13. August 2023

Frau Herzbruch ist gerade wieder abgereist, sie blieb heute extra lang, vermutlich, weil sie ungewohnt viel Sprechanteil hatte. Meine Stimme ist nämlich weg. Sehenden Auges weg, sage ich gleich dazu, sie war ja gestern Vormittag schon weg, kehrte dann mit „Maßnahmen“ zu 80% zurück und dann habe ich halt 4,5 Stunden Karaoke gemacht ohne Rücksicht auf irgendwas. Jetzt ist sie ganz weg. Naja, sie wird zurückkehren – so, wie ich die Situation einschätze, könnte das allerdings ein wenig dauern. Egal, der Abend war es wert.

Der Abend endete um 3:20 Uhr zu Hause, die letzten – ich will nicht übertreiben – 2,5 Stunden davon haben wir mit Angelegenheiten rund um das Fahrzeug verbracht. Zunächst einmal konnte man es nicht mehr ohne weiteres aus dem Parkhaus abholen. Der übliche Zugang war zu, wenn man einmal davor stand, gab es auch kein Netz mehr, um herauszufinden was wohl nachts der korrekte Zugang wäre. Wir liefen die Straße entlang, trafen auf zwei Frauen mit demselben Problem, sie kamen aber, der Kleidung nach zu urteilen, aus einer anderen Veranstaltung als wir, einer sehr viel schickeren, die eine trug schon ihre Schuhe in der Hand. Gemeinsam liefen wir die Einfahrt zum Parkhaus zu Fuß hinunter, öffneten dabei Türen in der Hoffnung, die würden in ein Treppenhaus führen, bis Frau H eine öffnete, die in einen völlig ungesicherten tiefen Schacht führte. Danach liefen wir einfach nur noch die Auffahrt hinunter bis -1, stiegen dort in den Aufzug zu -4, wollten dort das Parken bezahlen aber beide Automaten waren defekt, fuhren zurück in -3 und zahlten dort, dann konnten wir das Parkhaus verlassen. Das war war die erste halbe Stunde.

Die nächsten 2 Stunden vergingen damit, das Fahrzeug zu laden. Naja, nicht ganz, eine halbe Stunde standen wir auch in der Durchfahrt von McDrive, weil ich meine Stimmbänder als 1. Hilfe mit Eis versorgen wollte. Dafür hatten wir aber am frühen Abend schon ein etwa halbstündiges Ladeerlebnis gehabt, der eigentliche Plan war nämlich, im Parkhaus zu laden, dort gibt es aber nur ganze 2 Ladeparkplätze pro teurer Parkebene und auf den billigen Parkebenen gar keine. Also fuhren wir, warum auch nicht, eine halbe Stunde zum Parkplatz eines abgelegenen Stadions in der Erwartung, dort würde schnell geladen, was aber nicht der Fall war. Bei den Apps gibt es evtl. noch Verbesserungsbedarf. Jedenfalls musste das Laden abgebrochen und später fortgesetzt werden, Karaoke war ja für 19:30 Uhr gebucht und der Rückweg in die Innenstadt dauerte eben. All das geht in der Erinnerung schon in einen leicht wirren unerklärlichen nervigen Traum über, jedenfalls fuhren wir gegen 2 Uhr nachts wieder zu einem vermeintlichen Schnellader, dieses Mal auf dem engen Parkplatz eines Autohauses in einer dunklen Sackgasse. Das Ladegerät verkündete, das Logbuch sei voll, also fuhren wir auch dort wieder unverrichteter Dinge weg und fanden schließlich eine Tankstelle mit Schnelladesäulen.

Das hat mich als Konzept sofort überzeugt. Die Tankstelleninfrastruktur ist ja hervorragend, ich sehe gar keinen anderen Weg, als an alle Tankstellen auch e-Ladesäulen zu stellen und zwar erstmal ein paar („unsere“ Tankstelle – ich sage das so, weil ich vorhersehe, dass der Besuch dieser Tankstelle ein festes Ritual mit Frau Herzbruch wird) hatte vier Säulen, davon waren nachts um 2 mit uns drei Säulen belegt) und dann, wenn die e-Fahrzeuge mehr werden, immer mehr, weil man ja den längeren Ladevorgang einkalkulieren muss. Was ich auch schon voraussehe: Ladesäulengespräche. Die zwei Fahrzeuge neben uns, also ihre Betreibenden, waren schon in Kontakt gekommen, Frau Herzbruch stieg nach Einstöpseln schnell wieder ein und ließ die Fensterscheiben nach oben. Ich berichtete ihr von meiner Vorahnung der Ladesäulengespräche, ähnlich wie unter Personen, die Hunde ausführen. Frau Herzbruch – große Anhängerin der e-Fahrzeuge – wollte vehement abstreiten, erinnerte sich aber dann, selbst schon mit einem Tesla-Fahrer an einer Ladesäule in ein Gespräch über Autos verwickelt worden zu sein.

