24. September 2023
Es ist Sonntag, das ist schlecht, da ich nun das Gefühl habe, zur Sonntagsbloggerin zu verkommen. Bekanntlich ist nicht bloggen aber auch keine Lösung. Ich weiß selbst nicht, was hier los ist. Ich glaube, wenn ich nicht täglich schreibe, muss ich zu sehr überlegen, ob ja oder nein. Das ist mir pro Tag eine Entscheidung zu viel.
Das Wochenende habe ich mit Fragmente verbracht, darüber werde ich noch separat berichten, oder vielleicht auch nicht, wer weiß das schon. Derzeit fehlt mir noch der Abstand, es war alles unglaublich schön und ist in meinem Kopf noch, möglicherweise dauerhaft, unsortiert.
Für heute habe ich mein vorläufiges Fazit zu BlueSky versprochen. Um das liefern zu können, habe ich die App erst einmal ausgiebig nutzen müssen und ungefähr drei Wochen lang eine „complete BlueSky immersion“ betrieben, sprich: weder Twitter noch Tröt genutzt. Drei Wochen lang. Ächz. Vier Ausnahmen gab es. Dreimal habe ich mich verklickt, es sieht einfach auch alles sehr gleich aus. Beim vierten Mal war es Absicht, ich habe Geburtstagsgrüße gesendet.
Wie hat sich das also angefühlt… ich beschränke mich auf die Aspekte, die mich interessieren und will hier kein Gesamtbild geben, bin ja keine Computerzeitschrift: Zunächst war es sehr leer und langweilig. Ich habe mich dann hineingeworfen, es ist, wie Fragmente am Wochenende in einem Nebensatz bemerkte, meine (gar nicht so) geheime Superkraft, Beziehung zu schaffen, so dass zwei oder drei Tage später ausreichend los war, um mir angenehme Feierabendunterhaltung zu bieten.
Was mir ganz zentral nicht gefällt, ist, dass man an BlueSky derzeit nur mit Einladung teilnehmen kann. Manche sagen, es liegt daran, dass das alle noch im Beta-Stadium ist, manche sagen, es ist, damit keine Spammer etc. hineinkommen – was der Grund ist, ist mir vollkommen egal, ich möchte nicht dauerhaft Teil einer Gated Community sein.
Die zweite Sache, die mir fehlt, ist die Möglichkeit private Nachrichten zu schicken – ob die jetzt speziell geschützt sind oder nicht, ist mir dabei egal, sie sollten nur nicht in der öffentlichen Timeline stehen. Ich hatte z.B. innerhalb der Plattform keine Möglichkeit, Cucinacasalinga den täglichen Videokonferenzlink zu schicken, ohne dass alle mitlesen. Das finde ich lästig, weil ich sowohl Twitter als auch Tröt für kurze Absprachen verwende: Kaffee heute nachmittag, wann/wo? Willst du kurz anrufen, Nummer ist xxx? Ich zeig es dir kurz am Bildschirm, wähl dich mal bei xxx ein. Solche Dinge. Das war lästig.
Sehr gut gefallen hat mir die Zeichenbegrenzung. 300 sind es, das ist für mich noch angemessen knapp, so dass es zu präzisem Schreiben auffordert. Für mich auch schön ist, dass die Funktionen (bisher) sehr reduziert und damit simpel und intuitiv sind, denn ich bin überzeugte Anwenderin und habe keine Lust, mich mit Funktionsweisen auseinanderzusetzen.
Viel diskutiert wird ja auch immer der „Charakter“ einer Plattform. Da kann ich selbst nicht mitgehen, für mich sind es technische Möglichkeiten und wer sich wie ein Idiot verhalten möchte, wird immer einen weg finden. Ich habe Twitter gern genutzt, bis dort keine für mich sinnvollen Gespräche mehr stattfanden. Ich habe in Tröt viele Leute wiedergefunden, neue nette hinzugewonnen und mich vielleicht – damit setze ich mich noch weiter auseinander – ein bisschen falsch aufgestellt, so dass ich zu vieles, das mich enorm desinteressiert, lese. Das kann (und muss) ich natürlich selbst steuern.
Gut gefallen hat mir, dass die Plattform für alle relativ neu ist. Die Karten werden (ein bisschen) neu gemischt, die Bubbles sind noch nicht so verfestigt, auch wenn sich natürlich viele wiederfinden. Es ist ein kollektives Ausprobieren ohne Deutungshoheit, das gefällt mir, genauso klar ist, dass das mit der Zeit ganz naturgemäß verfliegen wird.
Was ich mit meinen Erkenntnissen mache, weiß ich noch nicht – bewusst qua Entscheidung vermutlich gar nichts, ich werde nutzen, was gerade Spaß macht, meine Timeline bei Tröt noch etwas geradeziehen, so dass mich weniger nervt und dann sehen, was passiert.