Ich sage es ja immer: wenn ich nicht eine gewisse Geschwindigkeit halte, falle ich um.
Heute hatte ich ja frei und auch keine speziellen Pläne, dafür ganz viele Ideen. Während ich im Sessel sitzend über diese Ideen nachdachte, schlief ich immer wieder ein. Es waren angenehme Träume. Irgendwann nahm ich mir noch eine Heizkuscheldecke dazu. So ging der Tag dahin: Überlegungen im Sessel, was ich als nächstes mache und wie viel Spaß mir das macht – leider Augen dabei zugefallen – 30 Minuten später aufgewacht, neuen Plan gefasst – leider Augen dabei zugefallen – etc. Gerade so bekam ich es noch hin, mir einen Wecker auf 14 Uhr zu stellen, da war nämlich noch ein beruflicher Videocall, den ich nicht verschieben konnte. Und auf 16:30 Uhr stellte ich mir einen Wecker, denn Fragmente schlug vor, sie könne mich nach der Arbeit besuchen und ich schlug vor, ich könne Bolognese machen, dafür wollte ich dann einkaufen. Mit Wecker ging es alles gut auf.
Über all dieser vielen Schläfchen und wechselnden Pläne vergaß ich, dass heute ja auch eigentlich Event mit Frau Herzbruch gewesen wäre. Sie war mittelmäßig amused, dass ich mit Fragmente Bolo aß, statt mit ihr Event zu machen, immerhin konnte sie es „dem Internet“ entnehmen, hüstel, und wartete nicht vergeblich, vermutlich diffamiert sie mich demnächst wieder auf allen Social Media Plattformen.
Morgen bin ich bestimmt ganz fit.
Die tägliche Contentvorschlagliste fragt: „Wie und warum glauben Sie sind Sie so kommunikativ geworden?“
Ich verstehe die Frage nicht so richtig. Was heißt „so kommunikativ“? In einem Arbeitszeugnis wäre das eine höchst verdächtige Formulierung, „Frau N. ist sehr kommunikativ und bemüht sich, auch komplexe Situationen zu erkennen. In vertrauten Zusammenhängen kann sie sich im Wesentlichen auf ihre Urteilsfähigkeit stützen und ist den entscheidenden Aufgaben im Großen und Ganzen gewachsen.“ Herrje.
Was auch immer gemeint ist, sei es positiv oder negativ: ich nehme mal an, es ist eine Mischung aus Veranlagung und Gelegenheit. Alles, was mit Sprache an sich zu tun hat, fällt mir leicht. Ich habe gerne Kontakt zu anderen Menschen, das ist untertrieben, ich brauche Kontakt zu anderen Menschen, um mich wohl zu fühlen. Folgerichtig habe ich mich in Privatleben und Beruf so ausgerichtet, dass ich viel mit Menschen rede. Und meistens, wenn man irgendwas häufig tut, entwickelt sich diese Fertigkeit weiter, man entdeckt mehr Möglichkeiten und ein Gefühl dafür, was (für einen selbst) gut funktioniert und was nicht so, der Handlungsspielraum wird größer.
Dann andererseits auch: was sollte denn auch die Alternative sein? Ich kann mich weder künstlerisch noch musikalisch in ähnlicher Form ausdrücken, bin kein besonders körperbetonter Mensch, habe keine Visionen oder bahnbrechende Erkenntnisse und auch keine großen Reichtümer, mit denen ich die Welt verändern könnte. Gleichzeitig möchte ich natürlich möglichst viel so gestalten, wie ich es für richtig halte und was bleibt mir da übrig? Ich rede halt.
„viel so gestalten, wie ich es für richtig halte“ – sehr schön. Dazu braucht es allerdings eine konkrete Vorstellung davon, wie die Dinge sein sollten. Und ich denke, Letzteres ist es, was Sie maßgeblich von vielen anderen, auch meiner Wenigkeit, unterscheidet.
(Stimme aus dem Off: Und deswegen ist Frau N. auch Direktorin und du nur ein daher gelaufener Möchtegernchef)
Auch hier würde ich gerne die Frage anschließen: Waren Sie schon immer so?