Was mir an der Ladesäule auffiel: es wurde kein Preis angezeigt. Was mir auch auffiel: Man soll diese Akkus ja nur bis 80 % laden, halt wie andere Akkus auch, am Handy, am Laptop etc und ich frage mich wirklich warum zum Teufel es uns notwendig gemacht wird, uns damit zu befassen. Das kann der Hersteller doch wohl softwareseitig so einrichten, dass bei 80 % Schluss ist, also 80 % 100 % sind und wenn man, warum auch immer, akkuschädigend vorgehen und mehr laden möchte, gibt man das extra frei. Warum ist zur Vernunft immer noch ein Extraschritt nötig? Das geht mir unglaublich auf die Nerven. Der sinnvolle Weg muss leicht gemacht werden, das ist doch wirklich soziologisches Grundwissen.

Sie sehen, ich bin vom Stand der Elektromobilität noch nicht ganz überzeugt. Da müssen wir noch ein bisschen dran arbeiten und dabei nicht aus dem Kopf verlieren, dass es zwar die umweltfreundlichere Variante des Autofahrens ist, aber eben auch nur „ere“. Und, ich sagte es heute schon zu Frau Herzbruch: ich möchte auch wirklich nicht an jedem zweiten Parkplatz in der Stadt noch eine Ladesäule rumstehen haben. Was ich eigentlich möchte ist, dass jedes zweite Auto verschwindet. An dieser Stelle fällt mir ein, dass ich neulich auf der Seite der Tagesschau, glaube ich, einen Bericht las, dass die Infrastruktur der Bahn jetzt aber mit deutlich mehr Fahrgästen wirklich nicht vereinbar sei. Jetzt ist aber auch echt mal genug Bahn gefahren, sozusagen. Keine Ahnung, was dazu noch zu sagen ist, vielleicht ist die Botschaft so etwas Ähnliches wie „löscht euch doch einfach“.

Jetzt zu etwas völlig anderem: ich hatte neulich ein halbes Brot, das schon vier oder fünf Tage lag, also nicht mehr eingefroren werden konnte. Es war absehbar, dass wir es in den nächsten Tagen paar Tagen nicht essen könnten und auch, dass es im Brotkasten bald anfangen würde, zu schimmeln. Weder wollte ich das Schimmeln abwarten noch ein noch gutes Brot wegwerfen, also habe ich es in Scheiben geschnitten und (schimmelfrei) trocknen lassen. An dieser Stelle weiß ich jetzt aber nicht weiter, was kann ich denn aus einem halben getrockneten Graubrot in Scheiben machen?

14 Kommentare zu „13. August 2023“

  1. Wenn du Brot selbst backst, gibt es einige Rezepte für die Altbrot benötigt wird.
    Ansonsten fällt mir nur Entenfüttern ein, aber das ist ja auch nicht mehr gesund.

  2. Was die Brotfrage betrifft: ich würde es rösten und als Croutons in Salate geben oder zu herzhaften Semmelbröseln zermahlen. Z.B. zum Binden von Saucen. Beides hält länger.
    Schönen Restsonntag!

