Juli 2023

Urlaub T-2

Heute war mein letzter Arbeitstag vor dem Urlaub. Es war ein anstrengender Tag, was am letzten Tag vor dem Urlaub nicht ungewöhnlich ist, aber in meinem Fall ist es so, dass bis vorgestern alles tiefenentspannt war und ich mich schon ein wenig langweilte. Vorgestern hatte ich für bis heute Abend rein gar nichts mehr zu tun. Aber dann geschahen Dinge und alles stand auf dem Kopf und ich musste heute einmal durchordnen. Nichts von dem, was ich heute getan habe, war vorgestern auch nur annähernd absehbar. Das war anstrengend, nicht nur für mich, aber auch für mich.

Um 18 Uhr war ich fertig, erledigte dann noch schnell ein bisschen private Korrespondenz (Krankenkasse, Pflegekasse, TÜV etc.) und schleppte anschließend alles mögliche (Lebensmittelreste, Mittagspausenbücher, Italienischsachen) aus dem Büro nach Hause. Frau Herzbruch hatte schon angekündigt, dass sie nochmal „sprechen“ will, ihr Ansatz, in den Urlaub zu reisen ist wirklich ein ganz anderer als meiner. Wir reisen jetzt wohl mit Kaffeemaschine, es war auch ein Airfryer im Gespräch aber wir wollen mal davon ausgehen, das ist ein Witz, den ich nicht verstehe, weil ich noch nie aus einem Airfryer gegessen habe, Frau Herzbruch hat mir zwar bei allen meinen Besuchen der letzten 5 Jahre etwas im Airfryer zubereitet, aber jedes Mal haben wir über Reden und Trinken das Essen vergessen und am nächsten Morgen war dann alles verschrumpelt.

Vielleicht liegt mein gänzlich unbesorgter Ansatz, zu reisen, daran, dass ich überhaupt nicht gerne verreise. Frühkindliche Prägung nehme ich an. Als ich klein war, hatten wir kein Geld zu verreisen, meine erste Reise mit der Familie unternahm ich im Grundschulalter in die Lüneburger Heide. Ich weiß noch genau, wie sehr ich geweint habe, weil ich nur eine Reisetasche vollpacken durfte und da passten nicht alle Kuscheltiere und Spielzeuge hinein, die ich doch jeden Tag brauchte. Ich fand es ganz fürchterlich. Warum sollte ich alles zurücklassen, was mir wichtig war und in ein fremdes Haus verreisen? Das ganze Prinzip erschloss sich mir nicht, erschließt sich mir bis heute auch noch nicht vollständig. Ich bin sehr gerne zu Hause. Mittlerweile verreise ich ab und an auch gerne, weil ich Leute oder Dinge sehen will, aber wenn diese Leute oder Dinge vor meine Haustür kämen, wäre es mir auch sehr recht. Ich verdränge die Reise und die damit zwangsläufig verbundenen Unannehmlichkeiten also bis ganz kurz vorher und reise dann mangels Vorbereitung mit sehr leichtem Gepäck, in einer Mischung aus Trotz, weil ich ja sowieso nicht alles mitnehmen kann, das ich mag, einem Anteil can’t-be-arsed und zum anderen, weil ich es hasse, Sachen zu tragen. Ich wiederhole mich, aber ich bin mal mit 6 kg Gepäck für einen Monat in die USA geflogen. Das ist mein Reisestil.

Aber gut, mit Frau Herzbruch ist nun besprochen, dass sie eine Kaffeemaschine mitnimmt und Hygieneartikel und sogar auch Putzzeug, Salz, Pfeffer, was-weiß-ich, und es gipfelt in Proviant für die Fahrt. Ich habe derweil ergoogelt, dass just-eat.dk bis ans Haus liefert, dass fußläufig ein Netto täglich von 7 – 22 Uhr geöffnet hat und auf den Bildern vom Netto sah ich zu meiner Verblüffung, dass man in Dänemark eine andere Währung verwendet. Was für mich aber irrelevant ist, ich zahle ja mit Karte, aber ich konnte bei Frau Herzbruch die stichelnde Bemerkung anbringen, dass wir besser nicht Taxi fahren werden.

Den Rest des Abends esse ich nun Dinge auf, die noch weg müssen (Nudeln mit Tomatensoße, schrumpelige Äpfel, ein Paket Hüttenkäse, das heruntergefallen und aufgeplatzt ist, Weintrauben, eine offene Tüte Gummibärchen und zwei Restrippchen einer Schokoadentafel sowie 1/3 einer Tüte Erdnussflipf kommen noch in Frage). Morgen schlafe ich, so lang es irgendwie geht, dann mache ich in rascher Abfolge eine Milliarde Dinge (ich habe eine Liste) und um 1 Uhr nachts, also übermorgen, fahren wir los.

Urlaub T-3

Frau Herzbruch hat gesagt, ich soll den Urlaub verbloggen. Um das vollständige Bild zu geben, muss ich heute anfangen, denn heute begannen bei mir die Vorbereitungen.

