnahme gewinnen, automatisch mitlaufen oder gar vorwegstürmen, so ist das nicht, denn es ist ja trotzdem Veränderung, also wer weiß, was da dann noch alles kommt, was „die“ sich als nächstes ausdenken! 

Ob Personen Veränderungen an sich eher ablehnen oder eher gern mal was Neues ausprobieren hat häufig keine inhaltliche Komponente sondern ist eher Typsache oder vielleicht auch mit Vorerfahrungen mit Veränderungen verbunden, jedenfalls sehr individuell. Wichtig ist meiner Erfahrung nach, einen Kontext zu schaffen. Warum haben wir das vorher so gemacht und jetzt anders, wo ist da eine Logik, ein roter Faden. Wie war der Ablauf dahin, wurden alle Stimmen ausreichend gehört, nach welchen Grundannahmen/Regeln wurde das entschieden, das ist besonders für die wichtig, die nicht dabei gewinnen – wenn man verliert, muss ja zuallermindest fair zugegangen sein. Kurz gesagt: die Maßnahme muss verständlich werden. Und dann muss noch ein Bild der Zukunft geschaffen werden, also wie das aussehen soll, was jetzt entsteht. Wenige möchten einfach in den Nebel rennen. 

Und ob dieses Bild der Zukunft und der aufgezeigte Weg überzeugen ist natürlich eine Frage der Glaubwürdigkeit, des Vertrauens, kurz: der Macht, egal ob durch Expertise, durch Identifikation, durch Stellung oder was auch immer.

Das ist die Theorie. In der Praxis ist es Ausnahmefälle, bei denen ich das so geplant angehe, aus ganz diversen Gründen: Ablehnung nicht gesehen, ihr nicht genug Bedeutung beigemessen oder sie absichtlich ignoriert, keine Zeit gehabt und/oder zu viele offene Fronten, oder ich habe es versucht und es ist nicht gelungen. Und es ist auch wirklich nicht notwendig und schon gar nicht praktikabel, jede Veränderung minutiös durchzumoderieren. Ich tue aber gut daran, die Thematik um Veränderung-Ablehnung-Widerstände irgendwie auf dem Schirm zu haben, zum einen, damit ich in jeder auch zufälligen Gesprächssituation klar und konsistent sein kann und zum anderen zum Abschätzen, wie weit ich noch gehen kann, bevor mir etwas um die Ohren fliegt. Auch das natürlich alles mit sehr wechselnder Gelingsicherheit.

22. März 2024

Ich war heute Mittag verabredet, eine Frankfurter Traditions-Frikadelle zu essen und als wir das Lokal betraten, saßen ungelogen nur Männer darin. Neulich ist mir das in einem Steakhaus schonmal passiert. Nur Männer. Und einmal in einem Österreichischen Lokal noch zwei andere Frauen, sonst nur Männer. Was ist da los? Wo essen die Frauen? Haben die alle was besseres gefunden und mir nicht Bescheid gesagt? Wir sprengten jedenfalls die Männer-Lokalrunde heute, wir waren zu sechst, nächstes Mal nehmen wir noch mehr (Frauen) mit. Außer, dass ich ja jetzt wieder 20 Jahre keine Frikadelle mehr essen möchte. Aber da gibt es auch Spiegelei auf Kartoffelsalat. Ich denke, wir sollten da einen Stammtisch gründen.

Der Tag ansonsten war beschaulich, so beschaulich, dass ich in den letzten zwei Arbeitsstunden den Zeitschriftenstapel abarbeitete. Der war auf ca. 40 cm angewachsen, nun ist er weg bis auf drei herausgerissene Artikel, die ich nochmal in Ruhe lesen möchte.

Was gut ist: eine mögliche Ursache für die diversen Problemchen der mit Magen/Fingernägeln/rissigen Händen und Mundwinkeln und für die krasse Müdigkeit der letzten Woche wurde gefunden, nämlich, Zitat: „krasser“ Eisenmangel. Ich habe ja sogar schon Tabletten dafür, nur halt seit etwa einem Jahr vergessen, die zu nehmen. Nunja. Ich lege die jetzt mal raus.

Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „In den Kommentaren zum 18.12.23 (Kaffeetassenperson) schrieben Sie über eine große Zerrissenheit. Was genau macht diese aus?“

Das war nicht am 18.12.23. Am 18.12.23 haben wir in den Kommentaren festgestellt, dass ich ohne Fehl und Tadel bin.

Es war am 15.12.23, lesen Sie ruhig nach, ich musste das auch tun. Die Zerrissenheit ergibt sich aus der Abwägung und Entscheidung für das Streben nach einem möglichen Zustand unter viele unterschiedlichen. Eine Entscheidung für etwas ist meist eine Entscheidung gegen etwas anderes, die Entscheidung für eine Vorgehensweise und daraus folgende neue Realität bedingt den Abschied von anderen möglichen Realitäten. Ich sagte, dass es mein Fokus ist, dass Dinge funktionieren. Ich erfahre in Situationen häufig, dass ich nicht einen Aspekt, der zum Funktionieren beiträgt, zur Perfektion bringen kann, weil dies auf Kosten anderer Aspekte geht und im Zusammenspiel dann eben keine Funktionsfähigkeit mehr gegeben ist. So läuft im Ergebnis alles und gleichzeitig ist nichts vollkommen, es gibt nie einen Endzustand und dafür immer Zweifel.

21. März 2024

Ich reagiere möglicherweise empfindlich auf die ersten von den drei koreanischen Sonnencremes, zu denen ich mich influencen ließ, was sehr schade wäre, denn es ist die erste Sonnencreme, die ich verwende und nicht sofort superekelhaft finde. Ich hatte sie jetzt zweimal im Gesicht und beide Mal den ganzen Tag leich tränende und brennende Augen, beim ersten Mal dachte ich noch, das käme vom Radfahren (Sonne und Wind und Pollen halt), heute aber fuhr ich erst abends Rad und trotzdem bestand das Problem schon ab ca. 8 Uhr morgens. Ich werde es nochmal an einem Tag testen, an dem ich gar nicht raus gehe, und dann mit „Augenpartie aussparen“, wie es ja auf Cremes immer steht und was ich nie beachte und auf dieser steht es wenn, dann auf koreanisch, dann kann ich es ja halt auch gar nicht lesen.

Sowas von Laune hatte ich heute, meine Güte. Dafür war ich nicht mehr erschöpft. Menschen ziehen ja aus den unterschiedlichsten Dingen Energie, ich unter anderem aus schlechter Laune. Da blühe ich regelrecht auf!

Im Büro suchte ich Crémant. Vor 6 Wochen war eine Feier, dafür hatte ich den bestellt. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ich die Trinkmenge von ca. 100 Personen so einschätzen kann, dass exakt alles aufgeht, also: keine Reste bleiben und auch niemand klagt, dass die Getränke vorzeitig aufgebraucht sind. Genau so stellte es sich aber dar: niemand hatte sich im Verlauf der Feier beschwert und es waren gleichzeitig keine Flaschen inventarisiert worden. Ich explodierte dezent und kündigte an, nun für eine Stunde einen Videocall zu haben, im Anschluss würde ich erwarten, die Menge von [entgegenkommend niedrig geschätzte Zahl der Restflaschen] im Keller vorzufinden. Das Spiel ging auf. Nicht alle Flaschen waren von der Sorte, die ich ursprünglich bestellt hatte, aber man kann natürlich in der Frankfurter Innenstadt innerhalb einer Stunde Crémant in angemessener Qualität erwerben. Ich werde dem also nicht weiter nachgehen müssen, zumal es ein paar Flaschen mehr waren, als ich angesagt hatte. Das werte ich als Entschuldigung in einem Kontext, in dem eine Entschuldigung nicht ausgesprochen werden kann.

Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Hätten Sie gerne Paralleluniversen, zwischen denen man springen kann und wenn ja, inwiefern würden sich Ihre Leben bevorzugt unterscheiden?“

Paralleluniversen finde ich etwas hochgegriffen. Wenn da dann andere Schwerkraft ist, andere Lebensformen und Kommunikationswege wäre das schon immer ein ziemlicher Akt, da hin- und herzuspringen, bei aller Liebe zur Flexibilität. Ich werde ja schon immer halb überfahren, wenn ich aus Großbritannien komme und dann hier wieder Rechtsverkehr ist.

