Viel weniger Wäsche habe ich heute gewaschen, als ich wollte – ja, ich meine „wollte“ und nicht „musste“, ich wurde wach mit dem Gedanken, Wäsche zu waschen und zusammenzulegen und der Freude, viele Dinge gebrauchsfertig im Schrank zu haben. Dann versank ich aber eine Stunde mit intensivem Nachdenken im Sessel. Ich denke selten intensiv nach, meistens denke ich sehr beiläufig nach, das reicht im Allgemeinen aus, wenn ich intensiv nachdenke ist das ähnlich, wie wenn ich jemandem meine volle Aufmerksamkeit widme, kommt auch höchst selten vor und alle sind damit zufrieden, dass es selten vorkommt. So ähnlich, wie ich heute noch zu Cucinacasalinga sagte, dass ich mich nicht 48 Stunden mit derselben Person beschäftigen kann, bzw. ich könnte natürlich, wenn es um Leben und Tod ginge, aber so lange es das nicht tut, will ich es nicht und kann mir auch nicht vorstellen, dass die andere Person das will. Cucinacasalinga kann sich das auch nicht vorstellen, dass irgendwer 48 Stunden meine Aufmerksamkeit möchte. Es ist schön, wenn Selbst- und Fremdbild übereinstimmen.
Nach dem Nachdenken musste ich was Essen und dann kam auch schon Schanuf mit Dackelchen, es gab einen Zwischenfall zwischen Dackel und Kater, erstmalig. Das Dackelchen verließ, ich glaube auch zum ersten Mal überhaupt bei einem Besuch hier, für längere Zeit den Raum, in dem wir uns aufhielten, der Kater sah dann wohl nach dem Rechten und es ergab sich die Situation, dass das Dackelchen unter dem Wäscheständer zwischen zwei Getränkekisten saß (die stehen da wegen Wetter und ja, das nervt mich) und nicht mehr rauskam und der Kater stand davor und war aufgeplustert und das Dackelchen schrie wie am Spieß. Zu körperlichen Handlungen kam es aber, soweit wir sehen konnten, nicht, beide Tiere ohne jeden Kratzer. Später saßen sie auch gemeinsam am Tisch. Das Dackelchen auf Schanufs Schoß, der Kater neben mir auf der Küchenbank. Er machte freundliche lange Blinzelbewegungen und das Dackelchen erwiderte sie.
Anschließend war ich draußen, ich brauche ja bis Montag eine Haltung, mit der ich mir die neue Büroeinrichtung leiste, diese Haltung muss offensiv sein und dazu gehören in jedem Fall gute Augenbrauen. Dieser Punkt ist nun also erledigt, damit schätzungsweise der halbe Weg, weitere 40 % regele ich durch Kleidung und die übrigen 10 % durch Contenance, das sollte ich hinkriegen. Neben mir bei der Augenbrauenfrau saß eine Person, die irgendwas mit Wachs machen ließ und sie schrie lauter als der Dackel, ich wurde von der Augenbrauenfrau an den Arm geboxt, weil ich so lachte, dass sie nicht mehr arbeiten konnte.
Nun ist Abend, die Waschmaschine läuft noch, M ist zurück (auf dem Rückweg ging die Bahnreise nicht so glatt wie auf dem Hinweg), alle Betten sind frisch bezogen und obwohl ich heute Morgen so früh wach war, bin ich noch immer kein bisschen müde. Sehr befremdlich.