Highlight des Tage: ich war mit Fragmente bei Mr. Wash. Und ich durfte die Fußmatten in den Mattentoaster halten, also in das Gerät, das diese Matten reinigt. Es war verwirrend. Auf dem Gerät stand „Teppichseite nach vorne“. Wo ist vorne, wenn man vor einem Gerät steht? Ich ging davon aus, da, wo für mich vorne ist. Das Gerät ging von seinem eigenen Vorne, wenn es mit mir spricht, also per Schrift, aus. Ich bin nicht damit einverstanden, mich der Sichtweise des Geräts unterzuordnen. Aus Trotz ließ ich das Gerät eine Matte einsaugen, um zu schauen, was passiert. Man öffnet dann eine Klappe, hinten (ebenfalls aus Sicht des sprechenden Geräts unter der Annahme, dass die Schrift den Mund darstellt) und entnimmt die Matte wieder. Sie ist dann auch sauber. Eigentlich ist das auch ein guter Ablauf, statt sich mit den Fingern in die Matte zu krallen und sie hin- und herzubewegen, einfach loslassen und entnehmen. Öfter mal einfach loslassen, aber alles zur rechten Zeit, nur wenig danach bot ich Fragmente an, die Dinge in ihrem Kofferraum hochzuhalten, während sie dort saugt. Fragmente lobte mich, ich sei sehr gut im Hochhalten. Das hat mich gefreut.
Wir waren auch beide zum ersten Mal in der rechten Waschstraße, sonst sind wir immer in der Linken. Die Waschlappen bewegen sich wie tanzende Tannenbäume, das Licht wechselt die Farbe, der Fortschritt der Autowäsche wird auf die Windschutzscheibe projiziert, so dass wir immer voll informiert sind, ob gerade z.B. Phase 1 oder Phase 2 des Vorgangs „Luminaura“ stattfindet und manchmal erscheint die Information auch rechts/links vom Wagen, wie in einem guten Schulungsvideo, in dem man auch immer mal an anderen Stellen zu schauen aufgefordert wird, damit man nicht gedanklich abschweift. Am Ende der Waschstraße wurden wir über mögliche Glätte im Hof informiert. Ich fühlte mich gut betreut. Mr. Wash ist für mich ein Ort der Achtsamkeit.
Der Waschstraßenbesuch kam mir als Entspannungsprogramm gelegen, mein Tag enthielt in weiten Teilen sehr unerwartete Elemente, ich habe manchmal den Eindruck, dass mein Berufsleben irgendeine Netflix-Serie nachspielt, die ich nicht kenne, weil ich ja kein Fernsehen schaue. Vielleicht ist das nur meine Wahrnehmung, die sich komplett auf das Bizarre eingeschossen hat, vielleicht ist es meine Interpretation, vielleicht bin ich auch der treibende Faktor oder vielleicht ist das alles ganz normal, ich weiß es nicht. Ich wünsche mir manchmal, dass irgendeine kompetente Person – vielleicht jemand von Mr. Wash – mal eine Woche immer genau neben mir herläuft und mir hinterher das qualifizierte Urteil dazu mitteilt. Heute zum Beispiel war ich einmal nur noch Sekunden davon entfernt, den Turm räumen zu lassen bis die Nachricht kam, die das unnötig machte und all das, während ein Dienstleister meine neuen Möbel aufbaute, die in echt doch etwas präsenter sind als auf der Zeichnung und ja, das hätte ich wissen können, bedenken Sie nur, ich habe mit bildlicher Vorstellungskraft meine Probleme. Sieht alles super aus, keine Frage. Und weicht doch etwas offensiver, als ich erwartet hatte und zudem komplett unabgesprochen, von unserem Standard ab. Eine positive Veränderung, sozusagen. Ich habe die Tür erstmal abgeschlossen und werde mir, bis ich Montag die Tür wieder aufschließe, die passende Haltung zulegen.