Ich hätte allerdings gerne ein Parallelleben, zu dem ich ab und zu springen kann. In diesem Parallelleben wäre ich komplett ungebunden und würde in einer 1-Zimmer-Wohnung in irgendeinem Hochhaus wohnen, ziemlich weit oben, mit Fahrstuhl und kleinem Balkon. Die Wohnung wäre klein, weil ich dort ja sowieso nie bin, es befänden sich daher auch nicht wirklich viele Dinge darin, definitiv kein Reiskocher. Ein Bett (1,40 denke ich, evtl. 1,60), eine Küchenzeile mit Kühlschrank, Wasserkocher, 2 Kochplatten reichen, ein kleines Duschbad. Ein Tisch mit vier Stühlen, sehr schnelles Internet. Kein Schreibtisch, keine Bücherregale etc aber ein Kleiderschrank. Vielleicht ein Fernseher! Ich wäre in diesem parallelen Leben eine Person, die ab und an einen Fernseher einschaltet, nachts beim Nach-Hause-Kommen für während des Zähneputzens. Ich würde so gut wie immer erst nachts nach Hause kommen, an den meisten Abenden hätte ich Verabredungen oder würde Veranstaltungen, Lokale, Feste frequentieren.

20. März 2024

Ich habe etwas super-aufregendes. Frau Herzbruch hat mir einen Reiskocher empfohlen. „Mein Reiskocher macht Milchreis, sehr guten Asiaimbissstyle-Reis, ist klein und nach einem niedlichen Tier benannt.“ schrieb sie mir.

Ich will schon ganz lange einen Reiskocher, denn außer mir kann in diesem Haushalt niemand Reis so kochen, dass man hinterher nicht den Topf abkratzen muss. Das nervt mich, weil sehr viel Reis gegessen wird. Habe keinen gekauft, weil die, die ich kannte, keinen Milchreis machen konnten und ich esse auch außerordentlich gerne Milchreis und ein Ding kaufen, das nur eine einzige Sache kann und noch nicht einmal ein Kompositum dazu, naja, ich weiß nicht, sogar der Milchaufschäumer kann auch Butter schmelzen und Wasser für Hefe erwärmen, die Waschmaschine und die Spülmaschine können eine Milliarde Programme und vermutlich in Wirklichkeit sogar zum Mond fliegen und sagen sie nichts von der Kaffeemaschine, wenn es nach mir ginge hätten wir nämlich keine. Wo war ich. Reiskocher. Also der Reiskocher von Frau Herzbruch begeisterte mich, Frau Herzbruch schickte einen Link mit und ich saß gerade mit Leuten im Restaurant und dann konnte ich den Reiskocher da auf den Tisch platzieren, auf meinem Handy, also in so einer virtuellen Umwelt. Ich dachte, ich mache das mal kurz heimlich und widme mich dann wieder dem Gespräch, nur stand der Reiskocher falsch, auf meinem Teller mit der Carbonara nämlich, ich rückte ihn zur Seite, dann saß ich zu nah dran, also stand ich auf, ging halb um den Tisch und schaute dabei ins Handy, spätestens ab da fragten sich alle, was ich da eigentlich mache und fragten folglich auch mich. Ich erklärte. Wir schauten alle den Reiskocher an. Little Panda heißt der. Wenn er morgen ausverkauft ist weltweit liegt es daran, dass die ganze in der L’Osteria zur Mittagszeit versammelte Frankfurter Finanzszene den jetzt gekauft hat. Vielleicht gilt das schon als Marktmanipulation. Und ich habe noch nicht einmal bestellt, meine Güte, ich wollte mich erst mit Herrn N und M besprechen, denn hier darf ja niemand ohne Absprache Herumstehdinge in den Haushalt einbringen. Ich werde leer ausgehen, fürchte ich, M. ist noch tanzen, meine Güte, ich habe Puls. Und Hunger. Porridge kann der auch!