Zum einen kam die Katzensitterin zur Einweisung. Sie kennt die Katzen schon viele Jahre, es gibt da wenig bis nichts zu erklären, der Kater hat sie sicherheitshalber zur sofort zur Leckerchenschublade geführt, die natürlich schon aufgefüllt ist. Ich habe mehr über die Wohnung erklärt, die jedes Jahr mehr Tücken entwickelt. Dieses Jahr zwei neue Tücken, dachte ich, nämlich zum einen das Rollo am Balkon, aber das war letztes Jahr schon anweisungsbedürftig in der Handhabung, sagte mir die Katzensitterin, also da wusste sie schon Bescheid, ganz wunderbar. Irgendwann bestelle ich auch mal wen dafür. Es scheitert immer daran, dass ich ja dann an dem Tag zu Hause bleiben muss, am Ende noch von zu Hause arbeiten und allein der Gedanke stresst mich, also konzentriere ich mich lieber einen Augenblick, wenn ich das Balkonrollo bediene. Und die Klinke der Küchentür, den einen Klositz, den anderen Wasserhahn und noch ein paar Dinge. Ich habe eine Liste. Irgendwann wird der Tipping Point erreicht sein und ich lasse wen kommen.

Die zweite Sache, über die die Katzensitterin Bescheid wissen muss ist aber wirklich neu, nämlich: Ameisen. Hier steht seit Anfang Juni ununterbrochen die Balkontür auf wegen Sommer, ja, ist scheiße, ich kann es nicht ändern, ich hätte auch lieber keinen Sommer aber sind nunmal noch ca. 5 Wochen, eine davon verbringe ich in Dänemark bei 19 Grad und Nieselregen und werde sehr glücklich sein, dann hasse ich nochmal 4 Wochen alles und jeden und dann geht das Leben weiter. Derweil kommen Ameisen über den Balkon in die Wohnung. Ich mag Ameisen ganz gern, deshalb habe ich sie mehrfach alle eingesammelt (vorsichtig mit dem Kehrbesen auf große Papierbögen geschoben und mit freundlichen Worten wieder ausgesetzt), da es nun aber auf die Abreise zugeht und ich nicht in eine völlig verameiste Wohnung zurückkehren möchte, habe ich vorgestern zum Staubsauger gegriffen und gestern in der Drogerie Gift gekauft. Ich werde die Ameisen heute Abend vergiften, die Balkontür bleibt dann zu, morgen Abend entferne ich die Leichen, Samstagmorgen reinige ich den Balkon und danach dürfen die Katzen wieder raus. Die Katzensitterin wurde über die Situation informiert und angewiesen, die Balkontür geschlossen zu halten, falls weitere Ameisen (tot oder lebendig) auf dem Balkon auftauchen.

Gerade wäscht die Waschmaschine das letzte Mal Wäsche vor der Reise und gleich werde ich mit M die Koffer vom Schrank holen, sie will morgen schon packen. Ich selbst brauche zum packen nur wenige Minuten, weil ich eine ewige Packliste habe, ich packe also erst Samstagabend irgendwann.

Was ich aber heute mache, neben Wäsche und Ameisen vergiften und kurz nochmal mein gesamtes Büro auf den Kopf stellen, kein Witz, ich muss das morgen irgendwie noch wieder einfangen, ist: Verderbliches aufessen. Und zwar zuerst das, das Fiene nicht fressen darf (sonst kann man es ja einfach mitnehmen und sich beliebt machen). Heute gab es viel Tomatensalat mit Pfirsich, für morgen was mit Paprika und die Trauben schaffen wir auch noch oder nehme sie als Snack für die Menschen mit. Zum Tomatensalat mit Pfirsich gab es aus übrigen Pellkartoffeln noch Kartoffelsalat und dazu Käsewürfel, denn Käse muss auch noch weg. Und für jeden einen Apfel. Äpfel gibt es noch ziemlich viele, die kann Fiene essen aber ich auch, ich bin momentan bei drei am Tag. Alles übrige überlebt, bis wir zurück sind (Joghurt, Kartoffeln, Eier, Zwiebeln, Müsli).

Das war T-3. Bleiben Sie dran für T-2 mit weiterem Resteessen, Büro bügeln und Tatortreinigung!

Der Tag in der Therme

Ich habe wirklich nicht mehr die geringste Ahnung, wie es dazu gekommen ist. Eine verlorene Wette war es nicht, es war irgendeine andere Art der Kommunikation, die außer Kontrolle geriet und ich könnte es gern nachvollziehen, um in eine ähnliche Falle nicht wieder zu tappen, aber ich kann mich ums Verrecken nicht mehr erinnern. Ich spreche von dem Vorfall, der dazu führte, dass ich den gestrigen Tag von 9:29 Uhr bis 23:40 Uhr mit Violinista in der Therme verbracht habe und ich habe dafür bezahlt. Ich meine: mit Geld. Aber auch ansonsten denke ich: ich habe geliefert.

Wie jeder Mensch weiß, hasse ich Wärme, habe kein Interesse an Wellness und Entspannung funktioniert bei mir nicht durch Nichtstun. Ich schätze die Stille nicht und ich halte nichts von Detox, digital or otherwise. Ich habe kein Thema mit Nacktheit, aber ich trage unfassbar gerne Kleidung, wegen der Taschen und wegen dem Schutz vor den Elementen (vor allem vor der Sonne!) und dem angenehmen Gefühl, das feine Stoffe auf der Haut erzeugen. Im Gegensatz zu schwitzig am Rumpf klebenden Armen oder aneinander reibenden Beinen. Der Aufenthalt in einer Therme ist daher für mich als Quelle des Amüsements nichts Naheliegendes.

