Heute war Demo Tag Nr. 2 in Folge. Damit hat sich die Zahl meiner Demobesuche, an die ich mich erinnere, nun verdoppelt. Einmal Golfkrieg, einmal Lucky Streik (bzw. ich glaube, das waren mehrere, ich erinnere mich aber halt nicht). Ich bin wirklich keine Demogängerin, sowas liegt mir null, ich bringe keine gemeinsamen Parolen über die Lippen und rege mich über die Reden viel zu sehr auf. Bei den aktuellen Demos gegen Rechts finde ich es wichtig, Anwesenheit zu zeigen. Konkrete Erwartungen habe ich nicht, mir geht es um die Aussage „okay, hier sind wir“. Ich werde auf jede weitere Demo gegen Rechts gehen, die ich zeitlich einrichten kann. Da bin ich jetzt bockig.
Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: Heiraten oder lieber nicht? Soll ich ihr wirklich einen Antrag machen? Ich würde gern, aber hab Angst. 🙂
Ich schicke hier ein gewisses Maß an Bedauern vorweg, denn ich gehe sehr davon aus, im Folgenden nichts, was auch nur annähernd die gewünschte Antwort ist, zu liefern. Gleichzeitig kommt meine Antwort mit reinem Gewissen, denn ich habe ganz sicher nie Anlass gegeben, hier Romantik zu erhoffen.
Ich finde Heiratsanträge generell so ziemlich das Letzte. Am Ende noch vor Publikum, was für eine Zugzwangsituation, was für eine Pistole auf der Brust, und das bei einer Person, die man liebt? Ernsthaft? Sind Sie sich nicht 100% sicher, dass die andere Person den Antrag wünscht, riskieren Sie, sie in eine mega unangenehme Situation zu bringen und wozu das, wegen irgendeiner miesen Konvention? Und wenn Sie 100% sicher sind, dass die andere Person auf einen Antrag wartet, warum muss sie dann überhaupt darauf warten, was ist das für ein Machtspiel? Warum wird das denn nicht partnerschaftlich besprochen, was die jeweiligen Vorstellungen sind und warum sie so sind. Eine Trauung ist ein Rechtsgeschäft, ein formbedürftiger Vertrag und sollte insgesamt auch so behandelt werden. Meine Meinung ist: Schaffen Sie sich Ihre Romantik im privaten Bereich, abseits von Rechtsgeschäften. Sie haben Angst? Gut so, es geht ja um was. Klappen Sie das Visier hoch, sagen Sie zu Ihrer Partnerin, dass Sie was besprechen wollen, was Ihnen Angst macht, weil es Ihnen so wichtig ist, dass Sie mit ihr zusammen sein wollen, sehr lange, vielleicht für immer, ob sie das auch will und wenn ja, wie Sie das gemeinsam gestalten wollen. Das finde ich romantisch: ein Gespräch unter ebenbürtigen Partner*innen mit voller Offenheit und Verletzbarkeit. Das ist der wahre Kniefall, nicht eine gymnastische Übung mit Ring und Rose.
Tut mir leid.
Oh, liebe Fr. Novemberregen, wäre ich nicht schon Fan, jetzt wäre ich es. Sie sprechen mir so dermassen aus der Seele! Ich verstehe nicht, warum Frauen sich auf einmal wieder so klein machen („nein, das muss er schon entscheiden, ob er mich heiraten will.“) in Kombination mit „Helikopter-mit-Rosen-über-mir-muss-es-mindestens-sein“. Und dann der ganze Event-Krams drumherum…
Absolute Zustimmung zum Heiratsantrag-Thema!
Genau.
Ganz genau das.
Besser hätte man es nicht sagen können.
Genau so muss das passieren – dann gibt es Chancen, dass das was wird.
Bin ja niemand, der oft oder gern kommentiert, aber fühle mir hier einmal mehr aus der Seele gesprochen.
Hätte es mir auch verbeten, einen unangekündigten, nicht vorher besprochenen Antrag zu bekommen. (Am besten mit Sektglas im Restaurant, das ich versehentlich in einem Zug herunterstürze. Mit Ring.) Wir haben uns dann aber darauf geeinigt, dass er derjenige ist, der sich bereits sicher ist, und ich diejenige, die noch nachdenken will, also habe ich den Antrag ihm gegenüber dann gehalten, als ich soweit mit Nachdenken fertig war. Würd’s wieder so machen.
Absolut ins Schwarze getroffen!
Verehrte Frau Novemberregen!
Ich gehe absolut d´accord mit Ihnen, sowohl was die Gedanken um das Demonstrieren als auch das Heiraten angeht.
Lieben Gruß Hauptschulblues (oh, das reimt sich)
Auch von mir maximale Zustimmung.
Antrag: Wau. Auf den Punkt. Sehr schön geschrieben.
Am Sonntag geht es in Neuss gegen AFD und andere Nazis auf die Straße…
Wir sind mehr.