In der täglichen Contentvorschlagsliste heute wieder eine verblüffende Frage: „Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Garderobe für den Tag aus?“

Ich dachte, das machen alle Leute halbwegs gleich. Ich überlege mir, was ich an dem Tag so mache. Habe ich Termine, bei denen gute Kleidung wichtig ist? Sitze ich in Verkehrsmitteln, in denen praktische Kleidung mich glücklich macht? Werde ich viel draußen sein und bin der Witterung ausgesetzt? Werde ich abends durch Kneipen ziehen? Besteht Zigarettenrauch- oder Frittierfettrisiko? Besuche ich Leute, bei denen es außerordentlich warm oder kalt ist oder erwarte ich über den Tag aus welchen Gründen auch immer einer größeren Temperaturspanne ausgesetzt zu sein? Werde ich sehr viel laufen (dann keine Schuhe mit Ledersohlen), regnet es (dann keine Chucks)?

Ist das festgestellt, fange ich entweder bei den Schuhen an oder beim Oberteil, und zwar ist das Kriterium dann, worauf ich Lust haben. Also auf welche Schuhe habe ich Lust oder auf welches Oberteil. Daran angepasst folgt der Rest. Ich habe nur Kleidung, die ich mag und die keine Schäden oder offensichtliche Alterungserscheinungen hat, darauf muss ich also nicht achten, ich schaue dann nur noch, dass alles zusammenpasst und ein Bild ergibt, das für mich an dem Tag passt.

19. März 2024

Der Tag täuschte übel an. Ich wachte auf, war noch sehr müde aber musste aufs Klo, im vorbeigehen meinte ich, auf dem Wecker von Herrn N. die Zahl 2:23 erblickt zu haben. Nachdem ich im Bad war, stolperte ich in der Küche halb über eine Katze, die mir enthusiastisch gefolgt war, „es ist doch noch viel zu früh!“ flüsterte ich, während mein Blick an der Uhr in der Küche hängenblieb, die 7:10 Uhr anzeigte. Ich stand kurz fassungslos, denn es war völlig undenkbar, es gab keine einzige mögliche Realität, in der ich mich nun anziehen und ins Büro fahren könnte. Ich war einfach unglaublich müde, so müde, dass ich gleich auf dem Küchenfußboden hätte weiterschlafen können.

Es ist bei mir so: ich bin glaube ich weder eine Eule noch eine Lärche. Ich kann immer schlafen und so gut wie immer wach sein, nur gibt es ein Zeitfenster so ca. zwischen 2:30 Uhr und 4:30 Uhr, in dem geht bei mir nichts. Absolut gar nichts. Wenn es mal so ist, dass ich in diesem Zeitraum wach sein muss, ist meine einzige Chance bis dahin aufzubleiben. Dann bin ich allerdings nicht verkehrstüchtig. In diesem Zeitfenster aufzustehen, wegen Urlaubsreisen zum Beispiel, ist für mich nicht möglich. Wirklich, über alle anderen Uhrzeiten können wir sprechen, ich hole Kinder um 1:30 Uhr von einer Party ab oder um 5 Uhr, ich kann in beiden Fällen – wenn ich schon geschlafen habe – problemlos aufstehen und hinterher problemlos weiterschlafen. Nicht jedoch zwischen 2:30 Uhr und 4:30 Uhr. Da bin ich in Wirklichkeit tot.

Nun war es meiner Annahme nach zwar 7:10 Uhr, ich war aber trotzdem tot. Deshalb ging ich wieder schlafen. Vermutlich war ich ja krank und auch wenn nicht, hätte es keinerlei Sinn ergeben, in diesem Zustand arbeiten zu gehen. Als ich wieder im Bett lag, sah ich auf Herrn Ns Wecker 2:26 stehen. Ich schaute auf meinen Wecker, der zeigte 2:27. Die Uhr in der Küche war offenbar am Vorabend stehengeblieben.

Der Tag war dann okay. Ich fuhr Rad, ich tat Dinge, insbesondere war heute einer der Tage, den ich mir freigehalten hatte, um Unzufriedenheiten, die andere mir vor einiger Zeit mitgeteilt hatten, nochmal aufzugreifen um zu schauen, wie es damit weitergegangen ist, ob wir die Situation verbessern konnten oder wie der Stand ist. Ich habe elf solcher Gespräche auf meiner Liste, zwei schaffte ich heute, das eine mit recht positivem Fazit, im anderen habe ich heute nochmal ein bisschen angeschubst.