Was habe ich also in der Therme den ganzen Tag und die halbe Nacht gemacht und wie fand ich das? Ich werde nun berichten, nicht in Reihenfolge des Erlebens, sondern in aufsteigender Reihenfolge, in der mich die einzelnen Aktivitäten amüsiert haben.

Insgesamt am Unattraktivsten war für mich das diverse Herumliegen. Vorneweg die Wasserbetten – Wasserbetten in einem orientalisch dekorierten Raum, Sprechen war nicht erwünscht, man liegt still auf einem Wasserbett und wartet, dass die Zeit vergeht. In Badesachen. Ich habe keinen Zugang zu dieser Aktivität gefunden.

Fast ebenso schwer fiel mir der Zugang zum Herumliegen im textilfreien Liegeraum. Ebenfalls orientalisch dekoriert, ebenfalls Sprechen nicht erwünscht. Man liegt hier nackt. Fand ich geringfügig besser als in Badekleidung, denn Badekleidung gehört nicht zu den Stoffen, die ein angenehmes Gefühl auf der Haut erzeugen. Aber auch hier wurde immer wieder die Frage in mir laut, warum ich das gerade tue. Ich kann hervorragend zu Hause auf dem Bett liegen, auf einer Matratze, die ich mir selbst ausgesucht habe, und dort sprechen oder auch nicht, ganz wie ich will, Deko liegt auch in meinem eigenen Ermessen. Warum um alles in der Welt geht man unter Menschen, um sich da hinzulegen und nicht mit ihnen zu sprechen?

Auf dem dritten Platz von hinten: Das textilfreie Thermalbecken. Violinista hatte mir von diesem Becken mit Grauen in der Stimme berichtet, sie war noch nie zuvor darin gewesen, weil sie es unangenehm fand: man kann um das Becken herumgehen und von oben auf die darin befindlichen Menschen schauen, und durch den Auftrieb des Wassers haben Körperteile unnatürlichen Auftrieb, das sei nicht ansehnlich. Da ich aber nun die Herausforderung „Therme“ angenommen hatte, gehörte das textilfreie Thermalbecken natürlich auch dazu. Es war nicht grauenhaft. Grauen bietet ja auch ein gewisses Amüsement. Man sitzt nackt in insgesamt hüfthohem Wasser, Badewannentemperatur, und schweigt oder spricht im Flüsterton. Langweilig.

Etwas besser, mäßig bequem, man trägt immer noch keine Badebekleidung aber, hurra, Sprechen erlaubt: die Liegen auf der Dachterrasse. Dachterrasse impliziert aber wenig Schatten und unfassbare Hitze. Und Liegen impliziert liegen. Wobei man auch sitzen konnte, dann sitzt man bei Hitze nackt auf einer Dachterrasse und kann sich unterhalten. Also: keine Langeweile. Aber Komfort ist ein anderes Thema.

Wenn alles so warm ist, kühlt man sich gerne ab. Im Außenpool geht das aber nicht, der hat nämlich 34 Grad Wassertemperatur. Menschensuppe. Dass man im Winter draußen darin herumschwimmt, erschließt sich mir noch annähernd, im Winter haben es viele Menschen (ich nicht) gern „muckelig warm“. Aber wer hat es im Sommer gern muckelig warm? Vermutlich die ganzen Menschen in der Menschensuppe, die vor oder unter den unterschiedlichsten Wassermassagedüsen im Wasser standen (es war sehr flach, für mich etwa schulterhoch). Richtiges Schwimmen nicht möglich, vermutlich auch nicht erwünscht, auch dort sollte Entspannung meiner Interpretation nach möglichst in Bewegungslosigkeit stattfinden. Reden war aber erlaubt! Hier trug man Badekleidung. Ich probierte einige der Massagevorrichtungen aus, keine überzeugte mich, in einem runden Bereich des Becken gab es ab und an einen Strömungskanal, der mich im Kreis trug. Das war ein bisschen amüsant, es waren aber zu viele Leute da, um das richtig schnell und mehrfach hintereinander zu betreiben. Später am Abend war der Außenpool beleuchtet, das sah sehr schön aus. Ich ging zu dem Zeitpunkt aber nicht nochmal hinein, die Luft war nämlich jetzt kühler als das Wasser. Vom Rand konnte ich beobachten, wie sich Violinista zwischen knutschenden Liebespaaren hindurchschlängelte zu den Massagedüsen. Ich stellte mir die Ursuppe jetzt vor wie diesen Pool am Abend: ich ibn mir sicher, dort ist neues Leben entstanden!

Um den Außenpool herum gab es Liegen draußen. Wir fanden zwei im Vollschatten, halleluja. Sie waren okay bequem, man konnte darauf sitzen oder liegen und sich unterhalten. Es gab wenige Insekten, vielleicht, weil es keine Snacks oder Getränke dort gab. Am Abend, als Violinista in der Ursuppe schwamm, hatten wir unbefugt zwei Weizenbiergläser mit an den Pool genommen und, als sie leer waren, auf einem Tisch in der Nähe, aber nicht direkt neben unseren Liegen abgestellt. Zwei andere Personen bekamen vom Bademeister Ärger dafür. Ich habe die Situation nicht aufgeklärt. Um den gesamten Tag mitzuspielen, hatte ich mich gleich morgens in eine absolut passive Gemütshaltung begeben und konnte mich nach nunmehr 12 Stunden daraus nicht auf Anhieb befreien.

