5. Februar 2024 – WmdedgT
(Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen)
Wahnsinn, wie ein Tag gleichzeitig total vollgestopft und unfassbar langweilig sein kann.
Ich wachte erst einmal um 5 Uhr mit Kopfschmerzen auf, nahm ein Medikament und legte mich wieder ins Bett. Dann wachte ich um 20 nach 6 wieder auf, mit unterdrückten Kopfschmerzen, um halb 7 sollte der Wecker klingeln, also blieb ich gleich wach und versuchte, die Kopfschmerzen wegzuduschen. Übliches Morgenzeugs wie Katzenklos, dem Kind einen Kaffee machen, Kleidung raussuchen – ich wollte heute etwas höhere Schuhe im Büro tragen, packte deshalb noch Turnschuhe für die Demo später ein.
Es gab Gedöns mit der Bahn, um 20 nach 8 war ich am Arbeitsplatz, ging kurz die Tätigkeiten durch und stellte eine Liste der unabdingbaren Tätigkeiten und eine der „wäre schon echt gut weil sonst sehr erkärungsbedürftig“-Tätigkeiten auf und, naja, dann arbeitete ich wie besessen Dinge ab.
Ein paar Besprechungen waren auch dabei, ein paar Leute musste ich wegschicken, weil ich heute wirklich keine Zeit hatte, mir Jammern als Selbstzweck anzuhören. Manches fügte sich sehr elegant, Personen, mit denen ich noch Themen hatte, kamen von selbst vorbei, so dass ich keine Zeit aufwenden musste, mich mit ihnen zu verabreden, zweimal wurde ich sehr deutlich und tatsächlich war ich gegen 16 Uhr so weit, dass ich meine Liste nochmal anschauen und ein paar Dinge angehen konnte, die „halt auch wichtig aber da brennt es noch nicht lichterloh“ sind. Bis morgen nach dem Friseur werden ein paar davon noch anbrennen, aber nicht komplett verkokeln. Damit kann ich leben.
Ich hatte morgens in der Bahn schon die Anfänge einer Migräne bemerkt, mich ihr aber verweigert. Zwischenzeitlich war sie in dem Winkel, in den ich sie zurückedrängt hatte, zu einem ziemlichen Monster herangewachsen, zusammen mit einem sehr lästigen einseitigen Spannungskopfschmerz. Am Nachmittag waren mir die Medikamente ausgegangen, also verließ ich ohne irgendwas zum Nachlegen gegen 17 Uhr das Büro und hoffte auf das Beste durch Frischluft bei der „Demo für Demokratie“ am Frankfurter Römer.
Bis ganz zum Römer kam ich nicht durch, es war zu voll, insgesamt waren aber schon deutlich weniger Personen da als bei der Demo neulich am Wochenende. Kein Wunder, Montag 17 Uhr ist beste Frankfurter Arbeitszeit, wie gesagt ich bin da üblicherweise auch noch im Büro und es können ja nicht alle einfach so kommen und gehen, wie es ihnen beliebt. Knapp 20.000 Personen waren es wohl immerhin. Ich hatte mit weniger gerechnet. Ich höre Petra Roth, die ehemalige Frankfurter Bürgermeisterin und Sabine Mauderer aus dem Vorstand der Bundesbank zu, dann noch einer Polizistin, dann wurde wieder laut irgendwas skandiert, damit fühle ich mich immer sehr unwohl und dachte, das ist ein guter Zeitpunkt für mich, um in eine Apotheke einzukehren und mir neue Medikamente zu besorgen.
Ich fuhr zurück nach Offenbach, war dann plötzlich sehr müde und setzte mich auf eine kleine Mauer, dort verweilte ich, ich weiß nicht, wie lang, bei Migräne habe ich kein gutes Zeitgefühl. Dann wurde mir kalt. Ich schlenderte durch die Fußgängerzone und schaute in das Fenster eines Donut-Ladens, über den ich am Wochenende noch mit Schanuf gesprochen hatte. Ich hole dort öfters Pakete ab, der Inhaber ist jedes Mal sehr freundlich und bietet an, sie mir nach Hause zu tragen. Als ich heute vor seinem Fenster stand, kam er heraus, breitete die Arme aus und sagte „Ich weiß es! Heute ist DER Tag!“
Amüsiert erkundigte ich mich, welcher Tag es sei und er antwortete, es sei DER Tag, an dem ich in seinem Laden etwas kaufe. Er hatte Recht. Ich kaufte eine Box mit 6 Donuts, dabei gab es ein lustiges (möglichweise migränebedingtes) Missverständnis, er empfahl nämlich den „Lotus-Donut“, der sei mit Lotuscreme gefüllt und ich dachte an die Lotusblüte, fragte, ob man die denn überhaupt essen könne und wie man sie zubereite. Was er aber meinte, war die Lotus Biscoff Creme, die ich entweder Biscoff Creme oder Spekulationscreme nenne. Ich war gedanklich aber total bei der Pflanze, er zeigte mir zwar den Donut, auf dem sogar ein entsprechender Keks war, aber ich hatte ja Migräne und leichte Seh- und sowieso Erkennungsstörungen und hielt es für ein Stück „Lotuspflanzenrinde“ (keine Ahnung, ob es das gibt, ich weiß genau nichts über Lotuspflanzen) – es war alles sehr verwirrend.
Irgendwann hatten wir es geklärt, dann lud er mich noch zu einer Kartoffeltasche ein, die sei frisch gebacken, die Kartoffeltasche enthielt dann Fleisch, was mich erneut verwirrte, ich fand es lecker aber hatte eben mit Kartoffel gerechnet und dann zeigte er mir noch sein gesamtes Ladensortiment, es gibt viele indische Produkte und bald noch mehr, das Mango-Chutney wurde mir angepriesen und Rosenwasser gibt es auch.
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich dort war und ich kann mich auch an den restlichen Heimweg nicht erinnern. Jetzt sitze ich aber jedenfalls im Sessel unter einer Heizdecke, habe mit Frau Herzbruch binnen weniger Minuten Tickets für die Wiener Hofreitschule und die Wiener Sängerknaben gebucht und in die Staatsoper gehen wir auch, Herr N hat mir warmes Essen zubereitet und die neu gekauften Medikamente wirken.
Alles ist gut.