17. September und der Sommer tritt nach, es ist noch immer zu warm für alles und gleißendes Licht und ich bin heute nur kurz rausgegangen zum Wählen, also mal eben 10 Minuten auf der Straße und ja, Sonnenschutz vergessen, weil ich eigentlich ja gar nicht raus will bei Sonne und schon jucken jetzt die Arme. Ich hasse alles. Den Laptop auf den Beinen zu haben ist schon zu warm, obwohl der gar nicht warm wird, weil es ja ein Chromebook ist, die fehlende Luftzirkulation reichet schon aus, um alles unangenehm zu machen. Andere Dinge tun kommt noch weniger in Frage, die Wohnungshälfte südlich vom Flur ist sowieso nicht nutzbar wegen warmer Wände, warme Wände finde ich fast so ekelhaft wie Fußbodenheizung.
Da ich bei Hitze bekanntlich auch nicht denken will (warum sollte ich? Andere können ruhig auch leiden!) arbeite ich stumpf Fragen ab, nämlich heute aus der neuerdings oben verlinkten unverbindlichen Contentvorschlagliste, die ich also jetzt nicht mehr manuell verlinken muss, sonst wäre mir heute der Eintrag auch zu lästig gewesen, die Frage: „Wie lange ging das Meditations-Experiment? Lessons learned?“
Sie können das von mir aus gerne Meditations-Experiment nennen, ich selbst habe ja generell nie Interesse an theoretischem Überbau (was, nur ganz nebenbei bemerkt, auch den Großteil meines Leidens an der aktuellen Social Media Dreifaltigkeit Twitter-Tröt-Bluesky ausmacht, auch da interessiert mich der theoretische Überbau nicht sondern nur die Funktionalität, so dass mich die ständigen Gesprächen über die vermeintliche „Haltung“ einer Plattform enorm langweilen). Was ich eine Zeit lang – ich erinnere mich schon kaum noch, wann war das eigentlich? – betrieben habe war, mich mehrmals täglich von einem Handyalarm erinnern zu lassen, dass ich mal ein paar Minuten gar nichts mache sondern mich besinne, wo ich eigentlich gerade bin und möglicherweise, in welchem Zustand ich bin. Zweimal täglich, vielleicht dreimal, ich weiß es nicht mehr. Es tat mir gut, wenn es dazu kam, allerdings kam es nicht länger als maximal eine Woche überhaupt dazu.
Die Gründe, ich weiß noch nicht, wie viele es werden:
- Ich bin meistens sehr im Moment. Wenn ich A mache, denke ich nicht daran, dass ich auch B mache könnte, B fällt mir erst wieder ein, wenn A beendet ist. Also denke ich im Regelfall nicht an diese Übung, außer ich lasse mich daran erinnern.
- Wenn ich mich erinnern lasse, tut das ein Handyalarm. Eine andere Möglichkeit fällt mir nicht ein. Es wäre schön, wenn ich immer eine Person neben mir hätte, die sich komplett unauffällig verhält und mich nur immer, wenn der Moment gerade günstig ist (weil die Störung nicht allzu massiv) an Dinge erinnert, die ich gut einschieben könnte. Diese Person könnte sich auch merken, wo ich Dinge ablege oder wen ich noch alles anrufen muss, dann müsste ich keine Zettel schreiben. Sie könnte mir auch beim Einkaufen zuflüstern, was ich alles kaufen wollte, dann müsste ich nicht eine Hand am Einkaufswagen haben und eine am Handy und wenn ich dann zwei Hände brauche, um etwas aus dem Regal zu nehmen, müsste ich nicht das Handy irgendwo im Regal ablegen und an den Verbleib des Handys müsste mich dann diese Person auch gar nicht wieder erinnern. Sie könnte mich erinnern, die Bürotür nach dem Telefonieren wieder zu öffnen und die Jalousie runterzulassen, bevor (!) die Sonne kommt und die Schuhe wieder anzuziehen, bevor ich zum Kopierer gehe und da meinem Chef begegne. Ab und an könnte sie von meiner Seite weichen, z.B. jetzt, und mir den Obstsalat aus dem Kühlschrank holen oder das Auto zum TÜV fahren. Das wäre eine total sinnvolle Ergänzung in meinem Leben. Leider weiß ich nicht, wie ich das realisieren soll. Deshalb der Handyalarm.
Jetzt ist es so, dass ich – eben weil ich diese gerade beschriebene Person nicht habe – mich sehr, sehr häufig mit Hilfsmitteln an etwas erinnere und den Handyalarm muss ich sparsam dosieren, weil er mich immer irgendwo rausreißt. Sie wissen alle, ich bin eine riesige Freundin, Fanatikerin schon, des Energiemanagements. Es zieht mir Energie, von einem Handyalarm unterbrochen zu werden, wenn ich die Lösung für ein kniffliges Problem gerade fast gegriffen habe und dann hab ich verdammt nochmal keinen Bock zu meditieren oder wie Sie das nennen wollen, und ich welchem Zustand ich mich befinde muss ich dann auch nicht erst ergründen, ich weiß es ganz genau: ich bin unfassbar genervt. - Ein weiterer Grund ist, dass ich dafür tagsüber schlicht nicht bezahlt werden, die Tür zu schließen und die Augen und mich mal eben kurz zu ergründen…
- … und nach Feierabend habe ich echt andere Interessen als mich selbst und dazu keine Lust.
Das Meditationsexperiment ging also, das ist Teil I der Antwort, ca. 1 Woche. Lessons learnt (meine bevorzugte Schreibweise) als Teil II sind, dass es mir definitiv gut tut, mich ab und an mit mir selbst rückzuvergewissern, das definitiv. Die Frage ist das Timing, ein willkürlicher Termin irgendwann am Tag passt mir dafür nicht. Eher nützlich ist es mir als verstärkt eingesetzter Part bei allgemeinen Überlegungen, wie ich an eine konkrete Sache herangehen könnte, warum irgendetwas gerade hakt, warum sich anderes nicht gut anfühlt. Da ist es sehr nützlich, mich zu Beginn der Überlegungen kurz in mir zu finden, zu positionieren und dann besser einschätzen zu können, welcher Haltung meine Urteile gerade entspringen und ob ich zu Dingen, die ich tun möchte, gerade gut aufgestellt bin oder sie lieber auf einen anderen Moment verschiebe.