Auf dem nächsten Platz liegt eine Aktivität, die gleichermaßen spektakulär in ihrer Ereignislosigkeit ist, aber weiter vorn rangiert, weil sie eine mir angenehme Temperatur bot. Ein Kneipp-Becken. Also ein Becken, durch das man wie ein Storch stakst und es enthält kaltes Wasser. Naja, kalt. Ich bin schon in kälterem Wasser schwimmen gegangen. Ich glaube nicht, dass es weniger als 18 Grad hatte, aber in Bezug auf Temperaturen wurde ich dankbar für Kleinigkeiten, wir besuchten das Kneipp-Becken, als ich (wieder einmal) kurz davor war, vor Wärme umzukippen und ich war ihm sehr dankbar, dass es mich vor dem Umkippen bewahrte.

Bis dahin waren mir die Aktivitäten schon im Prinzip bekannt gewesen. Ein grundsätzlich neues Erlebnis für mich war der Besuch in einem Dampfbad. Konkret ein Soledampfbad. Es war ein gefliester Raum mit gefliesten Bänken, an der Stirnseite eine Anlage, die große Hitze verströmte, darin hingen Zweige (dem Geruch nach Thymian) und darüber lief Wasser. Möglicherweise waren die Zweige auch nur Attrappen und der Duft kam von einem Zusatz im Wasser, das weiß ich nicht, weil ich respektvollen Abstand zu der Quelle der Hitze hielt. Der Raum war wechselnd stark mit warm-heißem Dampf gefüllt. Relativ unangenehm aber immerhin ein neues Erlebnis zum Auskosten! Es war warm, feucht und dampfig und roch wie beim Inhalieren bei Erkältung, nur dezenter, was Sinn ergibt, denn das Dampfbad soll künstliches Fieber erzeugen. Man sitzt in Badekleidung in dem Dampf, irgendwann steht man auf und geht raus und duscht sich ab. Möglicherweise ist es gut für die Haut oder für die Atemwege?

Die Erlebnisse nehmen ab hier in ihrer Befremdlichkeit rapide zu. Die nächste Stufe im ebenso aufsteigenden Amüsement war das Saunaerlebnis „Liebeszauber“. Gemischte Sauna, textilfrei, 80°. Es war mein zweites Saunaerlebnis überhaupt (das erste fand wenige Stunden zuvor statt, wenn man von einem kurzen „Kopf reinstrecken“ in eine Hotelsauna, als ich im 7. Monat schwanger war, absieht). „Liebeszauber“ hatte es dementsprechend schon von vornherein schwer, weiter vorn auf der Liste zu landen. Den Reiz der ganz neuen Grenzerfahrung konnte er nicht mehr bieten, musst sich aber einem fast direkten Vergleich stellen, das ist keine leichte Position. Was hinzukommt: für „Liebeszauber“ war Musik angekündigt gewesen, die kam aber nicht und um was für einen Aufguss es sich nun genau handelte – er roch dezent gut – und was das alles mit Liebeszauber zu tun hat, wurde nicht erklärt.

Besser als „Liebeszauber“ war daher Aquafitness im Thermalbecken drinnen, bekleidet. Sie haben meine Berichte über Aquafitness vor sieben Jahren ganz sicher gebannt verfolgt. Ich bin Aquafitness-Aficionada. So fanden wir uns pünktlich um 10:30 Uhr im Thermalbecken drinnen (das genauso ist, wie das Thermalbecken draußen, nur zu dem Zeitpunkt mit weniger Menschen und halt drinnen) ein und warteten gespannt in dem Bereich, in dem die Wassergymnastik stattfinden sollte. Außer uns war dort niemand. Violinista fragte einen vorbeieilenden Bademeister, ob keine Aquafitness stattfände, er fragte etwas ungläubig „ihr wollt Aquafitness machen?“ und wir bejahten. So gab es für uns zwei ganz exklusiv Aquafitness. Sogar mit Spielzeugen, nämlich Wasserhanteln. „Wie hat der denn geguckt?“, fragte Violinista später, denn sie trug keine Kontaktlinsen. „Resigniert-amüsiert“, erwiderte ich. Qualitativ war das Erlebnis nicht ganz überzeugend, aber da wir keine körperlichen Beschwerden haben, konnten wir darüber hinwegsehen. Bonuspunkte natürlich für Exklusivität.

Das Erlebnis, das ich erst auf das Siegerpodest setzen wollte, weil es mir am allermeisten entspricht, ist das Abklingbecken. Violinista meint, ich solle nicht Abklingbecken schreiben, weil dann niemand weiß, was ich meine. Ich denke doch. Das Abklingbecken stand auf der Dachterrasse, das Wasser darin hatte geschätzt „kaltes Wasser aus dem Wasserhahn“-Temperatur, der Zweck war, sich nach der Sauna darin zu versenken, zwecks Abkühlung und sich danach wieder aufzuwärmen. Ich hätte in Bezug auf die Temperatur den ganzen Tag darin verbringen können. Das ist Wasser, wie ich es im Sommer mag! Und außerdem war es – neben dem Kneipp-Becken – die einzige Attraktion, die nicht auf „muckelig warm“ ausgerichtet war. Warum also ist das Abklingbecken nicht auf dem höchsten Listenplatz? Ich muss zugeben, dass hier das Amüsement fehlte. Man hockt halt in einem Trog mit kaltem Wasser, das ist zwar angenehmer, als in einem Becken mit warmen Wasser zu sitzen aber auch keine Beschäftigung, die speziell meine Interessen bedient. Dem Abklingbecken an dieser Stelle vielen Dank, ich habe mich darin körperlich wohl gefühlt, das war ein Alleinstellungsmerkmal. Ausreichend Anreiz für einen erneuten Thermenbesuch bietet es mir aber nicht.