  3. getrocknetes graubrot in scheiben kann man noch einmal kleinschneiden auf würfel (könnte man natürlich auch schon vorausschauend machen) und dann mit vielen kräutern in wenig fett (gerade so viel dass nix anbrennt) rösten. optional kann man kurz vor dem gewünschten röstzustand noch feingeriebene/geschnittene/zerbröselte käsereste drüberstreuen. eignet sich als suppeneinlage (schwammerlsuppe, erdäpfelsuppe, gemüsesuppe), als drüberstreuer für salat, oder auch als knabberei zwischendurch. hält sich in luftdichten gläsern etliche wochen.
    man kann aber das graubrot auch, wenn es schon drei tage lang herumgelegen hat, auf einer seite mit butter bestreichen und mit dieser seite dann in eine pfanne oder eine auflaufform oder auf ein backblech legen, alternativ natürlich kann man auch das kochgeschirr mit wenig öl einfetten, und dann legt man auf die graubrotscheiben alles, was im kühlschrank herumliegt und nicht flüchten kann. käse drüber, im backrohr gratinieren, salat dazu: 1a-sommeressen.

  4. Offensichtlich hätten wir weniger das bedingungslose Grundeinkommen diskutieren sollen und mehr die Ladeconvenience von Elektroautos. Mein Auto ist so eingestellt, dass es bei 80% aufhört zu laden, wenn ich etwas anderes möchte, muss ich das händisch ändern. Darüber hatte ich dich nicht ausreichend informiert, das war ein Fehler. Zukünftig werde ich noch detaillierter Autothemen besprechen.

    1. Das hatte ich schon verstanden, dass es bei 80 % von selbst aufhört. Sonst könnte man ja nicht weggehen während es lädt. Ich störe mich daran, dass das dann 80 % genannt wird. Wenn der Akku idealerweise bis zu dieser Schwelle geladen werden soll, sollte das als 100 % bezeichnet sein. (Und halt nicht nur beim Auto)

  5. Eine Zwiebel und ein paar Knoblauchzehen (alles kleingeschnitten) in Butter oder Fett anrösten, Brotreste klein brechen, kurz durchschwenken und mit Brühe aufgießen. Eine Weile kochen lassen, pürieren und mit Sahne, Pfeffer und Muskat abschmecken. Evt. zu Beginn ein paar Brotbrocken beiseite legen und beim Anrichten als Deko über die fertige Suppe streuen.

  6. Welch schöner Zufall: Wir waren heute bei den Eltern von Herrn Kaltmamsell, und Frau Schwieger (Jahrgang 1939) erzählte von den mageren Nachkriegsjahren und wie ihre Mutter, wenn es mal Brot gab, extra viel davon kaufte und es in Scheiben im Ofen „bähte“, also trocknete, um es haltbar zu machen. „Und dann hat’s halt viel Brotsupp’n geb’n.“

    1. Serviettenknödel?
      4 Eier (M)
      500 ml Milch
      500 g Semmelwürfel
      40 g Petersilie, gehackt
      1 Zwiebel, gewürfelt
      2 EL Butter
      Salz
      Pfeffer
      Muskat

      Eier, Milch, Salz, Pfeffer und Muskat verquirlen und über die Semmelwürfel gießen. Die Zwiebel in der Butter glasig dünsten. Zwiebel und Petersilie unter die Knödelmasse mischen und ca. 20 Minuten durchziehen lassen.
      Knödelmasse zu 4 Rollen formen und in Frischhaltefolie wickeln. Rollen jeweils mit Alufolie umwickeln und die Enden eindrehen.
      Wasser aufkochen, Knödel einlegen und ca. 30 Minuten schwach wallend köcheln. In Scheiben zu Braten oder Gulasch.

  7. In meiner Kindheit gab es Ofenschlupfer. Ein süßer Auflauf mit Äpfeln, Brotscheiben in Milch einweichen, abwechselnd mit Apfelscheiben in eine Form schichten, Eiersahne mit viel Zimt drüber und ab in den Ofen. Ich mochte das als Kind sehr, besonders wenn noch alte salzige Brezeln mit dabei waren.

  8. Wir machen aus den Brot-/Brötchenresten immer Semmelknödel. Dafür werden die Reste klein geschnitten und getrocknet und so lange zusammen gesammelt, bis die Schüssel voll ist und damit eine ausreichende Menge für Knödel zusammen gekommen ist.

  9. Ich werfe noch den „bettelmann“ meiner Mutter mit in die Runde: in Rotwein aufgeweichte graubrotscheiben werden abwechseln mit apfelscheiben in einer kleinen gefetteten Auflaufform geschichtet/gestellt. Darüber noch ein paar butterflocken, Zimt und Zucker und ab in den Ofen. Warm mit Vanilleeis genießen.

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