Achja, die Batterie in der Uhr habe ich auch getauscht. Seitdem aber nicht mehr drauf geschaut, vor dem Schlafengehen mache ich das noch, nicht, dass die Uhr an sich kaputt ist und mich morgen wieder verwirrt. Ein bisschen beleidigt bin ich auch, dass die Uhr nicht noch die paar Tage bis zur Uhrenumstellung abwarten konnte, ich muss für den Batteriewechsel (wie für die Umstellung) nämlich auf eine Leiter klettern.

Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Gibt es Bösewichter in Realität oder Fiktion, die Sie faszinieren?“

Ja klar. Allerdings nicht, weil sie Bösewichter sind. Mich interessieren Personen, die Dinge machen, die Ideen haben, die sich ungewöhnlich verhalten. Nun ist es so, dass ungewöhnliches Verhalten ganz naturgemäß eine Abweichung von der Norm ist und da geht es eben in mehrere Richtungen. Ich glaube zusätzlich, dass – wenn man sich einmal von der Norm entfernt hat – nicht mehr unbedingt immer komplett klar ist, welche Richtung welche ist.

Insofern: Bösewichter faszinieren mich nicht, weil sie böse sind. Das Böse an sich birgt für mich keinen Reiz. Gleichzeitig interessieren mich komplexe Sachverhalte, auch in Menschen.

17. März 2024

Ein Tag des Erledigtseins, nicht der Erledigungen. Sehr ungewohnt, Ursache unbekannt. Es begann schon gestern Abend, gegen 22:30 schaffte ich gerade noch den Weg ins Bett, schlief dort traumlos bis 8 Uhr und fühlte mich dann fit. Nach Gesangsstunde und Frühstück allerdings nicht mehr, es folgte ein 3-Stunden-Schläfchen, danach Kreislauf und halbherzige Handgriffe hier und da, sogar ein Spaziergang brachte den Kreislauf nicht nennenswert in Schwung. Ich denke, ich gehe gleich einfach wieder schlafen. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, dass ich jemals wieder Lust habe, das Haus zu verlassen, habe diese Woche aber gleich zwei Abendverabredungen. Wir werden sehen.

Frage heute in der täglichen Contentvorschlagliste: „Erleben Sie in Ihrem Umfeld noch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen?“

Keine Ahnung. Ich erlebe Unterschiede zwischen Menschen, meistens frage ich sie nicht danach, wo sie geboren wurden. Ich weiß auch nicht so genau, was für Unterschiede ich zwischen Ost- und Westdeutschen in meinem Umfeld konkret wahrnehmen könnte. Der Mauerfall ist jetzt über 30 Jahre her, da kommt ja nun niemand mehr mit dem Trabi vorgefahren oder staunt über Südfrüchte im Supermarkt.

Ganz generell bin ich unsicher, ob es hilfreich ist, mich nach der Herkunft von Personen zu erkundigen, mit denen ich nicht wirklich eng verbunden bin, also so eng, dass ich sie gut als Mensch kennenlerne. Wir hatten innerfamiliär einen kleinen Running Gag – Sie wissen ja, wir leben in Offenbach, 41 % der Menschen hier haben keine deutsche Staatsangehörigkeit und zusätzlich noch 24 % der Menschen einen Migrationshintergrund, wir sprechen also von rund 65 %, die vermutlich keinen vertrauten deutschen Vornamen haben. Hier im Innenstadtbereich, wo M zur Kita und Schule gegangen ist, natürlich noch einmal mehr. Und wenn M von ihren Freund*innen erzählt hat, bei den Großeltern zum Beispiel, kam immer mal die Frage „Ah, wo kommt Zelalem/Hiba/Quong/Nenad denn her?“ und M hat immer „aus Offenbach“ geantwortet – erst, weil sie (im Kindergartenalter) den Hintergrund der Frage nicht verstanden hat, später, weil es halt so ist, die gehen in Offenbach zur Schule, also kommen sie jetzt aktuell zunächst einmal aus Offenbach. Bei allen Informationen darüber hinaus ist absehbar, dass bei den Zuhörenden sofort irgendwelche Schubladen im Kopf aufgehen und selten führt es zu zutreffenden Erkenntnissen, die jeweiligen Kinder da einzuordnen. Wenn man sich näher kennenlernt, natürlich, dann ist es interessant und für das gegenseitige Verständnis auch wichtig, die Geschichte einer Person kennenzulernen. Ganz sicher aber nicht, wenn es nur darum geht, zu erzählen, wer mit wem auf einer Party getanzt hat oder wer im Bus beim Schulausflug neben wem saß.