Mein erster Saunabesuch jemals fand gleich am Morgen als erste Aktivität in der Therme (nach dem Duschen) statt. Es handelte sich nämlich um das Saunaerlebnis „Kaffeeritual“, in der bereits in Bezug auf den „Liebeszauber“ erwähnten Sauna, die neben textil- auch gesprächsfrei war. Die Intensität der Veranstaltung war mit „mild“ angegeben. Ich war sehr gespannt, vor allem, ob ich überleben würde. Um meine Chancen zu erhöhen, setzte ich mich ganz nach unten. Violinista bot mir noch eine Crushed-Ice-Kugel an, ich wollte die Situation bzw. mich in der Situation erst einmal unter Kontrolle bringen, ohne noch zusätzliche Reize hinzuzufügen.
Der Saunameister kam, stellte sich namentlich vor und erklärte, was nun geschehen würde. Nämlich ein Erdbeer-Champagner-Aufguss. Das roch sehr ähnlich, wie ein Duftbleistift, den ich in der Grundschule einmal hatte. Was mir nicht klar war: dass noch mit Tüchern oder fächerartigen Gegenständen herumgewedelt wird, damit die heiße Luft auch definitiv noch von oben nach unten kommt. Aber nun gut. Ich war sehr mit Überleben beschäftigt. Es gab dann eine Unterbrechung, in der alle in den Duschraum traten und eine Mischung aus Kaffee und Salz angereicht bekamen, um sich damit einzureiben. Zu meiner großen Überraschung duschte die Gruppe danach aber nicht, sondern ging zurück in die Sauna, um sich noch ein paar Mal von 80 Grad heißer Luft einhüllen zu lassen. Völlig verrückt, wirklich. Insgesamt war ich überrascht, wie schnell das Ritual vorbei war. „Der Kaffee ist aufgebrüht!“, rief der Saunameister. Ich hatte überlebt. Und etwas Neues erlebt. Nichts, dass ich in meinen Alltag integrieren möchte, aber es macht mich froh, zu wissen, dass ich in einer Sauna nicht zu Staub zerfalle. Man weiß ja nie, wofür das mal gut ist.

An nächster Stelle stehen zwei Erlebnisse, bei denen ich absolut nicht sagen kann, welches mich mehr amüsiert hat. Das eine fand ich wirklich schön, das andere war an Irrsinn nicht zu überbieten.

Das schöne Erlebnis war das Solebad. Absolute Stille war in diesem Raum gefordert, er war verdunkelt mit kleinen bunten Lichttupfern in der Decke, das Wasser von unten in wechselnden Farben dezent beleuchtet und darin „klebten“ am Rand Menschen, die sich mit einer Schwimmnudel eine Art Pod zurechtgebogen hatten, in der sie in der dunkel schillernden Flüssigkeit trieben. Ich schwöre, ich dachte im ersten Moment, die Matrix ist bewiesen und hier haben wir die Menschen in der Nährflüssigkeit. Ich brauche ja keine Schwimmnudel, um an der Wasseroberfläche zu treiben, hakte also meine Füße am Beckenrand ein und trieb einfach so. Unter Wasser lief Musik, gerade begann die Mondscheinsonate. Das war sehr schön. Auf diese Weise könnte ich auch Hörbücher hören, denke ich. Später zogen Violinista und ich uns noch gegenseitig ein bisschen an den Füße durchs Wasser, das Rangieren war aber wegen der vielen Menschen eher beschwerlich. Treiben und Musikhören war besser.

