Urlaub T-2

Heute war mein letzter Arbeitstag vor dem Urlaub. Es war ein anstrengender Tag, was am letzten Tag vor dem Urlaub nicht ungewöhnlich ist, aber in meinem Fall ist es so, dass bis vorgestern alles tiefenentspannt war und ich mich schon ein wenig langweilte. Vorgestern hatte ich für bis heute Abend rein gar nichts mehr zu tun. Aber dann geschahen Dinge und alles stand auf dem Kopf und ich musste heute einmal durchordnen. Nichts von dem, was ich heute getan habe, war vorgestern auch nur annähernd absehbar. Das war anstrengend, nicht nur für mich, aber auch für mich.

Um 18 Uhr war ich fertig, erledigte dann noch schnell ein bisschen private Korrespondenz (Krankenkasse, Pflegekasse, TÜV etc.) und schleppte anschließend alles mögliche (Lebensmittelreste, Mittagspausenbücher, Italienischsachen) aus dem Büro nach Hause. Frau Herzbruch hatte schon angekündigt, dass sie nochmal „sprechen“ will, ihr Ansatz, in den Urlaub zu reisen ist wirklich ein ganz anderer als meiner. Wir reisen jetzt wohl mit Kaffeemaschine, es war auch ein Airfryer im Gespräch aber wir wollen mal davon ausgehen, das ist ein Witz, den ich nicht verstehe, weil ich noch nie aus einem Airfryer gegessen habe, Frau Herzbruch hat mir zwar bei allen meinen Besuchen der letzten 5 Jahre etwas im Airfryer zubereitet, aber jedes Mal haben wir über Reden und Trinken das Essen vergessen und am nächsten Morgen war dann alles verschrumpelt.

Vielleicht liegt mein gänzlich unbesorgter Ansatz, zu reisen, daran, dass ich überhaupt nicht gerne verreise. Frühkindliche Prägung nehme ich an. Als ich klein war, hatten wir kein Geld zu verreisen, meine erste Reise mit der Familie unternahm ich im Grundschulalter in die Lüneburger Heide. Ich weiß noch genau, wie sehr ich geweint habe, weil ich nur eine Reisetasche vollpacken durfte und da passten nicht alle Kuscheltiere und Spielzeuge hinein, die ich doch jeden Tag brauchte. Ich fand es ganz fürchterlich. Warum sollte ich alles zurücklassen, was mir wichtig war und in ein fremdes Haus verreisen? Das ganze Prinzip erschloss sich mir nicht, erschließt sich mir bis heute auch noch nicht vollständig. Ich bin sehr gerne zu Hause. Mittlerweile verreise ich ab und an auch gerne, weil ich Leute oder Dinge sehen will, aber wenn diese Leute oder Dinge vor meine Haustür kämen, wäre es mir auch sehr recht. Ich verdränge die Reise und die damit zwangsläufig verbundenen Unannehmlichkeiten also bis ganz kurz vorher und reise dann mangels Vorbereitung mit sehr leichtem Gepäck, in einer Mischung aus Trotz, weil ich ja sowieso nicht alles mitnehmen kann, das ich mag, einem Anteil can’t-be-arsed und zum anderen, weil ich es hasse, Sachen zu tragen. Ich wiederhole mich, aber ich bin mal mit 6 kg Gepäck für einen Monat in die USA geflogen. Das ist mein Reisestil.

Aber gut, mit Frau Herzbruch ist nun besprochen, dass sie eine Kaffeemaschine mitnimmt und Hygieneartikel und sogar auch Putzzeug, Salz, Pfeffer, was-weiß-ich, und es gipfelt in Proviant für die Fahrt. Ich habe derweil ergoogelt, dass just-eat.dk bis ans Haus liefert, dass fußläufig ein Netto täglich von 7 – 22 Uhr geöffnet hat und auf den Bildern vom Netto sah ich zu meiner Verblüffung, dass man in Dänemark eine andere Währung verwendet. Was für mich aber irrelevant ist, ich zahle ja mit Karte, aber ich konnte bei Frau Herzbruch die stichelnde Bemerkung anbringen, dass wir besser nicht Taxi fahren werden.

Den Rest des Abends esse ich nun Dinge auf, die noch weg müssen (Nudeln mit Tomatensoße, schrumpelige Äpfel, ein Paket Hüttenkäse, das heruntergefallen und aufgeplatzt ist, Weintrauben, eine offene Tüte Gummibärchen und zwei Restrippchen einer Schokoadentafel sowie 1/3 einer Tüte Erdnussflipf kommen noch in Frage). Morgen schlafe ich, so lang es irgendwie geht, dann mache ich in rascher Abfolge eine Milliarde Dinge (ich habe eine Liste) und um 1 Uhr nachts, also übermorgen, fahren wir los.