Mit dieser Vorrede: in meinem erweiterten Freundeskreis sind ein paar Personen, die in Ostdeutschland geboren wurden. Ich nehme an ihnen keine Unterschiede wahr, die ich auf diesen Umstand zurückführen würde.

16. März 2024

Wir haben heute den Geburtstag meiner Schwester gefeiert. Sie hat erst morgen Geburtstag, da feiert sie aber mit Freund*innen, wenn wir uns das nächste Mal sehen ist schon Ostern an der Reihe und ich fand es blöd, so viel Zeit bis zur Feier vergehen zu lassen. Also überzeugte ich Papa N und sie, dass wir uns nun wirklich nicht von einem Kalender vorschrieben lassen müssen, wann wir feiern, wo kommen wir denn da hin? Wir haben also heute gefeiert. Das war schön.

Vor und nach der Feier fuhr ich völlig ereignislos Zug, das war entsprechend langweilig, also schlief ich die meiste Zeit, alle Verspätungen bewegten sich im Unter-20-Minuten-Rahmen. Das hatte ich seit Jahren nicht mehr, war aber natürlich auch in Ordnung.

Trotz Zugschläfchen bin ich sehr müde heute, der Wecker klingelte nämlich um 6 Uhr, ich war erst um 1 Uhr im Bett und dann geriet der Morgen noch durch einen gerissenen Mülleimerbeutel in Hektik. Dafür freute ich mich, als ich vor die Wohnungstür trat: gestern hatte ich drei Lampen zum Verschenken dahin gelegt und alle drei waren mitgenommen worden.

In der täglichen Contentvorschlagliste steht heute: „Wie erleben Sie Führungskultur in Ihrem Unternehmen? Sind Sie (nach Meinung Ihrer Mitarbeitenden) eine gute Vorgesetzte? Welche Noten würden Sie ihren aktuellen Chefs geben?“

Ich stehe nicht sonderlich darauf, geführt zu werden und das Wort „Führungskultur“ macht mich schon dezent nervös. Ich bin ja erwachsen, ich verkaufe eine Arbeitsleistung gegen Geld und möchte da nicht angeleitet oder seelisch betreut, gar „motiviert“ werden oder ständig in Gespräche verwickelt werden, die sich mit der Beziehungsebene befassen. Es ist ja ein Arbeitsplatz, keine Tagespflege.

Im Unternehmenskontext halte ich es für die zentrale Aufgabe von Führung, für das Überleben des Unternehmens zu sorgen, sonst gehen eh alle Bemühungen ins Leere. Darüber hinaus tut Führung gut daran, strukturelle Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Erfolg möglich ist. Das fängt natürlich bei der Personalauswahl an, denn wenn man Personen einstellt, die für den Job nicht geeignet sind, wird es schwierig mit den Erfolgserlebnissen. Schwierig wird es auch, wenn das Unternehmen sich kein geeignetes Arbeitssetting schafft, also zum Beispiel den Zugang zu geeigneten Arbeitsmitteln erschwert oder Strukturen ausbildet, die die Arbeit verkomplizieren, – endlose Abspracheschleifen, Verselbstständigung der Verwaltung und so weiter. Für mich persönlich passt das an meinem Arbeitsplatz. Noten vergebe ich keine, das fände ich völlig unangemessen.

Als Führungskraft ist es übrigens nicht meine Aufgabe, von meinen Mitarbeitenden für eine gute Vorgesetzte gehalten zu werden. Ich werde dafür bezahlt, im Sinne des Unternehmens zu handeln. Das kann natürlich auch implizieren, für eine gute Vorgesetzte gehalten zu werden, muss es aber nicht und schon gar nicht immer und von allen gleichzeitig, die Mitarbeitenden sind ja auch keine homogene Masse. Es geht viel mehr darum, sich immer wieder über den gemeinsamen Weg auseinanderzusetzen. Jegliche Erwartung von Harmonie ist da völlig fehl am Platz.