Das bizarrste Erlebnis des insgesamt höchst befremdlichen Tages war die Veranstaltung „Cool Day„, die im textilfreien Dampfbad stattfand. Der Name hatte uns angesprochen und unsere Neugier, wie „Cool Day“ im Dampfbad stattfindet, war entfacht. Also fanden wir uns kurz vor der festgelegten Uhrzeit im Dampfbad ein. Wir waren die einzigen Anwesenden und es sah nicht so aus, als würde irgendwas mit „cool“ oder irgendetwas Spezielles überhaupt stattfinden. Es handelte sich um ein Sea-Salt-Lemongrass-Dampfbad, der Geruch war angenehm und die Intensität deutlich höher als im Soledampfbad. Wir saßen ein wenig herum, der Dampf wurde blickdicht, plötzlich öffnete sich die Tür und einer der Saunameister kam mit einer großen Schüssel herein. „Oh, passiert hier jetzt etwas?“, sagte ich überrascht und er erwiderte „Ja, ich habe hier Sahnequark mit Honig zum Einreiben“. So wurde es gemacht. Der Saunameister rieb uns die Rücken ein, kippte uns dann mehr Quark in die Hände, als wir irgendwie festhalten konnten und überließ uns uns selbst. Violinista verkostete den Quark und befand ihn für köstlich. Das Ganze wurde in Verbindung mit dem Dampf eine sehr glitschige Angelegenheit. Ich schildderte zur Tür und holte noch etwas Salz-Lemongrass-Peeling, in der Illusion, das könnte uns ein wenig Grip geben. Tat es nicht. Es war eine unglaubliche Sauerei. Irgendwie gelangten wir zu den Duschen. So lustig das alles war, mein Tipp wäre: reiben Sie sich nie mit Sahnequark ein. Man wird den Geruch nicht mehr los und mit Zeit und Wärme beginnt es, ranzig zu riechen. Auch, wenn das Dampfbad textilfrei war, klebte der Geruch später an Badesachen, Handtüchern und Transporttaschen. Ich glaube, sogar meine Waschmaschine riecht jetzt ein bisschen nach Quark. Es ist grauenhaft. Und unglaublich lustig, ich hätte dieses „Cool Day im Dampfbad“ um nichts in der Welt verpassen wollen.

Der Gipfel der Erlebnisse, weil es eine Mischung aus völliger Beklopptheit und Herausforderung war und gleichzeitig keine Geruchsspuren hinterließ, war der Besuch der Eukalyptus-Sauna. Dieses Saunaerlebnis ist mit „intensiv“ markiert, das ist die höchste angebotene Stufe des Saunierens in dieser Therme. Auf den Steinen lagen Eukalyptus-Zweige, ein sehr gut gelaunter Saunameister schaltete Musik ein und erzeugte dann mit Eukalyptusaufgüssen und Wedeln eine wirklich höllische Hitze, ich meine, ich hätte verbranntes Haar gerochen. Einige Personen verließen fluchtartig die Sauna. In zwei Bottichen ruhten Eukalyptuszweige in Sud, damit spritzte er uns zwischendurch noch nass und begann später, uns zu verprügeln. „Abklopfen“ ist die offizielle Bezeichnung, und „Quasten“, nicht Zweige. Unfassbar.

Zusammenfassend: nein, Therme ist nichts für mich. Die Art der Entspannung, die dort geboten wird, funktioniert für mich nicht und mir ist einfach alles zu warm. Große Teile des Angebots finde ich langweilig, einzelne Aspekte unterhaltsam-bizarr. Eine Integration in meinen Alltag sehe ich nicht. Eine punktuelle Wiederholung auf mein Bestreben hin auch nicht, aber wenn ich mal irgendwo bin und alle Anwesenden gehen in die Sauna oder in ein Dampfbad oder sich mit Quark einreiben, würde ich vermutlich mitgehen (bei letztem nur, wenn wer anders die Handtücher stellt und später wäscht). Das ist gut zu wissen. Und darüber hinaus bin ich sehr froh, das gesamte Thermenprogramm erlebt zu haben, es hätte ja sein können, dass mir irgendwas davon wider Erwarten enorm entspricht und ich hätte davon nie erfahren. Das kann ich jetzt ausschließen, insofern war der Tag ein voller Erfolg!

WmdedgT 7/2023

Heute WmdedgT, also Tag der simplen Nacherzählung des Tagesgeschehens, wie angenehm. Letzten Monat habe ich das verpasst. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Ach ja doch, an dem Tag bin ich nach New York geflogen und als ich da ankam sofort mit 20 Leuten Essen und Trinken gegangen und irgendwann todmüde im Hotel gelandet, wo ich keinen Lichtschalter finden konnte, um das Licht im Bad auszuschalten (später erfahren: es gab auch keinen, es handelt sich um ein „Ambient Light“, das nur die Haustechnik umprogrammieren kann, wenn man es gerne aus hätte, alle irre), jedenfalls hatte ich da zwar einen 30-Stunden-Tag aber dennoch war schlicht keine Zeit übrig. Heute aber. Ach ja, alles weitere zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.

Ich stand heute eine halbe Stunde früher auf, als üblich, weil M auch früher aufstehen musste und wir sonst im Badezimmer-Slot kollidiert wären. M durfte heute nämlich in Physikvorlesungen probehören, hatte daher eine weitere Anfahrt und andere Uhrzeiten. Wir waren also beide früh fertig, dann bewölkte sich der Himmel enorm und es wurde unwahrscheinlich, dass sie den Weg noch trocken per Rad schaffen würde, ich selbst konnte sowieso nicht Rad fahren wegen einer Abendverabredung. So ergab es sich, dass M das Auto nahm und ich mir eine Mitfahrgelegenheit nach Frankfurt erschlich.

Um 7:30 Uhr wurde ich also auf dem Riedberg-Campus ausgesetzt, schlug mich ohne Kaffee zur U-Bahn durch und fuhr nach Frankfurt. Ich habe momentan eine kleine Sucht nach Chai Tea entwickelt, zu Hause habe ich eine Dose mit Pulver, aus dem ich ihn herstelle aber auch unterwegs benötige ich ihn manchmal. Dann mag ich den von Starbucks sehr gerne. Starbucks hat jetzt ja auch Mehrwegbecher, aber (noch) nicht in der größten Größe, also Venti. Ich will bei Getränken aber immer die größte Größe, also entspann sich folgendes Gespräch:

Ich: Gibt es den Mehrwegbecher jetzt auch in Venti?
Verkaufsperson: Das haben Sie gestern schon gefragt!
Ich: Ich hatte gehofft, es hätte sich geändert. Ich frage jedes Mal, wenn ich komme. Dann fühle ich mich besser.
Verkaufsperson: Ich fühle mich dann nicht besser!
Ich: Naja aber Sie haben mehr Einfluss auf die Situation als ich. Geben Sie meinen Wunsch gerne täglich weiter.

