So, Ostern erledigt, gerade fand ich auch das letzte, noch vermisste, Osterei im Korb mit dem Katzenfutter. Ich hatte es schon mit „haben wir uns wohl verzählt“ abgehakt, umso schöner, dass wir es nicht irgendwann qua Geruch finden.
Der Rest des Tages ging mit Erledigungen herum, wie immer war etwas zu wenig Zeit für alles, was aber darin resultierte, dass M die Tür zu ihrem Schreibtisch, bei der das Scharnier (am Corpus) aus dem Holz gebrochen war, ganz allein reparierte. Ich hatte ihr nur ein Reparaturset bestellt und ein passendes Youtube-Video geschickt und fühle mich jetzt wie eine supertoll erziehend-fördernde Mutter. Gutes Gefühl. Freue mich auch schon auf das Lob der Putzfrau, die mir ja immer zeigt, was alles als nächstes Mal zu tun wäre und schon häufiger missbilligend auf die Teetasse, die die Tür abstützte, hinwies. Und wenn mir selbst jetzt mal eine Scharnier aus dem Schrank bricht, weiß ich, an wen ich mich wende, ich selbst habe sowas nämlich bisher noch nicht repariert.
In der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste wird heute gefragt, wie ich mir selbst gute Laune bereite. Ich denke schon seit einigen Minuten darüber nach und bin mir über die Begrifflichkeiten nicht ganz klar. Was ist gute Laune, ist das, dass ich alles toll finde oder dass ich mich toll finde oder dass ich mich wohl fühle, ist es die Abwesenheit von schlechten Gefühlen oder ist es Zuversicht? Ist es das Gegenteil von schlechter Laune?
Ich finde nie alles toll, ich bin mir gegenüber wie auch anderen gegenüber großzügig, ich fühle mich häufig wohl, was aber nicht bedeutet, dass es nicht gleichzeitig Bereiche gibt, die mich traurig machen, sorgen oder stressen, was wiederum aber auch nicht bedeutet, dass ich nicht gleichzeitig zuversichtlich bin. Und auch, wenn ich klassisch schlecht gelaunt bin, also negativ und bissig und reizbar, macht mir dieser Zustand manchmal Spaß.
Vielleicht ist genau diese Komplexität mein Schlüssel zur Steuerung meiner „Laune“. Bei mir vermischt sich das alles irgendwie nicht zu einer Gesamtzahl sondern es bleibt alles mehr oder weniger einzeln, mag sich eventuell etwas einfärben, aber ich kann zwischen den Bereichen hin- und herspringen. Bei Bedarf, also wenn ich besonders belastende Teilbereiche habe, kann ich denen auch Zeiträume zuweisen, sobald ich mir einmal bewusst gemacht habe, dass es sie gibt und worin sie bestehen. Dann sage ich mir zum Beispiel (tatächlich auch laut): „Über die Prüfung sorge mich mich täglich zwischen 14:30 und 15:00 Uhr, jetzt um 21:30 Uhr daher nicht, ich stelle mir aber einen Reminder auf 14:30 Uhr, damit ich nicht vergesse, mich zu sorgen“. Das mache ich dann auch, das mit dem Reminder, Fairness ist mir bekanntlich wichtig. Außerdem ist das Diffuse für mich nicht gut. Wenn ich mich sorge oder Angst vor etwas habe, tue ich gut daran, herauszufinden, worum es sich handelt und das aufzuschreiben oder besser noch anderen zu kommunizieren, so klar wie möglich, egal wie lächerlich es sein mag. Ich weiß nicht, wie es bei anderen ist, aber bei mir werden die Monster kleiner, wenn ich sie unter dem Bett hervorziehe und anderen zeige.
In Zeiten, in denen ich das Gefühl habe, gar nicht genug freie Slots für alles zu haben, womit ich mich sorgenvoll befassen müsste, gehe ich andersherum vor und reserviere mir Zeiten für Dinge, die ich üblicherweise gern tue. Und die werden dann gemacht, auch wenn mir nicht danach ist. So kann ich sicherstellen, dass ich mich nicht einen ganzen Tag nur mit Scheiß befasse. Das ist mir sehr wichtig. Auch, wenn ich sehr gefordert bin von belastenden Dingen, will ich Zeiträume haben, in denen ich Freudvolles mache, auch wenn das aus Zeitmangel zu Lasten von zum Beispiel Schlaf geht.
Generell kann man vielleicht sagen, dass es für meine „gute Laune“ (herkömmlich interpretiert als Stimmung) gut ist, Dinge zu tun. Ich tue ja unglaublich gern alle möglichen Dinge, was vielleicht der Grund ist, warum ich bekanntlich insgesamt eher auf der Seite des Stimmungsspektrums verortet bin, auf der ich mich ab und zu ausbremsen muss.
Wow, das hört sich toll an!