31. Januar 2024
Die Hälfte des Dezembers und den gesamten Januar haben wir – aus strategischen Gründen – damit verbracht, eine Sache extrem schlecht zu finden, Ziel war, sie hinauszuzögern. Das hat gut geklappt, morgen am Nachmittag findet das aber ein Ende und deshalb ist es genau ab morgen Nachmittag strategisch angezeigt, dieselbe Sache extrem gut zu finden, regelrecht begeistert zu sein. Noch 16 Stunden, mich selbst einmal von innen nach außen zu krempeln und ein kleines Team gleich mit, das wird spannend und lustig. Gerade habe ich die Idee, dass ich Champagner kaltlegen werde.
Insgesamt hatte ich einen sehr guten Tag, das allerbeste war, dass ich mittags per WhatsApp ein Lob von der Putzhilfe bekam. Ich hätte den Schrank hinter der Küchentür sehr schön arrangiert. Das ist der Schrank mit den Papier-, Plastik- und Stoffbeuteln, dem Staubsauger, den Kohlensäurezylindern, den Müllsäcken, den Katzenfuttervorräten und so weiter. Den habe ich sehr schön arrangiert. Genau so ist es! Ich bin sehr stolz. Ich werde gleich jetzt am Wochenende weiter aussortieren, um nächsten Mittwoch noch mehr Lob zu bekommen. Ich habe ja ein kleines Problem mit Lob, fasse es nämlich häufig als Beleidigung auf, wenn ich nämlich die lobende Person gar nicht für in der Kompetenz ausreichend über mir stehend halte oder den Sachverhalt an sich nicht für ausreichend herausfordernd. Den Schrank aufzuräumen war aber höchst herausfordernd und die Putzhilfe befindet sich mit ihrer Arrangierkompetenz in einem anderen Universum als ich. Deshalb freute ich mich den ganzen Nachmittag darüber.
Kurze Verwirrung auf dem Heimweg, ich hatte nämlich das Auto im Büro vergessen. Also, vergessen, dass es dort parkte. Das war schon seit Montag so, am Montag hatte ich es zurückgelassen, weil ich abends keine Lust hatte, einen Parkplatz zu suchen und es auch nicht im Hof abstellen konnte, weil es dort ja früh weg muss, am Dienstag aber der Installateur erwartet wurde und ich nicht früh aus dem Haus konnte. Ich hatte geplant, das Auto Dienstagabend wieder zurückzufahren. Dann war aber ja das gesamte Bürogebäude nicht zugänglich und bis heute hatte ich das Auto eben vergessen. M braucht es also morgen, daher musste es zurück, ich war schon auf halbem Weg zur Bahn und in guter Stimmung und drehte dann wieder um und war ziemlich gereizt. Immerhin fand sich ein Parkplatz direkt gegenüber vom Haus, naja, er fand sich nicht so wirklich sondern drei Personen stiegen gerade ein und ich wartete, bis sie wegfuhren und parkte dann. Sie machten wüste Handzeichen aus dem Fenster, genau so, wie ich, als ich neulich nachts um 2 aus einer Parklücke fuhr und sofort jemand um die Ecke bog und einparkte. Wirklich alles an Autos ist scheiße. Ich brüllte dem Fahrzeug entsprechendes hinterher.
Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Wie reagieren Sie darauf, wenn Sie eine Person im beruflichen Umfeld ständig provozieren würde, um Sie herauszufordern oder evtl. bloßzustellen, indem sie Dinge behauptet, die zum Teil nicht stimmen, was man aber erst nach einiger Recherche herausfinden kann?“
Sehr komplexe Frage, sehr einfache Antwort, ich sage zu der entsprechenden Person „Sag mal, willst du mir ans Bein pissen?“ Variieren kann die Form des Vortrags. Wenn ich die Sache nur mal platzieren möchte, bei nächster Gelegenheit, durchaus auch in der Teeküche oder im Gang. Wenn ich ein Gespräch suche, würde ich zum Lunch einladen und die Frage in diesem Rahmen stellen, es ist eine große Hemmschwelle dabei, gutes Essen stehen zu lassen, wenige Personen stehen dann auf und rennen weg, so dass sich auch unangenehme Themen ganz gut erörtern lassen. Ich würde im übrigen nicht darauf warten, dass eine Person mich „ständig“ provoziert sondern das gleich beim ersten Mal und jedes einzelne Mal tun.
Die Wortwahl kann man natürlich in adressat*innengerecht modifizieren, meinen Chef habe ich z.B. neulich nicht gefragt, ob er mir ans Bein pissen will sondern „auf mich wirkt es so, also ob sich sich über das, was ich sage, lustig machen, stimmt das?“ formuliert. Die Aussage bleibt dieselbe: ich sehe, was du machst und ich akzeptiere es nicht und es hört jetzt auf oder es gibt Streit. Die Leute verstehen das schon. Probieren Sie es einfach aus. Den Streit wollen die allermeisten nicht (der Chef schon), sie wollen hier und da sticheln und sich wichtig und mächtig und unangreifbar fühlen und das macht ihnen diese Frage kaputt.