Im Büro war ich entsprechend früh und hatte einen lockeren Tagesablauf ohne fixe Termine. Ich nutzte die Zeit gut zu Angelegenheiten, die ich als „Verbesserung von Abläufen“ bezeichne und andere bezeichnen es als „extrem auf die Nerven gehen“. Nach wie vor antworte ich auf jede einzelne Mail, die ich erhalte (ausgenommen Spam). Der alte Oberchef hatte mich darum gebeten, warum ist mir völlig unklar, verraten wollte er es nicht, er sagte, wir würden in einem Monat wieder sprechen. Der ist jetzt bald um. Bisher habe ich einen wesentlichen Aspekt festgestellt: ich habe immer das letzte Wort. Das kann ich nicht kleinreden, natürlich schafft das eine gewisse Wirklichkeit. Zwei weitere Aspekte, die mir (indirekt) berichtet wurden: es entsteht einerseits ein Eindruck von Kontrolle, andererseits fühlen sich Personen gesehen. Absurd wird es natürlich da, wo die andere Person auch immer wieder antwortet. Das kommt allerdings bisher nur bei genau einer Person vor, nämlich beim neuen Oberchef und auch hier eine interessante Erkenntnis: dem überlasse ich dann das Feld und antworte, bevor es weird wird, nicht mehr.

Ansonsten Kostenplanung für das 2. Halbjahr aktualisiert, an der einen Stelle ein bisschen Wogen geglättet, an der anderen Stelle ein bisschen Wellen gemacht, möglicherweise eine Lücke in einem Ablauf aufgedeckt (mögliche andere Erklärung: niemand will mir verraten, was die Vorgehensweise in Fall X ist), zwei Bewerberinnen eingeladen, eine Entsendung und einen Plan zur Büromöblierung besprochen.

In der Mittagspause schrieb ich Frau Paus (falls Ihnen der Name kurz nichts sagt: seit April 2022 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, folgte auf Anne Spiegel nach deren unsäglichen Fernsehauftritt vor dem sie, also Anne Spiegel, aus für mich immer noch nicht nachvollziehbaren Gründen niemand bewahrt hatte). Mein neues Hobby ist ja, ich hatte es erwähnt, der „politische Brief“. Ich sage bewusst nicht „Korrespondenz“, weil Korrespondenz ja etwas Gegenseitiges impliziert, ich warte hingegen nicht auf Antwort, wobei, bei Frau Paus würde ich mich schon freuen, ich hatte nämlich Verständnisfragen und bei meinem Schreiben neulich zu einem „Radweg“ (in Anführungszeichen, weil es in Wirklichkeit eine Dooring-Zone ist) hatte ich auch Rückmeldung erbeten.

Um 17:15 machte ich Feierabend und fuhr mit Fragmente zurück nach Offenbach, dort setzten wir uns vor ein Lokal und aßen und tranken sehr gut. Ich probierte einen Grapefruit Spritz, auch sehr lecker, kann mit Limoncello Spritz mithalten. Wir unterhielten uns über dies und das und hatten – aus meiner Sicht – viel Spaß. Fragmente sagte, in einer derartigen Aggro-Phase wie der jetzigen habe sie mich noch nie erlebt. Das ist vermutlich korrekt, ich reguliere mich ja normalerweise nur jetzt halt nicht, weil Sommer ist und ich mit Selbstregulierung im Sommer nicht gut gefahren bin bisher, ich muss also etwas anderes ausprobieren.

Ich traf noch bei Sonnenlicht zu Hause ein, auch absurd, man kommt sich ja vor wie ein Kleinkind. Dann spielte ich Klavier. Ich spiele seit dem 19. Juni täglich Klavier, weil eine Freundin zu Besuch war, die mir berichtet, dass sie seit einiger Zeit täglich Klavier spielt. In mir türmten sich sofort alle Gefühle zwischen Neid, Bewunderung und FOMO auf und ich beschloss am nächsten Tag, mich weniger mit Gefühlen aufzuhalten und lieber zur Handlung überzugehen und ab sofort halt auch täglich Klavier zu spielen. Ich habe ja ein Silent-Piano, also ein normales akustisches Klavier, das aber eine zusätzliche Technologie enthält, womit man es stumm schalten kann, dann aber durch optische Sensoren und Elektronik Sound über Kopfhörer ausgegeben wird. So kann ich zu jeder Uhrzeit spielen, auch ganz egal, was andere Personen im Haushalt tun. Die Kopfhörerdingsdas, also die Dinger, auf den Ohren, zerfleddern allerdings, so dass ich nun neue Kopfhörer bestellt habe. Bis dahin zupfe ich mir die Schaumgummifetzen aus den Haaren.

Nun lässt mein Aktivitätsdrang langsam nach, unten im Hausflur stehen noch 26 kg Katzenstreu, aber ich denke nicht, dass ich die heute noch nach oben trage. Das Diebstahlrisiko bei einem Karton mit 26 kg Katzenstreu scheint mir auch sehr überschaubar.

3. Juli 2023

Jetzt ist schon Juli, ein Glück, der erste der drei nervigen Monaten im Jahr ist rum.

Am Wochenende ging gar nichts. Also wirklich nichts. Ich habe keine Ahnung, was da los war. Ich wachte Samstag gegen 9 Uhr auf, setzte mich in den Sessel aber konnte kaum die Augen aufhalten, geschweige denn mich auf etwas konzentrieren. Ich dachte, eine Fahrradfahrt zum Supermarkt könnte helfen. Der Supermarkt ist 1,2 km entfernt und ich war unterwegs unsicher, ob ich es wirklich bis dorthin schaffe. Im Supermarkt ging ich dann verloren, wieder zu Hause musste ich mich hinlegen. Um 16 Uhr wieder aufgestanden, zurück in den Sessel, versucht zu lesen aber immer weggedöst. Ich hätte Narkolepsie gegoogelt, wenn ich lang genug hätte wach bleiben können. Um 21 Uhr schleppte ich mich wieder ins Bett, schlief 13 Stunden und dann ging es genauso weiter wie am Vortag. Am späten Nachmittag beschloss ich, zum Badesee zu fahren (bzw. mich fahren zu lassen), Wasser ist immer gut. Knapp zwei Stunden war ich im Wasser und trieb umher wie ein Stück Holz. Ich habe das große Glück, dass meine Körperfettverteilung oder Körperspannung oder was auch immer so geartet sind, dass ich im Wasser nicht untergehe, auch nicht, wenn ich mich nicht bewege. Ein enorm großes Glück, selbst Schwimmbewegungen waren mir nämlich zu anstrengend. Wieder zu Hause ging ich nach ein paar weiteren sinnlosen Momenten im Sessel schlafen. Heute war dann alles wieder normal, also – so wie immer, ob das normal ist oder nicht, wer weiß das schon. Jedenfalls konnte ich problemlos mit dem Rad ins Büro und zurück fahren (jeweils 8,5 km) und musste dort auch nicht auf dem Fußboden eingerollt schlafen.

Mir hängt noch eine Sequenz aus der letzten Italienischstunde nach. Wenn ich richtig verstanden habe (das Gespräch war auf Italienisch und es war gegen Ende der Stunde, ich kann sehr schlecht eine Stunde lang im Unterricht aufmerksam sein, mein Limit liegt eher so bei 40 Minuten) ging es darum, wie wir auf Italienisch sprechen und ich meine verstanden zu haben, die Grundannahme sei, dass wir im Kopf Deutsch denken und dann übersetzen. Das ist bei mir nicht so. In keiner Sprache, die ich spreche. Ich denke immer in der entsprechenden Sprache – wenn ich noch sehr am Anfang des Spracherwerbs stehe, kann ich nur entsprechend wenig denken (was enorm frustrierend ist, deshalb lerne ich am Anfang immer sehr schnell) und stoße links und rechts und vorn und hinten an ins Nichts, weil ich keine Worte dafür habe. Ich kann grundsätzlich natürlich auch übersetzen, aber das fühlt sich ganz anders im Kopf an. Wenn ich zum Beispiel jetzt den Anfang des Blogeintrags lese, „jetzt ist schon Juli“ kann ich natürlich „siamo già in luglio“ übersetzen, aber das ist irgendwie vorne im Kopf, direkt hinter der Stirn, invece, quando scrivo qualcosa direttamente in italiano, è più in fondo.

In einer Sprache denken und dann eine andere für das Sprechen verwenden ist aber vermutlich eher wie dolmetschen. Das kann ich nur, wenn ich eine Sprache sehr gut beherrsche, so dass ich einen Rhythmus denken und das in einen anderen beim Sprechen übertragen kann. Zwischen Deutsch und Englisch und Deutsch und Spanisch geht das, aber schon zwischen Spanisch und Englisch nicht mehr und mit anderen Sprachen erst recht nicht.

Letzer interessanter Punkt für heute: ich habe eine wiederverwendbare Box für die Kantine gekauft. Ich esse ungern in der Kantine selbst, weil ich mich beim Essen nicht gerne unterhalte und sehr gerne beim Essen etwas trinke und keinen Bock habe, dafür zu bezahlen. Also nehme ich, wenn ich mittags etwas essen möchte (was so gut wie nie der Fall ist, aber manchmal ist es aufgrund der Abendgestaltung notwendig), das Essen mit an den Arbeitsplatz. Irgendwann vor Corona hatte ich dafür ein passendes Transportbehältnis gekauft, während Corona war das dann aber verboten, seit neulich ist es wieder erlaubt aber mein Behältnis ist zwischenzeitlich verschwunden. Ich weiß noch, was es damals für ein Aufwand war, einen passenden Behälter zu finde, umso erstaunter sah ich dann heute, dass es jetzt ganz einfach ist, eine „Mehrweg Lunchbox“ zu kaufen, man kann sich gar nicht retten vor passenden Modellen. Meines kommt morgen an, für den nächsten Kantinenbesuch bin ich ausgerüstet (außer es gibt Pizza).